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Heiteres Kriegerlis-Raten

Da guckst du. Was macht denn die Ukraine in Russland?

Nun ist’s doch schon einige Tage her, dass ukrainische Truppen in Russland eingefallen sind. Das brachte vor allem die deutsche Regierung etwas in die Bredouille; weil schon wieder deutsche Panzer in der Nähe von Kursk, das erinnert halt fatal ans letzte Mal, als unter Adolf Nazi die deutsche Wehrmacht hier barbarisch hauste.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich die Indizien verdichten, dass die Sprengung der Nordsee-Pipeline von Selenskyj höchstpersönlich angeordnet und von ukrainischen Tauchern durchgeführt wurde. Das geht jedenfalls aus einem profunden Recherchierstück des «Wall Street Journal» hervor. Und das wäre dann nicht nett gegenüber Deutschland.

Aber fast noch schlimmer hat’s alle Kriegsgurgeln und Kommentatoren und Analysten und Besserwisser und Schreibtischgeneräle erwischt. Was soll man von diesem Einmarsch halten? Der Leser erwartet Einordnung und Analyse. Serviert bekommt er Gewäsch:

«Zurzeit sei sehr schwer abzuschätzen, ob diese Operation tatsächlich ein strategischer Erfolg wird, sagt der Militärexperte Georg Häsler in dieser Videoanalyse.» Wo ist nur der zackige Oberst Häsler in der NZZ, wenn man ihn mal braucht.

Auch der ETH-Militärexperte Marcus Keupp «ordnet ein». Unverdrossen, nachdem er schon mal den baldigen Sieg der Ukraine vorhergesagt hatte. Allerdings für den Herbst 2022. Dadurch gewitzt, ist er nun entschieden vorsichtiger geworden und äussert nur noch Brei:

«Die Ukraine führt diesen Krieg als eine Art Testoperation.» Ach was, was wird denn da getestet? «Es gibt kein klares Operationsziel, sondern man versucht eher, Lücken im Gelände ausfindig zu machen.» Und was macht der Russki? «Auch wenn die Russen im Moment ziemlich dilettantisch agieren, wird es ihnen irgendwann schon gelingen, diesen Raum abzusichern.» Raum absichern, das Gummiwort des Tages.

Wie immer völlig sicher in seiner Analyse ist sich der Kriegstreiber am heimischen Herd der «Süddeutschen Zeitung» in München. Der Tagi übernimmt brav, was Stefan Kornelius nicht wieder alles weiss: «Moskau soll sehen, dass es verwundbar ist». Inzwischen hat er auch den Kremlherrscher Putin völlig durchschaut: «Offensichtlich gehört es zu den Mustern des Krieges, dass Putin Muster nicht erkennt.»

Völlig gaga wie immer ist der «Nebelspalter». «Die Ukraine trägt den Krieg nach Russland. Gut so.» Na ja, wenn man einen Chef hat, der schon die Bombardierung Moskaus forderte …

Nur «watson» ist für einmal nachdenklich: «Ukrainer rücken in Russland vor – und haben sich damit womöglich komplett übernommen». Ein Hintertürchen gibt’s allerdings, sollte das nicht der Fall sein: das Zauberwort «womöglich». Und selbst die SDA buddelt etwas im Sandkasten: «Ukraine sieht Kursk als Faustpfand für Friedensverhandlungen

Eher fatalistisch gestimmt ist dagegen «20 Minuten»: «Ukraine erobert 1000 km2 Russland – und wartet auf Putins Rache». Und «Cash» schliesslich weiss: «Krisensitzung in Moskau: Putin will endlich Ruhe an neuer Front von Kursk».

Ruhe, wer will das nicht. Der Leser will vor allem seine Ruhe vor all diesen Kommentatoren, die doch Mal für Mal nichts anderes zeigen als: sie haben keine Ahnung. Sie können nichts vorhersehen. Ihre Analysen haben eine Halbwertzeit von einer Flasche Wodka bei einem russischen Umtrunk. Niemand von ihnen hat mit der Möglichkeit gerechnet, dass die Ukraine die Grenze zu Russland überschreitet.

Keiner ist in der Lage, die möglichen Folgen aufzuzählen. Ein Debakel nach dem anderen. Nach wie vor ist völlig unklar, wie sich diese Lage weiterentwickeln wird. Genauso unklar, wann es endlich zu Friedensverhandlungen kommen wird. Denn nur völlig verblendete Kriegsgurgeln rechnen ernsthaft damit, dass die Ukraine Russland zurückschlagen oder gar besiegen könnte.

Wer Sieger wird, steht in den Sternen. Nur die Verlierer sind längst bekannt. Die ukrainischen und russischen Soldaten. Die Zivilbevölkerung. Und der Leser, der sich solchen Quatsch und solches Gequassel anhören muss. Muss? Muss er eben nicht …

 

Wumms: Stefan Kornelius

Kornelius sorgt immer wieder für das organisierte Erbrechen bei den Lesern.

Geht es darum, an Julian Assange herumzumäkeln: Kornelius ist zur Stelle. Die Ami-Justiz sei ihm gegenüber voreingenommen? «Das ist eine groteske Unterstellung, die seit Jahren schon angestellt wird, um den Fall politisch aufzuladen

Auch als Kriegsgurgel schlägt ihn keiner: «Putin führt keinen Wettbewerb um den stärkeren politischen Willen, er führt Krieg um des Krieges willen.»

Seit braunen Zeiten unter Adolf Nazi wurden russische Soldaten nie mehr so als vertierte Unmenschen abgebürstet: «Die Hemmungslosigkeit der russischen Streitkräfte wird gedeckt vom Vernichtungsdrang ihrer Führung. Es ist diese blutige Rohheit, die an die Tradition der Kosaken-Einheiten des zaristischen Russlands erinnert – freie Reiterheere, Krieger-Clans, Männerbünde aus der Steppe, die alle Konventionen des Krieges unterboten und für Grausamkeit im Kampf sorgten.»

Jede anständige Redaktion hätte ihm längst das Wort entzogen, den Computer ausgestöpselt und ihn gebeten, einen anständigen Beruf zu lernen. So aber darf er sich als deutscher Herrenreiter weiter austoben, leider auch weiterhin bei Tamedia. Dem Konzern ist wahrlich jedes Qualitätsbewusstsein, jede Verteidigung eines gewissen Niveaus abhanden gekommen.

Kornelius kann ungehemmt und ungeniert Stuss schreiben, Noten verteilen, Anordnungen geben. Wie ein verrückter General, der in der geschlossenen Anstalt Heere aufeinanderprallen lässt – in seiner Einbildung.

Aber Kornelius macht das in der Realität – oder was er dafür hält. In seiner Realität interessiert es brennend, dass er den US-Präsidenten scharf zurechtweist: «Joe Biden ist der Falsche, um den Supreme Court zu reformieren». Warum? Na, reicht doch, wenn Kornelius das sagt. In seiner Welt.

Angetan ist er hingegen von der Vizepräsidentin, die ihre Partei zweimal nicht zur Präsidentschaftskandidaten machen wollte – bis sie musste. Aber: «Plötzliche Euphorie: Harris` Blitzstart in den Wahlkampf».

Doch besonders am Herzen liegen Kornelius kriegerische Auseinandersetzungen, da ist er ganz in seinem Element, als Westentaschengeneral: «Israel kann nicht siegen», behauptet er in der «Süddeutschen Zeitung», «Einen Mehrfrontenkrieg kann Israel nicht gewinnen», schwächt Tamedia das gleiche Geseire ab.

Es ist mal wieder zum Mäusemelken, dass das israelische Kriegskabinett, die Militärführung oder Netanyahu möglicherweise nicht auf die Unke aus München hören werden. Denn die weiss: «Die Hochrüstung durch den Iran hat die Hizbollah derart schlagkräftig werden lassen, dass eine israelische Überlegenheit nicht mehr garantiert ist. Wenn Israel jetzt die zweite Front eröffnet, könnte es tatsächlich in einen Krieg um seine Existenz schlittern.»

Aber dank Kornelius wird Israel dieses Schlittern vermeiden. Oder nicht? Der Militärstratege macht einen kurzen Ausflug in den Jom-Kippur-Krieg von 1973 und fährt fort: «Heute würde ein Zwei- oder Mehrfrontenkrieg gegen hochgerüstete Terrormilizen nur einen Verlierer kennen: Israel.»

Der kleine Unterschied zu damals ist, was Grossstratege Kornelius vergisst: Israel hat inzwischen die Atombombe. Ist aber nur ein Detail.

ZACKBUM fragt sich: wissen das die Entscheidungsträger dort? Wird ihnen diese mahnende Botschaft wenigstens per reitendem Boten, als diplomatische Depesche, am besten mit ihrer unnachahmlichen Stimme vorgetragen von Annalena Baerbock, überbracht?

Wann wird Kornelius endlich zum militärischen und politischen Sonderberater des israelischen Ministerpräsidenten ernannt? Wenigstens mit einem Orden ausgezeichnet? Wann wird eine Strasse in Jerusalem nach ihm benannt? Ist es nicht überfällig, ihn als «Gerechten unter den Völkern» zu bezeichnen?

Denn so autoritär, wie Kornelius auftritt, kann es doch nicht sein, dass seine Sermone ungehört verhallen, einer nach dem anderen, morgen erinnert man sich schon nicht mehr an den von heute. Oder etwa doch?

Der über Israel war übrigens vom 29. Juli. Heute genauso vergessen wie seine zitierten Vorgänger. Man fragt sich bang: was wird in Kornelius Haupt vorgehen, wenn er sich eingestehen muss, dass schlichtweg nicht mal drittrangige Entscheidungsträger in der Welt auch nur einen feuchten Furz auf seine Meinung geben?

Assange free!

Endlich mal eine gute Nachricht.

Laut übereinstimmenden Berichten wurde Julian Assange aus dem Hochsicherheitsgefängnis in England entlassen und ist auf dem Weg in seine Heimat Australien. Dabei soll es einen Zwischenstopp geben, wo er eine teilweise Schuldanerkennung unterzeichnen werde.

In dieser soll er sich teilweise der Spionage schuldig bekennen; die entsprechende Strafe gelte mit seiner überlangen Haft in England als abgesessen.

Assange hatte auf seiner Enthüllunsplattform Wikileaks Hunderttausende von US-Dokumenten veröffentlicht, die schwere Kriegsverbrechen der USA im Irak und in Afghanistan nachwiesen. Damit zog er sich den Zorn der US-Regierung zu, die lange Jahre auf seiner Auslieferung in die USA bestand, wo ihm möglicherweise 175 Jahre Haft gedroht hätten.

Sollten diese letzten Etappen seines Martyriums überstanden sein, muss sich Assange um seinen angeschlagenen physischen und psychischen Gesundheitszustand kümmern. ZACKBUM wünscht ihm auf diesem Weg alles Gute und Bessere. Neben Edward Snowden gehört er zu den wenigen Menschen, die sich furchtlos mit dem mächtigsten Staat der Welt angelegt haben – und überlebten.

Gleichzeitig erinnern wir an die Schandflecke der Mainstreammedien. Nur lustlos haben sie in den letzten Jahren über den Fall Assange berichtet, zu peinlich war ihnen dieser schwarze Fleck, diese Behandlung eines Dissidenten im freien Westen. Das Asyl in einer Botschaft, seine Verhaftung, seine fünfjährige Isolationshaft in einem Hochsicherheitsknast nahe London.

Besonders schändlich waren die Einlassungen des vorher schon verhaltensauffälligen Journalisten Stefan Kornelius aus München, dessen abstruse Kommentare aus der «Süddeutschen Zeitung» dank Tamedia auch auf den Schweizer Leser überschwappten.

So schrieb diese Schande seiner Zunft tatsächlich: «Nichts an diesem Mann ist einfach. Die Geschichte des Wikileaks-Gründers, Hackers und Politaktivisten ist überladen mit Widersprüchen, Mythen und einer ungesunden Ideologisierung.»

Der Atlantiker Kornelius will nichts auf die recht bekleckerte Weste der US-Wildwestjustiz kommen lassen. Daher schäumt er gegen all die, die den Amis «eine Politisierung der Justiz unterstellen, die ein Verfahren in den USA unmöglich erscheinen lässt».

Unglaubliche Frechheit, ist Kornelius ausser sich: «Das ist eine groteske Unterstellung, die seit Jahren schon angestellt wird, um den Fall politisch aufzuladen.» Dass ein US-Verteidigungsminister seinen Tod gefordert hat, dass selbst Friedensnobelpreisträger Obama grimmig wurde, wenn es um Assange geht, dass von US-Politikern sein Tod ohne Prozess gefordert wurde, was soll’s.

Was wirft er Assange eigentlich vor? «Die Publikation von einer Viertelmillion Datensätzen hält keinem Vergleich stand, in ihrer Masslosigkeit und Radikalität widerspricht sie allen journalistischen Grundsätzen.»

Ein Journalist der «Süddeutschen Zeitung», die schon ungezählte Male an der Ausschlachtung und Publikation von Millionen von gestohlenen Datensätzen beteiligt war, bezeichnet das, was Assange tat, als masslos und im Widerspruch zu journalistischen Grundsätzen?

Wie absurd und wider jede Logik und gesunden Menschenverstand darf hier jemand wüten, ohne dass ihm Einhalt geboten wird?

Gab es auf diesen Unsinn wenigstens Gegenworte aus der Tamedia-Redaktion? I wo, dafür ist Assange nicht woke genug, hat nie behauptet, ein Opfer sexueller Übergriffe gewesen zu sein. Im Gegenteil, auch gegen ihn wurden solche haltlosen Vorwürfe erhoben; entsprechende Untersuchungen in Schweden wurden nach Jahren eingestellt.

Hat Tamedia wenigstens etwas gelernt? I wo. So kommentiert der Autor der SZ Adrian Kreye das Geschehen:  «Pionier des Journalismus. Julian Assange ist frei. So endet ein Rechtsstreit glimpflich, durch den alle Seiten viel verloren haben. Trotz allem ist dem Wikileaks-Gründer ein besonderer Platz in der Geschichte sicher.»

Könnte man so stehen lassen. Aber was verstolpert Tamedia daraus und versteckt es – im Gegensatz zum Original-Artikel – hinter der Bezahlschranke? «Analyse zum Assange-Freispruch: Ein Pionier der Pressefreiheit, der seiner Sache schadete. Julian Assange ist frei. Er wird als Kämpfer und Erneuerer des Journalismus in die Geschichte eingehen. Und als Egomane, der oft für Aufruhr statt Aufklärung sorgte.»

Anschliessend folgt der gleiche Lauftext aus der SZ. ZACKBUM wartet darauf dass mal ein Autor der SZ sich dagegen verwahrt, durch unfähige Produzenten bei Tamedia dermassen durch den Kakao gezogen zu werden.

Alleine eine Tat von Assange verdient schon mal tiefsten Respekt. Am 5. April 2010 veröffentlichte Wikileaks Videoaufnahmen, wie ein US-Kampfhelikopter auf Zivilisten in Bagdad Jagd machte und sie tötete. Als anschliessend noch die Tonspur veröffentlicht wurde, wie sich die Soldaten grölend über die um ihr Leben rennenden Menschen lustig machten, herrschte allgemeine Abscheu, Vielleicht mit Ausnahme von Kornelius.

Was nachzutragen bleibt: keiner der an diesem Massaker Beteiligten wurde jemals zur Rechenschaft gezogen …

Also ist Assange endlich frei, nachdem er einen hohen Preis für seinen Mut bezahlte. Ganze 63 Treffer gibt es für das Stichwort Assange in der Mediendatenbank SMD am Dienstagmorgen. Eher überschaubar, wenn man das mit den Berichten über den russischen Dissidenten Nawalny vergleicht. Über den erschienen im vergangenen Jahr über 6000 Berichte; über Assange kümmerliche 1000, was vor allem der Tatsache geschuldet ist, dass er durch seine Berufungen gegen das US-Auslieferungsgesuch ein wenig in die Schlagzeilen kam.

Ob sich hier das schlechte Gewissen von Mainstream-Journalisten ausdrückt, die wohlfeil auf den Kreml einprügelten und dessen unmenschliche und letztlich tödliche Behandlung eines Dissidenten kritisierten? Während sie vorsichtig ihr Einreisevisum in die USA nicht in Gefahr bringen wollten, stattdessen die Vorgehensweise Assanges kritisierten, der ebenfalls ohne Rücksicht auf Verluste Öffentlichkeit in Dunkelkammern herstellte.

Aber wenn zwei das Gleiche tun, ist es im einäugigen Mainstreamjournalismus natürlich nicht das Gleiche. Jede Publikation mit Reichweite, die etwas auf sich hält, hätte unablässig auf das Schicksal Assange hinweisen müssen. Nur die «Weltwoche» widmete ihm jüngst eine Titelgeschichte.Überall sonst faselten Journalisten von Kornelius abwärts (kaum möglich) und aufwärts Unverbindliches. Ein Schandfleck.

Münger lebt!

Der Auslandchef von Tamedia ist ein grosser Schweiger. Nicht immer. Leider.

Es gibt zwei gute Nachrichten, wegen Seltenheitswert zuerst: Christof Münger lebt. Und der Auslandchef von Tamedia überlässt das Feld nicht vollständig der «Süddeutschen Zeitung» mitsamt deren Irrwisch Stefan Kornelius, das Tiefseelot der reinen Geschmacklosigkeit.

Nein, zum Jahrestag des russische  Überfalls auf die Ukraine schmiedet Münger einen Leitartikel. Wie es sich für den Tagi gehört, besteht der Artikel ca. zur Hälfte aus Bild und Weissraum:

Schade, dass es auch noch Text dazu gibt. Der stammt von einem «promovierten Historiker». So von Kollega zu Kollega: «Gerade während der Berlin-Krise Anfang der 60er-Jahre waren die Verbündeten nicht immer einer Meinung, wie sie mit den sowjetischen Kriegsdrohungen umgehen sollen.» Es steht zu vermuten, dass Münger hier die zweite Berlinkrise meint, es handelte es sich hier um einen Versuch der damaligen Sowjetunion von 1958, endlich zu einem Friedensvertrag nach dem Zweiten Weltkrieg zu gelangen und den Status von Berlin-West zu klären.

Aber Geschichte ist meistens komplexer, als es sich Historiker vorstellen wollen. Doch das ist ja nur ein misslungener Ausflug in die Geschichte. Eigentlich will Münger Gültiges zur Gegenwart sagen. Und die ist kein schöner Anblick:

«Zwei Jahre nach dem russischen Überfall blutet die Ukraine aus. … leisten weiterhin einen heroischen Abwehrkampf, doch die Kräfte lassen nach, die Munitionsvorräte schwinden. … Inzwischen geht es nicht mehr nur um die Ukraine, sondern um einen globalen Kampf zwischen Demokratien und Autokratien.»

Aber auch hier hat Münger etwas Orientierungsschwierigkeiten. Die Ukraine sei eine Demokratie? Was hat der Mann denn geraucht? Nichts Aufhellendes, denn er sieht dunkel in die Zukunft: «Deshalb muss der Westen mit dem Schlimmsten rechnen und sich auf die grösste Reifeprüfung seit dem Ende des Kalten Kriegs vorbereiten.»

Worin besteht denn diese «Reifeprüfung»? Er meint aber nicht die mit Nastassja Kinski, vermutlich. Sondern er meint eine, bei der weiter Ukrainer für uns, für Münger, für uns alle krepieren dürfen: «Nur wenn die Ukrainer endlich die Mittel bekommen, die sie brauchen, können sie einen umfassenden russischen Durchbruch verhindern.» Allerdings hat es Münger auch nicht so mit Zahlen: «Es gibt Hunderttausende Tote an der Front und dahinter.» Die UNO zählt hingegen etwas über 10’000 zivile Opfer in der Ukraine, zur Zahl getöteter Soldaten äussern sich beide Seiten nicht.

Vielleicht ist deswegen diese Aberwitzzahl nur online in Müngers Leitartikel vorhanden. Er hat noch mehr Alpträume: «Ziehen die USA aus Europa ab, bricht die transatlantische Brücke zusammen – Putins wildeste Träume würden wahr.» Und richtig zum Fürchten: «Kehrt Trump zurück, ist nicht mehr ausgeschlossen, dass die USA ins Lager der Autokratien wechseln.» Immerhin, «nicht mehr ausgeschlossen» ist die Formulierung der Wahl, wenn jemand sagen will: ich hau› mal einen raus, aber sollte man nicht zu ernst nehmen. Gibt es Hoffnung, einen Lichtblick? Kündet Münger an, keine Leitartikel mehr zu schreiben?

Nein: «Nach Jahren trügerischen Friedens, in denen man es sich bequem unter dem amerikanischen Schutzschirm eingerichtet hat, steigen die europäischen Verteidigungsbudgets erstmals wieder. Das ist immerhin ein Hoffnungsschimmer für die Ukraine.» Nach Jahren der trügerischen Hoffnung, dass die wortbrüchige NATO-Osterweiterung keine Konsequenzen habe, vor denen Putin an der Münchner Sicherheitskonferenz 2007 für jeden nachlesbar warnte, hat’s gekracht.

Könnte man auch mal so analysieren, statt den gleichen Rhabarber zum zweiten Jahrestag nochmals zu rhabarbern. ZACKBUM hätte nie gedacht, dass wir sogar einen Kommentar von Kornelius präferieren würden. Der ist immer so herrlich vollgaga, wider jede Vernunft und Logik geschrieben, dass er für Erheiterung sorgt. Münger hingegen schafft höchstens die Bleischwere, das Scheppern und Rasseln eines in der Rüstung einfältiger Gedanken gefangenen kalten Kriegers.

 

Miserable Medien

Was gäbe es zum Fall Assange zu sagen?

Eigentlich vieles. Die langjährige Isolationshaft und die vorangehende Marter im Asyl in der ecuadorianischen Botschaft, die merkwürdigen Anschuldigungen aus Schweden, die mögliche Auslieferung an die USA, die keinerlei Gewähr dafür bieten, ihm einen rechtsstaatlich akzeptablen Prozess zu machen, allein das wären genug Gründe, damit jede anständige Tageszeitung täglich einen Button aufschalten müsste, mit dem auf Julian Assanges Schicksal hingewiesen wird.

Während Kritikaster wie Stefan Kornelius an der Person des Wikileaks-Gründers Assange herummäkeln, muss in Wirklichkeit dessen unschätzbarer Verdienst beim Durchleuchten vieler Dunkelkammern gelobt werden.

Das Video über die Ermordung von 12 Personen, darunter zwei Mitarbeiter von Reuters, in Bagdad durch den Bordschützen eines US-Helikopters im Jahre 2007, die Iraq War Logs von 2004 bis 2009, die Guantánamo Files von 2011, interne Dokumente der CIA, und, und, und. Wikileaks ist sicherlich die bedeutendste Enthüllungsplattform, seit es das Internet gibt.

Man kann nun über Landesverrat, die Gefährdung von Spionen und andere Probleme debattieren. Man kann die sicherlich nicht unproblematische Persönlichkeit von Assange kritisieren. Man kann auf dunkle Flecken hinweisen. Lange Zeit wurden sogar die Anschuldigungen von zwei Frauen aus Schweden zustimmend kolportiert, die Assange sexueller Übergriffe beschuldigten.

Zusammenfassend ist es aber völlig klar, dass er zu den Hauptfeinden des militärisch-industriellen Komplexes der USA gehört, weil es ihm immer wieder gelang, aus verschiedenen Quellen gewonnene, entlarvende interne Dokumente des Pentagons und anderer Staatsdunkelkammern unerschrocken zu veröffentlichen.

Im Gegensatz zu Edward Snowden war aber Assange die Gefahr nicht bewusst, in der er schwebte. Oder er ignorierte sie schlichtweg. Denn niemand enthüllt ungestraft Kriegsverbrechen des mächtigsten Militärimperiums der Welt, das grossen Wert darauf legt, trotz seiner schmutzigen Methoden als Siegelbewahrer alles Guten gesehen zu werden.

2012 hätte er aufgrund dubioser Anschuldigungen von England nach Schweden ausgeliefert werden sollen, von wo aus er womöglich an die USA weitergereicht worden wäre. Dieser Gefahr entzog er sich durch die Flucht in die ecuadorianische Botschaft in London. Dort verbrachte er die nächsten sieben Jahre.

Im April 2019 wurde er mit Einverständnis des US-freundlichen neuen ecuadorianischen Präsidenten in der Botschaft verhaftet; seither sitzt er im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in Auslieferungshaft. Von seinem Umfeld wird sein körperlicher und geistiger Zustand nach all diesen Jahren der Isolation unter dem Damoklesschwert einer Auslieferung an die USA als besorgniserregend bezeichnet.

Wie sagte der ehemalige Gouverneur von Arkansas Mike Huckabee: «Alles ausser einer Hinrichtung ist eine zu milde Strafe.»

Assange hat einen hundertmal wichtigeren Beitrag zur Aufklärung und Enthüllung von schmutzigen Geheimnissen geleistet als all die Leaks, Papers, Secrets und anderen gehypten «Enthüllungen» mittels gestohlener Geschäftsunterlagen zusammen.

Obwohl er nicht völlig vom Radarschirm der Mainstreammedien verschwunden ist, geben sie angesichts dieser Lebensleistung und den Konsequenzen, die Assange ertragen muss, ein jämmerliches Bild ab. Ein Schreiberling wie Kornelius  – eine Schande des Berufs – darf unwidersprochen behaupten: «Die Publikation von einer Viertelmillion Datensätzen hält keinem Vergleich stand, in ihrer Masslosigkeit und Radikalität widerspricht sie allen journalistischen Grundsätzen». Das ist ein seltener Tiefpunkt in der daran nicht armen Geschichte der «Süddeutschen Zeitung» und von dieser kopierenden Tamedia.

Diese Organe haben, zusammen mit Helfershelfern weltweit, nie davor zurückgeschreckt, ihnen von anonymen Diebesbanden zugesteckte Datengebirge in Gigabyte-Grösse auszuschlachten und als Hehlerware zu verwenden. Die Resultate waren – im Vergleich zum Riesentamtam – sehr bescheiden. Niemals fiel ihnen dabei auf, dass immer ein einziges Land nie in diesen Datenmeeren vorkam: die USA. Zufall aber auch, wo eben diese USA die grössten Geldwaschmaschinen der Welt beherbergen, nirgendwo sonst schmutziges, kriminelles Geld sicherer und anonymer gelagert werden kann.

Dagegen die Leistung von Assange. Der Mann braucht offensichtlich dringend Erholung, Behandlung und die Sicherheit, dass er nicht in die Fänge der US-Wildwestjustiz gerät.

Erbärmlich wenig Medienorgane setzen sich dafür ein. Niemand will sich mit dem Land of the Free anlegen, dessen langer Arm – und dessen Armee von Helfershelfern und Schönschreibern – dafür sorgen, dass Assange höchstens eine Fussnote im aktuellen Hype um Nawalny bleibt.

Eine Schande, ein dicker Sargnagel für die Glaubwürdigkeit der westlichen Medien. Trotz aller anderweitiger Verirrungen gibt es allerdings in der Schweiz eine löbliche Ausnahme:

Das muss man der «Weltwoche» wieder neidlos anerkennen. Umso jämmerlicher wirkt der Rest der Schweizer Medien. Die beiden Kopfsalatkonzerne, der Blöd-«Blick», die NZZ oder der Gutmenschenfunk SRF, der sonst nie eine Gelegenheit auslässt, Diskriminierung und Unterdrückung zu beklagen. Wo bleiben sie hier?

Sie schauen sich ängstlich um, ob’s auch möglichst der grosse Bruder ennet des Teichs nicht sieht, dann heben sie ganz vorsichtig den Zeigefinger auf Bauchhöhe – und fahren ihn ganz schnell wieder ein, um sich mit grossen Taschentüchern den Angstschweiss von der Stirn zu wischen. Was für Feiglinge.

Kornelius und die Kotztüte

Bis zum Überdruss, der Mann. Aber ZACKBUM gibt nicht auf.

Tamedia quält seine Leser wieder mal mit den absonderlichen Ansichten des Weltenlenkers Stefan Kornelius aus München. Eigentlich ist der Mann schon restlos disqualifiziert, aber er gibt nicht auf, ZACKBUM hat eine Berichterstatterpflicht und kriegt nicht mal Schmerzensgeld dafür.

Aber immerhin, diesmal äussert er ein paar kritische Ansichten zum neuen Märtyrer und Heiligen Alexej Nawalny: «Nichts an diesem Mann ist einfach. Seine Geschichte ist überladen mit Widersprüchen, Mythen und einer ungesunden Ideologisierung.»

Ja Wahnsinn, mag da der Leser denken, ein intelligent-kritisches Wort von Kornelius? Das darf ja nicht wahr sein. Damit hat der Leser recht, es ist nicht wahr:

Daher lautet das korrekte, ungekürzte Zitat: «Nichts an diesem Mann ist einfach. Die Geschichte des Wikileaks-Gründers, Hackers und Politaktivisten ist überladen mit Widersprüchen, Mythen und einer ungesunden Ideologisierung.»

Der Atlantiker Kornelius will nichts auf die recht bekleckterte Weste der US-Wildwestjustiz kommen lassen. Daher schäumt er gegen all die, die den Amis «eine Politisierung der Justiz unterstellen, die ein Verfahren in den USA unmöglich erscheinen lässt».

Unglaubliche Frechheit, ist Kornelius ausser sich: «Das ist eine groteske Unterstellung, die seit Jahren schon angestellt wird, um den Fall politisch aufzuladen.» Dass ein US-Verteidigungsminister seinen Tod gefordert hat, dass selbst Friedensnobelpreisträger Obama grimmig wurde, wenn es um Assange geht, dass von US-Politikern sein Tod ohne Prozess gefordert wurde, was soll’s. Kaum sonst wie in seinem Fall, sollte er tatsächlich seinen Häschern in den USA ausgeliefert werden, gälte das Wildwestprinzip: give him a fair trail. And then hang him. Gebt ihm eine faire Verhandlung Und dann hängt ihn auf.

Kornelius macht einen Zwischenschritt: «Natürlich hat dieses Leak auch gewaltige Missstände aufgedeckt. Doch …» Dann demontiert er aber alles, was noch an Vernunft vorhanden gewesen sein mag:

«Die Publikation von einer Viertelmillion Datensätzen hält keinem Vergleich stand, in ihrer Masslosigkeit und Radikalität widerspricht sie allen journalistischen Grundsätzen.»

Der Mann sollte kein Zeugs mehr rauchen. Ein Journalist der «Süddeutschen Zeitung», die schon ungezählte Male an der Ausschlachtung und Publikation von Millionen von gestohlenen Datensätzen beteiligt war, bezeichnet das, was Assange tat, als masslos und im Widerspruch zu journalistischen Grundsätzen?

Ein entsprechender Verdacht verdichtet sich zur Gewissheit, wenn man dieses Schmierenstück liest: «Offenbar ist er aber auch ein kranker Mann, der an sich, seiner Selbstisolation und der Verfolgungswelt zerbrochen ist.»

Assange sei an sich selbst zerbrochen, er habe sich selbst isoliert? Und was soll denn eine «Verfolgungswelt» sein?  Meint er etwa Verfolgungswahn?

Wenn ein Putin-Propaganda-Troll einen solchen Schwachsinn über Nawalny absondern würde, wäre das selbst dem Kreml so peinlich, dass er für sofortige Löschung besorgt wäre. Oder, wie das im Hause Tamedia heisst, für Depublikation.

ZACKBUM ruft mit ermatteter Stimme: gibt’s denn im Glashaus niemanden mehr, der solche Leserverarsche verhindern kann? Man spürt förmlich, wie Kornelius bedauert, das Wort Wehrkraftzersetzung nicht benützen zu dürfen. Aber vielleicht kommt das noch. Lieber Herr Supino, sind Sie nicht entsetzt, wenn Sie so etwas lesen? Halten Sie das wirklich für akzeptabel? Schämt sich da keiner mehr für nichts?

Krieg, kriegerisch, Kornelius

Stellt denn niemand diese Kriegsgurgel ab?

In der Originalversion der «Süddeutschen Zeitung» sagt der Titel schon alles: «Krieg und Frieden». Das dämpft der nachhöselnde Tagi ab zum Leitartikel «Sicherheitskonferenz: Eine Frage steht über allen». Hä? Über allen was? Anderen Fragen, Teilnehmern, Raketen, Atombomben?

Der mehrfach verhaltensauffällige Stefan Kornelius (wozu seine früheren Untaten immer wieder aufzählen, man kann sie bei ZACKBUM nachlesen) widmet sich, Überraschung, der 60. Ausgabe der Münchner Sicherheitskonferenz. Natürlich ist das Anlass für ihn, fast wie Putin zunächst in die Geschichte einzutauchen. So labert er sich durch die ersten sechs Absätze, um dann doch in der Gegenwart anzukommen.

Nicht ohne allgemeine, abgehobene Schwurbeleien von sich zu geben, Müsterchen: «Die politische Münze wird wertlos, wenn zu viel davon in Umlauf ist. Vor allem aber ist die Währung wertlos, wenn es nicht gelingt, die eigentliche Ursache der neuen Unsicherheit auszuschalten.»

Welche Ursache muss denn da «ausgeschaltet» werden? «Es ist Wladimir Putins bedingungsloser Wille zum Krieg, der mit Appellen und Sicherheitsabkommen nicht aufzuhalten ist

Und wie äussert sich dieser bedingungsloser Wille? «Granate schlägt Sicherheitsversprechen – das ist die simple Logik der russischen Überlegenheit.» Eine Granate von Satz.

Was treibt denn diesen unbedingten Willensmenschen im Kreml an? «Putin führt keinen Wettbewerb um den stärkeren politischen Willen, er führt Krieg um des Krieges willen.» Das ist neu, das hat man nicht mal Hitler vorgeworfen. Bis jetzt.

Damit nähert sich Kornelius in Windungen und Wallungen der eigentlichen Frage, die ihn umtreibt:

«Wer ist bereit, seine Streitkräfte tatsächlich in diesem Krieg einzusetzen? Diese Frage ist alles andere als hypothetisch

Dennoch traut sich Kornelius (noch) nicht, sie klar zu beantworten. Denn dann müsste er schreiben: Germans to the front. Zweiter Einmarsch deutscher Truppen in die Ukraine. Begleitet von französischen, englischen, spanischen, italienischen und, last but not least, US-Truppen. Denn: «kein Abkommen kann Russland stoppen – dafür braucht es etwas anderes.» Etwas anderes? Nun, den Weg in einen atomaren dritten Weltkrieg.

Denn wer wie Kornelius der Überzeugung ist, dass in der Ukraine fundamentale westliche Werte wie Demokratie, Freiheit und Menschenrechte verteidigt würden (obwohl es das alles dort nicht gibt), der sieht hier natürlich den Endkampf zwischen Gut und Böse. Und kein machstrategisches Geschacher, wo Grossmächte ihr Glacis bewirtschaften.

Dummschwätzer Kornelius «vergisst» in seinem laberigen Ausflug in die Geschichte der Münchner Sicherheitskonferenz ein nicht unwichtige Ereignis: Putins Rede vom Jahr 2007. Es lohnt sich, sie in der Zusammenfassung oder vollständigen Version nachzulesen. Schon alleine, um sich davon zu überzeugen, wie einäugig, hohl, unsinnig, erkenntnisfrei und voller Propagandagedöns das Geschreibsel von Kornelius ist.

Qualitätskontrolle bei SZ und Tagi; ach, lassen wir das, hopeless.

Kornelius rettet die Welt

Wenn man ihn nur lassen würde …

«Stefan Kornelius leitet seit 2021 das Politik-Ressort der «Süddeutschen Zeitung» und schreibt in dieser Rolle auch für die Titel der Tamedia.»

Schreibt in dieser Rolle? Hat denn der Qualitätskonzern Tamedia keinen einzigen Redaktor, der diese Rolle spielen könnte? Dafür würde sich doch jeder Volontär eignen; irrwitziger als Kornelius würde der auch nicht schreiben.

Kornelius ist zunächst einer der bestvernetzten deutschen Journalisten. Mitglied der PR-Truppe «Atlantik-Brücke», im Beirat der «Bundesakademie für Sicherheitspolitik», der «Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik», usw. Wenn er schreibt, weiss man nie, wer ihm gerade die Feder führt.

ZACKBUM hat ihn schon als «Trumps allerschärfste Waffe» bezeichnet, denn wer solche Feinde hat, braucht eigentlich gar keine Unterstützer. Als «Verbal-Amok» quält er regelmässig die zahlenden Tamedia-Leser.

Zu seinen Lieblingsvokabeln gehören Aufforderungsverben. «Sollten, müssen, haben zu». Unablässig gibt er Anweisungen und Befehle. Unbeeindruckt davon, dass sie niemals ausgeführt oder umgesetzt werden. Wahrscheinlich verzweifelt er manchmal in seiner Schreibstube daran, dass die Welt so viel besser sein könnte, würde man nur auf ihn hören.

Aber das schreckt ihn nicht davon ab, einen aus wahltaktischen Gründen rausgehauenen Satz von Donald Trump für eine strenge Zurechtweisung aller zu missbrauchen. Von Beginn an lässt er keinen Zweifel daran, was er vom Präsidentschaftskandidaten hält, den das Weisse Haus als «unhinged» bezeichnet: «Das Übersetzungsspektrum reicht von «aus den Angeln gehoben» bis «irre» und beschreibt damit alles, was über den Mann zu sagen ist. Donald Trump ist von der Leine.» Ach, war er vorher angeleint?

«Wenn Trump bereits jetzt als Kandidat diesen Schaden anzurichten in der Lage ist – was erst wird er als Präsident tun?» Ja furchtbar, aber welchen Schaden hat der Mann denn angerichtet, ausser, den Blutdruck von Kornelius in ungesunde Höhen zu treiben? Na, nimm das, du Irrer:

«Trumps Bemerkung zum Nato-Bündnis, frivol leichtfertig dahingequatscht während einer Wahlveranstaltung auf dem Land in South Carolina, zeugt vom Irrsinn, der ihn umwölkt.»

Glücklicherweise für die Welt, also für die kleine Welt der Zwangsleser, entlarvt Kornelius Trump in seinem ganzen Wahnsinn: «Als wäre dies alles nicht dramatisch genug, geht Trump einen Schritt weiter und lädt Russland ein, «zu tun, was zum Teufel es tun will», sollten die Bündnisstaaten ihre Schulden an Amerika nicht begleichen.»

Zittere, Europa, denn was sind die Folgen? «Neun Monate reichen nicht aus, um die Nato, Europa und überhaupt die globale Sicherheitsarchitektur Trump-fest zu machen. Die europäischen Nato-Staaten sind dennoch gezwungen, mit dem plötzlichen Zusammenbruch ihrer Sicherheitsordnung zu rechnen. Wer sich heute nicht auf diese Gefahr vorbereitet, begeht ein historisches Versäumnis.»

Da sind aber die Regierungen in London, Paris, Madrid, Rom und Berlin froh, dass sie Kornelius vor einem historischen Versäumnis bewahrt. Nur, was sollen sie denn eigentlich tun? Da wird Kornelius erschreckend wolkig und schwammig: «Auch die tatsächliche Stärke Russlands und die strategischen Ambitionen Wladimir Putins zwingen zu einer nüchternen Bewertung der eigenen Sicherheit – und zu radikalen Entscheidungen.»

Nun gut, sagen die Regierungschefs Europas, aber Himmels willen, welche Entscheidungen sollen wir denn treffen? Da wird das Orakel, der grosse Ratgeber, der Mann mit Durchblick und Weitsicht, noch dunkler und unverständlicher:

«Der Mann, der am liebsten in den Spiegel schaut und sich selbst bewundert, hält allen anderen ebenfalls einen Spiegel vor. Es wird höchste Zeit, die Selbstbetrachtung zu beenden und zu handeln.»

Öhm, also Trump schaut am liebsten sich bewundernd in den Spiegel, hält ihn aber allen anderen vor. Wie geht das? Ein Wunderwerk der Spiegeltechnik, irgendwie. Aber wer betrachtet sich da eigentlich auch noch selbst, die europäischen Regierungschefs? Im Spiegel, den ihnen Trump vorhält, während er sich selbst, aber das wird nun wirklich kompliziert.

Aber stattdessen soll nun – höchste Eisenbahn – gehandelt werden. Aber was denn, wie denn, wo denn, womit denn? Kein Wunder, dass sich Kornelius sicherlich als männliche Kassandra empfindet; keiner glaubt seinen Weissagungen. Aber daran ist er selber schuld. Denn der Ratschlag «tu was» ist von solch abstrakter Inhaltsleere, dass ihn weder der Leser noch der Machthaber versteht.

Welch ein tragisches Schicksal: keiner versteht Kornelius. Schlimmer aber ist: der Tamedia-Leser zahlt noch dafür, dass er unter diesem Mumpitz leiden muss. Wie sagte da Bill Clinton so heuchlerisch wie richtig: «I can feel your pain». Aber es gäbe Abhilfe – wenn noch mehr Abonnenten handeln würden.

 

Trumps allerschärfste Waffe …

… sind Journalisten vom Schlag eines Stefan Kornelius.

Der ist nicht irgendwer, sondern Leiter des «Polit-Ressorts der Süddeutschen Zeitung». Er hat den krachledernen Bayernstil perfektioniert, was die Eingeborenen dort derblecken nennen.Das kommt im Bierzelt nach der dritten Mass sehr gut an, aber in angeblichen Qualitätsorganen? Der Verbal-Amok, wie ihn ZACKBUM schon bezeichnen musste, hat eine Lieblingsvokabel, wenn es gegen seine Lieblingsgegner geht: Lügner. Zuletzt arbeitete sich Kornelius an Lawrow ab: «Der russische Außenminister setzt Standards für alle aktiven Populisten und Demagogen, zu deren wichtigster Befähigung es gehört, Tatsachen in Lügen und Lügen in Tatsachen zu verwandeln. Lawrow ist so etwas wie die Verbalausgabe eines Spiegels: Was er von sich gibt, ist nur spiegelverkehrt korrekt

Wunderlich gedrechselte Wortkaskade, aber der Inhalt, Belege? Da wird’s dann dünn: dem Aussenminister sei zum Beispiel entgangen, dass es sich bei Selenskyj «in Kiew um eine demokratisch gewählte Regierung handelt». Wer einen durch einen Oligarchen gekauften Wahlsieg in einem hochkorrupten Land ohne grosse demokratische Tradition oder Strukturen demagogisch so hochjubelt, kann eigentlich nicht ernst genommen werden.

Aber versuchen wir’s doch, denn Kornelius reiht sich vorhersehbar bei den Alarm-Kreischen ein, die vor Donald Trump warnen müssen und wollen. In der SZ heisst sein Erguss «Er ist entfesselt». Damit meint er Trump, aber der Titel passt perfekt auf ihn selbst. Tamedia hat dann daraus gemacht: «Trump nutzt seine schärfste Waffe: die Lüge».

Das Ausmass der Erregung des Schreibers kann man einfach darin messen, welche Fotografie von Trump verwendet wird. Hier das Bildzitat aus dem Tagi:

Trump beim Derblecken.

Kornelius bibbert bereits heute so vor diesem Gottseibeiuns, dass er gleich um himmlische Hilfe bittet: «Offenbar kann nur noch ein Himmelszeichen diesen Mann zumindest als Präsidentschaftskandidaten der Republikaner verhindern.» Oder ein Menetekel an der Wand oder vielleicht ein Blitzschlag.

Denn es wird nicht, es ist schon grauenhaft: «Die Entfesselung des Kandidaten Trump ist ein nahezu totalitäres Schauspiel.» Versteht man nicht? Nun, wenn die Erregung die Feder führt, dann geraten Worte und Gedanken ins Schlingern.

Was ist denn passiert? In einem der vielen Prozesse gegen ihn hat Trump die Plattform genutzt und das getan, was jeder Angeklagte tut: er nennt die Vorwürfe «Betrug an mir», er werde von der Staatsanwältin gehasst, der Richter habe eine eigene «Agenda». Das sind nun ruppige Behauptungen, aber direkt lügen kann man Trump damit nicht unterstellen.

Denn in Wirklichkeit sind die Medien schon längst eine Symbiose mit Trump eingegangen. Seine Unterstützer und seine Gegner tun genau das Gleiche. Sie bieten ihm Multiplikationsplattformen, weil Trump immer für eine Show gut ist. Er darf einfach nicht zu lange ins Labern geraten, sonst wird es ein Desaster wie sein Gespräch mit Tucker Carlson, in dem er am Rande des Deliriums fabulierte und sich verhaspelte. Aber auch das bescherte dem Moderator Traumeinschaltquoten.

Hier aber hat Trump einfach ein paar seiner üblichen Sottisen zum Besten gegeben, weder neu, noch originell noch weltbewegend. Ausser für Kornelius, der deswegen gleich alle journalistischen Grundsätze über Bord wirft, selbst den Anschein von Objektivität fahren lässt. Nicht nur, dass er hier belegfrei (obwohl es genügend Anlass gäbe, Trump der Lüge zu überführen, aber dafür müsste man als Leiter Politkabarett doch tatsächlich etwas recherchieren) den voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner als Lügner beschimpft.

Nicht nur, dass Koryphäe Kornelius keinen Versuch unternimmt, sich und seinen Lesern zu erklären, wieso rund die Hälfte der US-Stimmbürger für diesen Lügner sind. Das wäre allerdings mit etwas intellektuellem Aufwand verbunden, mit der Fähigkeit zur Analyse, zur Einordnung. Aber das ist Kornelius doch wesensfremd geworden. Wahrscheinlich denkt er, dass halt die Hälfte der Amis bescheuert ist, zu blöd, um richtig abzustimmen, eine Schande für die Demokratie. Aber das traut er sich dann doch nicht zu schreiben.

Dafür das starke Stück hier: «Wie schon vor vier Jahren werden die demokratischen USA alle Kraft aufbringen müssen, um Trump zu stoppen.» Kornelius bietet in diesem titanischen Abwehrkampf seine bescheidenen Dienste an. Nur: genau solche Amokläufer wie er sind die besten Helfershelfer Trumps. Sie bemühen sich erfolgreich, ihn mit ihrem Geschimpfe noch zu unterbieten, sein unterirdisches Niveau von schräg unten anzukläffen. Das löst ausserhalb der Gesinnungsblase um Kornelius herum bei vielen Lesern den Reflex aus: also wenn der Mann so masslos angerempelt wird, aufs Übelste beschimpft und verleumdet, dann muss doch was an ihm dran sein. Ungelogen.

Wehe der Realität,

wenn sie der Journaille widerspricht.

Ein Putsch, der Marsch auf Moskau, der Zusammenbruch, das Ende. So galoppierten die Schweizer Journalisten los, reitend auf «Koryphäen», «Spezialisten», «Russland-Kennern» oder einfach jedem, der gerade noch kurz Zeit für ein Telefoninterview fand. Und wusste, dass er ein paar martialische Sachen sagen muss, damit es auch ein schönes Titelquote gibt.

Nachdem das alles publiziert und sogar gedruckt war, sagten aber Prigoschin und Putin «April, April». Statt Haue gibt es Eierkuchen. Marsch ist abgeblasen, die Wagner-Truppe ist aus Rostow abgezogen, es fehlte nur, dass sie noch die Strassen sauber gekehrt hätten und für das getankte Benzin bezahlt.

Der weissrussische Diktator Lukashenko soll der Truppe Exil und Asyl bieten, Prigoschin sagte zum Abschied leise «do svidaniya», und Putin sagte «alles vergeben, alles vergessen, Schwamm drüber». Das ist natürlich blöd, wenn die Journaille so richtig einen Lauf hat und bereits fantasierte, dass Prigoschin am Samstagabend in Moskau einmarschieren könnte.

Abbremsen, absteigen, absatteln, abrüsten? Aber nein, so geht das natürlich auch nicht. Daher:

Komisch, eigentlich war er doch schon am Ende, so wie die «Putin-Versteher», und jetzt wankt er bloss? Auch der Tagi, also Tamedia, vielleicht sogar der «Tage-Anzeiger», ist nachtragend, dass die Wirklichkeit nicht so will, wie sie sollte:

Stefan Kornelius, der Brachial-Rhetoriker von der «Süddeutschen Zeitung», hat mal wieder einen Gastauftritt beim Tagi, also bei Tamedia, na, lassen wir das. Dabei ist ihm sein dummes Geschwätz von gestern ziemlich egal: «Ein Regime mit totalitären Zügen ist hingegen in Moskau an der Macht. Bedauerlicherweise ist seine Beseitigung nicht absehbar.»

Sein Frust, dass sich die Dinge nicht so entwickelten, wie er hoffte, tropft aus jeder Zeile: «Eine Mörderbrigade hat den russischen Diktator gedemütigt und den jämmerlichen Zustand des Militärs entlarvt.»

Vielmehr haben Prigoschin und Putin gezeigt, wie man sich elegant aus einer Konfrontation windet, die für beide nicht ohne Beschädigungen hätte abgehen können. Wobei die Annahme absurd wäre, dass es der Wagner-Truppe hätte gelingen können, Moskau zu erobern oder Putin zu stürzen. Aber wenn der Wunsch Vater des Gedankens ist …

Bei «20 Minuten» erlebt der «Russland-Experte Alexander Dubowy» («Es handelt sich tatsächlich um einen Militärputsch») seine Auferstehung, nachdem er bei den Kollegen von CH Media krachend daneben lag. Je nun, es muss halt ein Experte her. Also tönt «20 Minuten»: «Alexander Dubowy ordnet ein», dabei hat der offensichtlich keine Ahnung.

Das übertüncht er mit markigen Sprüchen: «Die Stimmung ist am Kochen. Putins Legitimität bröckelt … Der Versuch, Strassen und Brücken nach Moskau zu zerstören oder mit Lastwagen zu blockieren, war verzweifelt … Es ist gut möglich, dass wir am Samstag den Anfang des Endes von Putins Russland erlebt haben.» Und so weiter.

Es ist nicht gut möglich, sondern schriftlich belegt, dass sich Dubowny auf dem ungeordneten Rückzug von seinen früheren Behauptungen befindet. Aber er gibt nochmal richtig Gas: «Ich denke, dass es Russland in der Form und Grösse, wie wir es heute kennen, bis 2030 nicht mehr geben wird.» Da kann er sich in der sicheren Hoffnung wiegen, dass sich in sieben Jahren keiner mehr an sein Geschwätz erinnern wird.

Einigermassen nüchtern bleibt dagegen «blue news»:

Ziemlich breitbeinig kommt dagegen CH Media daher:

«Alles zum Aufstand der Wagner-Söldner»? Aber immerhin, hier versucht sich Kurt Pelda an einer «Analyse», und der hat immerhin eine Ahnung, wie es vor Ort in der Ukraine zugeht. Ob er tatsächlich zu einer Analyse der russischen Situation fähig ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall steuert er eine hübsche Anekdote bei. Was wohl die russischen Soldaten in der Ukraine von einem Oberbefehlshaber hielten, wenn ihnen bewusst würde, «dass sie von einem schwächelnden Mann kommandiert werden, der heute so ängstlich ist, dass eine Gruppe russischer Kriegsjournalisten, die er kürzlich zu sich zum Gespräch einlud, zuerst eine tagelange Isolation über sich ergehen lassen mussten

Sehr cool nimmt es hingegen weiterhin die NZZ und behält das Wesentliche im Auge: «Das Ende des Prigoschin-Aufstands wirkt sich positiv auf Asiens Börsen aus». Allerdings geht’s dann im Orchester doch auch mit schrillen Tönen weiter: «Aufstieg und Fall eines Kriegstreibers», «Die Angst vor dem Chaos», «Prigoschin fehlt bei der Rebellion der Rückhalt», aber doch auch «Ruhe in Russland nach Aufstand».

Der Ausland-Chef Peter Rásonyi versteigt sich allerdings wieder zu einem «Kommentar». Dessen Berichterstattung über den Ukrainekrieg hat sich der «Schweizer Monat» im Februar dieses Jahres zur Brust genommen. Grandioses Resultat: In der NZZ hat die Ukraine schon unzählige Male gesiegt, immer wieder und immer öfter.

Hat Rásonyi daraus etwas gelernt? Zumindest fängt er seinen Kommentar verhalten an, mit einem Stossseufzer: «Jene Tage, an denen Putins Präsidentschaft und sein fürchterlicher Krieg Geschichte sein werden, können keinen Moment zu früh kommen.» Aber wann kommen sie denn? «Es ist allerdings noch nicht so weit. Die Lage in Russland ist weiterhin unübersichtlich.»

Sichtbar in der Unübersichtlichkeit ist aber: «Putin hat das Schlimmste noch einmal abgewendet. Gleichwohl steht er nach den dramatischen Ereignissen vom Wochenende als der grosse Verlierer da.» Warum denn? «Wer am Morgen noch harte Bestrafung für einen Verräter ankündigt und am Abend dieselbe Strafe zurücknimmt und den Täter laufenlässt, wirkt verzweifelt, ängstlich und schwach.»

Was den Ausland-Chef zur Schlussfolgerung bringt: «Schwache Diktatoren leben gefährlich.» Starke übrigens auch.

Kommentatoren hingegen nicht. Sie können ungehemmt Unsinn verzapfen. Stellt sich das als Quatsch heraus, verzapfen sie halt anderen Unsinn. Sollte das wiederum, siehe oben. Aber mit Glaubwürdigkeit, Vermittlung, Kompetenz, Einordnung, Erklärung oder Hilfestellung hat das wenig zu tun. Mit einer Dienstleistung, die geldwert sein soll, noch weniger. Denn für Meinungen am Stammtisch, ohne vertiefte Kenntnis oder Analysefähigkeit, zahlt man schliesslich auch nichts. Kann aber immerhin noch ein Bier dabei bestellen. Oder jederzeit aufstehen und gehen. Was auch immer mehr Abonnenten tun.