If You Gotta Go, Go With a Smile!

Es gibt Organe, die gibt es gar nicht. Oder doch?

«Wenn du gehen musst, geh mit einem Lächeln.» Sagt Jack Nicholson mit seinem sardonischen Lächeln als Joker. Irgendwie erinnert der Zustand zweier Medien unwillkürlich daran. Die bilden in ihrer Art die ganze Misere des modernen Journalismus ab.

Mit grossem Trara gestartet, seither unaufhaltsam auf dem Weg nach unten. Beide mit Anspruch, aber ohne nennenswerten Inhalt. Zwei verschiedene Konzepte, aber eine Gemeinsamkeit: anhaltende Erfolglosigkeit.

Natürlich, es handelt sich um die «Republik» und um den «Nebelspalter». Die Retterin der Demokratie lässt uns live an ihrem Niedergang teilnehmen:

Grosse Töne spukt sie immer noch: «Die Aufgabe der Republik ist, brauchbaren Journalismus zu machen. Einen, der die Köpfe klarer, das Handeln mutiger, die Entscheidungen klüger macht. Und der das Gemeinsame stärkt: die Freiheit, den Rechtsstaat, die Demokratie

Aber offensichtlich ist das Interesse an nicht so brauchbarem Journalismus abnehmend. Wobei man inzwischen von einer Realsatire sprechen muss:

Schwülstig wird verkündet, dass «der strategische Fokus» inzwischen auf «Stabilität» liege: «Zu- und Abgänge bei Mitgliedschaften und Abonnements müssen sich dafür über das Jahr die Waage halten.» Dieses fokussierte strategische Ziel hat die Zeitschrift der guten Denkungsart das letzte Mal im April 2023 erreicht …

Immerhin ist eine neue Bescheidenheit ausgebrochen, das Ziel, 33’000 Abonnenten zu erreichen (und das entsprechende Geld gleich mal vorab rauszuballern), ist gestrichen (und das Geld weg).

Inhaltlich gibt es wenig bis nichts zu berichten. Dermassen langweilig, vorhersehbar und flachbrüstig ist er. Oder will jemand ernsthaft wissen, was die schreibende Schmachtlocke … Eben. Schlagzeilen machte die «Republik» letzthin nur, weil sie ihren Steuerstreit beilegen konnte und sich brutal von ihrem Starreporter trennte. Der war übergriffigen Verhaltens beschuldigt worden, sollte die Gelegenheit eingeräumt bekommen, seine Beschuldiger zu konfrontieren – und wurde stattdessen ohne diese Selbstverständlichkeit fristlos gefeuert.

Der «Nebelspalter» ist eher nebulös, was seine Zahlen betrifft. Seitdem ZACKBUM enthüllte, dass er es auf nicht mehr als 4000 zahlende Abonnenten gebracht hat, ist Ruhe im Karton. Brutale Entlassung kann er auch; von einem Tag auf den anderen trennte sich Markus Somm vom Chefredaktor der Printausgabe. Der wird stalinistisch nicht mal mehr in der Liste der Chefredaktoren des Nebi erwähnt. Dafür prangt nun Somm mit grossem Foto als «Verleger und Chefredaktor» über der Selbstbespiegelung «über uns». Sein Motto «Wir sind liberal, dass es kracht», nimmt er zu wörtlich; die Bombardierung Moskaus zu fordern, das ist krachig, aber nicht sehr liberal. «Der Nebelspalter hat Humor», auch das würden immer weniger unterschreiben, angesichts des unterirdischen Niveaus der Karikaturen letzthin:

Fäkal-Humor mit Einlauf.

Überhaupt hat die Kaperung der Printausgabe durch Somm & Co. dem Blatt nicht gutgetan. Angefüllt wird es mit gut abgehangenen Somm-Texten. Im Gegensatz zu den Republikanern ist er ein fleissiger Schreiber; inhaltlich hat er allerdings auch nicht viel mehr zu bieten.

Bei beiden Organen kann man eine Frage stellen, deren Antwort tödlich ist. Was hat man verpasst, wenn man sie nicht zur Kenntnis nimmt, nichts dafür zahlt, sie lesen zu dürfen?

Nichts.

 

1 Antwort
  1. Friedrich Tobler
    Friedrich Tobler sagte:

    Seien wir doch zu einer ungeschminkten Betrachtung bereit. Die Lektüre des «Nebelspalters» sowie der «Republik» erweist sich als keineswegs obligatorisch. Insbesondere die «Republik» mutet an wie ein narcoleptisches Pharmakon. Während meiner Zeit als Abonnent stieß ich wochenlang auf keinen Beitrag, der eine intellektuelle Bereicherung versprach. Dies mag meine persönliche Problematik sein, doch sie persistierte auch nach meiner Demission. Der «Nebelspalter» zeichnet sich durch eine gewisse Prädiktabilität aus und lässt es nicht selten an einer soliden Faktizität missen. Die Feusi-Somm’sche Publizistik neigt dazu, mit Verve zu polemisieren und Personen an den Pranger zu stellen – ein Unterfangen, das weniger journalistische Sorgfalt als vielmehr den verfehlten Versuch darstellt, sich einem Milieu anzunähern, welches bereits von anderen Akteuren mit weitaus größerer Begabung erschlossen wurde. Hinzu tritt die Problematik, dass sich Feusi-Somm gegen Putin positionieren, was zwar rational erscheint, jedoch in den Kreisen ihres angestammten Publikums auf wenig Gegenliebe stößt. Mag Feusi-Somm auch unverfroren die Pandemie verleugnen und mit diversen Falschinformationen zu Tod und Krankheit beitragen, so wird ihnen die mangelnde Putin-Affinität in ihrem Milieu nicht selten zum Verhängnis.

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