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Märchenstunde mit der «Republik», reloaded

Mit den Zahlen hat man’s im Rothaus nicht wirklich.

Dafür aber mit kreativer Buchhaltung. Denn nachdem eine Zeitlang Ruhe war, beginnt das Organ der guten Lebensart mit ersten, leisen Wimmertönen die Hauptsaison der Aboverlängerungen einzuläuten.

Ein ernsthaftes Zeichen des Erwachsenwerdens wäre, wenn das Magazin seinen ellenlangen Newsletter nicht so beginnen würde:

«Sehr geehrte Frau Verlegerin
Sehr geehrter Herr Verleger and everybody beyond

Das ist so bemüht korrekt-sauglattistisch, dass der Leser schon am Anfang verstimmt ist.

Aber zum Gejammer. Man erinnert sich einleitend, dass man vor sieben Jahren behauptete, im siebten Jahr schwarze Zahlen zu schreiben. Das sind die üblichen Ankündigungen eines Start-ups, die (von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen) niemals eintreffen. Hier auch nicht.

Oder im «Republik»-Speak: «wir können Ihnen jetzt schon berichten, dass wir diesem Ziel zumindest sehr, sehr nahe kommen werden.» Knapp verfehlt ist auch daneben. Und dass das Organ zwischendurch ein paar Nahtod-Erfahrungen hatte, mit Selbstmord drohen musste, Chefs à gogo verschliss, einen angeblichen Fall von Sexismus so ungeschickt und rüpelig löste, dass es dem gefeuerten Starreporter noch einen ganzen Haufen Geld hinterherwerfen musste – wieso sollte man das erwähnen, in aller Transparenz.

Dann kommt die Abteilung kreatives Zahlenschaukeln: «Wir hatten seit Januar 2022 im Schnitt mehr Abgänge als Zugänge, was für ein leserinnen­finanziertes Medium bedrohlich ist. Was uns sehr freut, ist, dass wir diesen gefährlichen Trend nun vor mehr als einem halben Jahr brechen konnten. Seit März 2024 konnte die «Republik» die Verlegerinnen­zahlen stabilisieren.»

Herausgemolken werden diese Euphemismen aus diesen Zahlen:

Offensichtlich befinden sich nicht mehr als 30’000 potenzielle Zahler in der Gesinnungsblase der «Republik». Alle Träume von 32’000 Abos, von einer Expansion nach Deutschland, von 100’000 Abos – ausgeträumt.

Bei den Zu- und Abgängen sieht es so aus:

Frauenfeindlich violett sind die Abgänge. Der März 2024 scheint ein guter Monat gewesen zu sein mit deutlich mehr Zugängen als Abgängen. April war dann schon wieder lau, Mai besser. So geht’s hin und her und auf und ab, oszilliert um 27’000 Abos herum. Auch die Mindestzahl von 28’000, vergessen.

Dann kommt aber ein fataler Satz, der die ganze Realitätsferne der Republikaner in konzentrierter Form wiedergibt:

«Wir gaben weniger aus als geplant. Was im vergangenen Geschäfts­jahr gut funktioniert hat, ist aber kein Ansatz, den wir beliebig oft wiederholen könnten. Um die «Republik» in ihrer aktuellen Form weiter­zuführen, können wir nicht viel mehr einsparen

Eigentlich wird jede Dienstleistung mit dem Geld erbracht, das durch sie reingeholt wird. Kommt weniger Geld rein, wird damit geschäftet. Aber nicht doch hier. Da die 50 Nasen mit ihrem Output, der nicht grösser als der von ZACKBUM ist (aber entschieden langfädiger, langweiliger und lahmarschiger), noch niemals im Traum daran gedacht haben, das zu tun, was selbstbestimmte Unternehmer tun würden, geht das Elend weiter. Denn obwohl sie sich furchtbar mutig haben und mutig geben: Die Republikaner sind einfache Angestelltenseelen. Das Unternehmerrisiko tragen die «Verleger». Nicht im Traum kämen die Angestellten auf die Idee, im Notfall eine Einkommensminderung hinzunehmen, wenn ihre minderen Werke auf minderen Zuspruch treffen.

Dann kommt bereits als Vorbote für kommendes Gequengel ein unheilschwangerer Satz: «Das Projekt «Republik» befindet sich weiterhin in einer prekären Lage auf Messers Schneide.»

Gefolgt von einer echten Schlaumeierei:

«Und zwei wichtige Prüfpunkte sollten Sie sich merken: Ende Oktober: Die «Republik» muss ein (kumuliertes) Umsatzziel von 1 Million Franken erreichen. Ende Januar: Die «Republik» muss ein (kumuliertes) Umsatzziel von 3,5 Millionen Franken erreichen.»

Da ist die interessante Frage: und wenn nicht? ZACKBUM wagt die Prognose: dann wird wieder gebettelt. Wie üblich.

Um das zu verhindern, kommt wieder der billige Jakob zum Zug. Plötzlich ist alles for free, was auf der Webseite steht – und wofür die Abonnenten, die Trottel, teures Geld zahlten. Dann gibt es wieder das «kennenlernen»-Angebot. «ab 11 CHF». Das hat den grossartigen Vorteil, dass auch solche Billigst-Abos als vollwertige «Verleger an Bord» gezählt werden können.

Denn wohlweislich, obwohl das einfach wäre, differenziert die «Republik» bei der Zahl der «Verleger» nicht zwischen Vollzahlern und Schnupperbillig-Abos.

Den grossen, weissen Elefanten mitten im Raum adressiert die «Republik» in diesem wie üblich ellenlangen und sich bis zum PPPPPS durchmäandernden Text nicht. Das Grundproblem des Magazins. Inzwischen die Grundprobleme.

  1. Der «Republik» gelingt kein Knaller mehr. Kein Primeur. Kein zitierfähiges Stück, das für Aufmerksamkeit ausserhalb der Gesinnungsblase sorgt.
  2. Sämtliche zu Skandalen aufgepumpte Versuche scheiterten kläglich.
  3. Mit der ruppigen Personalpolitik und dem übereilten Feuern eines Mitarbeiters schadete sich die «Republik» in ihrem Ansehen als Arbeitgeber dramatisch.
  4. Wie Chefredaktoren weggemobbt wurden, hätte bei der «Republik» einen Aufschrei ausgelöst. Sie blieb in eigener Sache intransparent stumm.
  5. Die vollmundige Ankündigung und der rasante Abgang von Roger de Weck als VRP war eine Lachnummer. Dass die «Republik» dazu ermahnt werden musste, ihre Organe korrekt zu besetzen, peinlich.
  6. Wenn die schreibende Schmachtlocke das Aushängeschild und auch noch der widerwillige Co-Chefredaktor ist, weil niemand anders auf den Schleudersitz wollte: dann gute Nacht.

Eine gescheiterte Offensive, unsinnige und teure Experimente wie das Einsprechen von Texten, rabiate Gesinnungsartikel von Gesinnungstätern für Gesinnungsgenossen, Selbstbespiegelung im Spiegelkabinett der Vorurteile. Wie im Fall einer schiesswürdigen Muslima haut die «Republik» ohne Not über sämtliche Stränge.

Das Magazin, das strikt die Einflussnahme von reichen Säcken wie Christoph Blocher in den Medien kritisiert, ist selbst von Geburt an am grossen Tropf zweier Erben, ohne deren Geld es die «Republik» nicht geben würde.

All das sind die üblichen Vorboten einer seit sieben Jahren existierenden einfachen Wahrheit: die grossmäuligen Ankündigungen der Demokratieretter haben sich alle in Luft aufgelöst. Nicht mal das Zusammenarbeiten klappt besser als in jedem anderen Intrigantenstadl im Journalismus. Im Gegenteil, nirgendwo wird so zugeschwiemelt, Transparenz verkündet, Aufklärung, der Betroffene bekomme das Recht auf Stellungnahme – und dann wird er einfach hochkant rausgehauen, geht es so intransparent zu und her wie bei diesem Organ.

Anspruch und Wirklichkeit, das ist so wie bei vielen Grünen und Sozis, die Flugbewegungen innerhalb Europas verbieten wollen oder behaupten, nie zu fliegen. Bis man sie dann in Kolumbien, Mauritius, den Seychellen und anderswo antrifft. So wie der Sprecher der Klimakleber, der nach vollbrachter Tat in den Überseeflieger stiegt.

Wahrschenlich wird der «Republik» nicht einmal die mässige Leistung ihrer überbezahlten Payroll das Genick brechen. Sondern ihre offenkundige Heuchelei und Besserwisserei.

Lachnummer Binswanger

Wer einer schreibenden Schmachtlocke bei der Selbstdestruktion zuschauen will …

ZACKBUM macht’s kurz und bündig. Wer so etwas schreibt (und ein Organ, das das publiziert, selbst wenn es vom Co-Chefredaktor kommt), hat völlig die Kontrolle über das Leben, das Schreiben, das Denken verloren. Es ist nicht mehr ärgerlich, was im Randgruppenblasenorgan «Republik» erscheint. Es ist nicht mal mehr lächerlich oder lachhaft. Wobei, die Wirkung ist halt doch verheerend, man muss dennoch lachen, aus einem ganzen Bündel von Emotionen zwischen Scham, Verblüffung, Fassungslosigkeit, das in homerischem Gelächter endet.

Es ist gleichzeitig bedauernswert, Mitleid erregend. Und doch, ZACKBUM ist zu Empathie fähig. Gerne würden wir einen völlig verwirrten Geist bei der Hand nehmen und vorsichtig an die Wirklichkeit heranführen, Aber wir wissen um die Vergeblichkeit dieses Strebens bei Daniel Binswanger.

Lassen wir einen Verirrten, Verwirrten selbst sprechen, neigen das Haupt in Trauer und verabschieden uns von ihm:

«Journalismus, der Ihnen hilft, Entscheidungen zu treffen … ein Tiefpunkt in der Geschichte des Schweizer Medien- und Parteien­systems … hat die öffentliche Obsession mit diesem Vorfall vollkommen krankhafte Ausmasse angenommen … wird mehr und mehr zu einer aufmerksamkeits­ökonomischen Höllen­maschine … eine Karriere zerstört, eine Existenz bedroht, trat ein internationaler Hassmob auf den Plan … sollen unter Polizei­schutz stehen …»

Und schon kommen wir zur Stelle, wo sich jedem vernünftigen Leser die Hirnwindungen verknoten und er drei Phasen durchmacht. Haltlose Fassungslosigkeit. Ungläubiges Staunen. Aber dann, Phase drei, spürt der Leser, wie ein unwiderstehlicher Lachreiz das Zwerchfell kitzelt, sich Bahn bricht wie eine Eruption und dazu führt, dass man sich auf dem Boden wälzt vor Lachen, sich die Tränen abwischt und um Gnade winselt und her mit den Taschentüchern ruft.

Aber kaum hat man sich in ein versiegendes Kichern gerettet, kommt schon die nächste Welle. ZACKBUM übernimmt keine Verantwortung, jetzt kommt’s:

«… trug nach Kräften bei zur antifeministischen, islamophoben und xenophoben Kollektiv­regression des Schweizer Diskurses».

Ahahahanti, phohohoben, xenoxenoxeno,  Kokokokokoll, Rerirarö, schweiheiheizer Diskodiskurrrrsss.

You made my day, würde Clint Eastwood sagen, aber nicht mal der könnte seine stoische Miene beibehalten. Haben wir gelacht. Danke, Binswanger, für diesen Quell der Erheiterung in einer finsteren Welt. Aber leider müssen wir hier auseinandergehen. Das Zwerchfell, you know. Der Rippenbogen, der Luftmangel beim Japsen, you know. Wir müssen auf unsere Gesundheit achten. Schnief, prust, gröl.

Wenn Meinungsfreiheit weh tut

Bei der Debatte um ein Vermummungsverbot in der Schweiz vertraten linke Vollpfosten irre Ansichten.

Die schreibende Schmachtlocke Daniel Binswanger erklärte schon mal in der «Republik», dass in Europa Gesichts- und Ganzkörperpräservative  vor allem von selbstbewussten und selbstbestimmten Frauen freiwillig getragen werde: «Nikab-Trägerinnen in Europa sind typischer­weise unabhängige und selbst­bestimmte Frauen, die ihren Fundamentalismus gegen den Willen ihrer Familie praktizieren. Sie gehorchen mit der Vollverschleierung nicht einer Familien­tradition, sondern im Gegenteil, sie affirmieren ihre muslimische Born-again-Identität. Gerade für den Nikab greift also das Argument der Fremd­bestimmung nicht.»

Der inzwischen verzwergte damalige Chefredaktor des Tagi Mario Stäuble warnte, «ein Ja zum Burkaverbot» sei «ein Angriff auf unsere Grundrechte». Den Sieg der Burkagegner sah Tamara Funiciello, SP-Frauen, als «bedenkliches Signal an die Minderheiten», denn: «Wir müssen den Frauen das Recht lassen, anzuziehen, was sie wollen.» Auch Nicole Althaus von der NZZ eierte: «Ein liberaler Staat darf etwas nicht einfach deshalb verbieten, weil es manchen als unmoralisch scheint.»

Kurz nach ihrer Machtübernahme in Afghanistan log ein Sprecher der Taliban dem SoBli ins Mikrophon: «Wir haben bereits betont, dass die Rechte der Frauen im Rahmen des islamischen Rechts geschützt werden.»

Es gibt Saudi-Arabien. Es gibt den Iran. Es gibt Pakistan. Es gibt immer noch den IS. Überall, wo die mittelalterliche Religion des Islams staatliche Macht hat, herrschen finstere Zeiten, gelten Menschenrechte nicht für Frauen, wird die Brutal-Gesetzgebung der Scharia angewendet. Herrscht gesellschaftlicher Rückschritt, geht es auch wirtschaftlich den Bach runter, wenn nicht einfach Rohstoffe exportiert werden können.

Die schlimmste Steinzeitversion des Islams herrscht in Afghanistan. Nachdem die Taliban merkten, dass ihre Schalmeiengesänge weder zur Anerkennung ihres Regimes, noch zu wirtschaftlichen Hilfsleistungen führten, werden sie bei der Unterdrückung der Frauen immer brutaler.

Schulen für Mädchen? Geschlossen. Frauen auf dem Arbeitsmarkt? Verbannt. Eine Frau alleine ausser Haus? Verboten. In Begleitung des Mannes oder engen Verwandten erlaubt, aber dann mit Burka. Reicht das? Nein, das reicht nicht:

«Weil schon das Hören einer Frauenstimme die Männer erregen könnte, dürfen Frauen in Afghanistan seit Mitte August in der Öffentlichkeit auch nicht mehr sprechen», schreibt die NZZ ins europäische Schweigen über diesen Skandal unserer Aussenpolitik.

Der Absurditäten nicht genug: «Die Gesundheitsversorgung wird den Frauen vorenthalten: Ein männlicher Arzt darf sie nicht untersuchen, aber zu einer Frau können sie auch nicht gehen, denn den meisten Ärztinnen ist die Ausübung ihres Berufs untersagt.»

Nebenfolge: Afghanistans Wirtschaft ist am Boden. Der Grossteil der Menschen lebt unter der Armutsgrenze und ist auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.

Was hat das mit der Schweiz und den Gegnern des Burkaverbots zu tun? Sehr viel. Denn nicht nur in seinen extremen Ausformungen ist der Islam mit westlichen Grundwerten und unserer Auffassung von Freiheit und Toleranz nicht vereinbar. Er ist eine Verliererreligion, der Minderwertigkeitskomplex seiner Anhänger führt schnell und überall zu Machtfantasien und Gewalttaten, wie die Messerattacken in jüngster Zeit wieder belegen.

Dagegen wird angeführt, dass das schliesslich nur einige verirrte und verwirrte Radikale seien, während die grosse Mehrzahl der Moslems friedliche Mitbürger seien. Das wird schon dadurch widerlegt, dass Meinungsumfragen zeigen, dass sie mehrheitlich die Scharia über die Gesetze stellen, die in den Ländern herrschen, in die sie sich vor dem Elend islamischer Staaten geflüchtet haben.

Die meisten von ihnen wollen sich gar nicht assimilieren, weil sie sich und ihre Religion der westlichen Zivilisation für weit überlegen halten. Ungläubige sind im besten Fall Untermenschen, im schlimmsten Fall müssen sie in der Befolgung des Korans getötet werden.

Natürlich ist die wörtliche Auslegung von Suren des Korans, genau wie bei Bibelstellen, mit Vorsicht hat zu geniessen, da es sich um Schriftstücke von umherziehenden Beduinen handelt, die im 7. Jahrhundert in der Wüste einer archaischen Mentalität lebten. Aber es gibt genügend Aufforderungen zu Gewalt gegen Ungläubige, so wie auch christliche Kreuzritte («deus vult» Gott will es) im Namen der Bibel in Jerusalem immer wieder Blutbäder anrichteten. Unterschied: das tun Christen nicht mehr, der Aufklärung sei Lob und Dank.

Anders der Koran:

Sure 2, Vers 191: «Und tötet sie, wo immer ihr auf sie trefft, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben, denn Verfolgung ist schlimmer als Töten! Kämpft jedoch nicht gegen sie bei der geschützten Gebetsstätte, bis sie dort (zuerst) gegen euch kämpfen. Wenn sie aber (dort) gegen euch kämpfen, dann tötet sie. Solcherart ist der Lohn der Ungläubigen.»

Da braucht es, wie bei der Bibel, viel Rabulistik und Umschwätzen, um das zu relativieren.

Wie es Politiker und Publizisten geben kann, die unter Missbrauch unserer Meinungsfreiheit verschwurbelt versuchen, Verständnis für religiösen Wahnsinn zu schaffen, ein mittelalterliches Frauenbild schützen wollen, die potenzielle Gefahr von notgeilen islamischen Jugendlichen ausblenden, für Toleranz gegenüber dem Intoleranten plädieren, das ist unverständlich.

Noch schlimmer wird es, wenn sie Versuche, dieser gewalttätigen Gefahr innerhalb unserer freiheitlichen Gesellschaften zu begegnen, als fremdenfeindlich, hetzerisch, rechtsradikal, faschistoid oder gar faschistisch abkanzeln.

Der Islam in seiner heutigen Form ist nicht reformierbar, erhebt einen Allmachts- und Überlegenheitsanspruch, radikalisiert als Verliererreligion viele Gläubige. Er hat allerdings damit recht, dass der in seinen Augen dekadente Westen mit seiner falsch verstandenen Duldsamkeit einen grossen Beitrag dazu leistet, dass der Islam immer mächtiger und gefährlicher wird. Inmitten unserer Gesellschaft.

Wumms: Christof Gertsch

Wenn Journalisten Journalisten interviewen, tropft der Schleim aus den Zeilen.

Gertsch ist «Reporter» beim «Magazin» von Tamedia. Dort schreibt er über Sport. «persoenlich.com» interviewt ihn im Rahmen einer «Sommerserie». Das soll leichter Stoff sein, ein Füller fürs Sommerloch halt. Das labert sich dann auf Flughöhe null dahin:

«Wie und wo beginnt Ihr Arbeitsalltag am Morgen?
Meistens auf dem Velo, wenn ich von der Kita in ein Kaffee fahre und Podcast höre. Ich habe ein, zwei Lieblingscafés, wo ich häufig arbeite und mich meistens bis am Mittag versäume. Das klingt jetzt so reporterhaft.»

Nein, das klingt keineswegs «reporterhaft». Sondern gutmenschlich (Kita, Velo) und klischeevoll (Podcast, Verweilen im Kaffeehaus).

Natürlich ist auch bei Tamedia alles toll, super und so menschlich: «Das Magazin-Team hat sich gut entwickelt. Es sind coole, junge Leute dazugekommen und wir sind noch mehr zu einem Team gewachsen. Und grundsätzlich: Dass es bei Tamedia trotzt immer schwierigeren Rahmenbedingungen noch möglich ist, ab und zu ein grösseres, aufwändigeres Projekt zu verfolgen.»

Immer schwierigere Rahmenbedingungen? Das einstmals stilbildende «Magazin» ist zu einem Storywiederverwertungsorgan verkommen, das die meisten Inhalte einkauft und eine Riege von abgehalfterten Kolumnisten beschäftigt, die so schlimm und banal sind, dass man sich manchmal sogar Daniel Binswanger zurückwünscht, und das drückt nun helle Verzweiflung aus.

Aber wenn man sich durch den unsäglichen Philipp Loser, diese Karikatur eines Journalisten, durch Katja Früh oder durch Kaltërina Latifi, gar durch den Selbstplagiator Max Küng quälen muss, kommen solche perversen Wünsche auf.

Gertsch ist aber keineswegs nur Mitglied bei einem angeblich gut entwickelten Team. Er ist ein Opportunist und Feigling. Er berichtet stolz davon, dass er zusammen mit Kollege Mikael Krogerus und mit Hilfe der «Süddeutschen Zeitung» eine Podcast-Serie fertiggestellt habe. Krogerus ist bekanntlich der Lebensgefährte von Franziska Schutzbach. Die feministische Kreische und «Geschlechterforscherin» («Die Erschöpfung der Frauen») blieb erschöpft stumm, als in der tollen «Magazin»-Redaktion ein Riesenskandal platzte. Eine frustrierte und gefeuerte Ex-Mitarbeiterin lästerte im «Spiegel» über ihren ehemaligen Chefredaktor ab. Der habe sie auch coram publico übel verbal angegangen und sexistisch fertiggemacht, behauptete sie.

Da wäre es nun an Mannen wie Loser, Gertsch oder Krogerius gewesen, diese Behauptung zu bestätigen – oder zu dementieren. Das hätten Ehre und Anstand verlangt. Aber wie die schreibende Schmachtlocke Binswanger, der längst zur «Republik» abgesprungen war und nichts zu befürchten hätte, schwiegen sie. Schwiegen und schwiegen. Ruderten um Fragen herum, wie Gertsch bei der Verleihung des Schweizer Journalistenpreises an diese Schande seines Berufs. Schwiegen wie Krogerius. Schwiegen auf Anfrage oder verwiesen wie der auf den Chefsessel nachgerutschte Ziauddin auf die Medienstelle von Tamedia.

Woher soll Gertsch  in der Kita, beim Velofahren, im Kaffee oder sonst wo die Autorität nehmen, den Leser zu unterhalten, bereichern, aufzuklären, überhaupt mit seiner Schreibe zu belästigen?

Jemand, der einmal im Leben die Chance hatte, aufrecht hinzustehen. Schliesslich ging es nicht um die Weltlage oder Probleme ausserhalb seines Wirkungsbereichs. Er hätte – hätte müssen – dazu Stellung zu nehmen, ob eine gravierende Anschuldigung gegen seinen damaligen Chefredaktor, erhoben im «Spiegel», der Wahrheit entspricht oder nicht. Schliesslich sollte es sich nicht um die üblichen, unbeweisbaren verbalen Übergriffigkeiten unter vier Ohren gehandelt haben, sondern die ganze Redaktion sei Zeuge gewesen, behauptete die Intrigantin, die zuvor vergeblich versucht hatte, den Posten ihres Chefs zu erobern.

Aber stattdessen verkniffenes Schweigen, Ausweichen, feiges Beiseitestehen.

Natürlich sollte das nicht das Hauptthema eines locker-luftigen Sommerinterviews sein. Aber erwähnt werden müsste dieser dunkle Fleck, müsste dieses menschliche Versagen schon. Damit das Gespräch nicht Übelkeit auslöst.

Linke Genossenschaft = Pleite

Nun ist auch noch das Zürcher Café Boy am Ende.

Für Nicht-Zürcher mal kurz erklärt. Es gab lange Jahre die linke Institution «Cooperativo». Das Restaurant, wohin man nicht unbedingt wegen des Essens ging, verkörperte die beste Tradition einer linken Kooperative. Die Wände waren mit Werken von Mario Comensoli geschmückt, es gehörte zum guten Ton der Linken, der linken Schickeria, der Tagi-Belegschaft und vielen anderen, hier regelmässig zu verkehren. Dann ging das Restaurant Pleite.

Das «Kulturzentrum» Kosmos war eine Installation, in der mit grosser Kelle angerichtet wurde. Dass die überdimensionierten Kinosäle dank idiotischer Programmierung leer blieben, dass die meisten Angebote nur Zuspruch in der Gesinnungsblase fanden, dass Einnahmen in einem dramatischen Missverhältnis zu den Ausgaben standen – na und, wollen wir uns solchen bürgerlichen Normen unterwerfen?

Als die Kacke richtig am Dampfen war, verkauften die cleveren Erblinken und Teilhaber ihre Shares noch schnell an einen blauäugigen Gutmenschen. Der liess Kassensturz machen – worauf der von ihm eingesetzte neue Verwaltungsrat blitzschnell zum Konkursrichter eilte, aus Schiss vor Konkursverschleppung. Die Initianten jammerten über sich selbst und die Ungerechtigkeit der Welt. Das Schicksal der über 70 Angestellten, die von einem Tag auf den anderen wegen ihres Versagens auf der Strasse standen, war ihnen scheissegal.

Diese Katastrophe wurde von üblen Beschimpfungen einer schreibenden Schmachtlocke begleitet, dass dieser Bankrott doch wohl übereilt und vermeidbar gewesen sei. Dass Daniel Binswanger selbst einem Organ vorsteht, dass nur dank ständigen Bettelaktionen und der Drohung mit Selbstmord bis heute vor sich hinsiecht, was soll’s. Auch die «Republik» muss doch nicht spiessbürgerlichen Vorstellungen von Wirtschaftlichkeit gehorchen.

Dann hätten wir die Rote Fabrik, wie der Name schon sagt Spielplatz für alles Linke, Woke, Bewegte, Antikapitalistische. Allerdings nimmt das Haus gerne ein paar Millionen Subventionen mit. Nur: nicht mal so reicht das Geld. Nach einem Putsch im Führungsgremium wurde die Kulturinstallation gegen die Wand gefahren. Dank Steuersubventionen nicht Pleite, aber es mussten ziemlich ruppig Mitarbeiter entlassen und Freiräume geschlossen werden.

Das Zürcher Schauspielhaus, ein wokes Multimillionengrab von Steuergeldern, dem das zahlende Publikum in Scharen wegläuft.

Dann gibt es eine einzige Ausnahme von der Regel: das Zürcher Kunsthaus. Hier zeigt die bürgerliche Schickeria, angeführt vom Ex-SNB-Präsidenten Philipp Hildebrand, dass telegen aussehen kein Garant dafür ist, die Finanzen im Griff zu haben.

Und nun das Café Boy. Es trägt diesen etwas merkwürdigen Namen, weil es 1934 von der Proletarischen Jugend Zürich erbaut wurde, als Treffpunkt für junge Arbeiter. Dann ging alles so seinen Gang und auch den Bach runter.

2019 dann der Neustart. Eine Genossenschaft übernahm das Ruder. Ihr Name liess allerdings schon damals Übles ahnen: «Genossenschaft Wirtschaft zum Guten Menschen». Da steckte (hoffentlich) eine Prise Selbstironie drin.

Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, schrieb der Präsident der Genossenschaft, der SP-Gemeinderat Marco Denoth, den übrigen Mitgliedern, «die Türen sind ab 21. Juni für immer geschlossen». Das habe man gemeinsam mit den Angestellten beschlossen. Denoth fiel bislang eigentlich nur dadurch auf, dass er herausgefunden hatte, dass das Ampelmännchen (!) nun einwandfrei diskriminierend sei und dringend gegendert werden müsse.

Die Angestellten haben das aber noch nicht so ganz mitgekriegt; das Lokal sei jeweils im Sommer samstags geschlossen, steht auf der Webseite, Reservationen kann man noch zu einem beliebigen Datum eingeben. Allerdings ist diese Ankündigung schon verräterisch. Samstag ist einer der stärksten Besuchstage für Restaurants. Nur kein Stress, sagte sich offenbar die Mannschaft.

Was ist denn passiert? Covid natürlich, die Allerweltsausrede. Das übliche Gequengel: «Unser Team war super, das Konzept sehr gut, aber es hat einfach nicht gereicht. Der Start mit der Pandemie lastete zu stark auf uns, sodass wir keine Reserven für die letzten schlechten Monate mehr hatten

Die Pandemie ist scheint’s schon länger vorbei, und wenn Team und Konzept und überhaupt super waren, wieso waren dann die letzten Monate schlecht? War das Lokal zu gut für diese Welt? War vielleicht der «Siedfleisch Boy» für stolze 42 Franken zu teuer? Oder ein währschafter Hackbraten für exorbitante 38.50? Oder wurde zu wenig Terra Cupa Montefalco für 98 Franken gebechert? Mundete ein mittelmässiger Chateauneuf du Pape für 105 Franken nicht richtig? Gab es zu wenig Gelegenheit, mit «Zürischaum» für 96 Franken anzustossen? Das Flascherl ist im Einzeleinkauf für 34 Franken zu haben. Hier wird offenbar das gesunde kapitalistische Prinzip, Einkauf mal drei, angewendet.

Von der ursprünglichen Idee, ein Treff für weniger Kaufkraftstarke zu sein, ist schon lange nichts mehr übriggeblieben.

Immerhin, dem Personal wolle die Genossenschaft bei der Stellensuche beistehen. Kleiner Tipp für die Entlassenen: wenn eine Genossenschaft den Laden führt, in weitem Bogen umfahren …

Roshani und kein Ende

Tamedia wehrt sich. Gut so.

Der Fall Roshani ist bis in jedes Detail ausgeleuchtet worden. Tausendsassa Roger Schawinski hat sogar ein Buch darüber geschrieben. Immer noch lesenswert.

Zu besichtigen ist heute ein Trümmerfeld. Offensichtlich aus Rache hatte Anuschka Roshani mit einer Breitseite im «Spiegel» die Affäre losgetreten. Darin beschuldigte sie ihren ehemaligen Chefredaktor, sie über Jahre hinweg und auch vor der ganzen Redaktion übel verbal attackiert zu haben, inklusive abfällige Bemerkungen über ihr Sexleben.

Kein einziger dieser Vorwürfe konnte in einer von Tamedia in Auftrag gegebenen Untersuchung erhärtet werden; Roshani verweigerte nach kurzer Zeit die Teilnahme, als sie sich in Widersprüche zu verwickeln begann. Einzig belegt werden konnte, dass ihr Chefredaktor bei Germanismen in ihren Texten mit falsch gezeichneten Hakenkreuzen darauf hinwies und das offensichtlich komisch fand.

Endergebnis: der Chefredaktor wurde wegen ungebührlichen Verhaltens «im gegenseitigen Einvernehmen» gefeuert. Seine Karriere liegt in Trümmern, ihm ging das Geld aus, sich gegen die Verleumdungen im «Spiegel» juristisch zu wehren.

Roshani wollte an seiner Stelle Chefredaktor werden und hatte sich auf seine Stelle beworben, während er noch im Amt war. Stattdessen wurde auch sie entlassen, weil natürlich auch solches Intrigantentum nicht toleriert werden kann.

Auch ihre Karriere liegt ihn Trümmern, wer will schon mit einer so toxischen Person zusammenarbeiten. Dank ihres Mannes muss sie sich im Gegensatz zum Chefredaktor materiell keine Sorgen machen.

Eine besonders üble Rolle spielte die Gutmenschenredaktion des «Magazin», angeführt vom heutigen Co-Chefredaktor der «Republik» Daniel Binswanger. Roshani hatte unter anderem behauptet, ihr Chefredaktor habe sie auch vor versammelter Mannschaft verbal attackiert. Also wäre es für diese mutigen Verteidiger der Frauenrechte ein Leichtes gewesen, das zu bestätigen – oder zu dementieren. Aber sie waren allesamt zu feige, schwiegen auf Anfrage verkniffen oder verwiesen auf die Medienstelle von Tamedia. Auch ein Trümmerfeld angeblich edler Gesinnung.

War’s das endlich? Nein, es wird munter prozessiert. Denn Roshani fordert nicht weniger als ihre Wiedereinstellung, eine Anerkennung ihrer angeblichen Diskriminierung und eine Genugtuungssumme von 10’000 Franken.

Am Montag fand vor dem Arbeitsgericht Zürich ein öffentlicher Prozess in der Sache statt. Immer noch wird munter auch in den Medien Partei ergriffen, so schreibt «persoenlich.com», dass Roshani im «Spiegel» beschrieben habe, «wie sie während Jahren sexualisiertem Mobbing durch ihren Chefredaktor … ausgesetzt war». Indikativ wohlgemerkt. Solange es im Journalismus solche Schludrigkeiten gibt, hat Roshani doch noch gewonnen.

Roshani behauptet inzwischen, dass sie sich auch für die 72 erregten Tamediafrauen wehre, die mit einem Protestschreiben über angeblich unerträgliche Zustände via Jolanda Spiess-Hegglin an die Öffentlichkeit gelangt waren. Obwohl die beiden Initiantinnen behauptet hatten, dass das Schreiben nur für internen Gebrauch bestimmt sei. Auch hier liess sich kein einziger der anonymisierten Vorwürfe erhärten.

Die Lachnummer hier war, dass sich sowohl der damalige Oberchefredaktor Arthur Rutishauser wie der weiter amtierende Konzernboss Pietro Supino präventiv schon mal entschuldigten und sich betroffen zeigten. Obwohl damals und bis heute kein einziger Vorwurf belegt wurde (Indikativ).

Immerhin ist Tamedia offensichtlich nicht bereit, sich auf Vergleichsverhandlungen einzulassen. Damit wird üblicherweise möglichst geräuschlos ein solches Problem abgetischt. Die «Republik», immer stilbildend, ging unter Co-Chefredaktor Binswanger sogar noch einen Schritt weiter. Um jegliches Aufsehen und einen Prozess zu vermeiden, zahlte sie einem ehemaligen Mitarbeiter, der aufgrund anonymer Anschuldigungen fristlos und ohne Anhörung gefeuert worden war, bis zu 30’000 Franken.

Es scheint allerdings so, ein Lichtblick, dass diese anonyme oder persönlich vorgetragene Denunziationsmasche langsam an Wirkung einbüsst. Immerhin.

 

Wumms: Daniel Binswanger

Der Mann ist einfach schamlos.

«Die bürgerliche Schweiz» verliere ihren «moralischen Kompass», behauptet die schreibende Schmachtlocke auf der untergehenden Titanic.

Das macht er daran fest, dass die bürgerlichen Parteien gegen die Auszahlung von 20 Millionen Franken an die UNRWA sind.

Dass die Schweiz weitere 32 palästinensische NGO mit Millionenbeträgen unterstützt, das ist dem Recherchiergenie Daniel Binswanger wohl unbekannt. Macht ja nix, aber drei Dinge sind bei Binswangers Gelaber sehr stossend.

  1. Er wagt es, von einem verlorenen moralischen Kompass zu sprechen? Der ehemalige langjährige «Magazin»-Mitarbeiter, der zu feige war, als Ohren- und Augenzeuge etwas zu den Anschuldigungen der rachsüchtigen Anuschka Roshani zu sagen? Er hatte nichts zu verlieren, als «Republik»-Mitarbeiter; reiner Anstand hätte es geboten, Stellung zu den Angriffen auf seinen ehemaligen Chefredaktor zu nehmen. Aber doch nicht Binswanger; der weiss, dass er auf schwankendem Grund steht, und nach der «Republik» muss er ja auch Brötchen verdienen. Und wie sein Ex-Kollege Daniel Ryser dürfte er es nicht zur «Weltwoche» schaffen. Wobei, weiss man’s? War das moralisch anständig?
  2. Als Co-Chefredaktor hat er den unanständigen und ruppigen Umgang mit dem Starreporter der «Republik» mitzuverantworten. Der wurde aufgrund anonymer Vorwürfe per sofort freigestellt. Obwohl die dem Organ der guten Lebensart längst bekannt waren, erst in dem Moment, als sie vom SRF publik gemacht wurden. Anschliessend wurde der Mitarbeiter fristlos gefeuert – ohne ihm die vorher versprochene und selbstverständliche Möglichkeit zur Stellungnahme einzuräumen. Und so jemand wagt es, über einen moralischen Kompass zu urteilen und ihn anderen abzusprechen? Schamlos muss man das nennen, weil zutreffendere Ausdrücke leider strafrechtlich bewehrt sind.
  3. Auch dieser Text ist voll von «man kann und muss … braucht es multilaterale Verhandlungen … darf nicht akzeptiert werden … atemberaubende Inkompetenz … unterbunden werden muss … sollte sich sehr sorgfältig die Frage stellen … miteinbeziehen müsste … reaktionäres Schlusslicht … Frage, die im Raum steht» usw. usf. Zurechtweisungen, Anordnungen, harsche Urteile. Aufgrund welcher Kompetenz, hat Binswanger einen moralischen Kompass verschluckt, zum Frühstück gefressen?

Die einzige Frage, die man stellen muss: meint dieser aufgeblasene Wicht wirklich, irgend einen Entscheidungsträger würde es interessieren, was er hier auf über 12’000 A absondert? Im Ernst? Wäre das so, wäre es bedenklich. Nein, beängstigend. Denn wer führte ihn (und all die anderen bei der «Republik») wieder in die Realität zurück, wenn die nächste Bettelaktion schiefgeht?

«Republik» abschalten, Part III

Es wäre so einfach: Stecker beim Server raus, und Ruhe ist.

All die vorherigen Plops und Flops konnten noch gesteigert werden.

Nebenbei: zur lachhaft einseitigen Berichterstattung über eigentlich alles (Klima, Trump, Ukraine, Israel) wollen wir kein Wort verlieren, das kann man ja unter freier Meinungsäusserung laufen lassen, auch wenn es meist als «Reportage» oder «Artikel» oder gar «Analyse» daherkommt.

Besonders geschmacklos war ein Schmierenstück der schreibenden Schmachtlocke. Der Skandal schien wie für die «Republik» gemacht: der reiche Waffenhändler Emil Bührle, dessen Sammlung im Kunsthaus Daniel Binswanger noch zuvor als kulturelle Bereicherung für Zürich gelobt hatte.

Aber Bührle habe die Notlage in die Schweiz geflüchteter Juden ausgenützt und denen für lau wertvolle Kunstwerke abgeluchst, wenn die in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren. Das behauptete im Fall des ehemaligen deutschen Kaufhauskönigs Max Emden dessen verarmter Enkel Juan Carlos Emden. Dessen Vater hatte hatte es von den beiden Brissago-Inseln, die sein Grossvater noch besass, bis nach Chile vertrieben.

Und Juan Carlos war nun auf Rachetour durch Europa um zu beklagen, dass seinem Vater angeblich auch von Bührle ein wertvolles Kunstwerk spottbillig abgenommen worden war. Recherchiergenie Binswanger ging ihm voll auf dem Leim und veröffentlichte in üblicher «Republik»-Länge (17’335A) ein rührseliges Anklagestück. Grauslich, widerlich. Bloss: falsch.

Das bezeugte der jüdische Kunsthändler Walter Feilchenfeldt, dessen Vater Emden beim Verkauf an Bührle beraten hatte. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg habe der alte Emden niemals ein schlechtes Wort über Bührle verloren. Feilechenfeldt wörtlich: «kein einziges Mal ist ein schlechtes Wort gefallen, zum Beispiel, dass man den Verkauf bereue oder dass er sich über den Tisch gezogen gefühlt habe.»

Der Kunsthändler hat auch klare Worte zu den unablässigen Versuchen der Emden-Erben, seit 2012 immer wieder Geld zu fordern: «ein falsches Spiel, «dominiert von den Anwälten»».

Die Wirklichkeit wäre also viel komplexer, interessanter und widersprüchlicher als im Banal-Weltbild von Binswanger. ZACKBUM schrieb damals:

Platz genug hätte es dafür gegeben, die gesamte Berichterstattung der schreibenden Schmachtlocke könnte ein Buch füllen. Allerdings hat es darin dermassen viele Leerstellen, viele Unsauberkeiten, so viel Weggelassenes, weil es nicht in die Kampfthese passt, dass diese Bührle-Polemik als Prachtexemplar und abschreckendes Beispiel in jeder Journalistenschule verwendet werden könnte.

Dabei ist da Schicksal von Max Emden ein faszinierendes Stück deutscher Zeitgeschichte, das ZACKBUM mit Respekt aufgearbeitet hat. So viel Eigenlob muss sein: hier leistet die One-man-Show das, wozu 50 «Republik»-Nasen nicht in der Lage sind.

Neben solchen gravierenden Fehlleistungen (wer noch mehr sehen möchte, einfach hier «Republik» im Suchfeld eingeben), zeichnet sich das Organ nicht nur durch ständige finanzielle Nöte aus, weil Geld eigentlich nur zum Ausgeben bestimmt ist, für die Einnahmen sind Bettelaktionen oder reiche Erben zuständig.

Sondern vor allem auch durch eine ruppige Personalpolitik. Es kommt nicht häufig vor, dass sich nach kurzer Zeit der Mitbegründer, Ideengeber und Chefredaktor grummelnd zurückzieht und vom fernen Berlin hineinmotzt.

2021 wurde Christof Moser vom Posten des Chefredaktors hinausgetragen. Als «Stabsstelle Chefredaktion» schimpfte er über üble Intriganten, Vettern- und Misswirtschaft auf der «Republik»: «Es geht sehr schnell und man sieht sich plötzlich mit einer Anhäufung von Inkompetenz, Mobbing und Fehlentscheidungen konfrontiert, die einen sabotieren. Und sie hindern dich daran, erfolgreich weiterzuarbeiten.»

Seine damalige Prognose: «Ist das (schlechtes Management, Red.) passiert, setzt sich die Abwärtsspirale fort und das Unternehmen bricht langsam aber sicher zusammen. Warum? Denn schlechtes Management lässt sich nur durch noch mehr schlechtes Management rechtfertigen.» Ein Hellseher. Das dachte sicher auch sein Nachfolger, der ebenso unsanft abging.

Moser hatte den Diadochenkampf mit dem zweiten Grosskopf der «Republik» verloren. Aber seit vielen Monaten äussert sich Constantin Seibt zunehmend dunkel (und länglich) über den Faschismus in den USA, wo er hinter jeder braunen Hausmauer dessen hässliche Fratze zu erkennen glaubt. Sollen wir noch kurz den Kurzzeit VR-Präsidenten de Weck erwähnen oder den Versuch, bei der Bäckerei Bertschi einen Skandal aufzubacken?

Als letzte mit üblem Geruch platzende Beule vermeldete die «Republik» schmallippig, dass man sich per sofort vom Starreporter des Hauses getrennt habe, der noch zuvor ganze Netzwerke von rechten Journalisten in der Schweiz enttarnt haben wollte. Allerdings hatte seine «Reportage» einen «Republik»-typischen Mangel: von den vielen namentlich angepinkelten angeblichen rechten Netzwerkern gab er einem einzigen die Gelegenheit zur Stellungnahme.

Das wäre in jedem anständigen Organ nicht publiziert worden, aber eben. Das war allerdings nicht der Entlassungsgrund. Mitarbeiterinnen hatten sich beschwert, dass es seinerseits teilweise Jahre zurückliegende verbale Übergriffe gegeben habe; eine behauptete auch einen sexuellen Übergriff. Wie üblich erfolgten die Anschuldigungen anonym, niemand hatte jemals Anzeige erstattet, in einem anständigen Organ wäre deswegen keine fristlose Kündigung ausgesprochen worden.

Versprochen wurde dem Beschuldigten hingegen, dass er die Möglichkeit zur Stellungnahme erhalte. Die wurde ihm dann verwehrt.

Das wirft ein Schlaglicht darauf, wie es intern in diesem Intrigantenstadl zugeht.

Bevor der Artikel «Republik»-Länge erreicht:

– inhaltlich von Anfang an an den eigenen Ansprüchen gescheitert

– niemals aus der ideologischen Gesinnungsblase herausgefunden

– einen Skandal-Flop nach dem anderen gelandet

– nicht nur im Maisano- oder Bührle-Skandal schludrig und einseitig recherhciert

– selbst der eigene Gründungschefredaktor kritisiert sein geistiges Kind aufs schärfste

– die Entlassung eines Starreporters belegt schwere menschliche Defizite im Umgang mit Mitarbeitern

– die ständige Bettelei um Geld, Angebote wie der billige Jakob und ein ungebrochen arrogantes Selbstbewusstsein sind weitere Sargnägel

– es gibt keinen einzigen Grund, die «Republik» lesen zu wollen oder zu müssen, sie ist völlig irrelevant

Also gibt es doch nur eins: nachdem schon viele Millionen verröstet wurden, sollte man diesem Trauerspiel ein Ende setzen. Das wäre bitter für 50 Schnarchnasen, aber eine Erleichterung für Leser und Geldgeber.

 

Neues von den Jammerlappen

Ist erst mal der Ruf ruiniert …

Doch, es muss sein. Denn ein solches Gejammer gab es in den Schweizer Medien noch nie. Selbst der «Kosmos», selbst die Rote Fabrik tun das nicht. Der «Kosmos» ist nach jahrelanger Misswirtschaft einfach implodiert und hinterlässt einen Millionenkrater, den der Steuerzahler auffüllen darf. Shit happens. Aber er hat nicht gross gejammert.

Die Rote Fabrik hat mehr Geld ausgegeben als sie hat. Shit happens. Kein Gejammer. Ach, und das «Schauspielhaus» vergrault konsequent seine Abonnenten, kriegt aber Millionensubventionen. Shit happens. All diese schwarzen Löcher jammern aber nicht kontinuierlich und lautstark vor sich hin.

Die «Republik» schon. Als der inzwischen verstummte Constantin Seibt noch schwurbelte, waren das immerhin geistreich auf Glatzen gedrehte Locken. Inzwischen hat Niveau und Stil bedenklich nachgelassen, statt Edelfeder gibt es Holzhammer:

Auch launig werden gelingt nicht mehr so recht:

«Teilen Sie einen bestimmten Link mit möglichst vielen Bekannten. Es ist ein persönlicher Link, eine Art Wegweiser, der Nicht-Verlegerinnen zur Republik führt. Ab heute finden Sie ihn in dieser Übersicht, und Sie können ihn so verschicken, wie es Ihren Gewohnheiten am besten entspricht: per E-Mail, Direkt­nachricht, als Beitrag in einem sozialen Netzwerk oder auf einer von Hand beschriebenen Karte, einem Fress­zettel, in einem Liebes­brief.»

Es gelingt eigentlich überhaupt nix, denn wer auf den hinterlegten blauen Text klickt, kommt hierher:

Behauptet wird aber: «Wer draufklickt oder die Adresse von Hand in seinen Browser eingibt, gelangt auf eine Begrüssungs­seite. Dort erklären wir den Gästen, was die Republik ist, was wir tun, warum es unseren Journalismus braucht. Und warum es sich lohnt, die Republik mit einem Abo zu unterstützen – so wie Sie es bereits tun.»

Irgendwie typisch für die «Republik». Gewollt, aber nicht gekonnt. Peinlich. Zum Fremdschämen. Aber es geht ja noch weiter im Elend. Damit bitte, bitte, bitte endlich mal wieder mehr Verleger «an Bord» kommen als das sinkende Schiff verlassen, bietet die «Republik» wie der billige Jakob Sonderpreise, Sonderrabatte, nur für kurze Zeit, jetzt zuschlagen, kommt nie wieder: man kann einen «flexiblen Einstiegs­preis wählen: irgendwo zwischen 120 und 480 Franken für ein Jahr Republik».

Eigentlich kostet das Blatt zur Rettung der Demokratie 240 Franken im Jahr. Allerdings: «Hier stützen wir uns auf Erfahrungs­werte aus dem vergangenen Frühjahr: 120 Franken (und damit die Hälfte des Normal­preises) entsprechen dem 2023 am häufigsten gewählten Einzelpreis.» Aha, der vorsichtige Neueinsteiger wählt flexibel die untere Preisgrenze. Irgendwie vernünftig in der Unvernunft, dafür überhaupt Geld rauszuwerfen.

Aber es wird noch lustiger. Denn die «Republik» macht sich zu recht Gedanken darüber, wie denn die Leser dieses Bettelaufrufs ihre nichtsahnenden Freunde überreden könnten, 120 Franken zum Fenster rauszuschmeissen: «Sie möchten die Republik Ihren Bekannten weiter­empfehlen, aber Ihnen fehlen die Worte. Kein Problem. Hier sind ein paar Vorschläge.» Da fehlen ZACKBUM die Worte …

Glücklicherweise (viele mögen das anders sehen) ist die schreibende Schmachtlocke vom Coiffeur, den Skiferien, einer Retraite oder was auch immer zurück. Und sorgt für Spass und Unterhaltung, wie es sonst nur der «Blick» kann. Schon mit dem Titel: «Wir brauchen Antworten – rasch». Wer braucht die nicht. Wenn er oder sie (oder es oder nonbinär oder Kim) fragt: liebst du mich noch, dann möchte man/frau/es – ach, lassen wir das – eine schnelle Antwort. Aber sonst?

Daniel Binswanger hat’s natürlich immer mit den ganz grossen Fragen (und Antworten): «Nato, Klima, Kaufkraft: Es mangelt nicht an Krisen, die adressiert werden müssen. Die Mittel haben wir. Nötig ist nun der politische Wille.»

Bevor wir die grossen Krisen «adressieren» und frankieren: wieso kümmert sich der Herr Co-Chefredaktor eigentlich nicht um die kleine grosse Krise in seinem eigenen Laden? Um die nicht aufgearbeitete Affäre um einen ruppig rausgefetzten ehemaligen Starreporter? Um die finanzielle Krise? Die Abo-Abgänge-Krise? Die Krise eines Kopf-in-der-Luft VR-Präsidenten?

Ja sakrament, wieso tun wir denn dann nichts, wenn wir die Krisen und die Mittel haben? Binswanger weist doch den Weg: «Europa muss nicht nur seine Militär­hilfe an die Ukraine so schnell wie möglich hochfahren, sondern in den nächsten Jahren auch im Eilzug­tempo aufrüsten.» Na, ob Binswanger eigentlich mal in der GSoA war?

Das ist immerhin noch einigermassen verständlich. Militärkopf Binswanger setzt den Helm auf und will Aufrüstung. Aber unter dem Helm sieht man irgendwie schlecht raus: «Drei Ereignisse haben ein denkbar schrilles Schlaglicht auf die aktuelle europäische Sicherheits­lage geworfen.» Hä, ein denkbar schrilles Schlaglicht? Hat er damit eins auf den Kopf bekommen?

Es hat den Anschein: «Putin führt seinen Krieg nicht nur gegen die Ukraine, sondern gegen den Westen.» Also gegen uns alle. Auch diejenigen, die in der Ostschweiz wohnen, by the way.

Das bedeute nun eine «Zeitenwende», hoppelt Binswanger dem deutschen Bundeskanzler hinterher. Zeitenwenden sind immer ein Riesending das hier ist aber ein Überding: «Das ist umso einschneidender, als es an weiteren epochalen Heraus­forderungen nicht mangelt

Ja sakrament, was gibt’s denn noch, neben gewaltiger Aufrüstung gegen den Krieger Putin? «Da ist zum einen der Klimawandel». Ach so, natürlich, Russland ist zwar Väterchen Frost, aber immer mehr Eisbären haben die Füsse im Wasser.

Doch aller Krisen sind drei: «Schliesslich und endlich sind wir konfrontiert mit einer dritten Krise, die sich ebenfalls immer deutlicher bemerkbar macht und deren Dringlichkeit nun relativ rasch ein kritisches Ausmass annehmen könnte. Es ist die sozial­politische Krise der Ungleichheit.»

Eine Wunderwuzzi-Wortschöpfung. Aber der Mann ist in Schöpferlaune: «Sie befeuert das Wagenknecht-Phänomen, das heisst eine linkspopulistisch-nationalistische Bewegung, die zur Stabilisierung der Demokratie wohl kaum einen Beitrag leisten wird

Das ist nun absolutes Neuland. Die Wörter links, populistisch und nationalistisch zu koppeln, das kann nur einer. Allerdings, wie meist, und hier haben wir die Lektüre der Suada abgebrochen, hebt die Schmachtlocke dann in Parallelwelten ab: «Funktionierende Demokratien brauchen ein kritisches Mass an sozial­staatlicher Umverteilung.» Und an der fehle es zunehmend, behauptet der Wirtschaftsweise. Dass, in Konkurrenzkampf mit den Schuldzinsen, Sozialausgaben der mit Abstand grösste Budgetposten in jedem mitteleuropäischen Staatshaushalt sind, dass noch nie in der Geschichte des Sozialstaats so viel umverteilt wurde wie heute – ob er das wohl mal zur Kenntnis nehmen wird?

Die Antwort ist nein. Also lassen wir’s.

Ach, noch nicht ganz. Wusste man eigentlich, dass Binswanger auch ein religiöser Schwurbler ist? Nein? Zufällig haben wir diesen Schmachtfetzen von vor zehn Jahren im «Magazin» gefunden und mussten anschliessend duschen gehen:

«Ohne den vom Evangelium gebotenen Anspruch eines jeden Christenmenschen auf die tätige Nächstenliebe seiner Glaubensbrüder, ohne die von der Schöpfungsgeschichte beschworene Gottesebenbildlichkeit eines jeden Erdenbürgers, ohne das Dogma, dass Christi Kreuzestod ausnahmslos jedem Gläubigen den Heilsweg eröffnen kann, hätte sich der moderne Aufklärungsbegriff von Gleichheit, Brüderlichkeit und Freiheit nicht entwickelt.»

Ähm, dieser in der Französischen Revolution geborene Dreiklang wurde gegen den erbitterten Widerstand der Kirche erkämpft. Aber Geschichte ist nichts für Anfänger. Jedoch für Schreiber ohne Schamgefühl oder einem Sensorium für die eigene Peinlichkeit.

If You Gotta Go, Go With a Smile!

Es gibt Organe, die gibt es gar nicht. Oder doch?

«Wenn du gehen musst, geh mit einem Lächeln.» Sagt Jack Nicholson mit seinem sardonischen Lächeln als Joker. Irgendwie erinnert der Zustand zweier Medien unwillkürlich daran. Die bilden in ihrer Art die ganze Misere des modernen Journalismus ab.

Mit grossem Trara gestartet, seither unaufhaltsam auf dem Weg nach unten. Beide mit Anspruch, aber ohne nennenswerten Inhalt. Zwei verschiedene Konzepte, aber eine Gemeinsamkeit: anhaltende Erfolglosigkeit.

Natürlich, es handelt sich um die «Republik» und um den «Nebelspalter». Die Retterin der Demokratie lässt uns live an ihrem Niedergang teilnehmen:

Grosse Töne spukt sie immer noch: «Die Aufgabe der Republik ist, brauchbaren Journalismus zu machen. Einen, der die Köpfe klarer, das Handeln mutiger, die Entscheidungen klüger macht. Und der das Gemeinsame stärkt: die Freiheit, den Rechtsstaat, die Demokratie

Aber offensichtlich ist das Interesse an nicht so brauchbarem Journalismus abnehmend. Wobei man inzwischen von einer Realsatire sprechen muss:

Schwülstig wird verkündet, dass «der strategische Fokus» inzwischen auf «Stabilität» liege: «Zu- und Abgänge bei Mitgliedschaften und Abonnements müssen sich dafür über das Jahr die Waage halten.» Dieses fokussierte strategische Ziel hat die Zeitschrift der guten Denkungsart das letzte Mal im April 2023 erreicht …

Immerhin ist eine neue Bescheidenheit ausgebrochen, das Ziel, 33’000 Abonnenten zu erreichen (und das entsprechende Geld gleich mal vorab rauszuballern), ist gestrichen (und das Geld weg).

Inhaltlich gibt es wenig bis nichts zu berichten. Dermassen langweilig, vorhersehbar und flachbrüstig ist er. Oder will jemand ernsthaft wissen, was die schreibende Schmachtlocke … Eben. Schlagzeilen machte die «Republik» letzthin nur, weil sie ihren Steuerstreit beilegen konnte und sich brutal von ihrem Starreporter trennte. Der war übergriffigen Verhaltens beschuldigt worden, sollte die Gelegenheit eingeräumt bekommen, seine Beschuldiger zu konfrontieren – und wurde stattdessen ohne diese Selbstverständlichkeit fristlos gefeuert.

Der «Nebelspalter» ist eher nebulös, was seine Zahlen betrifft. Seitdem ZACKBUM enthüllte, dass er es auf nicht mehr als 4000 zahlende Abonnenten gebracht hat, ist Ruhe im Karton. Brutale Entlassung kann er auch; von einem Tag auf den anderen trennte sich Markus Somm vom Chefredaktor der Printausgabe. Der wird stalinistisch nicht mal mehr in der Liste der Chefredaktoren des Nebi erwähnt. Dafür prangt nun Somm mit grossem Foto als «Verleger und Chefredaktor» über der Selbstbespiegelung «über uns». Sein Motto «Wir sind liberal, dass es kracht», nimmt er zu wörtlich; die Bombardierung Moskaus zu fordern, das ist krachig, aber nicht sehr liberal. «Der Nebelspalter hat Humor», auch das würden immer weniger unterschreiben, angesichts des unterirdischen Niveaus der Karikaturen letzthin:

Fäkal-Humor mit Einlauf.

Überhaupt hat die Kaperung der Printausgabe durch Somm & Co. dem Blatt nicht gutgetan. Angefüllt wird es mit gut abgehangenen Somm-Texten. Im Gegensatz zu den Republikanern ist er ein fleissiger Schreiber; inhaltlich hat er allerdings auch nicht viel mehr zu bieten.

Bei beiden Organen kann man eine Frage stellen, deren Antwort tödlich ist. Was hat man verpasst, wenn man sie nicht zur Kenntnis nimmt, nichts dafür zahlt, sie lesen zu dürfen?

Nichts.