WoZ oder «Republik»?

Der Nahvergleich kennt einen klaren Sieger.

Natürlich kann die «WochenZeitung» auf eine deutlich längere Geschichte zurückblicken. Sie wurde 1981 gegründet. Der Nukleus war die monatliche Beilage «Das Konzept» vom «Zürcher Student». Seither erscheint die Wochenzeitung ununterbrochen.

Die «Republik» begann 2017 mit 16’000 Abonnenten als reine Online-Publikation. Inzwischen gibt sie 29’651 «Verleger» an, von denen 24’430 im letzten Monat «aktiv» gewesen sein sollen. Die WoZ verzeichnet rund 20’000 Abos und hat eine Leserreichweite von 102’000.

Das Jahresabo kostet bei der «Republik» 240 Franken, nur digital, bei der WoZ 295.-, unabhängig, ob nur digital oder digital plus Print. Die WoZ ist als Genossenschaft Infolink organisiert und hat zudem einen Förderverein. Ausserdem kooperiert sie mit der «Le Monde Diplomatique». Die «Republik» ist als «Projekt R Genossenschaft» und «Republik AG» aufgestellt, die beide als Holding funktionieren. Die WoZ beschäftigt laut Impressum ingesamt 56 Mitarbeiter, die «Republik» 65, ohne feste Freie.

Die WoZ zahlt einen Einheitslohn von 6000 Franken im Monat, die «Republik» von 8000, Zusatzeinkünfte durch Mandate oder andere Pöstchen nicht gezählt. Die WoZ weist Erträge von rund 5,5 Millionen Franken, plus Spenden, auf. Die «Republik» hat ihr Budget auf 8,3 Millionen Franken erhöht.

Die WoZ liefert wöchentlich rund 33 Artikel ab, die «Republik» rund 25, Tageszusammenfassungen und Ankündigungen mitgezählt.

Die WoZ hat in ihrer ganzen, langen Geschichte ein einziges Mal einen Bettelaufruf erlassen, um aus einer finanziellen Bredouille herauszukommen. Die «Republik» macht das seit Gründung regelmässig; das letzte Mal Ende 2020, als mit Selbstmord per Ende März 2021 gedroht wurde, sollten nicht Millionenspenden zusammenkommen.

Die WoZ hat eine einheitliche Genossenschaftsstruktur ohne Grossinvestoren, die «Republik» hängt im Wesentlichen von den Investitionen der Meili-Brüder ab. Die WoZ erscheint mit Werbung, die «Republik» ist werbefrei.

Während die WoZ weitgehend rumpelfrei ihrer Arbeit nachgeht, macht die «Republik» immer wieder mit Querelen von sich reden. Der erste Chefredaktor wurde abgesägt, sein Nachfolger a.i. nicht definitiv bestätigt und durch zwei neue a.i. ersetzt, die dann endlich den Status definitiver Chefredaktor erlangten. Nach dem Mitgründer Constantin Seibt zog sich der erst kürzlich an Bord gekommene VR Roger de Weck schon wieder Knall auf Fall zurück; ihren Rücktritt kündigten ebenfalls die beiden letzten verbliebenen VR an.

Das mag im Zusammenhang mit möglichen Haftungsfolgen stehen; die «Republik» ist in ein Steuerproblem in der Höhe von knapp einer Million Franken verwickelt. Um die Aufstockung des Budgets zu finanzieren, will die «Republik» diesen Frühling auf mindestens 33’000 Abonnenten kommen, was illusorisch zu sein scheint.

Die «Republik» machte immer wieder mit angeblichen Skandalen von sich reden, die bei genauerer Betrachtung wie ein Soufflé in sich zusammenfielen. Die letzten Male waren es unbelegte Angriffe auf einen Schweizer Kita-Betreiber und die ETH Zürich. Seither ist es diesbezüglich eher ruhig geworden. Die WoZ hatte noch nie eine Enthüllung zu relativieren. Allerdings ist sie kürzlich mit einem Rufmord an einem TV-Kommentator in die Schlagzeilen gekommen, dem faktenfrei Rassismus vorgeworfen wurde.

Ein Vergleich des Inhalts auf formaler Ebene zeigt, dass die «Republik» auch dank Internet zu Textlängen neigt, die modernen Leseverhalten diametral entgegenstehen. Das geht bis zu absurden Fortsetzungsgeschichten über Tamedia oder Google, die den Umfang von halben Büchern und eine entsprechend niedrige Einschaltquote haben. Wenn auch die WoZ gelegentlich zu Länglichkeiten neigt, hält sie sich doch im Printkorsett normalerweise an verträgliche Längen, zudem pflegt sie einige Gefässe mit Kurzstoffen.

Während in der «Republik» Themen wie Wokeness, Genderprobleme, multiple Diskriminierungen überproportional vertreten sind, bemüht sich die WoZ (auch) um eine Berichterstattung mit Schwerpunkt Politik und Wirtschaft, konsequent aus linker Perspektive.

Ein inhaltlicher Nahvergleich wäre eine schöne Aufgabe für eine Seminar- oder gar Diplomarbeit. Aber auch aufgrund all dieser Eckdaten und Angaben ist es klar, dass die WoZ sowohl inhaltlich wie vor allem auch finanziell viel stabiler dasteht als die «Republik».

Auch ein oberflächlicher Vergleich der Inhalte ergibt eindeutig, dass die WoZ die Nase vorne hat und pro Ausgabe immer ein, zwei oder mehr Artikel publiziert, die die Lektüre lohnen. Bei der «Republik» können oft Wochen vergehen ohne einen einzigen lesenswerten Beitrag.

Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass die WoZ ihre inzwischen 42-jährige Geschichte noch einige Zeit fortsetzen wird. Es ist genauso wahrscheinlich, dass die «Republik» bei einer ihrer nächsten Bettelaktionen nicht mehr genügend Unterstützung erfährt (oder ihre Ankerinvestoren die Nase voll haben) und dann nach lediglich sechs oder sieben Jahren den Betrieb einstellen wird.

 

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