Der Redigator geht

Die Kommunikationsgenies von der «Republik» …

Gekonnt ist gekonnt:

«Gleichzeitig verabschieden wir auf Ende Dezember Christof Moser. Nachdem er die Chef­redaktion abgegeben hatte, begleitete er uns noch rund zwei Jahre, in denen er die Chef­redaktion unterstützte, grössere Serien betreute und Texte redigierte. An dieser Stelle ist es uns wichtig, zu sagen, dass dieser Abschied in keiner Weise mit den Untersuchungen der vergangenen Wochen in Zusammen­hang steht.»

An dieser Stelle ist es ZACKBUM wichtig zu sagen, dass die Verfasser dieses Newsletters wegen Unfähigkeit fristlos entlassen werden sollten. Indem sie auf die angebliche Zusammenhanglosigkeit hinweisen, insinuieren sie genau das Gegenteil. Und die Kommaregeln könnten sie auch mal wieder repetieren.

An dieser Stelle ist es ZACKBUM wichtig zu wiederholen, was Moser Nettes über die «Republik» sagte, nachdem er als Chefredaktor abgesägt wurde: «Achten Sie darauf, was hinter Ihrem Rücken in den strategischen Gremien passiert. (…) Es geht sehr schnell und Sie stehen plötzlich vor einer Ansammlung von Inkompetenz, Mobbing und Fehlentscheidungen, die Sie sabotieren.»

Nichtsdestotrotz amtierte Moser noch eine hübsche Weile von Berlin aus als «Stabsstelle Chefredaktion» (wobei niemand erklären konnte, was das ist) und als «Redigator». Der Duden kennt diese Kunstwort nicht; es ist zu vermuten, dass die «Republik» eben nicht nur über eine halbe Million für die Produktion und das Redigieren von Artikeln zum Fenster rauswirft, sondern eben noch zusätzlich einen Oberredigierer brauchte. Den sie nun plötzlich nicht mehr braucht.

Der Verschleiss an Chefredaktoren ist hingegen beachtlich. Zurzeit amtiert ein Duo Infernal als 9. und 10. Besetzung dieses Postens. Moser hatte ihn gleich zweimal inne. Am unglücklichsten amtierte Oliver Fuchs. Er hatte eine katastrophale Offensive mitzuverantworten, bei der man auf sinkende Einnahmen mit gewaltig steigenden Ausgaben reagierte. In der vergeblichen Hoffnung, dass das schon wieder einkommen werde. Das kostete Fuchs dann den Job.

Überhaupt herrscht auf der Teppichetage der «Republik», also in all den Gremien, mit denen sich der Konzern umgibt (VR, GL, CR, Räte und beratende Sesselfurzer), ein stetes Kommen und Gehen.

Das gilt allerdings auch für die «Verleger»:

Abgesehen von einem kleinen Zwischenhoch im Februar und März und noch ein wenig im April überwiegt die Anzahl der Abgänge die Neuabos jeden Monat.

Nun kommt die kritische Phase, die Erneuerungswellen im Januar und Februar. Normalweise versucht die «Republik», vor der jährlichen Bettelaktion so etwas wie einen Scoop zu landen. Also eines ihrer inzwischen berüchtigten «Enthüllungs»-Soufflés, die kaum aus dem Ofen zusammenfallen. Aber dieses Jahr scheint sie nicht einmal dazu in der Lage zu sein.

Das Interesse der angeblich «28’450 Mitgliedschaften und Abos», hochgelobt als Verleger, hält sich ebenfalls in engen Grenzen. Maximal 2860 Masochisten (zahlen, um zu leiden) beteiligten sich an der 7. Urabstimmung; schlappe 10 Prozent. Bei politischen Urnengängen würde das Ende der Demokratie ausgerufen. Zudem hätten die Resultate auch Kim den Dicken aus Nordkorea durchaus befriedigt: mal 31 Gegenstimmen, mal 60; alleine aus 143 Stimmen gegen die Entlastung des Vorstands könnte man eine gewisse Kritik am Kamikazekurs der überschuldeten «Republik» ablesen, die nur deswegen nicht die Bücher deponieren muss, weil einige Gläubiger ihre ansehnlichen Darlehen faktisch abgeschrieben haben.

Das Bedauern beim Zuschauer hält sich in engen Grenzen. Ausser vielleicht, was Moser betrifft. Das muss einem mal passieren. Die Idee gehabt, jahrelang gebrütet und damit hausiert, dann den Schönschreiber und Schaumschläger Constantin Seibt an Bord geholt, gestartet, dann gestresst zurückgetreten, nochmals angetreten und schliesslich rausgemobbt worden, bzw. einen Machtkampf verloren im Biotop der edlen Gutmenschen mit toller Betriebskultur.

Dann sogar öffentlich sein eigenes Kind verstossen, als Missgeburt und Fehlentwicklung. Aber nutzt alles nix; solange die «Republik» in bester kapitalistischer Manier den nächsten Deppen findet, der noch Geld reinsteckt, werden es sich die aktuell 55 Nasen gutgehen lassen. Und vollmundig Unternehmer spielen, obwohl sie alle miefige Angestellte sind, denen es noch nie in den Sinn kam, auf eine der zahlreichen Finanzkrisen mit der Reduktion des eigenen Gehalts zu reagieren.

Lieber betteln gehen und grosse Töne spucken. Dabei ähnelt der Anblick der «Republik» immer mehr einer Schlammfahrt, wobei gelegentlich übelreichende Blasen aufsteigen und platzen.

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