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«Republik» abschalten, Part III

Es wäre so einfach: Stecker beim Server raus, und Ruhe ist.

All die vorherigen Plops und Flops konnten noch gesteigert werden.

Nebenbei: zur lachhaft einseitigen Berichterstattung über eigentlich alles (Klima, Trump, Ukraine, Israel) wollen wir kein Wort verlieren, das kann man ja unter freier Meinungsäusserung laufen lassen, auch wenn es meist als «Reportage» oder «Artikel» oder gar «Analyse» daherkommt.

Besonders geschmacklos war ein Schmierenstück der schreibenden Schmachtlocke. Der Skandal schien wie für die «Republik» gemacht: der reiche Waffenhändler Emil Bührle, dessen Sammlung im Kunsthaus Daniel Binswanger noch zuvor als kulturelle Bereicherung für Zürich gelobt hatte.

Aber Bührle habe die Notlage in die Schweiz geflüchteter Juden ausgenützt und denen für lau wertvolle Kunstwerke abgeluchst, wenn die in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren. Das behauptete im Fall des ehemaligen deutschen Kaufhauskönigs Max Emden dessen verarmter Enkel Juan Carlos Emden. Dessen Vater hatte hatte es von den beiden Brissago-Inseln, die sein Grossvater noch besass, bis nach Chile vertrieben.

Und Juan Carlos war nun auf Rachetour durch Europa um zu beklagen, dass seinem Vater angeblich auch von Bührle ein wertvolles Kunstwerk spottbillig abgenommen worden war. Recherchiergenie Binswanger ging ihm voll auf dem Leim und veröffentlichte in üblicher «Republik»-Länge (17’335A) ein rührseliges Anklagestück. Grauslich, widerlich. Bloss: falsch.

Das bezeugte der jüdische Kunsthändler Walter Feilchenfeldt, dessen Vater Emden beim Verkauf an Bührle beraten hatte. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg habe der alte Emden niemals ein schlechtes Wort über Bührle verloren. Feilechenfeldt wörtlich: «kein einziges Mal ist ein schlechtes Wort gefallen, zum Beispiel, dass man den Verkauf bereue oder dass er sich über den Tisch gezogen gefühlt habe.»

Der Kunsthändler hat auch klare Worte zu den unablässigen Versuchen der Emden-Erben, seit 2012 immer wieder Geld zu fordern: «ein falsches Spiel, «dominiert von den Anwälten»».

Die Wirklichkeit wäre also viel komplexer, interessanter und widersprüchlicher als im Banal-Weltbild von Binswanger. ZACKBUM schrieb damals:

Platz genug hätte es dafür gegeben, die gesamte Berichterstattung der schreibenden Schmachtlocke könnte ein Buch füllen. Allerdings hat es darin dermassen viele Leerstellen, viele Unsauberkeiten, so viel Weggelassenes, weil es nicht in die Kampfthese passt, dass diese Bührle-Polemik als Prachtexemplar und abschreckendes Beispiel in jeder Journalistenschule verwendet werden könnte.

Dabei ist da Schicksal von Max Emden ein faszinierendes Stück deutscher Zeitgeschichte, das ZACKBUM mit Respekt aufgearbeitet hat. So viel Eigenlob muss sein: hier leistet die One-man-Show das, wozu 50 «Republik»-Nasen nicht in der Lage sind.

Neben solchen gravierenden Fehlleistungen (wer noch mehr sehen möchte, einfach hier «Republik» im Suchfeld eingeben), zeichnet sich das Organ nicht nur durch ständige finanzielle Nöte aus, weil Geld eigentlich nur zum Ausgeben bestimmt ist, für die Einnahmen sind Bettelaktionen oder reiche Erben zuständig.

Sondern vor allem auch durch eine ruppige Personalpolitik. Es kommt nicht häufig vor, dass sich nach kurzer Zeit der Mitbegründer, Ideengeber und Chefredaktor grummelnd zurückzieht und vom fernen Berlin hineinmotzt.

2021 wurde Christof Moser vom Posten des Chefredaktors hinausgetragen. Als «Stabsstelle Chefredaktion» schimpfte er über üble Intriganten, Vettern- und Misswirtschaft auf der «Republik»: «Es geht sehr schnell und man sieht sich plötzlich mit einer Anhäufung von Inkompetenz, Mobbing und Fehlentscheidungen konfrontiert, die einen sabotieren. Und sie hindern dich daran, erfolgreich weiterzuarbeiten.»

Seine damalige Prognose: «Ist das (schlechtes Management, Red.) passiert, setzt sich die Abwärtsspirale fort und das Unternehmen bricht langsam aber sicher zusammen. Warum? Denn schlechtes Management lässt sich nur durch noch mehr schlechtes Management rechtfertigen.» Ein Hellseher. Das dachte sicher auch sein Nachfolger, der ebenso unsanft abging.

Moser hatte den Diadochenkampf mit dem zweiten Grosskopf der «Republik» verloren. Aber seit vielen Monaten äussert sich Constantin Seibt zunehmend dunkel (und länglich) über den Faschismus in den USA, wo er hinter jeder braunen Hausmauer dessen hässliche Fratze zu erkennen glaubt. Sollen wir noch kurz den Kurzzeit VR-Präsidenten de Weck erwähnen oder den Versuch, bei der Bäckerei Bertschi einen Skandal aufzubacken?

Als letzte mit üblem Geruch platzende Beule vermeldete die «Republik» schmallippig, dass man sich per sofort vom Starreporter des Hauses getrennt habe, der noch zuvor ganze Netzwerke von rechten Journalisten in der Schweiz enttarnt haben wollte. Allerdings hatte seine «Reportage» einen «Republik»-typischen Mangel: von den vielen namentlich angepinkelten angeblichen rechten Netzwerkern gab er einem einzigen die Gelegenheit zur Stellungnahme.

Das wäre in jedem anständigen Organ nicht publiziert worden, aber eben. Das war allerdings nicht der Entlassungsgrund. Mitarbeiterinnen hatten sich beschwert, dass es seinerseits teilweise Jahre zurückliegende verbale Übergriffe gegeben habe; eine behauptete auch einen sexuellen Übergriff. Wie üblich erfolgten die Anschuldigungen anonym, niemand hatte jemals Anzeige erstattet, in einem anständigen Organ wäre deswegen keine fristlose Kündigung ausgesprochen worden.

Versprochen wurde dem Beschuldigten hingegen, dass er die Möglichkeit zur Stellungnahme erhalte. Die wurde ihm dann verwehrt.

Das wirft ein Schlaglicht darauf, wie es intern in diesem Intrigantenstadl zugeht.

Bevor der Artikel «Republik»-Länge erreicht:

– inhaltlich von Anfang an an den eigenen Ansprüchen gescheitert

– niemals aus der ideologischen Gesinnungsblase herausgefunden

– einen Skandal-Flop nach dem anderen gelandet

– nicht nur im Maisano- oder Bührle-Skandal schludrig und einseitig recherhciert

– selbst der eigene Gründungschefredaktor kritisiert sein geistiges Kind aufs schärfste

– die Entlassung eines Starreporters belegt schwere menschliche Defizite im Umgang mit Mitarbeitern

– die ständige Bettelei um Geld, Angebote wie der billige Jakob und ein ungebrochen arrogantes Selbstbewusstsein sind weitere Sargnägel

– es gibt keinen einzigen Grund, die «Republik» lesen zu wollen oder zu müssen, sie ist völlig irrelevant

Also gibt es doch nur eins: nachdem schon viele Millionen verröstet wurden, sollte man diesem Trauerspiel ein Ende setzen. Das wäre bitter für 50 Schnarchnasen, aber eine Erleichterung für Leser und Geldgeber.

 

Der Redigator geht

Die Kommunikationsgenies von der «Republik» …

Gekonnt ist gekonnt:

«Gleichzeitig verabschieden wir auf Ende Dezember Christof Moser. Nachdem er die Chef­redaktion abgegeben hatte, begleitete er uns noch rund zwei Jahre, in denen er die Chef­redaktion unterstützte, grössere Serien betreute und Texte redigierte. An dieser Stelle ist es uns wichtig, zu sagen, dass dieser Abschied in keiner Weise mit den Untersuchungen der vergangenen Wochen in Zusammen­hang steht.»

An dieser Stelle ist es ZACKBUM wichtig zu sagen, dass die Verfasser dieses Newsletters wegen Unfähigkeit fristlos entlassen werden sollten. Indem sie auf die angebliche Zusammenhanglosigkeit hinweisen, insinuieren sie genau das Gegenteil. Und die Kommaregeln könnten sie auch mal wieder repetieren.

An dieser Stelle ist es ZACKBUM wichtig zu wiederholen, was Moser Nettes über die «Republik» sagte, nachdem er als Chefredaktor abgesägt wurde: «Achten Sie darauf, was hinter Ihrem Rücken in den strategischen Gremien passiert. (…) Es geht sehr schnell und Sie stehen plötzlich vor einer Ansammlung von Inkompetenz, Mobbing und Fehlentscheidungen, die Sie sabotieren.»

Nichtsdestotrotz amtierte Moser noch eine hübsche Weile von Berlin aus als «Stabsstelle Chefredaktion» (wobei niemand erklären konnte, was das ist) und als «Redigator». Der Duden kennt diese Kunstwort nicht; es ist zu vermuten, dass die «Republik» eben nicht nur über eine halbe Million für die Produktion und das Redigieren von Artikeln zum Fenster rauswirft, sondern eben noch zusätzlich einen Oberredigierer brauchte. Den sie nun plötzlich nicht mehr braucht.

Der Verschleiss an Chefredaktoren ist hingegen beachtlich. Zurzeit amtiert ein Duo Infernal als 9. und 10. Besetzung dieses Postens. Moser hatte ihn gleich zweimal inne. Am unglücklichsten amtierte Oliver Fuchs. Er hatte eine katastrophale Offensive mitzuverantworten, bei der man auf sinkende Einnahmen mit gewaltig steigenden Ausgaben reagierte. In der vergeblichen Hoffnung, dass das schon wieder einkommen werde. Das kostete Fuchs dann den Job.

Überhaupt herrscht auf der Teppichetage der «Republik», also in all den Gremien, mit denen sich der Konzern umgibt (VR, GL, CR, Räte und beratende Sesselfurzer), ein stetes Kommen und Gehen.

Das gilt allerdings auch für die «Verleger»:

Abgesehen von einem kleinen Zwischenhoch im Februar und März und noch ein wenig im April überwiegt die Anzahl der Abgänge die Neuabos jeden Monat.

Nun kommt die kritische Phase, die Erneuerungswellen im Januar und Februar. Normalweise versucht die «Republik», vor der jährlichen Bettelaktion so etwas wie einen Scoop zu landen. Also eines ihrer inzwischen berüchtigten «Enthüllungs»-Soufflés, die kaum aus dem Ofen zusammenfallen. Aber dieses Jahr scheint sie nicht einmal dazu in der Lage zu sein.

Das Interesse der angeblich «28’450 Mitgliedschaften und Abos», hochgelobt als Verleger, hält sich ebenfalls in engen Grenzen. Maximal 2860 Masochisten (zahlen, um zu leiden) beteiligten sich an der 7. Urabstimmung; schlappe 10 Prozent. Bei politischen Urnengängen würde das Ende der Demokratie ausgerufen. Zudem hätten die Resultate auch Kim den Dicken aus Nordkorea durchaus befriedigt: mal 31 Gegenstimmen, mal 60; alleine aus 143 Stimmen gegen die Entlastung des Vorstands könnte man eine gewisse Kritik am Kamikazekurs der überschuldeten «Republik» ablesen, die nur deswegen nicht die Bücher deponieren muss, weil einige Gläubiger ihre ansehnlichen Darlehen faktisch abgeschrieben haben.

Das Bedauern beim Zuschauer hält sich in engen Grenzen. Ausser vielleicht, was Moser betrifft. Das muss einem mal passieren. Die Idee gehabt, jahrelang gebrütet und damit hausiert, dann den Schönschreiber und Schaumschläger Constantin Seibt an Bord geholt, gestartet, dann gestresst zurückgetreten, nochmals angetreten und schliesslich rausgemobbt worden, bzw. einen Machtkampf verloren im Biotop der edlen Gutmenschen mit toller Betriebskultur.

Dann sogar öffentlich sein eigenes Kind verstossen, als Missgeburt und Fehlentwicklung. Aber nutzt alles nix; solange die «Republik» in bester kapitalistischer Manier den nächsten Deppen findet, der noch Geld reinsteckt, werden es sich die aktuell 55 Nasen gutgehen lassen. Und vollmundig Unternehmer spielen, obwohl sie alle miefige Angestellte sind, denen es noch nie in den Sinn kam, auf eine der zahlreichen Finanzkrisen mit der Reduktion des eigenen Gehalts zu reagieren.

Lieber betteln gehen und grosse Töne spucken. Dabei ähnelt der Anblick der «Republik» immer mehr einer Schlammfahrt, wobei gelegentlich übelreichende Blasen aufsteigen und platzen.

«Republik»: Der Sumpf

Der ehemalige Chefredaktor Christof Moser beschimpft den VR.

Auch der Misserfolg hat Väter. Bei der «Republik» sind das vor allem die beiden Gründer Christof Moser und Constantin Seibt. Seibt mäandert sich seit der Gründung mit ellenlangen Texten durch das Magazin, die immer weniger Leser finden, aber immerhin kürzer als das halbe Buch über Google sind. Wenn auch nicht weniger langweilig. Über sich selbst wuchs er in ellenlangen Newslettern hinaus, in denen mit immer neuen Sprachgirlanden eingestanden werden musste, dass die «Republik» ihre Finanzen nie im Griff hatte. Einmal drohte sie sogar mit Selbstmord, um an neue Kohle ranzukommen.

Wie viele Abonnenten es brauche, um welches Budget zu finanzieren, selbst an dieser einfachen Berechnung scheitert das Organ bis heute. Seibt ist dabei der Strippenzieher und Guerillakämpfer, der sich gerne als einfachen «Reporter» bezeichnet. Clever trat er blitzschnell aus dem VR zurück, als ein möglicher Steuerbeschiss von fast einer Million Franken ruchbar wurde. Da könnte es ja Haftungsfragen geben.

Christof Moser übernahm von Anfang an die Chefredaktion und verteidige mit Zähnen und Klauen (und viel Geld für Anwälte) jede Fehlleistung der «Republik», die ums Verrecken niemals freiwillig eine Korrektur oder gar eine Entschuldigung publizieren wollte. Aber musste.

Zwischen den beiden soll es dann zu einem Diadochenkampf gekommen sein, den Seibt gewann, Ende 2021 wurde Moser vom Posten des Chefredaktors hinausgetragen. Seither bekleidet er die nicht näher definierte Position einer «Stabsstelle Chefredaktion». Aus dem fernen Berlin. Von dort aus schimpfte er schon vor Monaten über üble Intriganten-, Vettern- und Misswirtschaft auf der «Republik».

Lustigerweise auf Englisch keifte er: «Es geht sehr schnell und man sieht sich plötzlich mit einer Anhäufung von Inkompetenz, Mobbing und Fehlentscheidungen konfrontiert, die einen sabotieren. Und sie hindern dich daran, erfolgreich weiterzuarbeiten.»

Sein Ratschlag:

«Achten Sie darauf, was hinter ihrem Rücken in den strategischen Gremien passiert.»

Damit war offensichtlich auch der VR gemeint. Seine damalige Prognose: «Ist das (schlechtes Management, Red.) passiert, setzt sich die Abwärtsspirale fort und das Unternehmen bricht langsam aber sicher zusammen. Warum? Denn schlechtes Management lässt sich nur durch noch mehr schlechtes Management rechtfertigen. Es geht weiter und weiter und weiter. Und wird niemals aufhören. Bis der Schaden angerichtet ist.» Und die Verwirrten im Sumpf steckenbleiben und nicht herausfinden.

Aktuell legt Moser nach: «Erinnerst du dich an mein Posting über «the swamp», diese tödliche Mischung aus Inkompetenz, Mobbing und Fehlentscheidungen? Jeder, der in den letzten 16 Monaten den falschen Kurs des Vorstands (und der Unterstützer im Hintergrund) kritisierte, wurde diffamiert. Nun liess sich der Sumpf nicht mehr verbergen. Und den Preis zahlen wie immer die Mitarbeiter. Das ist traurig.»

Und was sagt die «Republik» zu dieser vernichtenden Attacke ihres Mitgründers und Mitarbeiters in einer Stabsstelle? Das sei dann im Fall nicht ihre Meinung.

Das ruft nach einer Wortschöpfung: Republipeinlich. Konfliktscheue, inkompetente Geldvernichter. Mit dem eigenen Bauchnabel beschäftigt und mit sonst nichts. Zurzeit im Nahkampfmodus, wer fliegt und wer bleiben darf. Eines ist dabei sonnenklar: transparent wird der Prozess nicht ablaufen, nicht die Schlechtesten und Überflüssigsten werden gehen müssen, nicht die Besseren und Brauchbaren werden bleiben. Sondern hier wird ganz human, solidarisch und gutmenschlich gemobbt, intrigiert und gemeuchelt.

 

… aus den Löchern

Halali. Die Jagd auf Tamedia ist eröffnet.

Das muss man mal hinkriegen. Innerhalb von nur zwei Tagen ist die Affäre Canonica zu einem Tamedia-Skandal gereift. Dank selten unfähiger Kommunikation der Verlagsspitze.

Von einem verkniffenen Anschwärzen der ehemaligen «Magazin»-Redaktorin Anuschka Roshani mitsamt Verweis, dass man aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nix mehr sagen könne, gelangte die Geschäftsleitung schnell zur Veröffentlichung einer Zusammenfassung des Untersuchungsberichts. Scheiss auf Persönlichkeitsschutz, sowohl bei Roshani wie bei Finn Canonica.

Man kann davon ausgehen, dass beide nicht um ihr Einverständnis angefragt wurden, bevor die hyperventilierende Geschäftsleitung das Papier öffentlich machte.

Darin wird die Kritikerin kräftig runtergebürstet, aber auch Canonica kriegt sein Fett ab. «Fäkalisierte Sprache», wunderbarer Ausdruck. So nebenbei haut sich die Tamedia-Spitze selber eine rein. Hiess es zuvor, Canonica habe von sich aus eine neue Herausforderung gesucht, wird nun klargestellt, dass man ihn gefeuert hat.

Aber es gibt noch einen kitzligeren Punkt, der wohl zu Köpferollen führen wird. Die GL behauptet, Roshani habe den Untersuchungsbericht bekommen. Sie bestreitet das. Einer von beiden sagt die Unwahrheit. Die Logik gebietet zu vermuten, dass sie in ihrem Anklageartikel sicherlich auf diesen Bericht eingegangen wäre, hätte sie ihn gekannt.

Wird also die GL dabei ertappt, zu allem zu auch noch die Unwahrheit gesagt zu haben, dann muss das personelle Konsequenzen haben. Der Newcomer Müller von Cronenblum würde sich anbieten. Allerdings steht Arthur Rutishauser eine halbe Etage unter ihm und war der direkte Vorgesetzte von Canonica. Müsste also mit staatstragenden Worten ein Sündenbock gesucht werden …

Es gibt allerdings schon zwei sehr widerliche Aspekte in der ganzen Affäre. Roshani behauptet, Canonica habe seine «fäkalisierte Sprache» und seine ständigen sexuellen Anspielungen auch coram publico vorgeführt, also vor der gesamten Redaktion. Es ist kaum anzunehmen, dass sie das erfunden hat.

Das bedeutet also, dass eine ganze Reihe von edlen Gutmenschen teilweise über Jahre diese Unappetitlichkeiten eines offenbar gestörten Menschen anhörte – und dazu schwieg. Alle diese Aufdecker von Skandalen, diese Kämpfer gegen Sexismus, diese tapferen moralinsauren Besitzer der Wahrheit, des Guten und moralisch Richtigen – die haben aus Feigheit oder Arbeitsplatzsicherung jahrelang zugehört und geschwiegen?

Sie tun es weiterhin; allen von ZACKBUM angeschriebenen Edelfedern des «Magazins» ist die Tinte getrocknet. Keiner von ihnen wagt es, etwas Mumm und Zivilcourage statt feigem Schweigen zu zeigen. Auch kein ehemaliger. Wo bleibt da Peer Teuwsen, wo bleibt Martin Beglinger, wo bleiben alle, die im Impressum des «Magazins» verzeichnet sind? Welche Bankrotterklärung.

Gleichzeitig kommen nun viele aus den Löchern, die niemals bereit wären, vor der eigenen Türe zu kehren, und ergehen sich in billigen Solidaritätsadressen oder Tamedia-Beschimpfungen. Patrizia Laeri, selbst immer schnell und vergeblich mit dem Sexismus-Vorwurf zur Hand, wenn man ihre dubiose Geschäftspolitik kritisiert, droht dunkel: «Nun bricht nach diesem Text aber gerade so viel auf, dass ich nicht mehr verdrängen kann und will.» Müssen wir uns hier auf neue Enthüllungen gefasst machen?

Christof Moser findet nach bitteren Worten über die von ihm mitgegründete «Republik» nun bittere Worte über die Tx Group und fordert dort Köpferollen, so wie seiner gerollt ist. Habe das keine Konsequenzen, sei «dieser Konzern noch verkommener als gedacht».

Währenddessen schweigt der neue Chefredaktor a.i. der «Republik» weiter eisern. Dabei müsste die schreibende Schmachtlocke Daniel Binswanger doch sehr gut wissen, wie sein Freund Canonica so drauf war. Ebenso wie der Kampffeminist Philipp Loser. Aber eben, mutig gegen andere wäffeln und ganz allgemein Missstände verbellen, ist das eine. Zivilcourage das andere.

Dafür kommen Leute aus den Löchern, die eigentlich ein Schweigegelübde einhalten sollten. So der «Kosmos»-Bruchpilot Patrick Frey, dem 72 von ihm mitverantwortete Arbeitslose zwar scheissegal sind. Der aber Zeit findet, sich darüber zu mokieren, dass Tamedia-Redaktorin Michèle Binswanger über die Entstehungsgeschichte ihres Buchs über die Landammannfeier zu Zug schreiben darf.

Dazu gab es am Sonntagabend im Kaufleuten die Vernissage. Das war dann ganz bitter für die hasserfüllte Kämpferin gegen Hass im Internet und ihren abbröckelnden Fanclub und Hassmob. Es ist halt etwas anderes, anonym im Netz zu keifen als sich zu trauen, an einer öffentlichen Versammlung zumindest eine Frage zu stellen. Obwohl düstere Ankündigungen durchs Netz schwirrten, dass man doch etwas unternehmen solle, verlief der Abend vollkommen friedlich und ungestört. Es wurden nur lammfromme Fragen gestellt. Was für eine feige Bande.

Ausser Konkurrenz sozusagen läuft Profi-Wäffler Hansi Voigt, der als gefeuerter «20 Minuten»-Mann selber noch ein Hühnchen mit Tamedia zu rupfen hat. Ebenso wie Salome Müller, die in den edlen Spalten der «Zeit» auch noch gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber nachtritt. Natürlich mit lediglich anonymen Zeugen, wie es halt so ihre Unart ist. Obwohl ihr dortiges Wirken am Ende des Artikels vermerkt ist: im anständigen Journalismus hätte diese Interessenskollision verhindert, dass sie zu diesem Thema schreiben dürfte.

Ein besonders breite Schleimspur hinterlässt Kerstin Hasse. Kerstin who? Nun, die Quotenfrau der Chefredaktion, die bislang noch nie durch irgendwas anderes als durch lustige Ferienfotos aufgefallen ist und die angeblich irgendwas mit digitalem Storytelling machen soll.

Vielleicht nicht das: «Als Mitglied der Chefredaktion und nicht zuletzt auch als Frau kann ich dazu nicht schweigen.» Wäre aber besser gewesen: «Mobbing und Sexismus haben in einer guten und gesunden Unternehmenskultur keinen Platz.» Ach was, gut, dass es Hasse gibt, die uns darauf aufmerksam macht. Aber die Schleimspur geht noch weiter: «Ich möchte zudem nicht versäumen,» – das ist digital Storytelling at its best! – «dem tagi-magi meinen Dank auszusprechen. Die Redaktion hat im letzten Jahr viel durchgemacht und dennoch grossartige Arbeit geleistet.»

Das werden sich nun die stummen «Tagi-Magi»-Mitarbeiter einrahmen und an die Wand hängen, als Motivationsspritze, ja nicht so zu schwiemeln.

Es ist schon phänomenal. Bis am Freitag konnten sich die Mitarbeiter bei Tamedia noch an den Problemen delektieren, die Ringier-CEO Marc Walder dem «Blick» eingebrockt hatte. Und nun sind sie selber im Zentrum eines eigenen Skandals. Dumm gelaufen.

Wumms: Andreas Tobler

Was entsteht, wenn Tobler auf die «Republik» trifft? Ein Schleimpfropfen.

Was passiert, wenn Konzernjournalist Andreas Tobler auf den NZZaS-Chefredaktor Jonas Projer trifft? Ein von Vorurteilen und üblen Unterstellungen gespickter Text. Denn Tobler wusste schon, bevor Projer sein Amt antrat, dass der «dem Qualitätsanspruch der «NZZamSonntag» widerspricht».

Nichts Besseres schmierte die «Republik» hin. Kolportage von anonymen Quellen, angefüllt mit Geschwurbel: «Doch das ist keine Geschichte über die Erschöpfung des Jonas Projer. Es ist eine über Verführung, Macht­demonstrationen und falsche Erwartungen.»

Was passiert, wenn der Automechaniker Tobler (von Tieferlegen hat er viel Ahnung) auf die «Republik» trifft? Ein serviles Porträt entsteht, bei dem Schwurbler Constantin Seibt und der völlig freiwillig und kurzfristig zurückgetretene Chefredaktor Oliver Fuchs unwidersprochen alles schönschwätzen können, was in letzter Zeit schiefgelaufen ist.

Ein ständiges Gehen (und auch ein wenig Kommen) auf allen Ebenen im Magazin? «Die zahlreichen Wechsel erklärt Seibt mit ihrem heroischen Anspruch, im Tagesgeschäft des Journalismus den «endgültigen Text» zu schreiben.» Der eigentliche Gründer und Langzeitchefredaktor Christof Moser trat Knall auf Fall zurück und redigiert heute aus dem fernen Berlin Texte. Zudem sagt er, er sei mit einer «Ansammlung von Inkompetenz, Mobbing und schlechten Entscheidungen konfrontiert» worden, Verirrte und Verwirrte blieben in einem Sumpf zurück, aus dem sie nicht mehr herausfänden.

Ach ja, salbadert Seibt, «sie seien nicht so gut im Streiten, daher gebe es manchmal «Zeiten der Ruhe – und manchmal wieder Zeiten, in denen wir miteinander sprechen»». Man stelle sich nur vor, was Tobler gekräht hätte, wenn sich der ehemalige Chefredaktor der NZZaS so über die Zustände in seinem Blatt geäussert hätte.

Eine Million Rückstellungen für mögliche Steuervergehen? «Wenn man sie «formal leicht anders verbucht hätte», wäre die Sache okay gewesen.» Habe man nicht alles besser machen wollen als andere? «Ehrlich gesagt, finde ich das die erste dumme Frage, die in diesem Gespräch gestellt wird», sagt Seibt.»

Ist nicht eine gewisse Ermüdung der Leserschaft zu konstatieren, angesichts so ellenlanger wie langweiliger Artikel? ««In diesem Jahr haben wir uns nochmal um etwa 10 Prozent gesteigert, auf etwas über 2600», sagt Oliver Fuchs», das ist die durchschnittliche Anzahl von Lesern eines Artikels am Veröffentlichungstag.

2600? Für ZACKBUM wäre diese Zahl völlig okay, als branchenspezifische One-Man-Show. Aber für das Millionen verschlingende «Republik»-Magazin mit fast 50 Mitarbeitern, die allerdings auch keinen wesentlich höheren Ausstoss als ZACKBUM hinkriegen?

Wie es – wenn die überhaupt noch vorhanden sind – alle Qualitätskontrollen bei Tamedia durchgehen lassen, dass diese 16038 Anschläge voller Bullshit eine Seite der SoZ füllen, ist völlig unverständlich.

Es ist Schreiberling Tobler unbenommen, weder die NZZaS noch deren Chefredaktor zu mögen. Es ist ihm als persönliche Meinung unbenommen, die «Republik» und Constantin Seibt zu mögen. Es ist ihm auch unbenommen, den Oberfrauenversteher zu spielen. Es ist unverzeihlich, dass er schon mal die Aufforderung «Roger Köppel tötet. Tötet Köppel Roger» als «Theatermord» verniedlichte. Es ist die Frage, ob diese Lobhudelei und Schönschreibung übler Zustände eine Stellenbewerbung sein soll oder nicht.

Es ist aber eine Frechheit, dem zahlenden Publikum einen solchen Murks zu servieren.

Fragen Sie nur die «Republik»

Sie wird überzeugende Antworten liefern.

Zunächst ein ausdrückliches Lob: Katharina Hemmer, die frischgebackene Co-Geschäftsleiterin ohne a.i., antwortet auf Fragen, und das erst noch rassig. Das kann man von anderen Mitarbeitern der «Republik» nicht behaupten. Das spricht nun ungemein für sie. Allerdings ist der Inhalt der Antworten nicht wirklich befriedigend.

Aber das mag daran liegen, dass es halt nicht so leicht ist, für die «Republik» zu sprechen. Damit ZACKBUM nicht vorgeworfen wird, wir hätten Antworten gekürzt oder unterdrückt, hier der vollständige Austausch:

  1. Die «Republik» sucht einen neuen Chefredaktor. Wer macht das? Die Geschäftsleitung, der VR? Ein Suchtrupp? Eine Kommission?
    «Der Verwaltungsrat, unter Einbezug von Geschäftsführung und Crew.»
  2. Was passiert, wenn bis zum 31. Dezember 2022 keiner gefunden wird, bzw. der Gefundene das Amt nicht sogleich antreten kann?
    «Nichts. Es gibt eine Stellvertretung der Chefredaktion, die bei Abwesenheit greift.» 
  3. Sehe ich das richtig, dass auch sein Gehalt bei rund 142’000 Franken liegen wird, oder bekommt er wegen mehr Verantwortung mehr?
    «Auch für die Chefredaktion gilt das Einheitsgehalt.»
  4. Welches Mitspracherecht hat die Redaktion dabei?
    «Die Crew wird in den Rekrutierungsprozess mit einbezogen.»
  5. Normalerweise hat der Verleger ein Wörtchen mitzureden bei diesem Posten. Ist das bei der «Republik» auch so, wird es eine Abstimmung darüber geben?
    «Die Verlegerinnen und Verleger werden durch den Vorstand vertreten. Eine Abstimmung darüber wird es nicht geben.»
  6. Ein Chefredaktor, der mit einer Kündigungsfrist von 19 Tagen abtritt, erweckt den Eindruck, dass der Abgang nicht ganz freiwillig erfolgte. Richtig?
    «Nein.»
  7. Ist Christof Moser weiterhin «Stabsstelle Chefredaktion» nach seinen Ausführungen auf Linkedin? Und wenn ja, was ist dort genau seine Aufgabe, die er sich ja neuerdings mit Constantin Seibt teilt?
    «Ja, Christof Moser hat eine Stabsstelle als Redigator. Constantin Seibt hat ebenfalls eine Stabsstelle, die beiden teilen sich keine Stelle.»

ZACKBUM will keinesfalls rechthaberisch erscheinen, aber das Wort gibt es nicht auf Deutsch. Also ist Moser von der Stelle als Chefredaktor in der «Stabsstelle Chefredaktion» zu Redigator relegiert worden, den es nicht gibt. Es steht aber zu vermuten, dass er Texte redigiert, also in der Stabsstelle Redigatur tätig ist.

Verlangen wir das Unmögliche!

Mit diesem Spruch ging schon Che Guevara unter. Nun auch die «Republik»?

Hört sich irgendwie gut und revolutionär an: «Seamos realistas y hagamos lo imposible.» Was soll daran realistisch sein, das Unmögliche zu verlangen oder zu machen? Es ist vielmehr bescheuert, weil man so das realistisch Mögliche nicht erreicht.

Che Guevara bezahlte für seinen Irrtum am Schluss einer gescheiterten Guerilla in Bolivien mit dem Leben. Das macht seinen Mythos aus. Der einzige Revolutionär, der erfolgreich eine Revolution machte – es nochmal probierte und in den Stiefeln starb.

Dieser Gefahr setzen sich die Streiter und Demokratieretter von der «Republik» nicht aus. Aber den Kampfruf scheinen sie gehört zu haben – und wollen ein weiteres Beispiel dafür geben, was passiert, wenn man völlig den Kontakt zur Realität verliert.

Das äussert sich zunehmend in den Schriftwerken des Online-Magazins. Wer mit dem Artikel «Die Infokrieger» ein Netzwerk von angeblich rechtskonservativen Publizisten und Publikationen herbeifantasiert, hat einen Wackelkontakt zur Wirklichkeit. In diesem denunziatorischen Schmierenstück werden Dutzende von Namen erwähnt, von Publizisten und von Publikationsorganen. All denen wird in fein gepinselten Organigrammen eine Zusammenarbeit unterstellt.

Das ungehemmte Austoben wurde dadurch erleichtert, dass die beiden Autoren, darunter der ehemals angesehene Journalist Daniel Ryser, darauf verzichteten, mit den Angepinkelten zu sprechen oder ihnen Gelegenheit zur Gegenrede zu geben. Mit einer einzigen Ausnahme, die dem Narrativ einigermassen entsprach. Würde es einer konservativen Plattform einfallen, ein ähnliches Denunziationsstück zu schmieren, die «Republik» würde sich nicht einkriegen vor Erregung und Ärger. Zu recht, wenn die gleiche «Recherchiermethode» verwendet würde.

Aber der galoppierende Realitätsverlust zeigt sich auch dort, wo’s wirklich wehtut. Bei den Finanzen. Die «Republik» vermeldete stolz, dass sie die letzten zwei Jahre selbsttragend gewesen sei. Lassen wir das mal so dahingestellt.

Lassen wir auch dahingestellt, dass die Revisionsgesellschaft regelmässig den Vermerk anbringt, dass die Weiterführung des Unternehmens gefährdet sei. Lassen wir dahingestellt, dass eine steuerliche Schlaumeierei eine Rückstellung von einer runden Million nötig machte. Lassen wir dahingestellt, dass in der Chefetage, also bei der Geschäftsleitung, im Verwaltungsrat und bei der Chefredaktion, ein munteres Kommen und Gehen herrscht.

Ad Interim eingesprungene Geschäftsleiterinnen, die einen abrupten Abgang ersetzten, werden nach wenigen Wochen zu definitiven. Ein Chefredaktor ad Interim wirft plötzlich das Handtuch. Exodus aus dem VR; zwei merkwürdige Figuren bleiben, hinzu kommt der Oldtimer Roger de Weck.

Dazu haben einige Schreibkräfte das Blatt verlassen; vielleicht hielten sie den Sprachdurchfall von Constantin Seibt oder das Geschwurbel von Daniel Binswanger oder die Recherchierqualität von Ryser nicht mehr aus. Oder aber, sie verliessen mit feinem Gespür ein sinkendes Schiff. Oder fürchteten Haftungsfolgen, wenn sie an führender Position weiter tätig wären. «Kosmos» lässt grüssen.

Wie gross muss der Realitätsverlust bei den weiter «an Bord» Gebliebenen sein, wenn sie eine bittere und aufrüttelnde Bilanz ihres Gründungsvaters und langjährigen Chefredaktors einfach ignorieren? Bislang wurde der Post von Christof Moser noch nirgends vollständig zitiert. er ist es wert; wir haben ihn auf Deutsch übersetzt. Er ist so unglaublich, dass wir zunächst als Beweis die Originalversion zeigen:

Moser schrieb Ende November:

«Ich habe in den letzten Monaten Dutzende von Fragen darüber beantwortet, was ich bei meinem nächsten Projekt als Unternehmer anders machen werde. Oder welchen guten Rat ich anderen Gründern geben kann. Meine Antwort ist immer die gleiche: Auch wenn Sie zu 1000 Prozent damit beschäftigt sind, das Projekt operativ erfolgreich zu machen, achten Sie darauf, was hinter Ihrem Rücken in den strategischen Gremien passiert. Vor allem, wenn es um die Rekrutierung geht.
Es geht sehr schnell und man sieht sich plötzlich mit einer Anhäufung von Inkompetenz, Mobbing und Fehlentscheidungen konfrontiert, die einen sabotieren. Und Sie daran hindern, erfolgreich weiterzuarbeiten.
Ist das passiert, setzt sich die Abwärtsspirale fort und das Unternehmen bricht langsam aber sicher zusammen. Es ist sehr wichtig, sich darüber keine Illusionen zu machen. Wieso? Denn schlechtes Management lässt sich nur durch noch mehr schlechtes Management rechtfertigen. Es geht weiter und weiter und weiter. Und wird niemals aufhören. Bis der Schaden angerichtet ist.
Sie müssen nicht auf Twitter schauen, um die katastrophalen Folgen eines Unternehmens in falschen Händen zu sehen. Ein Blick um die Ecke genügt.
Der wichtigste Rat in dieser Situation: Bleiben Sie sich selbst treu und bleiben Sie auf Kurs. Auch wenn Sie das Erreichte hinter sich lassen und die Vision in einem neuen Projekt umsetzen. Denn Leidenschaft und Können führen zum Erfolg und Erfolg führt zu neuen Möglichkeiten – immer.
Während die Verlorenen und Verwirrten im Sumpf stecken bleiben. Und sie finden nicht wieder heraus.
Ein ❤ an alle Gründer, die mit diesem Problem konfrontiert sind. Und ein 🎩 für alle, die dieses Problem erfolgreich meistern. Ich habe meine Lektion gelernt.»

Das sagt nicht irgendwer, sondern der im Februar zurückgetretene Gründer und Chefredaktor der «Republik». Starker Tobak. Und wie reagieren die Zurückgebliebenen? Sie lächeln es weg: «Ohne Christof Moser gäbe es die Republik nicht … Wenn man sich dann Schritt für Schritt davon entfernt, ist das kein einfacher Prozess.» So zeigen ihm die beiden neuen Geschäftsführerinnen den Stinkefinger. Wunderlich allerdings, dass dieser scharfe Kritiker der «Republik» weiterhin die «Stabsstelle Chefredaktion» ausfüllt …

Und wie sich wohl die «Abwärtsspirale» fortsetzt? Nun, angesichts bröckelnder Abozahlen will die «Republik» einfach ein paar Milliönchen mehr ausgeben. Und erklärt zum «Wachstumsziel» insgesamt 33’000 «Verleger». Wobei das Geld schon mal rausgehauen wird, die Neuabos sollen dann in den nächsten Monaten reinkommen.

Zunächst stehen aber die Abo-Erneuerungen schwergewichtig im Januar an. Was erfahrungsgemäss nicht zu einem Zuwachs, sondern zu Abgängen führt. Wobei die Frage sein wird, wie die Schlaumeierei bei den Steuern beim «Republik»-Publikum ankommt.

Aber Realitätsblindheit, Verweigerung der Debatte, unmögliche Zielsetzungen: alles Bestandteile eines angekündigten Desasters. Es muss ein starker Leidensdruck bei Moser herrschen, dass er diese bitteren Worte öffentlich gemacht hat: «Während die Verlorenen und Verwirrten im Sumpf steckenbleiben und nicht wieder heraus finden.» Also war sein Abgang auch kein freiwilliger, also sind offenbar seine internen Versuche zur Debatte gescheitert. Wer so mit einem Gründervater umgeht, wie geht der dann mit den übrigen Mitarbeitern um? Mit den «Verlegern»? Mit der Realität?

Man muss ein «Kosmos reloaded» befürchten. Wobei jetzt schon festzuhalten ist: nein, es war dann nicht der Markt. Auch nicht die Umstände. Auch nicht Corona. Erst recht nicht rechtskonservative Kreise. Es wäre ausschliesslich und alleine selbstverschuldet. Darüber könnte sich die schreibende Schmachtlocke der «Republik» vielleicht mal Gedanken machen. Dann könnte man ihn einmal ernst nehmen.

Wumms: Oliver Fuchs, Katharina Hemmer

Es geht was bei der «Republik».

Christof Moser startete als Chefredaktor und gab dann plötzlich auf. Für ihn rückte Oliver Fuchs nach, dem man weder Führungs-, noch sonstige Fähigkeiten vorwerfen könnte. Nach einigen unangenehmen Erfahrungen als Kommentarschreiber unter Artikeln von René Zeyer wurde er eher schmallippig.

Im Februar hatte Fuchs ad Interim den Chefsessel erklettert; sein Vorgänger Moser amtet seither als «Stabsstelle Chefredaktion», was immer das sein mag. Offenbar brauchte es da noch mehr Stäbe, denn auch Constantin Seibt hat Platz in dieser Stabsstelle.

Trotz so viel Unterstützung gibt Fuchs nun seinen Posten hopplahop auf Ende Jahr auf. Und anschliessend, wahrscheinlich nach Einzug von Ferien und Überstunden, sagt er zur «Republik» leise tschüss. Wie heisst die lustige Formulierung dazu: «Und weil fast jede Position nach der Chefredaktion eine seltsame ist, verlässt er die Republik auf Ende Februar

Er hätte doch wie sein Vorgänger auch in den grossen Stab eintreten können, was offenbar nicht seltsam ist. Aber es wäre ja nicht die «Republik», wenn auch dieser Abgang nicht Fragen offenliesse. Wieso hat sich Fuchs holterdipolter «entschieden, diese Position nicht längerfristig einzunehmen»? Hat er entschieden oder wurde über ihn entschieden?

Wieso muss die «Republik» in haarscharf 18 Tagen einen neuen Chef suchen? Sollte man sich bei der Besetzung einer so wichtigen Position nicht ein Mü länger Zeit nehmen? Oder wird es wieder eine Interimslösung? Oder klettert Moser wieder auf den Stuhl? Oder Seibt? Oder gibt es andere Anwärter?

Es ist halt ein Stück aus dem Tollhaus «Republik». Niemand weiss nichts Genaues, das aber mit aller Entschiedenheit, Klarheit und Offenheit.

Während ein «ad Interim» endgültig geht, ist bei zwei anderen der Zusatz weggefallen. Katharina Hemmer und Amanda Strub waren ziemlich genau 100 Tage als Co-Geschäftsführerinnen im Amt, das sie nun definitiv besetzen. Auch sie, wie Fuchs, mussten von einem Tag auf den anderen das Amt ihrer Vorgängerin übernehmen, die sich ebenfalls holterdipolter entschieden hatte, die «Republik» zu verlassen.

Hemmer arbeitete sich schon eher unglücklich an einem kritischen Artikel von René Zeyer auf «Inside Paradeplatz» ab. Hoffentlich macht sie nun als bestallte Geschäftsführerin weniger Fehler.

«persoenlich.com» gaben die beiden das erste grosse Interview, weil sie wissen, dass sie dort höchstens mit Wattebäuschen beworfen werden. Mehr oder minder elegant wichen sie der einzig kritischen Frage aus. Dazu wird einleitend ein Aufschrei des abgetretenen Moser auf LinkedIn zitiert: «Achten Sie darauf, was hinter Ihrem Rücken in den strategischen Gremien passiert. (…) Es geht sehr schnell und Sie stehen plötzlich vor einer Ansammlung von Inkompetenz, Mobbing und Fehlentscheidungen, die Sie sabotieren.»

Auf diese Rempelei eines immer noch führenden Mitarbeiters antworten die beiden: «Ohne Christof Moser gäbe es die Republik nicht, er ist ein herausragender Journalist und er hat mit sehr viel Herzblut das alles hier aufgebaut. Wenn man sich dann Schritt für Schritt davon entfernt, ist das kein einfacher Prozess.»

Für diesen Schönsprech würde ihnen George Orwell väterlich übers Haupthaar streicheln. Und wie steht’s denn so mit der Entwicklung der «Republik»: «Wenn wir vor allem halten, zum gewissen Grad auch verwalten und den Status quo versuchen stabil zu behalten – was dann passiert ist, dass eben nicht so viel passiert, dass wir teilweise stagnieren, dass allenfalls diese Stagnation in ein leichtes Schmelzen auch in der Zahl der Verlegerinnen und Verleger übergeht.»

Für diesen Sprachsalat gäbe es dann aber eine Kopfnuss von Orwell, womit er sich sicherlich dem Vorwurf des körperlichen Übergriffs mit Langzeitfolgen aussetzen würde.

Die Intransparenz, mit der die «Republik» Stühlerücken und öffentliche Rüpeleien des ehemaligen Chefredaktors und weiterhin angestellten Mosers behandelt, sucht ihresgleichen. Wäre es nicht die «Republik», würde sie darüber sofort ein Skandal-Stück schreiben, mit mindestens 80’000 Anschlägen.

Wumms: Roger de Weck

Der schrägste VR von allen.

Die «Republik» hat ihren Verwaltungsrat verschlankt. Das ist keine schlechte Idee, nachdem dieses Gremium doch satte 170’000 Franken für sein Wirken im letzten Geschäftsjahr einzog. Nun sind’s also noch drei, aber was für welche.

Da wäre mal die Präsidentin Sylvie Reinhard. Tätig als «Schweizer Unternehmerin», Gründerin der Firma «crstl», dann war sie früher mal dies und das. Ob man ihr zu nahe tritt, wenn man sie als Quotenfrau bezeichnet?

Dann kommen wir zum vornehmen Teil des republikanischen VR: weiterhin «an Bord» ist Alfonso von Wunschheim. Auch so ein Wirbelwind; die letzte feste Anstellung hatte er bei local.ch. Er verwaltet und rät aus dem fernen Hamburg, wobei zu hoffen ist, dass VR-Sitzungen per Call stattfinden oder er wenigstens nicht den Flieger nach Zürich besteigt. Ansonsten setzt er sich intensiv für einen Vaterschaftsurlaub ein. Dafür hat er genügend Zeit, denn seine Firma FutureVents GmbH, als deren Gründer und CEO er gerne auftritt, wurde bereits 2010 liquidiert.

Neu «an Bord» ist nun noch Roger de Weck. Der 69-Jährige bringt sicherlich als Digital Native, Kenner von Start-ups und gewiefter Stratege die nötigen Voraussetzungen mit. Er habe «bereits ziemliche Tanker gefahren», schwurbelt die «Republik», ideal geeignet, um ein unziemliches Beiboot zu steuern. Was genau spricht für ihn?

Insgesamt neun Gründe: «erstens bis achtens, weil er er ist. Und neuntens: Sonst wäre unser strategisches Deck unterbesetzt.» Überzeugender kann man einen Mann nicht anpreisen.

Und was spricht de Weck?

«Eine Erfolgsgeschichte braucht Dynamik und Stabilität. An beidem wird weiter zu arbeiten sein: im Hinblick auf eine stabile Chefredaktion und Geschäftsführung – zugunsten einer Publizistik, die dynamisch ihr Potenzial ausschöpft. Viel Arbeit, so wie mir jetzt viel Vertrauen zuteilgeworden ist.»

Das ist dieser staatstragende Kammerton, mit dem man prima heisse Luft verkaufen kann. Dynamik und Stabilität? Brise und Windstille? Bewegung und Stillstand? Ein besonderer Lacher ist die «stabile Chefredaktion». Seit dem unstabilen Abgang von Christof Moser ist sie wackelig mit Oliver Fuchs, einem Chefredaktor a.i., besetzt. Dem traut man so viel zu, dass für Moser gleich eine Position mit Alleinstellungsmerkmal geschaffen wurde: «Stabsstelle Chefredaktion». Seitdem auch Constantin Seibt vom VR zurück- und in diese Stabsstelle eingetreten ist, gibt’s da mehr Stäbe als Chefredaktoren …

Wobei, im «Impressum» der «Republik» ist Seibt als «Reporter» aufgeführt, im Handelsregister als amtierender Verwaltungsrat. Aber wieso soll denn eine Behauptung im Newsletter der «Republik» plausibler sein als viele Behauptungen in ihren Machwerken?

Wir sind auf jeden Fall gespannt, in welcher Form der neue VR Verantwortung für die kleinen Steuerprobleme in der Höhe von 930’000 Franken Rückstellungen übernehmen wird. Zumindest de Weck ist nicht ganz unbemittelt …

Wegducken bei der «Republik»

Beissen, aber nicht gebissen werden wollen. Typisch.

Im Austeilen ist die «Republik» ganz gross. Sie ortet ein rechtes Verschwörungsnetzwerk, outet seine Mitglieder, gibt aber nur einem von 30 die Möglichkeit, etwas im Schmierenartikel zu sagen. Sie führt ein ausführliches, stundenlanges Interview mit dem Chefredaktor der NZZaS – und reduziert es auf zwei, drei Soundbites und die launige Bemerkung, dass seine Rolex unter dem Kittel hervorblitze.

Üben ihre eigenen Verleger Kritik an solchem Kloakenjournalismus, werden sie überheblich zurechtgestossen. Man sei weiterhin von seinem Werk überzeugt, Diskussionen darüber seien sinnlos. Logisch, wenn man meint, die Wahrheit mit Löffeln gefressen zu haben …

ZACKBUM dachte, dass es doch für die breitere Öffentlichkeit von Interesse sein könnte, wie denn eigentlich der Chefredaktor  der «Republik» so tickt. Schliesslich erwartet die doch auch, dass andere Chefredaktoren ihr Red und Antwort stehen.

Der länger amtierende Christof Moser wurde zur «Stabsstelle Chefredaktion» befördert oder degradiert – man weiss es nicht. Allerdings ist er per 3. Juni 2022 aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden. Verwaltungsräte haben Verantwortlichkeiten und eine Haftbarkeit. Weiss Moser etwas, was die anderen VR oder die Verleger nicht wissen? Gleichzeitig hat es eine ganze Latte neuer VR ans Steuerrad der «Republik» gespült. Auf jeden Fall ist nun Herbert Werner Constantin Seibt der letzte Mohikaner aus den Reihen der Gründer, der noch im VR sitzt.

Für diese und viele andere Fragen wenden wir uns daher an Oliver Fuchs, immerhin «seit Februar 2022 Chefredaktor a.i.». Der fiel schon durch etwas verunglückte Leserkommentare in der «Medienwoche» auf, aber das ist doch verjährt.

Also freundliche Anfrage, im Rahmen eines Porträts hätte man gerne ein Gespräch geführt, wann es denn passe. Da kommt mailwendend, nach nur kurzer Angststarre, die Antwort: «Das gelingt sicher auch ohne mein Zutun.»

Nun pflegen wir hier keinen «Republik»-Stil, und auch auf das nachgeschobene Angebot können wir nicht eingehen:

«Falls sich schwere Vorwürfe ergeben sollten, danke ich bereits jetzt für die Gelegenheit, dann konkret schriftlich Stellung nehmen zu können.»

Schriftlich? Falls? Es gäbe so viele interessante Gesprächsthemen, dass die Verschriftlichung eines längeren Gesprächs garantiert Lesevergnügen bereiten würde. Da könnte man endlich mal einen Teil der Kritikpunkte abarbeiten, auf die die «Republik» gewohnheitsmässig gar nicht mehr reagierte. Denn im Austeilen ist man gross, im Einstecken ganz klein und furchtbar empfindlich und blitzschnell beleidigt verstummt.

Also wird das nichts. Dabei hätte ZACKBUM ein Porträt gemacht, dass Fuchs gerecht worden wäre. Seine Stärken, aber auch Schwächen, seine Meinungen, aber auch Widersprüche, sein Wollen, aber auch sein Können anständig und ausgewogen wiedergegeben hätte. Wie es sich eben für ein journalistischen Standards entsprechendes Stück gehört.

Damit rechnet die «Republik» eben nicht, da für sie Porträts nur die Möglichkeit einer Hinrichtung darstellen. Am liebsten, ohne dass der Porträtierte etwas dazu beitragen darf. Am liebsten, indem ausschliesslich anonyme Heckenschützen zitiert werden. Wenn die «Republik» wüsste, wie viele gequälte Mitarbeiter sich schon bei ZACKBUM gemeldet haben. Und was wir alles über die internen Intrigen und Grabenkämpfe wissen. Aber nicht veröffentlichen, weil sich kein Republikaner und auch kein Ex-Republikaner dazu versteht, mit seinem Namen hinzustehen.

Was es alleine über das Verhältnis zwischen Christof Moser und Constantin Seibt alles zu sagen gäbe, damit könnte man locker eine Seibt-Strecke von 70’000 Buchstaben füllen. Aber eben, nicht unser Stil.

PS: Dabei sollte die «Republik» ZACKBUM dankbar sein. Wir schaufeln wenigstens Traffic auf deren Webseite. Nach unserem kritischen Artikel über die Behandlung der Verleger durch arrogante «Republik»-Redaktoren in der Kommentarspalte zum Schmierenartikel «Der Aufsteiger» passierte das hier:

«Zu viele Anfragen, bitte später probieren.» Keine Ursache, gern geschehen.