«Republik» abschalten, Part III
Es wäre so einfach: Stecker beim Server raus, und Ruhe ist.
All die vorherigen Plops und Flops konnten noch gesteigert werden.
Nebenbei: zur lachhaft einseitigen Berichterstattung über eigentlich alles (Klima, Trump, Ukraine, Israel) wollen wir kein Wort verlieren, das kann man ja unter freier Meinungsäusserung laufen lassen, auch wenn es meist als «Reportage» oder «Artikel» oder gar «Analyse» daherkommt.
Besonders geschmacklos war ein Schmierenstück der schreibenden Schmachtlocke. Der Skandal schien wie für die «Republik» gemacht: der reiche Waffenhändler Emil Bührle, dessen Sammlung im Kunsthaus Daniel Binswanger noch zuvor als kulturelle Bereicherung für Zürich gelobt hatte.
Aber Bührle habe die Notlage in die Schweiz geflüchteter Juden ausgenützt und denen für lau wertvolle Kunstwerke abgeluchst, wenn die in finanzielle Schwierigkeiten geraten waren. Das behauptete im Fall des ehemaligen deutschen Kaufhauskönigs Max Emden dessen verarmter Enkel Juan Carlos Emden. Dessen Vater hatte hatte es von den beiden Brissago-Inseln, die sein Grossvater noch besass, bis nach Chile vertrieben.
Und Juan Carlos war nun auf Rachetour durch Europa um zu beklagen, dass seinem Vater angeblich auch von Bührle ein wertvolles Kunstwerk spottbillig abgenommen worden war. Recherchiergenie Binswanger ging ihm voll auf dem Leim und veröffentlichte in üblicher «Republik»-Länge (17’335A) ein rührseliges Anklagestück. Grauslich, widerlich. Bloss: falsch.
Das bezeugte der jüdische Kunsthändler Walter Feilchenfeldt, dessen Vater Emden beim Verkauf an Bührle beraten hatte. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg habe der alte Emden niemals ein schlechtes Wort über Bührle verloren. Feilechenfeldt wörtlich: «kein einziges Mal ist ein schlechtes Wort gefallen, zum Beispiel, dass man den Verkauf bereue oder dass er sich über den Tisch gezogen gefühlt habe.»
Der Kunsthändler hat auch klare Worte zu den unablässigen Versuchen der Emden-Erben, seit 2012 immer wieder Geld zu fordern: «ein falsches Spiel, «dominiert von den Anwälten»».
Die Wirklichkeit wäre also viel komplexer, interessanter und widersprüchlicher als im Banal-Weltbild von Binswanger. ZACKBUM schrieb damals:
Platz genug hätte es dafür gegeben, die gesamte Berichterstattung der schreibenden Schmachtlocke könnte ein Buch füllen. Allerdings hat es darin dermassen viele Leerstellen, viele Unsauberkeiten, so viel Weggelassenes, weil es nicht in die Kampfthese passt, dass diese Bührle-Polemik als Prachtexemplar und abschreckendes Beispiel in jeder Journalistenschule verwendet werden könnte.
Dabei ist da Schicksal von Max Emden ein faszinierendes Stück deutscher Zeitgeschichte, das ZACKBUM mit Respekt aufgearbeitet hat. So viel Eigenlob muss sein: hier leistet die One-man-Show das, wozu 50 «Republik»-Nasen nicht in der Lage sind.
Neben solchen gravierenden Fehlleistungen (wer noch mehr sehen möchte, einfach hier «Republik» im Suchfeld eingeben), zeichnet sich das Organ nicht nur durch ständige finanzielle Nöte aus, weil Geld eigentlich nur zum Ausgeben bestimmt ist, für die Einnahmen sind Bettelaktionen oder reiche Erben zuständig.
Sondern vor allem auch durch eine ruppige Personalpolitik. Es kommt nicht häufig vor, dass sich nach kurzer Zeit der Mitbegründer, Ideengeber und Chefredaktor grummelnd zurückzieht und vom fernen Berlin hineinmotzt.
2021 wurde Christof Moser vom Posten des Chefredaktors hinausgetragen. Als «Stabsstelle Chefredaktion» schimpfte er über üble Intriganten, Vettern- und Misswirtschaft auf der «Republik»: «Es geht sehr schnell und man sieht sich plötzlich mit einer Anhäufung von Inkompetenz, Mobbing und Fehlentscheidungen konfrontiert, die einen sabotieren. Und sie hindern dich daran, erfolgreich weiterzuarbeiten.»
Seine damalige Prognose: «Ist das (schlechtes Management, Red.) passiert, setzt sich die Abwärtsspirale fort und das Unternehmen bricht langsam aber sicher zusammen. Warum? Denn schlechtes Management lässt sich nur durch noch mehr schlechtes Management rechtfertigen.» Ein Hellseher. Das dachte sicher auch sein Nachfolger, der ebenso unsanft abging.
Moser hatte den Diadochenkampf mit dem zweiten Grosskopf der «Republik» verloren. Aber seit vielen Monaten äussert sich Constantin Seibt zunehmend dunkel (und länglich) über den Faschismus in den USA, wo er hinter jeder braunen Hausmauer dessen hässliche Fratze zu erkennen glaubt. Sollen wir noch kurz den Kurzzeit VR-Präsidenten de Weck erwähnen oder den Versuch, bei der Bäckerei Bertschi einen Skandal aufzubacken?
Als letzte mit üblem Geruch platzende Beule vermeldete die «Republik» schmallippig, dass man sich per sofort vom Starreporter des Hauses getrennt habe, der noch zuvor ganze Netzwerke von rechten Journalisten in der Schweiz enttarnt haben wollte. Allerdings hatte seine «Reportage» einen «Republik»-typischen Mangel: von den vielen namentlich angepinkelten angeblichen rechten Netzwerkern gab er einem einzigen die Gelegenheit zur Stellungnahme.
Das wäre in jedem anständigen Organ nicht publiziert worden, aber eben. Das war allerdings nicht der Entlassungsgrund. Mitarbeiterinnen hatten sich beschwert, dass es seinerseits teilweise Jahre zurückliegende verbale Übergriffe gegeben habe; eine behauptete auch einen sexuellen Übergriff. Wie üblich erfolgten die Anschuldigungen anonym, niemand hatte jemals Anzeige erstattet, in einem anständigen Organ wäre deswegen keine fristlose Kündigung ausgesprochen worden.
Versprochen wurde dem Beschuldigten hingegen, dass er die Möglichkeit zur Stellungnahme erhalte. Die wurde ihm dann verwehrt.
Das wirft ein Schlaglicht darauf, wie es intern in diesem Intrigantenstadl zugeht.
Bevor der Artikel «Republik»-Länge erreicht:
– inhaltlich von Anfang an an den eigenen Ansprüchen gescheitert
– niemals aus der ideologischen Gesinnungsblase herausgefunden
– einen Skandal-Flop nach dem anderen gelandet
– nicht nur im Maisano- oder Bührle-Skandal schludrig und einseitig recherhciert
– selbst der eigene Gründungschefredaktor kritisiert sein geistiges Kind aufs schärfste
– die Entlassung eines Starreporters belegt schwere menschliche Defizite im Umgang mit Mitarbeitern
– die ständige Bettelei um Geld, Angebote wie der billige Jakob und ein ungebrochen arrogantes Selbstbewusstsein sind weitere Sargnägel
– es gibt keinen einzigen Grund, die «Republik» lesen zu wollen oder zu müssen, sie ist völlig irrelevant
Also gibt es doch nur eins: nachdem schon viele Millionen verröstet wurden, sollte man diesem Trauerspiel ein Ende setzen. Das wäre bitter für 50 Schnarchnasen, aber eine Erleichterung für Leser und Geldgeber.