NZZaS gegen SoZ

Der Nahkampf mit unklarem Ausgang.

Morgen geht ZACKBUM auf eine direkte Doublette ein, heute der Eins-zu-eins-Vergleich der beiden Sonntagsblätter. Das dritte steht bekanntlich noch unter Quarantäne.

Fangen wir mit dem Cover der SoZ an:

Wenn Arthur Rutishauser nicht wäre, würde dem Leser hier schon das Gipfeli aus der erschlaffenden Hand fallen.

Dieses Cover hingegen ist mal wieder ein lauter Hilferuf: Gujer, übernehmen Sie! «Die neuen Konfliktlinien in SAC-Hütten» – das kann ja wohl nicht der Ernst der NZZaS sein. Sondern Ausdruck davon, dass zu viele Köche eindeutig den Brei verderben.

Auch auf der nächsten Seite hat die NZZaS ein Auge fürs wirklich Wichtige:

Das ist ein Füller in höchster, aber allerhöchster Not. Daneben wird die Doppelseite mit Israel gefüllt. Kurzer Einleitungstext mit Altbekanntem, dann das, was man auch in höchster Not macht: ein bunter Strauss verschiedener Quotes von mehr oder minder bekannten Israeli. Auswahlkriterium: ging ans Telefon und war willig.

Dann Flüchtlinge, das x-te Interview mit dem Experten, zum x-ten Mal die Feststellung, dass die Mehrheit der Russen doch tatsächlich hinter Putin steht, dann eine Doppelseite Doppelinterview mit Hüttenwartin und ihrem Sohn Hüttenwart. Grosszügig bebildert, inhaltlich, wie soll man sagen, eher Flachland als Hochgebirge.

Dann gepflegtes Nachdenken über die Klimakleber, bei dem am besten die Augenlider oben angeklebt werden, dann zum x-ten Mal Schweiz – China, und wir haben den ersten Bund hinter uns.

Bei der SoZ geht’s lähmend vorhersehbar zu. Wie? Na, «Bundesratskandidat zum Nationalfeiertag». Ach, ein aussichtsreicher? Nein, ein Interview mit dem Basler SP-Nationalrat Mustafa Atici. Dann über einem SVP-Inserat (!) der Rest der Seite als Kurz(schluss)-Meldung. Denn ein solcher habe den Waldbrand im Wallis ausgelöst. Womit die Story eigentlich erzählt wäre. Aber im Sommerloch …

Tipps zum E-Roadtrip, weniger Bussen für Kiffer, weniger Spenden für Ukraine-Helfer, dann ein Interview mit dem deutschen Bundeskanzler Scholz – über Bücher. Das hat der Schweizer Leser davon, dass Tamedia eigentlich die Filiale der «Süddeutschen Zeitung» in der Schweiz ist. Dann ein Text, der von der fundamentalistisch-grünen Tamedia-Fraktion gar nicht gerne gelesen wird: «An den meisten Bränden ist gar nicht die Hitze schuld». Das weiss zwar jeder, der nicht völlig klimahysterisch ist, aber bei Tamedia muss das schon mal gesagt werden.

Und auch hier war’s das mit dem ersten Bund. Zum «Fokus» äussert sich ZACKBUM morgen, daher lassen wir ihn und den «Hintergrund» bei der NZZaS weg, ebenso wie den Sport natürlich.

«Wirtschaft» ist mal wieder recht trostlos. «Und ewig lockt der Süden», damit lockt die NZZaS nun niemanden aus dem Wasser. Autonomes Fahren, die UBS werfe Kunden der CS raus, dann tatsächlich ein Interview mit Martin Neff, dem scheidenden Prognose-Bruchpiloten von Raiffeisen, der freundlicherweise nicht an seine grössten Flops erinnert wird.

Das tiefste Sommerloch bietet dann der «Kultur»-Teil. Eine iranische Fotografin habe zwei Wochen lang «das politische Leben in Bern fotografiert». Und Peer Teuwsen, obwohl das nicht spesenintensiv war, hat sie dabei «begleitet». Die Fotos sind, na ja, man will ja nicht frauenfeindlich sein. Der Text ist, dazu dürfen wir uns wohl äussern, dünnlich-dümmlich, ein echter Teuwsen halt. Duftmarke: zuerst rede die Fotografin mit den Menschen, was ja ungeheuerlich ist, dann erst greife sie zur Kamera. «Es ist eine Hasselblad H6D, sie wiegt zusammen mit dem Objektiv 5 Kilogramm.» Das ist nun lustig, laut Hasselblad selbst wiegt diese vollausgerüstete Kamera mit Objektiv etwas über 2 Kilo. Aber entweder hat die Fotografin ein Mords-Tele vornedran, oder Teuwsen hat schlampig recherchiert.

Walser, Barbie, «Die Summe aller Frauen», und tschüss.

Bei der SoZ füllt immerhin Rutishauser die erste Seite der «Wirtschaft» mit einem grossen Ermotti-Foto und der breitgewalzten Story, die schon auf dem Cover angerissen wurde. Dann allerdings die wirklich nette Story, dass das «Konsumentenforum» nach zähem Mauern mal bekannt gegeben hat, wie viele Mitglieder es eigentlich vertritt. Es sind lachhafte 168 Nasen. Dividiert man die Mitgliedereinnahmen im Jahresbericht durch den Beitrag von 50 Franken, wären es sogar bloss 92. Dafür kriegte das Forum dann satte 100’000 Franken Subventionen vom Bund; pro zahlendes Mitglied knapp 600 Franken. Wunderbare Story.

Bei «Leben & Kultur», dem Sammelgefäss für alle Resten, geht’s dann wieder bergab. Männer mit nacktem Oberkörper, die Sommergähn-Story, dann «Die besten Bücher für den Sommer», und das schon Ende Juli, ein Geschwisterstreit, Chörbliwasser, rezeptfreie «Erektionsförderer», dann endlich mal wieder ein rassiger E-Sportwagen für schlappe 175’000 Franken, und schliesslich noch «Bücher für Biker». Statt einer Erektionsförderung braucht man hier rezeptfreie Muntermacher, allenfalls auch illegalen Stoff, um wach zu bleiben.

Wir geben hier wohlwollend ein Unentschieden und wünschen den Redaktionen gute Erholung am 1. August. Sie können’s brauchen, auch wenn die Ideenleere wohl auch danach noch etwas anhalten wird.

 

 

 

3 Kommentare
  1. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    «ein bunter Strauss verschiedener Quotes von mehr oder minder bekannten Israeli. Auswahlkriterium: ging ans Telefon und war willig»

    …und hatte die exakt selbe Meinung zur Justizreform («Angst», «Diktatur», «Faschismus».) Ein typischer NZZaS-Artikel, so dümmlich als wäre er im Tagi erschienen.

    Die SoZ punktete hingegen mit dem hier unerwähnt gebliebenen Artikel «Links, urban, gebildet – und intolerant» von Bettina Weber. Wenn auch über das «gebildet» in diesem Zusammenhang diskutiert werden könnte.

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