Schlagwortarchiv für: Sommerloch

Kalte Dusche

ZACKBUM watete knietief im Mediensumpf. Labsal von der NZZaS?

Wie ein Ertrinkender nach dem Strohhalm, falsches Bild, wie ein Wüstengänger nach der Oase, so griff ZACKBUM nach der Lektüre der NZZaS. Leider war es dann eine Fata Morgana.

«Beim Erben nichts verderben»? Also das Sommerloch entschuldigt auch nicht alles. Das «Magazin» ist wieder aus dem Sommerschlaf erwacht, und das ist nicht unbedingt eine gute Nachricht. Immerhin, das Cover ziert nicht ein unscharfes Artsy-Bartsy-Foto, sondern eine Pennälerkarikatur:

Man beachte den Köter, der Brüller.

Überhaupt will man in der Bildsprache lustig sein. Wie macht man das? Nun, indem man einen Artikel über den Schulweg (gähn) so anteasert:

Also gut, aber die Coverstory geht ums Erben. Was macht man da, wenn man’s richtig billig machen will? Richtig, man macht ein Interview mit einem Scheidungsanwalt, der sich über so viel Gratis-PR freut. Wenn bei dem – trotz dem Einsatz von Nicole Althaus und Patrizia Messmer – nichts Nennenswertes rauskommt, macht man so einen Titel:

Dazu noch etwas «Facts & Figures», «Kuriose Testamente», und fertig ist das Sommerloch. Fehlt noch was? Klar, das unscharfe Foto mitsamt Geschwurbel:

«Textualisierung der Gefühle … eskapistisch, utopisch und historisch zugleich … Zurschaustellung von Körper und Seele …», Himmel, hilf. Aber wer etwas zu lachen haben will, sollte unbedingt ihre Webseite besuchen, anastasiabull.com. Leider sind keine Preise angeben, weil ihre Werke «are created on made-to-order basis». Vermutlich werden hier schmerzliche Gefühle im Portemonnaie textualisiert.

Gibt’s noch was Irres, aber Bezahlbares? Natürlich, hier wird auch dem Hund geholfen:

Das könnte nötig werden, wenn man beim Gassigehen mit einer Leine von «Kitsuno & Jo» etwas übertrieben hat, bei dieser Mörderhitze.

Fehlt noch was? Nicht viel, wie wär’s mit einem Lokaltip? Natürlich nicht lokal, sondern in Berlin. Aber bitte im Zug anreisen, gell?

Während die NZZaS Ausgabe für Ausgabe – bei abbröckelnder Führungscrew – nach einer lenkenden Hand ruft, schreit das Magazin danach, dass die Macher und die Leser von dieser Qual erlöst werden.

Aber zurück von der Spielgruppe zu den Erwachsenen. Da nimmt die NZZaS immerhin und endlich eine Story auf, die dem amtierenden Präsidentengreis im Kampf mit seinem wahrscheinlichen Herausforderergreis noch schwer in Troubles bringen wird:

Wobei der Titel doch zu zart ist. Hier geht es nicht um Vaterliebe, sondern um einen geldgetriebenen, knallharten Clan mit üblen Geschäften in der Ukraine. Als dort ein Staatsanwaltschaft zu forsch zu ermitteln begann, forderte der damalige Vizepräsident Joe Biden, dass der gefeuert werde – sonst gäbe es keine weitere US-Unterstützung. Zufrieden konstatierte dann Biden Senior, dass der «son of a bitch» weg sei. Dass dann sein ungeratener und zeitweise schwer drogenabhängiger Sohn sein Laptop reparieren lassen wollte und im Shop einfach vergass, das ist natürlich Künstlerpech. Denn was sich da an Daten fand, nun, ist nicht von schlechten Eltern.

Nicht einmal dem etwas tiefergelegten Niveau der NZZaS entspricht der Artikel «Gehirnwäsche an der Schule». Autorin ist die Angestellte des Wiener «Standard» Adelheid Wölfl. Thema ist die bedauerliche Tatsache, dass in Bosnien-Herzegowina die verschiedenen Ethnien verschiedene Schulbücher benützen, was die Spaltung der Gesellschaft weiter fördert. Allerdings steigt sie mit dem Zitat eines TikTok-Videos ein, das ein besoffener serbischer Jugendlicher ins Netz stellte und sich anschliessend mit zu viel Alkohol erklärte.

Daraufhin steigt Wölfl in die serbische Geschichtsschreibung ein, Srebrenica darf natürlich nicht fehlen und wie das aus serbischer Sicht dargestellt würde. Die bosnische, kroatische, muslimische, katholische, orthodoxe Sicht wird zwar erwähnt, aber nicht weiter mit Beispielen untermauert. Das ist weder informativ, noch hilft es dem Leser, das unglaubliche Schlamassel in Ex-Jugoslawien besser zu verstehen. Ausser, er teile die Ansicht der Autorin, dass im Zweifelsfall die Serben an allem Schuld sind und die anderen nur Opfer.

Etwas billig ist dann das Porträt von Nile Rodgers, der «Disco-Legende». Eine Legende ist normalerweise jemand, der viel, viel früher mal jemand war. Rodgers ist nun in der Schweiz zu einer Art Berühmtheit gelangt, weil die SVP so blöd war, den Refrain seines Uralt-Hits «We are Family» abzukupfern, ohne sich um die Rechte zu kümmern. Anlass für Rafaela Roth, eine ihrer berüchtigten Lobeshymnen (Medienanwältin Zulauf!) zu singen. Duftmarke: «Er spielte zeitweise so gut Gitarre wie sonst niemand auf der Welt». Das wird aber Gitarreros wie Eric Clapton und viele andere schmerzen, obwohl diese Fähigkeit weitgehend unbemerkt blieb, bis sie von Roth ans Tageslicht gezerrt wurde.

In der Wirtschaft gähnt das Sommerloch weiterhin, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten; Aufmacherstory: «Direktzug nach Paris soll bleiben». Aber immerhin, einen kleinen Lichtblick gibt es:

Ein schöner Beitrag zu: Geschichten, die man sonst nicht liest. Und danach? Werfen wir gnädig den Mantel des Schweigens über Mediokres, Uninteressantes, Langweiliges. Abgeschlossen von «Die Summe aller Frauen, Teil 25». Das ist zu bösartig? Nun, dieser Einwand erfolgt nicht ungestraft; wir zitieren aus dem Ende dieser Episode:

«Das aus Gefühlsatomen unvollständig zusammengesetzte und andauernd in Gefahr befindliche Panorama ihrer Seele übertrug sie auf riesige Leinwände, auf denen sie pastös Schicht um Schicht aufbrachte, ohne jemals zu einem Ergebnis zu kommen, welches sie als endgültig für ein Bild hätte ansehen können. Munk fand das faszinierend. Und merkte nicht, wie katastrophal sich diese Arbeitsweise auswirkte. Auf sie beide.»

Sonst noch Fragen?

 

NZZaS gegen SoZ

Der Nahkampf mit unklarem Ausgang.

Morgen geht ZACKBUM auf eine direkte Doublette ein, heute der Eins-zu-eins-Vergleich der beiden Sonntagsblätter. Das dritte steht bekanntlich noch unter Quarantäne.

Fangen wir mit dem Cover der SoZ an:

Wenn Arthur Rutishauser nicht wäre, würde dem Leser hier schon das Gipfeli aus der erschlaffenden Hand fallen.

Dieses Cover hingegen ist mal wieder ein lauter Hilferuf: Gujer, übernehmen Sie! «Die neuen Konfliktlinien in SAC-Hütten» – das kann ja wohl nicht der Ernst der NZZaS sein. Sondern Ausdruck davon, dass zu viele Köche eindeutig den Brei verderben.

Auch auf der nächsten Seite hat die NZZaS ein Auge fürs wirklich Wichtige:

Das ist ein Füller in höchster, aber allerhöchster Not. Daneben wird die Doppelseite mit Israel gefüllt. Kurzer Einleitungstext mit Altbekanntem, dann das, was man auch in höchster Not macht: ein bunter Strauss verschiedener Quotes von mehr oder minder bekannten Israeli. Auswahlkriterium: ging ans Telefon und war willig.

Dann Flüchtlinge, das x-te Interview mit dem Experten, zum x-ten Mal die Feststellung, dass die Mehrheit der Russen doch tatsächlich hinter Putin steht, dann eine Doppelseite Doppelinterview mit Hüttenwartin und ihrem Sohn Hüttenwart. Grosszügig bebildert, inhaltlich, wie soll man sagen, eher Flachland als Hochgebirge.

Dann gepflegtes Nachdenken über die Klimakleber, bei dem am besten die Augenlider oben angeklebt werden, dann zum x-ten Mal Schweiz – China, und wir haben den ersten Bund hinter uns.

Bei der SoZ geht’s lähmend vorhersehbar zu. Wie? Na, «Bundesratskandidat zum Nationalfeiertag». Ach, ein aussichtsreicher? Nein, ein Interview mit dem Basler SP-Nationalrat Mustafa Atici. Dann über einem SVP-Inserat (!) der Rest der Seite als Kurz(schluss)-Meldung. Denn ein solcher habe den Waldbrand im Wallis ausgelöst. Womit die Story eigentlich erzählt wäre. Aber im Sommerloch …

Tipps zum E-Roadtrip, weniger Bussen für Kiffer, weniger Spenden für Ukraine-Helfer, dann ein Interview mit dem deutschen Bundeskanzler Scholz – über Bücher. Das hat der Schweizer Leser davon, dass Tamedia eigentlich die Filiale der «Süddeutschen Zeitung» in der Schweiz ist. Dann ein Text, der von der fundamentalistisch-grünen Tamedia-Fraktion gar nicht gerne gelesen wird: «An den meisten Bränden ist gar nicht die Hitze schuld». Das weiss zwar jeder, der nicht völlig klimahysterisch ist, aber bei Tamedia muss das schon mal gesagt werden.

Und auch hier war’s das mit dem ersten Bund. Zum «Fokus» äussert sich ZACKBUM morgen, daher lassen wir ihn und den «Hintergrund» bei der NZZaS weg, ebenso wie den Sport natürlich.

«Wirtschaft» ist mal wieder recht trostlos. «Und ewig lockt der Süden», damit lockt die NZZaS nun niemanden aus dem Wasser. Autonomes Fahren, die UBS werfe Kunden der CS raus, dann tatsächlich ein Interview mit Martin Neff, dem scheidenden Prognose-Bruchpiloten von Raiffeisen, der freundlicherweise nicht an seine grössten Flops erinnert wird.

Das tiefste Sommerloch bietet dann der «Kultur»-Teil. Eine iranische Fotografin habe zwei Wochen lang «das politische Leben in Bern fotografiert». Und Peer Teuwsen, obwohl das nicht spesenintensiv war, hat sie dabei «begleitet». Die Fotos sind, na ja, man will ja nicht frauenfeindlich sein. Der Text ist, dazu dürfen wir uns wohl äussern, dünnlich-dümmlich, ein echter Teuwsen halt. Duftmarke: zuerst rede die Fotografin mit den Menschen, was ja ungeheuerlich ist, dann erst greife sie zur Kamera. «Es ist eine Hasselblad H6D, sie wiegt zusammen mit dem Objektiv 5 Kilogramm.» Das ist nun lustig, laut Hasselblad selbst wiegt diese vollausgerüstete Kamera mit Objektiv etwas über 2 Kilo. Aber entweder hat die Fotografin ein Mords-Tele vornedran, oder Teuwsen hat schlampig recherchiert.

Walser, Barbie, «Die Summe aller Frauen», und tschüss.

Bei der SoZ füllt immerhin Rutishauser die erste Seite der «Wirtschaft» mit einem grossen Ermotti-Foto und der breitgewalzten Story, die schon auf dem Cover angerissen wurde. Dann allerdings die wirklich nette Story, dass das «Konsumentenforum» nach zähem Mauern mal bekannt gegeben hat, wie viele Mitglieder es eigentlich vertritt. Es sind lachhafte 168 Nasen. Dividiert man die Mitgliedereinnahmen im Jahresbericht durch den Beitrag von 50 Franken, wären es sogar bloss 92. Dafür kriegte das Forum dann satte 100’000 Franken Subventionen vom Bund; pro zahlendes Mitglied knapp 600 Franken. Wunderbare Story.

Bei «Leben & Kultur», dem Sammelgefäss für alle Resten, geht’s dann wieder bergab. Männer mit nacktem Oberkörper, die Sommergähn-Story, dann «Die besten Bücher für den Sommer», und das schon Ende Juli, ein Geschwisterstreit, Chörbliwasser, rezeptfreie «Erektionsförderer», dann endlich mal wieder ein rassiger E-Sportwagen für schlappe 175’000 Franken, und schliesslich noch «Bücher für Biker». Statt einer Erektionsförderung braucht man hier rezeptfreie Muntermacher, allenfalls auch illegalen Stoff, um wach zu bleiben.

Wir geben hier wohlwollend ein Unentschieden und wünschen den Redaktionen gute Erholung am 1. August. Sie können’s brauchen, auch wenn die Ideenleere wohl auch danach noch etwas anhalten wird.

 

 

 

Von Loch zu Loch

SoZ und NZZaS im Nahkampf.

Es ist ein gnadenloser Fight. Welche der beiden Sonntagszeitungen hat die schlechtere Sommerloch-Story? Der SoBli fällt unter unsere Auszeit, bis Christian Dorer zurückkommt. Pardon, nicht mehr zurückkommt. Wir würden sie nur dann unterbrechen, wenn Ringier erste Abozahlen von «B+» bekannt gibt. Also werden wir nicht unterbrechen.

Zurück zum Wettbewerb. Die «SonntagsZeitung» legt auf der Front vor:

Das ist eine Frage, die man sich bei der Lektüre der Schweizer Medien unablässig stellt. Aber leider findet sie hier keine Antwort.

Aber die NZZaS holt auf und ein:

Der «SUV der Linken», auch das ist ein Titel, der nur durch Hitzschlag, unmässigen Alkoholgenuss oder reine Verzweiflung erklärt werden kann.

Dann geht aber die NZZaS mit einem Schlag in Führung; ein solcher Titel, ein solches Thema kommt nur dann ins Blatt, wenn der Blattmacher zuvor dreimal fragte: und die einzige Alternative wäre eine weisse Seite, echt?

Die SoZ schwächelt – bis zum «Fokus». Dort weiss Bankenbüttel Peter V. Kunz ganz Erstaunliches zu vermelden:

 

Die Frage ist, ob die Tiere das auch stört. Sicher findet es das Schwein nicht schön, dass es zum Kotelett wird. Auf der anderen Seite: ohne diese Zweckbestimmung gäbe es gar nicht so viele Schweine. Schwieriges Terrain, aber damit holt die SoZ auf.

Die Rettung für die NZZaS ist der Anarchistentreff in Saint-Imier. Gelegenheit für etwas Freakshow:

Die SoZ schlägt mit einem Essay zurück.

Sozusagen wider die ständige Anforderung von Scham. Aber leider, leider, muss disqualifiziert werden. Ist von der «Süddeutschen Zeitung» übernommen, und solches Doping können wir hier nicht gelten lassen.

Währenddessen sammelt die NZZaS weiter fleissig Punkte:

Arthur Rutishauser plädiert in der SoZ für das Daheimbleiben, während Nicole Althaus unglaublich tiefe Erkenntnisse auf den Leser regnen lässt: «Jede Reise, so bescheiden sie auch sei, beginnt mit dem Packen des Koffers … Zum Kern des Reisens gehört der Moment des Aufbruchs». Jede Kolumne, so bescheiden sie auch sei, beginnt mit dem Auspacken von Flachheiten, zu ihrem Kern gehört der Moment, in dem der Leser auf- und wegbricht.

Die SoZ nimmt natürlich auch Saint-Imier sehr gerne auf.

Das ist immerhin eine Reportage, die Dominique Eigenmann basses Erstaunen abnötigen würde. Da sie hausgemacht ist, gibt es hier für die SoZ die volle Sommerloch-Punktzahl.

Aber die NZZaS verteidigt ihren Vorsprung:

Sie lässt nämlich den von unzähligen Bundesämtern beschäftigten sogenannten unabhängigen Meinungsforscher Michael Hermann gleich eine ganze Serie zu den bevorstehenden Wahlen schreiben. Spart unmässig eigene Brainpower.

Dann geben beide Blätter auf der Zielgeraden nochmal Guzzi:

Das ist sehr Sommerloch, da kann die NZZaS nicht ganz mithalten:

Ist ein gültiger Versuch, aber ein Mü zu gehaltvoll für eine richtige Sommerloch-Story.

Das würde bei der NZZaS wieder die volle Punktzahl ergeben, muss aber auch disqualifiziert werden, weil die Serie schon vor dem Sommerloch begann – und einfach nicht aufhören will.

Ergebnis: 5 zu 4 für die NZZaS. Es war ein harter Kampf gegen den Leser; aber am Schluss setzt sich Qualität halt schon durch, wenn die Mehrheit der Mitarbeiter in der Sommerfrische weilt. Hinzu kommt sicher auch: Der Chefredaktor der SoZ, Arthur Rustishauser, ist sich ziemlich sicher, dass er nach dieser Degradierung als Bauernopfer hier seine Pensionierung erwarten kann, wenn er will. Die vier (!) interimistischen Nasen bei der NZZaS hingegen wissen genau, dass keiner von ihnen das Rennen am Schluss machen wird. Dementsprechend motiviert sind sie.

 

Löcher, noch und nöcher

Es ist noch nicht mal Hauptferienzeit …

Aber bei der «NZZamSonntag» löchern die Sommerlöcher. Dafür gibt es schon auf der Front 4 untrüglicher Anzeichen:

Die da wären: Ferien in Trondheim, der Garpunkt, ein Interview mit Björk und eine Frau, die eine Giesskanne in der Hand hat. Löchriger geht’s kaum. Das reisst ein AHV-Titel und ein kritischer Bericht über Selenskyj nicht raus.

Und auf Seite 2 geht’s wenig munter so weiter:

Inder wollen noch mehr Kinder, Pardon, statt die brüllende Armut in weiten Landesteilen zu bekämpfen, wollen sie auf den Mond. Das interessiert nicht mal den Inder sonderlich …

Wenn schon schnarch, dann richtig, ist offenbar die Devise der NZZaS, oder einfach: war aber auch heiss am Samstag, und statt am Züri Fäscht sich zu verlustieren, muss man ein Blatt machen. Das lassen wir den Leser spüren:

 

Die Antwort auf die Frage: und was haben wir zur Ukraine, wird auch immer verzweifelter. Nun greift man sogar auf externe Kräfte, den kanadischen Freelancer Neil Hauer, zurück. Die eigenen Kräfte sind entweder in den Ferien, am Fest oder haben hitzefrei.

Seite 5: Eine im Hintergrund kurz sichtbare Landkarte im «Barbie»-Film sorgt für Aufregung. Echt jetzt?

Dann ein Artikel, der nach lange getragenen Socken an Schweissfüssen riecht:

Der Autor Markus Bernath verhaut sich aus dem fernen Wien gerne mal mit seiner kremlastrologischen Analyse Russlands, stösst wilde Kriegsrufe aus und wiederkäut hier, was nun bereits überall länglich und in der Breite beschrieben wurde. Aber natürlich noch nicht von ihm in der NZZaS. Aber wenn ein Viererkollegium herrscht, ist das sicherlich mehr mit gegenseitigem Bauchtreten als mit dem Inhalt des Blatts befasst.

Daher darf Bernath (grosser Pfeil, kleiner Text) einen Zusammenschrieb der lokalen Korrespondenten über Meloni (schnarch), Höcke (gähn), Kickl (na Servus) und den Griechen Stigmas (geharzt) einleiten. Da mögen dann manche Köpfe aufs Tablet oder auf die Zeitung gefallen sein.

Unterbrochen von einem netten, ausgeschlachteten kritischen Bericht des Schweizer Nachrichtendiensts über den Autokraten Selenskyj geht’s dann auf Seite 10 im Schlaflabor weiter. Seit Corona haben Kinder zunehmend psychische Probleme. Ist aber auch, und Corona ist schon – ausser bei Marc Brupbacher – eher kalter Kaffee.

Dann «Züri-Fäscht» und «Kasino-Poker». Wer hofft, dass damit der erste Bund wenigstens durch sei, wird enttäuscht. Als Zugabe gibt’s noch eine halbe Seite «Der Bund will, dass Schweizer Kühe länger leben». Da werden die Kühe in Irland aber aufhorchen und massenhaft Asylanträge stellen.

Dann wird’s einen Moment lang peinlich, aber das reisst den Leser immerhin aus dem Wachkoma. Denn Patrizia Messmer lobt Gülsha Adilji über den grünen und roten Klee. Frisch zurück aus Uruguay findet Messmer die frühere Joiz-Moderatorin ganz toll. Die macht jetzt eine Rating-Show. Toll. Überhaupt: «Die Frau scheint alles, was sie anpackt, zum Fliegen zu bringen.» Also ein echter Überflieger. Wenn man ihre Fähigkeiten allerdings an ihrer Tagi-Kolumne misst, in der sie sich länglich an ihrem Ex-Freund abarbeitete, besteht eher Gefahr durch Bodenkontakt.

Auf der nächsten Seite sagt ZACKBUM nur zwei Namen: Felix E. Müller und Nicole Althaus. Eben.

Dann, dann kommt der temperaturmässige Höhepunkt, der gleichzeitig der absolute Nullpunkt des Niveaus ist. Ein Blick auf den Titel genügt:

Kein Scheiss, sondern ein zweiseitiges Sammelsurium von Beiträgen, die nach einer kalten Dusche verlangen. Geradezu erfrischend ist dagegen das Jö-Inserat auf dieser Doppelseite, das den Leser wenigstens berührt:

Und wenn man bedenkt, dass dieser treuherzig blickende Dackel auch noch vor Hitze mit dem Ohren schlackert …

Wieso den Leser aus dem Sommerschlaf wecken, dachte sich die «Wirtschaft»:

Früher, ja früher brauchte es noch etwas, um auf die erste Seite der Wirtschaft zu kommen. Heute ist die Ansage: nun gut, wenn die Alternative ein leeres Blatt wäre

Aber dafür kommt die nächste Seite sommerlich flott daher:

Ach, hoppla, da steht ja «Sponsored Content für Edelweiss» drüber.

Dann kommt, man kann’s nicht anders bezeichnen, ein Betroffenheitsporno:

Einen Brüllertitel mit der Oberzeile «Bitte sagen Sie nicht» zu machen, das ist schon nassforsch. Erschwerend kommt hinzu, dass die israelische Freelancerin Josie Glausiusz hier ein Thema in leichter Variante rezykliert, mit dem sie bereits vor fast genau einem Jahr in der englischsprachigen Ausgabe der NZZ gelandet ist:

ZACKBUM korrigiert sich: peinlicher Porno.

Nun muss man sagen, dass sich die NZZaS unerschrocken auch eher, nun ja, heiklen Themen nähert:

Hier hätte es wenigstens ein Zeichen von Selbstironie geben können, indem statt dem weissen Klopapier eine passend zugeschnittene Ausgabe der NZZaS

Wer ist bunt, fotogen, irgendwie schräg, sagt zwar immer das Gleiche, aber macht nix? Genau, Björk, das isländische Gesamtkunstwerk, sozusagen eine Kate Bush ohne deren Stimmvolumen. Da ist Peer Teuwsen gerne bereit, aus dem Sommerschlaf zu erwachen. Noch lieber wäre er natürlich nach Island geflogen, aber leider: «Das Interview wurde schriftlich geführt». Was ja eine Bankrotterklärung ist, angesichts moderner Kommunikationsmittel …

Aber eine gute Nachricht ist: nach all dem Lahmen und Banalen ist der Leser viel zu ermattet, um sich noch über «Die Summe aller Frauen», Teil 719, aufzuregen. Gut, ist auch schon abgehangen, der Scherz, ist Folge 19.

Zusammenfassung: Wenn diese Ausgabe kein stummer Schrei ist «Gujer, übernehmen Sie! Sofort!», dann weiss ZACKBUM auch nicht, was das soll.

 

Sonntags-Zumutung

ZACKBUM trifft die SoZ. Aua.

Es gab Zeiten, und die liegen noch nicht so lange zurück, da wäre so ein Cover als schlechter Scherz vom Tisch gefegt worden:

 

Ein für Tamedia-Verhältnisse sexistisches Aufmacherbild zu einem Thema, aus dem das Sommerloch so gross gähnt, dass man als Leser Schiss bekommt, hineingezogen und verschlungen zu werden.

Daneben gleich dem Zielpublikum noch eins in die Fresse: Benzin muss und soll doch teurer werden, verstärkte Beimischung von «Biotreibstoff» ist doch eine gute Sache, bis die Schweiz dann völlig CO2-frei wird.

«So wird der Garten attraktiv für Vögel», eine Wahnsinns-Schlagzeile – für die «Tierwelt». «Heisse Liebe, wie die Sonne unser Verhalten beeinflusst». Tut sie das? Und wieso wussten wir das die vergangenen 30’000 Jahre nicht?

Dann kommt eine Doppelseite nach der Devise: fällt der Redaktion trotz Kopfkratzen gar nichts ein, dann machen wir doch ein paar Statistiken. Die gelingen dann besonders gut, wenn man selbst und willkürlich die Auswertungskriterien festlegt. Dann kommt man auch zu Wunschresultaten:

Zudem weiss die SoZ: «Auf einer Skala von – 10 (links) bis + 10 (rechts) befindet er sich mit einem Wert von 10.0 am äussersten rechten Rand.»

Aber eigentlich hätte ihm die SoZ am liebsten eine + 11 gegeben …

Aber, oh Schreck, es ist immer noch Platz frei im Blatt, was tun?

«Der Sozialpsychologe untersucht»; solche Untersuchungen sind normalerweise der Rettungsanker im Boulevard, wo die absurdesten Korrelationen hergestellt werden. «Glatzenträger haben weniger Sex» oder so. Da will neuerdings die SoZ nicht abseits stehen, dabei ist es erst Anfang Juli. Wie sich das Blatt bis in den August durchhangeln will? Den zahlenden Leser erwartet ein echter Belastungstest.

Hat das Blatt noch etwas ausgelassen? Ja, natürlich, den Beitrag zu «wenn Wünschen helfen würde»:

Das wäre natürlich eine Weltsensation erster Güte. Worin besteht die denn? Wenn Aliens landen und uns neue, ungekannte Energiequellen schenken? Fast. Der GLP-Präsident Jürg Grossen ergreift die Chance beim Schopf, dass in der verzweifelten Suche nach Storys jede Furz-Idee punkten kann. Apropos, gegen seinen Vorschlag war die Furz-Idee von Peter Bodenmann mit den Solarpanels in den Alpen geradezu seriös und konkret.

Nach langfädiger Einleitung im Interview rückt Grossen dann mit seiner Furz-Idee heraus:

«Die sicherste Lösung für Saisonspeicher in der Schweiz ist die sogenannte Power-to-Liquidto-Power-Technologie. Sie funktioniert so: Statt als Gas speichert man den Strom in Flüssigtreibstoffen, die man im Winter wieder verstromen oder für den klimaneutralen Flug- und Schwerverkehr nutzen kann. Die heute bestehenden Tanklager würden reichen, um den für den Winter benötigten Vorrat zu speichern. Diese Treibstoffe sind vergleichsweise einfach zu handhaben.»

Selbst der SoZ fallen dazu aber eine ganze Reihe von Killerargumenten ein: «Diese Technologie steckt aber noch in den Kinderschuhen, ist nicht marktreif und bis jetzt ineffizient: 85 Prozent der Energie gehen verloren.»

Das räumt Grossen auch grossmütig ein: «Ganz so schlimm ist es nicht, aber die Technologie hat heute leider tatsächlich noch einen niedrigen Wirkungsgrad.» Aber: «Ich bin zuversichtlich, dass die Speicherung von Strom als Flüssigtreibstoff in den kommenden Jahren marktreif wird.»

Also schon wieder einer, der die Energieversorgung der Schweiz in einem Wolkenkuckucksheim betrachtet. Aber, sonst wäre es ja nicht die GLP, obwohl er eigentlich gegen AKW ist, hält sich Grossen auch hier alle Optionen offen: «Gegen eine neue Generation von Reaktoren, bei denen das Problem des radioaktiven Abfalls gelöst ist und die kein Sicherheitsrisiko darstellen, würde ich mich nicht wehren

Allerdings verrät er uns nicht, wie denn das Problem des radioaktiven Abfalls gelöst werden könnte.

Wir fassen zusammen: Unter einem Brüller-Titel schrumpft die «sicherere, besserer und günstigere Lösung» auf den Vorschlag zusammen, eine völlig unausgereifte Technologie mit einem Wirkungsverlust von 85 Prozent als Garantie für die zukünftige Stromversorgung der Schweiz anzubieten. Wenn’s als Satire gemeint ist, kann man das so stehenlassen.

Schon kommen wir zum nächsten Brüller:

Das ist tatsächlich ein Skandal. Was Autor Cyrill Pinto aber zu erwähnen vergisst: die SoZ gehörte zuvorderst zu den Organen, die eine allumfassende Maskenpflicht und das sofortige Anlegen von ausreichenden Reserven, von Käufen, koste es, was es wolle, lautstark befürwortete und somit die Hysterie um das Maskentragen ankurbelte. Um dann kleinlaut und kleingedruckt einzuräumen, dass deren Wirkung inzwischen allgemein und selbst von damaligen Befürwortern bezweifelt wird.

Aber auch nur ein maskierter Hauch von Selbstkritik? Niemals.

Selbst für eine Sommerloch-Ausgabe ist dann dieser Artikel schon starker Tobak:

Nichts gegen Tiere, aber: muss sich mit solchen Meldungen der Aufenthalt des SoZ-Redaktors Cyrill Pinto in Cherson amortisieren? Und hat er von dort aus, während er mit einer Hand einem Hund die Ohren kraulte, den Artikel über die Maskenvernichtung geschrieben?

Aber immerhin, das Urgestein Martin Suter löckt noch etwas gegen den Stachel und gegen die Einheitsmeinung, die von der «Süddeutschen» in die Tamedia-Organe schwappt, dass das, was Trump getan habe, dann im Fall noch viel schlimmer sei:

Wie der Skandal um den Präsidentensohn zuerst ignoriert, dann kleingeschrieben wurde und wird, kein weiteres Ruhmesblatt für den einseitigen Blasenjournalismus, auch bei der fremdbestimmten Tamedia.

Im «Fokus» (kaum ein Gefäss ist dermassen auf den Hund gekommen wie dieses) versprüht die SoZ nun etwas Sozialneid:

Da muss es doch der urbanen, grün-woken Leserschaft der SoZ glatt die vegane Butter vom Vollkornbiogipfeli blasen. Okay, der Mediensprecher von «Renovate Switzerland» sieht das vielleicht entspannter und würde sich nie vor einem Ferrari auf die Autobahn kleben. Vor allem, wenn er zuerst damit hingefahren ist.

Einsamer Lichtblick ist wie meist Peter Schneider:

Auch Rico Bandle zeigt keine Scheu vor der Gefährdung seines Arbeitsplatzes, indem er begründet und belegt nachweist, wieso jegliche Behauptung, die SVP sei noch weiter rechts als die AfD, ins Reich der Fantasie gehört, bzw. eine polemische Propagandalüge ist, ein typischer Fall von Fake News.

In der «Wirtschaft» geht’s aber gleich wieder ins Sommerloch:

Eine völlig zeitlose Geschichte, die man gestern, heute oder morgen bringen kann; Newswert null. Dass sich die EU um ein Verbot bemüht, ist ungefähr so spannend wie der Farbe an der Wand beim Trocknen zuzuschauen.

Auch das Sammelgefäss (um es nicht Abfalleimer zu nennen) «Leben & Kultur» wartet mit News auf, ohne die wir problemlos durch den Sonntag kommen:

Meiner Treu, Jeff Bezos von Amazon hat sich für teures Geld scheiden lassen und eine viel jüngere Geliebte. Dass er deswegen muskulöser und breitschultriger als auch schon rumläuft, so what, kann man nur sagen. Aber wenn man auch hier verzweifelt eine ganze Seite füllen muss, was man halt nicht nur mit einem Riesenfoto des neuen Schwarzenegger schafft …

Es bleibt dem Leser auch hier nichts erspart: «8 Tipps für Restaurants mit sommerlichem Flair und lauschigen Freisitzen». Schlimmer ist eigentlich nur, wenn Christian Seiler schnippelfreie Tipps für verantwortungslose vegane Mamis mit Kleinkind im Arm gibt.

Geht’s noch blöder? Immer:

DER Schauspieler Pine lief KÜRZLICH nicht irgendwo, sondern in Mailand BARFUSS. Wahnsinns-News. Ob er auch keine Unterhosen trug oder fluchte, als er in einen Hundehaufen trat, ist leider nicht übermittelt. Das sind die Berichte, die wir dringend brauchen, wenn wir uns beim Gähnen den Unterkiefer ausrenken wollen (he, das wäre mal ein Nutzwert-Artikel: «richtig gähnen, wir liefern die Anlässe und die Anleitung»).

Schliesslich noch «Warum manche Menschen ständig zu spät kommen». ZACKBUM hat da eine schlagende Theorie: weil sie beim Lesen der SoZ oder des Tagi weggeschnarcht sind.

Immerhin, die Auto-Seite präsentiert diesmal nicht einen 300’000-Franken-Sportwagen, sondern den Togg. Hä? Na, den «SUV Togg T10X, das erste türkische E-Auto». Immerhin merkt der Autor kritisch an: «Ob man aber bei uns ausgerechnet auf einen türkischen SUV wartet, sei mal dahingestellt.» Das muss er so säuseln, schliesslich füllt er eine Seite damit. ZACKBUM hingegen kann kurz und knapp die richtige Antwort geben: nein.

Der schönste Brüller kommt aber ganz am Schluss; Reisen. Da schimpft zunächst Chris Winteler über durchaus sinnvolle Bestandteile eines Hotelzimmers:

Wieso er zum Beispiel die Bügelvorrichtung weghaben will, erschliesst sich nicht. Entweder kann Winteler auf Spesen seine Kleidung waschen und bügeln lassen, oder er hatte noch nie einen Geschäftstermin, bei dem ein knitterfreier Anzug und ein gebügeltes Hemd durchaus minimale Höflichkeit und Achtung dem Gesprächspartner gegenüber ausdrücken.

Aber das ist noch nicht der Brüller, der kommt vorher (oder nachher, denn als Sparmassnahme wird Reisen ja auf der letzten Seite angeteasert und sollte wohl rückwärts gelesen werden). Die exotische Reiseempfehlung ist diesmal Island. Toller Ökotourismus. Der Flug dorthin dauert auch nur vier Stunden. Flug? Aber ja, das ist doch bekanntlich auch für Klimakleber kein Problem, die fliegen sogar nach Mexiko oder auf die Malediven. Da darf doch der SoZ-Leser wenigstens den Hüpfer nach Island machen. Dauert bloss vier Stunden, ein paar tausend Flugkilometer, das lässt die Gletscher auf Island doch sicher nicht schneller schmelzen.

Wir stellen die Gretchenfrage: Ist das Gebotene Fr. 6.40 wert? Sagen wir mal so: Am 6. Juli 1997 bekam man 104 Seiten für Fr. 2.80. Das war ein Seitenpreis von 2,7 Rappen. Der ist auf aktuell genau 10 Rappen hinaufgeschnellt, der Umfang auf 64 Seiten eingeschrumpft. Ist etwas mehr als die Hälfte den vierfachen Preis wert?

Das würde ja eine Verachtfachung der Qualität, des Inhalts, der komprimierten Fachkompetenz, des Nutzwerts, der Analysequalität bedeuten.

Auch da ist die Antwort einfach und klar: nein.

 

Flüssig, überflüssig

Weltrekord! In Banalitäten.

«Man könnte zum Beispiel gemeinsam einen Notfallplan erarbeiten, sollte es diesen nicht bereits geben.» Diese Erkenntnis und einige mehr vermittelt uns «20 Minuten» zur U-Boot-Tragödie beim Wrack der Titanic.

Falls Sie das nicht wussten: «An Orten, an denen es keine Fluchtmöglichkeit gibt, ist das Risiko, in Panik zu geraten, besonders hoch». Dieses Gefühl vermittelt der Artikel ziemlich gut, denn man ist von Banalitäten umzingelt. Allerdings hat der Leser eine Fluchtmöglichkeit.

Immerhin hat das Gratis-Blatt einen «Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie» aufgeboten. Der weiss auch dass eine «klassische Panikattacke» – wohl im Gegensatz zu einer nicht-klassischen – mit Todesangst verbunden sei: «Eine solche Attacke geht in der Regel nach fünf Minuten vorbei. Man muss sie in dem Moment aushalten.»

Tja, was bleibt einem in einem U-Boot auch anderes übrig. Hoffentlich halten sich die Insassen auch an folgende Erkenntnis: «Ganz wichtig sei, Ruhe zu bewahren. Denn: «Wer Angst hat, reagiert nicht rational und verbraucht mehr Sauerstoff.»»

Auch für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Insassen gerettet werden sollten, hat Onkel Doktor einen Ratschlag zur Hand: «Bei Menschen, die lebensgefährliche Situationen erlebt haben, können sogenannte Stressfolgeprobleme wie Angststörungen aufkommen.»

Da empfehle sich eine Therapie, rät der Doktor. Vornehmlich in seiner Privatklinik Hohenegg …

Ist halt schon blöd, wenn man die Story bis zum letzten Tropfen ausquetscht:

Als Präventivmassnahme gegen das drohende Sommerloch wird Ausquetschen sowieso zum Markenzeichen von «20 Minuten»:

Fehlt da nicht noch was? Natürlich:

Aber auch Dinge, die man eigentlich zu beherrschen meint, sind durchaus für Ratgeber geeignet:

Da bleibt noch knapp Platz für eine interessante Frage:

Nach dem Angriff der Killertomaten nun die Eroberung durch Secondhand-Sextoys. Den Schweizern bleibt auch nichts erspart.

Bei all dem Überflüssigen fragt man sich, ob «20 Minuten» schon vor dem Sommerloch als grosse Zeitvernichtungsmaschine in die Mediengeschichte eingehen will.

Sonntagssommerloch

Zugegeben, es ist hart, wenn alle anderen in der Badi liegen …

Da wird sogar die NZZaS schwach und pflegt Sauglattismus auf der Front:

Macht irgendwie Sinn. Viele Dinosaurier waren Vegetarier. Aus verfaulenden Dinosauriern entstand Öl. Wird als Treibstoff in Autos gekippt. Aber werden die nun auch zu Fossilen? Und wenn ja, wird Öl draus? Oder Gras? Daraus ergibt sich die Frage, ob man auch bei der NZZaS verbotene Substanzen raucht

Aber immerhin, nebendran hat das Sonntagsblatt mal wieder einen Knaller zu bieten: «SVP-Nationalrat kassierte heimlich ein Einkommen». Das gehe aus einem internen E-Mail-Verkehr hervor. Das wird heisse Köpfe geben, und das bei dieser Sommerhitze. Sicherlich kommt dann als Fortsetzung die Enthüllung, dass das auch in der SP, in der Mitte, bei den Grünen, den Grünliberalen – und gar bei der FDP der Fall ist. Da capo.

Wenn wir schon bei Parteipolitik sind: sympathisiert die NZZaS im Zweifelsfall mit der FDP? Gut, die Frage ist etwa so intelligent wie: macht Wasser nass? Daher gibt es auf der Front schön ausbalanciert auch noch eine Watsche Richtung SP: «Der zweite Bundesratssitz der SP ist gefährdet. Interne Kritiker schlagen Alarm.» Was sie extern via NZZaS tun. Auch hier sind wir sicher, dass der gleiche Artikel über die FDP erscheinen wird, denn auch deren zweiter Sitz wackelt

Wir müssen dann bis Seite 15 durchhalten, um wieder ein Stückchen Sauglattismus bewundern zu dürfen, denn der Chefredaktor himself verlässt seinen angestammten Platz auf Seite 2 und kalauert: «Für die Schweiz schlägt die Kilowattstunde der Wahrheit.» Das ruft nach Fortsetzungen: «Das Ölglas ist nur halbvoll.» Oder: «Ohne Gas kein Spass». ZACKBUM empfiehlt allerdings einen staatsmännischen Auftritt des Chefredaktors und erinnern ihn an den unerreichten Klassiker aus dem Hause NZZ: «Ordnungspolitischer Zwischenruf». Höchstens steigerbar zu «Ordnungspolitischer Weckruf». Denn merke: «Blick TV» war gestern …

Auf S. 23 zeigt die NZZaS dann, was eine fotografische Handschrift ist:

Man beachte: auf dem Cover steht der Mann links, hier rechts. Wunderbar, nur: wo bleibt die Frau? He? Typisches männliches Rollenbild, Frauen können nicht autofahren. Ein klarer Fall für die Gender-Beauftragte im Hause NZZ. Von allen weiteren Gendern, mühsam zusammengefasst unter divers, wollen wir gar nicht reden. Auf jeden Fall erwarten wir einen geharnischten Protest betroffener NZZ-Mitarbeiterinnen. Vielleicht sogar von Mitarbeiter:innen. Mitarbeiter!innen? Mitarbeiten*den*? Wie auch immer.

Heiss, Sommerloch, wo gähnt es bei der NZZaS am vernehmlichsten? Hier:

Das ist mit Verlaub ein Thema, das von unsterblicher Zeitlosigkeit ist. Gestern, vorgestern, heute und morgen aktuell bleibt. Diese Erkentnis ist so uralt, dass sie eigentlich auch schon ein Fossil geworden ist. Wir warten auf die Fortsetzungen: So schaffen wir den Weltfrieden. Mit diesen Mitteln liesse sich die Klimaerwärmung stoppen. So wird der Fundamentalismus milde. Oder: Wenn alle Chinesen gleichzeitig hopsen, gibt’s ein Riesenerdbeben.

Nächster Beitrag aus dem Sommerloch. Man nehme: eine starke Typolösung, persönliche Betroffenheit des Autors, ein herzzerreissendes Thema und viel Nutzwert. Et voilà:

Man ist hin und  hergerissen, ob das böse Wort vom Schicksalsporno hier zutrifft oder nicht.

Und als Absackerchen eine Merkwürdigkeit:

 

Martina Läubli geht hier der Frage nach, wie es Autorinnen in die Bestsellerliste schaffen. Eventuell mit geschicktem Marketing? Die aufgeführte Christine Brand, «erfolgreichste Krimiautorin der Schweiz», zeigte vor Kurzem in der NZZaS, dass Bestseller nur begrenzt mit literarischer Qualität zu tun haben müssen, so schlecht war der Artikel geschrieben. Claudia Schumacher hat sich über die Jahre in der WeWo und seit Neuerem bei Tamedia einen Ruf als Beziehungskolumnistin erschrieben. Die Dritte im Bunde arbeitete jahrelang im Journalismus, auch bei der NZZ, bis sich Seraina Kobler selbstständig machte und seit 2020 in schöner Regelmässigkeit einen Roman über dies und das publiziert. Die «schönsten Wald- und Wiesensträusse» oder «Zürich-Krimi» im immer noch marketingstarken Diogenes erschienen …

Die Autorin Martina Läubli wiederum ist Redaktionsleiterin von «Bücher am Sonntag», die NZZaS-Beilage, und schreibt selbst über eher nicht bestsellerverdächtige Themen: «Subjekt mit Körper. Die Erschreibung des Selbst bei Jean-Jacques Rousseau, Karl Philipp Moritz und W.G. Sebald».

Bleibt noch ausgewogen Platz für die Konkurrenz? Ein Plätzchen für die SoZ:

Solche zwei Coverstorys kann man nur als Verzweiflungstat im Hitzestau verstehen:

Aber schön, dass es keinen Tomatenmangel im Sommer gibt.

Wer nun meint, das sei doch eine stramme Ansage unserer Bundesrätin, sollte sich dann das Titelquote des Interviews zu Gemüte führen:

Und wir dachten, das könne jemand garantieren. Man beachte auch die weichste aller Politiker-Schwurbelformulierungen: «kann nicht ausschliessen». ZACKBUM kann auch nicht ausschliessen, dass wir diesen Winter noch erscheinen werden. Wir wollen aber die Leser vor Einschränkungen schützen. Ehrenwort.

Dafür kann die Konferenz von Lugano jetzt schon als voller Erfolg gewertet werden:

Unter vier Augen! Ganz persönlich! Im gleichen Raum! Nur: wer will schon ein Gespräch mit Flinten-Uschi, der blonden Betonfrisur aus deutschen Landen, die auf die undemokratischste Art überhaupt EU-Kommissionspräsidentin wurde. Ohne für das Amt zu kandidieren. Aber das wird Cassis sicherlich nicht ansprechen.

Und wo gähnt hier das Sommerloch am lautesten? Voilà:

Der letzte der ganz grossen Welterklärer erklärt die Welt. Peter Scholl-Latour schaut von oben zu und denkt sich sicherlich: Ach, Erich Gysling, das hätte ich aber viel besser hingekriegt.

Und der SoBli?

Den Chefredaktor mussten wir ja schon zurechtweisen. Was der SoZ ihre Sommaruga ist, ist dem SoBli seine Keller-Suter:

Auch hier prasseln im Sommerloch ungeheuerliche neue Erkenntnisse wie ein warmer Regenschauer auf uns ein: Die Bundesrätin «rechnet mit mehr Flüchtlingen». Da haben sich doch alle verrechnet, die mit weniger rechneten …

 

 

Die Sommerloch-Serie

Wir wollen nicht werten. Aber all das hier ist wertlos.

Natürlich kann man mal ein schlankes l auslassen. Korrektorat war früher, heute haut der «Bick» einfach schnell mal einen raus. Und auch nachher schaut kein Schwein drauf …

«20 Minuten» wandelt auf den Spuren von «watson», und das ist nie eine gute Idee. Wollen wir einen solchen Fehler kennenlernen?

Lust auf weitere Fehler? Dachten wir uns doch. Schliesslich hatte hier «watson» schon vorgeputzt:

Wenn der böse Satz «geschrieben wie mit der Klosettbürste» mal passt, dann hier.

Aber steigern wir das Niveau, wandeln wir nun in den Gefilden der Diplomatie. Dezente Gesten, wohltemperierte Worte, verbindlich-unverbindliches Geplauder, ja keine Emotionen oder Ruppigkeiten. Oder so:

Hä? Nachdem Alice Schwarzer, Alexander Kluge und andere mit einem offenen Brief an den deutschen Bundeskanzler Scholz vorgelegt hatten (er wurde inzwischen von über 300’000 Menschen unterzeichnet), kamen nun andere Intellektuelle auf die Idee, sich auch zusammenzutun und öffentlich zu äussern. Sie fordern im Wesentlichen, dass die Kriegshandlungen durch Verhandlungen beendet werden sollen. Wie illusionär oder wie realistisch das ist, sei dahingestellt.

Das erregte aber das höchste Missfallen des ukrainischen Botschafters in Deutschland, der schon zuvor mit sehr undiplomatischen Äusserungen auffiel. Aber hier übertrifft Andrij Melnyk sich selbst. «Defätistische Ratschläge», «zum Teufel scheren», und als diplomatische Höchstleistung «what a bunch of pseudo-intellectual loosers».  Wohltuend, dass der Intellekt des Botschafters nicht mal für die korrekte Beherrschung der Diplomatensprache Englisch ausreicht. Oder war das eine Spitze gegen den Chefredaktor Looser von «20 Minuten»?

Verwunderlich, wieso Deutschland diesen Amok nicht schon längst zur persona non grata erklärt hat.

 

Es darf gelacht werden: Cohoho. Corona. Kicher. Gröl.

Wir sind endgültig ins Zeitalter des Nonsens, des Slapsticks, der Lächerlichkeit eingezogen.

Immer noch keine Leichenberge. Keine italienischen Verhältnisse (die es so auch nie gab). Keine 20’000, 100’000 Tote in der Schweiz. Kein kollabierendes Gesundheitssystem. Keine herzzerreissenden Szenen vor den Intensivstationen oder Notaufnahmen.

Man hört und spürt förmlich, wie auf den Schrumpfredaktionen Verzweiflung ausbricht. Der Blattmacher schaut mit bösem Blick in die Runde: Na, will wirklich keiner die nächste Sparrunde verhindern? Wenn ich «Corona» sage, was sagt Ihr?

Betretenes Schweigen, als hätte man gerade den Verlust eines nahen Verwandten zu beklagen. Tiefes Schweigen, als hätte man bei der Testamentseröffnung gerade vernommen, dass das erkleckliche Vermögen dem Tierheim «Traurige Pfote» vermacht wird. In dieses Schweigen hinein donnert der Blattmacher: Wollen wir denn ewig Fussball, Cola-Flaschen und ähnlichen Quatsch auf der Front beschreiben? Was sollen wir denn zu unserer Nati noch sagen? Kollektiv-Selbstmord? Alle müssen sich Haare blond färben? Schon mal an eine zweite Karriere im Handball gedacht? Und das Bundesasylzentrum liegt auch schon im Koma, wird künstlich beatmet und alle Körperfunktionen werden extern durch Geräte erledigt

Claudia C. hebt mutig die Hand: «Wie wär’s, wenn ich einen Kommentar über Spielerfrauen schreiben würde?» Der Blattmacher denkt: wenn die nicht den hätte, den sie hat, würde ich sie nun vor versammelter Mannschaft fertigmachen. Stattdessen sagt er: guter Ansatz. Nur, da hatten wir gerade eine Seite drüber im Blatt. Aber ist notiert.

Corona, wo bleibt Corona?

Salome N. meldet sich: «Wieso heisst es eigentlich «der» Fussball? Wieso schreiben wir nicht Fussball*In-EM?» Der Blattmacher nickt matt. Aleksandra I. will die Dritte im Bunde sein: «Wie wäre es mit einem Wörterbuch, welche Ausdrücke beim Kommentieren eines Matchs erlaubt sind – und welche nicht?» Der Blattmacher denkt sehnsüchtig an seine Notfall-Flasche im Pult: ja, schön, mach das mal.

Corona, wirft er dann nochmal in die Runde. Nun meldet sich auch die Macho-Fraktion, also ein paar Männer. «Wie wär’s mit einer Serie: vor einem Jahr? Grenzzaun in Kreuzlingen, usw.» Letzthin mal Schweizer Farbfernsehen geschaut, schnaubt der Blattmacher. «Nebenwirkungen der Impfung?» Zufällig letzthin mal Tamedia-Blätter gelesen, schnappt der Blattmacher. «Hätte da eine schöne Grafik aus der Süddeutschen», sagt der nächste.

Guter Ansatz, leider für Deutschland.

Das ist über Deutschland, du Pfeife, keift der Blattmacher. «Ich hätte da einen Wissenschaftler, der sagt, dass …» Wenn ich noch ein Mal einen Wissenschaftler was sagen höre, dann kriege ich einen Blutrausch, schreit der Blattmacher. Der eine ist wieder besorgt, der andere ist optimistisch, unsere Leser glauben denen doch kein Wort mehr.

Der Mahner, der Warner, der Fehlprognostiker.

«Ich habe da aber einen, der sieht das Ende der Welt kommen», insistiert einer. Wenn selbst die alte Unke Brupbacher ein optimistisches Interview führt, was soll das dann, winkt der Blattmacher ab.

Immerhin: mit der Fotografie (aus der indischen Schweiz)
wird zu viel Optimismus eingefangen.

«Wieso diskutieren wir nicht das Verhältnis von Politik und Wissenschaft», fragt nun einer. Auch die «Republik» und den gähnlangweiligen Artikel eines ETH-Profax gelesen, ja, schüttelt der Blattmacher den Kopf.

Die Vorschläge werden immer verzweifelter

«Hinein in die Corona-Diktatur», wagt nun einer. Wie bitte, sagt der Blattmacher, wo hast du denn deinen Aluhut gelassen? Das sind alles bedauerliche, aber nötige Massnahmen; so steht’s im ungeschriebenen Gesetzbuch der Berichterstattung. Oder frag doch mal Rutishauser, was der von so einer Idee halten würde.

Oder vielleicht mal wieder ein Tweet und seine Folgen?

«Ich kenn da einen, der kennt eine, die wohnt in einer WG mit einer Mitarbeiterin im Bundesasylzentrum.» Und, fragt der Blattmacher. «Nichts und, ich könnte da ja mal recherchieren, aber ich müsste dann das Trambillett auf Spesen nehmen.» Vergiss es, sagt der Blattmacher, wieso nimmst nicht dein Velo. «Hat einen Platten» sagt der Redaktor beleidigt.

Kann man so oder so sehen, heutzutage.

«Ich könnte mal wieder einen Tweet raushauen», sagt Marc C., «dass der Stadtrat, der Kantonsrat, der Bundesrat alle unfähig, fahrlässig, verantwortungslos sind, ich mit denen fertig habe und fordere …», nein, verwirft der Blattmacher die Hände, Rutishauser tut heute noch das Ohr weh, so wurde er nach deinem letzten Quatsch angebrüllt.

«Wie wäre es dann halt mit einem gnadenlosen Recherchierstück: die schönsten Badis? Die besten Glace-Stände? Die lauschigsten Plätze an Limmat und Sihl? Die besten Open-air-Anlässe?» Der Blattmacher applaudiert: danke, endlich was Sinnvolles. Wenn wir diesen Neuzugang vom «Blick» nicht hätten, das Blatt ist gerettet. Helm auf, ans Gerät, ausschwärmen, ihr dürft auch auf Kosten des Hauses eine Glace auf Spesen nehmen. Aber nur eine, und nicht teurer als 2 Franken.

«Dafür kriegt man in Zürich doch keine Glace»,

meckert noch einer. Aber wir können das als Ausdruck unserer sozialen Einstellung in die nächste Rede von Supino einbauen, denkt an eure Arbeitsplätze, hebt der Blattmacher die Sitzung auf.