Kalte Dusche

ZACKBUM watete knietief im Mediensumpf. Labsal von der NZZaS?

Wie ein Ertrinkender nach dem Strohhalm, falsches Bild, wie ein Wüstengänger nach der Oase, so griff ZACKBUM nach der Lektüre der NZZaS. Leider war es dann eine Fata Morgana.

«Beim Erben nichts verderben»? Also das Sommerloch entschuldigt auch nicht alles. Das «Magazin» ist wieder aus dem Sommerschlaf erwacht, und das ist nicht unbedingt eine gute Nachricht. Immerhin, das Cover ziert nicht ein unscharfes Artsy-Bartsy-Foto, sondern eine Pennälerkarikatur:

Man beachte den Köter, der Brüller.

Überhaupt will man in der Bildsprache lustig sein. Wie macht man das? Nun, indem man einen Artikel über den Schulweg (gähn) so anteasert:

Also gut, aber die Coverstory geht ums Erben. Was macht man da, wenn man’s richtig billig machen will? Richtig, man macht ein Interview mit einem Scheidungsanwalt, der sich über so viel Gratis-PR freut. Wenn bei dem – trotz dem Einsatz von Nicole Althaus und Patrizia Messmer – nichts Nennenswertes rauskommt, macht man so einen Titel:

Dazu noch etwas «Facts & Figures», «Kuriose Testamente», und fertig ist das Sommerloch. Fehlt noch was? Klar, das unscharfe Foto mitsamt Geschwurbel:

«Textualisierung der Gefühle … eskapistisch, utopisch und historisch zugleich … Zurschaustellung von Körper und Seele …», Himmel, hilf. Aber wer etwas zu lachen haben will, sollte unbedingt ihre Webseite besuchen, anastasiabull.com. Leider sind keine Preise angeben, weil ihre Werke «are created on made-to-order basis». Vermutlich werden hier schmerzliche Gefühle im Portemonnaie textualisiert.

Gibt’s noch was Irres, aber Bezahlbares? Natürlich, hier wird auch dem Hund geholfen:

Das könnte nötig werden, wenn man beim Gassigehen mit einer Leine von «Kitsuno & Jo» etwas übertrieben hat, bei dieser Mörderhitze.

Fehlt noch was? Nicht viel, wie wär’s mit einem Lokaltip? Natürlich nicht lokal, sondern in Berlin. Aber bitte im Zug anreisen, gell?

Während die NZZaS Ausgabe für Ausgabe – bei abbröckelnder Führungscrew – nach einer lenkenden Hand ruft, schreit das Magazin danach, dass die Macher und die Leser von dieser Qual erlöst werden.

Aber zurück von der Spielgruppe zu den Erwachsenen. Da nimmt die NZZaS immerhin und endlich eine Story auf, die dem amtierenden Präsidentengreis im Kampf mit seinem wahrscheinlichen Herausforderergreis noch schwer in Troubles bringen wird:

Wobei der Titel doch zu zart ist. Hier geht es nicht um Vaterliebe, sondern um einen geldgetriebenen, knallharten Clan mit üblen Geschäften in der Ukraine. Als dort ein Staatsanwaltschaft zu forsch zu ermitteln begann, forderte der damalige Vizepräsident Joe Biden, dass der gefeuert werde – sonst gäbe es keine weitere US-Unterstützung. Zufrieden konstatierte dann Biden Senior, dass der «son of a bitch» weg sei. Dass dann sein ungeratener und zeitweise schwer drogenabhängiger Sohn sein Laptop reparieren lassen wollte und im Shop einfach vergass, das ist natürlich Künstlerpech. Denn was sich da an Daten fand, nun, ist nicht von schlechten Eltern.

Nicht einmal dem etwas tiefergelegten Niveau der NZZaS entspricht der Artikel «Gehirnwäsche an der Schule». Autorin ist die Angestellte des Wiener «Standard» Adelheid Wölfl. Thema ist die bedauerliche Tatsache, dass in Bosnien-Herzegowina die verschiedenen Ethnien verschiedene Schulbücher benützen, was die Spaltung der Gesellschaft weiter fördert. Allerdings steigt sie mit dem Zitat eines TikTok-Videos ein, das ein besoffener serbischer Jugendlicher ins Netz stellte und sich anschliessend mit zu viel Alkohol erklärte.

Daraufhin steigt Wölfl in die serbische Geschichtsschreibung ein, Srebrenica darf natürlich nicht fehlen und wie das aus serbischer Sicht dargestellt würde. Die bosnische, kroatische, muslimische, katholische, orthodoxe Sicht wird zwar erwähnt, aber nicht weiter mit Beispielen untermauert. Das ist weder informativ, noch hilft es dem Leser, das unglaubliche Schlamassel in Ex-Jugoslawien besser zu verstehen. Ausser, er teile die Ansicht der Autorin, dass im Zweifelsfall die Serben an allem Schuld sind und die anderen nur Opfer.

Etwas billig ist dann das Porträt von Nile Rodgers, der «Disco-Legende». Eine Legende ist normalerweise jemand, der viel, viel früher mal jemand war. Rodgers ist nun in der Schweiz zu einer Art Berühmtheit gelangt, weil die SVP so blöd war, den Refrain seines Uralt-Hits «We are Family» abzukupfern, ohne sich um die Rechte zu kümmern. Anlass für Rafaela Roth, eine ihrer berüchtigten Lobeshymnen (Medienanwältin Zulauf!) zu singen. Duftmarke: «Er spielte zeitweise so gut Gitarre wie sonst niemand auf der Welt». Das wird aber Gitarreros wie Eric Clapton und viele andere schmerzen, obwohl diese Fähigkeit weitgehend unbemerkt blieb, bis sie von Roth ans Tageslicht gezerrt wurde.

In der Wirtschaft gähnt das Sommerloch weiterhin, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten; Aufmacherstory: «Direktzug nach Paris soll bleiben». Aber immerhin, einen kleinen Lichtblick gibt es:

Ein schöner Beitrag zu: Geschichten, die man sonst nicht liest. Und danach? Werfen wir gnädig den Mantel des Schweigens über Mediokres, Uninteressantes, Langweiliges. Abgeschlossen von «Die Summe aller Frauen, Teil 25». Das ist zu bösartig? Nun, dieser Einwand erfolgt nicht ungestraft; wir zitieren aus dem Ende dieser Episode:

«Das aus Gefühlsatomen unvollständig zusammengesetzte und andauernd in Gefahr befindliche Panorama ihrer Seele übertrug sie auf riesige Leinwände, auf denen sie pastös Schicht um Schicht aufbrachte, ohne jemals zu einem Ergebnis zu kommen, welches sie als endgültig für ein Bild hätte ansehen können. Munk fand das faszinierend. Und merkte nicht, wie katastrophal sich diese Arbeitsweise auswirkte. Auf sie beide.»

Sonst noch Fragen?

 

1 Antwort
  1. Frederic Davide
    Frederic Davide sagte:

    «Das aus Gefühlsatomen unvollständig zusammengesetzte und andauernd in Gefahr befindliche Panorama ihrer Seele übertrug sie auf riesige Leinwände, auf denen sie pastös Schicht um Schicht aufbrachte, ohne jemals zu einem Ergebnis zu kommen, welches sie als endgültig für ein Bild hätte ansehen können. Munk fand das faszinierend. Und merkte nicht, wie katastrophal sich diese Arbeitsweise auswirkte. Auf sie beide.»

    Sonst noch Fragen?
    Ja, klar. Könnte dies nicht auch abgekupfert sein? Beispielsweise bei Kim de l’horizon oder aus dem Musenalpexpress? Hätte die SVP diese Textpassge in ihren Wahlsong eingearbeitet, Patrick «Karpi» K., der kleine Denunziant, hätte dies urheberrechtlich sicher rasch geklärt.

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