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Schulaufsatz ist zurück

Viele Journalisten schrieben schöne Aufsätze. Wieso nicht zu den Wurzeln zurückkehren?

Gibt es etwas noch Schlimmeres als eine aktuelle Ausgabe der NZZaS? Illustrationen in der NZZaS? Schon, aber es gibt die ultimative Steigerung: das «NZZaS Magazin».

Das gibt schon mit der Cover-Illu dermassen Gas, dass es massenhaft aus seinem Mutterblatt herausgeschüttelt und entsorgt wird. Nur nicht von ZACKBUM. Wir beginnen mit einem Bilderrätsel. Wer errät die Zeile unter diesem Schulaquarell?

ZACKBUM wettet: niemand (der’s nicht in der Hand hatte). Sie lautet: «Raus aus dem Hamsterrad». Doch, doch, Unterzeile: «Wie künstliche Intelligenz unser analoges Leben verbessert». Ach, man wäre in dieser Ausgabe schon mit Spurenelementen von Intelligenz zufrieden, ob künstlich, echt oder wie auch immer.

Stattdessen belästigt Paula Scheidt, «Chefredaktorin Magazin», die wenigen Leser mit einem bunten Strauss von Schulaufsatzweisheiten, neben die allerdings ein Deutschlehrer, der noch etwas Ehre im Leib hat, immer wieder Ausrufezeichen setzen würde und Bemerkungen wie «banal trivial, Binse, aus dem Mottenschrank geholt, wie wär’s mit etwas Originellem

Der Lehrer müsste allerdings auch eine Tasse starken Kaffees neben sich haben, denn schon beim ersten Satz schlafen dem Leser das Gesicht, der Körper, die Füsse und die Socken ein: «Der Januar sei die Zeit des Vertrauens und des Verweilens, habe ich kürzlich gelesen.» Kann man den Gähnfaktor noch steigern? Scheidt kann: «Das Alte ist zu Ende gegangen, und das Neue hat noch nicht recht begonnen

Wie geht’s weiter? Ist doch vorhersehbar, liebe Leute, nun muss eine Naturmetapher kommen: «Man kann es in der Natur beobachten: Sie liegt im Winterschlaf, in höheren Lagen versteckt unter Schnee, aber in der Erde sammelt sie bereits Kraft für den Frühling.» Igel, Eichhörnchen, und bald spriessen Krokusse …

Es folgt ein Absatz; den Leser beschleicht die düstere Vorahnung, dass nun irgend eine Schlussfolgerung kommen muss. Am besten eine, die mit der Einleitung nicht zu tun hat. Et voilà: «Die beliebte Idee der guten Vorsätze sehe ich deshalb leicht skeptisch.» Das ist dieser beliebten Idee aber gar nicht recht, dass sie von Scheidt skeptisch beäugt wird. Und ZACKBUM bedauert ausdrücklich, dass sich Scheidt nicht als guten Vorsatz genommen hat, den Leser zukünftig mit sowas zu verschonen.

Aber obwohl sie leicht skeptisch ist, hat sie doch einen gefasst, den sie unbedingt mit dem Leser, na gut, den zwei Lesern, teilen muss: «Ich möchte mehr wertschätzen.» Wen? Ach, die üblichen Verdächtigen, den Pöstler, die Schwiegermutter. Aber dann kommt noch eine Überraschung: «Den Volontär, der ohne Aufheben einen grossartigen Text schreibt.» Meine Güte, wieso schreibt dann nicht der Volontär das Editorial?

Nun würde im Schulaufsatz stehen: leider ist die Zeit abgelaufen und ich muss schliessen. Oder in der Version von Scheidt: «Vielleicht fällt auch Ihnen eine Person ein, die Ihren Alltag bereichert und der Sie einmal ein herzliches Dankeschön aussprechen möchten.»

ZACKBUM ist immer hart, aber gerecht. Wenn gleich danach Martin Meyer, der ehemalige Feuilletonchef der NZZ, in die Tasten greift, wird’s immerhin witzig, wenn er sich Silvesterbräuchen  widmet: «Keiner hat diesen Vorgang besser begriffen als der Erfinder der Tischbombe. Die Idee, in einer Röhre zu komprimieren, was das Leben definiert, ist durchaus genial. Die Büchse der Pandora, die eben noch ängstlich ihre Geheimnisse bewahrte, wird zum explodierenden Universum.»

Eher an eine Implosion fühlt man sich dann erinnert, wenn man versucht, sich durch die quälend-langweiligen 22’215 Anschläge eines Interviews mit Christian Uhle zu quälen. Christian who? Er verkörpere «eine engagierte, junge Philosophie», heisst es über ihn. Wenn das so ist, dann kann man auch nur sagen «good night». Vom Titelzitat angefangen («Wir könnten in einer viel besseren Welt leben») ist das eine Ansammlung von Allgemeinplätzen, Rezykliertem, Banalen, dass Peter Sloterdijk es sich verbeten würde, dass so einer sich Philosoph schimpft.

Aber wer darunter schon leidet, muss unbedingt den Text von Maja Goertz überblättern. Warum? Weil er schon mal so anfängt: «Vor einigen Wochen, an einem milden Novemberabend, stand ich mit meiner Freundin Julia an einer Haltestelle. Während wir auf den Bus warteten, fragte sie mich ...» und noch viel schlimmer wird.

Will man als nächstes wissen, wieso ein vegetarischer Spitzenkoch (eigentlich ein Widerspruch in sich selbst) in einem Kaff am Arsch vom Centovalli eine Gspüri-Küche aufmacht? «Zum Beispiel Reis und gekochter Kürbis, blutt, ohne Firlefanz.» Eine neue Adresse für Masochisten.

Lassen wir «Bellevue» an uns vorüberziehen, eigentlich wollen wir auch nicht wissen, mit welchen Fashion-Statements uns die neue, alte First Lady überraschen wird. Ausser, dass ZACKBUM als Anhänger des Kampffeminismus mäkeln muss, dass die Reduktion von Melania Trump auf ihr Äusseres und die Kleider unverschämt sexistisch ist, Frau Silvia Ihring. Wir wollen ja auch nicht wissen, wie bekleidet Sie solchen Stuss schreiben.

Und was ist von einem «Boxenstopp in Paris» zu halten, bei dem das Hotel Grand Coeur Latin gepriesen wird? Gut, «dieser Besuch wurde vom Hotel unterstützt», das ist mal ein guter Grund. Wieso man, daher vielleicht Boxenstopp, sich aber zu zweit in ein 16 m2 Zimmerchen quetschen soll und dafür noch ab 250 € hinlegen, kann der Autor nicht vermitteln. Der sogenannte «Superior Room» hat dann geräumige 18 m2, was als «generous space» angepriesen wird und ab 300 € zu haben ist; also pro m2 25 € mehr. Dann hätten wir noch die Junior Suite, wo man vielleicht ein Taxi rufen muss, wenn man sich in den 26 m2 verlaufen sollte. Kostet ab läppischen 400 € pro Nacht. Oder aber, ganz bescheiden, der «Single Room» ab 200 €, mit einer «warm and intimate atmosphere», wie sie nur 14 m2 hinkriegen. Nicht geeignet für Reisende mit Embonpoint und grossem Koffer.

Zum Schluss wieder ein Schnappschuss von Lisa Sorgini, die es doch tatsächlich wagt, sich als «Fotokünstlerin» zu bezeichnen. Aber gut, dieser ganze Schrotthaufen bezeichnet sich ja auch als Magazin. Man assoziiert allerdings Sachen wie «Mager Sinn» oder «32 Seiten, für die sich selbst die papierspendenden Bäume schämen».

Unser Sorgenkind am Sonntag

Wer sich so eine Cover-Illu aufs Auge drücken lässt …,

der lässt sich auch diesen Fleck verkaufen:

Gut, der beige-orange-rötliche Fettfleck passt wahrscheinlich sehr gut zum Geschreibsel von Gülsha Adilji, man könnte ihn also als subversiven Akt des AD sehen. Aber letztlich ist’s einfach Leserverarschung.

Immerhin, vielleicht hatte Beat Balzli nach den ermahnenden Worten von Peter Rothenbühler und ZACKBUM ein Einsehen; das Editorial schreibt diesmal Daniel Foppa. Er will aber nicht unbedingt seinen Chef übertrumpfen. Wahrscheinlich weise Arbeitsplatzsicherung, allerdings auf Kosten des Lesers.

Dann wärmt Gisela Dachs die Geschichte des Mossad nochmals auf; kann man kalter Kaffee noch steigern? Doch, mit einem Grauenhaft-Layout:

Da dürften nicht zu wenige Leser den Eindruck gehabt haben, dass da blöderweise das Negativ in die Druckmaschine geriet.

Aber auch mit farbigen Fotos kann man ganz schön Unheil anrichten:

Ein Symbolfoto, you know, sagt da der AD. Vollbescheuert, müsste da der Chefredaktor oder der Blattmacher oder sonst ein zurechnungsfähiger Mitarbeiter sagen.

Aber irgendwann gibt wohl jeder auf, und der Traum jedes schwarzgekleideten AD wird wahr: er kann machen, was er will:

Aber auch inhaltlich gilt Jekami, kein Thema, kein Anlass, kein Schreibniveau zu flach, um es nicht ins Blatt zu schaffen:

Wenn in einer Kolumne der Satz vorkommt «so erzählte mir vor ein paar Tagen eine Bekannte, die ich zufällig im Zug traf», dann sollte ein zurechnungsfähiger Blattmacher spätestens hier sein Veto einlegen, wenn ihm der Leser noch etwas bedeutet. Wobei allerdings der Titel durchaus zu dieser Ausgabe der NZZaS passt. Hier haben allerdings diverse Kontrollinstanzen aufgegeben. Und ja, das ist Versagen, auch wenn Nicole Althaus das anders sieht.

Nicht nur im Grossen, auch im Kleinen. Wer akzeptiert denn so eine Bebilderung eines Interview?

Dagegen bräuchte der Leser eigentlich Polizeischutz, denn das ist dümmer, als die Polizei erlaubt.

Ist das Kultur? Ist das was Neues, dass die Ukraine nun Künstler an die Front schickt, zwecks Bespassung der Truppe?

Und schon hat’s der Leser hinter sich, bzw. die Verlagsbeilage «Zurich Film Festival» noch vor sich. War früher mal ein dickes Magazin. Aber eben, der Zahn der Zeit und der Sparmassnahmen nagt und nagt.

Irgendwie ist es ZACKBUM nach einigermassen überstandener Grippe nach Masochismus, also taten wir uns noch das Magazin an. Das sorgte beinahe für einen Rückfall:

Und was machen Männer, die diesen Scheiss lesen müssten? Schmerzensgeld verlangen?

Da will die neue Chefredaktorin, die fahrlässigerweise das Editorial in diesem Dünnblatt wieder eingeführt hat, nicht hintanstehen: «Dann kam  mir eine Frau auf dem Velo entgegengefahren, schon von weitem brüllte sie: «Tolles Kleid!» Und ich dachte: wow. Genau so.» Sind wir vielleicht froh, dass das kein Mann war. Was Paula Scheidt da zurückgebrüllt hätte?

Dann kommt die volle Härte. Wenn man meint, mit dem Interview einer «Edel-Prostituierten», der mediengeilen Berliner Nutte Salomé Balthus, sei der Tiefpunkt der Interview-Serien «Radikale Liebe» erreicht, täuscht sich, da können Sacha Batthyany und Rafaela Roth noch ganz anders. Denn wer möchte nicht weiterlesen, wenn schon das Zitat unter dem anmächeligen Foto lautet: «Ich habe den fucking Jackpot geknackt»?

Adilji gibt so wundersauglatte Antworten wie: «Haben mich Dates unfassbar gelangweilt» (wie es den Dating-Partner wohl ergangen sein mag?), sie suche natürlich «einen Multimillionär», wieso sie immer Witze reissen müsse, nun, «das müsste ich mit meiner Therapeutin besprechen». Und wer zahlt dem Leser den Therapeuten?

Und wollen wir wirklich die Hintergründe ihres «Libidoverlusts» mit ihr ergründen, der von einem «heissen Rugby-Spieler» geheilt wurde (nein, «Scherz», sagt sie dann, und der Leser bekommt Zahnschmerzen).

Überraschung, auch hier darf sich das Layout und die Fotografin (wäre es ein Mann gewesen, man, Pardon, frau hätte ihn verklagt) austoben:

 

Geht noch einer drunter? Aber ja:

«Ein Riss in meinem Rektalmuskel ist einfach zum Kreischen lustig. Der Arzt spritze mir Botox in den Arsch. Das muss man doch erzählen.»

Kreischen stimmt noch, und nein, das muss man nicht erzählen. Und wenn sie muss, dann muss man das nicht aufschreiben. Und wenn man’s aufschreibt, dann muss man damit nicht den Leser belästigen.

Irgendwie passt aber die nächste Story nahtlos dazu:

Nach dieser «Rehabilitation einer Konsistenz», die im Magazin der NZZaS aus allen Seiten tropft, erwartet ZACKBUM die längst überfällige Kulturgeschichte des Furzes.

Vielleicht sind wir noch nicht ganz auf dem Damm, aber «Bellevue» und Kochrezept schafften wir nicht auch noch. Man muss seine Grenzen kennen.

Diese oberpeinlichen Interviews verkaufen die zwei sicherlich als erfrischend, authentisch, aufregend, gar als tabulos. In Wirklichkeit sind sie nur Verstösse gegen die Menschenrechte, und die hat auch der Leser.

Kennt jemand einen guten Therapeuten nach dieser Tortur?

 

Paula Scheidt spricht nicht mit jedem

Die neue Chefredaktorin des NZZ am Sonntag Magazin hat einen ganz schwachen Start.

Die erste Ausgabe nach der Sommerpause unter neuer Leitung war ein Totalflop. Der Tiefpunkt war ein rezykliertes Interview, das tags zuvor bereits in der NZZ erschienen war.

Peinlich wie der ganze Rest der Ausgabe. Nun legt Scheidt mit einem Typo-Titel nach, der an Unleserlichkeit schwer zu überbieten ist:

In ihrem zweiten Editorial betreibt sie das, was schlechte Journalisten am liebsten machen: Bauchnabelschau – im wahrsten Sinne des Wortes. «Ich erinner mich, wie ich im Frühjahr 2020 hochmotiviert ins Büro zurückkehrte …» Geburt von Zwillingen, Lockdown, Elternwerden, «die neue Wackeligkeit der Welt». Der Leser ist indigniert, dass er solche Einblicke serviert bekommt. Aber das ist nur die Einleitung zur Gruppentherapie, die Scheidt im Blatt auslebt: «Das Expertinnengespräch hatte für mich dann neben vielen erhellenden Momenten auch etwas Beruhigendes. Wie eine Therapiestunde …»

Die breitet sie dann über 31’487 A im Eigentherapieblatt aus. Drei Psychotherapeutinnen dürfen sich über die Befindlichkeit der Schweizer aussossen. Die richtige Lektüre an einem verregneten Sonntag, wo einem ein Spaziergang dagegen direkt erholsam vorkommt.

Selbst ein wunderbar ziseliertes Porträt des Ex-Bundesrats Ueli Maurer durch die Altmeisterin Margrit Sprecher vermag das umgebende Elend nicht zu lindern.

Den Vogel, und das ist nicht so leicht, schiesst mal wieder «Bellevue» ab. Diesen Titel muss man sich erst mal trauen:

«Meisterwerke vereint», nun ja. An der Wand hat’s wohl einige, die beiden Fussel-Mops vorne sollen angeblich Schuhe sein. Für die sich Salvatore Ferragamo in Grund und Boden schämen sollte.

ZACKBUM liefert exklusiv die Bezugsquelle, muss nur noch eingefärbt werden:

Noch einen drauf legt das hier:

Blöd bloss: diese Gaga-Popcorn-Kette gibt’s bei Acne Studios gar nicht …

Antworten von der Chefredaktorin übrigens auch nicht. Obwohl sie an die mitteleuropäische Regel des Anstands erinnert wurde, dass man auf eine journalistische Anfrage zu reagieren habe, schweigt sie verkniffen, obwohl die Fragen doch durchaus eine Antwort verdienten:

Ist das der neue Stil des Magazins unter Ihrer Leitung, dass Interviews, die tags zuvor in der NZZ erschienen sind, hier rezykliert werden?
Sie beginnen Ihr erstes Editorial mit der Behauptung, es hätte viel Anrufe, gar Briefe und E-Mails gegeben, weil das Magazin vermisst worden sei.
Sie können sicherlich quantifizieren, wie viele Meldungen das insgesamt waren. Und auch ein paar anonymisierte Beispiele von Briefen oder Mails vorweisen, zum Beleg.
Da drängt sich doch der Verdacht auf, dass es gar nicht so viele Vermisstmeldungen gegeben hat. Möglicherweise, schluck, keine einzige.
Also einen gröberen Fehlstart in überschaubarem Raum hat bislang noch kaum jemand hingelegt. «Wir wollen unseren Leserinnen und Lesern am Sonntag frische, oft unterhaltsame Perspektiven bieten und einen anderen Blick auf eine sich rasant verändernde Welt ermöglichen», lobhudelte NZZaS-Chefredaktor Beat Balzli noch. Dann legte er eine herausragende Fehlanalyse hin: «Paula und die Kollegen stehen für herausragenden Journalismus.»
Schnell stellte sich heraus: Paula (Scheidt), von der «Annabelle» eingewechselt, steht für Gähn- und Rezyklierjournalismus, duckt sich bei Fragen weg und betrachtet am liebsten den eigenen Bauchnabel. Was sie dann mit dem gequälten Leser teilt. Der eigentlich nur noch eines vermisst: die Einstellung dieser Fehlkonstruktion, dieser Karikatur eines Magazins.

Wo bleibt der Geist?

Pfingsten ist die Hölle für Sonntagszeitungen.

Zum einen ist nur das B-Team am Gerät, weil jeder, der kann, natürlich in den Ferien ist. Zum anderen ist die Nachrichtenlage erfahrungsgemäss eher flau. Und ausserdem sind die armen Arbeiter sehr motiviert, ein tolles Blatt zu machen. Statt blau.

Aber muss man seinen Frust gleich so am Leser ausleben?

Man könnte es ja vielleicht mit noch ein paar Anrissen mehr auf der Front versuchen. Aber wozu auch, zwei Polizisten, eine sympathische Demonstrantin, was braucht es mehr, um (fast) den Teil über den Bund zu füllen? Wird doch sicher einen Kaufrausch am Kiosk auslösen.

Dass die Kufiya in der Arafat-Version schwarzweiss sein sollte, na und. Wer war den Arafat schon wieder, wird sich die Demonstrantin sicher sagen.

Aber, das muss man der «SonntagsZeitung» lassen, ganz zum Schluss hat sie noch einen Knaller auf Lager, der einen einfach sprachlos zurücklässt:

ZACKBUM fragt sich, ob das auch mit Hamstern, Wellensittichen oder Schildkröten möglich ist. Da bleibt dieser Artikel leider etwas unscharf. Auf der anderen Seite sind wir gespannt auf die Reaktion des Schweizer Tierschutzes. Denn ob der Hund da wirklich freiwillig mitgemacht hat und sein Einverständnis zur Abbildung auf der letzten Seite der SoZ gegeben hat, ist doch sehr die Frage.

Aber dazwischen gibt es noch einen seltenen Lichtblick:

Das ist eine hochinteressante Untersuchung. Jeder, der Medien konsumiert, kann das nur bestätigen. Allerdings bleibt völlig unverständlich, wieso sich dieses Phänomen auf Kommentare beschränken soll. Oder aber, es ist eine hinterlistige Kritik an den eigenen Kommentarschreibern. Wenn man zum Beispiel an Markus Somm  («Höckes Hitler»; Achtung, Stabreim!) oder Gülsha AdiljiUnterschätzte Form des Protests»; sie durfte ein «Referat» halten) denkt, dann kann man den Dunning-Kruger-Effekt live beobachten.

Da braucht’s etwas Erholung, leichte Kost, gleichzeitig etwas unübertrefflich Lachhaftes. Genau, Auftritt «Bellevue» des «NZZamSonntag Magazin». Da hätten wir mal diesen Fingerzeig des Wahnsinns:

Was das ist? Nun, angeblich Kissen. Das kleinere, nun ja, Ding, kostet bloss schlappe 720 Franken. Weiter zum Sauglattismus:

Das ist nun echt ein Schnäppchen; 345 US-Dollar. Plus Shipping and Taxes, of course, und nur für den Rock-Stofffetzen. Was das Top mit Crevettencocktail kostet, lässt sich nicht eruieren. Dass sich Frauen so eine Anspielung auf «hier fischelt’s» freiwillig anziehen, ist aber hoffentlich zu bezweifeln.

Immer, wenn man denkt, mehr bescheuert geht nicht, setzt aber «Bellevue» noch ein weiteres Glanzlicht:

Wer’s nicht merkt: das Teil soll ein Stuhl sein. Das deutsche Designerteam preist ihn so an: «RUG’N ROLL is a play of contrast – soft looking yet highly robust.» Das Teil sieht verknautscht aus und erweckt den Eindruck, dass es zwar hässlich, aber vielleicht bequem sei. Ätsch, sagt da das Designerteam, das Teil wiegt 15 kg, weil es – aus Beton ist. 2000 Euro. Nein, die kriegt man nicht als Schmerzensgeld, die muss man zahlen.

Darauf einen Schluck? Aber sicher, wie wäre es mit dem «Lava Cup»?

«Erleben Sie die perfekte Mischung aus Ästhetik und Funktionalität in unserem Lavabecher», preist das die Künstlerin an. ZACKBUM würde eher von einer perfekten Mischung von unpraktisch, unhandlich und gequält «Achtung, Kunst» blökend sprechen. Dafür kostet er auch nur 290 Euro. Plus 22 Euro für den Versand. Für einen Vierertisch ist man also mit rund 1200 Euro dabei.

Ach, und das Mutterblatt, was bietet das Hochstehendes an Pfingsten?

Vielleicht etwas besser als Hunde-Yoga. Aber wie verzweifelt muss eine Redaktion sein, wenn sie das abgelutschteste aller abgelutschten Themen mit so einer fürchterlichen Illu zum Aufmacher macht? Apropos Illu, hier hat ZACKBUM die Lektüre eingestellt. Auch wir haben Gefühle.

 

Liebelei mit der NZZ

Gleich drei Vorurteile sind zerbrochen.

ZACKBUM hat die «Interviewreihe Radikale Liebe» bislang für grenzdebilen Unsinn gehalten. Das können wir auch begründen. ZACKBUM hat Rafaela Roth bislang für eine selten unfähige Interviewerin und Porträtschreiberin gehalten und kann das auch begründen. ZACKBUM hat Anna Rosenwasser bislang für eine eher peinliche Influencerin gehalten, die zum Beispiel über die Grösse ihrer Brüste schreibt.

Ach, und was wir vom «NZZamSonntag Magazin» halten, haben wir schon mehrfach und ausführlich zum Ausdruck gebracht. Nun sind gleich drei dieser Vorurteile zerbrochen; das vierte über das Magazin wäre es auch, wenn der restliche Inhalt nicht wieder grenzdebiler Unsinn wäre.

Aber der Reihe nach. In der Interviewreihe «Radikale Liebe» ist diesmal die Nationalrätin Rosenwasser zu Gast. Erstaunlicherweise gibt sie, soweit das die Fragen zulassen, intelligente und reflektierte Antworten. Gleich am Anfang wird sie leicht staubig, was aber dem Interview guttut. Denn als Einstiegsfrage ist dem Duo Sacha Batthyany und Rafaela Roth nichts Besseres als die Frage eingefallen: «Sind Sie die erste Liebesministerin der Schweiz?» Antwort: «Eine phantastische Frage und ein phantastischer Weg, dafür zu sorgen, dass man mich noch weniger ernst nimmt in Bern

Das sollte man aber, wenn jemand zu solchen Überlegungen fähig ist: «Ich bin die Allgegenwärtigkeit von Strategie und Taktik noch nicht gewohnt. Das ist jetzt noch nicht das, was gemeinhin als schmutzige Politik gilt, aber es fühlt sich weniger sauber an als genuine Herzlichkeit. In aktivistischen Kreisen bist du auch mal an einer Demo mit deinem halben Freundeskreis. Das ist nicht konfliktfrei, aber es ist das, was ich gewohnt bin.»

Auch auf die eher dämliche Frage «Lieben Sie die Schweiz?», hat sie eine passende Antwort: «Sollte man ein Land lieben? Ich habe mir noch nie überlegt, ob ich ein Land lieben kann.» Das erinnert an den ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Heinemann, der auf die gleiche Frage antwortete: «Ich liebe meine Frau

Da noch weitere eher einfältige Fragen folgen, gibt Rosenwasser nochmals den Tarif durch: «Gott sei Dank gebe ich dieses Interview nicht in meiner PMS-Woche vor meiner Mens, ich hätte ja nur geheult bei diesen Fragen.» Aber immerhin, die Antworten sind wirklich gut:

«Ich könnte mich nicht den ganzen Tag mit Gewalt, Ungerechtigkeit und Bedrohungen beschäftigen, wenn ich Menschen nicht so stur gernhaben würde. Es ist die einzige Art, wie ich dem Negativen gerecht werde, indem ich das Positive auch empfinde – und diese Widersprüchlichkeit in der Gleichzeitigkeit zulasse. Ich bin nicht nur Feministin geworden, um ständig hässig zu sein.»

Es ist nun wirklich eine Kunst, selbst auf die bescheuertste Frage noch eine gute Antwort zu finden: «Das Beste an Microdosing LSD ist . . . Keine Ahnung. Ich microdose Koffein.»

Daraus lernen wir zwei Dinge. Wer so vif und reflektiert ist wie Rosenwasser, antwortet selbst auf flache Fragen mit Höhenflügen. Und es gibt doch den ersten Lichtblick in dieser Serie.

Das hätte dann ein sauberes Lob abgesetzt, wenn nicht der Rest des Magazins wäre. Christoph Zürcher muss mal wieder Schmonzetten aus seiner bewegten Vergangenheit als ganz scharfer Reporter zum Besten geben. Herbeigezerrter Anlass ist ein Remake über einen Flugzeugabsturz, bei dem die Überlebenden die Toten essen mussten. «Ich bin jedenfalls schon einmal in den tiefsten Dschungel Papua-Neuguineas getrekkt …» Dann räumt Zürcher ein, dass es «schon etwas komisch gewesen» sei, einen der Überlebenden «zu fragen, wie denn nun Menschenfleisch schmecke». Das ist noch gar nichts gegen die Komik, das dann auch noch zu beschreiben.

Acht Seiten über Amis, die als Cowboys verkleidet ihre sanfte Seite entdecken wollen. Interessiert uns das? Reicht es nicht, dass der Riemen im September im «GQ Magazine» erschienen ist? Ist wieder dermassen Leere im Hirn beim Magazin?

Auch unser Lieblingsgefäss «Bellevue» übertrifft sich mal wieder selbst: «In «Saltburn» trinkt der junge Oliver das Badewasser seines Freunds, in das der zuvor onanierte. Im Glas gibtʼs nun nicht den Rest davon, sondern gottlob nur eine Duftkerze.» Das ist nun fast noch unappetitlicher als Kannibalismus.

Schöntrinken kann man sich das auch nur sehr bedingt. Denn Peter Keller schwärmt in seinem «Weinkeller» diesmal von einem «Sensationellen Grand Cru aus dem komplizierten Burgund». Dabei handle es sich um den  ««Chapelle-Chambertin 2017» von Cécile Tremblay». «Finesse, Eleganz, Komplexität», etwas Stehsatz aus dem Weinkennerblabla. Dann aber: «rar und heute leider sehr teuer ist der Wein». Rar geht so, teuer stimmt: das Flascherl gibt’s im gehobenen Weinhandel so ab 630 Eier. Pro Stück versteht sich, wenn man wie Keller den 2017er nimmt. Es bitzeli mehr müsste man für den 2015er springen lassen: 2’100 Franken. Sollte aber doch für den gehobenen NZZ-Leser kein Problem sein.

Sonst noch was? «Forest Gump wird 30», das ist ja mindestens so bedeutend wie der 100. Todestag von Lenin. Aber zurück zu «man gönnt sich ja sonst nix». Kleiner Ausflug nach Mailand gefällig? Als Absteige empfiehlt das Magazin das Luxushotel «Porträt», das Zimmerchen von 1000 Franken aufwärts pro Nacht. Die angebotene Alternative ist allerdings auch nicht billiger, das «Armani Hotel» will für ein Superior-Zimmer auch gleich 2116 Euro. Immerhin Frühstück inklusive.

In beiden Hotels, das beruhigt, ist es eher unüblich, dass Gäste das Badewasser, aber lassen wir das.

 

 

Was ist denn hier los?

Das Magazin mit dem langen Namen schlingert vor sich hin.

Auf dem Cover tut das «NZZ am Sonntag Magazin» so, als sei es der kleine (oder grosse) Bruder vom Tamedia «Magazin». Die verschneite Foto einer Reportage über den CEO der Jungfraubahnen, als Beigemüse Fanny Ardant, «Ikone des französischen Kinos». Schwein gehabt, dass sie nicht Gérard Depardieu genommen hatten, die andere Ikone. Und Kate Moss wird 50, was ansonsten eher spurlos an uns vorüberging.

Ein Inhaltsverzeichnis mit der News, dass Frauen keine Röcke mehr tragen. Dafür Hosen. Strumpfhosen. Wow. Nach der Geistreichelei von Christoph Zürcher dann eine recht banale «Selbstbetrachtung» mit einer Kuratorin.

Das Herzstück, sieben Seiten über Urs Kessler. Eine unspektakuläre Abarbeitung einer etwas speziellen Karriere. Irgendwie so blass wie die Fotos, die den Text begleiten.

Dann eine Hammerstory, «Da fehlt doch was». Eben die Hose. Der Beweis: «Die Schauspielerin Paige deSorbo ohne Hosen an einem Event in Las Vegas». Paige who? An was für einem Event? Ach, und dann gibt es als Beweis noch ein Schwarzweissfoto von Edie Sedgwick. Edie who? Na, «bekannt als das Mädchen mit den Strumpfhosen». Devise: Trend, kommt heraus, du bist umzingelt.

Schliesslich weiss die französische Filmikone Fanny Ardant: «Sich als ältere Frau in einen jüngeren Mann zu verlieben, ist heute eines der letzten Tabus.» Wirklich wahr? Sagen wir mal so, sich so fotografieren zu lassen, das braucht tatsächlich Mut:

Was lässt sich zum Interview sagen? Die Autorin habe schon viele Stars getroffen. «Aber das Treffen mit Ardant war eines der unvergesslichsten.» Wahnsinn.

Und schon sind wir bei ZACKBUMs Lieblingsgefäss «Bellevue». Gratiswerbung für eine englische Bettwäsche- und Pyjama-Firma. Was man auf dem Bild sieht, kostet zusammen bloss rund 1000 Franken. Dann die Wimmelseite «was auf dem Schreibtisch landete und nicht in den Papierkorb wanderte». Darunter ein Toastständer aus Keramik. Wer um Himmels willen braucht einen Toastständer? Aus Keramik? Für 150 Franken?

Und wer braucht einen «Zitrusfrüchtesalat mit Fenchel und Oliven»? Und wer braucht eine «kleine oder grosse kulinarische Reise» für 255 oder 295 Franken auf dem Sonnenberg in Zürich? Ausser, er muss sie nicht selbst bezahlen. Braucht man Lebenshilfe beim Thema «Wie umgehen bei Büroklatsch»? Will man all die Möchtegerns bei der «Eröffnung des «Mandarin Oriental Savoy»» sehen?

Und will man die Gratulation von Andrea Bornhauser zum 50. des verblühten ehemaligen Topmodells Kate Moss lesen, dessen Heroin-Chick vielleicht in den 90ern shocking war, aber heute nicht mal mehr als Erinnerung taugt?

Nein, will man nicht. Daher stellt ZACKBUM die Lektüre ein und hofft, dass das Gleiche dem Magazin passiert.

 

Darf’s etwas weniger sein?

NZZamSonntag und ihr Magazin dümpeln unter neuer Leitung.

Vielleicht ist der Stossseufzer über dem Titel des «NZZ am Sonntag Magazin» ernst gemeint: «Bringt uns die Chefs zurück!».

Zwar hat die NZZaS inzwischen fast mehr Häuptlinge als Indianer. Das Resultat ist aber nicht wirklich eine Friedenspfeife wert; der Leser fühlt sich eher an den Marterpfahl gebunden.

Fangen wir mit der grossen Folter an, dem Magazin. Kann man so ein Cover wirklich ernst meinen?

ZACKBUM liest auch nicht zum Spass, muss sich das aber schöntrinken. Als überzeugte Kampffeministen fragen wir uns einleitend, ob so eine Werbung noch geht:

Aber gut, heutzutage muss jede Redaktion schauen, wo das Geld herkommt. Aber gleich mit Kleingeld klimpern und eine Idee der Konkurrenz rezyklieren, gehört sich das heutzutage auch, lieber Herr Christoph Zürcher?

Trump, Milet, Wilders, Johnson, wie oft werden deren Frisuren wohl noch durchgehechelt? Und braucht es wirklich zwei Nasen, um Weinnase Peter Keller zum x-ten Mal Antworten über alles, «was man über vergärten Traubensaft wissen muss», zu entlocken? Und gibt es denn keinen Redigator bei der NZZ, der diese Krampfumschreibung für Wein streicht?

Gut, wahrscheinlich traut sich Beat Balzli vor Weihnachten nicht, das Magazin zu spülen. Aber fürs nächste Jahr besteht doch wohl Hoffnung.

Immerhin, die Front kommt viel aufgeräumter daher als vorher, wo irgend ein bis auf die Unterhose schwarz gekleideter AD die hirnrissige Idee hatte, an bester Stelle einen Weissraum einzurichten:

Sechs Anrisse, darunter eine hübsche Illustration zur Bauernmacht, dazu vier Artikelstarts. Nicht schlecht. Bloss das Zitat könnte man sich entweder sparen oder halt etwas Kräftigeres als das Gedöns von Gordana Mijuk  («Dubai steht für …») finden.

Dass Balzli in seinem Editorial sein Lieblingssteckenpferd reitet, das Banking, nun ja, er fängt ja erst an, eine Sonntagszeitung zu machen. Wieso er eigentlich zu diesem Job kam (ursprünglich war er bei der NZZ für Deutschland vorgesehen), muss noch enträtselt werden. Genauer: wer im letzten Moment absagte.

Dass die Bauern in der politischen Schweiz über eine noch schlagkräftigere Lobby als Pharma und Finanzen verfügen, ist nun auch eine Erkenntnis, die dem Wetterbericht von gestern ähnelt.

Leider pflegt dann die NZZaS die Unsitte, jemanden, der ihr nicht passt, mit einem demagogischen Bild eins in die Fresse zu hauen. Erstaunlich, auf welch primitives Niveau die alte Tante immer wieder sinken kann:

Es mag viele Gründe geben, die AfD oder ihre Protagonisten nicht zu mögen. Aber deswegen jeglichen journalistischen Anstand zu verlieren, das geht dann auch nicht.

Ziemlich lustig hingegen ist der Versuch der NZZaS, die Aussage von Bundesrätin Baume-Schneider zu stützen, dass die Schweiz ohne weiteres 12 Millionen Einwohner haben könne. Wie das? Nun, von Japan lernen, empfiehlt Felix Lill aus Tokio. Schliesslich beherberge dieser «grösste Ballungsraum der Welt auf deutlich weniger Raum als die Schweiz gut viermal so viele Menschen», nämlich 37 Millionen.

Die Tipps gehören aber eher in die Sendung «Es darf gelacht werden». Waschsalons sparen den Platz für eine «sperrige Waschmaschine», als ob in der Schweiz viele Mieter darüber verfügen würden. Sauglatt ist auch der Hinweis, dass «billige Schnellrestaurants» die «eigene, enge Küche entlasten» können. Liebes-Hotels gäben «Raum für jeden Fetisch». Dazu Wohnungen ohne Bad, zu Fuss einkaufen, schliesslich die «letzte Ruhe im Urnenturm». Wieso die NZZaS – vorausgesetzt, sie will einen gewissen Qualitätsanspruch behalten – diesem «International Journalist» ihre Spalten öffnet, der aus «mehr als 40 Ländern» berichtet haben will, bleibt schleierhaft. Ausser als Sparmassnahme.

Unter diese Rubrik fällt wohl auch «Corona, willkommen zurück!» Pädagogisch wertvoll, sonst aber schnarchlangweilig ist die Reportage, wie denn Videos aus Nahost auf Jugendliche wirken. Aber, es gibt Lichtblicke. So die Reportage über einen zwielichtigen iranischen Vertrauensanwalt der dortigen Schweizer Botschaft.

Gleich um die Rettung der Demokratie («Republik», aufgepasst) kümmert sich Alain Zucker. Wie? Er interviewt den Politologen (who the fuck is) Daniel Ziblatt. Der sei «Politikprofessor an der Harvard University». Allerdings gehört er nicht zu den genau 25 University Professors, ein Ehrentitel dort. Sondern zu den über 2000 dort Lehrenden oder Forschenden. Auch dieses Interview, immerhin ein Service am Leser, hat einen Titel, der es einem leicht macht, auf die Lektüre zu verzichten: «Reiche Demokratien sterben nicht».

Sterbenslangweilig ist dann die Seite «Report und Debatte». Beides findet dort nicht statt. Sondern Schnarchkolumnen vom selbst bei Tamedia abgehalfterten Michael Hermann, der nichts Eigenes zustande bringenden Aline Wanner und vom sich selber rezyklierenden Rolf Dobelli. Einwandfrei der Tiefpunkt des Blatts.

Interessant wird es dann im Wirtschaftsteil. Dort bekommt Iqbal Khan von der UBS Gelegenheit, sich von allen Sünden reinzuwaschen, Lobeshymnen auf seinen Chef Ermotti zu singen und sich so in die Pole Position für dessen Nachfolge zu bringen. Das nennt man Beziehungspflege à la NZZ. Muss es aber sein, selbst solche Flachheiten ohne kritische Nachfrage hinzunehmen? «Die Grösse der UBS sorgt für mehr Stabilität». Wie schon der Kapitän der Titanic sagte.

In der Kultur setzt man auf sichere Werte. Ein Interview mit Christoph Waltz, dessen Schauspielkunst an diejenige von Arnold Schwarzenegger erinnert. Beide kommen mit zwei, maximal drei Gesichtsausdrücken durchs Leben. Und thanks God it’s Christmas. Zeit, «Unsere Besten 2023» auszupacken, das Recycling-Angebot für die Alzheimer-Kranken unter den Lesern.

Dann noch «Die Summe all …», irgendwie soll der Titel weitergehen, aber das hat ZACKBUM nicht ausgehalten.

 

 

Von allen guten Geistern verlassen

Die NZZaS lotet die Untiefen im Seichten aus.

Es gab mal Zeiten, da hätte irgend ein Entscheidungsträger zu diesem Titelblatt der seriösen und ehrwürdigen NZZaS gesagt: Gohts no? Wand dusse? Sind wir hier bei der «Praline»?

Aber zurzeit amtiert eine Viererbande, bei der zwei schon geistig (oder auch körperlich) weg sind, die anderen zwei nicht wissen, was sie tun, wobei einer furchtbar gerne Chefredaktor würde (es aber nicht wird), der andere mehr der Not und Pflicht als der Neigung gehorchend auf der Kommandobrücke sitzt.

Man könnte nun meinen, es sei ein schlechter Scherz, die mit allen Mitteln in die Medien drängende «Edel-Escort» mit dem verblasenen Pseudonym Salomé Balthus zu porträtieren. Wie die versucht, um jeden, wirklich jeden Preis Aufmerksamkeit zu erregen, davon kann Roger Schawinski ein Lied singen. Und als die «Weltwoche» das Experiment unternahm, viel Geld dafür auszugeben, um von der Dame mässig gut unterhalten zu werden («Wie stöhnst denn Du?»), machte sie auch ein grosses Trara, Drama und Gefuchtel draus.

Die Dame ist wohl nicht nur für ihre Kunden toxisch. Über sie und ihre Stöhnkünste ist nun soweit alles erzählt und gibt es auch nichts Neues. Die Prostituierte Klara Lakomy versuchte das letzte Mal, via WEF und «Blick» in die Schlagzeilen zu kommen:

Eine typische Quatsch-Geschichte einer mediengeilen käuflichen Dame: ««Ich wollte in mein eigenes Hotelzimmer gehen, als mir auf dem Flur ein Sicherheitsbeamter mit der Waffe im Anschlag entgegenkam.» Die Situation konnte aber schnell entschärft werden, so die Escort-Dame. «Er hat relativ schnell gemerkt, dass unter mein Negligé gar keine Waffe passt», scherzt sie nur wenige Stunden nach dem Vorfall.» Ist das vielleicht putzig.

So preist sie sich auf ihrer Webseite an, inkl. Preisliste:

Also alles ziemlich halbseiden und für Menschen, die es mögen, für solche Dienstleistungen zu bezahlen. Das hält aber das «NZZ am Sonntag Magazin» nicht davon ab, auf dieses Niveau zu sinken:

Nein, lieber Leser, das ist kein Werbeangebot, sollte man die NZZaS abonnieren. Und der Herr rechts ist nicht käuflich zu haben. Aber irgendwie passt auch mal die Reihenfolge im Heft; zuerst das hier:

Und dann das hier:

Die beiden Interview-Fachkräfte Sacha Batthayany und Rafaela Roth starten hier eine «Interview-Serie», was man als echte Drohung empfinden muss. Als Lead leisten sie sich den Uralt-Kalauer: «Ein Gespräch über wahre Liebe und Liebe als Ware.»

Dann folgen in bewährter «Republik»-Länge über 24’000 A gequirlter Flachsinn. Zunächst stellt Lakomy klar, dass sie Lakomy genannt werden möchte. Und dann wird der Leser schon ganz am Anfang mit diesem Dialog gequält:

«Was bedeutet Liebe, Frau Lakomy?
Sie: Ich möchte keine philosophische Antwort auf die Frage geben.
Florian Havemann: Wäre ja noch schöner.
Sie: Liebe bedeutet für mich Florians wunderschöne Füsse. Liebe ist eine irrationale Zärtlichkeit.»

Kann man noch tiefer sinken? Aber ja:

«Ist Ihre Liebe denn eine körperliche?
Er: Das geht Sie nichts an.
Sie: Das geht Sie überhaupt nichts an. Ich habe schon seine Füsse gelobt, und dann hat er diesen schönen Kopf. Alles dazwischen ist Privatsphäre.»

Früher, ja früher, hat man Nicht-Antworten aus Interviews gestrichen. Aber heute …

Aber nun kommt der dicke Hund des Interviews:

«Als mich Hanna kennenlernte, da war ich Verfassungsrichter, und später habe ich im Bundestag gearbeitet und war Berater von Gregor Gysi. Mir ging es gut, bis ich plötzlich alles verlor. Ein Schicksalsschlag, auf den ich nicht weiter eingehen möchte.»

Genauer gesagt, war Florian Havemann Laienrichter am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg. Diese Karriere verdankte er im Wesentlichen der Tatsache, dass er der Sohn des berühmten DDR-Oppositionellen Robert Havemann ist. Der «Schicksalsschlag» bestand dann darin, dass er ein übles biographisches Buch über seinen Vater und sich selbst veröffentlichte, in dem er eine Vielzahl von unbewiesenen und bösartigen Behauptungen aufstellte. Darunter die, dass der Bänkelsänger und Oppositionelle Wolf Biermann eine intime Beziehung zur damaligen Volksbildungsministerin und Gattin des Staatsratsvorsitzenden Margot Honecker unterhalten habe. Sein Vater sei kein Dissident gewesen, sondern staatstreu und habe für den KGB und die Stasi spioniert. Das Buch musste vom Suhrkamp Verlag zurückgezogen werden, viele Stellen wurden geschwärzt.

Das als «Schicksalsschlag» unwidersprochen schönreden zu dürfen, das ist nun in diesem Seichtgebiet eine zusätzliche Untiefe.

Wollen wir noch eine Duftmarke stinken lassen, bevor wir diesen seltenen Tiefpunkt des Hauses NZZ verlassen?

«War der Sex in der DDR freier?
Er: Das müssen Sie mich nicht fragen.
Weil?
Sie: Darf ich antworten?
Er: Nein, darfst du nicht. Ich hatte sehr wenig sexuelle Beziehungen.
Sie: Männer sind schüchterner, und diese Schüchternheit hat physische Gründe. Der Körper verrät einen als Jungen, sie brauchen Hilfe im sexuellen Akt. Ich fand immer, Frauen sind schamloser und frecher

Die Fragen sind schon mal bescheuert, die Antworten nicht minder. Hier soll der Leser einen Einblick in eine merkwürdige Beziehung bekommen, wo ein älterer Mann sich von seiner jüngeren Partnerin aushalten lässt, die horizontal das Geld für Miete und Unterhalt seiner Kinder verdient.

Will die NZZaS dieses Niveau halten, müssen wir uns demnächst auf ein Interview mit Kim de l’Horizon gefasst machen …

Irgendwie konsequent erscheint, dass sich im nächsten Text eine Lea Hagemann Gedanken über eine Trivialität macht: «Meine Meinung ist: Ich habe keine!» Eigentlich würde auch hier der Titel genügen, aber damit können ja beim schlechtesten Willen nicht zwei Seiten gefüllt werden.

Geht’s noch abgehangener? Aber ja, wenn Helge Timmerberg sein Archiv aufräumt und auf seine «neun Jahre Marokko» zurückblickt. Die begannen 1992, und dass der Basar von Marrakesch ganz wunderbar ist, weiss jeder, der schon mal da war oder zumindest Fotos davon gesehen hat. Aber schön für Timmerberg, dass er einen Abnehmer gefunden hat. Weniger schön für den Leser.

Es geht (leider) so weiter. Die schon berüchtigte Seite «Bellevue». Diesmal preist sie «Cashmere für fast alle» an. Wieso nur für «fast alle»? Nun ja, weil die Preise so bei 1000 Franken anfangen und weiter nach oben klettern …

Günstigere Angebote? Aber ja, die «Grand Meatery» im Luxushotel Dolder Grand. Wie wär’s als «Starter» mit einem «Tatar mit Austern, Kaviar und Rande» für schlappe 62 Franken? Dann ein Stück Filet, natürlich am Knochen gereift, 200 gr für 65 Franken? Ein Schnäppchen? Stimmt, dann doch eher das Entrecôte aus Japan, diätverträgliche 100 gr für eine Portemonnaie-Diät: 110 Franken. Ein Sösschen dazu für 6 Franken, ein wenig «Pop Up-Fries mit Baconnaise», 10 Franken.

Nix Billiges in Sicht? Doch, ein Perlenohrring für lächerliche 290 Euro. Nur: potthässlich. Dann noch «Lichtskultpturen» von Gabi Deutsch. Hört sich teuer an, lässt sich aber schwer beurteilen: man findet sie nicht.

Dann gibt es noch einen zweiten Warnhinweis, dass wohl bald ein Interview mit Kim droht:

Kann es da Zufall sein, dass das Kochrezept auch nur mässige Begeisterung auslöst?

Sozusagen als olfaktorische Verabschiedung, um hier ein sprachliches Niveau zu setzen, dass dieses Magazin von A bis Z inhaltlich unterbietet, noch das hier:

Das ist eine Würdigung von Andrea Bornhauser, die dann inhaltlich gar nicht so stinkig ausfällt, wie es der Titel suggeriert.

Es ist mal wieder Zeit, für die Berichterstatterpflicht Schmerzensgeld zu verlangen. Dem Leser einen solchen Schrottplatz zu servieren, das braucht schon eine gehörige Portion Arroganz.  Oder Wurstigkeit. Oder soll das etwa nochmals ein Hilferuf sein: Gujer, übernehmen Sie! Sofort! Bitte!»

 

Kalte Dusche

ZACKBUM watete knietief im Mediensumpf. Labsal von der NZZaS?

Wie ein Ertrinkender nach dem Strohhalm, falsches Bild, wie ein Wüstengänger nach der Oase, so griff ZACKBUM nach der Lektüre der NZZaS. Leider war es dann eine Fata Morgana.

«Beim Erben nichts verderben»? Also das Sommerloch entschuldigt auch nicht alles. Das «Magazin» ist wieder aus dem Sommerschlaf erwacht, und das ist nicht unbedingt eine gute Nachricht. Immerhin, das Cover ziert nicht ein unscharfes Artsy-Bartsy-Foto, sondern eine Pennälerkarikatur:

Man beachte den Köter, der Brüller.

Überhaupt will man in der Bildsprache lustig sein. Wie macht man das? Nun, indem man einen Artikel über den Schulweg (gähn) so anteasert:

Also gut, aber die Coverstory geht ums Erben. Was macht man da, wenn man’s richtig billig machen will? Richtig, man macht ein Interview mit einem Scheidungsanwalt, der sich über so viel Gratis-PR freut. Wenn bei dem – trotz dem Einsatz von Nicole Althaus und Patrizia Messmer – nichts Nennenswertes rauskommt, macht man so einen Titel:

Dazu noch etwas «Facts & Figures», «Kuriose Testamente», und fertig ist das Sommerloch. Fehlt noch was? Klar, das unscharfe Foto mitsamt Geschwurbel:

«Textualisierung der Gefühle … eskapistisch, utopisch und historisch zugleich … Zurschaustellung von Körper und Seele …», Himmel, hilf. Aber wer etwas zu lachen haben will, sollte unbedingt ihre Webseite besuchen, anastasiabull.com. Leider sind keine Preise angeben, weil ihre Werke «are created on made-to-order basis». Vermutlich werden hier schmerzliche Gefühle im Portemonnaie textualisiert.

Gibt’s noch was Irres, aber Bezahlbares? Natürlich, hier wird auch dem Hund geholfen:

Das könnte nötig werden, wenn man beim Gassigehen mit einer Leine von «Kitsuno & Jo» etwas übertrieben hat, bei dieser Mörderhitze.

Fehlt noch was? Nicht viel, wie wär’s mit einem Lokaltip? Natürlich nicht lokal, sondern in Berlin. Aber bitte im Zug anreisen, gell?

Während die NZZaS Ausgabe für Ausgabe – bei abbröckelnder Führungscrew – nach einer lenkenden Hand ruft, schreit das Magazin danach, dass die Macher und die Leser von dieser Qual erlöst werden.

Aber zurück von der Spielgruppe zu den Erwachsenen. Da nimmt die NZZaS immerhin und endlich eine Story auf, die dem amtierenden Präsidentengreis im Kampf mit seinem wahrscheinlichen Herausforderergreis noch schwer in Troubles bringen wird:

Wobei der Titel doch zu zart ist. Hier geht es nicht um Vaterliebe, sondern um einen geldgetriebenen, knallharten Clan mit üblen Geschäften in der Ukraine. Als dort ein Staatsanwaltschaft zu forsch zu ermitteln begann, forderte der damalige Vizepräsident Joe Biden, dass der gefeuert werde – sonst gäbe es keine weitere US-Unterstützung. Zufrieden konstatierte dann Biden Senior, dass der «son of a bitch» weg sei. Dass dann sein ungeratener und zeitweise schwer drogenabhängiger Sohn sein Laptop reparieren lassen wollte und im Shop einfach vergass, das ist natürlich Künstlerpech. Denn was sich da an Daten fand, nun, ist nicht von schlechten Eltern.

Nicht einmal dem etwas tiefergelegten Niveau der NZZaS entspricht der Artikel «Gehirnwäsche an der Schule». Autorin ist die Angestellte des Wiener «Standard» Adelheid Wölfl. Thema ist die bedauerliche Tatsache, dass in Bosnien-Herzegowina die verschiedenen Ethnien verschiedene Schulbücher benützen, was die Spaltung der Gesellschaft weiter fördert. Allerdings steigt sie mit dem Zitat eines TikTok-Videos ein, das ein besoffener serbischer Jugendlicher ins Netz stellte und sich anschliessend mit zu viel Alkohol erklärte.

Daraufhin steigt Wölfl in die serbische Geschichtsschreibung ein, Srebrenica darf natürlich nicht fehlen und wie das aus serbischer Sicht dargestellt würde. Die bosnische, kroatische, muslimische, katholische, orthodoxe Sicht wird zwar erwähnt, aber nicht weiter mit Beispielen untermauert. Das ist weder informativ, noch hilft es dem Leser, das unglaubliche Schlamassel in Ex-Jugoslawien besser zu verstehen. Ausser, er teile die Ansicht der Autorin, dass im Zweifelsfall die Serben an allem Schuld sind und die anderen nur Opfer.

Etwas billig ist dann das Porträt von Nile Rodgers, der «Disco-Legende». Eine Legende ist normalerweise jemand, der viel, viel früher mal jemand war. Rodgers ist nun in der Schweiz zu einer Art Berühmtheit gelangt, weil die SVP so blöd war, den Refrain seines Uralt-Hits «We are Family» abzukupfern, ohne sich um die Rechte zu kümmern. Anlass für Rafaela Roth, eine ihrer berüchtigten Lobeshymnen (Medienanwältin Zulauf!) zu singen. Duftmarke: «Er spielte zeitweise so gut Gitarre wie sonst niemand auf der Welt». Das wird aber Gitarreros wie Eric Clapton und viele andere schmerzen, obwohl diese Fähigkeit weitgehend unbemerkt blieb, bis sie von Roth ans Tageslicht gezerrt wurde.

In der Wirtschaft gähnt das Sommerloch weiterhin, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten; Aufmacherstory: «Direktzug nach Paris soll bleiben». Aber immerhin, einen kleinen Lichtblick gibt es:

Ein schöner Beitrag zu: Geschichten, die man sonst nicht liest. Und danach? Werfen wir gnädig den Mantel des Schweigens über Mediokres, Uninteressantes, Langweiliges. Abgeschlossen von «Die Summe aller Frauen, Teil 25». Das ist zu bösartig? Nun, dieser Einwand erfolgt nicht ungestraft; wir zitieren aus dem Ende dieser Episode:

«Das aus Gefühlsatomen unvollständig zusammengesetzte und andauernd in Gefahr befindliche Panorama ihrer Seele übertrug sie auf riesige Leinwände, auf denen sie pastös Schicht um Schicht aufbrachte, ohne jemals zu einem Ergebnis zu kommen, welches sie als endgültig für ein Bild hätte ansehen können. Munk fand das faszinierend. Und merkte nicht, wie katastrophal sich diese Arbeitsweise auswirkte. Auf sie beide.»

Sonst noch Fragen?

 

Sommer-Sauglattismus

Was ist die Steigerung von überflüssig?

Et voilà. Wobei:

Mehr Sauglattismus geht nicht. Dreiwöchige Sommerpause, in der es niemandem auffallen wird, dass es das «NZZ am Sonntag Magazin» nicht geben wird.

Christoph Zürcher, der in seiner neuen Rolle als Blattmacher immer noch Zeit findet, Locken auf der Glatze zu drehen, muss natürlich zum Thema «Der Dadaismus des Besitzens» gleich mal David Hume zitieren, damit den Philosophen Lambert Wiesing einleiten. Muss man den kennen? «Bilder können, sie müssen jedoch nicht als Zeichen fungieren» – nein, nicht unbedingt.

Um dann mit «einem leicht Marie-Antoinette-haften Move» zu schliessen. Das war nun Geschwurbel auf Niveau WeWo-Bahnerth, also eines Zürcher eigentlich unwürdig.

Wenn wir schon bei Wiesing sind, auch Christopher Kulendran Thomase muss man nicht kennen, obwohl der irgendwas in der Kunsthalle Zürich ausstellt und ebenfalls dem Sauglattismus frönt: «An welcher Weggabelung im Leben befinden Sie sich gerade? – Müesli oder Granola

Nun kommt der grosse Auftritt von Patrizia Messner, gerade zurück aus Uruguay und Autorin eines Lobliedes über Gülsha Adilji (nein, die muss man auch nicht kennen). Nun hat Messner, was denn sonst, einen neuen Trend entdeckt. Das hat sie ziemlich exklusiv, so wie jeder Trend, den es eigentlich nicht gibt, eine Weltsensation ist.

Der Beweis:

Und der fotografische Beweis: «Vom Bauerndorf zum Digitalhub

Dazu fehlt dann vielleicht doch noch ein Mü, aber immerhin, Elektrizität hat’s. Was für ein Nonsens. Geht’s noch nonsensiger? Aber ja:

Mitte Juli noch Ferientipps geben? Für die Winterferien? Die Herbstferien? Nein. Geht’s noch nonensiger? Aber sicher, es gibt doch das Thema Flugscham, nicht wahr? Kann man aus dem noch was Originelles ausmelken? Man kann’s versuchen – und daran scheitern:

Und wir schreiben mit der Klosettbürste.

Geht’s noch nonsensiger? Der Magazin-Kenner weiss: aber ja, denn es kommt ja noch «Bellevue». «Atelier- und Projekträume im historischen Kasernenareal», wobei auch jeder Nicht-Zürcher weiss, dass das in Zürich liegt, ein Fotoband über «Freiheit, Sexualität und Queerness», ein «Sihl-Stuhl» von «Studio Krach» (banales Holz in «Ubootgeld», schlappe 848 Franken, gepolstert dann 1’242, dafür als Hocker bloss 437), dafür kriegt man schon ganz anständige Ensembles. Und schliesslich ein «Roboterschuh», an dessen Sinn sogar «Bellevue» zweifelt.

Geht’s noch nonsensiger? Nun ja, wenn man eine neue Pizzeria in Zürich so anpreist, dass sie Tomatensauce und Mozzarella «schon mal mit Vanillebéchamel oder Petersilie, Dill und Zitrone auf Ricotta» ersetze. Beliebt sei auch «die Variante mit veganem Lahmacun, der türkischen Spezialität, überzogen mit Mayo» (in der Ei hoffentlich nichts zu suchen hat).

Geht’s noch nonsensiger? Nun, wenn «Hat das Stil» aus drei Fragen besteht, das Magazin aber nicht auf drei zählen kann. Die Frage Nochmal-Zwei lautet zudem: «Wie viel Nacktheit darf im Schlafwagen sein»? Problem: ein offenbar dem Fragenden nicht bekannter Mitreisender habe in Boxershorts genächtigt und erst noch geschnarcht. Ersteres ist aber erlaubt, zweiteres kann man ihm schlecht vorwerfen.

Geht’s noch …? Oh ja, wenn Nicole Althaus in die Tasten greift: «Auf der Bühne war Freddie ein Naturereignis». Zu seinem Glück ist Freddie Mercury schon tot. Denn damit gratuliert Althaus zum 50. des «Debütalbums «Queen»». Denn eigentlich geht es Althaus nicht um den Sänger, sondern um sich selbst. Was sie damals anhatte, wie sie das Konzert im Hallenstadion erlebte, dass sie «als Geigenspielerin sozialisiert» sei. Ach ja, und etwas backfischartige Beschreibung der Musik kommt auch vor.

Allerdings gibt es hier eine gute Nachricht: damit hört das Magazin auf. Für diese Nummer. Für die nächsten drei Wochen. Aber vielleicht nicht für immer. Wobei es schwer vorstellbar ist, dass Eric Gujer einen solchen Quatsch schätzt.