Flüssig, überflüssig

Weltrekord! In Banalitäten.

«Man könnte zum Beispiel gemeinsam einen Notfallplan erarbeiten, sollte es diesen nicht bereits geben.» Diese Erkenntnis und einige mehr vermittelt uns «20 Minuten» zur U-Boot-Tragödie beim Wrack der Titanic.

Falls Sie das nicht wussten: «An Orten, an denen es keine Fluchtmöglichkeit gibt, ist das Risiko, in Panik zu geraten, besonders hoch». Dieses Gefühl vermittelt der Artikel ziemlich gut, denn man ist von Banalitäten umzingelt. Allerdings hat der Leser eine Fluchtmöglichkeit.

Immerhin hat das Gratis-Blatt einen «Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie» aufgeboten. Der weiss auch dass eine «klassische Panikattacke» – wohl im Gegensatz zu einer nicht-klassischen – mit Todesangst verbunden sei: «Eine solche Attacke geht in der Regel nach fünf Minuten vorbei. Man muss sie in dem Moment aushalten.»

Tja, was bleibt einem in einem U-Boot auch anderes übrig. Hoffentlich halten sich die Insassen auch an folgende Erkenntnis: «Ganz wichtig sei, Ruhe zu bewahren. Denn: «Wer Angst hat, reagiert nicht rational und verbraucht mehr Sauerstoff.»»

Auch für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Insassen gerettet werden sollten, hat Onkel Doktor einen Ratschlag zur Hand: «Bei Menschen, die lebensgefährliche Situationen erlebt haben, können sogenannte Stressfolgeprobleme wie Angststörungen aufkommen.»

Da empfehle sich eine Therapie, rät der Doktor. Vornehmlich in seiner Privatklinik Hohenegg …

Ist halt schon blöd, wenn man die Story bis zum letzten Tropfen ausquetscht:

Als Präventivmassnahme gegen das drohende Sommerloch wird Ausquetschen sowieso zum Markenzeichen von «20 Minuten»:

Fehlt da nicht noch was? Natürlich:

Aber auch Dinge, die man eigentlich zu beherrschen meint, sind durchaus für Ratgeber geeignet:

Da bleibt noch knapp Platz für eine interessante Frage:

Nach dem Angriff der Killertomaten nun die Eroberung durch Secondhand-Sextoys. Den Schweizern bleibt auch nichts erspart.

Bei all dem Überflüssigen fragt man sich, ob «20 Minuten» schon vor dem Sommerloch als grosse Zeitvernichtungsmaschine in die Mediengeschichte eingehen will.

1 Antwort
  1. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Die Verzweiflung muss gross sein. Es gab schon den Aufruf: Worüber sollen wir berichten? Und dann eine Umfrage: Hilf uns, 20 Minuten noch besser zu machen! Es nützt alles nichts. Die beliebte Unterlage für die Schuhe im Zug wird wohl bald verschwinden. Denn so kann man keine Zeitung machen, nur mit Coop am Freitag.

    Antworten

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