Weiter Flugzeit für Chefs

Nun hat’s auch Jonas Projer erwischt.

«Der Verwaltungsrat der NZZ und Jonas Projer, Chefredaktor der NZZ am Sonntag und Mitglied der Geschäftsleitung der NZZ, haben im gegenseitigen Einvernehmen beschlossen, ihre Zusammenarbeit zu beenden.»

Es ist erst das dritte Mal in der langen Geschichte der alten Tante, dass ein Chefredaktor nicht ganz freiwillig seinen Posten verlässt. Der erste war Markus* Spillmann, der zweite Luzi Bernet – und nun Projer.

Etwas mehr als zwei Jahre hielt er durch – von Anfang an angefeindet. TV-Mann, gar Blick-TV-Mann, die Unken von aussen (und von innen) wollten ihn von Anfang an wegschreiben. Konzernjournalist Andreas Tobler veröffentlichte ein Schmierenporträt, die «Republik» verlor ebenfalls jedes Mass und jede Mitte in einer einseitigen, einäugigen, unfairen Hinrichtung, was sogar in der eigenen Leserschaft Protest auslöste.

Auch im Nachtreten ist Tobler spitze; statt das gegenseitige Einvernehmen zu respektieren, tritt er nach:

Dafür könnte man ihm eine Gegendarstellung um die Ohren hauen, aber will man so tief sinken? Angesichts solcher Charaktere kann man sich eine klammheimliche Hoffnung auf die nächste Millionensparrunde nicht verkneifen. Tobler könnte auch mal einen Satz zum Bauernopfer Rutishauser im eigenen Laden oder zum Roshani-Skandal sagen. Aber statt die Einstellung des «Magazin» zu fordern, bis die Vorwürfe abgeklärt sind, schweigt er hier feige.

Immer wieder sickerten Interna durch, Mies-und-Fies-Journalisten wie Beni Frenkel kolportierten fleissig Gerülpse und Gerüchte, mit denen sie aus dem Hinterhalt angefüttert wurden.

Die Ausgangslage für Projer war so, dass es einen mutigen Mann brauchte, vielleicht einen todesmutigen. Denn God Almighty Eric Gujer wollte eigentlich den Abgang von Bernet benutzen, um sein Herrschaftsgebiet vollständig auf die NZZaS auszudehnen. Das wurde ihm aber vom VR verwehrt, also wurde Projer letztlich Chefredaktor von Gujers Gnaden.

Weder handwerklich noch führungstechnisch konnte man Projer das Geringste vorwerfen. Möglicherweise entwickelten sich die Zahlen im Digitalen und in den neuen Medien nicht so, wie man es erwartet hatte.

Gleich vier Nasen übernehmen nun «interimistisch» die Leitung. Das weist darauf hin, dass es keineswegs ausgemacht ist, dass die NZZaS einen neuen Chefredaktor bekommt.

Ob sich all die Heckenschützen innerhalb der Redaktion einen Gefallen getan haben, wird sich erst noch weisen.

*Nach Leserhinweisen korrigiert.

4 Kommentare
  1. Otto Piller
    Otto Piller sagte:

    Lieber Herr Zeyer
    Hiess der damalige Chefredaktor der Neuen Zürcher Zeitung nicht Markus Spillmann? Ansonsten Zustimmung zu Ihrem Artikel

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  2. Reinhard Meier
    Reinhard Meier sagte:

    Zeyer sollte es mit der Genauigkeit seriöser nehmen: Der erste unfreiwillige Abgang hiess nicht Marin Spillmann, sondern Markus Sp. Und der hier angefeindete Beni Frenkel war doch auch mal für sein
    Medium tätig.

    Antworten
  3. H.R. Füglistaler
    H.R. Füglistaler sagte:

    Nicht nur bei Presse und TV, überall wo nicht muskulär geschuftet wird,
    bestimmen Intrigen den grössten Teil der Zeit.

    Antworten

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