Gruppentherapeutin Wanner

Keine zu klein, Beckmesser zu sein.

Von Aline Wanner, um gleich dem Sexismusvorwurf Schub zu geben, sind eigentlich keine beeindruckenden journalistischen Werke bekannt. So als «Redaktionsleiterin». Allerdings gebietet sie dort nur über drei Redakteure, Gruppendynamisches ist nicht bekannt.

Nun mäkelt sie etwas spät, aber immerhin, an der Recherche «Anuschka und Finn» herum: «Fragwürdige neue Details von Schawinski». So ein Titel ist schon mal fragwürdig, wenn er vom Text nicht gestützt wird. Er wird noch fragwürdiger, wenn der Text einer angeblichen «Medienkritik» auf die Kernaussagen und das Kernproblem mit keinem Wort eingeht.

Das besteht nämlich darin, wie Roger Schawinski ausführlich und begründet nachweist und aufzeigt, dass eine frustrierte Redaktorin noch Karriere machen und den Chefsessel des «Magazin» besteigen wollte. Der war aber besetzt, ihre «Initiativbewerbung» um den Posten wurde abgeschmettert. Darauf versuchte sie es erfolgreich mit Mobbing. Ihr Chef wurde entlassen, aber welche Tragödie, statt seine Nachfolgerin zu werden, wurde auch sie gefeuert. Sie hatte zu viele unwahre, falsche oder erfundene Behauptungen über ihn und das Arbeitsklima auf der Redaktion aufgestellt. Nach Ablauf der Kündigungsfrist holte sie zu einem Rache-Artikel in ihrem ehemaligen Organ «Spiegel» aus. Der Rufmord wurde von den übrigen Medien, weil ins «#metoo»-Narrativ passend, begeistert aufgenommen. Canonicas Ruf ist unrettbar ruiniert, er wurde sogar in die Nähe des verurteilten Straftäters Harvey Weinstein gerückt. Prozesse laufen, der «Spiegel» musste bereits diverse Behauptungen von Roshani löschen, das wird aber nichts daran ändern, dass hier ein Mensch fast vernichtet wurde.

Das alles hätte Wanner referieren können. Aber ihr passt halt die ganze Richtung bei Schawinski nicht. Statt also wenigstens die Kernpunkte seiner Recherche wiederzugeben, mäkelt sie an Nebensächlichkeiten rum. Das auch gerne mit reinen Behauptungen: «Es liegt allerdings in der Natur der Sache, dass auch in Schawinskis detailgetreuer Nacherzählung vieles unklar und unprüfbar bleibt.» Es liegt in der Natur dieses Arguments, dass man vielleicht ein einziges Beispiel anführen müsste.

Restlos argumentationsfrei behauptet Wanner dann: «Schawinski ­breitet berufliche und persönliche Details verschiedener Protagonisten zu Entlassungen, Liebesbeziehungen, ungewollter Kinderlosigkeit und Krankheiten aus. Ob es daran ein öffentliches Interesse gibt, ist mindestens hochgradig frag­würdig.»

Schliesslich wirft sich Wanner zur Hobbybetriebspsychologin auf und behauptet, in der «Magazin»-Redaktion seien «zu viele erwachsene Leute über zu viele Jahre in ungesunden Verhältnissen zueinander» gestanden.

Dann macht sie als Schlusspointe noch eine fiese, halbe Täter-Opfer-Umkehr: «Es ist das traurige Ergebnis einer dys­funktionalen Kultur, für die alle ­Betei­ligten eine gewisse Verantwortung tragen, je weiter oben sie in der Hierarchie sind, desto mehr.»

Auf Deutsch: Canonica als Chef trägt mehr Verantwortung als Roshani dafür, dass sie seine Position erobern und ihn wegmobben wollte. Um nach dem Scheitern mit einem Rache-Artikel einen Rufmord an ihm zu verüben. Wäre Canonica eine Frau und Roshani ein Mann, würde Wanner den gleichen Unsinn verzapfen? Ach, und der Oberverantwortliche für diese «dysfunktionale Kultur» wäre dann wohl Pietro Supino? Das wird ihn sicherlich freuen zu hören.

Diese Kolumne ist auf jeden Fall ein weiterer Beweis dafür, dass dieses Gefäss ersatzlos gestrichen werden sollte …

2 Kommentare
  1. René Küng
    René Küng sagte:

    Nicht alles so Negativ sehen, Herr Zeyer.
    Es ist keine OpferUmkehrTäterin sondern ein Höhenflug von Frau Wanner als GlobalTherapeutin oder laut ChätGPS: nicht nur die Fische stinken vom Kopf her.

    «Es ist das traurige Ergebnis einer dys­funktionalen Kultur, für die alle ­Betei­ligten eine gewisse Verantwortung tragen, je weiter oben sie in der Hierarchie sind, desto mehr.»

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  2. H. C.
    H. C. sagte:

    Was für ein Ego-Gelabber von Wanner & co. Es wäre generell unglaublich grossartig, man würde das Medieninteresse und die Medienwirksamkeit zu Roshani & Konsorten für wirklich gefährdete Personengruppen in dysfunktionalen Arbeitsverhältnissen nutzen. Die Fehler des Aufregungsjournalismus reflektieren, richtigstellen und sich eingestehen, dass all das eine journalistische Egobespiegelung ist, die sich kaum eine andere Berufsgruppe zu einem solchen Lohn leisten kann.

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