Nur die allerdümmsten Kälber …
Neben Genderfragen beschäftigt Tamedia Unterwürfigkeit sehr.
«Hinter der Trommel her
Trotten die Kälber
Das Fell für die Trommel
Liefern sie selber.»
Das ist von Bertolt Brecht. Es ist denkbar, aber nicht sehr wahrscheinlich, dass Oliver Zihlmann oder Christian Brönnimann, die beiden Heros vom «Recherchedesk» von Tamedia, es kennen. Normalerweise beschäftigen sie sich mit dem Ausschlachten von gestohlenen Geschäftsunterlagen, die sie als «Leaks» oder «Papers» schönreden.
Nun haben sie ein anderes Thema auf die Hörner genommen:
Die USA hätten bereits «16 Schweizer Personen und 14 Schweizer Firmen auf ihre Sanktionsliste gesetzt». Sauber recherchiert, nur wären hier die Fragen: aufgrund welcher Kriterien, welcher Indizien, mit welcher Begründung? Haben sich die Betroffenen tatsächlich eines Verstosses gegen die Sanktionsbestimmungen schuldig gemacht? Wer hat das wo entschieden? Werden hier US-Gesetze oder Schweizer Bestimmungen angewendet? Handelt es sich wieder um einen rechtsimperialistischen Übergriff der USA?
Das alles wären interessante Fragen für Recherchierjournalisten. Daher fühlen sich Zihlmann und Brönnimann davon nicht angesprochen.
Nun haben sich die beiden Asse den Brief nochmals vorgenommen, den die Botschafter der G-7-Staaten an den Bundesrat richteten. Tapfer unterschrieben von allen:
Der US-Botschafter hatte die Schweiz bereits mit dem Loch in der Mitte eines Donuts verglichen, was ihre Teilnahme an den Sanktionen betrifft. Das wären eigentlich zwei Gründe gewesen, ihn zur persona non grata zu erklären. Erstens der Vergleich als solcher, zweitens die Verwendung des Donuts, ein grauenhaftes US-Süssgebäck.
In diesem Brief vom April wird die Schweiz nun nochmals aufgefordert, «verdächtige Finanzstrukturen aktiv zu untersuchen». Mehr noch: «Das Schreiben ignoriert die üblichen diplomatischen Gepflogenheiten und kritisiert die Schweiz massiv für ihr zögerliches Sanktionsregime.»
Um hier die Kirche im Dorf und das Loch im Donut zu lassen: Die Schweiz übernimmt sklavisch und ohne Prüfung alle neuen Sanktionslisten der EU und der USA. Wie klug das für einen neutralen Staat ist, sei dahingestellt. Die rechtsstaatlichen Implikationen sind hingegen gravierend und beunruhigend. Denn ein von solchen Sanktionen Betroffener hat keine Möglichkeit, sich auf dem Rechtsweg dagegen zu wehren.
Das ist ein Skandal, nicht mehr und nicht weniger. Er kann sich lediglich an den Bundesrat wenden, der damit die Aufgaben der Exekutive, Legislative und Judikative auf sich vereint. Ein Skandal. Allerdings beantwortet der Bundesrat solche Anschreiben schlichtweg nicht, sondern schmeisst sie in den Papierkorb. Ein weiterer Skandal.
Darüber hätte dieses Duo von angeblichen Recherchierjournalisten auch schreiben können. Tat es aber nicht. Denn es betreibt keinen Recherchier-, sondern einen Thesenjournalismus. Und die These ist: die Schweiz beteilige sich zu wenig an den internationalen Sanktionen gegen Russland. Aber immerhin mehr als die überwältigende Mehrheit aller Staaten. Denn lediglich 36 Länder haben Sanktionen gegen Russland beschlossen. Zählt man die EU als eine Staatenunion, sind es noch ganze 10, von 199 Staaten auf der Welt.
Aber auch das interessiert die beiden einen feuchten Furz. Stattdessen kommen sie zum Höhepunkt, zum wirklichen Knaller ihrer «Recherche»: «Liechtenstein zeigt, wie man es besser macht.» Liechtenstein? Das Raubritter-Fürstentum in der Mitte Europas, in dem wenige Treuhänder unablässig für Riesenskandale sorgen, die fürstliche Justiz weder willig noch fähig ist, diesen Sumpf auszutrocknen? Wo Stiftungen dekantiert, ausgenommen und bestohlen werden, die Besitzer am ausgestreckten Arm der Justiz gehalten werden, bis sie nach Jahren aufgeben?
Selten so gelacht. Aber nun marschieren die beiden in die Zielgerade: «Im Laufe des Jahres 2022 wuchs in den diplomatischen Vertretungen der G-7 und der EU in Bern die Frustration. Meint die Schweiz es ernst mit den Sanktionen? Oder macht sie nur mit, damit sie nicht weiter unter Druck gerät?»
Der «Londoner Sanktionsexperte Tom Keatinge» bekommt dann das Schlusswort: Nach dem Problem mit dem Bankgeheimnis sei es nun so: «Wenn jetzt in den Hauptstädten der G-7 ein Verdacht aufkommt, dass die Schweiz den Russen hilft, und sei es nur durch Untätigkeit, dann sind viele bereit, das sofort zu glauben. Das ist politisch brandgefährlich.»
Vielleicht sollte man die beiden tapferen Eidgenossen darauf aufmerksam machen, dass die Schweizer Politik eigentlich in Bern gemacht wird. In den «Hauptstädten der G-7» Stirnrunzeln oder schallendes Gelächter ausbrechen würde, wenn die Schweiz sich dort mit irgendwelchen «Verdächten» melden würde.
Den Russen helfen? Durch Untätigkeit? Das Einzige, was in der Schweiz zählen sollte, ist das Befolgen der Regeln des Schweizer Rechtsstaats. Die Anwendung von Notrecht – oder gar das Einknicken vor Drohungen aus dem Ausland – war noch nie eine gute Idee.
Wenn die G-7 oder die wenigen anderen Staaten, die diese Sanktionen anwenden, sich einen feuchten Kehricht für ihre eigenen Gesetze interessieren, für Rechtsstaatlichkeit, für die fundamentale Eigentumsgarantie, um die Möglichkeit jedes gerade von staatlichen Massnahmen Betroffenen, sich dagegen rechtlich wehren zu können, dann ist das deren Problem. Sie werden die Auswirkungen davon zu tragen haben.
Aber es ist sicherlich nicht ratsam, dass sich die Schweiz auf diesen schlüpfrigen Boden begibt. Dass hier ungeniert und ohne Rücksicht auf diplomatische Gepflogenheiten gedroht wird, ist eine Unverschämtheit. Dass willige Schreiberlinge dem applaudieren, ist eine Dummheit.
RZ ist einsame Spitze. Liechtenstein in wenigen Sätzen
demaskiert!
Die Sache mit dem Rütli ist ebenfalls himmeltraurig.
RZ ist eben verfassungstreu. Das allzu viele können ihm
das nicht verzeihen.
Bitte Tagi-Belle nicht überfordern. Unter der «ausgezeichneten Führungskraft der nächsten Generation» Worte Supino, ist Recherche nur in Ausnahmefällen angesagt, bestimmt nicht bei Wirtschaft und Politik da fehlt die Kompetenz wie bei der Berichterstattung über das Ausland. Gefragt ist die einseitige Bewirtschaftung von Genderthemen oder Lobhudelei, Beispiel wenn eine dem Tagi-Belle genehme Frau ein Buch schreibt das die wenigsten lesen weil belanglos. Oder wenn Frau Kedves dem Schauspielhaus lobhudelt: «Die scheidenden Chefs bieten ein beeindruckendes Abschiedsprogramm». Die beiden Chefs haben in den letzten Jahren beeindruckt wie sie in kürzester Zeit die Bühne an die Wand gefahren und den Ruf des Pfauen über viele Jahre nachhaltig beschädigt haben. Mutig von Kedves das Desaster ignorierenund schon heute Lorbeeren verteilen!
Nachtrag, heute 19.20 im TAonline gelesen: «Stadt Zürich startet mit Gratistests für Geschlechtskrankheiten». Beispiel das an der Werdstrasse keine Wirtschaftskompetenz vorhanden ist. Natürlich sind die Tests nicht gratis, die SteuerzahlerInnen müssen diese berappen!
Was Kedves auch nicht schreibt. Die Bühne im Schiffbau wird am Samstag nicht mehr bespielt, sparen! Ausgerechnet Samstag wenn die Leute ausgehen Bühne hochklappen!
Betet zackbum?
dass die Schweizer Politik eigentlich in Bern gemacht wird
Das Einzige, was in der Schweiz zählen sollte, ist das Befolgen der Regeln des Schweizer Rechtsstaats
Notrecht – oder gar das Einknicken vor Drohungen aus dem Ausland – war noch nie eine gute Idee
dass sich die Schweiz auf diesen schlüpfrigen Boden begibt
und vergib uns unsere Schuldner
Amen
Es ist sagenhaft, Herr Zeyer, was sie immer alles besser wissen! Sie sind der geborene zugleich als Anwalt, Ökonom, Politiker und Moralist tätige Journalist.
Herr Gilli, ich kann ihre Schreibe nicht richtig einordnen, noch sehe ich einen Sarkasmus darin. Ich möchte Sie aber nur Fragen, ob dies ein Rechtstaat ist, der privates Eigentum beschlagnahmen will, ohne dass zuerst eine Anklage erhoben und ein Gericht darüber entscheidet, ob dies auch zu Recht geschieht. Genau das Vorgehen ist dasselbe, mit dem Putin seinen Angriffskrieg rechtfertigt. Es ist eine Dikatoren Entscheidung und hat mit Demokratie nichts zu tun. Dass die EU längst diktatorische Züge aufweist, wissen wir längst und rechtfertigt solches Handeln trotzdem nicht.