Kleinintellektueller am Werk

Stephan Israel vergreift sich an Grösserem.

Wenn ein Sesselfurzer aus dem Hause Tamedia sich mit den grossen Dingen beschäftigt, so Liga Krieg und Frieden, dann kann nur Kleingehacktes herauskommen.

Einer der letzten überlebenden Korrespondenten des einstmals dem Journalismus verpflichteten Konzerns hebt an: «Wer ist schon gegen Frieden, wer hätte nicht lieber Verhandlungen als noch mehr Krieg

Genau, selbst die grössten Kriegsgurgeln behaupten, mit ihrer Kriegsrhetorik wollten sie nichts anderes als ein bisschen Frieden. Aber natürlich kommt es darauf an, ob man den gestrengen Israel-Test besteht, also richtig für den Frieden ist.

Da fällt schon mal der «deutsche Grossintellektuelle Jürgen Habermas» durch. Er ist allerdings in guter, schlechter Gesellschaft: «Die Alt-Feministin Alice Schwarzer und die Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht sammeln innert kurzer Zeit eine halbe Million Unterschriften unter ihr «Manifest für den Frieden»

Grossintellektueller, Alt-Feministin, Linkenpolitikerin. Ist dann Bärfuss ein Kleinintellektueller für Israel, Schutzbach eine Jung-Feministin und Silberschmidt ein Rechtenpolitiker?

Wie auch immer, was bewirken denn diese Friedenstauben? «Im Kreml kann sich der mutmassliche Kriegsverbrecherpräsident freuen.» Immerhin quetscht Israel, wohl aus Furcht vor dem langen Arm des FSB, noch ein «mutmasslich» vor den Kriegsverbrecher. Das sind allerdings auch so Lichtgestalten wie Barak Obama (Friedensnobelpreis mit «Kill List») oder Henry Kissinger (Friedensnobelpreisträger mit blutigen Händen).

Was bewirken denn diese Diversanten, wie Israel sie nennen würde, wenn er dieses Wort kennte? «Die Kakofonie in den Talkshows und Feuilletons lenkt davon ab, dass die russischen Streitkräfte gerade eine massive neue Grossoffensive vorbereiten.»

Man stelle sich nur vor, da zupfen Putin-Erfreuer die Friedensschalmei, während der Iwan eine Offensive plant. Statt wie Israel mutig in den Schützengraben zu springen und «Helm auf!» zu rufen. Stattdessen ist er aber leicht verwirrt: «Was die Intellektuellen und Nationalpazifisten genau verhandeln wollen, bleibt ohnehin nebulös.»

Nationalpazifisten? Das ist wenigsten originell, hört sich auch zum Verwechseln ähnlich wie Nationalsozialisten an. Allerdings könnte dem im Nebel stehenden Schwätzer ein Blick ins Manifest für den Frieden helfen. Dort herrscht kein Nebel. Hier wird der höchste Militär der USA zitiert, dass in der Ukraine eine militärische Pattsituation existiere, die nur durch Verhandlungen gelöst werden könne. Dem hätte der Sandkastengeneral Israel wegen Defätismus längst die Schulterklappen abgerissen.

Dann wird überhaupt nicht nebulös geendet:

«Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt! Er sollte sich auf deutscher wie europäischer Ebene an die Spitze einer starken Allianz für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen setzen. Jetzt! Denn jeder verlorene Tag kostet bis zu 1.000 weitere Menschenleben – und bringt uns einem 3. Weltkrieg näher.»

Aber so weit hat Israel wohl nicht gelesen, weil er schon rot sah. Der «Grossintellektuelle» kriegt dann im Vorbeilaufen auch noch sein Fett ab: «Jürgen Habermas setzt auf einen für beide Seiten «gesichtswahrenden Kompromiss»».  Was für ein Dummkopf, nicht nur Israel weiss doch, dass bei einem Kompromiss immer eine Seite das Gesicht verlieren muss, logo.

Israel ist dafür aber Meister der Geschichtsklitterung, wenn er schreibt, «im Donbass hätte man zudem beobachten können, was ein Frieden für die Bevölkerung unter russischer Besatzung bedeutet, nämlich Deportation, Folter und Vergewaltigungen». Was dort die russischsprachige Bevölkerung zuvor von ukrainischer Seite erleiden musste, Schwamm drüber.

Aber im wilden Geturne und Gekurve mit partieller Wahrnehmung historischer Ereignisse trägt es Israel dann völlig aus der Bahn: «Die Sowjetunion wird da schnell mal mit Russland gleichgesetzt. Dabei geht vergessen, dass unter den Sowjetrepubliken die Ukraine Schauplatz der schlimmsten Kriegsverbrechen von Wehrmacht und Waffen-SS war.»

Dabei geht Israel vergessen, dass im Westen der Ukraine heute noch der Nazi-Kollaborateur und Kriegsverbrecher Bandera mit Denkmälern gefeiert wird, denn wie kaum woanders haben Teile der Bevölkerung die Nazis bei ihren Kriegsverbrechen so sehr unterstützt wie in der Ukraine. Die dann von der Roten Armee in verlustreichen Kämpfen von den Faschisten befreit werden musste, was vielen Ukrainern heute noch unangenehm ist.

Nach diesem wilden Ritt durch Kannitverstan lobhudelt Israel sich selbst: «Es gäbe also für Intellektuelle auch gute Gründe, entschlossen an der Seite der Ukraine zu stehen und zögerliche Regierungen an ihre Beistandspflicht zu erinnern.» Das kann man im Rahmen der Meinungsfreiheit durchaus sagen. Denn man soll niemandem im Weg stehen, wenn er sich öffentlich zum Deppen machen will.

Israel tut das zum Schluss mit Anlauf und Energie: «Wie würden wir heute rückblickend einen Appell renommierter und bekannter Persönlichkeiten im Sommer 1940 an den britischen Premier Winston Churchill bewerten, doch bitte in Verhandlungen mit Adolf Hitler einzutreten

Am 3. September 1939 hatten Frankreich und England dem deutschen Nazi-Reich den Krieg erklärt. Nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen. Weder zu diesem Zeitpunkt noch danach wären «Persönlichkeiten» auf die Idee gekommen, Churchill um Verhandlungen mit Hitler zu bitten. Welch absurder Vergleich.

Welch hilfreicher Vergleich. Denn er zeigt überdeutlich den Niveau-Unterschied zwischen einem Habermas, einer Schwarzer, einer Wagenknecht und der halben Million Unterzeichner des Manifests – und Israel.

Wie schreibt er so schön vor diesem Bauchklatscher am Schluss: «Etwas Polemik sei deshalb hier auch erlaubt.» Ganz richtig: was für ein arroganter, ungebildeter, historisch unbewanderter Kriegskläffer, der gerne zusieht, wie noch Hunderttausende von Ukrainern sterben werden. Wenn es nach ihm ginge. Glücklicherweise tut es das aber nicht.

Die überwältigende Mehrzahl hat nicht deswegen Recht, weil es so viele sind. Aber vielleicht könnte Israel etwas zu denken geben, dass die «Nationalpazifisten» etwas mehr Zuspruch erhalten als ein «Gegenmanifest», das bei krümeligen 100+ Unterschriften steht:

5 Kommentare
  1. Mario Sacco
    Mario Sacco sagte:

    „Frieden schaffen ohne Waffen“.

    Solange dieses Manifest nicht folgenlos in Russland unterzeichnet werden kann, ist es ohnehin wertlos. Selbst ein vermeintlicher Kleinintellektueller weiss dies, im Gegensatz zur Meute der rezeptlosen Naivlinge.

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    • René Zeyer
      René Zeyer sagte:

      Zu welcher Meute Sie wohl gehören? Wieso sollte ein deutsches Manifest, dass an den deutschen Bundeskanzler gerichtet ist, in Russland unterzeichnet werden? Und wieso sollte das nicht möglich sein?

      Antworten
  2. René Küng
    René Küng sagte:

    Kaum gewünscht in meiner Antwort an Frau Maier, kommt er schon, der Beitrag.
    Und als Ergänzung zu ‹Sesselfurzer› oder ‹Schwätzer› und dem abschliessenden Befund ‹arroganter, ungebildeter, historisch unbewanderter Kriegskläffer› möchte, muss ich nur hinzufügen:

    verdammt gefährlicher Schreibtischtäter.

    Die Wirkung solcher verblendet dummer Hetzer und der Saumedien auf die Bevölkerung ist weiterhin verheerend. Sie wirkt immer noch, immer wieder. Und selbst auf einem intelligenten (bissigen 😉 Portal, das die Lügen, Dreistigkeiten und bodenlose …… unserer Leidmedien zum Dauerthema macht.

    Hab im Herbst einen Bund alter meanstream Medien auf einem Flohmi in der Toskana gekauft:
    noch 1944 und 1945 haben die grossen Zeitungen dort ‹ihre› Italiener über die Erfolge von Adolf im Osten voll gelogen.
    Die selben dann ab 46, 47 die Halsrotation totale. Und sie wurden weiterhin GEKAUFT, für die nächsten 80 Jahre Lügen!

    Als WUNDERBARE Wohltat hier ein Israeli, der gelernt hat, was verschiedene paar Schuhe sehen können:
    https://zeitpunkt.ch/die-gruende-fuer-die-zionistische-bewegung-sind-noch-gueltig-ihre-mittel-nicht

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  3. Heribert Seifert
    Heribert Seifert sagte:

    Wieder ein treffender Text. Immerhin gibt es auch Hoffnung auf ein Ende des mörderischen Irrsinns, jedenfalls wenn man den folgenden Einschätzungen in „ Responsible Statecraft“ dem Publikationsorgan der nicht- interventionistischen US-Aussenpolitiker Glauben schenkt.
    Könnte sein, daß dann, am Ende des Tages, die Kriegsfreunde in Politik und Medien ziemlich blöde dastehen, wenn ihr US -Schirmherr, der nur und ausschließlich seine Interessen verfolgt, plötzlich sagt, daß es jetzt gut ist mit dem Krieg. Wie schnell so was gegen kann, war ja vor nicht allzu langer Zeit in Afghanistan zu sehen.

    https://responsiblestatecraft.org/2023/02/17/diplomacy-watch-is-the-biden-administration-laying-the-groundwork-for-negotiations/
    17.2.23
    Diplomacy Watch: Is the Biden team laying the groundwork for talks?
    As war grinds on and costs rise, ‘White House fears flow of arms may be harder to come by.’

    ……..

    https://responsiblestatecraft.org/2023/02/16/on-ukraine-is-biden-signaling-that-as-long-as-it-takes-may-have-an-end-date/
    16.2.23
    On Ukraine, is Biden signaling that ‘as long as it takes’ may have an end-date?
    There seems to be a lot of talk today about scaling back territorial expectations, and moves toward the negotiating table.

    …..-

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