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Armutszeugnis

Polemik als Ersatz für Argumente greift um sich.

Helmut Herzfeld war ein mutiger Mann. Der Erfinder der politischen Fotomontage änderte seinen Namen in John Heartfield. Im Jahre 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, als «Gott strafe England» zum geflügelten Wort im deutschen Kaiserreich geworden war.

Damals gab es noch keine Shitstorms, wo anonyme Feiglinge öffentlich ihr Mütchen kühlen können. Dass Heartfield betagt 1968 in Ost-Berlin starb, ist ein kleines Wunder. Sein umfangreiches Werk belegt, wie sich ein Künstler mit all seiner Macht gegen den Weltkrieg, den Hitlerfaschismus und all die Kriegsgurgeln wehrte, die plötzlich ihr patriotisches Herz entdeckten und tolle Kurzgedichte machten wie «Jeder Schuss ein Russ, jeder Stoss ein Franzos. Jeder Tritt ein Britt, jeder Klaps ein Japs».

Als er 1932 in der Arbeiter Illustrierten Zeitung diese doppelseitige Fotomontage von Heartfield erschien («Krieg und Leichen – die letzte Hoffnung der Reichen»), wurde diese Ausgabe der AIZ beschlagnahmt. Nicht zuletzt deswegen, weil er aus dem höchsten preussischen Kriegsorden «pour le mérite» in seiner Montage «pour le profit» gemacht hatte. Aber all sein Wirken gegen die Dummheit der Massen, der Verführbaren, der Anhänger einfacher Denkschablonen war vergebens. So wie heute.

Schon damals gab es Kriegsgurgeln, schon damals benützten viele mangels Argumenten billige Polemik. Wie sich die Zeiten wiederholen.

Natürlich hat sich das Vokabular leicht verändert; patriotisches Gedöns ist nicht mehr so gefragt. Aber einiges ist doch fatal ähnlich geblieben. Die Verteufelung des Gegners, der von Grund auf schlecht ist, Slave halt, der Iwan, eigentlich ein asiatischer Untermensch, gefühllos, brutal, tierähnlich, wird von unfähigen Heeresführern sinnlos verheizt.

Dagegen der edle westliche Held, gut geschauspielert von einem Schauspieler, der korrupt sein kann, Millionär, der sich seine Präsidentschaft kaufen liess und dafür den Käufer von Multimillionenklagen amnestierte, das alles tut seinem propagierten Image keinen Abbruch.

Fatal gleichgeblieben ist auch, dass fehlende Gegenargumente mit immer den gleichen demagogischen Blödsprüchen ersetzt werden. Bezahlter Agent Moskaus, auf der Payroll des Kreml, gar Nordkoreas. Zumindest ein Putinversteher (wie der Versuch, jemanden verstehen wollen, zum Schimpfwort denaturieren konnte, unfassbar). Noch schlimmer ist höchstens, dass einer angeblich unwissentlich das Geschäft des russischen Autokraten verrichtet, westliche Werte verrät, auf die primitive Propaganda des unbezweifelbar Bösen hereingefallen ist.

Ausläufer dieser intellektuell tiefergelegten Schimpftiraden branden auch in die Kommentarspalten von ZACKBUM. Da meint so mancher, sein München kühlen zu wollen und mit Verbalinjurien um sich werfen zu müssen. All diese Kläffer merken lustigerweise nicht mal, wie lächerlich sie sich damit machen.

Ein paar erbärmliche Muster:

«Ist Abt immer noch im Sold von Radio Pjöngjang und Russkoe Radio? Er soll für die Weltwoche schreiben vielleicht wurde er dort von der Familie des dicken Diktators einer Gehirnwäsche unterzogen. Auftragsschreiber und Freiheitsverächter Felix Abt macht Zackbum Zeyer zu einem nützlichen Idioten und Stiefellecker des putinschen Systems.»

Wieso ist es so einfach, die Hirne von ansonsten zurechnungsfähigen Zeitgenossen dermassen zu vernebeln? Bei ihnen pavlovsche Reflexe auszulösen, kaum hören sie eine Position, die von ihrer Gesinnungsblase abweicht? Da stapelt einer – unwidersprochen – Beispiele für die braunen Flecke auf Selenskys olivgrüner Weste aufeinander und weist zurecht darauf hin, dass bis heute existierende Denkmäler und Heldenverehrung für den Kriegsverbrecher, Antisemiten und tiefbraunen Nazi Stepan Bandera einige Argumente für Putins Behauptung liefern, dass die Ukraine von Nazis gesäubert werden müsse.

Nun kann mit gutem Recht anderer Meinung sein, dieser Position lauthals und durchaus auch polemisch widersprechen. Aber so ein Argument oder zwei wäre dann schon nicht schlecht. Oder eine Widerlegung dessen, was den Kommentarschreiber in Wallungen bringt.

Eine abweichende Meinung als entweder gekauft oder irrig-blöd abzuqualifizieren, soll das irgend einen Erkenntnisgewinn in die Debatte bringen? Merken diese Dummschwätzer nicht, wenn sie mehr oder minder verklausuliert fordern, dass eine Stimme, deren Äusserungen ihnen nicht passen, zensiert, unterdrückt, nicht publiziert werden sollte, dass sie keinen Deut besser argumentieren oder denken als die Herrschenden in den Zensurstaaten Ukraine und Russland?

Selbstverständlich widerspricht die Annexion der Krim und der Überfall auf die Ukraine nur schon der mit Eiden beschworenen Unantastbarkeit der ukrainischen Grenzen. Und wer Staatsverträge bricht, wird zum internationalen Paria. Schlimmer noch: was als wenige Tage dauernde militärische Spezialoperation angekündigt wurde, ist seit mehr als 1000 Tagen ein veritabler Krieg mit dramatischen Verlusten auf beiden Seiten.

Dass Selensky keineswegs die Lichtgestalt ist, als die ihn die westliche Propaganda hinstellen will, das weiss jeder, der nicht mit Scheuklappen durch die Welt läuft. Er ähnelt in einigen Eigenschaften fatal seinem Widersacher. Dass der Westen, dass die USA die Ukrainer ins Feuer schicken, sie abschlachten lassen, damit Russland als Hegemon lächerlich gemacht wird und Putins Regime ein möglichst grosser Schaden zugefügt wird, triviale Erkenntnis.

Aber zu viele glauben das Märchen der Verteidigung des Wertewestens am Hindukusch, Pardon, bei Kursk, wo das der treudoofe deutsche Landser und auch Panzermänner schon mal versuchten.

Über all das kann man geteilter Meinung sein. Aber ein Meinungsaustausch ist keine Kneipenschlägerei. Das wird es auf ZACKBUM zukünftig nicht mehr geben. Und all die anonymen Schmierfinken sollen sich die Energie sparen, von angeblicher Zensur und Unterdrückung missliebiger Meinungen zu faseln.

Zudem wird es einen Zusammenhang zwischen dem erlaubten Grad der Polemik und der Selbstverständlichkeit geben, dass sich der Autor outet. Umso anonymer, desto pöbelnder? Das lassen wir zukünftig.

Mit Argumenten unterfütterte Polemik ist jederzeit willkommen. Aus Mangel an Argumenten hochgekochte Polemik muss zukünftig andere Gefässe suchen.

Alleine Regeln der Hygiene fordern das. Und falls immer noch einer meckern sollte: hier gilt Hausrecht. basta.

Die braune Brut der Ukraine

Gemeinsam mit der finnischen Premierministerin Sanna Marin nahm Präsident Selensky 2023 am Staatsbegräbnis für den gefallenen Neonazi Kotsiubailo teil, wo sie Blumen am Sarg des Mannes niederlegten, der sich damit brüstete, dass sein Wolfshund die Knochen russischer Kinder fressen könne. Der Führer der „Da-Vinci-Wölfe“, der für ethnische Säuberungen eintrat und dessen Soldaten laut New York Times „Abzeichen im Nazi-Stil, einschließlich des Totenkopfes, trugen“, wurde zum Nationalhelden erklärt.

Von westlichen Politikern und Medien ausgeblendet: Die Nationalhelden der Ukraine sind blutrünstige Nazi-Verbrecher.

 Von Felix Abt

Die Verteidiger des ukrainischen Neonazi-Regimes argumentieren, dass die Ukraine wegen ihres jüdischen Präsidenten und Premierministers nicht nazistisch sein kann. Das klingt so, als ob es in den Vereinigten Staaten keinen Rassismus gäbe, weil Amerika einen schwarzen Präsidenten hatte, oder als ob es im Warschauer Ghetto keine Verbrechen gegen Juden gegeben hätte, weil es eine jüdische Ghetto-Polizei gab, die für die Nazis arbeitete. Der polnische Historiker Emanuel Ringelblum, der mit seiner jüdischen Familie einige Zeit im Warschauer Ghetto verbrachte, beschrieb die Grausamkeit der jüdischen Polizei als oft viel größer als die der deutschen Nazis und der fanatischen Ukrainer und Letten.

Wolodimir Selensky ist ein Mann jüdischen Glaubens, dessen richtiger Vorname Wladimir ist, weil er in die russischsprachige Minderheit hineingeboren wurde.

2014 erklärte er im Fernsehen:

Im Osten und auf der Krim wollen die Menschen Russisch sprechen. Lasst sie in Ruhe, lasst sie einfach in Ruhe. Geben Sie ihnen das Recht, Russisch zu sprechen. Die Sprache sollte unser Land niemals spalten…. Wir haben die gleiche Hautfarbe, das gleiche Blut, unabhängig von der Sprache.

Ukrainisch lernte er erst, als er Politiker wurde.

Er wollte den Krieg gegen die russischsprachige Bevölkerung im Donbass, einschließlich der Diskriminierung dieser Minderheit, beenden, den das banderistische Kiewer Regime seit 2014 gegen die russischsprachige Bevölkerung im Osten führt, nachdem es durch einen vom Westen unterstützten Sturz der demokratisch gewählten Regierung an die Macht kam. Mit dem Versprechen, den Krieg und die Diskriminierung zu beenden, wurde er mit einer sehr hohen Unterstützung durch russischsprachige Wähler zum Präsidenten gewählt.

Als Präsident wurde er von den Banderisten bedroht und unterzeichnete, wie von ihm erwartet, ein Gesetz, das Russisch als Amtssprache verbietet. Russische Fernsehsendungen wurden abgeschafft, und selbst in den Schulen ist Russisch nur noch von der ersten bis zur fünften Klasse für Kinder der russischsprachigen Minderheit erlaubt, während die Lehrer verpflichtet sind, für alle anderen Interaktionen ausschließlich Ukrainisch zu verwenden. Selensky ist zur tragischen Galionsfigur eines russophoben Regimes geworden, dessen Staatsorgane, insbesondere Polizei, Geheimdienste und Streitkräfte, von Neonazis unterwandert sind und kontrolliert werden.

Die Werchowna Rada, das ukrainische Parlament, twitterte das Selfie des ukrainischen Oberbefehlshabers Zaluzhny (bis Februar 2024, seither ukrainischer Botschafter in London) mit dem Nationalidol Stepan Bandera, löschte den Tweet jedoch, nachdem sie erkannt hatte, dass Nazi-Sympathien nicht öffentlich zur Schau gestellt werden sollten, um die westlichen Sponsoren, die angeblich Freiheit und Demokratie in der Ukraine verteidigen, nicht zu blamieren.

Der Vorläufer des heutigen westukrainischen Regimes in Kiew ist die UPA (Ukrainische Aufständische Armee), eine ukrainische Miliz während des Zweiten Weltkriegs, die von dem Kollaborateur und Verbündeten Nazideutschlands, Stepan Bandera, gegründet wurde.

Bandera half Nazi-Deutschland tatkräftig bei der Umsetzung der „Endlösung“ in der Ukraine, bis er 1941 in Berlin in Ungnade fiel, verhaftet und nach Deutschland zurückgeschickt wurde.

Seine UPA massakrierte Juden und andere Minderheiten und war für einen der schlimmsten Völkermorde während des Zweiten Weltkriegs verantwortlich, den Völkermord in Wolyn, bei dem über 100 000 Polen getötet wurden.

Die ukrainische UPA folterte ihre Opfer mit unvorstellbarer Grausamkeit. Selbst die Deutschen waren über das Ausmaß ihres Sadismus schockiert.

Die Opfer wurden skalpiert. Ihnen wurden Nasen, Lippen und Ohren abgeschnitten. Ihnen wurden die Augen ausgestochen, die Hände abgetrennt und die Köpfe in Klemmen gequetscht. Frauen wurden die Brüste abgeschnitten und schwangeren Frauen wurde in den Bauch gestochen. Männern wurden die Genitalien mit Sicheln abgetrennt.

Die neuen Helden der Verfechter der ukrainischen Herrenrasse stehen mit ihren alten Idealen für eine Zukunft in einer “gesäuberten” Ukraine, frei von Russischsprachigen, Juden und anderen “geringwertigen” Minderheiten.  [Quelle: Ynet News]

Professor Timothy Snyder, der in den Medien oft zitierte amerikanische Historiker, der heute das ukrainische Regime, das sich auf Bandera beruft, durch dick und dünn unterstützt und rechtfertigt, schrieb früher, dass Banderas OUN (die später zur „Ukrainischen Aufständischen Armee“ oder UPA wurde) :

 „…den Deutschen half, mörderische Pogrome gegen Juden, Polen und andere Minderheiten zu organisieren. Damit trieben sie eine deutsche Politik voran, die jedoch mit ihrem eigenen Programm der ukrainischen ethnischen Reinheit übereinstimmte. Bandera wollte aus der Ukraine eine faschistische Einparteiendiktatur ohne nationale Minderheiten machen.“

Wussten Sie, dass es heute sogar eine Banderitische Internationale gibt, die das Kiewer Regime weltweit unterstützt? Sie heißt zwar nicht „Internationale“, aber sie tut so, als wäre sie es. Sie übt einen großen Einfluss auf die westliche Politik und Meinungsbildung aus. Natürlich haben Sie wahrscheinlich noch nie von dieser Bandera-Lobby gehört, denn es gibt keinen einzigen Journalisten in Europa (soweit ich herausgefunden habe), der darüber recherchiert hat.

Lew Golinkin, ein renommierter ukrainischer Journalist jüdischen Glaubens, der in der Ukraine aufgewachsen ist und derzeit in den USA lebt, kritisiert die Berichterstattung der Mainstream-Medien, die den neonazistischen Charakter des Kiewer Regimes verschleiern.

Und was die Bandera-Lobby betrifft, so gibt es im Westen nur einen einzigen Journalisten, nämlich den jungen amerikanischen Enthüllungsjournalisten und Historiker Moss Robeson, der sich auf dieses Thema spezialisiert hat. Er wird nicht von den Mainstream-Medien veröffentlicht. Stattdessen landete er auf der Todesliste derer, die er beobachtet. Das macht Sinn.
Den westlichen Politikern und Medien, insbesondere den deutschen, ist es recht, wenn niemand weiß, welches Regime sie unterstützen, vor allem, wenn es ein Neonazi-Regime ist. (Und nein, es braucht keinen Putin, um das herauszufinden).

Hier sind zwei Artikel von Robeson:

The Holodomor Industry. The ‘Bandera Lobby’ and the ‘Ukrainian Holocaust’ industry

‘100% Gentle Azovization.’ Neo-Nazis train Ukraine’s Presidential Brigade, and top instructor calls Ukrainians slaves that must be weaponized.

Und hier posiert Volodymyr Zelensky mit der schwarz-roten banderistischen UPA-Flagge, die hinter ihm weht.

Wenn das alles nicht gut zusammenpasst!

Peinlich, peinlicher, Medien

35 Meldungen zum feigen Rückzieher des Zurich Film Festival. Darunter eine kritische von ZACKBUM.

Das Medienarchiv SMD weist seit gestern 35 Treffer für die Stichworte ZFF und Dokumentarfilm auf. Die Medien sind ihrer Berichterstatterpflicht nachgekommen. Sie haben vermeldet, dass Festival-Direktor Christian Jungen eine Kehrtwende hingelegt hat.

«Weil das Leben besser mit Filmen ist». Reine Realsatire.

Der Mann trägt den Smoking gut und kann verbindlich auf dem grünen Teppich in die Kameras grinsen. Hinter dieser Fassade verbirgt sich aber ein feiger Wackelpudding, der vor dem Gegröle des Pöbels von nah und fern einknickt. Alleine die ungehörige und rüppelige Intervention der ukrainischen Regierung hätte dazu führen müssen, dass man diesen Zensoren ein kräftiges «nicht bei uns» entgegen hielte.

Aber doch nicht das Film Festival. Gegen diese massive Zensur hätte selbstverständlich auch die Stadtregierung, die Kantonsregierung, die Landesregierung protestieren müssen. Und sich diese unerhörte Einmischung in innere Angelegenheit und die Freiheit der Kunst verbitten sollen. Wo kämen wir hin, wenn in der Schweiz ukrainische Zustände der Zensur und Unterdrückung herrschen würden. Wo bleibt der Respekt gegenüber einem Land, das Zehntausende von kriegsunwilligen Ukrainern mit Sonderstatus aufnimmt und mit Hunderten von Millionen Franken Steuergeldern durchfüttert.

Das alles hätte man tun können. Das alles hätten die Qualitätsmedien der Schweiz vielleicht erwähnen können. Aber mutig sind deren Journalisten nur, wenn es darum geht, Fernes zu kritisieren. Putin, Trump, Maduro, Kim der Dickere, da kann die Journaille Dampf ablassen, billig herumkrakeelen.

Finden Massaker und Tragödien in der falschen Weltgegend und mit Menschen der falschen Hautfarbe statt, bleiben sie ebenfalls stumm. Myanmar, Sudan, Äthiopien, Eritrea: scheiss drauf. Schlägt aber in der Ukraine eine russische Rakete ein, wird grosses Geschrei erhoben. Schlägt in Russland eine ukrainische aus europäischer Produktion ein, eher nicht.

Aber nun passiert in Velodistanz der Redaktionen von «Blick», NZZ und Tamedia etwas Ungeheuerliches. Ein feiger Festivaldirektor nimmt die Sicherheit des Anlasses zum billigen Vorwand, um Zensurrüpeln nachzugeben.

Ein ungeheuerlicher Vorgang. Lediglich die NZZ, obwohl Veranstalter und Besitzer, wagt ein kritisches Wort, was ihr hoch anzurechnen ist. Und die übrigen Medien? Gebührensender SRF? Sendepause. Tamedia, «Blick», CH Media: möglichst neutrale Meldungen. Alle sonst so meinungsstarken Kommentatoren sind verstummt. Oder überlassen krakeeligen Kommentatoren den Raum, die sich öffentlich zum Deppen machen, indem sie einen Dokumentarfilm als russische Propaganda beschimpfen, den sie nicht einmal gesehen haben.

Russische Soldaten sind nicht generell Kriegsverbrecher, Vergewaltiger, Kriminelle, Tiere, Untermenschen? Keine seelenlose Mordmaschinen, wie sie schon von der Nazi-Propaganda dargestellt wurden? Der Iwan gegen den aufrechten Freiheitskämpfer aus der Ukraine, dessen angebräunte Seele und Verehrung für den Faschisten, Antisemiten und Kriegsverbrecher Stefan Bandera lieber verschwiegen wird. Genau wie die Massaker von Wolhynien und Ostgalizien mit wohl 100’000 von ukrainischen Nationalisten ermordeten Polen. Ist das wirklich unser Schwarzweissbild, mit dem wir russische Propaganda und Zensur kritisieren wollen?

Nein, da gilt kein «die auch, wieso dann wir nicht». Aber Kritik an anderen und an Zensur und an Lügen ist nur dann glaubwürdig, wenn sie keine grossen blinden Flecken aufweist.

Angenommen, am Moskauer Filmfestival wäre die Doku «Russians at War» zuerst angekündigt, dann gecancelt worden. Man sähe die Halszäpfchen der Kommentatoren. Typisch. Putin. Zensur. Die armen Russen. Verblendet und einseitig informiert. Denen fehlt halt unsere westliche Meinungsfreiheit.

Welch elende Heuchelei der Mainstream-Medien. ZACKBUM wiederholt sich. Die schaufeln sich nicht in erster Linie das Grab, indem sie das Skelettieren als Weichenstellung zum Qualitätsjournalismus schönschwatzen. Sondern durch ihre abgründige Heuchelei und feige Doppelmoral.

Es darf geklittert werden

Ulrich M. Schmid will Slawist, Literaturkritiker und Hochschullehrer sein. Eine Schande.

Über das Niveau der HSG gibt es bereits genügend Darstellungen. Stammen sie nicht von der HSG selbst, sind sie alles andere als schmeichelhaft.

Dafür sorgt auch Ulrich M. Schmid mit seinen regelmässigen Beiträgen in der NZZ. Er perseveriert über die Zukunft des «Vielvölkerstaats Russland nach einer Niederlage in der Ukraine». Er vergreift sich auf tiefstem Niveau an «Lenin, der Untote». Er spielt den kältesten aller kalten Krieger, obwohl diese Zeit längst vergangen sein sollte, selbst in der NZZ.

Nun rezykliert er die Aufzeichnungen von Bogdan Staschinski. Ein KGB-Agent, der den «ukrainischen Nationalisten Stefan Bandera» in dessen Münchner Exil liquidierte. Den «ukrainischen Freiheitskämpfer und Exilpolitiker Bandera».

Dieser «autobiographische Bericht» wurde verfasst, nachdem Staschinski aus der DDR geflohen war, sich gegenüber dem westdeutschen Geheimdienst geoutet hatte und für seine Informationen eine milde Gefängnisstrafe erhielt, aus der er vorzeitig nach vier Jahren entlassen wurde. Seither ist er abgetaucht.

Immerhin bemerkt Schmid, es sei «allerdings bei der Lektüre von Staschinskis Bericht höchste Vorsicht geboten. Es ging dem Überläufer ja darum, für sich selbst ein möglichst günstiges Urteil zu erwirken». Das im Kleingedruckten, im Lead behauptet der Slawist Schmid munter, das Machwerk gebe «Aufschluss über die zeitlosen Methoden des KGB».

Von Quellenkritik hat der Wissenschaftler offenbar nicht viel gehört; eine aus so offensichtlichen Motiven verfasste Selbstentlastung soll die «zeitlosen Methoden des KGB» darstellen. Und morgen erzählen wir ein anderes Märchen.

Immerhin erwähnt Schmid in seiner begeisterten Nacherzählung dieser Schrift: «Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 kollaborierten die ukrainischen Nationalisten mit der Nazi-Besatzungsmacht. Staschinski erinnert sich daran, wie er als Knabe die Gründung der ukrainischen SS-Division «Galizien» in Lwiw miterlebte. Ebenfalls wurde er Zeuge des Holocaust, bei dem «ständig betrunkene» ukrainische Hilfspolizisten «besonders wüteten».

Das Fazit Schmids: «Man wird nie abschliessend entscheiden können, wo in Staschinskis Bericht die Wahrheit endet und wo die Dichtung beginnt. Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass sich der zweifache Mörder in einem besonders vorteilhaften Licht präsentieren wollte.» Besser wäre wohl die literaturkritische Bemerkung: da sich nichts an diesem Bericht überprüfen lässt, die Absicht überdeutlich ist, endet die Wahrheit vor dem ersten Buchstaben.

Aber Schmids Absicht ist eine ganz andere:

«Gleichzeitig zeigen einzelne Episoden deutlich, wie das KGB-Milieu funktioniert, in dem auch Wladimir Putin seine frühe Karriere absolviert hat. Das Grundprinzip lautet: Nichts ist, wie es scheint, und selbst der Schein ist sorgfältig konstruiert.»

Heissa, welch ein Bogen von einem Lügenmärchen eines Überläufers zu Putin. Aber das ist nicht mal das Schlimmste an dieser Eigenrufschädigung eines Slawisten.

Er bezeichnet Bandera als «Nationalisten, ukrainischen Freiheitskämpfer und Exilpolitiker». In Wirklichkeit war Bandera ein Mörder, ein übler Kollaborateur mit den Nazibesatzern während des Zweiten Weltkriegs. Seine politische Bewegung war massgeblich an Pogromen gegen Juden beteiligt, unter ihm als überzeugter Faschist.

Eines seiner Ziele war die «Säuberung» der Ukraine von Juden, Polen und Russen. Dafür wurde er in Abwesenheit in der Sowjetunion zum Tode verurteilt und floh 1946 nach München.

Im Westen der Ukraine wird der Verbrecher bis heute als Nationalheld gefeiert, mit Denkmälern und Briefmarken, so zu seinem 100. Geburtstag 2009 (siehe Titel).

Wie soll es mit der Tätigkeit eines Hochschuldozenten vereinbar sein, ein solch unwissenschaftliches, parteiliches, einäugiges, historische Fakten übersehendes Machwerk abzuliefern? Wie kann das die NZZ – welch ein Versagen der Qualitätskontrolle – publizieren?

Ein Überläufer will sich selbst im besten Licht darstellen, um ein möglichst mildes Urteil eines deutschen Nazirichters zu erwirken. Als KGB-Agent hatte er den Faschisten Bandera in seinem deutschen Exil getötet.

Darauf macht Schmid einen «Bericht», der angeblich «Aufschluss über die zeitlosen Methoden des KGB» gebe, in deren Tradition auch Putin erzogen wurde. Und aus dem zum Tode verurteilten Verbrecher Bandera macht Schmid einen «ukrainischen Freiheitskämpfer».

Wenn man ein Beispiel für das Wort Geschichtsklitterung bräuchte, hier ist es. Besser als der Duden kann man dieses Stück von Schmid nicht beschreiben: «aus einer bestimmten Absicht heraus verfälschende Darstellung oder Deutung geschichtlicher Ereignisse oder Zusammenhänge». Et voilà.

Und die Kommunisten?

Geschichtsschmiere und verklebter Blick auf die Gegenwart in der NZZ.

«Der 20. Juli sollte zum Feiertag werden», fordert Ulrich Schlie im Organ der gepflegten Denke und des kenntnisreichen Diskurses. Schön wär’s. Leider ist diese Suada ein überzähliger Beweis dafür, dass Geschichte nicht einfach vergangen ist. Sondern immer und immer wieder umgeschrieben, umgedeutet, durch ideologische Brillen gesehen wird. Viel berechtigter wäre die Ernennung des 8. November 1939 zum Feiertag. Aber ob Schlie der Name Georg Elser ein Begriff ist?

Schlie benützt den üblen Taschenspielertrick,  Parallelen zur Gegenwart zu ziehen, indem er in die Vergangenheit etwas hineinprojiziert, um dann Heureka zu sagen: ich hab’s in der Geschichte gefunden. Selten ist es aber so niveaulos, oberflächlich, einseitig wie bei ihm. «Das ukrainische Volk kämpft gegen den Wahnsinn der russischen Invasoren.» Das ist mal ein Satz. Was hat der nun mit dem schmählich gescheiterten Attentat einer Militärkamarilla um den überzeugten Nazi Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler zu tun? Gemeinsam sei beiden Ereignissen die Antwort auf die Frage «Wer hält stand?», die Dietrich Bonhoeffer stellte.

Für diesen Missbrauch eines historischen Zitats sollte man dem Historiker Schlie die Schulterklappen herunterreissen. Aber eigentlich ist er genügend gezeichnet, denn er sei «Henry-Kissinger-Professor für Sicherheit- und Strategieforschung an der Universität Bonn». Wer einen Lehrstuhl bekleidet, der nach einem Kriegsverbrecher benannt ist, was ist von dem schon zu erwarten.

Reine Geschichtsschmiere. Schlie lobhudelt den späten Versuch des Nazimilitärs, Hitler loszuwerden. Als längst klar war, dass Deutschland den Krieg verlieren würde und die Alliierten mit dem Gröfaz nur über eine vollständige Kapitulation verhandeln würden. Wieso also nicht ihn beiseite räumen, um dann zusammen mit den Westalliierten nochmals auf die UdSSR losgehen? Das war der feuchte Traum der Wehrmacht; von Stauffenberg hatte während seines Einsatzes im Osten genügend Erfahrung mit den bolschewistischen Untermenschen gesammelt, während des Vernichtungsfeldzugs, an dem er klaglos teilnahm. Und nicht nur Churchill fragte sich nach dem Zweiten Weltkrieg, ob man nicht «das falsche Schwein geschlachtet» habe.

Schlie sieht das ganz anders, das seien alles nur «Klischees»: «Dazu zählt vor allem auch die Auffassung, Stauffenberg und seine Freunde hätten sich nur zum Äussersten entschlossen, weil die militärisch kaum noch abzuwendende Niederlage nur durch einen Regimewechsel hätte verhindert werden können, und ihr massgebliches Motiv sei «das kollektive Eigeninteresse der alten Eliten» gewesen, wie es der Historiker Peter Longerich formulierte.»

Allerdings fällt Schlie nun keine Erwiderung auf diese korrekte Feststellung ein, die nicht nur ein einziger Historiker formuliert, sondern die weitgehend Konsens  ist. Aber was heisst auch schon Konsens. In Deutschland gab und gibt es immer wieder Historiker, die Hitlers Überfall auf die Sowjetunion zu einem durch Stalin provozierten Präventivschlag umlügen. Sie werden immer wieder in die Schranken gewiesen, kriechen aber immer wieder aus ihren Löchern.

Schlie macht nun noch einen weiteren Ausflug in die Gegenwart, der völlig zusammenhangslos aufpoppt: «Vieles von dem, was wir zu den Bedingungen des Widerstands gegen Hitler in den Zeiten der deutschen Diktatur analysiert haben, kann im heutigen Russland beobachtet werden.» Hä? Was will uns das dunkle Historikerwort sagen? «Der Einsatz des Einzelnen, die Frage, wie man standhält und nicht untergeht, ist heute so aktuell wie damals.»

Das mag so sein. Aber gerade von einem Historiker kann man auch bei einer Feier zum missglückten Attentat doch erwarten, dass er wenigstens ein Wort über den Widerstand verliert, der am massivsten war, der die meisten Opfer gebracht hat: den Widerstand der Kommunisten in Deutschland. Sie füllten neben den Juden die Konzentrationslager.

Wilhelm Knöchel, Willi Seng, die Herbert-Baum-Gruppe, die Uhrig-Römer-Gruppe, die Schulze-Boysen-Gruppe, die Widerstandgruppe Lechleiter, der Hitler-Attentäter Georg Elser, diese tapferen Kämpfer und so viele namenlose Antifaschisten, die ihr Leben liessen, das sind die wahren Helden des Widerstands gegen Hitler.

Die haben dem Wort von Bonhoeffer nachgelebt, selbst im Wissen um die Vergeblichkeit, die Alfred Andersch in seinem Roman «Sansibar oder der letzte Grund» beschrieben hat.

Aber das passt nicht ins ideologische Raster von Schlie, so wie ganz allgemein ungern erwähnt wird, dass die Sowjetunion mit Abstand den grössten Blutzoll bei der Befreiung Europas vom Hitlerfaschismus geleistet hat. Immer wieder werden dabei Gräueltaten beklagt, die die Rote Armee bei ihrem Vormarsch gegen Westen beging. Was diese Soldaten allerdings zuvor sehen mussten, als sie zuerst die Sowjetunion von den deutschen Barbaren befreiten, welches Leid, welche Zerstörung, welche namenlosen Verbrechen sie ertragen mussten (neben den Ungarn und den Österreichern waren nebenbei die Ukrainer um den Kriegsverbrecher und Antisemiten und heute noch umjubelten Stepan Bandera die fleissigsten Helfershelfer der Nazis), das wird gerne unterschlagen.

Wenn man Geschichte à la Schlie betrachtet, dann lernt man nichts daraus. Im Gegenteil, eine solche Verfälschung, eine solche Klitterung, eine solche Schmiere verklebt den Blick auf die Gegenwart. Schlie, das ist Geschichtsschreibung à la Hollywood, wo Tom Cruise, der Scientologe, einen heldenhaften Stauffenberg spielte, eine Karikatur der Karikatur.

Ein weiterer Beweis, dass auch bei der NZZ die Qualitätskontrolle schwere Lücken aufweist.

Das NZZ-Desaster

Hoch lebe die Meinungsfreiheit. Aber muss das sein?

Gekonnt ist gekonnt. Kommentator Jörg Himmelreich setzt schon den allerersten Satz in den Sand: «Putins Invasion in die Ukraine im Februar 2022 stellt das grösste Desaster bundesdeutscher Aussenpolitik seit dem Zweiten Weltkrieg dar.»

Der Mann lehrt an der «École Supérieure de Commerce de Paris». Hat aber offensichtlich von Geschichte nicht den Hauch einer Ahnung. Das vormalige Desaster deutscher Aussenpolitik im Zweiten Weltkrieg war die Invasion der Ukraine, wo die Nazis – fleissig unterstützt von ukrainischen Kollaborateuren um den heute noch verehrten Kriegsverbrecher und Judenhasser Stepan Bandera – wie die Barbaren wüteten. Bis die Rote Armee die Sowjetrepublik unter grossen Opfern – und gegen den erbitterten Widerstand auch von Nazi-Ukrainern – vom Joch des Faschismus befreite.

Das zum Thema Desaster. Dann zum Thema Deutschland – Russland: «Die Missdeutung der Herrschaftskultur Russlands und seiner Politik folgt jahrhundertealten tiefen Spuren in der deutschen Geschichte und Kultur über alle Kriege hinweg.»

Dann holt Himmelreich weit in die Geschichte bis zu Iwan dem Schrecklichen (1530 – 1584) aus, um mit gewählteren Worten zu sagen, dass der Iwan, der slawische Mensch als solcher, der Russe halt (und blöd auch, dass das Wort vom bolschewistischen Untermenschen ein Geschmäckle hat) halt modernen Errungenschaften wie Demokratie, Eigentumsgarantie oder Trennung von Kirche und Staat nicht mächtig sei. Dabei waren zum Beispiel Kirche und Staat fast im ganzen letzten Jahrhundert strikt getrennt. Aber dass es von 1917 bis 1991 eine Sowjetunion gab, ignoriert der Wissenschaftler.

Das hindert ihn nicht daran, Ignoranz der deutschen Politik vorzuwerfen: «Auf der Verkennung dieser historischen Tatsachen beruhten die Kernirrtümer deutscher Russlandpolitik. Der historischen Herrschaftskultur sind die Begriffe von Demokratie, von Grund- und Menschenrechten fremd.» Das ist nun echt witzig, denn der deutschen Politik waren diese Grundbegriffe bis 1918 auch nicht geläufig, und dann gab es doch noch irgendwann so ein Drittes Reich, das nicht nur gegenüber den jüdischen Mitbürgern auf Menschenrechte geschissen hat.

Und ab 1949 war zumindest die Hälfte Deutschlands auch nicht wirklich mit Demokratie gesegnet.

Nach diesem Blindflug durch die Geschichte kommt Himmelreichs zur Gegenwart zurück: «Russland kehrt sich von Europa ab und besinnt sich zurück auf alte Pfade asiatischer Orientierungen – nach Karl Marx solche einer «asiatischen Despotie». So ist halt der Iwan. Wird bloss ein wenig vom Westen sanktioniert, sein Überfall auf die Ukraine wird zum Stellvertreterkrieg gemacht, in dem auch deutsche Panzer endlich wieder durch das Land rasseln dürfen und gegen russische Invasoren schiessen, und schon wendet der sich der asiatischen Despotie zu, wie schon Marx wusste.

Aber weiter im wilden Ritt wider Vernunft und Geschichte: «Gegenüber einer Macht, deren historische Staatsräson militärische Expansion ist, kann westliche Demokratie und Freiheit nicht mit Verträgen, temporären Waffenstillständen und einer alle russischen völkerrechtswidrigen Annexionen hinnehmenden Appeasement-Politik verteidigt werden.»

«Westliche Demokratie und Freiheit» hat in den letzten zwei Jahrhunderten dreimal Russland überfallen. Frankreichs Napoleon, Deutschlands Wilhelm Zwo und schliesslich noch Hitler. Währenddessen hat Russland in der geglichen Zeit (und auch zuvor) niemals den Westen angegriffen. Der Ostblock entstand als unausweichliche Folge des Zusammenbruchs des Hitlerfaschismus. Für die Befreiung Europas von dieser braunen Pest hat die Sowjetunion übrigens den höchsten Blutzoll aller Alliierten erlitten; über 25 Millionen Tote.

Bis hierher ist es nur hirnrissig, was Himmelreich dichtet. Dann wird’s aber richtig gefährlich: «Einer Herrschaftskultur, die sich alleine durch ihre rechtswidrige Machtausübung definiert, diplomatisch nachzugeben, ist tödlichDas heisst mit anderen Worten: besser schiessen statt reden.

Dann wärmt Himmelreich doch tatsächlich die alte Lüge in modernem Gewand auf, dass Hitlers Überfall auf die Sowjetunion in Wirklichkeit ein Präventivschlag war:

«Die deutsche Politik und weite Teile der deutschen Gesellschaft müssen endlich begreifen, dass Putin Deutschland schon längst den Krieg erklärt hat.»

Und wie damals gibt es natürlich moskauhörige Trottel: «Putins fünfte Kolonne bilden all die Ex- Stasi- und Ex-SED-Netzwerke, die nützlichen Idioten von AfD, der Linken und Teilen der SPD.»

Während die das Geschäft des Kremls verrichten, gehe es in Wirklichkeit darum: «Es bedarf endlich einer abgestimmten westlichen Politik, Russland vor allem wirtschaftlich zu besiegen und damit seine latente historische Gefahr für Europa nach dem Zusammenbruch der UdSSR 1991 endgültig zu neutralisieren.»

Wir lesen genau: besiegen, «vor allem» wirtschaftlich. Also auch militärisch. Aus diesem Vokabular ist auch der Begriff «neutralisieren» entlehnt.

Mit anderen Worten: Germans to the front, schliesslich kennt sich der deutsche Landser, bzw. sein moderner Nachfahr, der «Staatsbürger in Uniform», damit doch bestens aus. Hat ja immer prima geklappt.

In Wirklichkeit, das ist ein von angesehenen Historikern mehrfach beschriebene historische Konstante, herrschte immer dann Frieden in Europa, wenn es friedliche Beziehungen zwischen Deutschland und Russland gab. Das war schon so, als Deutschland noch gar nicht existierte und Preussen die Führungsmacht im deutschen Fleckenteppich von Kleinstaaten war.

Es lebe die Meinungsfreiheit und jeder darf sich öffentlich zum Deppen machen. Aber muss das in der NZZ sein?

Deutsche auf dem Kriegspfad

Wie von Schlafwandlern wird der Krieg herbeigeredet.

«… in dieser Zeit, in der eben das geschieht, was man sich nicht vorstellen konnte, und in der geschehen muss, was was man sich nicht mehr vorstellen kann, und könnte man es, es geschähe nicht …»

Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit, 1919.

Kriege brechen nicht einfach aus. Sie werden vorbereitet, herbeigeschwatzt, aufgepeitscht. Von «nie wieder Krieg» wechselt das Narrativ zu «Verteidigung von Demokratie und Freiheit». Notfalls halt mit Krieg.

Der französische Präsident Macron quatscht bereits von «préparer l’esprit de guerre». Als hätte es den Franzosen nicht gereicht, dass Napoleon in den Weiten Russlands seine «Grande Armée» verlor.

Man konnte sich lange Zeit keinen Krieg mehr in Europa vorstellen. Wenn wir den Bürgerkrieg in Ex-Jugoslawien aussen vor lassen. Da gab es einmal den SPD-Kanzler Gerhard Schröder, der sich nicht an einer der Koalitionen der angeblich «Willigen» beteiligen wollen, mit denen die USA ihr völkerrechtswidriges Intervenieren in fremden Staaten pseudolegitimierten.

Nun gibt es einen SPD-Kanzler Olaf Scholz, der sich standhaft weigert, einen deutschen Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern. Obwohl deutsche Sandkastengeneräle sich dabei abhören liessen, wie man mit dieser Waffe die russische Brücke zur Krim  zerstören könnte.

Munition, Waffen, Artillerie, Panzer, Flugzeuge, Raketen. Es fehlen eigentlich nur noch die Truppen, und schon hätten wir eine direkte Konfrontation zwischen der NATO und Russland. Kann man sich nicht vorstellen? Eben, könnte man es, es geschähe vielleicht nicht.

Hoffte noch Karl Kraus als Resümee des Ersten Weltkriegs. Aber wer erinnert sich schon noch, wer das war.

Nun gibt es in Deutschland ganz neue Kampfeslinien zwischen Politikern, die nicht an einer Eskalation interessiert sind, und echten Kriegsgurgeln, die oftmals nur aus parteipolitischem Kalkül verbal aufrüsten. Zuvorderst marschiert Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Sie verkauft sich als «Eurofighterin» und «Oma Courage» und möchte am liebsten mit der Waffe in der Hand gegen den russischen Untermenschen anstürmen. Ein rechtes Flintenweib.

In kriegerische Wallungen bringt auch der SPD-Politiker Rolf Mützenich fanatische Kriegsgurgeln mit einer durchaus vernünftigen Aussage:

«Ist es nicht an der Zeit, dass wir nicht nur darüber reden, wie man einen Krieg führt, sondern auch darüber nachdenken, wie man einen Krieg einfrieren und später auch beenden kann

CDU-Aussensprachrohr Norbert Röttgen keift: «Um Europa von der ›Kriegsfessel‹ zu befreien, will Mützenich den Krieg einfrieren. Damit verabschiedet sich die SPD von dem Ziel, den Krieg Putins zum Scheitern zu bringen.»

Aber die Grünen schlägt niemand in Sachen Opportunismus und Wendehalsigkeit. Die ehemalige Friedenspartei behauptet, diese Aussage sei ein «Rückfall in die alte Russlandpolitik der Sozialdemokratie», die nun doch nicht von ihrer «oftmals naiven Appeasementpolitik gegenüber Russland»  abgerückt sei. Dagegen behauptet die Grünen-Chefin Ricarda Lang: «Ich setze mich für mehr Unterstützung für die Ukraine ein, weil ich Frieden will

Frieden durch Krieg, mehr Unterstützung fürs Gemetzel, damit Leben gerettet werden. Oder zumindest Demokratie und Freiheit – in einem Land, das weder mit dem einen noch dem anderen viel am Hut hat. Ob die Dame frühere Durchhalteparolen der Deutschen nachahmt – oder sich geschichtsvergessen nicht daran erinnert? «Wir sollten da einen klaren Kurs behalten. Nicht ins Zögern verfallen, nicht ins Zaudern verfallen.» Kein Zögern, kein Zaudern, das bellte auch aus dem Volksempfänger.

Aber für den schärfsten Spruch ist der über seine unmöglichen Sprüche gefallene ukrainische Botschafter Andrij Melnyk zuständig. Der ist nämlich nicht nur ein grosser Fan des Kriegsverbrechers, Nazi-Kollaborateurs und Antisemiten Stepan Bandera, sondern wäffelt auch aus dem fernen Brasilien über Mützenich: «Habe immer gesagt: Dieser Typ war und bleibt der widerlichste deutsche Politiker. Für immer und ewig.»

Und solche Amoks sollen von Deutschland unterstützt werden? Brandstifter und Kriegstreiber, verantwortungslos, geschichtsvergessen. An vorderster Front unglaublicherweise die Grünen. Es gibt eigentlich nichts, was diese charakterlosen Lumpen noch nicht verraten haben. AKW, nein danke? Ach was, kann man doch drüber reden. Braunkohlekraftwerke sind des Teufels? Ach, wenn man sie halt braucht, was soll’s. Die Grünen, angeführt von Petra Kelly, waren mal eine Friedenspartei? Na, Kelly ist schon lange tot, und wer erinnert sich noch an solchen Quatsch?

Ob Melnyk der widerlichste ukrainische Vertreter ist, das ist schwer zu beurteilen. Dass aber wie in der Vergangenheit verantwortungslose Zündler verbal das Terrain dafür vorbereiten, dass es halt mal wieder sein muss, jeder Schuss ein toter Russ, züchtigt die asiatischen Horden, verteidigt unsere Werte, wir haben nicht angefangen, aber nun wird endlich richtig zurückgeschossen – wanken wir wieder ins Unvorstellbare, das deswegen geschehen wird?

Putin ist in typischer Überheblichkeit eines autokratischen Herrschers, der von Jasagern umgeben ist und zudem fehlinformiert, in eine offenkundige Falle getreten. Er meinte, mit einer «militärischen  Spezialoperation» die Ukraine in wenigen Tagen erobern zu können, mit einem Enthauptungsschlag gegen Kiew. Zwei Jahre später ist es offenkundig, dass er damit krachend gescheitert ist. Aber nun müsste es darum gehen, wie er aus dem selbstverschuldeten Schlamassel wieder herauskommt, ohne dabei Gesicht und Leben zu verlieren.

Stattdessen wollen immer mehr westliche Kriegsgurgeln die Russen bluten lassen, auf Kosten des Bluts der Ukrainer. Die sollen alle nötigen Waffen bekommen, damit sie besser sterben können und das eigene Land noch mehr verwüsten. Als ob das die russischen Invasoren nicht schon zur Genüge täten.

Kriege enden am schnellsten mit Verhandlungen. Auch Deutschland, ausgerechnet, wäre die weitgehende Zerstörung erspart geblieben, wenn die dummen Deutschen nicht begeistert einem «totalen Krieg» zugestimmt hätten – als der Krieg schon total verloren war.

Wollen einzelne Exponenten schon wieder einen totalen Krieg? Glaubt jemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, dass Putin militärisch in die Knie gezwungen werden kann? Dass man ihn gegen die Wand klatschen könnte, und die Gefahr, dass er sich mit einem Atomschlag wehrt, wäre minimal?

Erreichen die Kriegsgurgeln das, was sie sich nicht vorstellen können, dann haben es im Nachhinein alle wieder nicht gewusst, konnten doch nicht ahnen, hätte niemals gedacht. Und auf jeden Fall wäre dann der Iwan dran schuld, doch nicht der Westen, der zivilisierte, aufgeklärte, der aus der Geschichte gelernt hat.

 

NZZ schwelgt in der Vergangenheit

Was aktuell ist, bestimmt immer noch die alte Tante.

«Zwei Jahre Krieg in der Ukraine», das ist der NZZ eine eigene Rubrik wert. Allerdings nicht unbedingt aktuelle Artikel. Der erste ist vom 24. Februar. Allerdings 2023. Der älteste stammt gar vom August 2022. Das ist mal eine souveräne Handhabung der Aktualität.

Dabei wäre das Thema durchaus von latenter Aktualität: «Wie soll die Ukraine mit dem umstrittenen «Nationalhelden» Stefan Bandera umgehen?» Da punktet die NZZ mal wieder damit, dass sie einen kompetenten Wissenschafter zu einem Gastbeitrag aufgeboten hat. Grzegorz Rossolinski-Liebe ist sicherlich der beste Bandera-Kenner zurzeit.

Der Kriegsverbrecher, Faschist und Nazi-Helfer Bandera wird nicht nur in der Westukraine bis heute kultig verehrt. Der konfliktive Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andri Melnik, musste seinen Posten nicht etwas wegen seiner rüden Art räumen, sondern weil er dem Nationalistenführer Bandera mit uneingeschränkter Verehrung begegnete.

Diese postfaschistische Heldenverehrung machte es Präsident Putin einfach zu behaupten, das Hauptziel des russischen Überfalls sei die Ent-Nazifizierung der Ukraine.

Zur Verteidigung Banderas wird häufig angeführt, dass er einige Jahre während der Nazi-Besatzung der Ukraine im Gefängnis verbrachte. Also sei er doch an der Ermordung von 800’000 Juden durch die Deutschen in der Westukraine nicht beteiligt gewesen.

Aber Helfershelfer seiner Organisation töteten bis 1944 in Wohlhynien und Galizien weitere 100’000 Polen. Dazu schreibt Grzegorz Rossolinski-Liebe: «In seiner Gefangenschaft war Bandera nicht im Detail über den Verlauf der Ereignisse informiert. Aber die Massenmorde an Juden und Polen, deren Ziel ein ethnisch-homogener Staat war, entsprach weitgehend seinen politischen Vorstellungen und den Zielen der OUN.»

Nachdem Bandera in seinem Exil in Deutschland 1959 vom KGB ermordet worden war – in der damaligen Sowjetunion war er als Kriegsverbrecher in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden – wurde er in der Westukraine zunehmend zum Nationalhelden stilisiert. Dieser Mythos «manifestiert sich in zahlreichen Denkmälern, Museen, Strassennamen, Briefmarken, Musikfestivals und den Tattoos seiner Anhänger».

Schlimmer noch: «Denn der Kreis der Bandera-Verehrer schliesst eben nicht nur nationalistische Politiker oder rechtsradikale Fanatiker ein, sondern auch Personen aus dem gesellschaftlichen Mainstream: Musiker, Schriftsteller, Gymnasiallehrer und Geschichtsprofessoren – oder eben Diplomaten wie den Botschafter Melnik.»

Spätestens seit Putins Überfall ist in der Ukraine allerdings jeder kritische Umgang mit dem faschistischen Verbrecher Bandera tabu. Dabei muss man ihn als weitere führende Figur des europäischen Faschismus sehen, er «hätte er seinen Platz als eine Figur im Kontext des europaweiten Faschismus, zwar nicht gleichzusetzen mit Hitler oder Mussolini, aber mit ähnlicher Bedeutung, wie sie etwa der kroatische Ustasa-Führer Ante Pavelic hat».

So aber bleibt diese Verehrung eines Anhängers von ethnischer Säuberung, eines Antisemiten und eines Kriegsverbrechers ein Schandfleck, worauf immer wieder hingewiesen werden sollte. Dass auch Teile der ukraninischen Armee, die berüchtigte Brigade Asow, nicht nur faschistische Kennzeichen mit Stolz auf ihren Uniformen trägt, sondern auch postfaschistisches Gedankengut pflegt, ist eine weitere Tatsache.

Aber solche Komplexitäten sind nicht nach dem Geschmack der terribles simplificateurs, die sich von nichts das Narrativ Ukraine/Selenskyj gut, Russland/Putin böse stören lassen möchten.

Unwürdige Glaubwürdigkeit

Worauf stützen wir uns Weltverständnis?

Findet in der Ukraine ein Krieg statt? Waren die Corona-Massnahmen gerechtfertigt und zielführend? Gilt bei Christian Dorer die Unschuldsvermutung? Stimmen die Vorwürfe von Anuschka Roshani? Ist US-Präsident Joe Biden senil? Greift China nach der Weltherrschaft? Interessieren jemanden die Hunderttausenden von Toten und Millionen von Vertriebenen im Tygrai?

Was sollen diese Fragen gemeinsam haben? Ganz einfach: Ihre Antworten entziehen sich unserer persönlichen Überprüfbarkeit. Wir sind dafür auf Boten angewiesen. Auf Nachrichtendienste, auf die Presse, auf Medien.

Es ist eine Binse, dass es eine sogenannte objektive Realität nicht gibt. Oder wahrscheinlich gibt es sie, aber sie ist unseren Aufnahmemöglichkeiten nicht in dieser Form zugänglich. Im schlimmsten Fall gilt sogar die Heisenbergsche Unschärferelation, dazu die Erkenntnis von Gödel, dass ein ausreichend komplexes System niemals in sich selbst widerspruchsfrei sein kann.

Weniger abstrakt ausgedrückt: es gibt nur Annäherungen an die Wirklichkeit. Ob die gelungen sind oder nicht, dafür gibt es allerdings einige Kriterien. Wird die Wirklichkeit durch eine ideologische Brille betrachtet, sind die Ergebnisse nicht sehr überzeugend. Beziehungsweise überzeugen sie diejenigen, die schon vor der Aufnahme der Nachricht Anhänger dieser Ideologie waren. Dabei ist aber der Erkenntnisgewinn nahe null.

Was ist denn nun aber der Wesenskern einer Nachricht? Was sollte sie sein, damit sie sinnvoll ist? Nehmen wir ein einfaches Beispiel, die Prognose. Die Wetterprognose. Wenn berichtet wird, dass Meteorologen aufgrund ihrer wissenschaftlichen Ausbildung und  in Interpretation der vorliegenden Daten zur Ansicht gekommen sind, dass es morgen schneien wird, kann der Empfänger der Botschaft entsprechende Vorkehrungen treffen. Also Winterkleidung hervornehmen, einen Schirm einpacken und Handschuhe. Sollte die Prognose nicht eintreffen, ist der Schaden überschaubar.

Wichtig ist noch, dass die Prognose eben mit wissenschaftlichen Methoden erstellt wurde. Basiert sie auf der Interpretation von Wolkenformationen und Vogelflug als Zeichen der Götter, ist sie abergläubischer Unfug, selbst wenn sie zufällig eintreffen sollte.

Also wieder abstrakt: Informationen über die Welt sollten gewissen handwerklichen Ansprüchen genügen. Während eine Wetterprognose direkten Einfluss auf mein Verhalten haben kann, sind Nachrichten aus aller Welt nicht unbedingt mit meiner Lebenswirklichkeit verknüpft. Dennoch ist der Mensch neugierig und möchte verstehen, was um ihn herum und in der Welt, in der er lebt, so vorgeht.

So kann auch der Krieg in der Ukraine direkte Auswirkungen auf seine Lebenszusamenhänge haben. Er könnte sich zum Beispiel in einen Atomkrieg verwandeln oder dazu führen, dass der Leser aus seiner Wohnung geschmissen wird, weil Platz für ukrainische Flüchtlinge geschaffen werden soll. Oder er muss eine exorbitante Energierechnung begleichen oder auf den Kauf russischer Güter verzichten.

Von den Corona-Massnahmen war jeder ganz direkt und in seinem Lebenszusammenhang betroffen. Theoretisch sollte bei Christian Dorer, wie bei Pierin Vincenz, die Unschuldsvermutung gelten. Die Vorwürfe von Roshani hätten nicht nur auf ZACKBUM einem banalen Faktencheck unterzogen werden sollen. Der geistige Zustand des 80-jährigen Biden kann mit entsprechenden Untersuchungen einigermassen analysiert werden. Welche machtstrategischen Absichten China hat, kann man einschlägigen Ankündigungen entnehmen, vorausgesetzt, man kann Chinesisch. Die Toten und Vertriebenen von Tygrai interessieren keinen, weil sie in der falschen Weltgegend leiden und die falsche Hautfarbe haben.

In all diesen Fällen muss konstatiert werden, dass in den Massenmedien eine Vereinheitlichung der Meinungen, ein ideologisch-moralischer Tunnelblick, eine selbstverliebte Rechthaberei ohne entsprechende Kompetenzen zunehmend um sich greift.

Bezüglich des Ukrainekonflikts klar Partei ergreifen, das ist erlaubt. Wenn aber die Kriegsberichterstattung es dem Konsumenten unmöglich macht zu beurteilen, wer hier Fortschritte macht und wer Rückschritte, wer Kriegsverbrechen begeht und verbotene Waffen einsetzt. Wenn klare Analysen fehlen, wie verwurzelt die faschistische Ideologie, die Verherrlichung eines Nazi-Kolaborateurs und Kriegsverbrechers wie Stepan Bandera noch ist. Wenn kein Massenmedium beispielsweise durch die Publikation verschiedener Blickwinkel die Positionen beider Kriegsparteien dem Konsumenten zumindest darbietet: dann verlieren unsere Messfühler in die Welt ihre Glaubwürdigkeit.

Wenn es auch im Nachhinein kaum möglich ist, die staatlichen Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie kritisch aufzuarbeiten, wenn beispielsweise die «SonntagsZeitung» eine zur Stellungnahme eingeladene kritische Meinungsäusserung einfach kommentarlos unterdrückt, wenn es zu praktisch jedem Thema auf der Welt eine vorgefasste Redaktionslinie gibt, von der keine Abweichung toleriert wird: dann verlieren unsere Nachrichtenboten ihre Glaubwürdigkeit.

Wenn der Kommentar die Analyse verdrängt, wenn die Betrachtung des eigenen Bauchnabels den Blick nach aussen ersetzt, wenn Klatschgeschichten aus dem Innenleben von Redaktionen wichtiger werden als die Berichterstattung über Aussenereignisse, wenn fehlende Kompetenz kein Grund für Schweigen ist, wenn für Beförderungen das Geschlecht der ausschlaggebende Faktor wird: dann verlieren unsere Medien ihre Glaubwürdigkeit.

Wenn die privaten Besitzer dieser Nachrichtenquellen ihren Blättern ihre Meinung aufdrücken, so wie der Wannerclan es bei CH Media vorexerziert, oder der familiennahe Mitbesitzer und CEO bei Ringier, wenn sie gleichzeitig darauf achten, dass ihre Pfründe satte Gewinne abwerfen, während den sogenannten Content Providern sogar noch das Hungertuch weggespart wird und weniger und magerer Inhalt dem Käufer zu exorbitant steigenden Preisen als angeblicher Mehrwert verkauft wird: dann verlieren unsere Newskonzerne ihre Glaubwürdigkeit.

Wenn schliesslich wildes Gehampel über Genderfragen, inkludierende Sprache, Vergewaltigungen der deutschen Syntax und Grammatik wichtiger werden als Inhalte, wenn herrschaftsfrei und nichtdiskriminierend Schwachsinn erzählen wertvoller wird als kenntnisreichen Inhalt zu liefern: dann verlieren unsere Wirklichkeitsverarbeiter ihre Glaubwürdigkeit.

Wenn es nicht mehr erlaubt sein sollte zu konstatieren, dass faktisch alle weiblichen Führungskräfte im Journalismus nicht durch ihre Fähigkeiten in diese Positionen gelangten, dort durch Inkompetenz wie Wappler, Unsichtbarkeit wie Heimgartner oder durch peinlich-banale Kommentare wie Hasse auffallen, dann verlieren unsere angeblich pluralistischen Plattformen ihre Glaubwürdigkeit.

Der Prozess kann als beinahe abgeschlossen betrachtet werden. ZACKBUM ist gespannt, welche neuen Formen der Informationsvermittlung als Geschäftsmodell sich durchsetzen werden.

 

Kleinintellektueller am Werk

Stephan Israel vergreift sich an Grösserem.

Wenn ein Sesselfurzer aus dem Hause Tamedia sich mit den grossen Dingen beschäftigt, so Liga Krieg und Frieden, dann kann nur Kleingehacktes herauskommen.

Einer der letzten überlebenden Korrespondenten des einstmals dem Journalismus verpflichteten Konzerns hebt an: «Wer ist schon gegen Frieden, wer hätte nicht lieber Verhandlungen als noch mehr Krieg

Genau, selbst die grössten Kriegsgurgeln behaupten, mit ihrer Kriegsrhetorik wollten sie nichts anderes als ein bisschen Frieden. Aber natürlich kommt es darauf an, ob man den gestrengen Israel-Test besteht, also richtig für den Frieden ist.

Da fällt schon mal der «deutsche Grossintellektuelle Jürgen Habermas» durch. Er ist allerdings in guter, schlechter Gesellschaft: «Die Alt-Feministin Alice Schwarzer und die Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht sammeln innert kurzer Zeit eine halbe Million Unterschriften unter ihr «Manifest für den Frieden»

Grossintellektueller, Alt-Feministin, Linkenpolitikerin. Ist dann Bärfuss ein Kleinintellektueller für Israel, Schutzbach eine Jung-Feministin und Silberschmidt ein Rechtenpolitiker?

Wie auch immer, was bewirken denn diese Friedenstauben? «Im Kreml kann sich der mutmassliche Kriegsverbrecherpräsident freuen.» Immerhin quetscht Israel, wohl aus Furcht vor dem langen Arm des FSB, noch ein «mutmasslich» vor den Kriegsverbrecher. Das sind allerdings auch so Lichtgestalten wie Barak Obama (Friedensnobelpreis mit «Kill List») oder Henry Kissinger (Friedensnobelpreisträger mit blutigen Händen).

Was bewirken denn diese Diversanten, wie Israel sie nennen würde, wenn er dieses Wort kennte? «Die Kakofonie in den Talkshows und Feuilletons lenkt davon ab, dass die russischen Streitkräfte gerade eine massive neue Grossoffensive vorbereiten.»

Man stelle sich nur vor, da zupfen Putin-Erfreuer die Friedensschalmei, während der Iwan eine Offensive plant. Statt wie Israel mutig in den Schützengraben zu springen und «Helm auf!» zu rufen. Stattdessen ist er aber leicht verwirrt: «Was die Intellektuellen und Nationalpazifisten genau verhandeln wollen, bleibt ohnehin nebulös.»

Nationalpazifisten? Das ist wenigsten originell, hört sich auch zum Verwechseln ähnlich wie Nationalsozialisten an. Allerdings könnte dem im Nebel stehenden Schwätzer ein Blick ins Manifest für den Frieden helfen. Dort herrscht kein Nebel. Hier wird der höchste Militär der USA zitiert, dass in der Ukraine eine militärische Pattsituation existiere, die nur durch Verhandlungen gelöst werden könne. Dem hätte der Sandkastengeneral Israel wegen Defätismus längst die Schulterklappen abgerissen.

Dann wird überhaupt nicht nebulös geendet:

«Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt! Er sollte sich auf deutscher wie europäischer Ebene an die Spitze einer starken Allianz für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen setzen. Jetzt! Denn jeder verlorene Tag kostet bis zu 1.000 weitere Menschenleben – und bringt uns einem 3. Weltkrieg näher.»

Aber so weit hat Israel wohl nicht gelesen, weil er schon rot sah. Der «Grossintellektuelle» kriegt dann im Vorbeilaufen auch noch sein Fett ab: «Jürgen Habermas setzt auf einen für beide Seiten «gesichtswahrenden Kompromiss»».  Was für ein Dummkopf, nicht nur Israel weiss doch, dass bei einem Kompromiss immer eine Seite das Gesicht verlieren muss, logo.

Israel ist dafür aber Meister der Geschichtsklitterung, wenn er schreibt, «im Donbass hätte man zudem beobachten können, was ein Frieden für die Bevölkerung unter russischer Besatzung bedeutet, nämlich Deportation, Folter und Vergewaltigungen». Was dort die russischsprachige Bevölkerung zuvor von ukrainischer Seite erleiden musste, Schwamm drüber.

Aber im wilden Geturne und Gekurve mit partieller Wahrnehmung historischer Ereignisse trägt es Israel dann völlig aus der Bahn: «Die Sowjetunion wird da schnell mal mit Russland gleichgesetzt. Dabei geht vergessen, dass unter den Sowjetrepubliken die Ukraine Schauplatz der schlimmsten Kriegsverbrechen von Wehrmacht und Waffen-SS war.»

Dabei geht Israel vergessen, dass im Westen der Ukraine heute noch der Nazi-Kollaborateur und Kriegsverbrecher Bandera mit Denkmälern gefeiert wird, denn wie kaum woanders haben Teile der Bevölkerung die Nazis bei ihren Kriegsverbrechen so sehr unterstützt wie in der Ukraine. Die dann von der Roten Armee in verlustreichen Kämpfen von den Faschisten befreit werden musste, was vielen Ukrainern heute noch unangenehm ist.

Nach diesem wilden Ritt durch Kannitverstan lobhudelt Israel sich selbst: «Es gäbe also für Intellektuelle auch gute Gründe, entschlossen an der Seite der Ukraine zu stehen und zögerliche Regierungen an ihre Beistandspflicht zu erinnern.» Das kann man im Rahmen der Meinungsfreiheit durchaus sagen. Denn man soll niemandem im Weg stehen, wenn er sich öffentlich zum Deppen machen will.

Israel tut das zum Schluss mit Anlauf und Energie: «Wie würden wir heute rückblickend einen Appell renommierter und bekannter Persönlichkeiten im Sommer 1940 an den britischen Premier Winston Churchill bewerten, doch bitte in Verhandlungen mit Adolf Hitler einzutreten

Am 3. September 1939 hatten Frankreich und England dem deutschen Nazi-Reich den Krieg erklärt. Nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen. Weder zu diesem Zeitpunkt noch danach wären «Persönlichkeiten» auf die Idee gekommen, Churchill um Verhandlungen mit Hitler zu bitten. Welch absurder Vergleich.

Welch hilfreicher Vergleich. Denn er zeigt überdeutlich den Niveau-Unterschied zwischen einem Habermas, einer Schwarzer, einer Wagenknecht und der halben Million Unterzeichner des Manifests – und Israel.

Wie schreibt er so schön vor diesem Bauchklatscher am Schluss: «Etwas Polemik sei deshalb hier auch erlaubt.» Ganz richtig: was für ein arroganter, ungebildeter, historisch unbewanderter Kriegskläffer, der gerne zusieht, wie noch Hunderttausende von Ukrainern sterben werden. Wenn es nach ihm ginge. Glücklicherweise tut es das aber nicht.

Die überwältigende Mehrzahl hat nicht deswegen Recht, weil es so viele sind. Aber vielleicht könnte Israel etwas zu denken geben, dass die «Nationalpazifisten» etwas mehr Zuspruch erhalten als ein «Gegenmanifest», das bei krümeligen 100+ Unterschriften steht: