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Mensch Meyer!

Schon wieder einer, der die Realität hinter sich gelassen hat.

Ob bei der Pflege des Embonpoint etwas in den falschen Hals geriet? Saures Aufstossen? Völlegefühl? Sodbrennen? Man muss sich Sorgen machen:

«Nationalrat Cédric Wermuth, Präsident der Sozialdemokraten, bezeichnet den Vorgang als «moralische Bankrotterklärung» der SVP. Wie so oft geht das Geschoss des Genossen ins Leere: Einen Bankrott kann nur erklären, wer über Besitz verfügt, im vorliegenden Fall über politische Moral.»

Genialisch, gleichzeitig der SP und der SVP eins über die Rübe geben. Aber Frank A. Meyer ist in seiner Kolumne im «Sonntagsblick» noch nicht auf Betriebstemperatur. Im nächsten Absatz herrscht bereits Überdruck im Kessel:

«Prominente Repräsentanten dieser Partei, die seit drei Jahrzehnten als Befehlsempfängerin ihres Besitzers funktioniert, kennen nach rechts aussen keine Grenzen – keine braune Linie. Ihr peinlichster Schreihals sendete kürzlich sogar Propaganda-Selfies vom Roten Platz in Moskau, um dem Kriminellen im Kreml mit seinen Huldigungen möglichst nahe zu sein – dem Führer.»

Worum geht es eigentlich, wie Meyer didaktisch fragen würde. Um den «ukrainischen Churchill Wolodimir Selenski», der in der Mittagspause per Videoschalte im Nationalrat sprechen darf. Winston Churchill kann sich nicht mehr dagegen wehren, mit einem autokratischen, korrupten Führer eines korrupten Regimes verglichen zu werden, das sich gegen den Überfall eines anderen korrupten Regimes wehrt.

Nun hebt Meyer in geradezu lyrisch-hymnische Ebenen ab: «…Botschaft einer Nation in höchster Not, die Botschaft eines Widerstands ohne Wankelmut … Kampf um die Freiheit … Eine Botschaft des ukrainischen Volkes an das Schweizer Volk!»

Aber was macht die SVP? Unerhört: «Nein, die SVP erklärt weder ihren demokratischen noch ihren moralischen Bankrott, denn weder Demokratie noch Moral zählen zu den Kulturgütern ihrer Politik. Wer sie wählt, kann spätestens nach dem nächsten Mittwoch nicht mehr behaupten, er hätte es nicht gewusst.»

Hätte was nicht gewusst? Dass Frank A. Meyer nicht mehr alle Latten am Zaun hat? Zum masslosen Verbalberserker wird, weil ihn kaum einer, der nicht muss, noch ernst nimmt? Da ZACKBUM ein gewisses Niveau nicht verlassen möchte, stellen wir auch die Berichterstattung über die Unke aus Berlin ein.

Wumms: Frank A. Meyer

Er nimmt sich ein Bombenthema zur Brust.

Ringiers Hausgespenst meldet sich mal wieder aus dem fernen Berlin, wo er geblieben ist, nachdem sein Geburtstagsgeschenk «Cicero» ein Flop wurde. Der Meister der didaktischen Frage holt diesmal weit aus:

«Das Gestern lehrt die Heutigen, dass es erneut ums Ganze geht: um den freien Westen – also auch um die Freiheit derjenigen Zeitgenossen, die in TV-Talkshows oder zu Hause auf dem Sofa tiefsinnige Gedanken über den offensiven ukrainischen Widerstand wälzen – dürfen die Ukrainer das, oder dürfen sie nicht

Das Gestern lehrt die Heutigen, damit will Frank A. Meyer offensichtlich die Flughöhe eines Helmut Schmidt erklimmen. Der hätte aber niemals so geschwurbelt. Worum geht es, um Meyer zu imitieren. Ist es statthaft, dass die Ukraine Ziele in Russland angreift, zum Beispiel Drohnen nach Moskau schickt?

So beschäftigt sich Meyer nicht mit den letzten Tagen, aber mit den letzten Fragen der Menschheit. Obwohl daraus durchaus die letzten Tage werden könnten, wenn der Krieg in der Ukraine atomar eskaliert.

Auf jeden Fall hat Meyer mal wieder die Autobiographie von Winston Churchill gelesen, wozu man nur als Rentner genügend Zeit hat; selbst die Kurzfassung seines 12-bändigen Oeuvres hat noch 1136 Seiten in der deutschen Taschenbuchausgabe.

Churchill hatte als Antwort auf die deutschen Bombenangriffe auf London Attacken auf Berlin befürwortet, auch wenn die britische Air Force zu diesem Zeitpunkt nur zu kleinen Schlägen in der Lage war. Aber es sei eben um die psychologische Wirkung gegangen. Meyer räumt ein: «Oh nein, die Geschichte wiederholt sich nicht. Doch manche historischen Ereignisse ähneln einander.»

Wiederholung nein, Ähnlichkeit ja. Denn «Ja: Jetzt ist auch gestern.» Und übermorgen ist auch heute, Sonntag wird Montag, heute wird zu gestern, aber wird gestern wirklich auch zu jetzt? Leider gibt Meyer auf diese entscheidenden Fragen keine Antwort.

Dafür geht es, was denn sonst, «erneut ums Ganze».  Da sitzt dann Meyer hingesunken zu Hause in seinem grauen Lehnsessel und schaut streng. Über die Farbgebung von Pullover und Hose wollen wir schweigen.

 

Dergestalt wälzt er tiefsinnige Gedanken über Zeitgenossen, «die in TV-Talkshows oder zu Hause auf dem Sofa tiefsinnige Gedanken über den offensiven ukrainischen Widerstand wälzen».

Hier klingt leises Bedauern durch, dass Meyer weder eine eigene Talkshow hat, noch in solche eingeladen wird. Aber zu Hause im Sessel darf er … Blöd für die Talkshows und Sofawälzer ist auch, dass Churchill doch die Frage, ob die Ukraine Moskau angreifen dürfe, längst beantwortet habe. Überliefert wird diese Erkenntnis vom Hobbyhistoriker Meyer. Aber auf den hört ja leider niemand.

Kleinintellektueller am Werk

Stephan Israel vergreift sich an Grösserem.

Wenn ein Sesselfurzer aus dem Hause Tamedia sich mit den grossen Dingen beschäftigt, so Liga Krieg und Frieden, dann kann nur Kleingehacktes herauskommen.

Einer der letzten überlebenden Korrespondenten des einstmals dem Journalismus verpflichteten Konzerns hebt an: «Wer ist schon gegen Frieden, wer hätte nicht lieber Verhandlungen als noch mehr Krieg

Genau, selbst die grössten Kriegsgurgeln behaupten, mit ihrer Kriegsrhetorik wollten sie nichts anderes als ein bisschen Frieden. Aber natürlich kommt es darauf an, ob man den gestrengen Israel-Test besteht, also richtig für den Frieden ist.

Da fällt schon mal der «deutsche Grossintellektuelle Jürgen Habermas» durch. Er ist allerdings in guter, schlechter Gesellschaft: «Die Alt-Feministin Alice Schwarzer und die Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht sammeln innert kurzer Zeit eine halbe Million Unterschriften unter ihr «Manifest für den Frieden»

Grossintellektueller, Alt-Feministin, Linkenpolitikerin. Ist dann Bärfuss ein Kleinintellektueller für Israel, Schutzbach eine Jung-Feministin und Silberschmidt ein Rechtenpolitiker?

Wie auch immer, was bewirken denn diese Friedenstauben? «Im Kreml kann sich der mutmassliche Kriegsverbrecherpräsident freuen.» Immerhin quetscht Israel, wohl aus Furcht vor dem langen Arm des FSB, noch ein «mutmasslich» vor den Kriegsverbrecher. Das sind allerdings auch so Lichtgestalten wie Barak Obama (Friedensnobelpreis mit «Kill List») oder Henry Kissinger (Friedensnobelpreisträger mit blutigen Händen).

Was bewirken denn diese Diversanten, wie Israel sie nennen würde, wenn er dieses Wort kennte? «Die Kakofonie in den Talkshows und Feuilletons lenkt davon ab, dass die russischen Streitkräfte gerade eine massive neue Grossoffensive vorbereiten.»

Man stelle sich nur vor, da zupfen Putin-Erfreuer die Friedensschalmei, während der Iwan eine Offensive plant. Statt wie Israel mutig in den Schützengraben zu springen und «Helm auf!» zu rufen. Stattdessen ist er aber leicht verwirrt: «Was die Intellektuellen und Nationalpazifisten genau verhandeln wollen, bleibt ohnehin nebulös.»

Nationalpazifisten? Das ist wenigsten originell, hört sich auch zum Verwechseln ähnlich wie Nationalsozialisten an. Allerdings könnte dem im Nebel stehenden Schwätzer ein Blick ins Manifest für den Frieden helfen. Dort herrscht kein Nebel. Hier wird der höchste Militär der USA zitiert, dass in der Ukraine eine militärische Pattsituation existiere, die nur durch Verhandlungen gelöst werden könne. Dem hätte der Sandkastengeneral Israel wegen Defätismus längst die Schulterklappen abgerissen.

Dann wird überhaupt nicht nebulös geendet:

«Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt! Er sollte sich auf deutscher wie europäischer Ebene an die Spitze einer starken Allianz für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen setzen. Jetzt! Denn jeder verlorene Tag kostet bis zu 1.000 weitere Menschenleben – und bringt uns einem 3. Weltkrieg näher.»

Aber so weit hat Israel wohl nicht gelesen, weil er schon rot sah. Der «Grossintellektuelle» kriegt dann im Vorbeilaufen auch noch sein Fett ab: «Jürgen Habermas setzt auf einen für beide Seiten «gesichtswahrenden Kompromiss»».  Was für ein Dummkopf, nicht nur Israel weiss doch, dass bei einem Kompromiss immer eine Seite das Gesicht verlieren muss, logo.

Israel ist dafür aber Meister der Geschichtsklitterung, wenn er schreibt, «im Donbass hätte man zudem beobachten können, was ein Frieden für die Bevölkerung unter russischer Besatzung bedeutet, nämlich Deportation, Folter und Vergewaltigungen». Was dort die russischsprachige Bevölkerung zuvor von ukrainischer Seite erleiden musste, Schwamm drüber.

Aber im wilden Geturne und Gekurve mit partieller Wahrnehmung historischer Ereignisse trägt es Israel dann völlig aus der Bahn: «Die Sowjetunion wird da schnell mal mit Russland gleichgesetzt. Dabei geht vergessen, dass unter den Sowjetrepubliken die Ukraine Schauplatz der schlimmsten Kriegsverbrechen von Wehrmacht und Waffen-SS war.»

Dabei geht Israel vergessen, dass im Westen der Ukraine heute noch der Nazi-Kollaborateur und Kriegsverbrecher Bandera mit Denkmälern gefeiert wird, denn wie kaum woanders haben Teile der Bevölkerung die Nazis bei ihren Kriegsverbrechen so sehr unterstützt wie in der Ukraine. Die dann von der Roten Armee in verlustreichen Kämpfen von den Faschisten befreit werden musste, was vielen Ukrainern heute noch unangenehm ist.

Nach diesem wilden Ritt durch Kannitverstan lobhudelt Israel sich selbst: «Es gäbe also für Intellektuelle auch gute Gründe, entschlossen an der Seite der Ukraine zu stehen und zögerliche Regierungen an ihre Beistandspflicht zu erinnern.» Das kann man im Rahmen der Meinungsfreiheit durchaus sagen. Denn man soll niemandem im Weg stehen, wenn er sich öffentlich zum Deppen machen will.

Israel tut das zum Schluss mit Anlauf und Energie: «Wie würden wir heute rückblickend einen Appell renommierter und bekannter Persönlichkeiten im Sommer 1940 an den britischen Premier Winston Churchill bewerten, doch bitte in Verhandlungen mit Adolf Hitler einzutreten

Am 3. September 1939 hatten Frankreich und England dem deutschen Nazi-Reich den Krieg erklärt. Nach dem Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen. Weder zu diesem Zeitpunkt noch danach wären «Persönlichkeiten» auf die Idee gekommen, Churchill um Verhandlungen mit Hitler zu bitten. Welch absurder Vergleich.

Welch hilfreicher Vergleich. Denn er zeigt überdeutlich den Niveau-Unterschied zwischen einem Habermas, einer Schwarzer, einer Wagenknecht und der halben Million Unterzeichner des Manifests – und Israel.

Wie schreibt er so schön vor diesem Bauchklatscher am Schluss: «Etwas Polemik sei deshalb hier auch erlaubt.» Ganz richtig: was für ein arroganter, ungebildeter, historisch unbewanderter Kriegskläffer, der gerne zusieht, wie noch Hunderttausende von Ukrainern sterben werden. Wenn es nach ihm ginge. Glücklicherweise tut es das aber nicht.

Die überwältigende Mehrzahl hat nicht deswegen Recht, weil es so viele sind. Aber vielleicht könnte Israel etwas zu denken geben, dass die «Nationalpazifisten» etwas mehr Zuspruch erhalten als ein «Gegenmanifest», das bei krümeligen 100+ Unterschriften steht: