Hilfe, mein Papagei onaniert!
Geflattertes und Absurdes: Die Welt als Corona und Taliban.
Zum Aufwärmen zwei Müsterchen aus Kannixverstan und Absurdistan:
«Und aus allen Poren dieser Musik quellte sie heraus, diese unfokussierte Melancholie, mit der die Dead Brothers europaweit zu gut frequentierten Dealern süchtigmachender Kaschemmenmusik arriviert sind.»
Alain Croubalians ist schon tot, wieso dann auch nicht gleich die starke Konjugation um die Ecke bringen, sagt sich Ane Hebeiesen von Tamedia. Was diese Musik mit Kaschemmen zu tun hat, lässt sich wohl auch nur so erklären, dass der Autor bemüht ein absonderliches Wort suchte, um vom Nonsensbegriff «unfokussierte Melancholie» abzulenken.
«Am Folio-Jubiläumsanlass im November sprechen Sie mit Bundesrätin Simonetta Sommaruga über die Welt von morgen. Was ist für Sie die drängendste Frage?
Wie tut man das Richtige, wenn man nicht weiss, was das Richtige ist?»
Diese Antwort von Aline Wanner (seit 8 Monaten Leiterin von «NZZ Folio») ist zwar grammatikalisch und so in Ordnung. Dafür völlig dadaistisch in der Aussage.
Das wahre Leben in Afghanistan
Aber kommen wir zu den wirklich wichtigen Dingen des Lebens. Genau, eines davon ist Afghanistan. So weit weg, aber doch so nah. Die Taliban sorgen auch durchaus für Spass und Unterhaltung, denn so stellt man sich den Präsidenten einer Nationalbank eher nicht vor:
Blüten oder blaue Bohnen oder beides?
Aber die Lage ist natürlich zu ernst für Scherze, das möchte Tamedia gleich doppelt unterstreichen:
Neuste Sparmassnahme: das gleiche Foto tut’s immer.
Problematischer ist allerdings die fortgesetzte Sparmassnahme: nicht nur die Fotos sind identisch, auch der Autor beider Artikel. Es handelt sich um Tobias Matern. Laut Autorenseite der «Süddeutschen» ist er «Jahrgang 1978, als Chef vom Dienst zuständig für die Themensteuerung der Außenpolitik. Er war während der Hochphase des Afghanistan-Krieges Korrespondent für Süd- und Südostasien mit Sitz in Delhi und Bangkok.»
Tamedia hat nicht mal alle seine Artikel übernommen …
Delhi ist bloss knapp 1000 km von Kabul entfernt, Bangkok dann schon 3900. Aber bei Hochphasen von Kriegen ist es immer gut, weitab vom Geschütz zu sein. Es erinnert aber gleichzeitig an den Scherz, was ein wirklich trockener Dry Martini sei. Bei dem werde die Martini-Flache nur am Glas voll Gin vorbeigetragen. Was James Bond aber scheissegal ist.
Das hindert Matern natürlich nicht, der Welt, dem Westen, Deutschland und somit auch der Schweiz zu erklären, was die überraschende Tatsache bedeutet, dass die Taliban doch keine Frauen in die Regierung berufen haben. Dabei waren wir schon hoffnungsvoll, dass es vielleicht sogar die erste Präsidentin Afghanistans geben könnte. Aber stattdessen zerstörte Illusionen, bis nach München.
Jetzt wird’s ernst: Corona!
Das Thema ist ernst und so umfassend, dass wir es eigentlich nur noch als Fotoromanza erzählen können. Covid-19, muss man leider sagen, schwächelte diesen Sommer etwas als Spalten- und Lückenfüller. Vorbei, jetzt geht’s wieder in die Vollen. Exemplarisch in der ausgewogenen Berichterstattung ist natürlich das Hausblatt der tiefen Denke, der tiefergelegten Analyse, mit einem Wort Frank A. Meyers «Blick».
Schritt eins: ungeimpft ist blöd.
Schritt zwei: ungeimpft ist wirklich blöd.
Schritt drei: ungeimpft ist so blöd, oder sagten wir das schon?
Schritt vier: das passiert mit Blödis.
Da kann natürlich CH Media nicht hintenanstehen.
Die Landesregierung macht eine Kehrtwende. Man erinnert sich an die Aussagen des BAG: Die Normalisierungsphase beginne, wenn «alle impfwilligen erwachsenen Personen geimpft» seien. Die «verbleibenden Massnahmen» sollten dann «schrittweise aufgehoben werden». Jetzt kommt’s:
«An dieser Strategie soll auch dann festgehalten werden, wenn die Impfbereitschaft der Bevölkerung entgegen der Erwartung tief bleibt.»
Ein Drittel der Eidgenossen ist noch ungeimpft, aber denen sagt der Bundesrat nun: selber schuld, ihr Idioten, dann bleibt doch zu Hause. Also eine glatte Kehrtwendung, normalerweise Anlass zu gerunzelter Stirn (NZZ), staatstragender Kritik (Tamedia, CH Media) und Gebrüll («Blick»). Doch in Erwartung einer zusätzliche Subventionsmilliarde sind alle Qualität- und Mainstreammedien ungeheuerlich obrigkeitshörig. Ein widerlicher Vorgeschmack auf Kommendes, sollte das Referendum keinen Erfolg haben.
Da lobte man sich selbst solche Einschübe bei «Blick», eigentlich besser als die nächste Covid-Kreische:
Aber es gibt noch andere Wichtigkeiten
Zum Beispiel diese hier:
Hier warnen gleich zwei «Kolumnistinnen» von «Tamedia» vor den Gefahren, die von fundamentalistischen Wahnsinnigen drohen. Öhm, Pardon, nein, die auf Restaurant-Toiletten lauern. Und nochmals nein, damit sind keine notgeilen Männer gemeint.
Turbinen-Handtrockner sind natürlich eine Pest. Lieber ungewaschen wieder raus, sagt sich da frau. Bei Otto, dem deutschen Blödelbarden, war das Thema wenigstens noch lustig. «Küss mich, sagt der Frosch zur Schönen, ich bin ein Prinz. Sie küsst ihn, aber der Frosch hatte gelogen. In Wirklichkeit war er ein verwunschener Föhn. Und wenn sie nicht gestorben sind, föhnen sie sich noch heute.»
Dank, nun ja, deutscher Quelle informiert Tamedia auch über einen fernen, deutschen Riesenskandal, bereits als «Pimmelgate» in den deutschen Medien gehandelt:
Seit Gerigate in Baden gab’s kein solches Pimmelgate mehr.
Aber, zugegeben, das letzte Absackerchen schlägt alles andere:
Wir wollen nicht wissen, was der Jäger getan hätte, wenn er ein Reh für ein Pferd gehalten hätte. Gesattelt und in den Sonnenuntergang geritten?
Es gibt aktuelle und wichtige News:
Flavia Schlittler von BLICK hat das letzte grosse Geheimnis der Menschheit gelöst:
«Hellseher Mike Shiva liegt auf dem Tierfriedhof».
Christian Dorer und Marc Walder werden sie für den Pulitzer-Preis vorschlagen.
Für einmal Gemeinsamkeit bei BLICK und Tages-Anzeiger, beide berichten über eine Aufführung im Schiffbau: «Kurze Interviews mit fiesen Männern – 22 Arten der Einsamkeit» von Kultautor David Foster Wallace. Es geht um Sex, von Anfang an wird scheingevögelt, die BesucherInnen müssen hinschauen, es wird über Frauen und Männerwünsche geschwaffelt. Dank geschicktem Marketing des Schauspielhauses gehen die Leute in den Schiffbau um ein eher banales Stück zu sehen, Sex. Männer, Pornodarstellerin, noch etwas Betroffenheitsbewirtschaftung «Gegen toxische Männlichhkeit». Immerhin trendig.
BLICK:,
So war das Live-Sex-Theater im Schauspielhaus!
Alles etwas schwierig wenn Unbeholfene schreiben und nicht zwischen Schauspielhaus und Schiffbau unterscheiden können. Hat Katja Richard etwa abgeschrieben, und wo? Berichtli entspechend dürftig und banal. Am Schluss schreibt Richard: «Meine ganz persönliche Begeisterung gehört übrigens Katie Pears. Die Erotik-Darstellerin hat auch mir eine Lektion erteilt, und zwar in Sachen Vorurteile: Von ihr möchte ich mehr sehen und vor allem hören». Kein Problem: pornhub.com
Tages-Anzeiger:
Sex auf der Bühne: Die Kritik: Irritierender als die Intimitäten waren die Fäkalien.
Tatsächlich waren die «Fäkalien» Scherzartikel wie sie Kinder oder Jugendliche platzieren um Leute zu erschrecken, aber für einen reisserischen Titel immer geeignet. Alexandra Kedves, wurde intern wahrscheinlich auch schon mal belästigt, ist vom Stück hin- und hergerissen. Gut findet sie das etwas «Lokalkolorit» in das Stück eingebaut wurde, der Vergewaltigungsfall von Basel mit dem breit diskutierten Urteil. Damit steht sie für die Banalisierung des Falls ein. Für AK typisch, je oberflächiger, je besser, aber Lärm und Schaum erzeugen immer gut!
Heute Morgen hart an der Realität, Liliane Minor, Emil Bischofberger, Martin Huber von TAmedia schauen ob das gemeine Volk die Zertifikatsregeln verstanden hat:
Tag 1 der neuen Covid-Regeln:
«Eine Frau vergisst ihr Zertifikat – und muss auf ihren Morgen-Schwumm verzichten».
Da sind ja drei JournalistenInnen mit der Boulevardisierung der Zeitung bis zur Grenze des Erträglichen (und peinlichen Journalismus) ausgelastet, oder ist es ärztlich verordnete Beschäftigungstherapie.