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Corona is back!

Entspannung auf den Redaktionen. Ukraine bekommt Konkurrenz.

Bislang fiel es nur Einzelnen auf, so der unermüdlichen Corona-Kreische Marc Brupbacher. Aber inzwischen erreicht es auch Qualitätsorgane wie «watson»: die Pandemie ist zurück. Die Seuche. Wenn sie uns schon das letzte Mal nicht alle ins Grab brachte, dann vielleicht diesmal?

Himmel, hilf. Nein, falsch, in solchen Zeiten ist es höchste Zeit für den Ratschlag des Fachmanns. Fast wäre man verleitet zu sagen, dass unsere Leichen noch leben. Aber das wäre natürlich unfair gegenüber einem der grossen Kriegsgewinnler bei Corona, Part I. Da schob sich nämlich in der Schweiz ein vorher völlig unbekannter Forscher plötzlich in die Pole Position und überstrahlte seine vielen Mitbewerber mit unermüdlichen Medienauftritten.

Wie ein Virus setzte er sich auf jedes Mikrophon, jede Kameralinse, infizierte unzählige Wortbeiträge. Mit dem Abklingen der Pandemie wurde es auch deutlich ruhiger um ihn. Aber dank der neuen Variation des Virus können wir aufatmen (natürlich nur hinter einer Mundmaske): Marcel Salathé is back!

Wir fragen uns natürlich: und wo ist Emma Hodcroft, die mit den Waffen einer Frau kämpfte und auch zum Inventar gehörte? Was ist mit Christian Althaus, der damals den Wettbewerb «wer sagt die meisten Toten voraus?» haushoch gewann? Nun, sie werden sich sicherlich noch melden.

Aber zurzeit gehört die Bühne Salathé:

Er gibt sich nun aber geläutert, was Zukunftsprognosen betrifft: «Die einzige Aussage, die ich mit grosser Sicherheit wage zu machen, ist, dass wir vom Coronavirus noch viel Neues erwarten dürfen.» Um zu einer solch luziden Erkenntnis zu kommen, muss man natürlich studiert haben und Professor an der ETH sein.

Leider bedeutet das, dass er für das Interview nicht allzu viel hergibt: «Aber ob das in absehbarer Zeit passiert, in zehn oder hundert Jahren, das lässt sich unmöglich sagen … Es ist noch früh, darüber gesicherte Aussagen zu treffen … Das kann man nicht abschätzen – es gibt zu viele unbekannte Faktoren.» Blöd auch, man spürt den Frust des Interviewers. Der steigt fast ins Unermessliche bei der Antwort auf die Frage, ob sich der Epidemiologe denn nun wieder impfen – vornehm «boostern» lasse: «Ich werde dieses Jahr wahrscheinlich darauf verzichten. Ich impfte mich bereits dreimal gegen das Coronavirus und fing mir insgesamt schon drei natürliche Infektionen ein.»

Das ist natürlich alles bedenklich frei von Endzeitstimmung. Aber bevor der Interviewer das Gespräch frustriert abbricht, hat Salathé noch ein Zückerchen parat, eine technologische Entwicklung, «die mir allerdings Bauchschmerzen bereitet.»

«Erzählen Sie», japst der Interviewer begeistert.

«Ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber wir unterschätzen, wie einfach es in zehn oder zwanzig Jahren sein wird, neue und gefährliche Erreger im Labor heranzuzüchten.»

​Immerhin, ein Teufel ist da, wunderbar. Dann noch leicht Kritisches im Rückblick: «Es ist kein Geheimnis, dass die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Behörden nicht optimal verlief.»

Ds ist nun sehr vornehm ausgedrückt; die Task Force des Bundesrats verselbständigte sich und meinte, öffentlich allen haftungsfreie Ratschläge erteilen zu dürfen, sie wurde zum Ego-Booster für die beteiligten Wissenschaftler, die endlich auch mal einen Platz an der Sonne der öffentlichen Aufmerksamkeit erobern wollten.

Bei so viel Bescheidenheit gönnt die «Aargauer Zeitung», von wo «watson» das Interview übernommen hat, dem Wissenschaftler noch einen staatsmännischen Abgang: «Es ist schliesslich meine Pflicht als Wissenschafter und Bürger, mich mit meinem Wissen einzubringen.»

Da sind wir mal gespannt, wie der anschwellende Bocksgesang der von medialer Aufmerksamkeit längere Zeit depravierten Wissenschaftler sich zukünftig gestalten wird. Unsere sichere Prognose: mit so zurückhaltenden Worten gibt es da bald keinen Blumentopf mehr zu gewinnen. Alarmschreie, Todesgekreische, wilde Forderungen nach Zwang, Maskenschutz, Impfen, Separieren müssen her. Die Warnungen vor einem zusammenbrechenden Gesundheitssystem, überlasteten Notfallstationen, über Kämpfe um Atemgeräte müssen endlich wieder kommen. Wann wagt es der Erste, über Leichenberge vor den Spitälern zu fantasieren?

Diesmal kann man einfach in den Fundus vom letzten Mal greifen, das ist doch nicht so schwierig.

 

Es darf erinnert werden

Es ist die Wiederholung der Wiederholung. Was sollen Medien machen?

Wie heisst es so schön auf dem «Portal der Schweizer Regierung»? «Erstens: Medien sollen der Marktplatz für Meinungen und Ideen sein. Zweitens. Medien müssen Missstände aufdecken.» Daraus folgt das bittere Fazit: «Die Medien leisten heute nicht mehr, was für einen funktionierenden freiheitlichen und demokratischen Staat nötig wäre. Und damit wird es wirklich ernst: Denn so bröckelt der zentrale Pfeiler unserer Ordnung.»

Einverstanden? Wohl schon, von links bis rechts, von grün bis blau. Allerdings: diese Sätze stammen aus einer Rede anlässlich des Schweizer Medienkongresses in Interlaken im Jahr 2013. Es ist also zehn Jahre her, dass der damalige Bundesrat Ueli Maurer den Medien so ins Gewissen redete. Hoppla, da verabschieden wir uns wohl von dem linken Rand der Leserschaft, denn es kann ja nicht sein, dass ein SVP-Bundesrat mal was Richtiges sagt.

Nun war das völlig richtig, wie steht’s denn zehn Jahre später? Vielleicht sind wir uns wieder von links bis rechts einig: es ist noch viel schlimmer geworden. Die Staatshörigkeit der meisten Medien während der Corona-Krise ist unvergessen. Der gehässige, manchmal sogar hysterische und denunziatorische Ton gegen abweichende Meinungen, nein gegen diejenigen als Person, die abweichende Meinungen vertraten, ist unvergessen.

Es wurde nicht mehr argumentiert, sondern gekeift. Den «Corona-Leugnern», den «Verschwörungstheoretikern und Aluhut-Trägern» wurde nichts weniger unterstellt, als dass sie für den Tod von vielen Menschen, womöglich von Tausenden von Menschen verantwortlich seien – durch ihre unverantwortlichen Kritiken, durch ihre Skepsis über die Weisheit der staatlichen Zwangsmassnahmen.

Eigentlich ist es üblich, beispielsweise nach einem Ehestreit, wenn sich die Gemüter wieder beruhigt haben, dass man gemeinsam versucht, sich wieder anzunähern, eigenes Fehlverhalten einzuräumen, den anderen besser zu verstehen sucht und sich auch für Unangemessenes entschuldigt. Das führt dann meistens zu einer Fortsetzung der Ehe. Unbelehrbare Rechthaberei eher vor den Scheidungsrichter.

Genau gleich verhält es sich beim Verhältnis zwischen dem zahlenden Publikum und den Massenmedien. Genauer mit den Produkten von Tamedia, CH Media und Ringier. NZZ und «Weltwoche» sind Ausnahmen, die man hier vernachlässigen kann. Obwohl auch sie ihre unübersehbaren Schwachstellen haben.

Aber alles ist relativ. Der «Blick» zeichnete sich durch eine Standleitung zwischen dem hypochondrischen CEO Marc Walder und dem damaligen Gesundheitsminister Alain Berset aus. Bei Tamedia durften (und dürfen) Berserker wie Marc Brupbacher ungeniert wüten (zum Bundesrat: «völlig übergeschnappt»). Etwas gemässigter verhält sich immerhin CH Media. Dieser Verlag beteiligt sich aktuell auch nicht an der Hetze der Medienmeute auf den Sänger einer deutschen Kraftrockband.

Aber nehmen wir die Postulate von Maurer von vor zehn Jahren nochmals auf. Sind die Medien heute ein «Markplatz für Meinungen und Ideen?» Immer weniger; sie gleichen mehr dem Angebot in einem staatssozialistischen Laden. Es hat nur ein Produkt, und davon auch noch zu wenig. Marktplatz im Sinne des Aufeinanderprallens verschiedener Meinungen und Standpunkte? Der Ukrainekrieg von allen Seiten beleuchtet? Niemals, ausgeschlossen.

Ideen? In den zum Skelett heruntergesparten Redaktionen verbleiben nicht unbedingt die intellektuellen Überflieger, diejenigen, die Bildung mit elegant formulierter Argumentation und originären Einfällen verbinden. Sondern es findet eine Negativauswahl statt. Die Unauffälligen, Stromlinienförmigen bleiben. Neu und immer wichtiger wird, dass Pimmelträger schlichtweg durch dieses Organ schon benachteiligt sind. Wenn beispielsweise die Wahl bei Tamedia im Rahmen der 40-Prozent-Frauenanteil-Politik so aussieht: wir haben hier einen qualifizierten Kandidaten – und eine minderqualifizierte Frau. Was machen wir? Wir nehmen natürlich die Frau, dann muss man sich nicht wundern, dass eine Verluderung der Sitten und der Qualität einsetzt.

«Medien müssen Missstände aufdecken». Diese Aufgabe verlagerte sich in den letzten zehn Jahren zunehmend in das Ausschlachten von Hehlerware. Von anonym zugesteckten, gestohlenen Geschäftsunterlagen, mit denen dann willkürlich einzelne Personen an den medialen Pranger genagelt wurden. Die Medien als Staatsanwalt, Richter und Henker in einer Person. eine ganz üble Entwicklung im Gebiet der Aufdeckung von Missständen. Wobei solche in den Medien selbst niemals stattfinden. Zumindest niemals aufgedeckt werden.

Das damalige Fazit muss man dreimal unterstreichen: «Die Medien leisten heute nicht mehr, was für einen funktionierenden freiheitlichen und demokratischen Staat nötig wäre

Nun lautet das ewige Gejammer, vor und nach der verlorenen Abstimmung über eine zusätzliche Steuermilliarde für die so notleidenden Medien: weniger Inserate, weniger Einnahmen, mehr Konkurrenz im Internet, weniger zahlende Konsumenten, was sollen wir da machen?

Die Antwort ist, man kann es nicht oft genug wiederholen (weil es die Medienmanager ums Verrecken nicht kapieren wollen): ein Produkt anbieten, nach dem Nachfrage existiert. Statt ein Produkt anzubieten, nach dem immer weniger Nachfrage existiert und sich dann darüber bitterlich zu beklagen.

Wenn eine Schuhfabrik unbequeme Schuhe herstellt, deren Sohlen schnell abfallen, dann hält sich die Nachfrage in Grenzen. Normalerweise lernt die Schuhfabrik daraus – und verbessert ihr Produkt. Oder geht pleite. Es ist eher selten bis noch nie vorgekommen, dass die Schuhfabrik stattdessen sagt: gut, mangels Nachfrage müssen wir unser Produkt noch mehr verschlechtern – und gleichzeitig die gleichen Preise wie früher oder sogar noch höhere verlangen.

Ein solcher Irrwitz ist ausschliesslich und exklusiv den teuer bezahlten Lenkern der Medienhäuser vorbehalten. Sie bieten quantitativ und qualitativ Minderwertigeres an – zum gleichen Preis wie vor zehn Jahren oder gar zu einem deutlich angehobenen.

Es ist zu hoffen, dass Maurer damals mit seinem Fazit nicht recht hatte: «so bröckelt der zentrale Pfeiler unserer Ordnung.» Offensichtlich muss die Zivilgesellschaft Alternativen für die sogenannte Vierte Gewalt finden, wie wir sie bislang kannten. denn statt Gewalt zu sein, vergewaltigt, verärgert und vergrault sie ihre Konsumenten. Unbelehrbar. In ihrer Ukraine-Berichterstattung verfällt sie in die gleichen Verhaltensmuster Wie bei der Pandemie.

Maurer hat sich von der Regierung verabschiedet. Die Medien sind noch im Verabschiedungsprozess.

Doppelwumms: Denis von Burg

Wir ahnten es. Sonntag, Tiefflieger unterwegs.

«Die Empörung über die Corona-Leaks ist heuchlerisch», haut der Chef der Bundeshausredaktion von Tamedia seinen Kollegen vom Tagi eins in die Fresse. Aber natürlich meint von Burg nicht die, sondern vor allem Politiker von der SVP. Wir wollen ihn auf diesem argumentativen Tiefflug nicht begleiten.

Denn es gibt Dialektik und es gibt Dadaismus: «Solche Interna aus dem Bundesrat gehören zum System und tun diesem zuweilen gut.» Immerhin: von Burg bleibt sich treu. Gesetze, das Amtsgeheimnis, Vertraulichkeit, scheiss drauf, meint der Ignorant des Rechtsstaats.

Zur Schande des Journalismus wurde von Burg hiermit:

Eine weitere Duftmarke:

«Impfgegner und -trödler verlängern mutwillig oder fahrlässig die Pandemie und gefährden andere. … Mit der Rücksicht auf esoterische oder ideologische Impfverweigerer und rücksichtslose Trödler muss Schluss sein. … Das Tabu Impfzwang, sei er direkt oder auch nur indirekt, muss jetzt fallen

Diese Sprache hat etwas Martialisch-Totalitäres. Hier wird nicht argumentiert, hier wird dekretiert. Abgesehen davon, dass all diese Behauptungen von der angeblichen Gefährlichkeit Ungeimpfter und des Schutzes durch Impfung längst widerlegt sind: hier schrieb ein sich als Antidemokrat, als Verächter des Rechtsstaats outender Amok, der doch tatsächlich einen Bundesrat dazu aufforderte, sich über geltende Gesetze hinwegzusetzen.

Nun könnte man einen solchen hysterischen Anfall noch verzeihen, wenn sich der Autor bei Gelegenheit öffentlich dafür entschuldigt hätte. Tut er aber nicht. Stattdessen wirft er vom hohen Ross der arroganten Rechthaberei weiter mit Werturteilen um sich und bezeichnet es als «Heuchelei», wenn die Instrumentalisierung eines Medienkonzerns durch einen Bundesrat kritisiert wird.

Dass Tamedia ihn weiter schreiben lässt, ist hingegen keine Heuchelei. Es ist schlimmer: eine Dummheit.

 

Panic is back

Schon gehört? Corona ist immer noch gefährlich.

Nik Walter war mal Leiter Ressort Wissen bei Tamedia. In dieser Funktion enthüllte er den Schmatz-Skandal in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Gnadenlos stellte er seine Mitreisenden an den Pranger:

«Je länger, desto mehr ekle ich mich vor all den mampfenden, schmatzenden, schlürfenden Mitpassagieren in den Zügen, die ihre Maske nur am Arm oder bestenfalls am Kinn tragen. Das Essen und Trinken im ÖV ist mittlerweile eine Seuche, eine wahre Pest.»

Leider konnte er sich mit seiner Forderung nach einem Verbot solch frevlerischen Tuns nicht durchsetzen. Zu seinem grossen Erstaunen hat das aber die Schweiz ohne massive Bevölkerungsverluste überlebt.

Das machte Walter stumm und fassungslos. Aber jetzt ist er kregel da und reitet wieder:

Schon wieder mahnt und warnt Walter. Er sieht Schlimmes auf uns zukommen: «Leider beziehen viele Menschen die Eigenverantwortung nur auf das Wort «eigen», also auf sich selbst, deshalb funktioniert das Konzept nicht wirklich

Es werde fahrlässig nichts gegen die nächste Covid-Todeswelle unternommen, dabei wäre es doch so einfach, verzweifelt Walter:

Können wir Eigenverantwortung? Nein, es wird weiterhin im ÖV geschmatzt, gemampft und geschlürft. Natürlich ganz ohne Maske. Es wird auch gelesen, in der Nase gebohrt, geschwatzt und gehustet. Ganz ohne Eigenverantwortung. So wie damals verantwortungslos das Konsumationsangebot in den Speisewagen der SBB genutzt wurde, zum Ekel und Frust Walters.

Wie steht es aber eigentlich mit der Eigenverantwortung bei Walter? Statt alle Mitmenschen dazu aufzurufen, Dinge zu tun, die nicht vorgeschrieben sind, aber laut dem Besitzer der einzig richtigen Wahrheit, dem Seuchenbekämpfungspapst Walter unbedingt getan werden müssten – wie wäre es, wenn Walter in seiner näheren Umgebung Eigenverantwortung zeigte? Und zum Beispiel die Corona-Kreische Marc Brupbacher, seinen Redaktionskollegen, einen Maulkorb verpasste? Der beschimpft Wähler, die anders abstimmen als es ihm passt. Der beschimpft sogar den Bundesrat als «völlig übergeschnappt». Der liess und lässt keine Gelegenheit aus, panisch auf fürchterliche Gefahren hinzuweisen.

Treffen die dann prinzipiell nicht ein, gönnt er sich erschöpft eine kurze Ruhepause («muss schlafen»), um anschliessend mit frischer Energie vor neuen Weltuntergängen zu warnen. Auf ihn könnte man den Artikel «Schreckung der Bevölkerung» aus dem Schweizerischen Strafgesetzbuch problemlos anwenden.

Dazu gäbe es noch genügend weitere Mitarbeiter bei Tamedia, die Walter an ihre Eigenverantwortung erinnern könnte. Die zum Beispiel darin bestünde, die Leser nicht endlos mit der Betrachtung des eigenen Bauchnabels und endlosen Beschreibungen der eigenen Befindlichkeit zu quälen.

Das wäre doch endlich einmal wahrgenommene Eigenverantwortung, auch bei Walter himself.

Es ist erschreckend, mit welch routinierter Rechthaberei bei Tamedia Redaktoren allen Mitmenschen mitteilen, wie die sich zu verhalten hätten. Was verantwortungsvoll und was verantwortungslos sei. Nämlich das, was Walter als das eine und das andere festlegt. Denn was allen übergeschnappten Bundesräten und anderen verantwortungslosen Politikern, ja was der Schweizer Bevölkerung nicht einfällt, weiss Walter. Es müssen wieder Masken getragen werden, man solle genügend Abstand halten, zu Hause bleiben.

Bislang galt eigentlich, dass es verbindliche Vorschriften gibt – und freiwillige Verhaltensweisen, bei denen die Entscheidung jedem Einzelnen überlassen ist. Aber schon während der Pandemie wurden sogenannte Impf-Verweigerer übel beschimpft, sogar als potenzielle Mörder verunglimpft, gegen die streng durchgegriffen werden müsse, wie ein anderer hyperventilierender Redaktionskollege von Walter forderte. Das böse Wort vom Impfzwang stand im Raum. Alles eigenverantwortlich von hysterischen Redaktoren in die Welt gesetzt.

Was ist nur in all diese Redaktoren-Toren gefahren? Ist es der Frust über Bedeutungs- und Stellungsverlust? Ist es mangelnde Selbstkontrolle? Ist es ungehemmte Rechthaberei? Besserwisserei? Der Wahn der Unfehlbarkeit? Das Bedürfnis, anderen ungefragt die eigene Meinung aufs Auge drücken zu müssen?

Gesund ist das jedenfalls nicht.

Die Corona-Kreische ist zurück

Marc Brupbacher läuft wieder zur Höchstform auf.

Mit Gesundheitsminister Berset ist der Tamedia-Redaktor «schon längst fertig», den Gesamtbundesrat bezeichnete er auch schon mal als «völlig übergeschnappt». Unablässig warnte Brupbacher vor apokalyptischen Zuständen in der Schweiz. Überlastete Intensiv-Stationen, viele, viele Tote. Zögerliche Behörden, unfähige Beamte, nachlässige Bevölkerung, er wurde immer verzweifelter, weil niemand auf ihn hören mochte. Und weil sich all seine Ankündigungen des Corona-Weltuntergangs nicht bewahrheiteten.

Seit diesem Frühling köchelte er etwas auf kleinerem Feuer, aber jetzt ist er wieder zurück. Und ansteckend, denn weitere Tamedia-Redaktoren haben sich seinen neuen Befürchtungen vor einer Riesen-Corona-Sommerwelle angeschlossen. Die aber natürlich nur der Vorbote einer noch riesigeren Herbstwelle ist. Und von der Winterwelle wollen wir noch gar nicht reden, sonst kriegen wir alle Gänsehaut vor Schiss.

Eine volle Doppelseite lässt Tamedia auf seine nichtsahnenden Leser los:

Ein Gemeinschaftswerk von mehreren «Corona-Taliban», wie das Lukas Hässig auf seinem Finanzblog «Inside Paradeplatz» launig nennt. Brupbacher hatte vor ein paar Tagen bereits vorgelegt:

Nun aber kommt das volle Programm:

Da gibt es nur eins:

Also ein Booster für den Booster. Am besten immer wieder; in Deutschland sind bereits viele bei der vierten Impfung angelangt und überlegen sich die fünfte. Obwohl die Wirkung, gelinde gesagt, nicht wirklich erwiesen ist.

Das Merkwürdige an der Riesensommerwelle, deren Höhepunkt noch gar nicht erreicht ist: die Spitäler merken nichts davon. Triage vor Intensivstationen, alle Plätze belegt, Notfall im Notfall? Nein.

Will Tamedia tatsächlich wieder eine neue Impfwelle herbeischreiben? Mit Panikmache die Behörden vor sich hertreiben? Gibt es auch hier keine Qualitätskontrolle mehr, die Brupbacher und Konsorten einen Riegel schiebt? Werden nächstens Impfunwillige wieder übel beschimpft? Wird wieder gefordert, dass sie gefälligst zwangsweise zur Impfung verdonnert werden sollten?

Verabschiedet sich Tamedia nun endgültig vom verantwortungsbewussten Journalismus? Sicherlich ist nicht die ganze Redaktion (und Führungsmannschaft) auf der Linie der Corona-Kreische Brupbacher. Aber man lässt ihn gewähren.

Statt nochmals – und offensichtlich vergeblich – mit gesundem Menschenverstand und kritischer Analyse diesen Wahnsinn zu bekämpfen, macht ZACKBUM einfach auf den Artikel 258 des Schweizerischen Strafgesetzbuches aufmerksam.

Der besagt:

«Schreckung der Bevölkerung. Wer die Bevölkerung durch Androhen oder Vorspiegeln einer Gefahr für Leib, Leben oder Eigentum in Schrecken versetzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft.»

Als juristischer Laie hält ZACKBUM den Straftatbestand für erfüllt …

Wumms: Tanja Stadler

Second life für die ehemalige Task Force Chefin.

Sie verabschiedete sich mit einer krachenden Fehlprognose: Omikron – wöchentlich bis zu 10’000 Hospitalisierungen und bis zu 300 Einweisungen auf Intensivstationen. Mit anderen Worten: Katastrophe.

Real waren es dann etwas über 1000 Spitaleinweisungen, wenn man grosszügig alle Nebendiagnosen «hat auch noch Corona» mitzählte.

Dann wurde die Task Force endlich aufgelöst, und man gab sich kurzfristig der Hoffnung hin, dass man weder von Tanja Stadler, noch von Corona-Kreische Marc Brupbacher («Bundesrat völlig übergeschnappt»), noch von all den anderen Weltuntergangspropheten jemals wieder etwas hören würde.

Aber i wo, «Blick» pflegt immer gerne sein Reservoir von sogenannten Fachexperten und führt ab und an völlig überflüssige Interviews mit denen. Im an Intensität zunehmenden Kampf gegen das Sommerloch ist turnisgemäss mal wieder Stadler dran:

Natürlich muss sie das. Sonst wäre das kein Thema für «Blick», sonst hätte Stadler ihren Medienauftritt vergeigt. Was raunt sie denn aktuell? «Das A und O sind Masken und saubere Luft in Innenräumen.» Also wieder auf mit der Maske. Und wie steht es um den nächsten Piks, also allenfalls den vierten? «Eine vierte Impfung schützt diese Menschen (Senioren, Red.) noch besser vor einem schweren Verlauf und ist darum sinnvoll

Also, die Lage ist weiterhin potenziell bedrohlich, wenn auch nicht mehr so sehr wie auch schon, meint die Wissenschaftlerin. Die grösste Bedrohung hat sie sich allerdings bis zum Schluss des Interviews aufgespart. Nämlich die Antwort auf die Frage, ob sie bei einer allfällig neuen Task Force auch wieder dabei wäre:

«Wenn es mich braucht, klar. Ich habe es immer als Privileg empfunden, mithelfen zu dürfen

Jetzt wissen wir wenigstens, wovor wir uns wirklich fürchten müssen.

 

Mediale Vorsorge

Wenn die Ukraine mal vorbei ist …

Der umsichtige Medienlenker denkt an die Zukunft. Und weiss, dass es im heutigen Elendsjournalismus eigentlich immer nur ein einziges Überthema geben kann.

Das war lange Zeit natürlich die Pandemie. Als sich zunehmend Ermüdungserscheinungen bemerkbar machten, tat Kreml-Herrscher Putin den Medien den Gefallen, tatsächlich in die Ukraine einmarschieren zu lassen.

Fliegender Wechsel, nur noch einsame Corona-Kreischen wie Marc Brupbacher versuchten zunehmend verkniffen und verzweifelt, das komatöse Thema Corona wachzuknutschen. Viele Experten, Spezialisten, Wissenschaftler, Virologen, Epidemiologen wunderten sich, wieso sie weder mit Warnungen noch mit Entwarnungen gross in die Medien kamen.

Der Konsum von Beruhigungsmitteln und Antidepressiva soll in diesen Kreisen in den letzten Monaten deutlich angestiegen sein, aber wir warten noch auf genaue Zahlen.

Jetzt aber das. Der «Blick», das Blatt des Monothemas, zieht neben aller Berichterstattung über die Ukraine das Corona-Thema wieder an.

«Die Schweiz geht in die nächste Welle»,

lautet die unheilschwangere Zeile. Vorteil beim Thema ist natürlich, dass man vieles aus dem Stehsatz nehmen, kurz abstauben und rezyklieren kann: «Corona-Experten wegen steigender Zahlen alarmiert.» Schon wieder, die Armen. Aber während einige der bewährten Fachkräfte einen Fehlstart hinlegen und gar nicht wirklich alarmiert sind, nützt die einschlägig bekannte Isabella Eckerle die Gunst der Stunde und schiebt sich gnadenlos in die Pole Position.

Offenbar sind Frauen schneller als Männer, denn auch dieser verblassende Star der Corona-Hysterie meldet sich wieder zu Wort: «Auch Tanja Stadler (41), ehemalige Taskforce-Leiterin und Leiterin der ETH-Plattform CoV-Spektrum, macht auf die Verdoppelung der Zahlen …»

Man muss allerdings auch dem «Blick» einmal ein Kränzchen winden. Das ist vorausschauendes Thema Setting, damit wird das Blatt garantiert resilient, wenn in der Ukraine gerade mal nicht wirklich was los ist. Zudem pflegt es hier den klassischen Boulevard-Aufbau.

Experten sind (wie eigentlich immer) alarmiert, die nächste Welle kommt, das sagt nicht nur eine Expertin, sondern gleich zwei, dann muss es ja stimmen. Damit wäre sozusagen die Keimzelle gelegt, nun muss das Ganze nur noch abheben und viral gehen.

Wir sind gespannt, ob «Blick» auch diesen Teil des Boulevard-Journalismus beherrscht. Natürlich hofft das Ringier-Blatt dabei auf Unterstützung der anderen grossen Medienkonzerne. Denn man kann sich doch sicher sein, dass inzwischen bei diversen Themensitzungen der Chefredaktor mit gerunzelter Stirne in die Runde blickte und sagte:

Und was haben wir zum Thema? Das können wir doch nicht dem «Blick» überlassen. Nehmt den Finger raus, ich will Experteninterviews, wissenschaftliche Studien, Tabellen, Grafiken, was sagt die Politik, wie sieht’s auf den Intensivstationen aus, müssen wir wieder Maske tragen, braucht es den dritten, vierten und fünften Booster?

Monokultur

In der Landwirtschaft weiss man um die negativen Auswirkungen.

Monokultur im Anbau hat vermeintlich viele Vorteile. Grossflächig, dadurch einfachere Ernte. Die Bauern sind spezialisiert auf ein Produkt, daher kennen sie es aus dem Effeff.  Die ganze Infrastruktur, der Maschinenpark, das Saatgut, der Dünger, die Pestizide sind auf ein Produkt ausgerichtet, das vereinfacht alles ungemein.

Durch ständige Forschung und Verbesserung können Ertragssteigerungen realisiert werden. Mit dem gleichen Aufwand mehr Wertschöpfung, ein Zusatznutzen für den Produzenten.

So ging das Lobeslied der Monokultur in der Landwirtschaft. Bis die negativen Auswirkungen immer deutlicher wurden. Grossflächige Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten. Schädlingen. Überanspruchung des Bodens durch ausbleibenden Fruchtwechsel. Abhängigkeit der Produzenten von den Herstellern von Düngemitteln, Pestiziden und vor allem auch Samen.

Schliesslich völlige Abhängigkeit von den schwankenden Weltmarktpreisen, die immer die Tendenz haben, bei Knappheit hochzugehen, aber bei Produktionssteigerungen runter, was die Steigerung des Outputs zu einem sehr zweischneidigen Schwert macht, häufig bedeutet, dass mehr Produktivität mit weniger Einkommen bestraft wird. Von den schädlichen Folgen für Mensch und Umwelt ganz zu schweigen.

Monokultur bei Tamedia.

Also geht man inzwischen wieder vermehrt dazu über, auf alte Traditionen wie Dreifelderwirtschaft, Diversität der angebauten Produkte, auf Kleinteiliges umzustellen. Natürlich auch unter Berücksichtigung von Umweltaspekten und der Garantie von stabilen Einkommen der Hersteller.

Während also bei der Landwirtschaft zumindest gegenläufige Bewegungen zur Monokultur erkennbar sind, frönen die Medien dieser Methode immer intensiver. Das ist auch Ausdruck davon, dass so etwas wie Dossierverwaltung zunehmend unbekannt ist.

Monokultur in den Medien

Für jüngere Leser (und Journalisten) sei das kurz erklärt. Früher, als noch alles besser war, gab es genügend Redaktoren bei grossen Tageszeitungen. Die zudem in Konkurrenzkampf zueinander standen und nicht in Newsrooms in Verrichtungsboxen eine klickstarke Einheitssaucse am Laufmeter produzieren mussten.

Es gab also beispielsweise den Spezialisten für Pharma. War sonst nichts los, hatte der ein, zweimal im Jahr seinen Höhepunkt, wenn die grossen Konzerne ihre Jahresberichte veröffentlichten. Die konnte er, gestützt auf jahrelange Erfahrung und ein gutbestücktes Archiv, kompetent analysieren. Die Zwischenzeit vertrieb er sich mit nicht publizierten Untersuchungen oder Interviews mit der Geschäftsleitung. Oder mit Reportagen zum Thema.

Monokultur beim «Blick».

Ein solches Spezialistentum ist weitgehend passé. Weggespart, als überflüssiges Fleisch vom Knochen des skelettierten Journalismus geschabt. Schon alleine das Lesen (und Verstehen!) einer Bilanz überfordert den durchschnittlichen Journalisten. Aktiva, Passiva, wieso steht das Eigenkapital rechts, was sagt diese Bilanz aus, welche Tricks wurden angewendet, ist sie Ausdruck kreativer Buchhaltung oder realistisches Abbild des Istzustands? Dafür müsste man sattelfest sein.

Da das der gemeine Feld-Wald-Wiesen-Journalist nicht ist, greift er noch so gerne auf die ihm zugehaltene, bereits journalistisch aufgearbeitete Darstellung des Veranstalters des Geschäftsberichts zurück. Titel, Lead, Zwischentitel, strukturierter Aufbau, Illustrationsmaterial, verschiedene Längen, wunderbar. Alternative: Man übernimmt den Ticker der SDA, wozu zahlt man denn da noch das teure Abo.

Kürzere und längere Phasen der Monokultur

Bei diesen Zuständen wird eine neue Form von Monokultur im Journalismus gepflegt. Es gibt die kurze und die längere Monokultur. Corona war lang, der Fall Djokovic war kurz. Die Methode war aber die gleiche. Eine ganze Flut, repetitiv, detailverliebt, bis ins Absurde jeden Pipifax von allen Seiten beleuchtende Berichterstattung. Und gab es gerade beim besten Willen nichts Neues zu berichten, dann wurde gemeint. Kommentiert. Ungefragt Ratschläge erteilt. Forderungen aufgestellt. Jeder Redaktor hatte sich in einen Virologen, Epidemiologen, Fachmann für Visafragen, Spezialisten in der Seuchenbekämpfung verwandelt.

Monokultur bei «20 Minuten».

Inzwischen sind fast alle (mit der bedauerlichen Ausnahme Marc Brupbacher) aus dem Laborkittel geschlüpft und haben sich mit schusssicherer Weste und Stahlhelm bewaffnet. Geradezu rührend wirken die Versuche des deutschen Gesundheitsministers oder von Marcel Salathé in der Schweiz, das Thema irgendwie am Leben zu erhalten. Peinlich.

Denn jetzt ist Krieg. Krieg ist – journalistisch gesehen – viel besser als Seuche. Pandemie, das ist ein unsichtbarer Virus. Blöd. Der Virus ist weder gut noch böse, auch nicht heimtückisch oder hinterlistig. Saublöd. Die ihn bekämpfenden Wissenschaftler lassen sich nur beschränkt als tapfere Helden und Krieger abfeiern. Richtig blöd. Es gibt nicht mal genaue Frontverläufe, alles ist irgendwie in der Schwebe. Todeszahlen, Chaos, Zerstörung, Auflösung der gesellschaftlichen Ordnung: kann man zwar an die Wand malen, aber spätestens nach der zweiten Wiederholung schnarcht das Publikum weg.

Krieg ist in jeder Beziehung für den Journalismus gut

Aber Krieg, das ist gut. Es gibt den Bösewicht und den Helden. Es gibt klare Fronten. Es gibt Tote und Schicksale. Es gibt Waffen und Menschen. Es gibt Unmenschliches und Menschliches. Es gibt Tragödien und Happy Ends. Es gibt Emotionen, Bilder. Jeder Journalist ist nun Militärexperte, beherrscht das Völkerrecht, kann Putin, greift ungeniert auf alle abgelegten Topoi zurück.

Der russische Bär, Russland ist halt doch unzivilisiert, wir haben uns zu recht auch im Kalten Krieg davor gefürchtet. Wer zu verstehen versucht, ist zwar kein Kommunist mehr, aber «Moskau einfach» ist weiterhin angebracht. Jeder kann wieder sein kleinkariertes Schwarzweissraster über die Welt werfen.

Monokultur bei CH Media.

Differenzierung, zu Kritisierendes in der Ukraine, zu Verstehendes in Russland? Niemals. Solche «Versteher» werden ausgegrenzt, abgeklatscht, ganz so wie früher, wo einem ein lobendes Wort über die Errungenschaften des Sozialismus oder ein kritisches Wort über die hässliche Seite des westlichen Imperialismus schwer schaden konnte.

Monokultur bei der NZZ.

Nur war damals die Beschäftigung nicht so obsessiv wie jetzt, gab es in den Medien noch Fachkompetenz, Dossiersicherheit. Heutzutage ist keiner zu klein, Weltenerklärer zu sein. Ist ja auch einfach, in dieser Monokultur der Analysen und Meinungen. Den Vogel schoss hier die NZZaS ab. Sie räumte den gesamten ersten Bund frei, um ausschliesslich ein Monothema zu bewirtschaften.

Wumms: Marko Kovic

Der Mann weiss, wie man mit minderen Gaben wuchern kann.

Marko Kovic kommt eigentlich aus dem Nichts und seine wissenschaftliche Qualifikation ist mehr als mager. Aber er bedient die linken Narrative im Schlaf, und so hat er sich heraufgearbeitet zum Spezialisten für Verschwörungstheorien. Rechte Verschwörungstheorien, wohlgemerkt.

ZACKBUM musste sich schon mehrfach mit seinen haltlosen Behauptungen befassen. Kovic ist bekanntlich der Entdecker des «Intellectual Dark Web» auf Deutsch, das sich bis zur NZZ erstrecke. Dieser kleine Verschwörungstheorie-Schlingel.

Er musste schon mal eingestehen, dass er bei einer von ihm gross heraustrompeteten angeblich soziologischen Untersuchung nicht mal das Standardwerk zum Thema gelesen hatte, geschweige denn kannte.

Aber das alles macht ja nichts, wenn man immer zur Stelle ist, wenn es darum geht, aus angeblich wissenschaftlicher Warte den Fachmann zu spielen. Seine neuste Luftblase: ehemalige Corona-Verschwörungstheoretiker haben umgesattelt und sind nun Putin-Verschwörungstheoretiker. Also sie bezweifeln grundsätzlich, was in westlichen Medien über Putin und Russland veröffentlicht wird.

«Stammt aus der Propagandafeder des Kreml», wer das wiedergibt, mache sich zu «nützlichen Idiot:innen»,

schreibt er nicht ganz sattelfest im Deutschen in der WoZ. Von Markus Somm über Roger Köppel glaube man moskaugesteuerten Einflüsterungen, furchtbar.

Das bringt ihm flugs ein Interview mit SRF4 News ein, wo der «Sozialwissenschaftler und Journalist» den gleichen Stuss einem Stichwortgeber erzählen darf. Denn er habe ja «in der linken WoZ die Zusammenhänge aufgedeckt». Welche denn?

«Wir wissen aus der Forschung zur russischen Desinformation der letzten 10, 15 Jahre, dass die Regierung Putins über diverse Desinformationskanäle, über Sender wie Russia Today oder Sputnik, aber auch über ihre Social-Media-Präsenz gezielt die Erzählung streut, im Westen seien die Medien korrupt, sie seien unterwandert.»

Unglaublich, diese Russen. Dabei sind die westlichen Medien doch frei, geben allen Standpunkten Raum, entlassen niemals Mitarbeiter wegen deren Meinung, und korrupt, also bitte, für die grossen Medienclans in der Schweiz spielt Geld keine Rolle, das weiss man doch. Gut, sie wollten einen Extrazustupf von einer Milliarde Steuergeld, aber das hätte sie überhaupt nicht korrumpiert.

Das Elend mit so Figuren wie Kovic ist, dass er dem Renommee der Soziologie genauso schadet wie die Journalisten dem Ruf der Medien, die ihn interviewen und nicht einmal eine einzige kritische Frage wagen.

Die naheliegende wäre: Macht man es sich nicht zu einfach, wenn man – wie bei Corona – jeden Kritiker unter den Generalverdacht stellt, er sei ein Verschwörungstheoretiker und/oder ein nützlicher Idiot? Wichtig wäre doch: wie unterscheidet man Leute mit Scheuklappen wie Kovic von ernstzunehmenden Kritikern?

Das ist zwar kein Beleg für angebliche Verschwörungstheorien von angeblich von Corona zu Putin abgewanderten Aluhutträgern. Es ist aber ein Beleg für den jämmerlichen, lausigen, unprofessionellen Zustand der Medien im Westen.

 

Eine Portion Geeiertes

Die Zahl der wegen Corona Hospitalisierten ist Fake News. Es darf geeiert werden.

Es gibt zwei unbestreitbare Tatsachen. Die Zahl der wegen Corona Hospitalisierten sinkt. Die Zahl der wegen Corona Hospitalisierten ist falsch.

Da nicht zwischen «wegen» und «mit» unterschieden werden kann, ist rund die Hälfte aller als Covid-19-Fälle ausgewiesenen Spitaleintritte auf andere Ursachen zurückzuführen. Beinbruch, Herzinfarkt, Altersgebrechlichkeit, was auch immer.

Nur: wenn beim Eintritt oder gar nachher der Patient positiv getestet wird, gilt er statistisch als Corona-Fall.

Wir spielen wieder den Corona-Blues …

Das hat das Bundesamt für Statistik klargemacht und transparent kommuniziert. Nur: kein Schwein hat geschaut (ausser ZACKBUM). Nun hat der «Blick» verdienstvollerweise das Thema aufgegriffen und mit eigenen Recherchen ergänzt. Zum Beispiel die Kantonssspitäler Genf oder Zürich räumen ein, dass rund 50 Prozent ihrer Corona-Fälle aus anderen Gründen stationär behandelt werden.

Das ist ziemlich peinlich, weil die mögliche Überlastung der Spitäler immer als wichtigster Grund für alle, restlos alle Massnahmen, Restriktionen, Einschränkungen Lockdowns, Quarantänebestimmungen usw. verwendet wird.

Das trifft vor allem die Corona-Kreischen in den Medien hart. Entweder konstatieren sie fassungslos: «In der CH ist eine starke Entkopplung der Fallzahlen von den Hospitalisierungen zu beobachten» (Marc Brupbacher), bleiben aber ansonsten stumm. Oder, man setzt zum üblichen Geschwurbel an.

Der «Blick» fällt für einmal als regierungstreues Applausorgan aus. Das ist wohl der speziellen Konstellation zu verdanken, dass der Ringier-CEO Marc Walder etwas ins Feuer geriet, weil er das Offenkundige vor laufender Kamera aussprach: auf seine Intitiative hin werde bei Ringier weltweit die Regierungspolitik gegen die Pandemie unterstützt.

Fällt ein Mainstream-Medium aus, es hat noch zwei

Aber wir haben ja noch Tamedia und CH Media.

Der Wanner-Clan wirft gleich vier Redaktoren in die Schlacht, um kleinzuschreiben, dass trotz allen Unkenrufen die Hospitalisierungen sinken, die ausgewiesenen Zahlen falsch sind.

Zunächst darf der «Chefarzt Infektiologie am Kantonsspital Aarau» verwedeln: «Die Trennung der Fälle ist nicht so einfach.» Die Medizin, so schaut’s aus, steht offenbar noch ganz am Anfang in der Erkenntnis, so ungefähr im Mittelalter.

Dann dürfen Politiker «irritiert reagieren». Vor einer Beschädigung der Glaubwürdigkeit warnen oder ein «Datenproblem beim BAG» sehen. Schliesslich müsse man bedenken: «Auch mittelschwere Fälle können das Gesundheitswesen überfordern, wenn sie in zu grosser Zahl vorkommen», warne der Infektiologe.

Prognosen für den Papierkorb, die wichtigste Zahl für die Begründung aller Massnahmen dramatisch falsch? Na und, meint CH Media.

Tamedia versucht’s mit einer einzigen Fachkraft

Auch Tamedia muss sich zum Thema äussern. Hier wird ein einziger Redaktor in die Schlacht geworfen. Luca de Carli ist (noch) stellvertretender Ressorleiter Inland beim «Bund». Oder bei der «Berner Zeitung». Oder bei Tamedia. Das weiss man heute alles nicht mehr so genau. Noch weniger, wie lange er das bleibt.

Auch er berichtet, was der Leitende Arzt der zuständigen Klinik des Unspitals Zürich sagt: «Wir behandeln derzeit nur sehr wenige Omikron-Fälle.»

Auch de Carli räumt  ein, dass die Zahlen der wegen Corona Hospitalisierten «nach oben verzerrt» seien. Aber, erste Einschränkung, auch bei den nur «mit» Covid-19-Hospitalisierten könne «Corona jedoch einen schweren Verlauf nehmen».

Ansonsten gelte aber, was gilt, wenn sich nach der Prognose die Glaskugel mal wieder als defekt erweist: «Wir tappen im Dunkeln», räumt der Leitende Arzt ein.

Statt Warnung, Weltuntergang, Welle als Wand, nun Gewinsel: «Im Tessin hat Michael Llamas, leitender Arzt der Intensivstation der Clinica La Carità in Locarno, ebenfalls mehr Fragen als Antworten: «Bei der ersten Welle war es noch einfacher, die Zahlen zu deuten, zu planen.» Und heute? «Wir haben ehrlich gesagt keine Ahnung, was auf uns zukommen wird.»»

Also wirklich, so geht das nicht. Brupbacher, übernehmen Sie. Jetzt ist der Moment, dass alle Befürworter eines Impfzwangs nochmal in den Ring steigen müssen. Alle besserwisserischen Kommentatoren, die dem Bundesrat und der Bevölkerung Vorschriften machen wollen, die Weisheit mit Löffeln gefressen haben, unablässig forderten, warnten, mahnten, wo sind sie nur geblieben?