Zerstreuungszentralen
Glaubwürdigkeit, Kompetenz, Vertrauen. Bereicherung. Wenn nix davon existiert …
Die deutschsprachige Schweiz wird von drei Medienhäusern plus einem kleinen Leuchtturm beschallt, im Tageszeitungsgeschäft.
Was nicht zu Tamedia gehört, gehört CH Media, mit abnehmender Bedeutung wankt Ringiers «Blick» durch die Medienlandschaft. Und dann gibt es noch die NZZ, die leider gelegentlich schwächelt.
Daneben gibt es nur noch wenige kleine Guerilleros und den in der zweiten Generation langsam abgebenden Somedia-Verlag in der Südostschweiz. Über all dem schweben die staatlichen Übermedien von SRF.
Alles andere ist Randgruppenprogramm, vielleicht noch mit Ausnahme der «Weltwoche» und ab und an der WoZ.
Nun sollte es die vornehmste Aufgabe der sogenannten Vierten Gewalt sein, politisches und gesellschaftliches Geschehen zu kontrollieren, darüber zu informieren und dem mündigen Leser die Möglichkeit zur eigenen Meinungsbildung zu geben.
Dabei sollte zwischen der eigentlichen Nachricht und der Kommentierung sorgfältig unterschieden werden. Die persönliche Befindlichkeit des Boten, des Journalisten, sollte dabei keine Rolle spielen, seine Meinung höchstens dann, wenn er etwas Qualifiziertes zum Thema beizutragen hat.
Bei konfliktiven Themen sollten verschiedenen Meinungen und Standpunkten die Möglichkeit eingeräumt werden, sich in diesen Quasi-Duopolmedien zu äussern.
Zudem sollte es ihre vornehmste Aufgabe sein, möglichst umfassend und kompetent über Themen zu berichten, die der Bevölkerung, zumindest der Leserschaft, unter den Nägeln brennen. Also beispielsweise das Thema Altersversorgung und Pensionskassen. Situation auf dem Mietermarkt. Einwanderung. Schulsystem. Kriminalität. Überlastete Infrastruktur. Entwicklung des Verhältnisses zur EU. Sanktionen gegenüber reichen Russen. Um nur die wichtigsten Themen zu nennen.
Konjunktiv.
Seit etwas mehr als vier Jahren beobachtet ZACKBUM diese Medienlandschaft und hat 3550 Beiträge veröffentlicht, die knapp 14’000 Kommentare auslösten, plus diverse direkte Kontakte.
ZACKBUM kann also behaupten, einen gewissen Überblick über die Entwicklung in den letzten vier Jahren und den aktuellen Zustand dieser Medien zu haben.
Dabei sind folgende Fakten augenfällig:
- Anfänglich befleissigten sich noch einige Journalisten, auf Anfragen von ZACKBUM zu reagieren oder gar zu antworten. Das hat sich radikal geändert. Entweder gibt es keine Antwort mehr, oder die Frage wird zwecks Veredelung an die Medienstelle weitergeleitet. Die gerne mitteilt: Redaktor xy möchte hierzu keine Stellung nehmen.
- Besonders auffällig war das Verhalten der 72 erregten Tamedia-Mitarbeiterinnen. Sie wurden mehrfach mit konkreten Fragen um Stellungnahmen gebeten und allesamt angeschrieben. Reaktion: keine Reaktion.
- Der Informationsfluss von Whistleblowern ist ziemlich ausgetrocknet. Das liegt wohl daran, dass die Angst um den eigenen Arbeitsplatz deutlich zugenommen hat, was angesichts der unablässigen Sparwellen auch kein Wunder ist. Zudem haben viele kritische Geister die skelettierten Medien verlassen.
- Ausser dem Ausschlachten von gestohlenen Geschäftsunterlagen, die sich in Papers, Leaks und Flops verwandelten, ist kaum nennenswerte Recherchiertätigkeit entfaltet worden.
- Die Behandlung der Corona-Epidemie hat gewaltigen Schaden an der Reputation, Glaubwürdigkeit und Werthaltigkeit des Inhalts der Tageszeitungen angerichtet. Vor allem Tamedia verstand sich als Sprachrohr der Regierung oder der Task Force. Kritiker an staatlichen Massnahmen wurden teilweise übel beschimpft («potenzielle Massenmörder»), es wurden hysterische Untergangsszenarien für das Gesundheitssystem entwickelt, von bis zu 100’000 Toten gefaselt, die Wirksamkeit der Impfung unkritisch bejubelt. Kritische Stimmen wurden ignoriert oder beschimpft. Diverse dafür völlig unqualifizierte Journalisten verwandelten sich in wahre Amokläufer und forderten sogar eine Zwangsimpfung für alle. Ein Trauerspiel.
- Nicht in diesem Ausmass, aber in einem ähnlichen wiederholt sich das bei der Berichterstattung über die Invasion der Ukraine. Auch da stört vor allem, dass starke Meinungen mit schwachen Kenntnissen eine unappetitliche Melange eingehen.
- In diesen vier Jahren ist eine bedenkliche Zunahme von Artikeln zu verzeichnen, die sich ausschliesslich mit Nabelschau des Schreibenden befassen. Sein Befindlichkeiten, seine Weltsicht, seine Ängste und Befürchtungen werden thematisiert. Ohne Rücksicht darauf, dass das die meisten Leser überhaupt nicht interessiert.
- Wohl bedingt durch die deutlich abnehmende Relevanz und Bedeutung der Tageszeitungen macht sich zunehmend eine verbissene, oberlehrerhafte Befehlsausgabe bemerkbar. Der Journalist ordnet nicht nur alle Ereignisse auf der Welt nach seinem Gusto, er teilt auch dem Leser mit, wie der sich zu verhalten habe. Insbesondere in Sachen Umweltschutz oder korrekte Anwendung von Sprache.
- Obwohl sämtliche Meinungsumfragen beweisen, dass der überwältigenden Mehrheit der Leser Sprachvergewaltigungen mit Gender-Sternchen, Binnen-I und ähnlichem Unfug schwer auf den Zeiger gehen, sehen viele Medien auch hier eine Erziehungsaufgabe. Das gilt auch für faschistoide Sprachreinigungsmassnahmen wie beispielsweise das Verbot, das Wort Mohr zu verwenden.
- Angesichts der Social Media und anderen Werbemöglichkeiten (sowie Einnahmen, die nicht bei Schweizer Verlagshäusern anfallen), wirken die Verlagsmanager wie Droschkenfahrer, die verkniffen auf ihrem Bock hockenbleiben und finster beobachten, wie Automobile sie überflüssig machen. Aber der Droschkenfahrer musste sich dann eine neue Einkommensquelle suchen. Die Vollversager in den Geschäftsleitungen der Medienhäuser brauchen das (noch) nicht zu fürchten.
- Last, but not least: es ist ein weiterer Niveauverlust zu verzeichnen. Sprachbeherrschung, Hintergrundwissen, Kultur, Geschichte, die Wüste lebt und wird Immer grösser.