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Es darf gelacht werden

Oder auch nicht. Was die Medien aus der Böögg-Nichtverbrennung machen.

Sozusagen ausser Konkurrenz läuft diese Anzeige der ZKB. Dass die tolle Agentur nicht damit rechnete, dass der Böögg überhaupt nicht brennt, okay. Aber ihr gutbezahlten und euch so toll vorkommenden Werber: das ist eine Online-Ad. Die man blitzartig austauschen, ändern, einen neuen Knaller draus machen kann. Aber natürlich nicht, wenn man ab 18 Uhr schon beim ersten, zweiten oder dritten Cüpli angelangt ist.

Da hat man mal ein Ereignis, das in seiner Bedeutungslosigkeit nicht zu überschätzen ist. Aber gleichzeitig unbedingt Anlass für Spass und Tollerei in den Medien bieten müsste.

Denn immerhin ist es das erste Mal in der Geschichte dieses Volksfests, dass die Hauptattraktion den Platz intakt verlässt. Der Böögg brannte weder, noch explodierte er. Sondern wurde unversehrt von einem Kran vom Holzstapel gehoben und versorgt. Das hätte sich so manche Hexe im Mittelalter auch gewünscht.

Das Feuerchen wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt. Funkenflug, Massenpanik, durchdrehende Rösser, herunterpurzelnde Zünfter, Chaos, weinende Kinder, verzweifelte Eltern, entrüstete Honoratioren, Wahnsinn.

Dass die NZZ dem gewohnt staatstragend begegnet, wohlan:

Immerhin, statt völliger Sprachlosigkeit hat sie sich noch zu bunten Bildern aufgerafft:

Zudem ist sich die alte Tante ihres Rufs bewusst und stellt noch schnell eine «Datenanalyse» dazu. «Der Wind am Sechseläuten war extrem – ein Vergleich mit den letzten dreissig Jahren». Wobei man schon sagen muss: wieso nur 30 Jahre? Und wieso nicht auch Temperaturen, Anzahl Regentropfen, Bierverbrauch, Koksmessung im Abwasser, Anzahl Scheidungen, Seitensprünge und durch besoffenen Übermut zerbrochene Männerfreundschaften?

Aber im Vergleich zu der NZZ wirkt der Tagi wie üblich eher schlapp:

Man merkt halt, dass das A-Team am Anlass war und wichtige Menschen hofierte. In der Meinung: kann ja wohl nicht so schwierig sein, Verbrennung und exakte Zeitmessung ins Blatt zu kriegen. Aber wenn das eben nicht passiert, dann bricht unter den Kindersoldaten im Newsroom leichte Panik und schweres Schweisseln aus.

Neutral allumfassend erledigt «20 Minuten» das Problem des unbeschädigten Bööggs:

Wollen wir unsere ganze Hoffnung auf den «Blick» setzen? Genau, lieber nicht:

Ein träfer Spruch, ein Scherz, ein boulevardesker Schwenker, irgend etwas, was dem Leser ein Schmunzeln entlockt? I wo.

Sehr souverän erledigt die «Aargauer Zeitung» aus dem Wanner-Imperium das Thema.

War da was in Zürich? Kümmert uns Träger weisser Socken und Lederkrawatten das? Eben.

Es ist ein Akt der Verzweiflung, aber ZACKBUM schaut noch bei «watson» rein:

Himmels willen, nicht einmal ein Listical? Keine superlustigen «Fails»? Keine Tipps, was du neben oder runter dem Böögg keinesfalls tun solltest? Stattdessen gähnende Leere. «watson» halt. Wenn wir schon von Leere sprechen:

Beim Böögg ist der Kopf noch drauf; bei Philipp Löpfe kann man nicht so sicher sein. Ob die USA noch eine Supermacht seien? Die immer noch grösste Wirtschaftsmacht der Welt? Ein Land, das so viel für sein Militär ausgibt wie die nächsten zehn Staaten zusammen? Eine Supermacht, die rund 1000 Militärstützpunkte ausserhalb der USA unterhält?

Ach, wir lassen es beim Böögg bewenden, sonst platzt noch dem Leser der Kopf.

 

Tagi neu mit Ton

Aber wenn der Inhalt gleich bleibt …

Tamedia versucht’s mit einer neuen Dienstleistung für seine Leser. Die können jetzt auch zu Hörern werden. Denn jedem Artikel ist ein Audioschnipsel vorgeschaltet. Wie meist beim Tagi ist’s eine halbe Mogelpackung. «Hören Sie diesen Artikel», verspricht sie, dabei sind es jeweils nur Teile des Artikels, die von einem Chatbot vorlesen werden. Kommen englische Ausdrücke vor, bekommt der Roboter plötzlich einen englischen Akzent. Mehr Unterhaltsprogramm also.

Bei Silke Bigalkes «Leitartikel» im Tagi ist es sogar nur die Einleitung, danach sollte man sich einloggen; also auch noch dafür zahlen, dass das Qualitätsmedienhaus aus Zürich mal wieder die Meinung der Moskau-Korrespondentin der «Süddeutschen Zeitung» mietet und übernimmt.

«Im Lande Putin» lautet der Originaltitel, der war dem Tagi offenbar nicht knackig genug:

Man könnte diesen «Leitartikel» schnell abhandeln, indem man einfach darauf hinweist, womit er sich die Seite teilt:

Offenbar hat der/die/das Kim seinen Schreibstau überwunden. Auch das noch.

Aber widmen wir uns nicht seinem Gestammel, sondern demjenigen obendrüber. «Der grössere Teil der Bevölkerung steht nicht mehr hinter dem Präsidenten», weiss Bigalke. Das ist eine steile These. Sie ist ungefähr so realistisch wie die Behauptung, eine Wahlbeteiligung von 46,6 Prozent in der Schweiz bedeute, dass mehr als die Hälfte der Stimmbürger «nicht begeistert hinter der Schweizer Demokratie» stünde, «sondern sie läuft eher passiv mit». Nur schrieb Bigalke natürlich Putin statt Schweizer Demokratie.

Aber Bigalke blickt noch tiefer in die Seele Russlands: «Auch russische Wähler gehen eher nicht wählen, wenn sie wissen, dass ihre Stimmen ohnehin nichts wert sind – und nie waren sie wertloser als jetzt.»

«Auch»? So wie die Schweizer Wähler? Sie beweist damit, dass eine Berufsgattung unkaputtbar ist: die des Kremlastrologen. Nur hat sich dessen Fokus verschoben. Früher konzentrierte er sich auf das Deuten der hermetisch abgeriegelten Prozesse innerhalb des Entscheidungszirkels der KPdSU und schloss beispielsweise aus leichten Umstellungen auf der Tribüne beim Abnehmen der Parade zum Ersten Mai auf Machtverschiebungen innerhalb des Politbüros. Krachte es dort dann tatsächlich mal, waren die Astrologen regelmässig überrascht, denn das hatte ihnen die Glaskugel nicht gezeigt.

Nun stellt Bigalke wilde Vermutungen auf. Wie die, dass «der grösste Teil» der Bevölkerung aus passiven Mitläufern bestehe. Das ist allerdings ein Phänomen, das weltumspannend nicht unbekannt ist. Und woran sie das bei Russland festmacht; irgend ein Indiz, der Hauch eines Arguments, das fehlt völlig.

Aber dieses wackelige Konstrukt ist nur das Sprungbrett für einen Abflug in die Zukunft. «Die Militarisierung der Gesellschaft wird zunehmen, die nationalistische Erziehung umfassender werden.» Prognosen haben den grossen Vorteil, dass sie zwangsweise aus reinen Vermutungen bestehen. Von  denen hat Bigalke jede Menge zu bieten: «Die Opposition wird völlig verschwinden. Gelegenheiten für Andersdenkende, sich gefahrlos öffentlich zu zeigen, werden seltener werden.»

Solche Wahrsagereien haben noch einen zweiten Vorteil. Schon morgen wird sich niemand mehr daran erinnern. Auch nicht an den dunklen Schluss dieses Leitartikels: «Die Frage ist, wann es nicht mehr reicht, einfach nicht dagegen zu sein.» Hä?

Was will uns die Russland-Kennerin damit sagen? Die Mehrheit der Russen sei nicht für Putin, sondern einfach nicht gegen ihn, bestehe aus Mitläufern. Aber irgendwann reiche das nicht mehr? Wieso, wofür, warum?

Wenn der Tagi schon meinungslos Gequatsche von der SZ übernimmt, könnte er doch wenigstens für teures Geld seiner Leser dafür sorgen, dass der einen Leitartikel auch versteht. Aber das ist offenbar zu viel verlangt, heutzutage.

Wenn der Journalismus am Ende ist,

dann bemerkt man das an untrüglichen Zeichen.

Ein kleiner Querschnitt durch die vier Leitmedien der Schweiz, plus eine Zugabe. Wenn sie ganz unten angekommen sind.

Natürlich ist in der Pole Position das einzige Organ mit einem Regenrohr im Logo:

Eine Redaktion, die ernsthaft ihre Leser auffordert, ein Bild vom Meerschweinchen einzuschicken, die ist am Ende. Ein «Blick» ins real existierende Elend.

Aber auch eine Redaktion, die ihre eigene Kolumnistin lobhudelt, ist nicht weit vom völligen Elend entfernt. Überraschend, dass es sich um die NZZ handelt.

Ganz martialisch, kriegerisch, sozusagen bellizistisch geht’s bei CH Media zu:

«Den Schalter im Kopf umlegen»? Das hätte aber zwei Voraussetzungen. Einen Kopf und drin einen Schalter. Ob Journi Remo Hess wohl weiss, wo der Ausdruck «geistige Landesverteidigung» herkommt?

Vereint im Elend mit allen anderen ist natürlich auch Tamedia, das ist so sicher wie der Furz nach der Zwiebel:

Es ist immer wieder beelendend, wenn völlig unbedeutende Journis sich dazu aufschwingen, Politikern Betragensnoten zu erteilen (Scholz «verhält sich ungeschickt und naiv») und gleich noch Mutmassungen über den Gemütszustand eines weiteren Politikers anzustellen («Putin darf sich freuen»). Das ist aber nett von Stephan Israel, dass er dem russischen Präsidenten diese Erlaubnis erteilt.

Es geht tief hinunter, wollen wir noch versuchen, den absoluten Tiefpunkt zu erreichen? Bitte sehr:

Wer so etwas ernsthaft als «Analyse» bezeichnet, dem ist nicht mehr zu helfen. Meine Güte, Philipp Löpfe.

Eine Lanze für Krawallanten

Der Tagi mal wieder auf Abwegen.

Bei dem Blatt darf jeder alles. Vorausgesetzt, es ist woke, links und gutmenschlich. Diesmal ist Jigme Garne dran. Der «Redaktor und Blattmacher im Ressort Zürich Politik & Wirtschaft» und ehemalige Student der ZHAW darf eine Initiative plattmachen. Zunächst: Was heisst eigentlich «er studierte Kommunikation»? Mal eine Vorlesung besucht, sich ins ZHAW verlaufen? ZACKBUM studiert gelegentlich die Menükarte, sollte daher in unserem Lebenslauf erwähnt werden «studierte Kulinarik»?

Aber zur Sache. Garne versucht’s mit der alten Masche «ja, aber», das dann in ein «im Prinzip ja, aber so nicht» mündet. Sein «Leitartikel» befasst sich mit einer Initiative, die als «Anti-Chaoten-Vorlage» bekannt ist. Sie fordert, dass Teilnehmer an unbewilligten Demonstrationen für die Kosten des Polizeieinsatzes und Sachbeschädigungen aufzukommen haben.

Natürlich hat die Initiative schon mal den falschen Absender: die SVP. Damit ist sie, unbeschadet des Inhalts, für den Tagi von vornherein disqualifiziert. Nun muss Garne aber etwas Luft holen, weil er das ja nicht so platt darstellen kann. Also beginnt er auf Samtpfoten: «Chaoten gehören bestraft. Die Forderung ist so simpel wie richtig.» Wunderbar. Gleich gefolgt vom dicken Aber: «Die harte Hand gibt es allerdings nur zu einem hohen Preis.»

Nun kommen wir zu seinen «Gegenargumenten».

  1. Schon die heutige Gesetzeslage sei «ausreichend». Ist sie zwar nicht, weil nicht einmal ein Bruchteil der Kosten überwälzt werden.
  2. Macht aber nix, denn die Stadt Zürich «treibt kein Geld von Demonstranten ein». Ein Anfängerfehler von Garne, diesen schreienden Widerspruch zum ersten Satz nicht zu sehen.
  3. «Die von einer linken Bevölkerungsmehrheit gewählte Stadtregierung fällt mit ihrer Praxis aber weder dem Kanton noch einer anderen Gemeinde zur Last. Sie tut es auf eigene Rechnung.» Eigene Rechnung? Die Stadtregierung zahlt? Selbst? Oder nicht doch mit dem Geld der Steuerzahler? Garne scheint beim Staatskundeunterricht im Dauerschlaf gewesen zu sein.
  4. Dann das ewige Argument: «Eine zwingende, konsequente Kostenüberwälzung wäre mit einem Mehraufwand der Polizei und der Justiz verbunden.» Grossartig, wenn man diese Logik überträgt: lassen wir das doch mit der Verfolgung von Diebstählen. Ist mit einem Mehraufwand verbunden, und die Resultate sind überschaubar.
  5. «Die Versammlungsfreiheit ist ein Fundament der demokratischen Gesellschaft.» Genau wie das Verursacherprinzip und die Haftbarkeit für Straftaten.
  6. «Die beiden Vorlagen zielen oberflächlich zwar auf Gewalttäter ab. Faktisch aber würden sie jegliche spontanen und unbewilligten Demonstrationen kriminalisieren, obwohl diese grundrechtlich geschützt sind.» Wieso damit spontane, friedliche und gewaltfreie Demonstrationen «kriminalisiert» werden sollten, erschliesst sich wohl nicht einmal dem Autor. Rechte gehen mit Pflichten einher, oder ist ihm das neu?
  7. «Die Angst vor finanziellen Folgen würde wahrscheinlich mehr friedliche Aktivistinnen als gewaltbereite Chaoten davon abhalten, ihre Meinung auf der Strasse kundzutun.» Eine unbewiesene, wilde Vermutung; mit diesem Unsinn müsste sich Garne selbst für schadenersatzpflichtig beim gequälten Leser erklären.
  8. «Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kommt zum Schluss, dass die Vorlagen gegen Völker- und Verfassungsrecht verstossen und die Demonstrationsfreiheit gefährden.» Nun, wenn das die Verfassungsrechtspezialisten von AI behaupten, dann muss es natürlich stimmen. Dann dürfte aber diese Initiative und ihr Gegenvorschlag gar nicht zur Abstimmung kommen; schon mal daran gedacht, Garne? Denn verfassungswidrige Initiativen sind verfassungswidrig, um es für ihn ganz einfach zu erklären.

Das ist der Leitartikel eines Tagi-Blattmachers zu einer Abstimmung. Ist natürlich im Rahmen der Meinungsfreiheit erlaubt. So wie es erlaubt ist, dass sich jeder öffentlich zum Deppen machen darf. Aber, nochmals: dafür auch noch Geld zu verlangen, das ist nassforsch. Frech. Unverschämt.

Schlechter Besserwisser

Christoph Gurk hat Schwein, dass man keine Namensscherze machen sollte.

Er «berichtet für die SZ aus Lateinamerika». Somit auch für das Qualitätsorgan Tagi & Co. Gurk sitzt in Buenos Aires in Argentinien und bestreicht von dort aus ganz Latein- und Zentralamerika plus die Karibik.

Das ist ungefähr so sinnvoll, wie wenn ein Korrespondent für Europa in Oslo sässe und von dort aus ganz Europa von Portugal bis Bulgarien beschriebe, mit Ausflügen in die Türkei oder auf die Azoren. Wäre das so, läge es nicht am Korrespondenten, dass meistens oberflächlicher Unsinn publiziert würde.

Nun äussert sich Gurk fleissig zu Argentinien, wo er sicherlich über gewisse Kenntnisse verfügt. Und über Bolivien, Brasilien, Mexiko, Nicaragua, um nur seine letzten Artikel Revue passieren zu lassen. Neuerdings auch über El Salvador. Dort ist gerade der amtierende Präsident Nayib Bukele erdrutschartig wiedergewählt worden. «Das ist ein Sieg mit der grössten Differenz zwischen dem ersten und dem zweiten Platz in der gesamten Geschichte», triumphierte er in der Wahlnacht. Ob es 70 oder 80 Prozent für ihn sind: offensichtlich geniesst er in der Bevölkerung einen überwältigenden Rückhalt.

Nun hat seine Wiederwahl einen kleinen Schönheitsfehler: laut Verfassung dürfte er kein zweites Mal antreten. Das hat er umgangen, indem er die Verfassung änderte, offiziell mal kurz vom Amt zurücktrat und seine Privatsekretärin zur geschäftsführenden Präsidentin machte. Nur Gurk aus dem fernen Buenos Aires ist nicht begeistert: «Sollte man nun also gratulieren? Eher nein.»

Denn: «Nun, so ist es zu befürchten, ist es (El Salvador, Red.) auf dem Weg in die nächste Diktatur.» Bukele geniesst diese überwältigende Zustimmung, weil er mit drakonischen Massnahmen die Bandenkriminalität eingedämmt hat. Nach über 70’000 Verhaftungen und dem Bau von gigantischen Gefängnissen zur Aufbewahrung ist El Salvador von einem der gefährlichsten zu einem der sichersten Länder Amerikas geworden, nur noch übertroffen von Kanada.

Der heute 43-Jährige hatte 2019 gegen den erbitterten Widerstand aller etablierten Parteien gesiegt. Als Unternehmer setzte er auch unkonventionelle Massnahmen in der Wirtschaft um, so beispielsweise die Anerkennung des Bitcoin als offizielle Währung. Politisch ist er ein Chamäleon, zuerst politisierte er für die linksextreme, ehemalige Guerillaorganisation FMLN, um dann – ähnlich wie Macron in Frankreich – eine eigene Partei namens Nuevas Ideas zu organisieren, mit deren Hilfe er nun regiert. Dabei nutzt er wie keiner vor ihm Social Media, auf Instagram zum Beispiel hat er 6,3 Millionen Follower, bei 6,5 Millionen Einwohnern des kleinen Landes.

El Salvador war viele Jahre – wie Guatemala oder Nicaragua – ein blutiges Schlachtfeld, wo rechtsextreme Todesschwadronen, finanziert von den Grossgrundbesitzern, Jagd auf Oppositionelle machten, wogegen linke Guerillas ankämpften. Schon ab 1932 wurden die indigenen Völker brutal unterdrückt, in der sogenannten Matanza (Schlachterei). Sie wurden gezwungen, Identität und Sprache aufzugeben. Der Bürgerkrieg Anfang 70er Jahre forderte mehr als 75’000 Todesopfer. Besonders abscheulich war das Massaker von El Mozote, begangen von US-trainierten Regierungssoldaten.

El Salvador ist also ein typisches, lateinamerikanisches Land, ein ehemaliges Schlachtfeld, erst seit wenigen Jahrzehnten unterwegs als wackelige Demokratie, wo sich die rechtsradikale ARENA und die ehemalige Guerilla FMLN an der Regierung abwechselten, beide hochkorrupt.

Alle Menschenrechtsverletzungen der Vergangenheit sollten durch eine Amnestie straffrei gestellt werden, was allerdings der Oberste Gerichtshof 2016 für verfassungswidrig erklärte. Unabhängig davon wurde El Salvador zunehmend Schauplatz von Bandenkriminalität (Mara Salvatrucha, M-18), Tausende von Gangstern beherrschten ganze Stadtteile oder Bezirke.

Bukele räumte mit starker Hand auf, verhängte den Ausnahmezustand, setzte das Militär zur Bekämpfung der Banden ein, baute ein Riesengefängnis für mehr als 42’000 Insassen und liess Zehntausende verhaften. Darunter sicher auch den einen oder anderen Unschuldigen. Aber: das brach den Banden das Genick, seither sind alle Kriminalitätsindizes dramatisch gesunken.

Kein Wunder, dass die Salvadorianer ihren Präsidenten lieben und wiederwählen. Dafür sollte man ihnen und ihm gratulieren. Aber als typisch deutscher Besserwisser und Mäkler und Motzer sieht das Gurk anders. Und Tamedia lässt diese Ferndiagnose von einem, der offensichtlich El Salvador nur oberflächlich kennt,  ungefiltert auf seine Leser los.

Mach aus der Qualitätskontrolle Gurkensalat, ist da offenbar die neue Devise von Überbleibseln der Jugendbewegung, die damals forderte: macht aus dem Staat Gurkensalat.

Krimineller Neger

Nein, so geht das natürlich nicht.

Was die Hautfarbe betrifft, spielt sich das Hauptkampfeld in der korrekten Bezeichnung eines dunkel pigmentierten Mitmenschen ab. Neger geht da überhaupt nicht, Schwarzer ist auch schon out, das ist inzwischen ein Vertreter der Spezies PoC. Eine farbige Person. Ein schwarzer Mensch, das ginge auch noch so knapp. Mohrenkopf hingegen, wir wissen es, geht wieder gar nicht, auch Mohr ist pfui.

Alles Wahnsinnstaten von Verpeilten, die meinen, mit Sprachreinigung in schlechtester faschistischer Tradition könne man die Welt besser machen. Das ist natürlich viel einfacher als gegen realen Rassismus vorzugehen.

Ein Nebenschauplatz ist schon seit Jahren die Frage, ob in Polizeimeldungen die Nationalität von Tatverdächtigen genannt werden darf, soll, muss.

Das links-grüne Parlament der Stadt Zürich, das nichts Besseres oder Wichtigeres zu tun hat, meint klar «nein». Ein somalischer Kügelidealer an der Langstrasse, ein Kosovo-Indianer, der Probleme mit dem Messer regelt, Taschendiebe aus Afghanistan, ukrainische Betrüger, das alles sende ganz falsche Signale aus.

70 Prozent der Gefängnisinsassen der Schweiz sind Ausländer. Auch das ist eine Tatsache, die man besser nicht zu laut erwähnt – könnte Ressentiments schüren, Rassismus provozieren, unsere ausländischen Mitbürger, Pardon, unsere Mitmenschen mit Migrationshintergrund, stigmatisieren und diskriminieren; ihre Integration in die Gesellschaft gefährden.

Und was des Gutmenschenblablas mehr ist. Mit dem lustigen Argument, dass es keine rechtliche Grundlage für die Nennung der Herkunft gebe, sollte die Stadtzürcher Polizei auf die Nennung des Migrationshintergrunds (oder des Besitzes des Schweizerpasses) verzichten.

Nun hat der Kanton Zürich, bzw. die Oberstaatsanwaltschaft, das Problem, das ja keines ist, elegant gelöst. Mit einer Weisung, die nicht nur für Staatsanwaltschaft, sondern auch für die Polizei verbindlich ist, wird die Nennung der Nationalität vorgeschrieben. Ende Gelände, Problem, das keines ist,  gelöst. So sieht das sogar der Zürcher Stadtrat.

Ist nun wenigstens Ruhe im Karton? Aber nein. «Kämpferischer gibt sich Benjamin Gautschi. Der GLP-Politiker hat das Thema mit einer Beschwerde vor Bundesgericht gebracht», weiss der Tagi. Nun habe er auf X (wie kann er nur auf dieser Plattform bleiben, ts, ts) angekündigt, «notfalls mit der Oberstaatsanwaltschaft nach Lausanne zu gehen». Der «Fachmann Gesundheit im Kispi Zürich, angehender Jurist» sitzt im Vorstand der GLP des Kantons Zürich und hat offensichtlich nichts Besseres zu tun, als diesen Unsinn weiterhin am Köcheln zu halten.

Es ist zu vermuten, dass es sich bei diesem Täter, der das Bundesgericht weiterhin mit einer läppischen Petitesse belästigen will, um einen Schweizer handelt.

Tagi gegen SoZ

Einmal kein Konzernjournalismus.

Wer meint, Tamedia produziere nur violett-grünen Einheitsbrei, sieht sich für ein Mal getäuscht. Es geht auch anders. Wie in alten Zeiten, wo man sich gegenseitig nix gönnte, haut der «Tages-Anzeiger» einem anderen Organ eins über die Rübe. Lustigerweise der «SonntagsZeitung», die ja nicht nur im gleichen Glashaus erscheint, sondern auch weitgehend von den gleichen Redaktoren bestückt wird.

Stein des Anstosses ist ein Artikel in der SoZ «Palästinenser hetzten gegen Israel – und kassieren Geld von der Schweiz». Darin kritisieren Adrian Schmid und Cyrill Pinto, dass der Bund mit Steuergeldern Organisationen wie Al-Shabaka finanziert, die nach dem Terrorangriff der Hamas mit markigen Aussagen glänzte: «Al-Shabaka lehnt die kolonialen Grenzen des israelischen Regimes ab, die darauf abzielen, die palästinensische Existenz zu fragmentieren und letztlich auszulöschen.» Das Massaker sei «keine Provokation der Hamas» gewesen, doppelte die «leitende Analystin» nach.

Dieser Artikel habe Bundesrat Cassis aufgescheucht, schreibt Charlotte Walser, der «wollte, dass ein Kopf rollte – jener von Botschafterin und Deza-Vizedirektorin Andrea Studer. Manche sprechen von einem Bauernopfer». Zuvor habe Cassis mit Falschaussagen vom Deza unterstützte NGOs «in eine schwierige Lage gebracht». 

Dagegen habe sich Studer «besonnen verhalten und dafür plädiert, die Öffentlichkeit erst nach erfolgter Überprüfung zu informieren, nicht vorher. Das hätte jene NGOs, deren Mitarbeitende sich korrekt verhielten, vor einem Reputationsschaden bewahrt. Cassis habe das aber nicht gewollt. Er habe nach dem Artikel in der «SonntagsZeitung» demonstrieren wollen, dass gehandelt werde».

Schliesslich habe das Deza «die Zusammenarbeit mit drei NGOs – nicht jenen, die in der «SonntagsZeitung» kritisiert wurden», beendet. Fazit des Artikels: die SoZ schwärzt vom Deza unterstützte NGOs an: «Der Vorwurf: Einzelne Mitarbeitende sollen sich ungenügend von der Hamas distanziert haben.» Ziemliches Schönschreiben, angesichts der von der SoZ zitierten Aussagen.

Daraufhin habe Cassis hektisch eine Untersuchung gefordert, die von Studer ruhig und korrekt durchgeführt worden sei. Dann aber wurde sie «Opfer der grossen Angst vor Kritik, der alles andere untergeordnet werde. Studer habe sich nichts zuschulden kommen lassen. Im Gegenteil: Sie sei Prinzipien gefolgt, statt diese wegen eines Zeitungsartikels über Bord zu werfen

Im Gegensatz zu Cassis, der nicht nur das tat, sondern dann auch noch Studer feuerte. Und all das, weil die SoZ auf die Kacke gehauen habe. Sozusagen eine doppelte Ohrfeige von Walser. Das sorgt sicher für Stimmung und rote Köpfe in der zentralen Breiredaktion von Tamedia.

Vielleicht erklärt der Werdegang von Walser ein wenig, wieso sie sich zu diesem Rundumschlag bemüssigt fühlte. Bevor sie 2021 zum «Bundeshausteam der Redaktion Tamedia» stiess, war sie bei der NGO InfoSüd – und bei der Uno-Flüchtlingsorganisation UNHCR.

 

Wumms: Jan Diesteldorf

Dummschwätzer breiten sich in Tamedia weiter aus.

Jan Diesteldorf ist ein weiterer unerwünschter Ausländer beim Tagi. Brüssel-Korrespondet, dann im Frankfurter Büro der «Süddeutschen Zeitung». Das qualifiziert ihn zu einem «Essay» in der SZ: «Wer zögert, verliert». Im Tagi wird das zur «Analyse» hochgezwirbelt: «Drei Wege, um Putin in die Knie zu zwingen». Dem schlottern sie jetzt schon …

Denn Diesteldorf haut zunächst allen Befürwortern von Sanktionen eins in die Fresse, denn er weiss als Einziger, wie man den Kremlherrscher fertigmacht: «Sanktionen konnten Russlands Kriegswirtschaft nicht ausbremsen, im Gegenteil. Jetzt muss Europa alles tun, um den Kreml da zu treffen, wo es schmerzt: beim Geld.» Ein typischer Schwurbler, den erkennt man an der Blubber-Formulierung «jetzt muss Europa alles tun». Wer ist Europa, warum muss es jetzt, weil Diesteldorf den Befehl gibt? Immerhin, nach einem solchen Flachsinn ist der mündige Leser gewarnt und stellt die weitere Lektüre ein.

Ausser, ZACKBUM muss seiner Berichterstatterpflicht nachgehen, was schon eine Bürde ist, die wir aber mit Fassung tragen. Zunächst, gelernt ist gelernt, der szenische Einstieg: «… die Raketen fliegen, sie treffen Kiew, sie treffen Charkiw, ihre Wucht tötet Menschen, lässt Häuser brennen und einstürzen, sie unterbrechen die Versorgung mit Strom und Gas».

Was haben wir? Einen «zuversichtlichen Lügner» auf der einen Seite, schlimmer noch: «Putins Siegesgewissheit ist kein hohles Geschwätz. Sie ist gut begründet.» Auf der anderen Seite schwindende Ambitionen der EU, ihm die Stirn zu bieten, dazu noch das Quertreiben des «Populisten und Russlandfreunds Orban». Das Panoptikum des Schreckens wäre nicht vollständig, fehlte dies, nämlich «dass sich mit Donald Trump wieder jemand warmläuft, der mit Putin nicht nur die Siegesgewissheit gemein hat». Was sonst noch? Die Frisur? Den Wunsch, Kriege zu führen? Was für ein hohles Geschwätz.

Hohl, aber mit Pathos vorgetragen: «Dabei hat sich an der moralischen Verpflichtung für Europa und den Westen und jeden einzelnen Bürger, der in jener Freiheit lebt, die die Ukrainer stellvertretend verteidigen, nichts geändert.» Genau, wir Freiheitsliebenden wollen sie bis zum letzten Ukrainer verteidigen, unerschrocken und mit der Waffe in der Hand. Beziehungsweise auf der Tastatur im wohlgeheizten Büro.

Dann überrascht Diesteldorf mit aus den Überschwemmungen in Deutschland gezogenen Erkenntnissen: «Ein Damm ist eben nur dicht, wenn man ihn zu Ende baut.» Unfertige Dämme sind untauglich, das sollte man den Niedersachsen endlich mal sagen.

Aber was nützt dieses Beispiel im Kampf gegen Putin? Was hat Diesteldorf zu bieten? «Ölpreisdeckel verschärfen, komplettes Gasembargo, Sekundärsanktionen». Gähn. Irgendwie fällt es ihm selber auf, dass seine drei Wege, «Putin in die Knie zu zwingen», höchstens funktionierten, wenn Putin beim Schlapplachen umfällt. Daher winselt der Autor zum Schluss: «Wohl wahr, das alles hat kaum Aussicht auf Erfolg.»

Schlimm, ist das denn alles? Fast: «kurz bevor sich der Krieg zum zweiten Mal jährt, sollte man es den Ukrainern gleichtun und die Hoffnung nicht aufgeben.» Genau, die Hoffnung stirbt zuletzt. Auch darauf, dass bei Tamedia endlich mal wieder so etwas wie eine Qualitätskontrolle Einzug hält. Bevor der Leser auf die Knie fällt und um Gnade und Verschonung von solch gebackener Luft winselt.

Wumms: Kerstin Hasse

Was macht eigentlich das Mitglied der Chefredaktion beim Tagi?

Hasse hat ein schweres Jahr hinter sich, «ein verdammt anstrengendes Jahr, ein Jahr, das mir manchmal alle Energie raubte». Es war gar «eines der anspruchsvollsten Jahre meiner Karriere». Und die ist voll von Ansprüchen gewesen, beim «Bündner Tagblatt», bei der «Annabelle» und schliesslich als «Chefredaktorin Digital». Da blieb fast keine Zeit mehr für Selfies in Luxushotels oder Feriendestinationen.

Allerdings war das vergangene Jahr auch nicht frei von Schmerzen: «Ich werde nicht selten gefragt, was man denn überhaupt in der Chefredaktion so tut». Das ist schon mal bitter, aber es kommt noch knüppeldick: «Und nein, ganz spurlos geht es auch nicht an mir vorbei, wenn wieder ein älterer Herr in dieser Branche meint mir erklären zu müssen, dass ich die Quotenmillennial bin, die kaum was leistet».

Daran stimmt nun nicht mal die Interpunktion. ZACKBUM hat sie noch nie «Quotenmillennial» genannt, noch nie gesagt, dass sie «kaum» etwas leiste. Und diese Altersdiskriminierung verbitten wir uns dann, im Fall.

Dass sie nix gebacken gekriegt habe, stimme dann überhaupt nicht: «Denn – oh boy – habe ich mit meinem Team viel geleistet.» Zum Beispiel? Na, das: «Unsere CR rund um Raphaela Birrer ist erfolgreich gestartet.» Man, Pardon, frau, habe einen «echten Kulturwandel» initiiert. Das stimmt allerdings, Verseichtung, Verblödung, Verbanalisierung, ZACKBUM hat alle Hände voll zu tun.

Apropos, seit dem Start im Juli 2020 sind hier fast 3000 Artikel erschienen. Das ist keine schlechte Leistung für eine One-man-Show, wenn wir das bemerken dürfen, oh girl.

Der «ältere Herr» ist allerdings so old fashioned, dass er einer Dame gegenüber nicht den Scherz wiederholt, den er gerne bei Mike «Arschloch»-Müller macht. Der hat etwas mit einem berühmten Slapstick-Paar aus den Anfangszeiten des Films zu tun, das er solo spielen könnte.

Dann weiter frohes Schaffen, jüngere Dame, irgendwann werden wir was davon bemerken und lobend erwähnen. Wir hätten einen Tipp: wer wie Sie Lohnoffenlegung fordert, könnte endlich mal mit gutem Beispiel vorangehen, oder nicht?

ZACKBUM tut’s auch: wir verrichten hier alle Arbeit gratis.

PS: ZACKBUM wurde auf diese dringend nötige Ergänzung hingewiesen: dass Hasse launige Ferien- und Erholungsfotos postete (so viel zum überfraulichen Stress), als gerade eine Entlassungswelle durch Tamedia rauschte, brachte ihr zusätzliche Sympathiepunkte ihrer Untergebenen ein.

Wer ist da der Neger?

Wie Tamedia einen selbst gebastelten Skandal zu Grabe trägt.

Am 19. April hatte der Tagi Fürchterliches zu vermelden: «Blackfacing am Sechseläuten: Zünfter lachen in geleaktem Video über Minderheiten». David Sarasin, Jan Bolliger und Corsin Zander waren ausser sich und wurden ganz bleich vor Erregung: «Wenn Zünfter rassistische und homophobe Scherze reissen, lässt sich das nicht als Entgleisung im privaten Raum abtun

In zittriger Rechtschreibung berichteten sie Unerhörtes: «Ein schwarz angemalter mit einem Knochen in der Hand reisst an einem Zunftball Witze auf der Bühne. Dies zeigt ein Video einer geschlossenen Veranstaltung vor dem Sechseläuten.»

Der für diesen privaten Anlass angemietete Videomann hatte sich nicht entblödet, diese Szenen dem Tagi zuzuspielen, damit der dann aus einer kleinen Geschmacklosigkeit einen internationalen Skandal hochzwirbeln konnte: «Das ist mehr als bloss ein misslungener Scherz. Damit schaden sie Zürich – das Sechseläuten hat noch immer eine Ausstrahlung weit über die Stadtgrenzen hinaus.»

Der Schaden, ausser am Nervenkostüm dreier Tagi-Redaktoren, hielt sich dann allerdings in engen Grenzen. Noch schlimmer, am Donnerstag musste Sarasin vermelden: «Skandal-Auftritt am Zunft-Ball: Blackfacing am Sechseläuten hat keine juristischen Konsequenzen». Dabei hatte der Tagi so darauf gehofft, dass es sich hier um einen Verstoss gegen die Rassismus-Strafnorm handeln könnte.

Die Staatsanwaltschaft hatte auch tatsächlich, sonst gibt’s ja nichts zu tun, Ermittlungen aufgenommen, sogar Anwesende einvernommen. Ausser der Person, die das Video an den Tagi weiterreichte, konnte sich aber niemand wirklich über diesen müden Sketch aufregen, auch nicht die Staatsanwaltschaft. Die beendete die Parodie einer Untersuchung mit einer Nichtanhandnahmeverfügung.

Das nimmt Sarasin zum Anlass, nochmals ausführlich über einen angeblichen Skandal zu berichten. Um seinen anhaltenden Unmut zum Ausdruck zu bringen, zitiert er aus der Verfügung: «Die Staatsanwaltschaft bestreitet nicht, dass der Sketch unangebracht gewesen war. «Die klischeehafte Darstellung eines Schwarzen scheint als verunglückt und dürfte kaum mehr zeitgemäss sein», heisst es in dem Bericht am Schluss. «Allerdings ist es nicht Sache der Strafjustiz, Verhaltensweisen moralisch oder ethisch zu bewerten.» »

Wieso die Staatsanwaltschaft da etwas bestreiten sollte, ist genauso unklar die die Antwort auf die Frage, wieso die Strafuntersuchungsbehörde den Sketch zuerst moralisch und ethisch wertet, um dann zu behaupten, dass sei nicht ihre Aufgabe.

Wie sensibel man heutzutage bei solchen Anlässen sein sollte, belegt diese absurde Abhandlung der Staatsanwaltschaft: «Dass an der Veranstaltung auch rund 30 Angestellte anwesend waren, die die Darbietung «als abstossend empfinden oder sich dadurch sogar verletzt fühlen» hätten können, wie die Staatsanwaltschaft schreibt, wertet diese «eher als Fahrlässigkeit» und nicht als vorsätzliche Handlung.»

In welcher Welt leben wir eigentlich?

Natürlich hatte zuvor schon die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus den Sketch «verurteilt». Stadträtin Corine Mauch gab auch ihren Senf dazu; die Zünfter sollten sich nicht mehr so sinnlos besaufen. Nein, sie sollten sich mit Rassismus und Antisemitismus auseinandersetzen. Dass der Sketch auch noch antisemitisch gewesen sei, das behauptete aber nicht einmal der Tagi.

Was lernt der mündige und zahlende Leser einer Qualitätszeitung daraus?

1. Nimm dir für einen privaten Anlass in geschlossener Gesellschaft niemals einen nicht vertrauenswürdigen Kameramann.
2. Sei auf der Hut, dass du dich auch in deiner Privatsphäre völlig politisch korrekt verhältst. Wenn du ausrutschst, in den Morast fällst und dadurch ein schwarzes Gesicht bekommst, sofort abwischen.
3. Haben die Tagi-Redakteure wirklich nichts Besseres zu tun, als das leise Verwehen einer aufgeblasenen Furz-News auf 5528 A zu berichten?
4. Auch hier würde Oliver Zihlmann sagen: «Der Skandal, der keiner wurde