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Quotenfrauen

Sagen, was ist: Frauenquoten sind Mist.

Tamedia ist immer vorne dabei, wenn es darum geht, gendermässig Unsinn zu machen. Da gab es doch das Schreiben von 78 erregten Tamedia-Mitarbeiterinnen. Sie beklagten unerträglich sexistische Zustände, Mobbing, Diskriminierung und eine demotivierende Atmosphäre.

Illustriert war der Brandbrief, der für internen Gebrauch gedacht war, aber ausgerechnet via Jolanda Spiess-Hegglin an die Öffentlichkeit durchgestochen wurde, mit rund 60 angeblichen Beispielen. Anonymisiert, ohne Orts- oder Zeitangabe. Daraufhin kündigte Tamedia eine strenge Untersuchung an, der damalige Oberchefredaktor Arthur Rutishauser entschuldigte sich präventiv, der Oberboss Pietro Supino war tief «betroffen».

Seither hat man davon nichts mehr gehört. Liess sich auch nur ein einziger der Vorwürfe erhärten? Gab es disziplinarische Massnahmen? Genaues weiss man nicht. Aber Marco Boselli, inzwischen entsorgt, kündigte ebenfalls betroffen an, dass man nun eine Frauenquote von mindestens 40 Prozent anstrebe, auf allen Hierarchiestufen.

Inzwischen hat es einige Quotenfrauen in die Chefetage gespült. Dafür haben einige fähige Mitarbeiter das Haus verlassen, weil sie als Pimmelträger keine Aufstiegschancen mehr sahen. Nur traut sich natürlich kaum jemand, offen und öffentlich auszusprechen, was offenkundig ist.

Seit Raphaela Birrer die Oberchefredaktorin von Tamedia ist, geht’s sichtbar bergab. Redakteure leben ihre Spleens aus, schreiben über gendern, über Schneeflocken-Phantomschmerzen, schreiben völlig am Publikum vorbei. Ein Irrwisch fordert gar, zwei Konzerte zu canceln, das sei aber keine Cancel-Kultur. Er will vorverurteilen, besteht aber auf der Unschuldsvermutung. Er will ein Berufsverbot, er will, dass der Konzertveranstalter Bankrott erklären muss. Er will Zehntausende von erwachsenen Fans bevormunden, sie sollen das Geld, das sie bereits für die ausverkauften Konzerte ausgegeben haben, in die Tonne treten.

Wer so etwas zulässt, ist fehl am Platz. Wer als Chef zulässt, dass immer mehr Redakteure am Zielpublikum vorbeischreiben, statt recherchieren räsonieren, und das noch ohne Verstand, der ist fehl am Platz. Wer behauptet, es ginge ihm um Qualität, aber gleichzeitig ein Millionensparprogramm durchziehen muss, ist als schlechter Kommunikator fehl am Platz. Immerhin kann man das Kerstin Hasse, ebenfalls in die Chefredaktion gequotet, nicht vorwerfen. Sie ist dort schlicht unsichtbar, inexistent.

Statt das «digital Storytelling» voranzubringen, führt sie in einem launigen Video durch die neuen Redaktionsräume. Ohne rot zu werden, zeigt sie, dass es noch Steigerungsformen zur bislang gepflegten Käftigtierhaltung in der Hölle des Newsrooms gibt.

Aber auch Ringier hat sein Päckchen in Gestalt von Ladina Heimgartner zu tragen. Die will den von ihr verantworteten dramatischen Auflagerückgang bei der «Blick»-Familie mit der Köpfung von Chefredaktoren überspielen. Christian Dorer, der Schwiegermuttertraum (fall sie tolerant sein Werben um ihren Sohn akzeptiert), wurde ohne nachvollziehbare Begründung in den Zwangsurlaub geschickt. SoBli-Chef Gieri Cavelty legt Wert auf die Feststellung, dass er freiwillig gegangen sei.

Sein Nachfolger glänzt schon in seinem ersten Stück in neuer Funktion durch völlige Unkenntnis der Niederlassungsregeln der Schweiz. Anschliessend gesteht er öffentlich seine Unfähigkeit ein, ein Interview zu führen. Dabei sekundiert von der interimistischen Oberchefredaktorin Steffi Buchli, Kernkompetenz Sport.

Heimgartner beweist, dass man mit etwas Feminismus und dem Wörtchen Resilienz zwar heutzutage als Quotenfrau aufsteigen kann, dann aber nur verbrannte Erde hinterlässt.

Etwas komplizierter ist es beim Wanner-Clan, der CH Media beherrscht. Dessen gnadenloses Streben nach Qualität zeigt sich zum Beispiel in der niveauvollen Serie «Mein peinlichster Sex-Unfall», ausgestrahlt auf TV25. Tochter Anna Wanner ist «Co-Leiterin» des Inlandteams der Mantelredaktion von CH Media. Bruder Michael Wanner ist CEO, Bruder Florian leitet die elektronischen Medien, obwohl er sich beim Thema UKW-Abschaltung lächerlich machte.

Tochter Wanner fällt allerdings durch gelegentliche Merkwürdig-Kommentare auf, die natürlich niemand zu kritisieren wagt («Eva Herzog ist die Richtige»). Dass der Clan zu lange den Spiess-Hegglin-Büttel Pascal Hollenstein an leitender Stelle beschäftigte, ist nicht nur Anna, sondern allen Wanners anzulasten.

Weitgehend quotenfraufrei kommt die NZZ daher. Sicher reiner Zufall, dass es diesem Unternehmen ziemlich gut geht. Hier zeigen Kommentatorinnen wie Birgit Schmid oder Katharina Fontana, was elegant-niveauvolle Schreibe ist, während Tiefflieger wie Ueli Bernays mit ihren Vorverurteilungen («Künstler als Täter») höchstwahrscheinlich sogar für juristischen Ärger sorgen.

Natürlich soll man (oder frau oder divers oder hybrid) nicht unbedingt verallgemeinern. Aber der Konzern, der sich am meisten Mühe gibt, nach Geschlecht, nicht nach Kompetenz zu befördern, produziert die meisten Flops. Führende Frauen produzieren Flops, da sollte man nur das Rote Kreuz fragen.

Das ist so, das lässt sich nicht wegschreiben.

 

Forever old

Ein Beitrag zur Qualitätsoffensive bei Tamedia.

Wem es bislang entgangen sein sollte: Es gibt ein neues «Gefäss» bei Tamedia. Das heisst «Forever Young». Da ist nun nomen nicht wirklich omen:

Das sind die vier «neusten» hier angepriesenen Artikel. Erscheinungsdatum von links nach rechts: 17.5., 20.5., 23. 5., 17. 5. Wir schreiben heute den 30. Mai

Aber das kann man (bzw. frau, denn die Chefredaktion ist bekanntlich weiblich) noch steigern:

Dieses «Interview in der Serie «Forever Young»» mag dem einen oder anderen «Magazin»-Leser nicht ganz unbekannt vorkommen. Denn wer noch so jung ist, dass ihn noch nicht Alzheimer im fortgeschrittenen Stadium ereilt hat, erinnert sich noch, dass dieser Artikel, neu auf der Webseite von Tamedia unter dem schnuckeligen Titel «News Pause», aber angepriesen als «Beitrag der Serie «Forever Young»», am 7. 10. 2022 zum ersten Mal das Licht der Welt erblickte.

Wahrscheinlich ist das ein Beitrag dazu, was das Mitglied der Chefredaktion Kerstin Hasse als «digital Storytelling» versteht. Vielleicht ist das ein weiblicher Ansatz, der sich dem männlichen Verständnis entzieht. Das ist die eine Variante.

Die andere: in dieser «neuen» Rubrik bleiben alte Artikel tagelang auf der Webseite stehen, weil es keine neuen gibt. Das mag ja noch knapp angehen, obwohl es alle Regeln des digitalen Erzählers widerspricht. Aber vielleicht war Hasse damit ausgelastet, ein lustiges Video über die Käfigtierhaltung im neuen Newsroom von Tamedia, Pardon, «Tages-Anzeiger», zu drehen.

Aber dass man (oder vielmehr frau) nun die Stirn hat, einen fast 8 Monate alten Artikel zu rezyklieren, der schon damals schnarchlangweilig war, das zeugt nun von einer Leserverachtung, um ein stärkeres Wort zu vermeiden, die schon bemerkenswert ist.

Die Fragen sind nach wie vor brandaktuell: «Liebe Oma – du hast im Februar deinen fünfundachtzigsten Geburtstag gefeiert. Wie fühlt sich das an?» Wohl so, wie sich dieses Jahr das Feiern der 86. angefühlt hat. Unvergesslich auch diese Passage:

«Warst du auch mal überfordert vom Grundkonzept des Existierens? – Vom was? – Also, dass man ungefragt auf diese Erde geworfen wird … – … und in den meisten Fällen auch ungefragt wieder gehen muss. – Genau.»

Solche investigativen Fragen und luziden Antworten kann man gar nicht oft genug lesen. Dass man dafür allerdings zuerst ein Abo abschliessen müsste, das ist schon ein starkes Stück. Der zukünftige Abonnent, den Chefredaktorin Raphaela Birrer bekanntlich «an die Paywall heranführen» will, soll also Geld abdrücken dafür, dass er einen Uralt-Artikel, der als neu serviert wird, lesen darf.

Dass er in eine Serie «Forever Young» eintauchen darf, die so was von alt ist.

Dass er Beiträge der «Süddeutschen Zeitung» aus München lesen darf, die schon dort kaum jemanden interessieren, und dort leben Deutsche. In der Türkei leben Türken, und die haben gewählt. Und sich wieder für Recep Erdogan entschieden. Da wäre es sicherlich interessant zu erfahren, was der grösste Schweizer Medienkonzern mit seinen unzähligen Kopfblättern in der Zentralredaktion in Zürich dazu zu kommentieren hat.

Aber leider behält er das für sich, wahrscheinlich wollte sich Auslandchef Christof Münger davon nicht seine Pfingstferien verderben lassen. Also kommentiert «Raphael Geiger aus Istanbul». Der Korrespondent der «Süddeutschen». Der ist herausragend qualifiziert, denn er übt diesen Job seit 2023 aus. «Zuletzt war Geiger USA-Korrespondent in New York.»

Auch das ist ein spezielles Verständnis von Qualität. Statt die eigene, theoretisch noch vorhandene Auslandredaktion zu bemühen, lässt der Qualitätskonzern Tamedia einen seit 2023 im Amt befindlichen SZ-Korrespondenten in die Tasten greifen, der zuvor in den USA stationiert war. Und für diesen Schrott, «Erdogan ist gerade noch einmal davongekommen», will Tamedia auch noch Geld, bevor man das lesen darf.

Eigentlich ist’s so. Wer Tamedia zuschaut, begleitet einen Fallschirmspringer auf dem Weg nach unten. Und blickt ihm in die Augen, als er merkt, dass sich der Fallschirm nicht öffnet. Brrr.

 

 

Gender-Resistenz

Mal wieder blöd gelaufen: Schweizer sprechen nicht politisch korrekt.

Man merkt das Naserümpfen dem Artikel im «Tages-Anzeiger» deutlich an. Ein Drittel aller befragten Schweizer sagen in einer Meinungsumfrage, dass sie das Wort Zigeuner gerne und häufig verwenden. Obwohl der abgewirtschaftete Duden es als «diskriminierend» brandmarkt. Dabei musste schon die inzwischen entsorgte Tagi-Mitarbeiterin Aleksandra Hiltmann erschüttert festhalten, dass sich der Sohn von Django Reinhard selbst und gerne als «Zigeuner» bezeichnet: «ist das richtige Wort für mich». Das störte etwas beim Aufregen über das Z*-Schnitzel (Sie wissen, was gemeint ist).

Schlimmer noch, auch das M-Wort, das der Tagi nie mehr ausschreiben will, sei im Schwange; Schweizer sagen immer noch (sensible Leser, Augen zu und durch) Mohrenkopf. Sie sagen auch Asylant, obwohl doch angeblich «Asylbewerber» richtig sei. Was aber auch wieder falsch ist, Ihr Tagi-Pfeifen. DER Asylbewerber, merkt Ihr was? Asylbewerbender* muss das heissen. Und wann schafft Ihr endlich DER «Tages-Anzeiger» ab, womit Ihr mehr als die Hälfte Eurer Lesenden diskriminiert, hä?

Aber es ist alles noch schlimmer, «Nur 18 Prozent geben an, dass die «Gleichstellung der Geschlechter» ein drängendes Problem» sei. Deshalb antworten 75 Prozent der Befragten mit einem knallharten, männlichen, diskriminierenden Nein auf die Frage, ob sie auf «eine gendergerechte Sprache» achten würden.

Raphaela Birrer, Ihr Rat ist gefragt. Eigentlich nicht, aber sie gibt ihn doch in Form eines «Leitartikels». DER Leitartikel? Aber gut, sie fängt gleich rätselhaft an: «Die gendergerechte Sprache ist in der Schweiz nicht mehrheitsfähig. Trotzdem wird sie immer breiter verwendet. Darüber sollten wir reden – statt das Feld der SVP zu überlassen.»

Natürlich tappt ZACKBUM hier in die Falle, Frau und Logik zu schreiben. Immerhin ist Logik weiblich. Aber wieso die gendergerechte Sprache nicht mehrheitsfähig sei, gleichzeitig «breiter» verwendet würde, wobei dieses Feld nicht der SVP überlassen werden dürfe (verwendet ausgerechnet die denn gendergerechte Sprache)?

Offenbar nein, denn zunächst bekommt der Provokateur «Glarner und Konsorten» eins in die Fresse: «Extremisten wie er vergiften das gesellschaftliche Klima.» Aha, die SVP bewirtschafte eben dieses Thema: «Denn es geht der Partei um viel mehr als um ein paar Gendersterne. Es geht ihr um Macht und kulturelle Dominanz. Die geänderten gesellschaftlichen Verhältnisse – die Gleichberechtigung der Frauen, die Akzeptanz nonbinärer Geschlechter – widerspiegeln sich heute in der Sprache. Frauen und transsexuelle Menschen sind dadurch sichtbarer geworden.»

Ach, die eigentlich nur in den Medien und an verpeilten Lehrstühlen für Genderfragen geführte Debatte über «inkludierende» Sprache, über Vergewaltigungen wie Gender-Stern, Binnen-I und ähnlichen Unfug, dem auch und gerade der Tagi frönt (gab es da nicht mal eine drei Seiten lange Abhandlung des Kampffeministen Andreas Tobler, sekundiert von Hiltmann, wie man richtig zu gendern habe?), sei eine versteckte Machtfrage? Was für ein Unsinn, obwohl das Wort maskulin ist.

Abgedriftete Professoren, Kultur- und Erblinke, selbsternannte Genderforscherinnen sorgen dafür, dass sich viele Leitmedien immer weiter von ihrem Publikum entfernen. Damit Leser (ja, auch Leserinnen) verlieren, die sich weder durch solche Unsinnstexte, noch durch Sprachverhunzungen quälen wollen und auch allergisch darauf reagieren, erzogen und belehrt zu werden, dass sie nicht mehr Mohr sagen dürfen, sondern nur noch «M-Wort». Auch nicht mehr Neger, sondern angewidert N-Wort. Nicht einmal mehr Schwarzer, sondern nur noch PoC.

Die Mehrheit der Bevölkerung hat eben ein feines Gespür dafür, dass solche Sprachzensur, solche Erziehungsmassnahmen, solche Listen von Unwörtern zutiefst faschistisch sind. Ausgrenzend im Namen des Kampfs gegen Ausgrenzung. Ungut im Sinne des Guten.

Was fällt nun der Chefredaktorin des meinungsstarken und bedeutenden Tamedia-Konzerns ein, der täglich weit über eine Million  Leser beschallt? «Dass sich die Sprache entwickelt, dass das Männliche nicht mehr als Norm gilt, ist grundsätzlich richtig.»

Galt das Männliche vorher als Norm? Interessant. Also, wie weiter?

«Die Deutungshoheit sollte weder bei (linken) Aktivisten noch bei einer (rechten) Partei liegen. Sondern in der Mitte der Gesellschaft. Führen wir also diese Diskussion – aber bitte mit Stil, Anstand und ohne ideologische Scheuklappen

Mit Anstand, aber ohne Scheuklappen? So vielleicht: SVP-«Programmchefin Esther Friedli hat das Thema als wilden Mix kulturkämpferischer, teilweise aus den USA importierter Parolen ins neue Parteiprogramm gehievt». Oder so: «Wenn Aufwiegler wie Glarner die Debatte pervertieren, können Menschen zu Schaden kommen. Glarner und Konsorten gehören von der eigenen Partei und der Wählerschaft gestoppt

Genau so stellen wir uns eine anständig und ohne Scheuklappen geführte Debatte vor. Woher Birrer zudem den Anspruch nimmt, aus der und für die «Mitte der Gesellschaft» zu sprechen, bleibt ihr süsses Geheimnis.

Vergleicht man dieses widersprüchliche Gestammel mit dem Essay von Birgit Schmid in der NZZ, dann wir einem wieder schmerzlich bewusst, in welchem intellektuellen Niedergang sich Tamedia befindet. Man muss da langsam von einem toxischen Betriebsklima sprechen. Denn es gibt ja noch ein paar intelligente Tagi-Redakteure. Deren Leidensfähigkeit aus Arbeitsplatzsicherung muss für die Leber immer ungesündere Auswirkungen haben.

Das gilt auch für «20 Minuten», den Veranstalter der Umfrage. Das Gratis-Blatt titelt doch tatsächlich so (nein, das ist kein Photoshop und keine Realsatire):

Nein, liebe vollbescheuerte Redaktion, die Mehrheit der Schweizer*Innen (wenn schon, gell?) sagt weiterhin Mohrenkopf, Zigeuner oder Asylant.

Und das hier könnte unter Verwendung anderer Bezeichnungen ohne Weiteres in jedem faschistischen Wörterbuch verpönter Begriffe stehen:

Liebe bescheuerte «20 Minuten»-Redaktion: das mit der Ableitung von «töricht» usw. ist ein Nebengleis, das der Kindersoldat in seiner Verrichtungsbox findet, wenn er mal «Herleitung Mohr» googelt. Immerhin fällt er nicht darauf rein, dass dann vielleicht auch die Mohrrübe (Deutsch für Karotte) abwertend sein könnte. Nein, Mohr kommt vom lateinischen Maurus (ausser, das Althochdeutsche hätte sich direkt im Griechischen bedient, was eine neue, aber falsche Theorie wäre).

Der Einfachheit halber bezeichnen sich Bürger von Serbien, Kroatien, usw. problemlos als Jugos, empfinden diesen Ausdruck (auf seine Verwendung und Betonung kommt es eben an) durchaus nicht als abwertend. Liebe bescheuerte «20 Minuten»-Redaktion: «Du Weisser», das kann je nach Kontext eine objektive Bezeichnung, ein Hinweis auf mangelnde Besonnung – oder ein Schimpfwort sein. Aber das entscheidet der Kontext, nicht das Wort (und schon gar nicht die Redaktion von «20 Minuten»).

Zigeuner, liebe bescheuerte «20 Minuten»-Redaktion, wird auch von Sinti, Roma, Fahrenden usw. gerne und problemlos selbst verwendet; wer’s nicht glaubt, kann gerne am jährliche Zürcher Zigeuner-Fest teilnehmen. Nein, das wird nicht von der SVP ausgerichtet und fand gerade mal wieder statt:

Und schliesslich noch Asylant. Wenn man der «Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus» glauben will, wäre das ein Ausdruck, den «rechtsstehende und fremdenfeindliche Organisationen» benutzen. Der «Duden», der auch nicht mehr ist, was er einmal war, versteigt sich zur Qualifizierung «oft abwertend». Was an «Asylsuchender» besser sein soll (abgesehen davon, dass es die weibliche Hälfte ausschliesst), erschliesst sich auch einem Dr. phil I der Germanistik nicht.

Nochmals zusammenfassend: macht nur so weiter. Mit solchem Blödsinn verliert ihr täglich immer mehr Leser und Käufer. Pardon, Lesende und Kaufende. Äh, Leser!Innen* und Kaufende***. Ach, verflixt, L*** und K***.

ZACKBUM hätte aber noch eine Frage aus persönlicher Betroffenheit an die Sprachpäpste von «20 Minuten»: Der Nachname des ZACKBUM-Redaktors René Zeyer fängt mit Z an. Z! Ukraine, Russland, Z. Wie soll er sich da verhalten? Einfach so tun, als wäre nichts? Seinen Nachnamen neu als Z-Wort bezeichnen? Mit Z*** unterschreiben? Hilfe!

 

 

Es darf gelacht werden

Raphaela Birrer und die «Qualität».

Normalerweise wartet man 100 Tage ab, um eine erste Bilanz des Wirkens zu ziehen. Bei Birrer reichten zehn Wochen, damit sie von persoenlich.com interviewt wurde. Wobei man sagen muss, dass sich Christian Beck am neuen Tagi-Stil ein Beispiel nahm. Was wollten Sie schon immer mal sagen, unbelästigt von kritischen Fragen?

Zuerst der Pflichtteil. Birrer sei zum ersten Mal am SwissMediaForum gewesen, wie war’s? «Es wird bei solchen Treffen stets klar, dass die grossen Schweizer Medienhäuser mit sehr ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind

Unglaublich, da könnte man meinen, die hätten alle völlig unterschiedliche Herausforderungen. Und wie geht’s denn intern so? Da bekommt Birrer Gelegenheit, sicherlich ungewollt gegen ihren Vorgänger zu keilen: «Spürbar dürfte auch die offene, transparente Kommunikation sein, mit der wir die Redaktion über all diese Schritte informieren.» Was ja heisst: vorher war das anders …

Nun aber in medias res, wie der Lateiner sagt, wichtigste Entscheidungen bislang? «Es gibt überall viel zu tun, wir können nicht alles gleichzeitig lösen.» Wie wahr, aber geht’s auch konkret? «Ich habe mich entschieden, zuerst in das redaktionelle Klima und in strukturelle Massnahmen zu investieren. Ich möchte, dass die Mitarbeitenden jeden Tag gerne und motiviert auf die Redaktion kommen

Das unterscheidet Birrer sicher auch von ihrem Vorgänger; der wollte bekanntlich, dass die Mitarbeitenden (oder vielleicht auf Deutsch die Mitarbeiter) ungern und demotiviert kamen. Etwas bedeckt hält sich Birrer, allerdings, was die neue CEO aus Deutschland betrifft: «ich kenne sie noch nicht. Ich freue mich, sie bald kennenzulernen, und auf die künftige Zusammenarbeit mit ihr

Und dann noch die ganz harten Fragen; Sexismus- und Mobbingvorwürfe beim «Magazin», «wie war das für Sie?» – «Die Tage im Februar waren für viele in unserem Haus ein anspruchsvoller Moment.» Das ist mal eine echt coole Antwort. Sozusagen eine tiefgefrorene Null-Antwort.

Diese Marotte pflegt Birrer auch bei der Frage, ob es in Bern oder Basel goutiert wird, dass die Mantelredaktion nicht mehr Tamedia heisst, sondern «Tages-Anzeiger»: «Wir bieten nach wie vor dasselbe Angebot für alle – der einzige Unterschied ist unser neuer alter Name. Insofern fallen die Reaktionen positiv aus.»

Klar, die Basler lieben die Zürcher, und die Berner kriegen sich vor Freude gar nicht ein.

Aber einen echten Knaller hat Birrer noch bis fast zum Schluss aufgespart:

«Wer mich kennt, weiss, dass der Qualitätsanspruch für mich die zentrale Richtschnur ist.»

Wunderbar, und wie soll das gehen, bei Kosteneinsparungen von 70 Millionen bis Ende 2023? Also mehr Qualität bei weniger Quantität? «Es ist kein Geheimnis, dass die finanzielle Bilanz für Tamedia zuletzt negativ ausgefallen ist. … Deshalb ist es nicht überraschend, dass Tamedia auch die Kostenseite im Blick behält.»

Nein, überraschend ist diese Antwort nicht, eher gähnlangweilig. Und was hat sich Birrer denn für ihre verbleibende Amtszeit vorgenommen? Da sind wir nun platt: «Ich möchte mehr Leserinnen und Leser erreichen, um unsere Marke zu stärken und zusätzliches Publikum an die Paywall zu bringen

Ob ihr das allerdings mit all diesen Schwachmaten und Leichtmatrosen gelingt, die seit ihrem Amtsantritt unablässig das Wort ergreifen dürfen und sich um woken Pipifax kümmern, der den Leser null interessiert?

Aber vielleicht will Birrer das zusätzliche Publikum eben nur «an die Paywall bringen», also gar nicht zum zahlenden Eintritt bewegen. Vielleicht will sie auch, dass das zusätzliche Publikum hier zuschaut, wie vergrätzte ehemalige Zahler die Paywall von der anderen Seite her durchbrechen …

 

 

Michael Hermann greift ein

Woran merkt man, dass ein Thema ausgelutscht ist?

Da gibt es inzwischen vier Möglichkeiten. Marko KovicIch versuche, über Wichtiges nachzudenken») meldet sich zu Wort. Raphaela Birrer schreibt einen Leid-, Pardon, Leitartikel. Jacqueline Büchi verfasst eine «Analyse». Oder aber, der «Politgeograf» Michael Hermann gibt etwas zum Besten.

Das gerät meistens zum Lachschlager, wenn die Mietmeinung immer wieder ein Loblied auf die EU singt. Diesmal aber muss er sogar noch Büchi hinterherarbeiten, die im schrankenlos nach unten offenen Tagi bereits mit untauglichen Mitteln und kleinem Besteck an der Umfrage unter Uni-Studentinnen rumgenörgelt hatte.

Damit ist dieser Multiplikator für Hermann durch, in der NZZ hat Katharina Fontana zum Thema ein Niveau vorgelegt, dass Hermann nur unterbieten könnte. Also hat er sich, in der Not frisst der Teufel Fliegen, oder sagten wir das schon, für das Qualitätsorgan, das Intelligenzlerblatt «watson» entschieden.

Denn auch bei Politgeografen gilt: any news is good news. Sagt man länger nix, verschwindet man aus der Kurzwahlliste der Sparjournalisten, wenn die einen «Experten» brauchen. Mit seiner üblichen Fingerfertigkeit setzt «watson» schon mal den falschen Titel: «Kritik an Studentinnen-Studie wird lauter». Nein, Lautstärke ist leider auch kein Argument.

Den Artikel selbst muss man – ausser man leidet unter Schlaflosigkeit oder weiss wirklich nicht, was man mit seinem Leben anfangen soll – nicht lesen. Denn der Lead alleine genügt schon für einen kräftigen Lacher:

«Es sei «beelendend», wie die «SonntagsZeitung» über das Thema Gleichstellung berichte, sagt Politgeograf Michael Hermann. Seine Forschung belege, dass studierte Frauen sehr wohl arbeiten.»

Komisch, die Umfrage belegt keinesfalls das Gegenteil. Aber vielleicht hat Hermann eine angeschaut, in der tatsächlich stünde, dass studierte Frauen keineswegs arbeiteten. Selbst Hermann arbeitet. Allerdings an seinem «Forschungsinstitut» Sotomo. Dort forscht er gerne im Auftrag von staatlichen Behörden oder der SRG. Völlig unabhängig von seinen Zahlmeistern, darunter das BAG, gab er in seiner Tagi-Kolumne schon mal bekannt: «Trotz Verschwörungstheorien und neuen Freiheitsfreunden: Staatliche Massnahmen haben in einer Phase grösster Verunsicherung Sicherheit und Vertrauen geschaffen.»

Darauf angesprochen, dass da vielleicht ein Interessenkonflikt bestehe, den er doch dem Leser seiner Kolumne offenlegen sollte, meinte Hermann: «Wenn der Massstab wäre, alle Akteure in meiner Kolumne zu deklarieren, bei denen ich  schon Aufträge hatte, müsste ich dies bei praktisch jeder tun

Der war nicht schlecht. Inzwischen ist er seine Kolumne los, umso grösser sein Bedürfnis, anderweitig Gehör zu finden. Aber gut, damit ist Hermann überstanden. Wir wappnen uns schon für den Auftritt von Birrer und Kovic.

 

 

Wumms: Philipp Loser

Der Mann leidet unter Grössenwahn.

Es ist die vornehmste Aufgabe machtloser Journalisten, ihren Latz überall reinzuhalten. Philipp Loser, der Konzernjournalist, die Mietmeinung, immer bereit, im Namen seines Herrn zuzubeissen, wenn der «fass» sagt, vertreibt sich die üppig bemessene Freizeit damit (wann lasen wir das letzte Mal einen recherchierten Artikel von ihm, und sei es auch nur, mit einem Ausflug in die weite Welt von Google?), unliebsamen Politikern ans Bein zu pinkeln.

Benetzt wurde diesmal Ueli Maurer. Zunächst könnte man meinen, Loser mache sich Sorgen um die Gesundheit des Alt-Bundesrats: «Ueli, geh bitte wandern». Abgesehen davon, dass Maurer wohl kaum zusammen mit Loser Schweine gehütet hat und deshalb sicherlich nicht per Du ist: was soll das?

Wie meist braucht Loser eine umständliche Einleitung, bis er zur Sache kommt. Also zu Maurer. Auch dem muss er zunächst irgendwelche angeblichen Fehltritte vorhalten, «Freiheitstrychler» und so, ausserdem habe Maurer «Transmenschen beleidigt», ist sich Loser sicher. Bloss weil der launig auf die blöde Frage antwortete, ob er lieber eine Frau oder einen Mann als Nachfolger habe, dass ihm das egal sei, solange es kein Es werde.

Aber das alles war ja noch harmlos im Vergleich dazu, dass Maurer doch tatsächlich die chinesische Botschaft in Bern besucht hat. Da muss Loser nun ganz streng werden: «Ueli Maurer handelte ohne Mandat des Bundesrats. Ueli Maurer handelte rücksichtslos. Er handelte undiplomatisch und naiv. Er wurde von den Chinesen am Nasenring vorgeführt.»

Wenn Loser statt Maurer Molina geschrieben hätte, und statt Chinesen Taiwaner, dann würde es sogar noch etwas Sinn machen. Dazu flötet er: «Es war kaum ein Zufall, dass die Chinesen das Foto just dann veröffentlichten, als der Nationalrat eine Annäherung an Taiwan beschloss.»

Da hat der tiefe Denker einmal recht, das war kein Zufall. Aber ansonsten:

«Bei seinem Abschied sagte Ueli Maurer, dass er nach so vielen Jahren als öffentliche Person endlich wieder «der normale Ueli» sein wolle. Wir wollen das auch. Ueli, bitte geh wandern».

Spätestens hier muss man sich fragen, ob Loser ein medizinisch diagnostizierbares Problem hat oder schlichtweg grössenwahnsinnig geworden ist. Beziehungsweise in Erkenntnis seiner völligen Machtlosigkeit und der totalen Unerheblichkeit seiner Meinung zu Formulierungen greift, die sich nun wirklich ausserhalb jedes Anstands bewegen.

Er duzt nassforsch den Alt-Bundesrat. Dann verwendet er den Pluralis Majestatis, wahrscheinlich ohne zu wissen, was das ist. Denn wer sollte denn das «wir» sein? Ausser Loser und Loser und nochmals Loser vielleicht? Und schliesslich die unverschämte Aufforderung: «geh wandern». Zuvor die despektierliche Behauptung, Maurer sei am Nasenring vorgeführt worden, wie ein Tanzbär.

Dass unter der Ägide von Raphaela Birrer eine solche unappetitliche Schmähkritik möglich ist, lässt weiterhin Schlimmes für die Zukunft von Tamedia befürchten.

Da wollen wir (!) uns doch für Einmal auf das Niveau von Loser begeben: Philipp, geh saufen, und lass die Finger von der Tastatur. Vorher und nachher.

Tagi verdummt

Frauen an die Macht: furchtbar.

Natürlich riecht das streng nach Sexismus, aber wieso die Wirklichkeit schönschreiben: seit Raphaela Birrer die Macht übernommen hat und selbst Dumm-Kommentare verfasst, sind alle Dämme gebrochen. Neustes Beispiel: Angela Barandun. Die Dame «leitet seit 2023 die Zürich-Redaktion». Da sehnt man sich doch glatt nach Mario Stäuble zurück, was man nie gedacht hätte.

Denn nach längerem Nachdenken kommentiert Barandun den gewalttätigen Mob, der am Samstagnacht randalierend durch die Strassen zog und sinnlos Schäden anrichtete. Für die im Übrigen die Betroffenen selber aufzukommen haben.

Aber solche Details interessieren Barandun nicht, ihr geht um die grosse Frage: Wie soll man denen begegnen? Sie ist sich sicher, wie nicht: «Wir sollten diesen Kräften nicht den Gefallen tun, mit Repression zu reagieren, wie es zum Beispiel der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch fordert.» Wir täten ihnen damit einen Gefallen? Wie dumm ist das denn?

Weniger dumm als das Rezept von Barandun, wie man der sinnlosen Gewalt, die sie einleitend beklagt, begegnen sollte: «Stattdessen müssen wir eine klare Botschaft senden – und zwar wir alle. Wir wollen das nicht. Wir wollen keinen gewalttätigen Mob, der durch die Strassen unserer Stadt zieht.»

Wir alle sollen eine Botschaft senden? Wie das denn? Wenn ich mitsenden möchte, was soll ich tun? Auf die Send-Taste drücken? Mich auf die Langstrasse stellen und «ich sende» rufen? Die Umstehenden dazu animieren, mit mir zusammen zu senden? Jeder sein eigener Sender? Mit oder ohne Absender? Wie bescheuert ist das denn?

Aber Barandun teilt noch weiter aus; nach Jositsch kriegt auch die «grüne Stadträtin Karin Rykart» eine rein: wenn ihre Polizei und sie immer wieder sagten, «sie seien vom Gewaltpotenzial überrascht worden, sind sie entweder nicht ehrlich. Oder sie haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht.»

Nicht ehrlich? Also sie lügen? Sie sind vom Gewaltpotenzial in Wirklichkeit nicht überrascht worden? Und welche Hausaufgaben? Haben sie nicht klar genug gesendet?

Es gab Zeiten, da hätte irgend ein Verantwortlicher beim Tagi gesagt: so einen Brunz publizieren wir nicht, wir wollen uns doch nicht lächerlich machen. Aber heutzutage? Wer würde das wagen? Einer Frau gegenüber? Eben.

 

Wir wollten es nie mehr tun

Aber es war stärker als ZACKBUM. Richtig, es handelt sich um Kim.

Es gibt viele Möglichkeiten, den erbärmlichen Niedergang von Tamedia, Pardon, von «Tages-Anzeiger», na ja, vom ungeliebten Medienteil des Coninx-Konzerns zu illustrieren.

Das hier ist die einfachste:

Jetzt müssen wir alle wieder ganz tapfer sein. Denn Kim, wenn wir ihn/sie/es so nennen dürfen, hat wieder eine Kolumne verbrochen. Und Tamedia (oder wie auch immer) hat sie veröffentlicht. Hier versucht er/sie/es sich als Dichter:

«So Brösmelt! Fallt auf uns darnieder!
Zermalmet unsre Egos und Legos
Würzt eure Füsse mit unserer Tobleronenseele
Wir können euch nicht länger bezwingen
Ihr würdet sowieso winnen.»

Nein, das kann man nicht erfinden. «Sowieso winnen»? «Egos und Legos»? «Tobleronenseele»? Das ist nicht einfach schlecht. Das ist grottenschlecht. Das ist nicht einfach grottenschlecht. Das ist sprachlos machender Schrott.

Geht noch einer? Leider:

«Vom Alpenvolk zu Körpern ganz voll Alpen 
Könnt ihr uns noch berglicher beherbergen?
Wir wolln euch werden.»

So dichtet der «Shootingstar der Literaturszene». Brr. Aber auch seine Prosa, nun ja, sein stammelndes Schreiben, ist nicht besser:

«Der helvetische Körper ist einer, der sich am Berg herstellt. Ob wandernd, skilend, aprèsskilend, seinen Käse fressend, oder auch nur den «Anderen» davon erzählend.»

Der «helvetische Körper» erzählt den «Anderen»? Geht immer noch einer? Alleweil:

«Dass WIR uns die Alpen als wichtigen Volksseelenanteil annähten, ist also not that long ago. Und nun bröckelt die ganze Chose, unser Matterhorn, der Mont Blanc. Nicht mehr Geister und Albe drohen UNS, sondern Mauergänge, Steinschläge; Folgen des auftauenden Permafrostes

«Mauergänge»? Meint der/die/das Shootingstar Murengänge, und auch das Korrektorat korrigiert nicht einmal mehr solche Patzer? Noch ein letztes Zitat, das richtig wehtut:

«Anfang März, Kotzwetter. Ich begebe meinen Körper in ein Innerschweizer Skigebiet. Schnee? Ne. Als stünde ich am Strand, und wer hat das Meer geklaut.» Ich begebe meinen Körper? Da übergibt sich der Leser, wenn er sich nicht in äusserster Selbstbeherrschung übt.

Als stünde ich an, und wer hat den Sinn der Worte geklaut.

Kolumnist beim – nun ja – «Tages-Anzeiger», das war mal was. Da musste man was können. Da sollte der Leser unterhalten, belehrt werden. Nicht abgehalten und gequält. Wieso traut sich kein Verantwortungsträger, diesen unsäglichen Schwachsinn abzustellen? Ist Raphaela Birrer dafür nicht Frau genug? Oder ist es gar so, dass der Leser diesen Schrott geniesst, wie es einige Kommentatoren behaupten?

Dann ist’s wohl endgültig vorbei mit Tamedia, verflixt, dem «Tages-Anzeiger», na ja, dem überflüssigen Teil des Tx Imperiums. Dann muss auch ZACKBUM sich geschlagen geben.

 

 

Hier schreibt der Chef

Ob Supino um Erlaubnis fragte?

«Ausgehend vom «Tages-Anzeiger» hat Tamedia darum in den letzten 15 Jahren massiv in den Ausbau des Portefeuilles und in die journalistische Wertschöpfung investiert.»

Es ist Ausdruck des Elends im Journalismus, dass der Big Boss, der «Verleger des «Tages-Anzeigers» und Präsident von Tamedia» unwidersprochen solchen Stuss auf fast einer ganzen Seite veröffentlichen darf.

In Wirklichkeit löste eine Millionen-Sparrunde die nächste ab, wurde zusammengelegt, geschrumpft und geknausert, bis es quietschte. Damit auch die Medien im Tx Konzern den allgemein vorgeschriebenen Return on Investment ablieferten, damit sich die Verlegerfamilie auch mal eine Sonderdividende leisten konnte.

Damit – und auch dank des ungeschickten Wirkens von Pietro Supino – schafften es die Schweizer Medien, bei der Abstimmung über die Subventions-Milliarde eine krachende Niederlage einzufahren.

Wer dieses inhaltsleere Geschwafel liest, bekommt eine Vorstellung davon, wie perspektivlos, geradezu desinteressiert der Vertreter des Coninx-Clans den Absturz der einstmals bedeutenden Marke «Tages-Anzeiger» verfolgt.

«Im letzten Jahr hat die Redaktion wichtige Grundlagen für die Weiterentwicklung ihres Angebots erarbeitet, die nun schrittweise eingeführt werden.» Das ist nun am Leser, Konsumenten und Zahler spurlos vorbeigegangen.

Aber nicht nur im Grossen und Ganzen spielt Supino Nullnummer. Auch im Mikromanagement versagt er. Wie der Roshani-Skandal von Tamedia behandelt wird, ist ein Musterbeispiel für: so sollte man es nicht machen.

Bislang hat Tamedia auf die brutalen Anschuldigungen der ehemaligen Mitarbeiterin gegen ihren ehemaligen Chef und gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber mit einer einzigen, dürren Stellungnahme reagiert. Während die Anschuldigungen von Roshani bei genauerer Betrachtung und Untersuchung zusammenbröckeln, kleine Medien wie der «Schweizer Journalist» die Recherchierarbeit leisten, die Tamedia in eigener Sache hätte betreiben sollen, während Radio 1 dem Angeschossenen Gelegenheit gibt, auf die Vorwürfe zu reagieren, während Roger Schawinski den Inhalt des von Tamedia in Auftrag gegebenen Untersuchungsberichts veröffentlicht – und während ZACKBUM als eines der ganz wenigen Medien objektiv und ausgewogen berichtet –, herrscht bei Tamedia Schweigen. Tiefes Schweigen.

Sämtliche «Magazin»-Mitarbeiter, sonst immer mit Werturteilen über jeden und über alles schnell zur Hand, haben ein Schweigegelübde wie in einem Kloster abgelegt.

Kein Redaktor traut sich ein eigenes Wort, niemand wagt Kritik am Big Boss, der lediglich in eigener Sache aktiv wurde und bei der Konkurrenz CH Media mit rechtlichen Drohungen eine Entschuldigung ihm gegenüber herausquetschte. Aber Fürsorgepflicht gegenüber dem medial hingerichteten ehemaligen Chefredaktor Finn Canonica? Eine Reaktion auf die unselige Verwendung angeblicher «anonymer Quellen», die Pech und Schwefel auf ihn herabregnen liessen, es sei alles noch viel schlimmer gewesen?

Rechtliche Schritte gegen den «Spiegel» oder gegen «Die Zeit», die im Indikativ blosse Behauptungen kolportierte und auch angeblich mit ungenannten Zeugen gesprochen haben will? Ach was, das interessiert Supino viel weniger als seine eigene Ehre.

Genauso arschkalt wird der langjährige Oberchefredaktor Arthur Rutishauser abserviert und unter Verdankung geleisteter Dienste auf den Posten des Chefredaktors der «SonntagsZeitung» zurückgeschoben. Dafür wird die mediokre Quotenfrau Raphaela Birrer über den grünen Klee gelobt: «Mit Raphaela Birrer übernimmt eine ausgezeichnete Führungskraft der nächsten Generation die Leitung der neu aufgestellten Redaktion des «Tages-Anzeigers».» Ausgezeichnete Führungskraft? Wenn sie so führt, wie sie Kommentare schreibt, dann Gnade Gott der Redaktion.

Angeblich gibt es doch bei Tamedia eine strikte Trennung zwischen Verlag und Redaktion. Muss man sich das nun so vorstellen, dass Supino höflich bei Birrer anklopfte, ob er ausnahmsweise mal im «Tages-Anzeiger» das Wort ergreifen und viel zu lange nicht mehr loslassen dürfe?

Es wäre zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre.

Wumms: Raphaela Birrer

Sie sollte zurücktreten, bevor sie antritt.

«Die Lust an der Provokation, der reflexartige Bezug der alternativen Meinung kippte zusehends ins Bizarre.»

Raphaela Birrer publiziert immer noch als «Leiterin Inland und Mitglied der Chefredaktion». Aber eigentlich ist sie designierte Oberchefin des gesamten publizistischen Ausstosses des Hauses Tamedia. Natürlich gerät man sofort unter strengen Sexismusverdacht, wenn man sagt: man muss sie nicht mal wiegen, um sie für zu leicht zu befinden.

Ihre Kommentare zeichnen sich immer durch eine gewisse hysterische Stutenbissigkeit aus, gepaart mit mediokrer Sprachbeherrschung und der völligen Absenz origineller Ideen. Wenn schon ein politisches Feindbild abtritt, wäre es doch intelligent – da weg und keine Gefahr mehr –, ihm einen würdigen Abschied zu bereiten. Oder sich an dem wahrhaft journalistischen Porträt zu orientieren, das kürzlich in der NZZ über Roger Köppel erschienen ist.

Aber da wird sich Birrer gedacht haben: bevor ich an einem solchen Versuch zum Höhenflug krachend scheitere, stiefle ich lieber durchs Unterholz: «Seine notorischen Absenzen und sein Desinteresse für die politische Feinmechanik in den Kommissionen haben ihm viele Fraktionsmitglieder nachgesehen, aber seine glühenden Verteidigungsreden für den russischen Angriffskrieg wurden zunehmend zum Problem, wie es hinter vorgehaltener Hand heisst.»

«Glühende Verteidigungsreden», das ist wohl nicht mal absichtliches Anrempeln, das hört sich mehr nach ungelenker Sprachbeherrschung an, oder kurz gesagt: sie weiss nicht, was sie schreibt, weil sie nicht weiss, was sie denkt. Sie macht schmerzlich offensichtlich, dass Köppel in einem schwachen Moment mehr Ideen hat und die auch viel brillanter ausdrücken kann als Birrer in ihrer gesamten journalistischen Karriere.

Geradezu bizarr wird es, wenn sie erschreckt bemerkt, dass der Platz für einen Kommentar fast zugelabert ist und sie noch zu einer Schlusspointe kommen sollte: «Mit der Entflechtung seiner politischen und unternehmerischen Rollen dürfte der Flurschaden aber zumindest für die SVP geringer werden

Das ist nun so blöd, dass es direkt von Patti Basler sein könnte. Nur wird die zu Recht vom Schweizer Farbfernsehen ignoriert. Ihr journalistisches Pendant aber bekommt die höchsten Weihen, die Tamedia zu vergeben hat. Kollege Gujer wird nicht sicher sein, ob er schallend lachen oder sich ärgern soll, dass diese Position mit einem solchen Nonvaleur besetzt wird.

Man will sich nicht vorstellen, was die wenigen, aber noch vorhandenen professionellen, seriösen und kompetenten Journalisten bei Tamedia sich denken mögen. Der 55-Jährige, wir wollen hier keine Namen nennen, der weiss, dass der Weg bis zur Frühpensionierung noch sehr, sehr weit ist. Und bis dorthin muss er nun zu allen Sparmassnahmen hinzu noch diese Sparmassnahme zuoberst akzeptieren? Eine Quotenfrau? Jemanden, der noch nie durch eine originelle Idee, einen journalistischen Wurf, ein strategisches Konzept aufgefallen ist?

Das ist wahrlich bitter. Steigert den Alkohol- und Tablettenkonsum in der Redaktion ungemein. Treibt noch mehr Mitarbeiter ins innere Exil, in die Haltung: Augen zu und durch. Wie Pietro Supino für solches Wirken auch noch Geld verlangen und kassieren kann, ohne rot zu werden: ein Rätsel.