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Das Ende mit Ansage

Feigheit zahlt sich nie aus, am wenigsten im Journalismus.

Zugegeben, dem Ende der «Ostschweiz» ging der Abgang von ZACKBUM-Redaktor René Zeyer voraus. Der deshalb selbstverständlich annimmt, dass dieses Ereignis der Todesstoss war.

Aber im Ernst. Es gab zwei Phasen der «Ostschweiz». Die erste war geprägt vom Tausendsassa Stefan Millius. Er gehörte zu den Gründern und hatte die gute Idee, ein lokal verankertes Online-Magazin als Alternative zum Einheitsbrei aus dem Hause CH Media anzubieten. Zudem war die Idee, eine Plattform für (fast) alle zu bieten, ein Jekami, das das Angebot bereichern sollte. So wurde eine grosse Autorenschar generiert und eine beachtliche Reichweite erzielt. Zudem gab es «Die Ostschweiz» auch noch als gepflegtes Print-Magazin.

Millius ist ein flotter Schreiber, der alleine einen ähnlichen Ausstoss entfaltete wie die Schnarchsäcke des St. Galler «Tagblatt» zusammen. Zudem zeichnet ihn etwas aus: er ist mutig. Als das «Tagblatt» auf leichten Druck des reichen Sherkati Clans eine Story über deren Imperium – notabene ohne den Autor zu informieren – einfach löschte, brachte sie «Die Ostschweiz» nochmal. Und natürlich passierte nichts.

Das Magazin wurde während der Pandemie schweizweit bekannt, weil hier auch kritische Stimmen zur offiziellen Corona-Politik staatlicher Stellen publiziert wurden. Das hätte der Anfang des Aufbaus eines kleinen Imperiums werden können. Aber dann übernahmen die Weichspüler, Bedenkenträger und Höseler das Zepter.  Corona wurde für beendet erklärt, diese USP mutwillig und leichtfertig verspielt. Millius verliess das windelweiche Magazin, Zeyer hielt es noch etwas länger aus.

Bis dann im September 2023 zum zweiten Mal ein Artikel von ihm – notabene ohne den Autor zu informieren – bei «Die Ostschweiz» gelöscht wurde. Man hatte den haltlosen Drohungen einer einschlägig bekannten Anwältin nachgegeben und war eingeknickt. Das Prozessrisiko, furchtbar, es habe schnell entschieden werden müssen.

Als Zeyer ultimativ das Wiederaufschalten des Artikels forderte, was dann nicht geschah, war diese Zusammenarbeit beendet. Der Artikel erschien dann nochmal auf ZACKBUM – natürlich passierte überhaupt nichts.

Ausser, dass der Weg nach unten immer steiler wurde. Denn mit seichtem Gesäusel hält man keine Leserschaft bei der Stange, kann man auch kein Geld generieren. Typisch zu diesem Auftreten ist die Ankündigung des Endes. Statt klarer Worte Geschwafel:

««Die Ostschweiz» nimmt Online-Plattform aus dem Markt. Die 2019 gegründete Ostschweizer Medien AG richtet sich neu aus. Die Newsplattform www.dieostschweiz.ch wird nicht mehr weitergeführt.»

Nimmt aus dem Markt, führt nicht mehr weiter, richtet sich neu aus? Stecker raus, in den Sand gesetzt, an der eigenen Unfähigkeit gescheitert. Was nebenbei mit den verbliebenen Mitarbeitern geschieht, das ist den aktuellen Besitzern dermassen schnurz, dass es nicht mal der Erwähnung wert ist.

Stattdessen:

«Die Onlineplattform www.dieostschweiz.ch wird im Verlauf des Monats September zurückgefahren und abgestellt

Diese Formulierung ist nicht ganz richtig. Sie wurde gegen die Wand gefahren. Nun will aber niemand mehr dafür verantwortlich sein. Wo sich vorher die beiden Redaktionsmitglieder und der stolze Verwaltungsrat zeigten, kommt nur noch:

Abschleichen durch die Hintertür, das passt ins Bild.

Beisshemmung

Aber jetzt muss es sein: «Die Ostschweiz» auf dem Weg nach unten.

ZACKBUM-Redaktor René Zeyer hat einige Jahre für Einschaltquote beim Online-Magazin des Ostens gesorgt. Bis dessen feiger Chefredaktor Marcel Baumgartner vor den haltlosen Drohungen einer wildgewordenen Medienanwältin einknickte und einen Artikel von Zeyer – ohne Rücksprache notabene – vom Netz nahm. Man habe juristischen Ärger befürchtet, behauptete diese Zierde seines Berufs.

Der Artikel erschien anschliessend identisch hier und anderswo – natürlich ohne juristische Folgen.

Ein trübes Kapitel medialer Charakterlosigkeit. Obwohl dazu aufgefordert, die Artikel von Zeyer zu löschen, brüstet sich die O-Schweiz im Archiv immer noch mit ihnen. Ein trübes Kapitel halt.

Seither befindet sich das Magazin, das mal das St. Galler «Tagblatt» online mit mehr Traffic abtrocknete, im stetigen Niedergang. Aktueller Aufmacher:

Die Homepage kommt ungefähr so gepflegt wie ein ungemachtes Bett nach durchwachter Nacht daher. Obwohl die Themen durchaus schlaffördernd sind.

Ein einziger Kommentar fällt auf: «Mythos «Linker Mainstream»: Ein Kampfbegriff vergiftet unsere Debatten». Nicht unbedingt wegen des Inhalts. Sondern wegen der Fussnote: «Hinweis: Mit diesem Leitartikel verabschiedet sich Odilia Hiller als Co-Chefredaktorin von «Die Ostschweiz».»

Damit bleiben «Verlagsleiter und Chefredaktor» Baumgartner und Manuela Bruhin als Redaktorin übrig.  Aus Verzweiflung werden unter «Team» noch Verwaltungsräte, ein Anzeigenverkäufer und die «Leitung Werbemarkt» aufgeführt, damit sich die beiden Redaktionsnasen nicht so einsam fühlen.

Leider ist die O-Schweiz ein weiteres Beispiel dafür, wie eine eigentlich grossartige Idee – Gegenstimme zum CH-Media-Monopol in der Ostschweiz zu werden – durch Unvermögen in den Sand gesetzt wird. Vor allem während der Coronazeit wurde die O-Schweiz ein Organ, das sogar landesweite Bedeutung erlangte, weil hier nicht der obrigkeitshörige Schmusekurs der Mainstreammedien mitgemacht wurde.

In ihren besten Zeiten veröffentlichte die O-Schweiz sogar einen Artikel von Zeyer über den einflussreichen und reichen Sherkati-Clan in St Gallen, nachdem das «Tagblatt» wo er zuerst publiziert war, ebenfalls nach einem leisen Lufthauch von Drohung eingeknickt war und den Text, obwohl unangreifbar recherchiert, ebenfalls ohne den Autor zu informieren vom Netz nahm.

Es war dann wirklich ein Treppenwitz der Geschichte, dass das damals mutige Blatt O-Schweiz sich später genauso feige verhielt.

Seither ist der Traffic eingebrochen, die Bedeutung hat sich in Luft aufgelöst, das Organ ist komatös, wird künstlich beatmet und wankt wie ein Zombie durchs Internet.

Nun hat sich auch die Co-Chefredaktorin entschlossen, das sinkende Schiff zu verlassen. Obwohl sie damals noch hinter dem ruppigen Rausschmiss von Zeyer stand.

Immerhin, ein später Lerneffekt, ist zu vermuten.

Aber bei aller – längst nicht mehr persönlich motivierten – Kritik an diesem Trauerspiel: es ist wieder einmal bedauerlich, wie bei der «Hauptstadt», bei «bajour», bei der «Republik» beim «Nebelspalter», wie mit viel oder wenig Geld durchaus im Ansatz sinnvolle Projekte und Produkte verludern, abgehalftert werden, nur noch aus Gewohnheit eine immer kleiner werdende Ingroup oder Gesinnungsblase bespassen, rasant an Relevanz verlieren (wenn es die überhaupt mal gab), und schliesslich früher oder später mit dem üblichen Gequengel (die Umstände, die Welt, die ungerechte, der Markt, das Schwein) eingehen.

Aber niemals, kein einziges Mal suchen die Versager die Schuld daran bei sich selber.

Abschiedsgruss

Wagt es ein ZACKBUM-Leser zu wetten, ob es eine Antwort gab?

Ein Schreiben von Redaktion zu Redaktion, auch an Geschäftsleitung und den Verwaltungsratspräsidenten der «Ostschweiz»:
Inzwischen ist der Artikel seit einer Woche auf ZACKBUM online: Jolanda Spiess-Hegglin klagt mal wieder
Natürlich hat RA Zulauf nichts dagegen unternommen. Einfach aus dem Grund, weil er – wie alle meine früheren Artikel für «Die Ostschweiz» – juristisch unangreifbar ist.
Aber wenn man weiss, wie feige und schnell Redaktionsleiter Baumgartner unter haltlosen Drohungen einknickt, dann probiert man’s halt immer wieder – mit Erfolg.
Nachgeben, löschen, den Autor erst im Nachhinein informieren, vorher nicht mal Gelegenheit zur Stellungnahme geben, frei erfundenen Vorwürfen einfach glauben, das ist Journalismus auf tiefstem Niveau.
Statt hier zu einer Abmahnung wegen erwiesener und wiederholter Unfähigkeit zu greifen, schmeisst man dann lieber das «Aushängeschild» und den Quotenbringer raus.
Ein Phänomen, das auch als Angstbeissen bekannt ist. Nach der Devise: wird uns gedroht, legen wir uns auf den Rücken und wedeln friedfertig mit dem Schwanz. Wird sich darüber beschwert, beissen wir gleich zu.
Ich weiss nicht, über wie viel Humor RA Zulauf verfügt. Aber dass sie mit der gleichen Nummer zweimal Erfolg hatte, das muss ihr ein Lächeln abgerungen haben.
Was «Die Ostschweiz» betrifft, mal Hand aufs Herz: ist das nicht erbärmlich? Peinlich? Zumindest mehr als unangenehm?
Einmal darf man sich vielleicht reinlegen lassen. Aber zweimal? Das ist nun wirklich dümmer als der Leser erlaubt.
Wenn Sie noch etwas dazu zu sagen haben: ich bin liberal; ZACKBUM steht Ihnen jederzeit für eine Erwiderung offen.
Allerdings befürchte ich fast, dass Angstbeisser und Hosenscheisser lieber schweigen …

Böse Staatsverweigerer!

Der neue Feind: Das sind die Staatsverweigerer. Inzwischen auch für die einst behördenkritische «Die Ostschweiz».

Von Stefan Millius

SRF, «20 Minuten», natürlich der «Blick», aber auch der «Beobachter» und Nischenportale wie zentralplus.ch und FM1today haben diese Gefahr für sich entdeckt und rapportieren fleissig darüber. Ihr Thema seit Wochen: Was sind das bloss für Leute, die ihre Steuern nicht mehr zahlen? Oder andere Rechnungen, deren Ertrag der Staatskasse zugedacht ist? Was fällt denen nur ein?

Seit der Coronazeit ist die Zahl derer, die nicht einfach pflichtschuldig abdrücken, wenn die Behörden gern Geld hätten, explodiert. Nun könnte man als von Natur aus neugieriger Journalist der Frage nachgehen, woran das liegt. Hat es vielleicht damit zu tun, dass der Staat es in den letzten Jahren mit den Grund- und Freiheitsrechten der Bevölkerung nicht so genau nahm? Dass er die Verfassung kurzerhand eingefroren hat? Dass er eine Rekordverschuldung anhäufte für «Schutzmassnahmen» und eine beispiellose Impfkampagne? Dass seine Repräsentanten rund um Corona immer mal wieder bei haltlosen Behauptungen bis hin zur blanken Lüge erwischt wurden?

Das könnte man alles fragen, aber darauf hat die angebliche vierte Macht wenig Lust. Man hat ja schliesslich auch Steuern zu bezahlen, wenn man mit dem Staat nicht ganz glücklich ist. Sogar dann, wenn die Landesregierung die demokratischen Spielregeln ausser Kraft setzt, sich das Parlament in verfrühte Ferien zurückzieht und der Bundesrat Volksabstimmungen dank – gelinde gesagt – reichlich kreativer Fragestellung gewinnt.

Wer das nicht tut, ist dann eben ein «Staatsverweigerer». Die Medien widmen diesen elenden Kerlen, die unseren armen Betreibungsämtern so viel Arbeit aufhalsen, lange Artikel. Dort geht es nicht etwa um die Beweggründe für die Verweigerung, sondern nur darum, wie sehr die staatlich besoldeten Leute darunter leiden. Da will man eine ruhige Kugel für überdurchschnittlich viel Geld mit absoluter Jobsicherheit schieben, und dann macht einer Ärger. Droht da allenfalls sogar eine Überstunde?

Unter den Leidenden ist beispielsweise Johannes Wagner, Leiter des Betreibungs- und Konkursamts Appenzell Innerrhoden. Unter uns gesagt: Der Kanton hat 16’000 Einwohner, der Mann und seine Funktion sind also gleichbedeutend mit dem Pendant einer Schweizer Kleinstadt. Aber jedenfalls ist er richtig sauer. Die Staatsverweigerer hängen ihm zum Hals raus. Es sei ihm – und das ist wörtlich zitiert – «Hans was Heiri», wenn jemand sich querstelle. Zahlen müsse er dennoch, basta.

Natürlich muss er das. Sonst bekäme der gute Herr Wagner ja irgendwann seinen Lohn nicht mehr. Er wird dafür besoldet, dass er Ausstände beim gemeinen Bürger eintreibt. Ihn muss es nicht interessieren, ob es dafür allenfalls gute Gründe gibt. Der Beamtenstatus in der Schweiz ist zwar abgeschafft, aber Wagner hat damit dennoch den Titel «Beamter des Jahres» verdient. Dem Staat treu bis in den Tod, und bitte einfach keine Fragen stellen.

Das alles wäre halb so wild und völlig normal, weil die meisten Medien längst so nahe zur Staatsgewalt gerückt sind, dass kein Blatt Papier mehr dazwischen Platz findet. Das Problem ist nur, dass Wagner und eine Reihe seiner Kollegen aus anderen Ostschweizer Kantonen im aktuellen Beispiel nicht etwa bei den üblichen Verdächtigen zu Wort kommen. Sondern in «Die Ostschweiz». Hier ist das gesammelte Gejammer und Gestammel der staatlichen Bürolisten nachzulesen.

Ich bin natürlich vorbelastet, weil ich «Die Ostschweiz» einst mitbegründet und mehrere Jahre als Chefredaktor geführt habe. Das mit der klaren Mission, nicht einfach mit den Wölfen zu heulen, sondern die entscheidenden Fragen zu stellen. Zu meiner Zeit galt das Motto: Ein Staat hat sich nicht über Staatsverweigerer zu empören, sondern darüber nachzudenken, warum es zu diesem Phänomen kommt und gegebenenfalls an sich selbst zu schrauben. Vor allem, wenn die Entwicklung zunimmt. Frei nach Shakespeare: «Es ist was faul im Staate Schweiz».

Mit diesem redaktionellen Kurs war die kleine Ostschweizer Onlinezeitung lange eine gefragte Adresse bei den Leuten, die eine einfache Formel verinnerlicht hatten. Der Staat? Das ist zunächst mal das Volk. Und wer dort arbeitet, ist dessen Angestellter. Und wenn die Repräsentanten dieses Staats durchdrehen, darf man ruhig darüber nachdenken, ihm die Mittel zu entziehen.

Das ist offensichtlich vorbei. Nun dürfen sich auch bei «Die Ostschweiz» Staatsangestellte über die Renitenz einiger Bürger ausweinen. Was publizistisch übrigens keinen Sinn macht, weil die Story schweizweit schon vor Wochen durch war. Aber das machen regionale Medien gern: Schauen, was andere gerade treiben und dann mal kurz die Betreffenden vor Ort telefonisch durchgehen. «Global – lokal» hiess das schon in meinen Anfängen vor über 30 Jahren. Das braucht wenig Zeit und schafft «Nähe zum Leser».

Nur hat sich die Medienlandschaft seither verändert. Wer jetzt aus der Masse hervorstechen will, muss klare Kante zeigen. Das hat «Die Ostschweiz» früher getan. Jetzt ist sie offensichtlich zum Sprachrohr von Regierung und Behörden geworden. Eines unter vielen.  Der Bürger, der sich Gedanken macht, ist der Feind.

Was bei früheren Stammlesern zur Reaktion führen könnte: «Ist das eine Zeitung – oder kann das weg

Höselnde Ostschweiz

So ändern sich die Zeiten und die Ansichten …

Eine solche Lobeshymne auf den Autor ist schon fast peinlich:

«Ihre klaren Analysen und ihre direkte Ansprache der Fakten und Namen sind leider in der Schweiz, wenn überhaupt, nur noch selten zu lesen. Ich freue mich daher über Ihr Mitwirken bei uns in «Die Ostschweiz». Der hohe Leserzuspruch zeigt, dass Ihre Texte sehr geschätzt werden und zu einem Aushängeschild für unsere unabhängige und offene Medienplattform geworden sind.»

Daran will der VR-Präsident der «Ostschweiz» Peter Weigelt auch heute noch «festhalten». Etwas anders sieht das allerdings «die Chefredaktion und die Verlagsleitung» des feigen Online-Magazins:

«Mit diesem Schreiben beenden wir die Zusammenarbeit zwischen Ihnen als Autor und der «Ostschweiz» als Publikationsorgan per sofort.»

Die Begründung dafür hat humoristische Qualitäten: «Sie haben uns am Wochenende nicht nur per E-Mail gedroht, sondern Ihre Vorwürfe anschliessend auch öffentlich publiziert.»

Leider ist da Marcel Baumgartner, Odilia Hiller und Martin Oswald etwas der Blick auf die Wirklichkeit verrutscht. Denn eigentlich war alles ganz anders. Das fängt schon damit an, dass man eigentlich nur öffentlich publizieren kann. Aber vielleicht kennen die drei auch nicht-öffentliche Publikationen.

Co-Chefredaktor Baumgartner ist nicht-öffentlich  zum zweiten Mal ob den haltlosen Drohungen einer Anwältin eingeknickt und löschte einen Artikel des «Aushängeschildes» ängstlich – ohne den Autor vorher anzuhören. Der hat dann nicht gedroht, sondern nachdrücklich darum gebeten, diesen Fehler nicht zu wiederholen – sondern schleunigst rückgängig zu machen.

Als darauf keine Antwort erfolgte, schickte der Autor, dessen Artikel sich bis zur Löschung tatsächlich des höchsten Leserzuspruchs erfreute, einen Fragenkatalog an die Redaktion, der den ZACKBUM-Lesern bekannt ist. Wie in solchen Fällen üblich, verband er ihn mit einer grosszügig bemessenen Antwortfrist. Auch die verstrich ungenutzt, ebenso wenig wurde der Artikel wieder online gestellt. Man kann ihn auf ZACKBUM nachlesen.

Denn wir lassen uns nicht von leeren Drohungen einschüchtern. Das war schon bei der ersten Intervention der Anwältin so. Sie drohte, der Artikel wurde ängstlich gelöscht, Zeyer intervenierte, der Artikel wurde wieder aufgeschaltet – und nichts passierte.

Es greift leider immer mehr um sich, dass Medienorgane nicht nur zusammenzucken, wenn sie Post vom Anwalt kriegen. Das ist inzwischen fast Routine bei Kritisierten geworden. Kostet nicht viel, und manchmal hat’s – zur Überraschung des Kritisierten – auch Erfolg: die Redaktion kuscht, löscht und hofft so, allfälligen Gerichtskosten entgangen zu sein. Statt Rückgrat zu zeigen, von der Richtigkeit der öffentlich publizierten Tatsachen überzeugt zu bleiben – und mutig diesen Druckversuchen zu widerstehen.

In die Reihe von kuschenden Höselern hat sich nun auch «Die Ostschweiz» begeben. Sie keift ihrem Aushängeschild noch hinterher: «Dieser Krawall-Journalismus zeichnet Sie seit jeher aus, doch er passt nicht länger zu unseren Werten und unserer Publikation

Wenn das Bestehen auf einem zivilisierten und anständigen Umgang mit einem Autor neuerdings «Krawall-Journalismus» sein soll, während es zu den «Werten» dieser Publikation gehört, untertänig auf Drohungen zu reagieren, wohlan. Lieber Krawall-Journalist als Hosenscheisser. Diese neuen entwerteten Werte dieser Publikation passen tatsächlich nicht mehr zum Autor. Der sich mit dem guten Satz tröstet: lieber alleine als in schlechter Gesellschaft.

Feige «Ostschweiz»

Wie sich eine schwache Redaktion ins Bockshorn jagen lässt.

Es gab Zeiten, da veröffentlichte «Die Ostschweiz» einen Artikel, den das St. Galler «Tagblatt» feige nach einem Druckversuch gelöscht hatte – ohne den Autor auch nur anzuhören.

Die Zeiten ändern sich. Jetzt löscht «Die Ostschweiz» feige einen Artikel nach einem Druckversuch, ohne den Autor auch nur anzuhören.

Zurzeit ist viel die Rede davon, wie Medien schnell unter juristischen Drohungen einknicken. Hier haben wir ein Paradebeispiel, das sich am besten am Fragenkatalog erklären lässt, auf den die Redaktionsleitung nicht einmal antwortete.

Im seriösen Journalismus, den ich im Gegensatz zu Ihnen betreibe, gibt man vor Publikation (oder dem Gegenteil) dem Betroffenen die Gelegenheit zur Stellungnahme. Et voilà.

  1. Sie haben ohne Rücksprache mit mir meinen Artikel «Jolanda Spiess-Hegglin: Sie klagt mal wieder» gelöscht. Halten Sie das für ein korrektes Vorgehen?
  2. Sie haben mir gegenüber als Begründung, wieso Sie den Artikel löschen «werden» – dabei war er schon gelöscht –, angegeben, dass «die Anwältin» (gemeint ist sicherlich RA Zulauf) behauptet habe, der Artikel könne nicht «objektiv» sein, weil es einen «Rechtsstreit» zwischen ihr und mir gegeben habe. Wieso soll das ein Grund sein, den Artikel, ohne den Autor anzuhören, zu löschen?
  3. Was soll an dem Artikel «nicht objektiv» sein? Wie Sie sicherlich wissen, gibt es Werturteile, die von der Meinungsfreiheit gedeckt sind. Und es gibt Tatsachenbehauptungen, die wahr oder falsch sind. Werden sie angezweifelt, muss das begründet werden; wer die Tatsachenbehauptungen aufgestellt hat, muss Gelegenheit zur Stellungnahme bekommen. Wieso sind diese Selbstverständlichkeiten hier nicht passiert?
  4. Wäre es nicht ein professionell-korrektes Vorgehen gewesen, RA Zulauf um Konkretisierung ihrer Vorwürfe zu bitten, mir Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben und erst anschliessend eine so drastische Entscheidung in Erwägung zu ziehen?
  5. Die Behauptung von RA Zulauf, es gebe (oder habe gegeben) einen Rechtsstreit zwischen uns, entspricht nicht der Wahrheit. Wieso glauben Sie ihr das unbenommen? Dass die Dame es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, sollten Sie doch wissen.
  6. Wie kann es sein, dass Sie sich von unsubstantiierten Drohungen einschüchtern lassen, die zudem keinerlei Bezug zum Inhalt des Artikels haben?
  7. Hat RA Zulauf irgend eine inhaltliche Kritik geäussert, wenn ja, welche?
  8. Da Sie kaum aufgrund eines Drohanrufs eingeknickt sind, liegt sicherlich ein Schriftwechsel vor. Als Opfer dieser Intrige habe ich doch das Recht, in ihn Einblick zu nehmen, oder nicht?
  9. Sie erinnern sich sicher, dass es bereits das zweite Mal ist, dass es RA Zulauf mit unwahren Behauptungen gelingt, Sie zu einer vorschnellen Löschung eines ihr nicht genehmen Artikels zu treiben. Das letzte Mal wurde dieser Fehlentscheid korrigiert und der Artikel wieder online gestellt. Trotz gegenteiligen Drohungen geschah dann nichts. Wieso sind Sie zum zweiten Mal auf diese Masche hereingefallen?
  10. Sie haben offenbar blitzartig auf die Drohungen mit falschen Behauptungen der Anwältin reagiert. Mir gegenüber haben Sie ein Gespräch verweigert und Terminprobleme vorgeschützt. Halten Sie das für ein professionelles Vorgehen?

In der Vergangenheit gab es einen ähnlichen Vorfall. Ein Artikel über Spiess-Hegglin, eine Drohung ihrer Anwältin Rena Zulauf mit haltlosen Behauptungen. Der Artikel wurde vom Chefredaktor Marcel Baumgartner auf «Die Ostschweiz» gelöscht, nach der Intervention von René Zeyer wieder aufgeschaltet. Aber nun hat das Online-Magazin aller Mut verlassen.

Damals setzte der Verwaltungsratspräsident Peter Weigelt noch zu einer wahren Lobeshymne auf den Autor Zeyer an: «Ihre klaren Analysen und ihre direkte Ansprache der Fakten und Namen sind leider in der Schweiz, wenn überhaupt, nur noch selten zu lesen. Ich freue mich daher über Ihr Mitwirken bei uns in «Die Ostschweiz“. Der hohe Leserzuspruch zeigt, dass Ihre Texte sehr geschätzt werden und zu einem Aushängeschild für unsere unabhängige und offene Medienplattform geworden sind.»

Der aktuell gelöschte Artikel war übrigens bis zur Zensur der meistgelesene … Tempora mutantur, nos et mutamur in illis. Aber wer keine Zivilcourage hat, kann auch nicht Latein.

Traurig, wie die Verelendung des Journalismus weitergeht. Aber nicht auf ZACKBUM. Daher folgt der Original-Artikel …

Saitenstark

ZACKBUM muss hier in die Harfe greifen.

Wir loben zu wenig. Ein häufig gehörter Vorwurf, den wir hiermit entkräften. Ausnahmsweise. Aber der Anlass drängt sich auf.

Es gibt in der Ostschweizer Medienszene das «Tagblatt»-Konglomerat. Angeblich über 100 Redaktoren bemühen sich dort, neben dem fixfertig aus Aarau angelieferten Mantel Lokales zu beschreiben. Kläglich.

Es gibt «Die Ostschweiz», für die ZACKBUM-Redaktor René Zeyer schreibt, wodurch jedes Lob eine gewisse Subjektivität nicht abstreiten kann. Also fassen wir uns kurz: grossartiges Magazin, einfach spitze, unerreicht.

Dann gibt es das «Ostschweizer Kulturmagazin Saiten». Wir haben uns schon mehrfach sehr kritisch über Inhalt und Mitarbeiter geäussert. Alles Gründe, um diesmal in hemmungsloses Lob auszubrechen. Die zweiteilige Serie «Viel russische Kohle im Appenzellerland?» und «Noch mehr Kohle im Appenzellerland – und in der Stadt St. Gallen» ist ein ganz starkes Stück Recherchierjournalismus.

Hans Fässler, lediglich unterstützt von zwei Mitarbeitern und einem Recherchierfonds, hat sich auf Spurensuche nach russischen Firmen, Verwicklungen, Sitzgesellschaften und einheimischen Helfershelfern begeben. Hartnäckig, sorgfältig, wie ein Eichhörnchen hat er alles zusammengetragen, was aus öffentlich einsehbaren Quellen wie dem Handelsregister, logischen Schlussfolgerungen und hartnäckigen Nachfragen gewonnen werden kann.

Wer sich auf dem Gebiet etwas auskennt, kann ermessen, wie gross die Visualisierung aller Verästelungen, Zusammenhänge, Quellen und weltweiten Verschleierungskonstruktionen gewesen ist. Und wie Fässler wohl gelegentlich vor diesem Board stand und sich fragte, ob er das überhaupt zu Ende bringen kann – und ob jemand die beiden Riesenstücke in einer Kulturzeitschrift überhaupt lesen wird.

Es ist tatsächlich wie das Durchschreiten eines Labyrinths. Aber Fässler gelingt es, den Faden der Adriadne so zu benützen, dass man auch wieder herausfindet und (meistens) weiss, wo man gerade ist. Was auch sehr für den Autor spricht, ist die Tatsache, dass er russische Connections nicht als Minotaurus denunziert, als ob alle und alles, was mit Russland zu tun hat, alleine dadurch verdächtig, kriminell, unsauber, Putin-hörig, ungeheuerlich sei.

Natürlich bewegt er sich mit aller Vorsicht, die potenziell gefährliche Gegner und Enthüllte verlangen. Noch ist es in der Schweiz nicht so weit, dass russische oder ukrainische Zustände in den Medien herrschen. Aber alleine die Drohung mit teuren Rechtshändeln, sollte etwas Unliebsames veröffentlicht werden, reicht häufig aus, dass sogar mächtige Medienkonzerne den Schwanz einziehen und mit der weissen Flagge winken.

Also kommt zur Recherchierleistung auch noch eine Portion Mut hinzu, was sowohl den Autor wie das Organ ehrt; denn an die Kasse kämen beide.

Das ganze Elend der CH-Media-Kopfblätter vom «Tagblatt» abwärts zeigt sich an einer Parallelgeschichte. Denn das «Tagblatt» traute sich immerhin, auf einer Doppelseite eine Recherche von René Zeyer über den Sherkati-Clan in St. Gallen zu publizieren, der aus beschaulichen Villen heraus einen weltweit tätigen Konzern beherrscht, inklusive Bank und geschäftlichen Verbindungen mit Zeitgenossen und Staaten, mit denen man nicht unbedingt öffentlich gesehen werden möchte.

Sozusagen in einem Mutanfall wurde das publiziert; als aber der Clan einen Emissär aussandte, der beim Chefredaktor des «Tagblatts» vorsprach, zwar inhaltlich nichts, rein gar nichts zu bemängeln hatte, aber dennoch durchblicken liess, dass man überhaupt nicht amüsiert sei und sich ernsthaft rechtliche Schritte überlege – knickte der Chefredaktor ein und löschte den Artikel aus dem Netz.

Notabene ohne den Autor darüber zu informieren oder Gelegenheit zur Stellungnahme einzuräumen. Daraufhin wurde der Artikel in identischer Form – lediglich ein Namensdreher wurde korrigiert – in «Die Ostschweiz» publiziert. Und siehe da, trotz allen Bedenken und Befürchtungen des feigen «Tagblatt» –passierte überhaupt nichts. Der Bericht über das «weitverzweigte Sherkati-Imperium» ziert weiterhin «Die Ostschweiz».

Zwei Beispiele dafür, wo heutzutage noch Recherchen durchgeführt und publiziert werden. Die grosse Freude über die Arbeit von Fässler wird nur dadurch getrübt, dass sein Mammutwerk so überdeutlich aufzeigt, wie ärmlich, wie verarmt, wie blutleer, wie mutlos all das ist, was ein Hundert von wohlbezahlten Sesselfurzern im Dienste von CH Media leisten.

Zum Fremdschämen, wie all diese Journalisten täglich vorführen, dass sie den Beruf verfehlt haben und besser Zuckerbäcker geworden wären. Oder Luftfächler. Oder Büttel.

Aber ZACKBUM lässt es sich nicht nehmen, Fässler für diese Sternstunde des Schweizer Journalismus ausdrücklich zu danken und zu gratulieren. Natürlich in der Hoffnung, dass ihm das Lob von der falschen Seite in seiner Gesinnungsbubble nicht um die Ohren geschlagen wird.

Die Echsenmenschen und ich

Die «Republik» weiss mehr. Mehr über alles. Und mehr über alle. Auch über mich.

Von Stefan Millius*

Endlich erfahre ich, dass ich an Ausserirdische glaube.

Und so klingt eine Ferndiagnose der Journalismus-Neuerfinder in einem der letzten Newsletter der «Republik»:

«Am Ende warten die Echsenmenschen. Das sagt Ihnen nichts? Es geht da um die Theorie, dass Ausser­irdische auf der Erde schon lange die Macht übernommen haben. (…) Klingt abstrus – klar. Aber viele Menschen glauben daran. (…) Die meisten davon nicht, weil sie durch­geknallt sind, sondern weil sie irgendwann im Strudel von Falsch­meldungen, materieller Verzweiflung oder Angst den Faden verloren haben. Und weil es Profis gibt, die davon leben, genau diese Menschen immer tiefer in den Kaninchen­bau zu locken. (…) Im Zweiteiler «Die Infokrieger» haben wir Ihnen diese Profis letzte Woche vorgestellt.»

Im besagten Zweiteiler geht es um Medienschaffende und Medien, die sich erdreisten, politisch eher rechts statt links positioniert zu sein. Darunter befindet sich meine Wenigkeit. Meinen Mitverschwörern und mir wird unterstellt (beziehungsweise natürlich nachgewiesen), dass wir Staat und Demokratie unterwandern wollen. Diesem Thema hat die «Republik» das übliche Binge-Writing gewidmet, ZACKBUM hat darüber berichtet.

Viele Behauptungen, keine Belege

Über die dünne Story, wobei nur schon dieses Wort Überwindung kostet, muss man nicht mehr viel sagen. Sehr zu meinem Leidwesen. Denn selbst als aktiver Beteiligter des hinterhältigen Plans hätten mich Details brennend interessiert, die leider fehlen, um die These des «Infokriegs» und seiner Söldner zu stützen.

Wo ist der inkriminierende, überaus geheime Mailaustausch zwischen uns Staatsfeinden, gnadenlos publiziert von der «Republik»? Wo erfahre ich als Leser mehr als das, was ich sowieso weiss, wenn ich Zeitung lese – dass «Weltwoche», «Nebelspalter» und «Die Ostschweiz» in einigen Fragen dieselbe Haltung vertreten und einige Autoren für mehrere dieser Titel arbeiten? An welchem Punkt ist die «Reportage» (auch dieses Wort fällt mir schwer) über eine angebliche Verschwörung mehr als selbst eine reine Verschwörungstheorie?

Haltlose Übertreibungen

Da wird eine journalistische Zuckerwatte, die es beim geringsten Luftzug verbläst, per Illusion zu einer 5-Kilo-Toblerone gemacht. Darüber könnte man ja noch hinwegsehen. Aber regelrecht standeswidrig für jedes Medium wird es, wenn die «Republik» in ihrem Newsletter zu abstrusen Übertreibungen und falschen Bildern greift, um den Erguss zu verkaufen.

Echsenmenschen? Ich bezweifle, dass Roger Köppel, Markus Somm, Milosz Matuschek, Joyce Küng oder irgendeiner der anderen an der Verschwörung beteiligten Personen glauben, unter der Haut von Klaus Schwab, Bill Gates, Hillary Clinton oder Alain Berset verberge sich ein ausserirdisches Schuppenmonster. Entsprechend versucht auch keiner von uns, diese Theorie den Lesern zu verkaufen.

Aber genau das behauptet die «Republik». In dem «Kaninchenbau», den wir offenbar als Falle für unmündige Medienkonsumenten gegraben haben, möchten wir diesen die Legende von den Reptiloiden andrehen. Steht jedenfalls im Newsletter.

Schluss mit «Happy Hour», liebe «Republik»

Bei unserer Arbeit geht es also nicht darum, die Verhältnismässigkeit der Coronamassnahmen zu überprüfen, den Krieg in der Ukraine aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten oder ganz banal die Arbeit von Regierung und Parlament zu kontrollieren, weil das ja sonst längst keine Zeitung mehr macht.

Nein, am Ende des Regenbogens wartet unsere eigentliche Mission – endlich allen klarzumachen, dass wir von Echsenmenschen beherrscht werden.

Gäbe es die «Republik» nicht, würde ich nicht einmal selbst wissen, dass ich an Echsen aus dem All in Menschengestalt glaube. Und gäbe es im Zürcher «Rothaus», dem Sitz der Redaktion, keinen frei zugänglichen Alkohol, hätte es wohl auch diesen Zweiteiler über die «Infokrieger» nie gegeben.

*Stefan Millius ist Chefredaktor «Die Ostschweiz» und publiziert auch in anderen Medien. Unter anderen im Reptilienorgan ZACKBUM.

Spaltet sich der Nebel?

Kleine Rochade beim «Nebelspalter». Christian Fehrlin geht. Per sofort.

Wie ein dichter Nebel umhüllen Geheimnisse den «Nebelspalter». Also seine Online-Ausgabe. Wie geht’s so, wie viele Leser hat man schon gewinnen können, ist man im Businessplan, wie viel Geld wird monatlich verbrannt?

Alles Fragen, auf die es nur eine Antwort gibt: keine. Da fast alles hinter einer Bezahlschranke verborgen ist, fällt an der Oberfläche auf, dass die Homepage schon diversen Redesigns unterzogen wurde. Kein gutes Zeichen.

Zu verantworten hatte den Auftritt ein gewisser Christian Fehrlin. Der fiel zuvor nie durch Kompetenz beim Launch eines Medientitels auf, der zwar einen traditionellen Namen hat, das aber mit einem ganz neuen Inhalt füllen will.

ZACKBUM versuchte vor fast einem Jahr, dem damaligen Hersteller der Webseite, Geschäftsführer und Werbeverkäufer ein paar Antworten auf höflich gestellte Fragen zu entlocken. Leider vergeblich. Denn es stellten sich schon früh diverse Fragen zur Kompetenz dieses IT-Cracks. Aber wir mussten konstatieren:

Wie bei Christian Fehrlin steht häufig die Arroganz in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis zur Kompetenz.

Da ZACKBUM seine Grenzen kennt, liessen wir dann die Webseite von zwei Fachleuten durchleuchten – mit desaströsem Ergebnis.

«Charme eines Wühltischs» war noch eine der freundlicheren Bemerkungen. Die Webseite verwendet ein proprietäres CMS; also der Maschinenraum wurde von Fehrlin designt und gebastelt, was heutzutage kaum mehr gemacht wird. Damit begibt man sich in eine teuflische Abhängigkeit vom Hersteller. «Konstruiert wie in der Steinzeit», war das vernichtende Urteil von Fachleuten.

Trennung im Zackbum-Stil

Nun hat sich aber der «Nebelspalter» gerade und per sofort von Fehrlin getrennt. Trotz x-fachem Rumschrauben am Auftritt gibt es bis heute solche peinlichen Darstellungsprobleme:

Zudem erscheint das Organ bis heute faktisch werbefrei. Eine hingewürgte Auto-PR-Schiene als Feigenblatt, jede Menge nette Angebote für Werbetreibende – aber null Resonanz. Das ist nicht nur peinlich, sondern gefährlich.

Natürlich verabschiedet Chefredaktor Markus Somm den gescheiterten Fehrlin mit warmen Worten und dankt ihm für seinen «ausserordentlichen und glänzenden Einsatz». Logisch, denn er ist weiterhin der Insellösung seines Content Management Systems aus dem Hause Fehrlin auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Richten soll die Resultate dieses vergeigten Einsatzes nun Christian Keller. Man kennt sich von der «Basler Zeitung» her, anschliessend startete Keller die Webseite «Prime News».

Somm hat immer noch keine Ahnung vom Internet

Dass sich Somm wirklich nicht im Internet auskennt (und bis heute dort nicht wirklich angekommen ist), beweist er mit seinen Vorschusslorbeeren: «Prime News» sei «die zur Zeit wohl einzige Online-Plattform der Schweiz, die sich im Lokalen selber finanziert – ohne Subventionen und ohne Mäzene».

Damit übersieht Somm souverän «Die Ostschweiz»*, die nach allen Messkriterien (ausser im Betteln) mit Abstand die erfolgreichste lokale Online-Plattform ist, natürlich ohne Subventionen oder Mäzene.

Das kann man nun vom «Nebelspalter» nicht sagen. Wie erfolgreich der im Lokalen oder Nationalen ist – man hat keine Ahnung. Subventioniert wird er wohl – wie alle anderen solchen Portale – nicht. Aber Mäzene, nun, wie man weiss, verbrät Somm die Einlagen von 60 nicht unbemittelten Spendern, die jeweils 100’000 auf den Tisch gelegt haben. Natürlich sind das im liberalen Duktus «Investoren», die selbstverständlich ihr Geld mit Zinsen zurückhaben wollen.

Entweder war denen aber schon von Anfang an klar, dass es sich nicht um eine Investition, sondern um Mäzenatentum handelt, oder es wird ihnen langsam klar. Denn ein Organ, das auch ziemlich genau ein Jahr nach dem Launch noch keine einzige Zahl zum Geschäftsverlauf herausgerückt hat – da gilt nicht: no news is good news.

Keine einzige Zahl nach einem Jahr …

Im schnelllebigen Internet sowieso ist es völlig selbstverständlich, dass nach den ersten 100 Tagen, spätestens nach 6 Monaten angekündigt wird, dass man gut unterwegs sei – aber durchaus noch eine Durststrecke vor sich habe. Das wird dann gefolgt von der Mitteilung, dass man super unterwegs sei, allerdings die Marktpenetration doch etwas schwieriger als erwartet. Und dann kommt irgendwann der knappe Einzeiler, dass leider der Stecker gezogen werden müsse.

So geht es jedenfalls bei Organen, die über kein dickes Geldpolster verfügen und auch nicht über wohlhabende «Investoren», die dann halt, wie eine reiche Pharma-Erbin auch, nochmal in die Tasche greifen.

Der kritische Leser mag nun einwenden, wieso ZACKBUM hier nicht die Verantwortlichen beim «Nebelspalter» um eine Stellungnahme angefragt habe. Einfache Antwort: weil wir noch nie eine Antwort kriegten. Aber: sollte sich jemand seitens «Nebelspalter» bemüssigt fühlen, dies und das und jenes zurechtzurücken: gerne, jederzeit. Ungekürzt. Denn wir sind wirklich liberal.

 

*Packungsbeilage: René Zeyer publiziert regelmässig auf «Die Ostschweiz».

Alte, weisse Männer

Eigenlob stinkt. Eigenwerbung riecht gut.

ZACKBUM-Autor René Zeyer publiziert auch auf «Die Ostschweiz». Das hat gleich drei Gründe. Die Einschaltquote dieser munteren Online-Plattform hat bereits diejenige des alteingesessenen St. Galler «Tagblatts» mit all seinen Kopfblättern überholt. Es ist, im Gegensatz zu kläglichen, von reichen Erben gesponserten Produkten, erfolgreich, selbsttragend, kosten-, aber nicht werbefrei.

Der zweite Grund besteht darin, dass «Die Ostschweiz» keine Zensur ausübt, sich als Plattform versteht, auf der alle Meinungen Platz haben, die sich im Rahmen des rechtlich Erlaubten und weit gefassten moralisch Anständigen bewegen. Daher wird sie mit Missachtung und Missvergnügen in den Mainstream-Medien abgestraft. Vor allem, seit es einem kleinen Komitee aus dem Umfeld des Online-Magazins gelang, den reichen Medienclans eine Milliarde Steuergelder vorzuenthalten.

Über diesen Verlust kann beispielsweise den Coninxclan nur mühsam ein Superprofit von 830 Millionen im letzten Geschäftsjahr hinwegtrösten.

Der dritte Grund besteht natürlich darin, dass hier auch Platz für Selbstdarstellung ist. Denn es wurde eine neue Talkshow ins Leben gerufen. Bevor es die Kritiker rufen, wurde sie gleich selbstkritisch «Alte weisse Männer» genannt.

Es treten an: Stefan Millius (Mitte), Chefredaktor «Die Ostschweiz», Ralph Weibel (r.), Redaktionsleiter «Nebelspalter» Print, und René Zeyer. Als ob das nicht schlimm genug wäre: Die Show wird, dank guter Einschaltquote, monatlich fortgesetzt. Mit Überraschungsgästen. Immer kantig, kritisch, auch hämisch, dafür aber vergnüglich, unterhaltsam, lehrreich, ein «Must See».