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Fotoromanza!

Das beliebte Gefäss von ZACKBUM feiert Wiederauferstehung.

Bilder sagen mehr als tausend Worte. Besonders, wenn sie aus einem Bilderblatt mit Textbeilage stammen. Also her mit der Homepage des «Blick». Die reiche Beute:

Gut, das ist ein Inserat, aber der Beweis: Leichen leben länger.

Gut, das ist auch ein Inserat, aber – nun muss ZACKBUM auf Eiern gehen – der Werbeträger sollte vielleicht einen gewissen Sympathiewert ausstrahlen und nicht unbedingt Zweifel erwecken, ob er wirklich Besitzer des Vehikels ist.

Gut, das ist ein Text, aber auch brüllend komisch. Wer dieses «Kollektiv» nicht kennt: «Wir sind ein Kollektiv von Schwarzen und Schwarzgelesenen Frauen und Femmes.»

Die Café-Revolutionäre klagen nun, ««Das Ausmass der Gewalt und des Rassismus, mit dem wir konfrontiert wurden, überstieg jedoch, was wir unserem Team und uns zumuten wollen», schreibt der Verein.» Also Klappe zu statt Spenden sammeln. Was um Himmels willen ist denn passiert? «Auf Fragen zu den konkreten Vorfällen, zur Form der Gewalt und zu den möglichen Tätern machten die Organisatoren keine genaueren Angaben.»

Gut, das ist ein Bild mit Text. Leider ist ZACKBUM nicht mehr länger «B+»-Abonnent, also bleibt uns die Antwort verborgen, schluchz. Daher geben wir sie selber: 3 Meter Distanz, erklärt Dr. Google …

 

Gut, das ist ein Foto, sogar mit Romanze. Aber wollen wir das sehen?

Gut, das ist ein Foto mit einer enorm wichtigen Information. Es gibt doch mehr Ähnlichkeiten zwischen Kühen und Menschen, als man gemeinhin meint.

Hier noch ein Beitrag des «Blick» für alle umweltbewussten Menschen mit Flugscham, besonders geeignet für Klimakleber.

Aber, zum Abschluss der Fotoromanza, hier wäre ZACKBUM fast schwach geworden und hätte sich ein neues Abo überlegt:

Nein, ein Scherz. Ausserdem, Glück gehabt, ZACKBUM sind gelbe Flecken auf dem Kissen so fremd wie anderswo … Ausser in der Corporate Colour, wie wir Marketingsfuzzis das nennen.

 

«Blick» gibt nicht auf

Muss man ihm lassen. Nutzt aber nix.

Der «Blick» möchte seinen +-Abonnenten den Mund und die Augen wässrig machen. Denn er enthüllt bereits heute, was bald einmal an Service-Leistungen, exklusiv für zahlende Gäste, geboten wird:

«Fünf Tabuthemen» will das «Service-Team» der staunenden Leserschaft servieren. Besonders giggerig machen dabei «6 Mythen über Hämorrhoiden» oder «Viele Frauen lassen sich nicht gern oral befriedigen – warum

Einleitend fragt der «Blick» verlockend: «Bist du schon gespannt

Ehrlich gesagt ist ZACKBUM etwas aus dem Alter heraus, wo man ungefragt geduzt wird. Und weder Mythen über Hämorrhoiden (immerhin richtig geschrieben), noch das Geheimnis der mangelnden Lust auf orale Befriedigung von Frauen löst Spannung aus.

Statt dafür etwas zu bezahlen, kann man gratis googeln, et voilà:

Hier findet man mindestens 5, aber sogar bis zu zehn Mythen. Und Hand aufs Herz, könnte das nicht ein Blick auf die Recherche des «Service-Teams» sein?

Nun wird es etwas schlüpfriger, aber auch zum Thema Cunnilingus plus ungern finden sich doch ein paar tausend Treffer im Internet:

Besonders faszinierend scheint hier die weiterführende Frage zu sein: «Ist die Vagina unbeliebt? Alle Hintergründe».

Um diesen Kalauer nicht auszulassen: ZACKBUM ist nicht gespannt. Aber eher unbefriedigt über dieses Angebot; die Versuchung, zu «plussen» hält sich auch wegen dieser sprachlichen Vergewaltigung, sozusagen einer missglückten Fellatio am Wort «plus», in sehr überschaubaren Grenzen.

Wer um Himmels willen in der Teppich-Etage von Ringier meint, mit solchem Pipifax tatsächlich zahlende Leser anziehen und begeistern zu können? ZACKBUM ist sehr gespannt, wann und ob die ersten Zahlen zu «Blick+» veröffentlicht werden. Unsere Prognose: nicht so schnell …

Zufälle gibt’s,

die gibt’s gar nicht.

Beim «Blick» löst normalerweise in eher hoher Kadenz eine mässige Story die nächste ab. Der wertvolle Platz auf der Homepage wird natürlich nach Verweildauer der Konsumenten geregelt. In Echtzeit. Was nicht interessiert, wandert nach unten oder verschwindet.

Meistens innert Stunden. Da ist’s dann schon erstaunlich, dass ein am Sonntag veröffentlichtes Interview am Donnerstag noch zuoberst in der Rubrik «People» steht. Das muss ja dann mindestens ein Exklusiv-Gespräch mit Madonna im Spital sein. Oder die Homestory: Selinskyj ganz privat.

Nicht wirklich:

Es handelt sich um ein liebedienerisches Interview mit dem deutschen Anwalt des Rammstein-Sängers Till Lindemann, der nicht zuletzt vom «Blick» vorverurteilt wurde. Nun begab es sich, dass das Nicht-mehr-Boulevard-Organ einen dieser Schmierenartikel löschen musste und auch eine «strafbewehrte Unterlassungserklärung» abgeben. Also versprechen, das nie mehr zu tun.

Zudem gab der Flop-King Reza Rafi im SoBli Anwalt Schertz Gelegenheit, mit «den Medien abzurechnen». Und zwar vom Gröberen: «Ich finde diese Entwicklung, diese Form von Verdachtsberichterstattung, verheerend.» Rafi tat dabei das ganze Gespräch hindurch so, als ginge diese Abrechnung sein Blatt überhaupt nichts an.

Nun fragte man sich, wie um Himmels willen der «Blick» auf die Idee kommt, sich eins in die Fresse hauen zu lassen und dazu noch ein freundliches Gesicht zu machen.

Inzwischen ist sonnenklar – und hier handelt es sich um Verdachtsberichterstattung unter Berücksichtigung der Unschuldsvermutung –, dass es sich bei dem Interview um einen Teil eines Deals handeln dürfte, mit dem der «Blick» schmerzliche Kostenfolgen seiner Berichterstattung vermeiden konnte.

Dass finanziell schmalbrüstige Organe wie ZACKBUM oder «Inside Paradeplatz» gelegentlich in die Knie gehen, wenn sie juristisch mit einem finanziellem GAU bedroht werden, ist verständlich. Das nennt man einen Vergleich, der horrende Gerichts- und Anwaltskosten abwendet.

Dass aber ein trotz Auflagenschwund immer noch potentes Organ wie der «Blick» ebenfalls in die Knie geht, dass sich der frischgebackene Chefredaktor Rafi dafür hergibt, das ist hingegen bedenklich.

Aber es gilt natürlich die Unschuldsvermutung, versteht sich.

Abschied von BLICK+

Damit will ZACKBUM nicht mal das Sommerloch füllen.

Wir haben die Geburt von «Blick+» kritisch begleitet. Aber auch hier ist’s Zeit, beim Abschied leise Servus zu sagen.

Denn eigentlich fehlen die Worte:

Dafür soll bezahlt werden? Da hilft auch alles Gejammer nichts, kein Mail mit dem Betreff «Wir werden dich vermissen»:

ZACKBUM ist sich nicht sicher, ob’s gelingt. Aber wir werden versuchen, den Weg durchs Leben ohne solche wertvollen «Ratgeber-Artikel» zu bestreiten:

ZACKBUM hofft aber, dass der «Präsident von Optik Schweiz» wenigstens etwas für diese Werbung bezahlt hat – oder dass es einen Satz Sonnenbrillen für die Redaktion gab. Wobei, wozu soll die so etwas brauchen; die verbringt den lieben langen Tag doch in den Verrichtungsboxen im Newsroom und sieht kaum die Sonne.

Falls doch: «Genauso wichtig wie der UV-Schutz sei der Blendschutz einer Sonnenbrille, sagt Maranta», weiss «Blick+». Aber damit ist das Füllhorn von guten Ratschlägen noch nicht bis zur Neige geleert: «Maranta empfiehlt, beim Kauf einer Sonnenbrille darauf zu achten, dass diese auf der Innenseite entspiegelt ist.»

Da setzen wir uns doch die Ray Ban auf (nein, leider kriegt ZACKBUM dafür kein Geld, schluchz), und gehen lieber in der Sonne spazieren. Und tschüss, «Blick+».

«Blick» schielt

Der Serbel-SoBli treibt die Heuchelei auf die Spitze.

Journalismus, vor allem in seiner niedrigsten Ausprägung, zeichnet sich durch eine gute Portion Unverfrorenheit, Chuzpe, das ansatzlose Wechseln von Positionen, grossmäulige Behauptungen und kleingedruckte Korrekturen aus. Zudem fehlt ihm jede Form der Selbstkritik.

Eigentlich wollte ZACKBUM über den Konzernbüttel Reza Rafi kein Wort mehr verlieren, alleine schon aus hygienischen Gründen. Aber dieser Provokation zu widerstehen, wäre übermenschlich:

«Rammstein-Anwalt Christian Schertz rechnet mit den Medien ab», überschreibt Rafi sein Interview. Daraus ergibt sich die besorgte Frage, ob der frischgebackene und von einem Flop zum nächsten eilende SoBli-Chefredaktor an galoppierendem Gedächtnisverlust leidet.

Launig beginnt Rafi seinen Text: «Christian Schertz: Ein Name, der in vielen Redaktionen Bibbern auslöst.» Allerdings. zum Beispiel auf der «Blick»-Redaktion. Dann lässt Rafi den Anwalt doch tatsächlich solche Sachen sagen:

«Wir haben immer wieder Fälle, in denen eine Person einseitig und ohne Belege Vorwürfe erhebt und die Medien das übernehmen. Dann kommt jeweils der Alibi-Satz: Es gilt die Unschuldsvermutung. Ich finde diese Entwicklung, diese Form von Verdachtsberichterstattung, verheerend.»

Genau solche Vorwürfe hat auch der «Blick» kolportiert und ausgeweitet. Auch der SoBli hat an dieser Schmutzkampagne mitgewirkt und ein paar Paparazzi-Fotos vor dem Hotel, in dem die Combo in Bern abstieg, zum «Wahnsinn von Bern» hochgepumpt.

Rafi spricht hier mit dem Anwalt, der gerade den «Blick» dazu gezwungen hatte, einen seiner Schmierenartikel über den Sänger der Band Rammstein zu löschen und eine «umfangreiche, strafbewehrte Unterlassungserklärung abzugeben».

Ein Auszug, was da alles von «Blick» und «SonntagsBlick» geschmiert wurde:

«Rammstein: Betroffene berichtet von Row-Zero-Erfahrungen», «Rammstein: Rechtsanwältin zerlegt Statement um Till Lindemann», «Rammstein und die toxische Groupie-Kultur», «Drummer Joe Letz soll die Skandal-Partys organisiert haben», «Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Till Lindemann nach Missbrauchsvorwürfen», «Frauenverachtung, Nazi-Ästhetik und Gewalt als Erfolgsrezept», «Nora Tschirner hilft mutmasslichen Opfern», «Das System Row Zero: Wie Alena M. Groupies für Till Lindemann rekrutiert», «Trennt sich die Band nach Vorwürfen gegen Till Lindemann?»

Eine kleine Auswahl aus 58 Artikeln in den letzten 30 Tagen. Und immer galt und gilt natürlich die Unschuldsvermutung.

Man muss schon über ein sonniges Gemüt verfügen, dass man als Mitverantwortlicher für diese Verdachtsberichterstattung, für dieses Kolportieren unbelegter Anschuldigungen, für das Herauströten von «Staatsanwaltschaft ermittelt» und dem Unterlassen der Mitteilung, dass die Ermittlungen mangels Anfangsverdacht eingestellt wurden, dass man dann einfach den Anwalt von Rammstein interviewt, dem die Stichworte für seine Medienkritik liefert – und so tut, als ginge einen selbst das überhaupt nichts an.

Schertz muss sich hingegen gesagt haben: putzige Kerlchen, diese Schweizer Journalisten. Eigenes Unrechtsbewusstsein null, beeindruckend.

Damit beenden wir nun wirklich und endlich das Thema Reza Rafi. Ausser, dass wir ein neues Mass definieren. Ein Hundertstel-Rafi ist eine Unverfrorenheit sondergleichen. Ein halber Rafi ist schon kaum mehr in Worte zu fassen. Und ein ganzer Rafi, nun ja, das sprengt jede Skala und jedes menschliche Fassungsvermögen.

Auf der anderen Seite, so gerecht ist ZACKBUM, entlassen wir einen Herrn für ein Mal aus der Quarantäne. Um ihn  zu loben. Doch, das ist kein Fake:

Und nein, das ist auch kein vergiftetes Lob des Hausgespensts von Ringier. Statt gegen den «Führer von Herrliberg» zu wüten, säuselt er über die SVP: Sie «muss dabei nicht sympathisch sein. Man muss ihr auch nicht zustimmen. Und ihre Schreihälse, die nach rechts aussen keine Berührungsängste kennen, sind dadurch nicht entschuldigt. Doch nützlich ist sie, diese Partei eines grossen und offensichtlich zunehmenden Volksteils

Meyer geht sogar noch weiter: «Die Wählerinnen und Wähler der SVP wählen falsch, sind also verantwortungslos, nämlich brandgefährliche Zündler. Der Bannfluch über die rechten Populisten läuft auf Wählerbeschimpfung hinaus, und zwar nicht nur in der Schweiz, sondern im ganzen nachbarlichen Europa, von Melonis Italien über Le Pens Frankreich bis zu Weidels Deutschland. Was aber, wenn etwas dran wäre am unbeirrbaren Beharren der rechten Rechten

Oh Zeichen und Wunder. Gott liess Hirn vom Himmel regnen. Und der eine hatte einen Eimer dabei, der andere nicht mal ein Löffelchen.

Ach, Vik!

Ein ganz Grosser hört auf.

«Gerichtsreporter sollen über das, was vor, am und nach dem Prozess passiert, berichten. Damit die Leserinnen und Leser wissen, dass es Gerechtigkeit gibt. Gerechtigkeit für die Opfer – denn die Täter bekommen meistens ihre verdiente Strafe. Aber auch Gerechtigkeit für die Täter, denen an einem Prozess gezeigt wird, dass es in einem Rechtsstaat Konsequenzen gibt, davor aber ein fairer Prozess stattfindet.»

Da ist alles drin, was Viktor (Vik) Dammann ausmacht. Als Mensch und als Gerichtsreporter. Er spricht und schreibt unprätentiös, weil er es nicht nötig hat. Er ist gegen alle Versuchungen gefeit, weil er sein Handwerk wie kein Zweiter beherrscht. Er hat – trotz seiner souveränen Schreibe der überlegenen Distanz – nie das Wichtigste verloren, was einen guten Gerichtsberichterstatter ausmacht: Empathie.

Er wusste immer, wo sein Platz ist. Nicht hinter dem Richterpult mit billigen Verurteilungen. Sondern im Publikum. Er wollte immer das, was auch den wohl grössten Gerichtsreporter des 20. Jahrhunderts ausmachte. Wie Gerhard Mauz wollte Vik sich selbst und seine Leser tief in die Abgründe von Verbrechen hineinführen. Er wollte verstehen, verständlich machen, erklären. Ohne die Taten zu billigen, aber auch ohne billige Urteile abzugeben.

Wenn die Lobesworte fehlen, spricht man schnell von einer Legende. Das war Vik nie, dazu wurde er nie. Denn es ging ihm nie um sich, sondern um die Sache. Mehr als 1000 Prozesse hat er in den 40 Jahren seiner Karriere verfolgt. Die sind nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, aber er hatte immer genügend Distanz, dass er weder am Guten im Menschen verzweifelte, noch den Leser mit tiefschürfenden Gedanken über das Böse belästigte.

Vik als Reporter war in erster Linie eines: ungeheuer fleissig und hartnäckig. Er gab sich nie mit der Oberfläche oder dem Schein zufrieden, er fragte nach, hakte nach, ging Spuren nach, arbeitete Widersprüche heraus, hatte ein detektivisches Gespür, wie es Polizei und Staatsanwaltschaft gut angestanden wäre.

Dann hat Vik noch eine weitere Eigenschaft, die ihn unersetzlich macht: er ist ein anständiger Mensch. Vertraulich hiess für ihn immer vertraulich, nie hat er eine Quelle missbraucht, nie hat er um der Sensation willen etwas verwendet, was er nicht verantworten konnte. So kamen im Lauf der Zeit zu seinen vielen, vielen Artikeln auch viel Ungesagtes, Nicht-Publiziertes hinzu. Auch die Strafverfolgungsbehörden wussten, dass man Vik vertrauen kann, dass er zwar wie ein Trüffelschwein (verzeih den Vergleich) der Story nachschnüffelt, aber niemals unlautere Methoden dabei verwendet.

Das führte einmal immerhin bis nach Strassburg, als das Schweizer Bundesgericht ihn verurteilt hatte, er habe sich der Anstiftung zur Amtsgeheimnisverletzung schuldig gemacht, weil er sich bei der Staatsanwaltschaft nach den Vorstrafen eines Täters erkundigt hatte – und Auskunft erhielt. Aber der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte gab Vik recht – das Bundesgericht revidierte sein Urteil.

Gerichtsberichterstattung muss neben allem anderen exakt, genau und juristisch unangreifbar sein. Dafür muss der Berichterstatter im Recht und in seiner Anwendung sattelfest sein. Bei Vik könnte mancher Anwalt, mancher Kriminalist, mancher Staatsanwalt noch was lernen.

Eigentlich hätte er schon längst in Pension gehen können. Aber es war nie sein Beruf, es war immer seine Berufung, deshalb hat er bis 73 weitergemacht. Nicht zuletzt wegen einer schweren Erkrankung hört er nun auf. Der «Blick» wird noch leerer ohne ihn. Er wird keinen Nachfolger finden.

Nicht nur, weil der «Blick» nicht mehr ist, wie er sein sollte. Sondern in erster Linie, weil Vik halt Vik ist. Einmalig, unverwechselbar, unersetzlich. Wer sich für sein Wirken interessiert, «Das Böse im Blick», 14 Kriminalgeschichten aus seiner langen Karriere, ist im Orell Füssli Verlag erschienen. Es ist ein weiteres Armutszeugnis für diesen Verlag, dass es zurzeit vergriffen ist und antiquarisch besorgt werden muss.

Nun wird es – aller Wahrscheinlichkeit nach – keine neuen Gerichtsreportagen von Vik mehr geben. Schon 2016, viel zu früh, verstarb Attila Szenogrady, der rasende Gerichtsreporter mit Hut, der unablässig und ameisenfleissig und tadellos eine Reportage nach der anderen ablieferte.

Nun bleiben noch Thomas Hasler von Tamedia und Tom Felber von der NZZ. Aufrechte Kämpfer, aber sie werden wohl nie aus dem grossen Schatten heraustreten können, den Vik wirft.

Alles Liebe und Gute auf Deinem weiteren Weg, viel Kraft und dass Du das Leben noch so lange wie möglich und in kräftigen Zügen geniessen magst, mein Lieber. Denn Du hast Dich nicht versauern und verbittern lassen, sondern die Liebe für die schönen Seiten des Lebens bewahrt, obwohl Du so viel Schreckliches gesehen hast.

Du bist ein feiner, anständiger, kompetenter Mensch, damit gehörst Du im Journalismus leider einer aussterbenden Rasse an.

«Blick» ins Elend

Eigentlich könnte nur noch Dorer helfen.

Aber der ehemalige «Blick»-Oberchefredaktor ist in einer Zwangspause – ohne Wiederkehr. Und das hat der Leser davon:

Natürlich ist es die Aufgabe eines Boulevardblatts mit grossen Buchstaben, selbst wenn es kein Boulevardblatt mehr sein will, aber immer noch grosse Buchstaben verwendet, eine Mücke zu einem Elefanten aufzupumpen. Aber das will eben auch gekonnt sein. Hier hat der Armeechef der Ukraine einfach in einem Interview gesagt, dass ihm selbstverständlich neben vielem anderen auch die Wagner-Truppe Sorgen mache, wie man sein Englisch wohl eher übersetzen sollte.

Dann muss der Leser (aber auch die Leserin) ganz stark sein, «Blick» wird woke:

Das sagte die weltberühmte Autorin, Schauspielerin und Produzentin (wir kennen sicher alle ihren Film «Fikkefuchs») Saralisa Volm, und dann muss es ja stimmen. Allerdings: wollen wir das häufiger sehen?

Sie wird nach der altbekannten Devise interviewt: wir sind uns völlig einig, aber was wollten Sie eigentlich schon immer nochmal sagen? Zum Beispiel das:

«der Begriff Body Positivity übt schon wieder Druck aus. Er sagt: Du musst dich jetzt lieben. Finde dich toll. Akzeptiere deine Falten. Am Ende des Tages hatte ich oft das Gefühl, da soll mir wieder was verkauft werden, ein Kleid, eine Creme.»

So mäandert sich das Gequatsche weiter, gelegentlich unterbrochen durch ein «Wie meinen Sie das?» oder ein «Inwiefern?», ein «Was noch?» und schon wieder ein «Wie meinen Sie das?»; ganz originell ist auch «Wie?».

Drei Plus für «B+».

Dann endlich mal eine hübsche Schreckensmeldung:

Schliesslich ist der Kriegs-«Blick» für eine militärische Unterstützung der Ukraine, für Waffenlieferungen und für alles, was der Schweizer Neutralität diametral widerspricht. Daher unkt Daniel Ballmer, «Redaktor Politik», wunschgemäss und arbeitsplatzsichernd: «Die Deutschen dürfen keine Munition aus Schweizer Produktion an die Ukraine liefern. Dänemark darf keine Radschützenpanzer weitergeben, Spanien keine Flugabwehrkanonen. Die Schweiz macht sich derzeit keine Freunde in Westeuropa. Und könnte das schon bald zu spüren bekommen.»

Dass es in Europa immer weniger Freunde der Rechtsstaatlichkeit gibt, immer mehr unverschämte Kommentare dazu, dass sich die Schweiz, der Bundesrat an seine eigenen Gesetze hält, damit kann und muss die Schweiz leben.

Dann schmückt sich der «Blick», mangels eigenen Kapazitäten, mit fremden Federn:

Schöne Geschichte, nur: «Recherchen der «Schweiz am Wochenende» zeigen». Aber immerhin: diesmal wurde wenigstens nicht von FT oder Bloomberg abgeschrieben.

Aber wenn alle Stricke reissen, es Sommer wird und niemandem nichts einfällt, dann gibt es immer noch den Nutzwert:

Dieser Beitrag ist doppelt wertvoll, denn er bietet auch noch Unterhaltungswert:

  • Du solltest die Pflege nicht vernachlässigen und das Auto regelmässig waschen und putzen. Dazu gehört auch die Prüfung von Reifendruck und -profil.
  • Kurzer Blick unter die Motorhaube: Solltest du offene Kabel, vor allem Zündkabel, sehen, ummantele diese mit Isolierband, um sie gegen Marderbisse zu schützen

Aber Vorsicht; wenn die offenen Kabel unter Strom stehen …

Pädagogisch wertvoll sind auch die Tipps, wenn trotz gewaschenem Auto und ummantelten Kabeln eine Panne passiert:

  • Zuerst Pannendreieck aufzustellen und Warnweste überziehen, um gesehen zu werden.
  • Auch ein Problem mit zu heissem Kühlwasser kannst du vorübergehend selber lösen. Halte an und öffne die Motorhaube (Vorsicht, heiss! Handschuh überziehen), damit die Wärme entweichen kann. Schaue unter dem Auto, ob irgendwo Flüssigkeit leckt.

Aber zurück zum Ernst des Lebens, also zu Frankreich:

Oder sie brennen es sich selbst rein. Wie auch immer, auf diese tiefschürfende Analyse muss man erst mal kommen. Dabei wandelt Samuel Schumacher, «Ausland-Reporter», auf den Spuren des Hausgespensts Frank A. Meyer: «Und wir fragen uns: Was ist da los in unserem Nachbarland

Also eigentlich fragen wir uns das nicht, weil wir wissen, dass das Problem Polizeigewalt mal wieder den Funken ins Pulverfass Banlieue geworfen hat. Dann eiert er sich durch längst Bekanntes, um zur naheliegenden Schlussfolgerung zu kommen, was die Folge der randalierenden Verlierer aus den Vororten ist: «Sie befeuern jene Kräfte, die dem Volk einfache Lösungen für komplexe Probleme verkaufen wollen. Marine Le Pen (54) und ihre Rechtspartei Rassemblement National werden sich freuen

Nun wieder ein Gutsch Nutzwert:

Hoppla, da steht ja verschämt «Präsentiert von Pasino.ch». Also eine bezahlte Werbung, die typenähnlich wie ein Artikel daherkommt.

Der Gottseibeiuns von Herrliberg hat auch einen Auftritt:

Aber oh Wunder, schwächelt der «Blick» auch hier? Es wird lammfromm ein Interview zusammengefasst, das der SVP-Doyen der «Schweiz am Wochenende» gab. Eigenleistung null, nicht mal ein kritisches Wort gegen Blocher. Das wird Meyer gar nicht gerne sehen.

Aber auch die ewige Frage «was haben wir zu Putin», findet ihre Antwort:

Behauptet ein «estnischer Regierungspolitiker». Und der muss es ja wissen. Dann wieder etwas für den kurzen Lacher zwischendurch:

Schliesslich noch der Absacker, und wir haben fertig:

Zunächst einmal muss man natürlich wissen, ob diese Möglichkeit überhaupt besteht. Ein untrügliches Zeichen (Vorsicht, zartbesaitete Leser):

Sollte man also in so was reingetreten sein und es fachmännisch als Wolfskot identifiziert haben, was tun? Nichts: «Sieht man einen Wolf auf mehr als 30 Meter Entfernung, muss man nichts Spezielles tun», sagt der Wolfexperte. Nun will der «Blick» aber noch – «drama, baby, drama» – etwas Gas geben: «Ein Wolf kann für den Menschen gefährlich werden, wenn er Tollwut hat

Huch. Blöd nur: «Es ist sei jedoch ausgeschlossen, in der Schweiz einem infizierten Wolf zu begegnen. «Die Krankheit ist in Westeuropa ausgerottet»», weiss der Wolfexperte, während «Blick» nicht weiss, ob es nun ausgeschlossen ist oder sei.

Wir halten es aber definitiv für ausgeschlossen, weiterzumachen. Augen zu und raus.

 

Rammstein schlägt zurück

Und der «Blick» knickt ein.

Nachdem es den vereinten Kräften des Tamedia-Schmierfinken Andreas Tobler und einem verlorenen Häufchen von Demonstranten nicht gelungen ist, die beiden Schweizer Konzerte der Band zu unterbinden, werden nun die Rammstein-Feinde militant.

Laut «Bild»-Zeitung wurde in Berlin das Büro der Band attackiert. Resultat: eingeschlagene Scheiben, Schmierereien. Dazu bekannt hat sich eine Gruppe namens «Kontrapolis». Als Begründung dient das übliche Geschwafel: «Wir solidarisieren uns mit den Betroffenen der organisierten sexuellen Gewalt durch Till Lindemann und Co.»

Genau, wie sich die Juso St. Gallen mit angeblichen Opfern der Band «Feine Sahne Fischfilet» solidarisieren.

Ganz andere Probleme hat hingegen der «Blick». Wie zu erwarten war, ist er mit seinen Werweis-Artikeln und unbelegten Vermutungen zu weit gegangen. Resultat: Der Artikel vom 19. Juni ist gelöscht worden, der Verlag gab «nach Abmahnung gegenüber unserem Mandanten eine strafbewehrte Unterlassungserklärung ab», vermelden die Anwälte des Rammstein-Sängers triumphierend.

Da bleibt die Frage, ob die Anwälte auch gegen die NZZ vorgehen, die in einem misslungenen Titel den Sänger in Missachtung jeglicher Unschuldsvermutung als «Täter» bezeichnet hatte.

Entsprechende Anfragen sind gestartet. Ob innert nützlicher Frist Antworten eintreffen, sei dahingestellt …

Wildes Rätselraten

Fehler sind menschlich. Die Medien sind unmenschlich.

Eigentlich fehlte nur, dass sich Präsident Putin und Wagner-Chef Prigoschin zusammen in der Sauna gezeigt hätten, sich mit Birkenquasten auspeitschend.

Statt verbaler Abrüstung herrscht nun aber Entrüstung in den Gazetten. Unverschämt von diesen Russen, dass sie zeigten, dass aller Alarmismus ein banaler Fehlalarm war. Militärputsch, Putin wankt, ist schon aus Moskau geflohen, sein Regime ist zum Untergang verurteilt, die Lage eskaliert, stürzt er heute oder erst morgen?

Alles Quatsch. Vielleicht war es doch nur ein geschickter PR-Stunt, vermuten nun schon intelligentere Fernanalysten. Schliesslich musste eine Lösung dafür gefunden werden, dass Prigoschin dazu aufgefordert worden war, seine Söldnertruppe bis Ende Juni dem Oberkommando der russischen Armee zu unterstellen.

Dass er das nicht tun würde, war von Vornherein klar. Dass das der Kreml nicht würde akzeptieren können, ebenfalls. Also was tun, wie schon Lenin fragte. Lösung: einen kleinen Schein- und Schaukampf aufführen. Wie bei den Primaten bewährt. Beide Tiere schlagen sich auf die Brust, stossen drohende Schreie aus und plustern sich überhaupt kräftig auf. Immer in der Hoffnung, damit einen wirklichen Kampf mit Verletzungsgefahr vermeiden zu können.

Genau das ist Putin und Prigoschin gelungen. Wichtig bei diesem Gehampel ist auch, dass keiner der beiden Beteiligten das Gesicht verliert. So kunstvoll der Kriegstanz war, so koordiniert muss der beiderseitige Rückzug vonstatten gehen. Damit es ja nicht so aussieht, als ob einer der beiden kneife.

Genau das ist in Russland passiert. In der Schweiz hat sich wieder einmal die gesamte Leitmedienpresse bis auf die Knochen blamiert. Statt nun aber auch den geordneten Rückzug anzutreten, wird nachgetreten. Denn eingestehen, dass sich mal wieder alle Kreml-Astrologen, alle sogenannten Koryphäen, Kenner, Militärsandkastenstrategen getäuscht haben, dass sie von schlagzeilentrunkenen Journalisten zu Aussagen verleitet wurden, für die sie sich in Grund und Boden schämen sollten – niemals. Nicht mal unter Folter. Nicht mal angesichts der Tatsachen.

Nachdem nun vorläufig der Militärputsch, der Bürgerkrieg, der Sturz, das Ende abgesagt sind, wird fleissig weitergestrickt an realitätsfernen Wunschtheorien. Der Kreml-Herrscher sei abgetakelt, weiss ein fehlanalysierender «Militärstratege», es gäbe nun stalinistische Säuberungen. Nachdem schon alle anderen Mietmeinungen aus München bei Tamedia ihren Unsinn veröffentlichen durften, klappert dort nun noch SZ-Autor Frank Nienhuysen nach.

Bedauerlicherweise ist die Kriegsberichterstattung aus Russland abgesagt worden, mangels Krieg. Aber man darf doch noch Frage stellen:

Eigentlich stand er ja schon vor dem Aus, dem Rücktritt, wäre er von Putin gefeuert worden, oder hätte seinerseits Putin absägen wollen. Aber der Kreml ist – ebenso wie das Verteidigungsministerium – ein gegendarstellungsfreier Raum. Das nützt Nienhuysen recht gnadenlos aus. Zunächst muss er einräumen: «Sergei Schoigu, Russlands Verteidigungsminister, ist also noch da.»

Dann spinnt Intim-Kenner Nienhuysen sein Garn weiter: «Selten ist ein russischer Verteidigungsminister derart in Bedrängnis geraten … Wie angeschlagen ist Sergei Schoigu … Schoigus Ruf geriet in Gefahr … Den Machtkampf hat Prigoschin verloren, und Schoigu hat ihn gewonnen. Doch der hat genug weitere Probleme … Er forderte auch die russische Rüstungsindustrie auf, mehr Panzer herzustellen, Indizien für Schwierigkeiten an den Fronten

Kann so sein, muss nicht so sein. Wichtiger ist aber: Nienhuysen hat offensichtlich keine Ahnung. Ein Eingeständnis dieser Tatsache wäre grandios, würde aber nicht ganze Spalten von SZ und damit auch von Tamedia füllen. Wo bleibt Münger, ist man versucht zu fragen.

Aber einen Lacher überliefert der Ferndiagnostiker: «Würde man alle Zahlen des Ministeriumssprechers Igor Konaschenkow addieren, so Prigoschin, «dann hätten wir schon fünfmal die Erde zerstört».» Das ist immerhin mal komisch, aber nicht von Nienhuysen.

Auch der «Blick» melkt aus dem Thema raus, was das trockene Euter nicht hergibt:

Lustig ist, dass die Medien gerne von «Wirrwarr» sprechen, wenn sie selbst verwirrt sind. Eher peinlich ist’s, dass nun selbst «Militärexperten» wirklich nichts Originelles mehr zu verzapfen haben:

Irgendwie erinnert das an die Anfangszeiten der Pandemie. Damals drängelten sich auch Experten in die Öffentlichkeit, indem sie immer absurdere Prognosen über die zu erwartenden Anzahl Tote machten. Und als das nicht eintraf, kühn behaupteten, dass das eben das Resultat ihrer eindringlichen Warnungen sei.

Gewagter Seitensprung: dem Trubel um den Sänger von Rammstein scheint es ähnlich zu gehen wie dem «Putschversuch», der keiner war:

«Wollen entlasten», wunderbare Formulierung. Nachdem auch der «Blick» (wie alle anderen) gross vermeldet hatte, dass die Staatsanwaltschaft in Vilnius und die in Berlin «Ermittlungen» aufgenommen habe, wird nun so nebenbei berichtet: diejenige von Vilnius hat das Verfahren eingestellt, kein ausreichender Anfangsverdacht. Und Berlin? Da zitiert der Nicht-mehr-Boulevard-«Blick» Lindemanns Anwälte kleinlaut: «Man habe auch Einsicht in die Akten des Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft Berlins bekommen. Diese bestätigte, dass das Ermittlungsverfahren «nicht auf Strafanzeigen vermeintlicher Opfer» zurückgehe, sondern Anzeige von unbeteiligten Dritten, «die ihre Anzeigen ausschliesslich auf Medienberichte und Vorwürfe in den sozialen Netzwerken stützen», erstattet worden sei.»

Der Artikel endet mit dem üblichen Lachschlager: «Für Till Lindemann und die restlichen Mitglieder von Rammstein gilt die Unschuldsvermutung.»

Für CH Media ist die Riesenstory aus Russland inzwischen zum «Ukraine-Newsblog» geschrumpft. So nennen Redaktionen neuerdings Gefässe, in die sie ungefiltert alles abfüllen, was sie aus dem Internet kopieren. Besonders lustig:

An Board, on board, boarding, boring.

Kriegerisch gestimmt ist hingegen weiterhin der Ausland-Chef der Falken-NZZ:

Der versucht’s inzwischen mit Krankbeten. Beziehungsweise damit, dass eine ständige Wiederholung Unsinn in Sinn verwandelt: «Der Ruf Präsident Putins als der unantastbare starke Mann im Kreml ist ramponiert.» Ob das daran liegt, dass ein angetäuschter Marsch auf Moskau schnell und unblutig beendet wurde? Peter Rásonyi kurbelt an seiner Gebetsmühle: «... hinterlässt einen gedemütigten Diktator im Kreml …»

Aber er hat auch Neues auf Lager. Schon wieder gebe es Stimmen, die fordern, einen geschwächten Putin nicht in die Enge zu treiben, da könne er irrational werden. Ganz falsch, donnert kriegerisch Rásonyi: «Westliche Zurückhaltung, die von der Angst vor einer unkalkulierbaren Aggressivität Putins geprägt ist, war damals schon falsch. … Heute wäre solche Nachsicht erst recht falsch.»

Was empfiehlt denn der kalte Sandkastenkrieger? Martialisches: «Deshalb muss die Devise des Westens sein: die Schwäche Russlands schonungslos ausnützen, die Verteidigung der Ukraine ohne Abstriche fortführen.»

Es wird die Ukrainer sicher freuen zu hören, dass sie von der Falkenstrasse aus schonungslos in die Schlacht getrieben werden, ohne Abstriche. Was ist nur aus der einstmals besonnenen NZZ geworden? Christoph Mühlemann rotiert im Grab; ob Eric Gujer mit seinem Nachfolger in diesem Amt wirklich glücklich ist?

 

«Blick» plustert weiter

Von einem journalistischem Höhepunkt zum nächsten.

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Es gibt neu «Blick+» Das Plus steht nicht für eine Blutgruppe, sondern soll laut «Blick»-Oberchefin Ladina Heimgartner ein «Qualitätsstempel» sein. Die Idee: «Wer sich kurz informieren will, kann das weiterhin genauso tun wie bisher auf Blick.ch. Wer aber in ein Thema eintauchen möchte, kauft ein Abo

Dann tun wir das doch. Im Artikel mit Qualitätsstempel vermeldet «Blick» erschreckt: «Hier brennt ein Kinderwagen auf der Bühne.» In der Tat, das haben auch rund 40’000 Zuschauer so gesehen; ob die nun ein Abo lösen wollen?

Aber nun taucht «Blick» richtig ins Thema ein:

Das ist natürlich eine brennende Frage; schliesslich herrschte in Bern angeblich «zwei Tage Ausnahmezustand», weil Rammstein «rund um den Skandal-Sänger Till Lindemann» auftrat. Den hatte schon der «SonntagsBlick» beim Verlassen des Hotels «Schweizerhof» beim skandalösen Beissen in einen Apfel fotografisch überrascht. Allerdings weist das Kürzel «ZVG» – für «zur Verfügung gestellt» darauf hin, dass es nicht mal das Qualitätsorgan selbst war, dem dieser weltexklusive Wahnsinnsschuss gelang.

So verhält es sich auch beim «Beweisfoto» in Sachen von Rohr:

Hier marschiere der Alt-Rocker (hinten) «ins Berner Hotel Schweizerhof – wo auch Rammstein-Sänger Till Lindemann nächtigte». Da bleiben natürlich alle Fragen offen. Wollte von Rohr einfach einen neuen Haarschnitt? Oder eine Rasur? Oder wollte er einen «Afternoon Tea» für schlappe 45 Franken? «Heissgetränke à discrétion, 3-stöckige Etagere mit Sandwiches, süßen und salzigen Leckereien, Brotkorb mit Scones, Champagner (Blanc de Banc & Rosé, gegen Aufpreis zubuchbar)». Blanc de Banc in Original-Rechtschreibung des Luxushotels. Oder wollte er sich vielleicht – etwa gemeinsam mit dem «Skandalsänger» – eine «Entspannung in Gold» im Spa gönnen? «Diese Massage mit hochreinen 24-karätigen Goldflocken und 100% natürlichem Öl führt zu einer optimalen Balance von Körper und Geist». Schlappe 200 Franken für 75 Minuten, das könnte Lindemann doch brauchen.

Aber, schade auch, «Blick+» bleibt im Minus, was die Beantwortung der Frage betrifft. Alles nur zugetragen, alles nur aus zweiter Hand:

«Von Rohr wurde, gemäss Blick-Informant, von einem Mitarbeiter des Skandal-Sängers vor dem Eingang des Hotels empfangen. «Sie umarmten sich», sagt die Quelle und beschreibt weiter: «Es sah aus, als seien die beiden beste Freunde, die sich sehr darüber freuen, einander wiederzusehen. Danach führte der Mann, der auch Till Lindemann stets begleitete, Chris von Rohr in den Schweizerhof.»»

Aber halt, von Rohr gehört doch zum Inventar bei Ringier, dem muss doch ein Quote zu entlocken sein. In der Tat: «Chris von Rohr bestreitet gegenüber Blick nicht, Till Lindemann getroffen zu haben, behauptet allerdings: «Ich plane eine Recherche-Geschichte über den Fall Rammstein, dazu habe ich im Umfeld von Lindemann recherchiert.»»

Aber, oh je: «Die Fragen, wie er zu Lindemann und den Vorwürfen stehe, dieser habe Frauen mit K.o.-Tropfen für sexuelle Handlungen gefügig gemacht, will Chris von Rohr nicht beantworten.»

Blöd aber auch. Die wahre Skandalstory versemmelt der «Blick+» allerdings jämmerlich:

Vorne läuft Rammstein-Gitarrist Paul Landers. Er schaut offensichtlich demonstrativ in die falsche Richtung. Denn: wer steht denn da hinten an die Wand gelehnt? Ist das ein Groupie mit Handy in der Hand, das auf den Einsatz wartet? Eine nichtöffentliche Person, deren Gesicht eigentlich verpixelt gehört? Das wären doch Recherchen, die einem «Blick+» gut anstünden.

Aber eben, auch hier heisst es «***NO CREDIT***» beim Foto, auch das wurde dem Qualitätsorgan zugespielt.

Schauen wir uns mal die +-Ausbeute am Montag an. Da wäre mal diese versemmelte Story. Dann ein Interview mit dem «EasyJet-Europachef». Hoffentlich hat «Blick+» für diesen Werbespot Geld kassiert: «Haben Sie auch mehr Flüge im Angebot? – Was sind die beliebtesten Ziele der Schweizer? – Sie lancieren ein eigenes Reiseportal. Was muss man dazu wissen?»

Heisst + also, dass hier das verbraten wird, was früher Publireportage hiess? Und sonst? Nun, bereits der dritte «Blick+»-Artikel ist nicht mehr ganz taufrisch, er stammt vom 18. Juni. Wenn «Blick+» diese Schlagzahl beibehält, wird es dann etwas eng mit den versprochenen «200 exklusiven Storys pro Monat». Denn das wären im Schnitt zwischen 6 und 7. Pro Tag.

Was «Blick+» nicht beantwortet: kriegt man sein Geld zurück, wenn nicht plus, sondern minus geliefert wird? Da erwarten wir einen «Ratgeber-Artikel», der «diese brennendste Frage» beantwortet. Angeblich «präzise, verlässlich, lebensnah».

Aber immerhin: für Spass, Tollerei und Gelächter ist schon mal gesorgt.

Ob «Blick+» allerdings auch mal so viele begeisterte zahlende Gäste haben wird?

(Screenshot «Blick+»)