Gerichtete Richter

Verfassungsexperte Fellmann weiss es besser. Die zweite Lieferung.

«Viehschau-Berichterstattung», das qualifiziert zu Höherem. Zu Höchstem, sozusagen. Der Oberste Gerichtshof der USA hat entschieden, dass es nicht angeht, Donald Trump die Teilnahme an den Vorwahlen in Colorado zu verweigern. Einstimmig.

Das hätten sie besser nicht getan, denn damit zogen sie den Zorn des Obersten Oberrichters Fabian Fellmann auf sich. Der hat zwar nur eine kleine Stimme im Qualitätskonzern Tamedia, die erhebt er aber unerschrocken.

Allerdings widerspricht er sich selbst, was ihm aber in seiner richterlichen Überheblichkeit, Pardon, Unabhängigkeit, gar nicht auffällt. Denn einerseits konzediert er: «Das jüngste Urteil der obersten Richter in Washington zu Trump ist schlüssig.» Aber bevor die Judges erleichtert aufatmen können, gibt ihnen Fellmann gleich Saures: «Aber insgesamt entsteht das Bild eines Gerichts, das ihm die Grenzen nicht entschieden genug aufzeigt

Ja was denn nun, ent- oder weder? Huhn oder Ei? Schlüssig oder nicht entschieden genug? Beides kann’s eigentlich nicht sein, ausser in der juristischen Präzisionslogik von Fellmann.

Denn der nimmt sie Stück für Stück auseinander. Mit der Einstimmigkeit hätten die ihre «Unparteilichkeit bekräftigen» wollen. Aber das durchschaut Fellmann sofort: «Allerdings haben sie dieses Ziel verfehlt, unter anderem, indem eine Mehrheit der Richter viel weiter ging.»

Wie das? «Die fünf Richter» hätten «dabei Trump und seinen Helfern faktisch eine politische Amnestie ausgestellt».

Nun geht der Verfassungsjournalist noch in den Nahkampf, bei einer Viehschau würde er Hörner, Mund und Hufe genauer untersuchen. Hier: «Juristisch mag es auch schlüssig sein, dass sich die Richter nicht mit der Frage befassten, ob Trump wegen des versuchten Staatsstreichs als Aufständischer gelten sollte. Doch insgesamt ist das Verhalten des Gerichts fragwürdig.»

Zwischen schlüssig und fragwürdig ist oft nur eine ganz feine, rote Linie, die nur Berufene entdecken, die über eine entsprechend grosse Lupe verfügen. Wie Fellmann.

Diesem Gaul schaute Fellmann ins Maul und will ihn nicht mal geschenkt. Aber er braucht noch eine Schlusspointe. Die lahmt dann sehr und ist noch mehr entlarvend: «Es entsteht das Bild eines Gremiums, das dem orangen Jesus seine Grenzen nicht entschieden genug aufzeigt – bis es zu spät ist.»

Oranger Jesus? Biden ist der weisse Methusalem? Putin der Beelzebub? Und der Oberste Gerichtshof der USA ist die Muppetshow? Bis es für alle, für uns alle aber vor allem für Fellmann zu spät ist. Denn zu früh kann es nicht sein. Oder so.

Umso bedeutungsloser die Meinung der Journalisten wird, desto lauter krähen sie sie hinaus.

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