Fan-Postille NZZ

Man muss hier von einer Obsession für ein Polit-Pin-up sprechen.

Es gibt Journalisten, die fahren auf High Heels ab. Es gibt viele Journalisten, die Äusserlichkeiten anhimmeln. Aber wieso ausgerechnet die gesetzte NZZ sich in eine schmachtende Fan-Postille verwandelt? Für die Wechseljahre ist die alte Tante dann doch etwas zu alt.

Oder ob sie inzwischen ein Faible für Modestrecken hat? Am 6. September bemühten sich Samuel Tanner und David Biner um ein Porträt der Dame mit Migrationshintergrund:

Das Wichtigste an solchen Artikeln war hier erfüllt: der Name wurde richtig geschrieben, und das Objekt der Schreibbegierde wurde gepflegt inszeniert fotografiert. Im taubenblauen Hosenanzug, züchtig zugeknöpft, der eine Arm abgewinkelt eingestützt, das lange vor dem Spiegel geübte Mona-Lise-Lächeln sitzt, wunderbar.

Am Sonntag 11. September dann – leider ohne Bild – eine Lobeshymne: «Es kommt wieder Schwung in die Europa-Initiative von Operation Libero und den Grünen.» Statt zu schreiben, dass diese Initiative eine Lachnummer ist, vorschnell angekündigt, dann ohne Initiativtext, dann nicht einmal von der eigenen Partei unterstützt, die Geldsammlung dafür hängt in den Seilen. Aber nein: «Ich habe eine Aufbruchstimmung erlebt, was mich natürlich sehr glücklich macht», darf die Initiantin schwurbeln.

Aber selbst die beiden Autoren Gina Bachmann und Andrea Kucera relativieren: «Bis die Initiative richtig Fahrt aufnimmt, dürfte es ein paar Monate dauern.» Wenn sie überhaupt jemals Fahrt aufnimmt.

Geht da noch einer im Bereich Anhimmle-Journalismus? Natürlich, wenn Rafaela RothRena Zulauf ist eine der geschicktesten Medienanwältinnen des Landes») gerade mal verhindert ist, geht Nadine A. Brügger ans Gerät. Die ist sonst für Rundumschläge zu haben, wenn’s beispielsweise um die Berichterstattung über den Roshani-Skandal geht. Hier holzte die NZZ kräftig mit, worauf Brügger dann allen übrigen Medien – ausser der NZZ natürlich – unverantwortliche Holzerei vorwarf.

Hier, am 13. September, ist sie aber ausgesprochen in Schmusestimmung:

Diesmal präsentiert sich die Dame in einer «Säuliamt-Tracht» beim Schachspiel. Dass die Figuren völlig idiotisch stehen, passt irgendwie zu ihr.

Über das gestellte Foto kann man wenigstens lachen, offenbar versucht die alte Tante, Tamedia zu zeigen, wie man ein Foto am besten stellt.

Tamedia versuchte es ganz am Anfang der Karriere der Dame mal so:

Ein Dream-Team. Dann holte der «Tages-Anzeiger» die staatsfrauliche Version vor die Linse:

Dann aber gab der Tagi richtig Gas, kleiner als mit einem Sprung vom Höllentor machte es die Dame nicht:

Zwischendurch erschien auch noch eine Modestrecke im «Magazin» der NZZaS. Unvergessen auch der Auftritt in der «Schweizer Illustrierte».

Aber zurück zu den Inhalten. Inhalten? NZZ-Brügger versucht sich in einer Imitation von «Bravo»: «Immerhin hat sie laut eigenen Angaben «das Selbstbewusstsein eines durchschnittlichen weissen Siebzigjährigen» Wann Ameti zur Selbstdarstellerin wurde, weiss sie nicht mehr.»

Was Brügger zu erwähnen vergisst: Auch Selbstdarsteller sollten etwas darstellen. Sonst ist man einfach ein Polit-Pin-up-Girl.

Nun legt Brügger richtig los: «Doch fünf Minuten reichen Ameti, um den Abend für sich zu entscheiden. In Anlehnung an Dürrenmatts Gefängnisrede wirft sie Blocher vor …»

Überhaupt, wenn sich die Dame mit jemandem vergleicht, dann natürlich nur mit ihm: «Es gibt nur einen, der mehr Spass hat in der Schweizer Politik als ich: Christoph Blocher. Darum ist er der Einzige, der mich nicht langweilt». Daher: «Nun, 31 Jahre später, will sie Blochers Erbin werden.» Selten so gelacht.

Ausser aber, sie muss weiterziehen: «Sie will den Koffer, der zu jeder Zeit gepackt in ihrer Wohnung steht, nie brauchen.» Welch ein Schicksal, als Flüchtlingskind in die Schweiz gekommen, hier wieder Zielschreibe von Fremdenfeindlichkeit, daher der gepackte Koffer. Drama, Baby, Drama.

Und die Drama-Queens treffen sich im Text; Brügger zitiert die Dame: ««Hier ist meine Heimat, aber was, wenn wir wieder vertrieben werden?» Der Koffer beruhigt. Es liegen darin etwa wetterfeste Stiefel, mit denen man auch durch den Wald laufen kann, wenn es in Strömen regnet.» Wow.

Dann wird aber schwer relativiert: «Im Schnitt bekommt Ameti zwanzig Hassnachrichten pro Tag.» Das waren auch schon mal bis zu 100, aber als ZACKBUM nachfragte, ob man mal eine anonymisierte Auswahl sehen könne, verstummte die Dame plötzlich.

Wie kann man eine solche Lobeshymne am Schluss noch zum Crescendo steigern? Wie kann man auf eine schriftliche Schleimspur noch einen Zuckerguss legen? Brügger gelingt das Unmögliche:

«Im Zug zurück nach Zürich ist sie stiller als sonst. Schaut aus dem Fenster. «Vielleicht», sagt sie plötzlich, «war Ankommen nie die Aufgabe meiner Eltern. Das ist jetzt mein Job.» Für einen Augenblick ist die Rüstung weg.»

Der Leser aber bleibt verwirrt zurück. Was ist nur mit der NZZ los? Wallungen? Alterssenilität? Ratlosigkeit herrscht.

 

13 Kommentare
  1. Beat Ryser
    Beat Ryser sagte:

    «Am Sonntag 11. September dann»… Sonntag war der 10. September, also – der 11.9.2023 war ein Montag…
    Mit Tüpflisch..ssendem Gruss

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  2. Karl Warth
    Karl Warth sagte:

    Die Gute ist buchstäblich und sprichwörtlich dem Höllentor entsprungen – kann man nicht ausdenken, sowas… Man muss es ihr lassen: Extravaganz und Dekadenz beherrsch sie. Die Überzeugung, dass das Politikerqualitäten sind, entstammt wahrscheinlich dem Migrationshintergrund. Das erklärt dann auch den anmassenden Vergleich mit Christoph Blocher. Und warum in die Politik, wenn es sie „langweilt“? Politik sollte sogar dringend wieder unaufgeregter, langweiliger und trockener werden, damit die ganzen Feministinnen sich wieder ein anderes Hobby suchen können, das zufriedener macht und sie nicht mit 32 zu verbitterten, alten Jungfern. In diesem Zusammenhang sollte auch Abstand davon genommen werden, ständig die alten Damen zu beleidigen und die NZZ mit ihnen gleichzusetzen. Dazu bräuchte es eine gewisse Eleganz und Altersmilde und keinerlei Anbiederndes.

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  3. Ludwig Detusch
    Ludwig Detusch sagte:

    So muss sich das als Zeitung anfühlen, wenn man zum Altpapier geworfen wird. Aus dem man kam und zu dem man wieder wird. Niemand braucht die NZZ von heute zu lesen, man kann auch die von nie nehmen.

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  4. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Beim Lesen dieser lachhaften Schleimerei erinnerte ich mich an den PR-Jubelartikel im Deppen-Tagi bei Daniel Jositsch’s erster Kandidatur für einen Sitz in den Ständerat. Traurig, dass nun auch in der NZZ so etwas billig-propagandistisches, in Bezug zur Person geradezu bescheuertes erscheint.

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  5. Peter Bitterli
    Peter Bitterli sagte:

    Dass Zeyer ob dieses NZZ-Artikels inkontinent werden würde, ist so klar wie der Effekt der Schwerkraft. Und ebenso schwer wie laut schlägt er denn auch im tiefen Tal der Misogynie auf, gefolgt vom leichten Geprassel der schon frühmorgens mutig Mitspringenden. Bleiben wir auf dem Niveau des Textes: Das quälende altherrliche Bewusstsein, es zur Not vielleicht nicht mehr zu bringen, wobei gottseidank infolge weitestgehender Chancenlosigkeit der Tatbeweis auch kaum mehr angetreten werden muss, verlustiert sich ad personam, obwohl es sich als Medienkritik tarnt.
    Völlig egal, ob man die politischen Ansichten der perfide und lüstern indirekt Kritisierten teilt oder ihre Formulierungskraft und Analysentiefe für tauglich hält oder nicht: Es gibt wahrlich viele Pfeifen im Politbetrieb, und die offensichtliche Tatsache, die im neuesten NZZ-Text zum Ausdruck gebracht wird, nämlich dass sich hier jemand frisch, frech, selbstbewusst, gewandt, mutig (ja!), freudig, originell, selbstbewusst und erfolgreich von ebendiesen abhebt, braucht ja nun nicht jedesmal von Neuem bekrittelt zu werden. Was für Stinkepolitiker wünscht man sich denn? Wallungen, Alterssenilität [sic!]! Ratlosigkeit. In der Tat, sie sind zu riechen.

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  6. Slavica Bernhard
    Slavica Bernhard sagte:

    Ich bin immer etwas verloren, ob all den jungen, schönen Frauen mit und ohne Talent, die zwischen den Polen «me too» und «onlyfans» herum oder hin und her tanzen.
    Aber solange die dummen, reichen, gemästeten und übersättigten alten weissen Männer alles bezahlen?

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  7. René Küng
    René Küng sagte:

    Die ‹Quote› wär gut für eine billige Zote….

    Aber messt doch die NZZ an den wichtigen Themen, es ist traurig genug, dass das Niveau auch bei der NTsTs gegen Pouletward abdriftet:
    Kriegs- und Aktienkurstreiber par ächzellence.
    Schon mal eine klare Kante gegen die EU-Despotie und oberkorrupte, nicht gewählte Bande dort gelesen?
    Eine nüchterne Abrechnung mit den Atlantikern, denen diese EU-Zwerge weiterhin in den Arsch kriegen, bis Europa auch noch die Halsschlagader weggesprengt ist?
    Ein selbstbewusstes, freies&sinniges Einstehen für Assange und ihr eigenes unzensierte Wort?
    Eine intelligente Erklärung, was denn eigentlich noch Verschwörungstheorie sei?
    Ein Notsignal gegen die WEF-Fröntler, wo die globalen Business-Clans hochoffiziell die Staats-Marionetten vereinnahmen, mit rotem Teppich einwickeln und Lachsbrötli mästen? (uuups, Küng träumt mal wieder, die alte Züri Ziitig schreibt ja für altes, neues und jegliches Kapital).
    Und bei Corona brav auf Staatskurs, mit zaghaften Fragen und eingeschobenen Zwischenrufen (die in diesen Medien-Terror Zeiten dankbar aufgenommen wurden) aber alles mit Sicherheitsabstand und gemächlich viel zu spät. Im Fussball nennt man das ‹auf Zeit spielen›, Herr Zeyer 😉
    Aufarbeitung der Verbrechen: net Zero.

    Zackig verabschiedet wurde nur der einzig verbliebene kritische Denker, der in Echtzeit den Wahnsinn beim Namen nannte. Danke Herr Matuschek, Sie haben’s immerhin versucht.

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  8. Slavica Bernhard
    Slavica Bernhard sagte:

    Leider überzeugen auch unsere Politiker mit Immigrationshintergrund überhaupt nicht.
    Politiker, die einzig verbliebene Möglichkeit, ohne Ausbildung und ohne Arbeit zu Geld zu kommen! Wann merken es die Wähler?

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