Wo bleibt das Positive?

Immer nur meckern und kritisieren. Nein, ZACBUM spendet auch Lob.

Allerdings müssen wir uns dafür wiederholen und auf das einzige Blatt in Reichweite rekurrieren, das Lob verdient. In der Schweiz hat man ja nur noch im Tageszeitungsmarkt eine kleine Qual der Wahl, mehr Qual als Wahl. Tamedia, CH Media und tschüss. Dann noch Blöd-«Blick», Randgruppenorgane in der Südostschweiz, wenige Einzelkämpfer wie in Schaffhausen.

Aber es gibt glücklicherweise immer noch die «Neue Zürcher Zeitung». Jawoll, ZACKBUM-Redaktor René Zeyer hat mal ein paar Jahre als Auslandredaktor für die NZZ gearbeitet. Das ist aber verjährt und verklärt den Blick keinesfalls.

Also blättern wir als Kontrastprogramm durch die Mittwoch-Ausgabe der NZZ im Print. Mit mageren 32 Seiten und einem Kaufpreis von stolzen 5.10 sollte sie dann schon etwas bieten.

Die Front kann man als, nun ja, konservativ bezeichnen:

Ein ausdrucksschwaches Foto, zwei breit abgenudelte Themen. Aber immerhin von eigenen Mitarbeitern bespielt, und erst noch solchen, die sich nicht das erste Mal mit Taiwan oder Afghanistan und Al-Kaida befassen. Aber schon auf Seite 2 vermag die alte Tante zu überraschen:

Das setzt sich auf Seite 4 fort; ein Bericht, der nicht im Mainstream der ewigen Wiederholungen schwimmt:

Zudem noch für NZZ-Verhältnisse üppig bebildert und auf zwei Seiten ausgerollt. Zudem das Werk eines hoffnungsfrohen Nachwuchsjournalisten.

Im Schweiz-Teil gibt es einigen Food for Thought, Denknahrung. Über das verdichtete Bauen, über die komplizierte Suche nach einem Neuen Kampfjet, ebenfalls ohne Rücksicht auf die Wisch-und-weg-Lesegewohnheiten auf zwei Seiten mit vielen Buchstaben angerichtet.

Im Zürich-Teilchen wird, das sei im Sommerloch verziehen, grossen Wert auf Nutzwert gelegt: «Die Badi-Kioske mit dem stimmungsvollsten Ambiente und dem besten kulinarischen Angebot in der Region Zürich».  Unter «Meinung und Debatte» macht dann Lorenz Honegger dem Häuslebesitzer Angst:

Hier könnte man höchstens meckern, dass Titel, die «das Ende naht» verwenden, eigentlich auf die No-Go-Liste gehören.

Dass sich die Wirtschaft um die Ernäherungssicherheit Afrikas kümmert, ehrt sie, setzt sich aber dem Vorwurf einer gewissen Beliebigkeit aus. Aber mit diesem Bericht erobert sich die NZZ wieder ihr Alleinstellungsmerkmal zurück:

Das Feuilleton befasst sich mit einer Künstlerin, die für den NZZ-Redaktor nun eindeutig der modernen Jugendkultur zuzurechnen ist. Illustriert wird der Artikel über Beyoncé zudem mit dem Foto der halbnackten Sängerin auf einem durchsichtigen Pferd. Zudem ist der Text eine geradezu schwärmerische Lobesarie über die «womöglich zu Recht als grösster lebender Popstar bezeichnete Sängerin». Ein wenig vorsichtige Distanz muss schon sein im Hause NZZ.

Das richtige Hammerstück fehlt dieser Ausgabe des Feuilletons, auch wenn sich Felix E. Müller um die Antwort auf die Frage verdient macht, wieso die Evangelikalen seit 50 Jahren ziemlich aktiv in der Politik mitmischen. Da hatte die Ausgabe vom Dienstag schon ein anderes Kaliber auf der letzten Seite der Ausgabe und damit des Feuilletons:

Aber immerhin: eine einzige Ausgabe der NZZ bietet mehr Eigenleistung und Anregung als eine ganze Wochenration der übrigen Tagespresse in der Schweiz.

 

 

1 Antwort
  1. Werner Stauffacher
    Werner Stauffacher sagte:

    Inzwischen lese ich für Positives, eigentlich überhaupt Relevantes, ‚Schweizer Bauer‘ und ‚Bauernzeitung‘. Auch wenn ich keinen eigenen Hof habe. Da findet sich noch nüchterner Journalismus mit richtigen Zahlen, guten, aktuellen Themen statt, der auf eigenen Drall verzichten kann. Für mich relevanter als komische Popstars.

    Antworten

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