Wumms: Alexander Kissler

Es gibt auch Lichtblicke im Elendsjournalismus.

Der NZZ-Redaktor Alexander Kissler gehört dazu. Während die WoZ sauer wäffelt, die NZZ würde sich der AfD andienen, ist ihr Erfolg in Deutschland mehr der Tatsache geschuldet, dass sie sich immer mehr als Stimme der Vernunft etabliert. Was man von der «Süddeutschen Zeitung» nicht wirklich sagen kann.

Kissler zieht gleich am Anfang blank: «Wer zur Jagd bläst, sollte nicht nur über einen Kompass verfügen, sondern auch über die richtige Munition.» Was motiviert ihn zu diesem kriegerischen Vergleich? «Das Münchner Blatt wollte am Freitag den stellvertretenden bayrischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger als notorischen Rechtsradikalen entlarven. Nach Lage der Dinge ist der Versuch einer politischen Hinrichtung gescheitert.»

Unternommen wurde er von einer fünfköpfige Crew, die dem Politiker vorwerfen wollte, er solle vor 35 Jahren (!) als Schüler eine «Hetzschrift» mit «antisemitischen Fantasien» verfasst haben. Würde das zutreffen, wäre er in Deutschland, selbst in Bayern, erledigt. Nur: das Pamphlet der SZ «markiert eine Bankrotterklärung, was handwerkliche, presserechtliche und medienethische Grundsätze betrifft».

Hoppla. Kissler beschreibt hier etwas, was auch in der Schweiz inzwischen ein immer grösseres Problem darstellt: «Es wäre die Aufgabe der Chefredaktion gewesen, einen solchen publizistischen Offenbarungseid zu verhindern. Gerade die Monstrosität der Vorwürfe verlangt nach einer Berichterstattung, die nicht eigene Abneigungen ausbreitet, sondern belastbare Fakten zusammenträgt.»

Auch das kommt einem in den Mainstreammedien mehr als bekannt vor: «Relativierende Formulierungen – «wenn das alles stimmt», «es wäre ungeheuerlich» – ändern nichts an der perfiden Grundmelodie.» Gesinnungsjournalismus übersteuert die eigentliche Aufgabe eines Newsorgans. Berichten, was sich in der Wirklichkeit abspielt, das mit Fakten untermauern, anschliessend und getrennt davon analysieren, einordnen, kommentieren.

Auch der letzte Satz müsste vielen Schweizer Journalisten, von Surber abwärts (und aufwärts) zu denken geben; dieses Machwerk der SZ zeige, «in welchen Abgründen ein Journalismus landen kann, der sich von der eigenen Weltanschauung die Sinne benebeln lässt».

Nun übernimmt Tamedia nicht nur eine Unzahl von Artikeln aus der SZ, sondern leider auch genau diese Geisteshaltung. Ein solcher Journalismus schaufelt sich das eigene Grab, denn die Gesinnungsblase, die davon angesprochen wird, ist nie gross genug, um wirtschaftlich eine tragbare Basis zu bilden. Wer’s nicht glaubt, sollte mal die «Republik» fragen.

1 Antwort
  1. Guido Kirschke
    Guido Kirschke sagte:

    Langsam erkennt man die Alpen-Prawda als das, was sie ist. Das gilt natürlich auch und speziell für ihren Ableger in Zürich.

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