«Republik»: Nicht steuerbar

Nach der Existenzkrise ist vor der Existenzkrise.

Beni Frenkel hat das Problem auf «Inside Paradeplatz» weitgehend auf den Punkt gebracht: «Irgendwann fiel den „Republik“-Buchhaltern aber auf, dass sie keine Schenkungssteuer auf die Zuwendungen bezahlt hatten.»

Das ist sehr milde formuliert. Denn die «Republik» leistet sich nicht nur schreibende Schmachtlocken, einen gewaltigen Overhead, einen «Bildberater», eine «Stabsstelle Chefredaktion», einen «Community Support», einen ewigen «Chefredaktor a.i.» also insgesamt 51 Nasen, dazu noch 19 «regelmässige Mitarbeiter», drei «Gestalter», vier Mitglieder des «Departement des Inneren», eine doppelköpfige Geschäftsleitung und (noch) fünf Mitglieder des Verwaltungsrats.

Sondern auch eine eigene Revisionsbude (BDO) sowie Profi-Buchhalter und Finanzmenschen, die so ziemlich jeden Trick, jede Öse und jede Abkürzung bei einer Bilanz kennen. Und all denen soll es über Jahre nicht aufgefallen sein, dass man Schenkungen versteuern müsste? Dass man Abos nicht einfach als Spenden deklarieren kann?

Bei der «Republik» und im Zusammenhang mit Zahlen ist nun wahrlich (fast) alles möglich. Inklusive kreative Buchhaltung, Zahlensalat, sich widersprechende und völlig unklare Angaben. Aber dass so etwas dem gesammelten Sachverstand dieser Cracks entgangen sein sollte, ist so unwahrscheinlich wie lachhaft.

Die einzige logische Erklärung: Man hat eine Schlaumeierei versucht und darauf gehofft, damit durchzukommen. Das widerspricht nun allerdings schon mal den Brandreden, die die «Republik» gegen alle «Steuervermeider» und ähnliche Schlawiner gehalten und geschrieben hat:

Mit gewohntem Sprachdurchfall hatte Constantin Seibt sich mal des Themas Steuern angenommen, in einer dreiteiligen Serie unter dem hübschen Titel «Die Weltrevolution». Da warf er wie üblich mit Kraut und Rüben, mit Demokratie, Faschismus und überhaupt um sich.

In die gleiche Trompete bliesen noch viele weitere Artikel:

Der Grundtenor war und ist immer der Gleiche. Reiche Säcke, schlitzohrige Unternehmen mit cleveren Beratern ziehen alle Register, um zu vermeiden, was ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung entsprechen müsste: nämlich anständig und üppig Steuern zu bezahlen.

Denn Steuern sind doch ein selbstverständlicher Dienst an der Allgemeinheit, mit ihr werden all die notwendigen und über jeden Zweifel erhabenen staatlichen Leistungen bezahlt. Nur rechte Hetzer (oder Mitglieder der SVP, wobei das eigentlich das Gleiche ist) wollen den Staat zu Tode sparen, wollen Steuern senken, Reiche und Firmen steuerlich entlasten.

Pfui, sagt da die «Republik» regelmässig, und schüttelt sich vor Abscheu.

Nun gab sich das der Transparenz, der gnadenlosen Offenheit und der Wahrhaftigkeit verschriebene Magazin eher zugeknöpft, als ihm Frenkel Gelegenheit geben wollte, zu diesem Problemhaufen Stellung zu nehmen: «„Die Nachdeklarationen“, schreibt die „Republik“ auf Anfrage, „sind zurzeit bei den Steuerbehörden in Abklärung.“ Dem Magazin sei es ein Anliegen, dass „dieser Prozess in Ruhe stattfinden“ könne. Darum keine Antwort auf Fragen.»

Nachdeklarationen? In Abklärung? Dieser kleine «Formfehler», wie ihn Luftikus Seibt schon mal nannte, macht nun wahrlich «seriösen Ärger». So viel Ärger, dass die Rücktritte der gesamten Gründungsmitglieder in einem neuen Licht erscheinen. So seriösen Ärger, dass auch Seibt selbst als letzter Mohikaner im Verwaltungsrat seinen Rücktritt erklärte.

Er könne ja schlecht gleichzeitig beratender Untergebener des beratungsbedürftigen Chefredaktors a.i, sein und handkehrum als VR dessen Chef. Das ist eine lustige Erklärung, das muss man der «Republik» lassen. Weniger lustig ist, dass es in der Schweiz beim VR gewisse Haftbarkeiten gibt. Und besonders bei Bilanzen, Erfolgsrechnungen oder Steuererklärungen kann das schnell sehr heikel – und teuer werden.

Sehr teuer. Denn die «Republik» gesteht ein, mal kurz eine Rückstellung von 930’000 Franken gemacht zu haben. Eine runde Million. Natürlich immer vorausgesetzt, dass es nur zu Nach- und nicht zu Strafsteuern käme.

Wie auch immer: auch ohne Strafsteuern könnte dieser Betrag die nächste Bettelaktion auslösen. Abgesehen davon, dass dann Spenden oder Schenkungen hoffentlich ordentlich versteuert werden: sollte sich tatsächlich herausstellen, dass es sich hier einfach um einen schlaumeierischen Versuch gehandelt haben sollte, Steuervermeidung zu betreiben, wäre das wohl das Ende der «Republik».

Denn so viel Heuchelei würde nicht mal der abgehärtete «Republik»-Spender vertragen. Dann gingen ganz schnell ganz viele «Verleger» von Bord, dann könnten die neueingestellten Sprecher nur noch hysterische Durchhalteparolen verlesen, bevor sie wieder eingespart würden.

Ist das Anlass zur Häme? Nein. Es ist Anlass zu Trauer, dass so ein letzter Sargnagel in ein Unternehmen eingeschlagen würde, das mit so vielen Versprechungen begann. Wie schreibt ein Kommentator auf IP: «Verkauft uns nicht für blöd. Die Republik war nicht dumm, nicht naiv, nicht uninformiert, sondern abgeschlagen, raffiniert und von einem Steuer-Vollprofi beraten.»

Da gibt’s nun mal gewaltigen Aufklärungsbedarf. Aber in eigener Sache.

 

1 Antwort
  1. Petra Hartmann
    Petra Hartmann sagte:

    Na dann hoffe ich doch, dass das Nachtssteuerverfahren eröffnet wurde? Sowie auch die erforderliche Anzeige wegen Verstoss gegen die Deklarationspflicht verfügt wird.

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