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Wir wollten das Positive sehen, Part II

ZACKBUM leidet unter der Berichterstatterpflicht.

Der Plan war gut. ZACKBUM liest je einen Artikel aus der WoZ und aus der «Republik» und betont das Positive. Aber schon die Planwirtschaft ist an der Realität gescheitert.

Die WoZ haben wir hinter uns, nun fehlt noch die «Republik». Wir werden das in aller gebotenen Objektivität tun, obwohl das Organ der guten Denkungsart in seiner Liste der Links zur Berichterstattung über den jüngsten Skandal das Organ, das am ausführlichsten berichtete, nicht aufführt. ZACKBUM-Leser ahnen, welches gemeint ist.

Wir könnten nun gemein werden und «Acht Learnings aus dem Klimalabor» auswählen. Das sind über 15’000 Anschläge darüber, dass die Ankündigung einer Ankündigung nach monatelangem Nichtstun doch immerhin noch besser ist als nichts – tun. Oder?

Die Qual der Wahl war allerdings gross. 30’000 A über ein neues Buch der «linken Philosophin Susan Neiman»? «Sie wollte die Schwangerschaft abbrechen, jetzt hat sie Zwillinge», ebenfalls 30’000 A? Himmel hilf. Dann doch lieber, wir wollen so nett wie möglich sein, «Die den Service public lieben – und die SRG zerstören». Das sind 9400 A, immerhin. Es ist allerdings von Daniel Binswanger.

Aber ZACKBUM ist immer objektiv, der Wahrheit verpflichtet und – das zeichnet uns zuvorderst aus – nachsichtig.

Binswanger fängt mit der SVP an. Nein, er macht’s durchaus nachvollziehbar. Die Partei habe noch vor fünf Jahren fast einstimmig für die No-Billag-Initiative gestimmt, an ihrem Parteitag. Binswanger süffisant: «Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wurde dargestellt als nationale Bedrohung – die ein für alle Mal aus der Welt geschafft werden müsse.»

Aber heute sage die SVP «quasi das exakte Gegenteil». Lassen wir das Aufeinanderprallen von «quasi» und «exakt» ungestraft vorbeiziehen. Denn nun zititiert Binswanger den Präsidenten des Komitees der gerade eingereichten Halbierungsinitiative: ««Wir wollen die SRG. Sie hat eine sehr wichtige Funktion in diesem Land als Service public.» In nur fünf Jahren ist die SRG von einem Anschlag auf die eidgenössischen Grundwerte zu einer wichtigen Grundlage des helvetischen Zusammen­lebens geworden

Ein Schlag ins Kontor. Wer aber nun meint, Binswanger lehne sich anschliessend zurück und versetze der SVP noch ein paar Fusstritte, täuscht sich. Denn nun kommt die «Mitte» dran, genauer deren Präsident Gerhard Pfister. Vorher: «Der SRG ist halt nicht mehr zu helfen», er bezichtigte sie gar, «die Spaltung des Landes» voranzutreiben. Nachher: «Die Schweiz braucht einen starken öffentlich-rechtlichen Sender, das ist diskussionslos», flötet Pfister.

Dann geht’s weiter zur NZZ. Da holte Chefredaktor Gujer weit in die Geschichte aus und schrieb anlässlich der No-Billag-Initiative über die SRG und ihre Geburtsstunde in der Zeit, «als Hitler und Stalin die neue Radiotechnik nutzten, um ihre Propaganda zu verbreiten», daher «sei die Behauptung, «nur ein öffentlich-rechtlicher Sender könne die sozialen Schichten, Regionen und Sprachen verbinden, so vermessen wie totalitär»», zitiert Binswanger.

Neue Töne in der NZZ: «Die SRG produziert gute Informations­sendungen und leistet ihren Beitrag zur Demokratie.» Hier muss man aber einwenden, dass Binswanger einen Kommentar, der die Halbierungsinitiative für eine gute Sache hält, einfach unterschlägt. Ein kleiner Tolgen im bislang blütenweissen Reinheft.

Nun auf zur Erklärung, woher diese Wendungen? «Die SRG-Basher von gestern haben heute lange Nasen.» Warum? Das Scheitern der No-Billag-Initiative habe eben gezeigt, «wie unglaublich populär die SRG auch weiterhin bleibt».

Weil man sie nicht liquidieren könne, müsse sie nun stückchenweise entsorgt werden. Hier greift Binswanger zu einem Sprachbild, das nicht zur Nachahmung empfohlen ist: «Ein Hummer, den man halbiert, kann immer noch etwas die Scheren bewegen – bevor er dann verendet.» Hat Binswanger das etwa bei seinem letzten Ausflug in die gehobene Gastronomie mit eigenen Augen gesehen? Wobei normalerweise Hummer nicht lebendig halbiert werden.

Vom halbierten Hummer geht’s nun zur halbrichtigen Interpretation: «Zweitens verliert ein Sender, der keine Unterhaltung mehr anbietet, sondern nur noch politischen Inhalt, massiv an Reichweite und Relevanz. Die Meinungs­macht des Senders würde stark abnehmen, wenn er ausschliesslich der politischen Meinungs­bildung dienen sollte.»

Hm, das ist doch genau das, was die «Republik» auch macht, oder könnte jemand behaupten, dass die ein Unterhaltungsprogramm biete? Aber nun wird Binswanger grundsätzlich, und da verliert sein Gedankengang leider die vorherige Flughöhe, wobei sich der Abwärtstrend bereits mit dem Hummer ankündigte: «Medien­macht ist Meinungs­macht, Meinungs­macht ist politische Macht.»

Wir kneifen den Leser mit einer Hummerschere wieder wach, denn nun kommt noch das Finale. Der Blick in andere Länder. Wir machen ein lustiges Ratespiel, das jeder Leser gewinnt: welche Namen und Beispiele nennt Binswanger? Ja?

Berlusconi, natürlich. Trump, logo. Netanyahu, okay, ein wenig schwierig muss das Quiz schon sein, aber dann noch Viktor Orbán. Na, geht doch. Nun wird es allerdings, wir müssen objektiv bleiben, etwas wirr: «Ihre Wahlerfolge hängen wesentlich an ihrer Medienmacht – weshalb es heute evidenter scheint denn je, dass wir die öffentlich-rechtlichen Medien ausbauen und sicher nicht amputieren sollten.»

Also Berlusconi ist erfolgreich tot, Trump hat verloren, und wo ist schon wieder dessen Medienmacht? Also wenn das Argumente für den Ausbau der öffentlich-rechtlichen Medien sein sollen, dann gute Nacht am Abstimmungstag. Aber auch Binswanger kann bis dahin noch etwas üben.

Falls – das sagen wir auch in aller Objektivität – diese Kolumne an diesem Ort bis dahin überhaupt noch weiter stattfindet …

Knüppeldick

Verpasst die NZZ der «Republik» den Todesstoss?

Es rächt sich, dass die «Republik» so arrogant wie hochnäsig über alle und alles hergezogen ist, geradezu reflexartig «Sexismus» krähte, bei anderen Medienhäusern gleich «strukturelle Probleme» sah.

«‹Damit sie nicht sagen können: Herrgott, wenn wir das gewusst hätten!›» So lautete der Zitat-Titel einer vernichtenden Darstellung der Affäre Roshani aus Sicht des angeblichen weiblichen Opfers in der «Republik». Nicht nur, dass sich die «Republik» hier mal wieder vergaloppierte, weil ihr Gesinnungsjournalismus die Sicht auf die Wirklichkeit vernebelte. Das Organ der guten Denkungsart behauptete zudem, bei Tamedia würden «Hilferufe» aus der Belegschaft ignoriert, die Führungsetage maure.

Das alles kommt nun wie ein Bumerang zurückgeflogen. Denn auch die Führungsetage der «Republik» will nichts von nichts gewusst haben, das Gleiche behauptet auch die WoZ. Das sind Schutzbehauptungen, die sich noch rächen werden. Sie wurden gerade in einem länglichen Artikel in der NZZ weiter demontiert. Wobei man wieder mal sagen muss: so sehr, wie sich Journalisten für Journalisten interessieren, das ist schon obsessiv und wird von den Lesern nicht goutiert. Ausser hier, aber wir sind ja auch ein Medienorgan für Medienschaffende.

Sollte man exemplifizieren, wie die Revolution ihre Kinder frisst, hier wäre das Paradebeispiel. Auch bei Tamedia, aber vor allem in der WoZ und in der «Republik» wurde ein geradezu mittelalterlich-puritanischer Umgang mit angeblichen verbalen sexuellen Übergriffen gepredigt. Lächerliche Listen von anonymen, nicht verorteten, angeblichen verbalen Übergriffigkeiten wurden ehrfürchtig zitiert, als bare Münze genommen, als Beleg dafür, wie abgründig sexistisch, frauenverachtend, demotivierend es bei anderen Redaktionen zuginge. Aber nicht in der eigenen.

Dort fehle eben die Sensibilität für solche Themen, würde man diese Unterdrückungsmechanismen von Frauen nicht konsequent genug angehen, donnerte die «Republik» vom hohen Ross.

All dieses Gequatsche fällt nun der «Republik» auf die Füsse; die WoZ kann sich zurzeit im Windschatten dahinter verstecken und über einen angeblichen Rechtsrutsch in den Schweizer Medien perseverieren, weil das Thema Sexismus in den Medien zurzeit nicht wirklich sexy ist.

Die bislang bekannt gewordenen Vorwürfe sind zwar unappetitlich, aber letztlich lachhaft. Da soll ein bekokster und/oder besoffener linker Starreporter, der sich irgendwie für eine Kreuzung zwischen Hunter S. Thompson und Charles Bukowski hielt, derbe Anspielungen über den Zustand seines Gemächts gemacht und typischen Männerfantasien freien Lauf gelassen haben. Die davon betroffenen Frauen sollen so eingeschüchtert, schockiert, traumatisiert gewesen sein, dass sie Jahre brauchten, um sich endlich gemeinsam zur Wehr zu setzen.

Zudem steht ein Vorwurf eines «massiven sexuellen Übergriffs» im Raum, wobei auch der nicht genauer beschrieben ist. Chatprotokolle und Screenshot scheinen vorzuliegen, der Rest ist mal wieder «er sagt, sie sagt». Aber diesmal ist es anders.

Es hat zwei Organe getroffen, die sich als Gralshüter der modernen, genderkorrekten, inkludierenden, Frauen achtenden Weltsicht sahen, somit ausgerüstet mit unbezweifelbarer moralischer Überlegenheit, die den Organen das Recht gab, über alle anderen abzuledern und herzufallen, die sich nicht so tugendhaft, korrekt, anständig und alle modernen Benimmregeln befolgend benahmen wie «Republik» und WoZ.

Und nun das. Alles drin. Jahrelanges einschlägiges Verhalten. Natürlich haben es alle gewusst, das kann in den klatschsüchtigen Redaktionen gar nicht anders sein.

Nun hätte die «Republik» ein Beispiel setzen können, wie man mit einer solchen Affäre korrekt umgeht. Aber bislang hat sie’s vom Gröbsten versemmelt. Der Betroffene wurde mal kurz vorverurteilt und freigestellt. Vorangegangen war ein wochenlanges Nichtstun, das angeblich von aussen auferlegt worden war. Nur scheibchenweise wird eingestanden, dass vielleicht, unter Umständen doch der eine oder andere etwas gehört, vermutet, mitbekommen haben könnte.

Da macht ein Reporter über Jahre hinweg Redaktionskolleginnen mit derben Sprüchen an – und niemand wusste was? Das ist so lachhaft, wie wenn Tom Kummer behaupten würde, er hätte eine sich nur an der Wirklichkeit und Wahrhaftigkeit orientierende Reportage geschrieben.

Das Problem ist: dass ein solches Verhalten auch in den anständigsten Organen vorkommt, wer wollte da den Stab brechen. Aber wie damit umgegangen wird, wenn es an die Öffentlichkeit kommt, das ist der Lackmustest. Wenn grün bedeutet, dass alles gut ist, rötlich, dass es schlecht ist, dann ergibt die Messung bei «Republik» und WoZ die Farbe Dunkelrot.

Wumms: Alexander Kissler

Es gibt auch Lichtblicke im Elendsjournalismus.

Der NZZ-Redaktor Alexander Kissler gehört dazu. Während die WoZ sauer wäffelt, die NZZ würde sich der AfD andienen, ist ihr Erfolg in Deutschland mehr der Tatsache geschuldet, dass sie sich immer mehr als Stimme der Vernunft etabliert. Was man von der «Süddeutschen Zeitung» nicht wirklich sagen kann.

Kissler zieht gleich am Anfang blank: «Wer zur Jagd bläst, sollte nicht nur über einen Kompass verfügen, sondern auch über die richtige Munition.» Was motiviert ihn zu diesem kriegerischen Vergleich? «Das Münchner Blatt wollte am Freitag den stellvertretenden bayrischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger als notorischen Rechtsradikalen entlarven. Nach Lage der Dinge ist der Versuch einer politischen Hinrichtung gescheitert.»

Unternommen wurde er von einer fünfköpfige Crew, die dem Politiker vorwerfen wollte, er solle vor 35 Jahren (!) als Schüler eine «Hetzschrift» mit «antisemitischen Fantasien» verfasst haben. Würde das zutreffen, wäre er in Deutschland, selbst in Bayern, erledigt. Nur: das Pamphlet der SZ «markiert eine Bankrotterklärung, was handwerkliche, presserechtliche und medienethische Grundsätze betrifft».

Hoppla. Kissler beschreibt hier etwas, was auch in der Schweiz inzwischen ein immer grösseres Problem darstellt: «Es wäre die Aufgabe der Chefredaktion gewesen, einen solchen publizistischen Offenbarungseid zu verhindern. Gerade die Monstrosität der Vorwürfe verlangt nach einer Berichterstattung, die nicht eigene Abneigungen ausbreitet, sondern belastbare Fakten zusammenträgt.»

Auch das kommt einem in den Mainstreammedien mehr als bekannt vor: «Relativierende Formulierungen – «wenn das alles stimmt», «es wäre ungeheuerlich» – ändern nichts an der perfiden Grundmelodie.» Gesinnungsjournalismus übersteuert die eigentliche Aufgabe eines Newsorgans. Berichten, was sich in der Wirklichkeit abspielt, das mit Fakten untermauern, anschliessend und getrennt davon analysieren, einordnen, kommentieren.

Auch der letzte Satz müsste vielen Schweizer Journalisten, von Surber abwärts (und aufwärts) zu denken geben; dieses Machwerk der SZ zeige, «in welchen Abgründen ein Journalismus landen kann, der sich von der eigenen Weltanschauung die Sinne benebeln lässt».

Nun übernimmt Tamedia nicht nur eine Unzahl von Artikeln aus der SZ, sondern leider auch genau diese Geisteshaltung. Ein solcher Journalismus schaufelt sich das eigene Grab, denn die Gesinnungsblase, die davon angesprochen wird, ist nie gross genug, um wirtschaftlich eine tragbare Basis zu bilden. Wer’s nicht glaubt, sollte mal die «Republik» fragen.

Übernimmt Tobler Verantwortung?

Die Frage stellen, heisst sie beantworten.

Die Staatsanwaltschaft Berlin hat Ermittlungsverfahren gegen den Rammstein-Sänger Till Lindemann eingestellt. Zuvor hatte auch die Staatsanwaltschaft in Litauen eingestellt. In beiden Fällen gab es nicht einmal einen genügenden Anfangsverdacht, keinen Tatverdacht. Das bedeutet, dass keinerlei Strafverfahren mehr gegen ihn laufen.

In Vilnius hatte Shelley Lynn Anzeige erstattet. In Berlin Privatpersonen, angestachelt durch die Behauptungen von Lynn und einer Bloggerin namens Kayla Shyx. Sexueller Missbrauch, K.o.-Tropfen, Drogen, Alkohol, Row Zero, Übergriffe. So ging das Narrativ, mit dem diese beiden Frauen ihre 15 Minuten Ruhm abholten. Anschliessend surften viele weitere Frauen auf dieser Empörungswelle, kräftig unterstützt von Betroffenheitsjournalisten, die ihre anonymen Behauptungen fleissig kolportierten. Das ehemalige Nachrichtenmagazin «Spiegel» widmete dem Thema sogar eine Titelgeschichte.

Hirnstarre, Schnappatmung und moralische Werturteile am Laufmeter. Selbst die sonst zurechnungsfähige NZZ machte Lindemann kurzfristig zum «Täter», bis die Vernunft wieder einsetzte und dieser vorverurteilende Titel wieder verschwand.

Das Problem bei dieser Art von Erregungsbewirtschaftung ist, dass jeder Nachjapser noch lauter und schriller belfern muss, um sich noch Gehör zu verschaffen. Den Vogel schoss hier der Gesinnungsjournalist Andreas Tobler von Tamedia ab. Der holzte: «Die Rammstein-Konzerte sollten abgesagt werden». Seine Begründung: «Nein, eine Absage der Rammstein-Konzerte in Bern hätte nichts mit Cancel-Culture zu tun. Aber nun braucht es eine Pause, um die schwersten Vorwürfe noch vertieft abklären zu können.»

In einer völlig wirren Achterbahnfahrt behauptete Tobler einerseits: «Selbstverständlich gilt für Till Lindemann die Unschuldsvermutung, solange kein Verfahren eingeleitet und er nicht rechtskräftig verurteilt ist.» Andererseits solle man dennoch dem Sänger Berufsverbot erteilen, den Veranstalter der Konzerte in den Ruin treiben und Zehntausende von Zuschauern um das Konzerterlebnis prellen.

Ob man solche «Kunst, die gar keine Kunst mehr ist … noch irritationsfrei konsumieren» könne, fragte sich Tobler mit ungewohnter Sensibilität. Denn wenn es die Kunst gebietet, «Tötet Roger Köppel! Köppel Roger tötet!» zu texten, sah darin Tobler eine «Künstleraktion».

Niemals wäre es Tobler in den Sinn gekommen, das Verbot der Aufführung des dazugehörigen Stücks im Zürcher Neumarkt zu fordern. Keinen Ton hörte man von ihm, als man seiner Logik folgend doch die weitere Herausgabe des «Magazins» unbedingt hätte unterbrechen müssen, bis die Vorwürfe gegen den ehemaligen Chefredaktor geklärt wären.

Und wie steht es mit dem Weitererscheinen von «Republik» und WoZ? Wären da nicht auch zuerst «Vorwürfe vertieft abzuklären»?

Wer auf grossen Plattformen seine Meinung äussert, muss behaftbar dafür sein. Wer inquisitorisch Verbote fordert, muss dafür die Verantwortung übernehmen. Sonst kann man den Meinungsträger nicht mehr ernst nehmen.

Tobler kann man nicht mehr ernst nehmen. Tobler ist weder behaftbar für sein Geseier, noch ist er bereit, Verantwortung dafür zu übernehmen. Er haut einfach was raus und hofft (nicht zu Unrecht), dass sich doch heute niemand mehr an sein dummes Gequatsche von gestern erinnert.

Da täuscht er sich aber bei ZACKBUM. Wer solchen Unsinn verzapft, wer die Unschuldsvermutung mit Füssen tritt, wer künstlerische und wirtschaftliche Existenzen rücksichtslos vernichten möchte, ist eigentlich für ein sogenanntes Qualitätsmedium nicht mehr tragbar.

Er sollte gecancelt werden. Er sollte gefeuert werden. Denn Einsicht oder gar Besserung ist von ihm nicht zu erwarten. Eine Entschuldigung in Richtung der von ihm Vorverurteilten noch viel weniger. Ein Fall für eine Chefredaktorin, der angeblich Qualität das Allerwichtigste ist. Es wäre eine deutliche Qualitätsverbesserung, wenn Tobler nicht mehr für Tamedia schreiben würde …

Charakterlumpen

Aus rechtlichen Gründen wahren wir die Anonymität. Aber wohl jeder weiss, wer gemeint ist.

Ihr freiwilliger Beitrag für ZACKBUM

Kevin Spacey war einer der besten und vielbeschäftigten Hollywoodstars unserer Zeit, In «House of Cards» hatte er die Rolle seines Lebens gefunden. Bis er Jahre zurückliegender sexueller Belästigungen bezichtigt wurde. Von einem Moment auf den anderen verlor er alles. Ruf, Karriere, Geld.

Der hetzende Mob in den sozialen Medien, begleitet vom hetzenden Mob in den Massenmedien, senkte den Daumen über ihn. Der mediale Volksgerichtshof entschied: schuldig im Sinne der Anschuldigung, Gerichtsverfahren überflüssig, klare Sache. Nachdem Spacey nun von allen Anschuldigungen freigesprochen wurde, hat sich der verbale Lynchmob, wie seine realen Vorgänger in der Geschichte, still und leise verkrümelt. Ohne ein Wort des Bedauerns. Nur einem Mann wie Spacey mit gewissen finanziellen Möglichkeiten war es überhaupt vergönnt, das juristisch durchzustehen.

Finn Canonica hat nicht so viel Geld wie Spacey. Er begann, in Deutschland gegen den «Spiegel» zu prozessieren, der einer rachsüchtigen ehemaligen Mitarbeiterin von ihm, die zudem gefeuert worden war, eine Plattform geboten hatte, um eine Kaskade von erfundenen oder nicht belegbaren Beschuldigungen über ihn auszuschütten. Als ihm das Geld ausging, triumphierte der «Spiegel», er habe gesiegt. Dabei hat die üble Nachrede, die Existenzvernichtung mittels Anschuldigung von Belästigungen gesiegt.

Dieser Fall beinhaltet noch eine Steigerung der Widerwärtigkeit. Dass die üblichen Japser und Hetzer über Canonica herfielen, wie sie das unbelehrbar immer tun, leider normal heute. Aber seine Beschuldigerin fühlte sich so unangreifbar und sicher, dass sie sogar behauptete, bei gewissen Vorfällen sei die Redaktion Zeuge gewesen. Offensichtlich besteht diese Redaktion aber aus Charakterlumpen.

Denn kein Einziger dieser tapferen Verteidiger des Guten, dieser Besserwisser und moralisch Überlegenen, kein Einziger dieser Rechthaber, dieser Kämpfer für Menschenrechte, kein Einziger dieser Heuchler und Feiglinge kam auf die Idee, öffentlich Zeugnis abzulegen. Sei es als Bestätigung der Beschuldigungen, sei es als Dementi.

Leider machen diese Charakterlumpen sogar noch weiter Karriere, so verludert ist der Journalismus inzwischen.

Der zurzeit im Feuer von anonymen Beschuldigungen stehende Journalist wirft mit seinem Fall ein weiteres Schlaglicht auf die verlotternden Sitten und Zustände in angeblich linken, moralisch sauberen Redaktionen. Zum einen ist es keine Art, schon wieder höchstwahrscheinlich längst verjährte Anschuldigungen aus feiger Anonymität heraus zu kolportieren. Sind sie verjährt, dann besteht der einzige Gesetzesverstoss in einer Persönlichkeitsverletzung des Beschuldigten.

Dafür gibt sich sogar das Staatsradio hin, ein Sender, der eigentlich gewissen journalistischen Mindeststandards genügen sollte. Wie eine solche Denunziationsorgie durch alle Kontrollinstanzen rutschte und ausgestrahlt wurde, inklusive einer faktischen Enthüllung des Namens des Angeschuldigten, ungeheuerlich.

Aber das kann man noch steigern. Stimmen die Angaben, dann war das übergriffige und triebhafte Verhalten des Journalisten schon seit vielen Jahren bekannt. Nicht mal ein offenes Geheimnis. Allerdings kam es nie zu einer einzigen Anzeige, nie zu einer einzigen Beschwerde bei den dafür reichlich vorhandenen Institutionen. Aus unerfindlichen Gründen scheinen sechs Frauen beschlossen zu haben, gemeinsam und in feiger Anonymität erst heute über ihn herzufallen. Bislang mit dem üblichen, vernichtenden Erfolg.

Aber: dieses so verdammenswerte Verhalten des Journalisten haben über all die Jahre so sensible Redaktionen wie die vom «Magazin», von der WoZ, von der «Republik» nicht bemerkt? Stimmt es etwa nicht, dass mehr als einmal sein Verhalten recherchiert wurde, entsprechende Artikel aber abgewürgt, nicht publiziert wurden? Stimmt es etwa nicht, dass dieses Verhalten Bestandteil von Redaktionsklatsch war?

Und jetzt wollen all diese Charakterlumpen nichts gewusst haben, nichts gehört haben, nichts mitbekommen haben? Sind alle erschüttert, entrüstet, entsetzt, verurteilen entschieden, finden strenge, strafende Worte? Nachdem sie den Beschuldigten jahrelang als Star abfeierten, seine immer merkwürdiger werdenden Reportagen mit Jubelschreien begrüssten? Meinen sie ernsthaft, dass ihnen das noch jemand abnimmt?

Mit welchem moralischen Recht soll denn das «Magazin», die WoZ, die «Republik» jemals wieder einen Artikel über sexuell übergriffiges Verhalten am Arbeitsplatz schreiben? Traut sich einer dieser Charakterlumpen tatsächlich, einen weiteren Kommentar gegen Männerherrschaft, gegen Diskriminierung, für die Recht der Frau zu schreiben? Ohne dabei rot zu werden?

Das Allerletzte bei dieser ganzen Veranstaltung ist: natürlich werden sie all das tun. Es wird nach der ersten Schrecksekunde ein unerträgliches Gequatsche und Geschwurbel geben, eine Mischung aus ganz leiser Selbstkritik und ganz viel Eigenlob, dass man nun aber alles viel besser aufgestellt habe, das ein Weckruf war, so etwas nie mehr passieren könne. Vielleicht entschuldigen sich diese Charakterlumpen noch dafür, dass ein solches Sexmonster so lange völlig unerkannt sein Unwesen treiben konnte.

Aber nicht im Traum wird es ihnen einfallen, dass sie nur noch eins sind: lächerliche Hanswurste, in aller Erbärmlichkeit als Heuchler und Opportunisten ertappt. Eigentlich sollte nicht nur der Beschuldigte sich einen neuen Beruf suchen. Sondern sie alle auch. Das wäre endlich mal eine hygienische Reinigung des besudelten Journalismus.

Man darf ja noch träumen.

SRF als Dreckschleuder

Anonym denunziert’s sich ungeniert. Und wer dann noch einen Lautsprecher findet … Teil drei der Sonntags-Serie.

Natürlich liegt die Häme nahe, wie die «Republik» über angeblichen strukturellen Sexismus bei Tamedia herzog, als 78 erregte Mitarbeiterinnen einen Brandbrief mit über 60 unbelegten, anonymisierten und nicht nachprüfbaren, angeblichen Vorfällen publizierten und ausgerechnet via Jolanda Spiess-Hegglin an die Öffentlichkeit brachten.

Aber: bislang besteht die Parallele darin, dass sich bei SRF offenbar eine oder mehrere Frauen gemeldet haben, die im Schutz der Anonymität einen Journalisten sexueller Übergriffe beschuldigen. Daraus hat dann Salvador Atasoy einen halbstündigen «Medientalk» unter dem Titel «Sechs Frauen werfen «Republik»-Reporter sexuelle Belästigung vor» gemacht.

Einleitend wird der Hörer warnend darauf hingewiesen, dass hier «explizite Nachrichten zitiert» würden; empfindliche Menschen, bitte abschalten. Dann wird der Beschuldigte so umschrieben, dass es nicht nur Insidern sofort klar wird, um wen es sich handelt. Es gälte aber für ihn auch der Schutz der Anonymität. Welch Zynismus.

Dann kommt das, was seit einigen Jahren im Schwange ist. Anonyme Anschuldigungen, die bis 2014 zurückverweisen. Anzeigen wurden nie erstattet. Die Denunziantinnen schämten sich, wollten deshalb nicht mit ihrem Namen zu potenziell existenzvernichtenden Anschuldigungen stehen. Es handle sich, kurz gesagt, um 5 Frauen, die mündliche oder schriftliche sexuelle Belästigungen zu Protokoll geben und schlüpfrige Messages vorweisen können. Plus eine Frau, die von einem «schweren sexuellen Übergriff» zu Hause beim Angeschuldigten berichtet.

Der Beschuldigte selbst, auch üblich inzwischen, ist abgetaucht, hat seine Social Media Accounts stillgelegt. Einziges Lebenszeichen: er habe erst durch Atasoy von den Vorwürfen erfahren, es sei niemals Anzeige erstattet worden, die Anschuldigung des massiven sexuellen Übergriffs weise er vehement zurück.

Dann geht es bislang auf dem leider üblichen Weg weiter. Die Anschuldigungen stehen im Raum, angeblich seriöse Medienschaffende überbieten sich in Vorverurteilungen, weil es ein Mitarbeiter von linken Alternativmedien handelt, fehlt es auch nicht an Häme. In der «Medientalk»-Sendung wird eine Unzahl von Wegbegleiterinnen des angeblichen Belästigters zitiert. Mit nachgesprochenen Stimmen, alle, allesamt anonym. Mit Namen kommen nur eine Strafrechtsprofessorin, eine «Forscherin in Kommunikationswissenschaften», eine Psychoanalytikerin und schliesslich eine «Expertin für sexualisierte Gewalt» vor.

Absurd: alle tun so, als gälte es, einen erwiesenen Fall von sexuellen Übergriffen und Belästigungen zu theoretisieren und abstrahieren und einzuordnen. Kleines Problem: alle sprechen hier über einen Unschuldigen. Wenn solche Kriterien bei diesen Wissenschaftlerinnen überhaupt noch etwas gelten würden.

Das Gegenteil ist richtig: hier disqualifizieren sich vier Frauen, schwimmen sozusagen im Kielwasser von Stämpfli, schwadronieren vom «Geniemythos», «viele Täter nehmen sich nicht als solche wahr», behauptet eine Marion Guerrero. Schön, dass ihre blosse wissenschaftliche Wahrnehmung so glasklar Unschuldige als Schuldige entlarvt. Das sollte sie sich patentieren lassen, es würde viele Prozesse einfacher machen.

«Sowohl bei der WoZ wie bei der «Republik»soll es also angeblich zu sexueller Belästigung gekommen sein», leitet Atasoy das Kapitel «Sex und Drogen» ein. Gefolgt von weiteren Zitaten von expliziten sexuellen Texten, die vom Beschuldigten stammen sollen. Es sind typische Männerfantasien. Werden sie in einer einvernehmlichen Beziehung formuliert, müssten deswegen wohl ungefähr 90 Prozent aller Männer als Sexmonster denunziert werden.

Das Problem, dass hier jemand angeblich über Jahre hinweg Frauen, Arbeitskolleginnen übel angemacht hat, die ihn aber weder bei den vorhandenen Meldestellen denunzierten, geschweige denn bei der Polizei anzeigten, wird so wegerklärt, dass es hier um Traumata, Angst, Einschüchterung, Selbstvorwürfe, Scham gehe.

Das mag so sein. Aber: «sexuelle Belästigung» ist ein dermassen schwerer, jeder strafrechtlichen Einordnung nach seiner Verjährung entzogener Vorwurf, der zudem beleg- und straffrei für den Beschuldiger erhoben werden kann, dass vor allem Medien mehr als vorsichtig damit umgehen sollten. Aber seit dem Fall Tamedia, seit dem Fall Canonica, seit dem Fall Spacey haben die Medien nichts gelernt.

Der Denunziant Atasoy mag sich nun damit verteidigen, dass man schliesslich aufgrund «monatelanger Recherchen», Zeugenaussagen, Screenshots usw. über einen solchen Fall berichten müsse. Allerdings hätten sich die Denunziantinnen anonym bei der externen Fachstelle der «Republik» gemeldet, aber den Namen der beschuldigten Person genannt. Gleichzeitig hätten sie auf einer sogenannten «see only»-Klausel bestanden. Das habe der Geschäftsleitung der «Republik» die Hände gebunden, sie habe nichts unternehmen können und vor allem den Beschuldigten nicht konfrontieren.

Das bedeutet also, dass die Denunziantinnen von Anfang an weder mit ihrem Namen hinstehen wollten, noch dem namentlich Denunzierten schnell die Gelegenheit geben, zu den Vorwürfen etwas zu sagen. Das alleine stinkt schon zum Himmel.

Was passiert hier? Der Mediengerichtshof hat bereits getagt. «Damit endet diese Geschichte – für uns. Sollte es zu einer Untersuchung kommen, geht sie weiter, zumindest für einen Teil der Sechs, die diese Geschichte dann noch einmal erzählen müssten», endet Atasoy so einfühlsam wie verräterisch. Denn vor allem geht die Geschichte für den Angeschuldigten weiter.

Schuldig im juristischen Sinn ist er sowieso nicht; alle Vorfälle dürften verjährt sein. Ob er schuldig im moralischen Sinn ist, haben die medialen Scharfrichter bereits entschieden. Opfer Canonica sah sich wenigstens mit Anwürfen konfrontiert, die einen Absender hatten. Also konnte er sich dagegen konkret zur Wehr setzen und nachweisen, dass es sich um die Rache einer frustrierten und gefeuerten Mitarbeiterin handelte, die öffentlich rechtfertigen wollte, wieso ihre Karriere nicht auf dem Sessel der Chefredaktion des «Magazin», sondern mit einem Rausschmiss geendet hatte.

Im aktuellen Fall sieht sich der enttarnte «Reporter» anonymen Anschuldigungen gegenüber, die mit einer Ausnahme aus dem Vorwurf verbaler sexueller Belästigungen bestehen. Wobei bislang nur behauptet wird, dass diese expliziten Männerfantasien nicht einvernehmlich und ausserhalb einer Beziehung stattfanden.

Dass innerhalb und ausserhalb des Betts Verbalerotik betrieben wird, auch deftiger und brachialer Natur, ist wirklich nichts Neues. Sind die Objekte dieser Mitteilungen tatsächlich nicht damit einverstanden gewesen, ist es übergriffig und verächtlich. Wieso die dann allesamt aber – wie die erregten Tagi-Frauen, wie die Denunziantin von Canonica – sich weder bei den internen Stellen, noch bei den Strafverfolgungsbehörden gemeldet haben, wieso sie sich ausgerechnet jetzt – nach bis zu 9 Jahren später – bei SRF melden, aus welchen Motiven Atasoy diese Sendung gemacht hat, man weiss es nicht.

Einzig felsenfest steht: der Reporter muss lange Jahre darauf warten, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Völlig unabhängig davon, ob alle Vorwürfe, einer oder keiner zutrifft: Täter könnte er sein, Opfer ist er. Und das ist mindestens so eine Sauerei wie ein sexueller Übergriff. Nur wird er vom Volksgerichtshof der öffentlichen Meinung abgeurteilt; die Denunziantinnen kommen unter dem Schutz der Anonymität auch dann davon, wenn sich ihre Beschuldigungen als erfunden herausstellen sollten. Was nicht das erste Mal wäre.

Der linke Sexismus-Sumpf

Alle sind entsetzt, niemand hat nix gewusst. Oder doch?

In der Paradedisziplin Heuchelei werden links der Mitte mal wieder Rekordversuche unternommen. Denn es liess sich nicht länger der Deckel draufhalten, dass ein wohlangesehenes Mitglied der stramm sexismusfeindlichen Redaktionen von WoZ und «Republik» das mehr so wie Hunter S. Thompson gesehen hat, Gonzo und so. Angeblich soll er ungeniert und schriftlich davon geträumt haben, wie es denn so wäre, wenn «crazy lips» ihm einen blasen würden.

Nun ist männliches (wie auch weibliches) Balzgesäusel für Aussenstehende selten etwas anderes als peinlich und häufig Anlass zum Fremdschämen. Aber richtig peinlich wird es hier aus einem ganz anderen Grund.

Denn bislang überbieten sich die beiden Redaktionen mit Entrüstung und «Erschütterung», wobei natürlich immer die Unschuldsvermutung zu beachten sei. Aber dass so etwas möglicherweise in ihrer Mitte geschehen konnte, unglaublich. Und niemand hat’s gemerkt. Niemand hat’s gewusst. Also die «Republik» monatelang schon, aber die durfte nix machen. Und die belästigten Frauen haben schamvoll geschwiegen. Offenbar trauten sie den angeblich vorhandenen Meldestellen so wenig wie die erregten Tamedia-Journalistinnen. Oder aber, es geht hier den angeblichen Opfern in erster Linie darum, den angeblichen Täter öffentlich fertigzumachen, im Nachhinein.

Daher kann die WoZ eine grosse Portion Betroffenheit ins Netz stellen: «Die WoZ ist erschüttert über das Fehlverhalten … Die damalige wie auch die aktuelle Redaktionsleitung und Geschäftsleitung hatten bis dahin keine Kenntnis von den Vorwürfen. Auch bei der internen Personalombudsstelle für Konfliktfälle sind dazu nie irgendwelche Hinweise eingegangen.» Es handle sich allerdings um einen Vorfall aus dem Jahr 2014, verrät die WoZ noch. Also vor fast zehn Jahren; längst verjährt, nie gemeldet. Aber offenbar gilt für das Organ der humanistischen Lebensart die Unschuldsvermutung nicht mehr; ein «angeblich» sucht man vor dem «Fehlverhalten» vergeblich.

Aber wie auch immer. Wie ZACKBUM aus mehr als einer vertrauenswürdigen Quelle weiss, hat der Vorfall durchaus noch Potenzial, sich zum richtigen Skandal aufzublasen (ähm, schon wieder falsches Bild). Nicht, dass neue, schreckliche Untaten ans Licht gekommen wären. Es ist noch schlimmer.

Mit dem Fall vertraute Quellen berichten ZACKBUM, dass eine «Republik»-Redaktorin (Name der Redaktion bekannt) vor einigen Jahren bereits dieses Thema im Zusammenhang mit diesem Journalisten (Name der Redaktion bekannt) recherchierte. Allerdings als der noch bei der WoZ angestellt war. Als die Redaktorin dann die ersten Ergebnisse, die nicht sehr schön waren, präsentierte, wurde ihr von oben (Namen bekannt) bedeutet, dass diese Story keine so gute Idee sei. Denn man arbeite daran, den Journalisten von der WoZ in den eigenen Laden rüberzuholen – was ja dann auch gelang. Und da sei Wühlen in seinem etwas unaufgeräumten Triebleben nicht erwünscht.

Worauf die Story – offensichtlich – nicht erschien. Die damalige Redaktorin dementiert auf Anfrage diese Story nicht, äussert sich aber auch nicht weiter dazu. Die aktuelle Geschäftsführung (die damals noch nicht am Gerät war) eiert etwas um den heissen Brei, stellt sich aber immerhin dem Problem. Sie sagt, «dass wir im Rahmen der anstehenden internen Untersuchung jeder Art von möglichen Fällen sexueller Belästigung nachgehen werden, sowie auch der Kultur, innerhalb dieser solche Fälle überhaupt vorkommen können».

Und auf die spezifische Frage, was diesen Fall betrifft: «Nach unserem aktuellen Wissensstand hat man sich bei der Anstellung von (Name der Redaktion bekannt) mit entsprechenden Gerüchten auseinandergesetzt – ob diese Auseinandersetzung genügend war, wird die interne Untersuchung klären müssen.»

Womit nun, das ist leider das richtige Sprachbild, die Kacke echt am Dampfen ist.

Billiger Cédric

Billiger Jakob, SP-Stil.

Die SP Schweiz hatte es in jahrelanger, unermüdlicher Arbeit geschafft, den einstmals bedeutenden AZ-Ring (für «Arbeiterzeitung») ins Verderben zu führen. 1973 war’s schon vorbei mit der Stimme der Arbeiter, mit dem SP-Parteiblatt-Konzern.

Seither ist es der SP nicht gelungen, in irgend einer Form etwas Publizistisches auf die Beine zu stellen, das funktioniert, Leser interessiert oder gar Einnahmen generiert. Stattdessen wird ständig gegen reiche Kapitalisten gewäffelt, die sich Zeitungen kaufen könnten und damit die öffentliche Meinung manipulierten.

Wären genügend Leser an der Meinung der SP interessiert, wäre das doch auch eine tragfähige Basis. Die «Mitgliederzeitung Links» (sechsmal jährlich …) und «Abstimmungszeitungen», garniert unablässig mit Medienmitteilungen, das ist als kläglicher Rest übrig geblieben. Zudem drängen vor allem Partei-Co-Präsident Cédric Wermuth und der SP-Nationalrat Fabian Molina unablässig in die Medien, indem sie zu eigentlich allem sofort eine Meinung haben.

Parteichef Wermuth hat nun allerdings auch noch eine krampfhaft-originelle Idee. Er hechtet harmlose Opfer mit einem Bettelbrief an.

Zunächst eine kurvige Einleitung: «Gerade in einem Wahljahr sind kritische Medien von grosser Bedeutung. … Wir müssen wissen, welche Verbindungen die SVP zur AfD in Deutschland hat, wer die FDP finanziert ..

Gut gewählte Beispiele, man vermisst etwas die Berichterstattung über die Verbindungen von Molina zu Schwarzen Block oder zum Kosovo, oder über das Geeier der SP Bern, was die Offenlegung ihrer Spendeneinnahmen betrifft.

Aber gut, dann müsste Wermuth wohl die NZZ oder gar die «Weltwoche» empfehlen, und das brächte er natürlich nicht übers Herz. Allerdings muss er nun fremdgehen, mangels SP-Presse. Zunächst noch Staatstragendes: «Für mich steht fest: Kritische Medien sind das Rückgrat unserer Demokratie.» Also doch ein Lob auf die «Weltwoche»? Nein, kleiner Scherz: «Die linke Wochenzeitung WOZ ist ein Beispiel dafür.»

Wunderbar, aber na und? Jetzt kommt’s: «Deshalb haben wir auch sofort zugesagt als uns die Leute von der WOZ fragten, ob wir unseren Unterstützer:innen und Mitgliedern (sic!) ein Sonderangebot unterbreiten möchten.»

Abgesehen von der Frage, wer sich eigentlich hinter dem Pluralis Majetstatis verbirgt: Genosse Cédric als billiger Jakob? Der lockt nämlich damit, dass es beim Abschluss eines Jahresabos der WoZ noch ein Riesenguetzli obendrauf gebe: «Wer jetzt über den Link unten eins löst, bekommt ein Vierteljahr geschenkt oben drauf

Das ist nun spendabel von der WoZ, aber was steuert die SP eigentlich dazu bei? Kein T-Shirt, kein Käppi, kein Kleber (gut, etwas heikel), kein Flyer? Aber wer einen Medienkonzern in den Sand setzt, ist auch heute nicht sonderlich gut aufgestellt, Auf der Webseite der SP findet man unter den Begriffen Poster oder Wahlkampfmaterial nix, bei Flyer diesen Brüller: «Wir planen den Druck von Info-Flyern für Stimmberechtigte, die mit Politik nicht allzu viel am Hut haben, aber unsere Werte teilen. Unterstützt du diese Massnahme mit einer Spende?»

Man könnte auch für einen «Klimaschutz-Flyer» spenden, aber damit ist das aktuelle Angebot bereits erschöpft. Denn wer will noch das «Bestellformular für Flyer der SP MigantInnen» vom Juni 2020 ausfüllen. Oder den «Flyer «Ja zur Asylgesetzrevision»» von 2016 bestellen?

Dumm auch: das «Sektionshandbuch 5 «Wahlkampf»» wird gerade «überarbeitet». Ist ja auch noch eine ganze Weile hin bis zu den Wahlen im Oktober …

SP und die Medien. Wenn das Helmut Hubacher noch hätte erleben müssen. Ein Trauerspiel sondergleichen.

Staats-Journalisten

Unabhängigkeit ist vermietbar.

Die Journalisten der Mainstream-Medien werden nicht müde zu betonen, dass sie völlig unabhängig ihrer Tätigkeit nachgehen. Dabei kennten sie weder Kaiser noch Gott. Die Meinung ihrer Besitzer oder Verleger sei ihnen völlig egal, auch die Geldtöpfe der Bürokratie der Berner Bundesstellen liessen sie völlig kalt. Und keinesfalls dürfe man SRF als Staatsfunk bezeichnen.

So geht die Mär. Nun hat der «Nebelspalter» mit einer verdienstvollen Anfrage herausgefunden, dass sich Aushängeschilde wie Urs Gredig, Arthur Honegger oder Florian Inhauser gerne von Bundesdepartementen bezahlen lassen, um Anlässe zu moderieren. SRF-Redaktor Rafael von Matt führte sogar eigentliche Medientrainings durch. Allerdings ohne seine Vorgesetzten darüber zu informieren, weil er wusste, dass die das abgelehnt hätten.

Über 200’000 Franken bezahlte die Bundesverwaltung in den zwei letzten Jahren an willige Journalisten. Nicht nur vom Staatsfernsehen. Die Liste ist ellenlang. Darin figurieren Marguerita Meyer oder Marie-José Kolly von der «Republik», Florian Keller von der «WoZ». Die Hand aufhielten auch Rico Bandle von der SoZ oder Christof Münger vom «Tages-Anzeiger». Sabine von Fischer, Andreas Ernst und Barnaby Skinner von der NZZ taten es ihnen gleich.

Meistens handelt es sich um Beträge zwischen 500 und 2000 Franken für die Moderation eines Staatsanlasses. Richtig fett sahnte Christian Zeier von «Reflekt» als Redaktionsmitglied von «Eine Welt» ab, ein Jubel-Organ des EDA. Alleine in den zwei Jahren 2020 und 2021 bekam er satte 75’755 Franken reingeschoben. «Reflekt» verkauft sich übrigens als «unabhängiger, investigativer Qualitätsjournalismus», beklagt die Staatsnähe anderer Organe und will selbst völlig transparent sein. Allerdings gibt der redaktionelle Leiter und Co-Geschäftsleiter Zeier seinen kleinen Nebenerwerb nicht an.

Auf Anfrage verteidigt er sich: «Ich sehe keinen Widerspruch zwischen dem unabhängigen, investigativen Qualitätsjournalismus von Reflekt und den fachspezifischen Artikeln zur Entwicklungszusammenarbeit, die ich für «Eine Welt» geschrieben habe. Es gab in diesem Zusammenhang nie einen Interessenskonflikt und meine Arbeit für «Eine Welt» war und ist allgemein bekannt.»

Natürlich handelt es sich bei den meisten Staatszahlungen um ein kleines Zubrot, wobei die völlig staatsunabhängigen Journalisten schon auch mal 4000 oder 12’473 Franken für Moderationen verdienen. Oder für Redaktionsarbeiten 8’250, oder über 11’000 für das Verfassen mehrerer Beiträge.

Kann man diese Journalisten deswegen als gekauft bezeichnen? Nein. Aber als gemietet. Obwohl das «nur» Zusatzeinkünfte zu ihren üppigen Gehältern sind: es ist doch völlig klar, dass der Empfänger Beisshemmungen gegenüber seinem Auftraggeber hat. Der grösstenteils das EDI oder das EDA ist.

Kritisch die Unabhängigkeit bei anderen hinterfragen, so tun, als gehe es dem Medienschaffenden nur und ausschliesslich um die möglichst wirklichkeitsnahe Erforschung und Darstellung von Berichtenswertem.

Welche eine Heuchelei. Wieder einmal, und deshalb überhaupt nicht überraschend. Hier bekommt der alte Begriff Schreibnutte eine ganz neue Bedeutung.

WoZ oder «Republik»?

Der Nahvergleich kennt einen klaren Sieger.

Natürlich kann die «WochenZeitung» auf eine deutlich längere Geschichte zurückblicken. Sie wurde 1981 gegründet. Der Nukleus war die monatliche Beilage «Das Konzept» vom «Zürcher Student». Seither erscheint die Wochenzeitung ununterbrochen.

Die «Republik» begann 2017 mit 16’000 Abonnenten als reine Online-Publikation. Inzwischen gibt sie 29’651 «Verleger» an, von denen 24’430 im letzten Monat «aktiv» gewesen sein sollen. Die WoZ verzeichnet rund 20’000 Abos und hat eine Leserreichweite von 102’000.

Das Jahresabo kostet bei der «Republik» 240 Franken, nur digital, bei der WoZ 295.-, unabhängig, ob nur digital oder digital plus Print. Die WoZ ist als Genossenschaft Infolink organisiert und hat zudem einen Förderverein. Ausserdem kooperiert sie mit der «Le Monde Diplomatique». Die «Republik» ist als «Projekt R Genossenschaft» und «Republik AG» aufgestellt, die beide als Holding funktionieren. Die WoZ beschäftigt laut Impressum ingesamt 56 Mitarbeiter, die «Republik» 65, ohne feste Freie.

Die WoZ zahlt einen Einheitslohn von 6000 Franken im Monat, die «Republik» von 8000, Zusatzeinkünfte durch Mandate oder andere Pöstchen nicht gezählt. Die WoZ weist Erträge von rund 5,5 Millionen Franken, plus Spenden, auf. Die «Republik» hat ihr Budget auf 8,3 Millionen Franken erhöht.

Die WoZ liefert wöchentlich rund 33 Artikel ab, die «Republik» rund 25, Tageszusammenfassungen und Ankündigungen mitgezählt.

Die WoZ hat in ihrer ganzen, langen Geschichte ein einziges Mal einen Bettelaufruf erlassen, um aus einer finanziellen Bredouille herauszukommen. Die «Republik» macht das seit Gründung regelmässig; das letzte Mal Ende 2020, als mit Selbstmord per Ende März 2021 gedroht wurde, sollten nicht Millionenspenden zusammenkommen.

Die WoZ hat eine einheitliche Genossenschaftsstruktur ohne Grossinvestoren, die «Republik» hängt im Wesentlichen von den Investitionen der Meili-Brüder ab. Die WoZ erscheint mit Werbung, die «Republik» ist werbefrei.

Während die WoZ weitgehend rumpelfrei ihrer Arbeit nachgeht, macht die «Republik» immer wieder mit Querelen von sich reden. Der erste Chefredaktor wurde abgesägt, sein Nachfolger a.i. nicht definitiv bestätigt und durch zwei neue a.i. ersetzt, die dann endlich den Status definitiver Chefredaktor erlangten. Nach dem Mitgründer Constantin Seibt zog sich der erst kürzlich an Bord gekommene VR Roger de Weck schon wieder Knall auf Fall zurück; ihren Rücktritt kündigten ebenfalls die beiden letzten verbliebenen VR an.

Das mag im Zusammenhang mit möglichen Haftungsfolgen stehen; die «Republik» ist in ein Steuerproblem in der Höhe von knapp einer Million Franken verwickelt. Um die Aufstockung des Budgets zu finanzieren, will die «Republik» diesen Frühling auf mindestens 33’000 Abonnenten kommen, was illusorisch zu sein scheint.

Die «Republik» machte immer wieder mit angeblichen Skandalen von sich reden, die bei genauerer Betrachtung wie ein Soufflé in sich zusammenfielen. Die letzten Male waren es unbelegte Angriffe auf einen Schweizer Kita-Betreiber und die ETH Zürich. Seither ist es diesbezüglich eher ruhig geworden. Die WoZ hatte noch nie eine Enthüllung zu relativieren. Allerdings ist sie kürzlich mit einem Rufmord an einem TV-Kommentator in die Schlagzeilen gekommen, dem faktenfrei Rassismus vorgeworfen wurde.

Ein Vergleich des Inhalts auf formaler Ebene zeigt, dass die «Republik» auch dank Internet zu Textlängen neigt, die modernen Leseverhalten diametral entgegenstehen. Das geht bis zu absurden Fortsetzungsgeschichten über Tamedia oder Google, die den Umfang von halben Büchern und eine entsprechend niedrige Einschaltquote haben. Wenn auch die WoZ gelegentlich zu Länglichkeiten neigt, hält sie sich doch im Printkorsett normalerweise an verträgliche Längen, zudem pflegt sie einige Gefässe mit Kurzstoffen.

Während in der «Republik» Themen wie Wokeness, Genderprobleme, multiple Diskriminierungen überproportional vertreten sind, bemüht sich die WoZ (auch) um eine Berichterstattung mit Schwerpunkt Politik und Wirtschaft, konsequent aus linker Perspektive.

Ein inhaltlicher Nahvergleich wäre eine schöne Aufgabe für eine Seminar- oder gar Diplomarbeit. Aber auch aufgrund all dieser Eckdaten und Angaben ist es klar, dass die WoZ sowohl inhaltlich wie vor allem auch finanziell viel stabiler dasteht als die «Republik».

Auch ein oberflächlicher Vergleich der Inhalte ergibt eindeutig, dass die WoZ die Nase vorne hat und pro Ausgabe immer ein, zwei oder mehr Artikel publiziert, die die Lektüre lohnen. Bei der «Republik» können oft Wochen vergehen ohne einen einzigen lesenswerten Beitrag.

Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass die WoZ ihre inzwischen 42-jährige Geschichte noch einige Zeit fortsetzen wird. Es ist genauso wahrscheinlich, dass die «Republik» bei einer ihrer nächsten Bettelaktionen nicht mehr genügend Unterstützung erfährt (oder ihre Ankerinvestoren die Nase voll haben) und dann nach lediglich sechs oder sieben Jahren den Betrieb einstellen wird.