Wenn der Tagi rechnet,

dann verrechnet er sich. Vor allem beim Steckenpferd alternative Energie.

Es ist bekannt. Tamedia ist ein strammer Befürworter der Energiewende. Weg von AKW. Kohle- oder Gaskraftwerke sind des Teufels, die Zukunft liegt in erneuerbaren Energien. Also Wasser, Sonne, Wind. Da darf jeder dilettieren, von der Chefredaktorin abwärts.

Gleich drei Fachkräfte widmen sich der Frage: «Geht die Lampe aus?» Aber gemach: «So kann die Schweiz die Energiewende schaffen: 5 Szenarien zur Stromversorgung von morgen im Vergleich.»

ZACKBUM nimmt erfreut zur Kenntnis, dass es Marc Brupbacher gelungen ist, einen Moment seine Aufmerksamkeit von den anhaltenden Gefahren durch Corona abzuwenden. Das ist sicherlich eine gute Nachricht – zumindest für ihn.

Allerdings: so sehr, wie er sich bei der Pandemie von der Realität verabschiedete, so lustig lebt er mit den Mitautoren Martin Läubli und Patrick Meier im Wolkenkuckucksheim der Energieherstellung aus Luft und Liebe.

Natürlich nicht ganz, aber fast. Richtig ist: «Die Schweiz will bis 2050 unter dem Strich die CO2-Emissionen auf Null senken.» Ab dann sollen keine fossilen Treib- oder Brennstoffe mehr verwendet werden. Das ist eine Ansage, reines Wunschdenken.

Wie schon Peter Bodenmann schmerzlich erfahren musste, klafft zwischen Wunsch und Wirklichkeit der Stromerzeugung und Speicherung ein Abgrund, der tiefer ist als der Walensee. Alle Fantasien, dass in den Alpen mit Photovoltaik die Stromlücke geschlossen werden könnte, die durch die Abschaltung der AKW entsteht, sind widerlegter Unsinn.

Es ist müssig, die Argumente zu wiederholen; anderslautende Berechnungen werden durch Wiederholung auch nicht richtiger. Es bleibt die Tatsache bestehen: Jeder Fachmann weiss, dass es ohne Kernkraftwerke nicht geht. Und jeder Fachmann weiss, dass wir nicht nur die bestehenden Kernkraftwerke brauchen, sondern weitere zwei bis drei bauen müssen.

Es bleibt die Tatsache bestehen: Windenergie wird nicht mehr als 1 Prozent der Stromerzeugung bestreiten. Grosse Anlagen mit Solarpanels – ob in den Bergen oder auf Hausdächern – werden die Winterstromlücke niemals schliessen können.

Es bleibt die Tatsache bestehen: zur existierenden Stromlücke werden durch die Schliessung der AKW weitere 20 TWh dazukommen. Wärmepumpen und Ausbau der Elektromobilität: weitere 20 TWh. Wie soll überschüssiger Sommerstrom gespeichert werden? Völlig offen, abgesehen von Absurd-Szenarien wie Pumpspeicherwerke und die Verwendung von Wasserstoff.

Wie kann die Schweiz die Energiewende schaffen? Nicht mit den «wenn Wünschen helfen würde»-Szenarien des Tagi. Sondern indem die Schweiz noch viel mehr Strom im Winter importieren muss als schon jetzt. Nicht nur, dass sie sich damit auf Gedeih und Verderb ausländischen Stromproduzenten ausliefert. Der wirkliche Brüller ist dabei, dass sie Strom aus AKW, aus Kohle- und Gaskraftwerken importiert.

Die sogenannte Energiewende findet also wenn schon so statt, dass die Schweiz ihre CO2-Emissionen exportiert. So wie wir unseren Schrott und Müll in Afrika und Asien abladen. Aber das wollen Brupbacher und Co. natürlich nicht wahrhaben. Auch auf diesem Gebiet versagt der Tagi krachend.

10 Kommentare
  1. Remo
    Remo sagte:

    Wenn Journalisten rechnen kommt das selten gut.

    Es sind halt Schreiberlinge und keine Mathematiker.

    Siehe etwa auch Daniel Zulauf von CH-Media, der eine ganz eigene Mathematik an den Tag legt:
    https://walliser-zeitung.ch/daniel-zulauf/

    War schon in der Schule so. Schüler, die gut in Mathe / Physik sind, sind selten auch gut in Deutsch und umgekehrt.

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  2. Herbert Schweizer
    Herbert Schweizer sagte:

    Warum werden in der ganzen Diskussion eigentlich nie, aber auch gar nie die zwei Worte «Energie sparen» verwendet. Der menschliche Irrsinn treibt jeden Tag neue Blüten: Energieknappheit: Das bedeutet mehr Elektroautos, Elektrovelos, Elektroroller, Elektrotrottinette und so weiter. All diese Elektrodinger sind sind Energieschleudern der übelsten Sorte und bekanntlich höchst ineffizient. Oder wie steht’s mit unseren Städten und Dörfern, die, obwohl kein Mensch mehr unterwegs ist, die ganze Nacht hell erleuchtet sein müssen. Und die Schaufenster, die vom nächtlichen Heimkehrer kaum beachtet werden dürften, erstrahlen in hellstem Flutlicht. Autobahnausfahrten, die dank ihrer Helligkeit zum Zeitunglesen einladen, wie beispielsweise Wankdorf Bern. Fussballspiele auf den Tag verlegen ist auch nie ein Thema und Eishockey wird schon im August ausgetragen, dies mit einem riesigen Energieaufwand für Kunsteis im Sommer. Dann die «zwingend nötigen» Beschneiungsanlagen, da der Schnee immer höher hinauf ausbleibt, stehen bald auf jeder Alpweid. Schnellzüge, die mit über 200 Stundenkilometern durch unsere Tunnel rasen, gehemmt durch den enormen Luftwiderstand, der nicht weichen kann; kein Thema.

    Jeder kann meine Liste beliebig verlängern. Sie beweist, dass nicht die Energieknappheit das Problem ist, sondern die unbeschreibliche Dummheit des Homo Sapiens, dem noch nie etwas schlaueres eingefallen ist, als Wachstum und nochmals Wachstum. Diese Spezies hat gerade in den letzten drei Jahren trefflich bewiesen, dass man sie als unmündig erklären müsste. Aber offensichtlich geht diese mangelde Hirnleistung weit über die Gesellschaft der Coronajünger hinaus.

    Gestern standen wir am Abgrund und morgen werden wir sicher einen Schritt weiter sein, dies mit oder ohne AKW, Gas-, Kohle- oder Windenergie. Da denke ich an unsere Söhne, Töchter und Enkel, An etwas, wovon unsere Schlaumeier offensichtlich nie etwas gehört haben.

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    • Eveline Maier
      Eveline Maier sagte:

      Allesamt gute Gedanken, Chapeau.

      Hat zwar bloss indirekt mit der Energiefrage zu tun. Auch der inflationäre Gebrauch von Pizzakuriere sollte eingedämmt werden.

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    • Remo
      Remo sagte:

      Es gibt Straßenlaternen, die sich nur anschalten, wenn jemand vorbeiläuft. Aber keine Gemeinde setzt sie ein. Obwohl gerade in Wohngebieten sinnvoll.

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    • Remo
      Remo sagte:

      Man nehme nur die Zivilisationskrankheit Nr1., den Bewegungsmangel. Aus welchen Fettleibigkeit, Diabetis, Depressionen und viele viele andere Krankheiten resultieren.
      Wie gut würde es vielen tun, einmal eine kurze Strecke zu Fuß anstatt mit dem Auto oder dem ÖV zu bewältigen.

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  3. René Küng
    René Küng sagte:

    Herrliche Wende oder höhere Einsicht zum Schluss:
    ‹dass die Schweiz ihre CO2-Emissionen exportiert. So wie wir unseren Schrott und Müll in Afrika und Asien abladen.›

    Aber solange jeder Experte weiss, dass das ohne weitere Atomkraftwerke nicht geht, brauchen wir nicht darüber nachzudenken – ob wir mit 50% Energieverbrauch alle in tiefer Nacht und Unglück versinken würden?

    Ich denk ab und zu darüber nach, ob und was nur schon meine reduzierten läbtop Stunden bringen.
    zackbum sei Dank, ich spar mir viele Zeitungen. TV out und selber trampen; hej, bin schon fast im Budget, mit noch viel Raum nach unten.
    Z meint (schon gedruckte) Bücher lesen, die BaZ meint ‹Z› sei des Teufels und die Regierung macht uns aus Z ein X.
    spa Z ieren gehen läuft ohne Atomstrom.

    Und ein vom BAG (oder so) ausgerufener Tag (pro Woche 😉 des selber (Hirn)Strom produzierens bei maximalem Verzicht auf ImportEnergie………………
    fertig geträumt, muss jede/r selber erfinden.
    Vom Abhängigkeits-System kommt solch subversive Propaganda bestimmt nicht.

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  4. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    «Jeder Fachmann weiss, dass es ohne Kernkraftwerke nicht geht». Stimmt natürlich nicht aber immerhin die eigene Meinung dokumentiert. Das einzige was wir heute genau wissen das kommende Generationen den Billigstrom den wir heute beziehen teuer bezahlen müssen, Abbruch von AKW, Bau von Endlagern, betreiben und überwachen der Endlager. Da noch weitere AKWs fordern ist eine Respektlosigkeit und Ausbeutung kommender Generationen! Wir werden als Schmarotzergeneration in die Geschichte eingehen!

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    • Slavica Bernhard
      Slavica Bernhard sagte:

      Ihre Meinung! Die AKW existieren bereits und liefern 30% der Energie (Sockel-Energie).
      Aber könnte man den Ausstieg nicht auch so planen, dass er auch funktioniert?
      So wie das angesagt ist, wird es nie und nimmer klappen! Von den Kosten und dem Atomstrom aus Frankreich wollen wi gar nicht sprechen.

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  5. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    Politiker und Tagi-Mitarbeiten glauben an PR-Sprech wie «Solar- und Wind-Express». Scheinbar sank das Niveau in Sachen Mathe und logischem Denken schon vor längerer Zeit als vermutet. Oder das ideologische Brett vor dem Kopf vernebelt schlicht die Sinne.

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