Titel und Inhalt

Mogelpackungen sind nie verkaufsfördernd.

Das gilt für aufgeplusterte Verpackungen genau so wie für Schlagzeilen.

«20 Minuten» ködert den Leser mit einer brandheissen Meldung. Welche Todesursache wurde «enthüllt»?

«Ein Sprecher der Queen of Rock ’n’ Roll hat am Donnerstag weitere Details zur Todesursache gegeben. Wie er gegenüber der «Dailymail» sagte, sei Tina Turner eines natürlichen Todes gestorben.»

Lachen ist sicherlich die beste Reaktion.

Da will natürlich auch das Blatt mit dem Regenrohr im Titel nicht nachstehen; auch der «Blick» weiss mehr:

Die Todesursache war auch hier ein «natürlicher Tod». Ganz im Gegensatz zum unnatürlichen oder gar übernatürlichen.

Auch nau.ch obduziert die Todesursache:

Dass es auch richtig geschmacklos geht, beweist diese Gedenktafel in London, als ob sich so das Leben Tina Turners zusammenfassen liesse:

Selbst die NZZ nimmt einen Augenschein am Gatter vor Turner Villa:

Leider hat der Journalist des Qualitätsorgans nicht recherchiert, wieso «Algonquin» am Tor steht. Ts, ts. Aber sehr boulevardesk beobachtet er dann Beobachter beim Beobachten, also Seinesgleichen bei der Arbeit, die er dann auch leistet. «Sie ass gerne Zitronensuppe», übermittelt Tobias Marti der Welt, denn er hat dem Sternekoch gelauscht, der ganz in der Nähe Turner bekochte. Der 8-Gänger kostet hier standesgemässe 265 Franken, und die Sterne leuchten wohl, weil das Restaurant zuvor «Kunststuben» hiess …

Dann belästigt Marti den Gemeindepräsidenten Markus Ernst telefonisch, der vermelden kann: ««Es ist unglaublich», sagt der Milizpolitiker, gegen 25 Interviews habe er heute schon gegeben, und er werde den Rest des Tages auch nichts anderes mehr tun. Da ist es gerade einmal drei Uhr nachmittags.»

Was ja wohl heissen soll, dass auch Marti nicht gerade zu den Frühaufstehern gehört.

Eher enttäuschend ist dagegen die Berichterstattung von «watson». Dieses Magazin für Freunde der Quantenphysik und andere Intellektuelle lässt es bei einer Meldung und der obligaten Bio bewenden. Offenbar nicht in der Lage, die Bedeutung dieses Todes für sein Zielpublikum zu erkennen. Denn Turner, dass ist wie Jagger: auch Menschen, die deren Enkel sein könnten, mögen die Musik.

 

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