Ex-Press XLVII : Blubber-Blasen

Blüten aus dem Mediensumpf.

Diesmal widmen wir uns, Überraschung, herausragend blöden Meldungen und Aussagen. Nein, diesmal fangen wir nicht mit «watson», sondern mit dem «Blick» an.

Der hat es geschafft, den Alt-Milliardär Hansjörg Wyss zu einem Videochat zu bewegen. Früher wäre das unter Sozialdienst für ältere Mitbürger durchgegangen, heute heisst das «Phantom-Milliardär bricht sein Schweigen».

Was bricht das Phantom so? Nun, die üblichen Anekdoten aus dem Leben eines Milliardärs:

«Zugegeben: Wir sind auch etwas verwöhnt und haben die Möglichkeit, mit meinem Flieger gefahrlos beispielsweise nach Kalifornien zu fliegen.»

Das ist schön für ihn, was hält er denn so von der Schweizer Corona-Politik und der SVP? «Da fehlt es an Intelligenz.» Gut hingegen, dass Wyss aushelfen kann, zum Beispiel mit seiner intelligenten Meinung zur EU: «Der Bundesrat hätte niemals die Verhandlungen abbrechen sollen. Das kann ich nicht verstehen, so etwas macht man doch nicht.»

Und wenn man es macht, was passiert dann? «Wir werden wie Pakistan behandelt werden.» Die Schweiz, das Pakistan Europas, furchtbar. Aber nochmals zur dummen SVP: «Diese Partei ist eine grosse Gefahr für die Schweiz und hat nicht erkannt, dass wir in einer international vernetzten Welt leben. Der SVP ist es am wichtigsten, dass die Schweizer Fahnen in jedem Dörfchen wehen.»

Gut, lassen wir Wyss mit seinem Flieger problemlos wegfliegen. Hat der «Blick» noch mehr zu bieten? Aber sicher, da wäre ja noch der Niederländer Jan-Egbert Sturm. Denn «nur wenige kennen und verstehen die Weltwirtschaft so gut wie» der Leiter der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich. Ausserdem ist er «seit Februar 2021 Vizepräsident der Corona-Task-Force des Bundes».

Was für eine Erkenntnis dieser Koryphäe der Weltwirtschaft, kann man nicht oft genug wiederholen:

«Es kann schon noch einige Monate dauern, bis die Lieferengpässe beseitigt sind.»

Wer über den Weltwirtschaftsversteher schmunzelt, tut Sturm aber Unrecht. Denn das stimmt, und daher unterscheidet sich diese Aussage von all seinen Konjunkturprognosen für die Schweiz. Mit denen liegt er nämlich nicht mal im 50 zu 50 Schnitt. Sondern haut prinzipiell daneben. Daher trägt sein Institut in Fachkreisen auch den Übernamen DOF.

Doch, einer geht noch. Die «Blick»-Knutschkugel Alain Berset hat herausgefunden, dass wir in einer «unkonventionellen Krise» stecken. Wahnsinn, aber daher braucht es auch unkonventionelle Massnahmen wie das Spritzengeld von 50 Franken. Aber gut, wenn das den Kantonen nicht passt, dann kann man’s auch lassen. Deswegen hat der «Blick» seinen Liebling nicht weniger lieb.

Wir gehen nun an die Spitze – des Alphabets

Nein, liebe «watson»-Fans, wir gehen nun alphabetisch vor, und obwohl der Wanner-Clan hinten im Alphabet steht, die «Aargauer Zeitung» ist ganz vorne und ganz nah:

Wie steht es denn nun mit den Räben, und was hat ein Kohl-Bauer damit zu schaffen? Im Artikel selbst entfaltet sich hier eine sozusagen jede Krume umdrehende Reportage. Denn der Kohl-Bauer baut die Kohl-Art Räben an. Hätten wir nicht gewusst. Und wie eine Nachfrage beim Präsidenten des Bauernverbandes ergibt: «Der Räbenertrag ist sehr gut und vergleichbar mit dem letzten Jahr.» Also alles kein Problem:

«Wer noch Räben brauche, solle sich also bei ihm melden, fügt er an.»

Auch weitere knallharte Recherchen, so bei der Migros Aare, fördern keine Räben-Knappheit zu Tage. Wieso um Himmels willen gibt es dann in Niederlenz keinen «Räbeliechtliumzug»? Damit müsste doch dieser Artikel enden, um jede Menge Journalistenpreise abzuräumen. Aber: «Die Schule Niederlenz war aufgrund der Herbstferien nicht für Nachfragen erreichbar.»

Hatte so gut angefangen …

Hat denn CH Media noch weitere Höhepunkte zu bieten? Schlägt das dem Fass die Krone ins Gesicht, den Boden aus und überhaupt?

Geht so? Ach, aber schliesslich hat CH Media ja noch seine Geheimwaffe, die publizistische Leiter nach unten:

Nein, das hat nichts mit Jolanda Spiess-Hegglin zu tun. Nein, das ist auch soweit inhaltlich korrekt, was zwar bei Pascal Hollenstein erstaunt, aber vorkommen kann. Das Problem ist nur: die Story ist alt. Uralt. Steinzeitalt. Wurde überall schon gespielt. Gähn. Schnarch. Aber wenn man im Impressum gleich unterhalb von Gottvater Wanner steht, traut sich halt keiner, auf solche Details aufmerksam zu machen.

Hat Hollenstein das hier nach 40 Tagen erblickt?

Gut, ZACKBUM gibt zu, «watson» böte auch heute wieder jede Menge Spass und Tollerei. Aber manchmal muss man stark und streng sein, nein sagen können.

Wir greifen nun nicht tiefer, sondern höher

Deshalb nicht ein Griff ins Klo, sondern nach oben. Genau, da kann es nur the one and only geben:

«Doch es wäre fast», auch Eric Gujer leidet etwas unter dem Problem, dass fast ein Wunder nötig wäre, damit sich jemand traut, an seiner Titelgebung leichte Kritik anzubringen. Das gilt natürlich auch für Texte seiner Göttergattin, selbst wenn die gemeinsame Hotelaufenthalte beschreiben.

Einfach zum Mitschreiben: wenn etwas fast wäre, dann ist es nicht, wird es nicht, denn Wunder gibt es immer wieder, wie der Schlager weiss, aber fast sind sie eben nicht zu haben. Und wieso «doch» hier überleiten soll, ob es als Adverb, Konjunktion oder gar Partikel gebraucht wird, da fehlt Heuer dann schon schmerzlich.

Aber, wer gelegentlich zweifeln sollte, ob die NZZ nicht weiterhin das Sprachrohr des Grosskapitals, der Finanzhäuser, des Bürgertums, der Kapitalisten sei, hier wird er beruhigt:

Es menschelt aber auch immer wieder in der NZZ:

Wir wollen diesen Dreisprung aber versöhnlich ausklingen lassen. Alleine dieses Angebot, und das ist nur ein Ausschnitt, zwei weitere Dreistöcker folgen noch, dann Videos und weitere Empfehlungen, also alleine dieses Angebot eines Augenblicks enthält mehr Stoff als in CH Media, Tamedia und «Blick» in einer Woche erscheint. Und nein, wir machen uns keine grossen Hoffnungen, unter Gujers Regentschaft jemals wieder in der NZZ schreiben zu dürfen.

1 Antwort
  1. Hans von Atzigen
    Hans von Atzigen sagte:

    Noch so eine Medienchaoten „Müsterlie» von heute Sonntag 17.10.2021.Der Blick labert vom Ende des Verbrennermotor .20 Minuten von bevorstehendem Strommangel. Somit stellt sich den für Tesla Fahrer bald die Frage E.-Kutsche fahren oder Kochen.Scheint so einige sind final über den Jordan. Ob der letzte Verblödungs- „Kik» aus der von beiden lauthals propagierten Spritze kommt? Na ja muss nicht, es könnten auch andere offenbar weit verbreitete Drogen sein. (Stichwort: Abwasserkontrollen.)

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