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Die Rote Fabrik fehlte noch

Desaster auf Desaster. Welch ein Trauerspiel.

«Republik», «Kosmos», «TagesWoche», «bajour», es scheint ein Gesetz der Serie zu geben. Denn nun reiht sich auch noch die Rote Fabrik in den bunten Reigen gescheiterter oder scheiternder linker Projekte ein.

Besonders peinlich war bislang der «Kosmos». Von grossmäuligen Erblinken ins Leben gerufen, fahrlässig gegen die Wand gefahren, der Steuerzahler darf aufräumen. Alle Beteiligten schoben sich gegenseitig die Schuld zu und jammerten über die eigene Befindlichkeit. Die über 70 auf einen Schlag arbeitslosen Angestellten gingen ihren ganz schwer an dem Körperteil vorbei, mit dem sie meistens denken.

Und jetzt das. 1980 erblickte das Kulturzentrum Rote Fabrik in Zürich das Licht der Welt. Nachdem es zu den Opernhauskrawallen gekommen war, weil dieser Kulturtempel mit 61 Millionen Steuergeldern alimentiert wurde, wollte das Bürgertum seine Ruhe haben und spendierte 2,3 Millionen Subventionen für dieses alternative Kulturzentrum.

Immerhin 42 Jahre lang ging das einigermassen gut, während in dieser Zeit doch alles in allem fast 100 Millionen Franken Steuergelder verbraten wurden. Neben dem Kulturzentrum gab es mehrere Tentakel, war alles furchtbar alternativ, und das Restaurant Ziegel au Lac blieb seiner Linie von Anfang an treu, mittelmässiges Essen und Trinken mit lausigem Service und steifen Preisen zu verbinden. Die Angestellten verstanden ihren Job immer schon mehr als Gesprächstherapie denn als Dienst am Kunden.

Nun ist aber plötzlich Feuer im Dach. «Zwei Wochen zuvor hatte der Vorstand erfahren, dass sich für das Jahr 2023 ein Defizit von einer halben Million Franken» auftue, schreibt der Tagi. Irgendwie kommt einem das seit dem «Kosmos» bekannt vor. Alles super, alles prima, eigentlich keine Probleme, und plötzlich macht es rums und die Bude ist fast pleite. Als wären die Verantwortlichen Banker, schwafeln sie dann plötzlich von Unvorhersehbarem.

Nun scheint aber der unfähige Vorstand von Mindereinnahmen, ungeplanten Mehrausgaben und vor allem «fehlendem Selfcontrolling bei der Personalplanung» überrascht worden zu sein. Offenbar liegt die Wurzel des Übels in einer turbulenten Mitgliederversammlung vom Sommer 2021, in der der alte Vorstand weggeputscht und durch sich spontan zur Verfügung stellende Nachwuchskräfte ersetzt wurde.

Offensichtlich haben die keine Ahnung von der banalen Tatsache, dass man nicht unbedingt mehr Geld ausgeben sollte, als man einnimmt. Oder vielleicht liessen sie sich von der «Republik» beraten, die macht das schliesslich auch so.

Nun ist auch noch das letzte langjährige Vorstandsmitglied zurückgetreten, und auf die Frage des Tagi, wie es denn zu diesem Schlamassel habe kommen können, wird die naseweise Antwort gegeben: «Die vielen unterschiedlichen Gründe für die aktuelle finanzielle Lage sind nachvollziehbar und belegt.»

Das ist Dummschwatz für: dem Vorstand war offensichtlich ein Budget, die Finanzierbarkeit von Stellen und ähnlicher bürgerlicher Kram schnurz. Nun müssen schlagartig fast 400’000 Franken bei den Angestellten gespart werden, es wird zu Entlassungen kommen. Die «Fabrikzeitung» wird eingestellt, das Programmangebot zusammengestrichen, also mit der Axt dreingeschlagen.

Wie es möglich ist, dass unbemerkt bei einem Gesamtbudget von knapp 3,5 Millionen Franken, von denen lediglich knapp eine Million selbst erwirtschaftet werden, plötzlich angeblich aus heiterem Himmel die Pleite droht – ein Abgrund von Verantwortungslosigkeit.

Man kann sich vorstellen, wie die Mitglieder der Gesinnungsblase in der Roten Fabrik schäumen würden, wenn ein bürgerlicher Betrieb aus heiterem Himmel verkündete, dass man gerade eben erfahren habe, dass man fast pleite sei und dringend Mitarbeiter rausschmeissen müsse, so als Weihnachtsgeschenk.

Das ist nicht lustig, das ist auch kein Anlass zur Häme. Aber es ist schon verblüffend, wie ein linkes Unternehmen nach dem anderen implodiert – und jedesmal ein fahrlässig-unfähiger Umgang mit eigenem und fremden Geld die Ursache dafür ist.

Natürlich ist die Steuersubvention der Roten Fabrik ein Klacks im Vergleich  zur Kohle, die die Stadt ins Schauspielhaus und in die Oper steckt. Das ist aber kein Freipass dafür, schludrig und liederlich mit diesem Geld umzugehen. Und die Unfähigkeit des Vorstands müssen nun, wie üblich, die Angestellten ausbaden. Die sich Weihnachten auch ein wenig anders vorgestellt hatten.

Aber immerhin weiss man nun, wieso die Fabrik rot ist. Weil sie sich schämt, von solchen Pfeifen geleitet zu werden.

 

 

Plötzlich sensibel

Das Zürcher «Theater am Neumarkt» sagt ein Stück ab.

2016 waren die Theatermacher überhaupt nicht sensibel. Da verkündeten sie eine hirnlose Provokation des «Zentrums für politische Schönheit», dem das Neumarkt Gastrecht eingeräumt hatte: Ein «extra für diesen Anlass eingeflogener Voodoo-Priester», der vor einiger Zeit schon für den tödlichen Autounfall des österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider «verantwortlich zeichnete», werde Roger Köppel verfluchen, was das Publikum auch vorher schon auf der unter der Ägide des Theaters am Neumarkt aufgeschalteten Website tun durfte. Der Ankündigungstext fuhr fort: «Wir bitten die Bevölkerung, sich in weiten Kreisen an der Deportation des Köppels (ein gemeingefährlicher Straftäter) zu beteiligen.»

Philipp Ruch, der Kopf hinter dem «Zentrum für politische Schönheit», machte im Herbst davor bereits Schlagzeilen, als er in der Strassenzeitung «Surprise» zum Mord am SVP-Nationalrat und Besitzer der «Weltwoche» aufrief: «Tötet Roger Köppel!» Obwohl das damals nicht nur vom Zürcher «Tages-Anzeiger» wohlwollend als Ausdruck künstlerischer Freiheit bewertet wurde – es handle sich doch nur um einen «Theatermord» –, entschuldigte sich der Herausgeberverein von «Surprise» anschliessend: «Wir haben die Wirkungen und Interpretationen dieses Gastbeitrags eindeutig unterschätzt», seine Publikation sein «ein Fehler» gewesen.

Davon unbeeindruckt, ergriff das Theater am Neumarkt unerschrocken die Gelegenheit, einem drittklassigen Schlingensief-Adepten erneut die Plattform für angeblich künstlerischen Nonsens zu geben.

Das kostet das Neumarkt kurzfristig 50’000 Franken Subventionen. Inzwischen fliessen aber wieder die Steuergelder ungehemmt. Nicht so wie beim Schauspielhaus, das satte 38 Millionen Franken bekommt. Aber ein paar Hunderttausend läppern sich schon.

Wie überhaupt die Theaterszene Zürich flächendeckend künstlich mit Steuergeldern beatmet wird. Theater Rigiblick, Theater Stadelhofen, Theater Purpur, selbst das «Zirkusquartier Zürich» bekommen Hunderttausende reingesteckt. Die erwähnten alleine über 1,5 Millionen. Jährlich.

Nun hat das Theater am Neumarkt beschlossen, eine Eigenproduktion im letzten Moment abzusagen. Ihr vielversprechender Titel: «bullet zen. ein Abend über dopamin, terror und meditation». Die Story hätte sicher rasenden Zuspruch gefunden: «das stück ging aus von einer wahren geschichte, in der in mexiko ein schweizerischer zen-mönch von einem drogenkartell entführt und mehrere wochen in geiselhaft gefoltert wurde.»

Am 4. November wäre Premiere gewesen. Wäre, denn einen Tag vorher blies das Theater das Theater ab. Das Stück hätte bis am 14. Dezember gespielt werden sollen. Eintritt kostet bis zu 45 Franken, da läppern sich die Ausfälle. Aber macht ja nix, wenn der Steuerzahler sowohl einen besetzten wie auch einen leeren Theaterstuhl subventioniert.

Nun wird so ein Stück ja nicht einfach einen Tag vor der Premiere auf die Bühne gewuchtet. Da wird inszeniert, geprobt, die Direktion ist natürlich eng in alles eingebunden. Dann gibt es noch Hauptproben, also jede Menge Möglichkeiten, Korrekturen anzubringen, wenn etwas nicht passen sollte.

Aber doch nicht am Neumarkt. Da kam man zum Schluss, salbadert der Pressesprecher, dass die Umsetzung künstlerischen und ethischen Ansprüchen nicht genüge.

Mal langsam. So wurde der Kracher angekündigt: «ein mexikanisch-schweizerisches regieteam bringt die auf wahren begebenheiten basierende geschichte auf die bühne und befragt das potenzial der buddhistischen lehre im kontext von gewalt und unterdrückung. kann sie antworten auf die krisengeschüttelte gegenwart liefern? in der nicht enden wollenden spirale aus dopamin, terror und meditation entsteht eine sinnliche parabel für eine welt am abgrund

Nun ist die «sinnliche Parabel» selbst in den Abgrund gefallen. Es ist eigentlich die Aufgabe einer Theaterdirektion, Stücke auf die Bühne zu bringen. Selbst bei einem Schwachsinn wie dem Köppel-Angriff hatte die Direktion keine Probleme damit gehabt. Das war allerdings ein Gastspiel, ohne Probe, mit nur rudimentären Kenntnissen, welche Schmiere hier aufgeführt würde. Diese Stück aber wurde von Anfang an eng begleitet.

Um dann im letzten Moment gekübelt zu werden. Normalerweise würde nach so einem Flop die Direktion Asche aufs Haupt streuen und auf offener Bühne Selbstmord begehen, beziehungsweise mit dem Ausdruck des Bedauerns zurücktreten.

Das werden aber Tine Milz, Julia Reichert und Hayat Erdogan nicht mal in Erwägung ziehen. Zu verlockend sind die Futtertröge des Zürcher Subventionstheater, wo man auch Kohle kriegt, wenn man nicht mal ein Theaterstück auf die Bühne stellen kann.

Daraus könnte man eigentlich ein Lustspiel machen, eine Komödie, eine Parabel über die Unfähigkeit eines Künstlerkollektivs. Vielleicht interaktiv unter Einbezug des Publikums. Am Premiereabend hätte man eine lustige Diskussionsrunde anbieten können. Oder überhaupt etwas leisten. Aber doch nicht am Schnarchtheater Neumarkt.

Versager 1

Nach dem Rausschmeissen ist vor dem Rausschmeissen.

Es muss unbändig Spass machen, bei Tamedia zu arbeiten. Der Journalismus geht vor die Hunde, nur die Attitüde bleibt gleich. Ihren Bauchnabel betrachtende Wichtigtuer belästigen die flüchtenden Leser mit ihren Befindlichkeiten und Ansichten über die Welt. Vor allem über Themen wie Gendern, obwohl sie selbst einräumen müssen, dass das der Mehrheit ihrer Leser schwer am Popo vorbeigeht. Aber da sehen sie dann eine Erziehungsaufgabe. Im Journalismus gibt es nichts Schlimmeres.

Das ist das eine.

Das andere ist ein Management, das aus Versagern besteht. Wir wollen nicht vertiefen, dass diverse leitende Redakteurinnen nicht qua Kompetenz, sondern qua Geschlecht in ihre Positionen kamen. Dort können sie jede Menge Quatsch machen, denn wer würde sich trauen, freiwillig in den Sexismus-Hammer zu laufen?

Das ist das andere.

Aber noch schlimmer als das – doch, es lässt sich steigern – ist das Versagen des männlichen obersten Managements. Nach dem Hammer in der Romandie (3,5 Millionen Sparübung, wohl 28 Stellen weg, mehr als 10 Prozent!) kommen nun wie angekündigt nochmal 2,5 Millionen und rund 20 Stellen in der Deutschschweiz obendrauf.

Das findet statt, nachdem in nur drei Jahren bereits 70 Millionen eingespart werden mussten. Kurzer Zwischenstopp: 2021 spülte es 832,7 Millionen Gewinn nach Steuern (EAT) in die vielen Taschen des Coninx-Clans. Sondergewinn durch das Joint Venture mit Ringier mit den Verkaufsplattformen. 2022 schnurrte das dann auf einen Verlust von 4,6 Millionen zusammen. Natürlich gab es zuvor Champagner und Sonderdividende, im letzten Jahr dann nur Champagner. Denn Big Boss Pietro Supino ist unkaputtbar. Im Gegensatz zu seinem Konzern.

Wie wurde das schöngeredet? Ein Satz für Humoristen: «TX Group steigert den Umsatz organisch um rund 7 Prozent und schliesst das Geschäftsjahr 2022 mit einem normalisierten Betriebsergebnis von 100 Mio. CHF ab.»

Wir Beobachter können uns die Lachtränen aus den Augen wischen, für die Tamedia-Mitarbeiter ist es entschieden weniger lustig. Während Supino beim Verkünden solcher Bad News lieber segelt, müssen seine Untergebenen Andreas Schaffner und Mathias Müller von Blumencron (wir nennen den Herrn einfach Müller) den neusten Rausschmiss rundreden.

Erosion im Printmarkt, Stabilisierung des publizistischen Geschäfts, das Digitalgeschäft wachse zwar, könne die Verluste nicht kompensieren. Aber: Kostenoptimierung, zukunftsfähig, schlagkräftig, Blabla.

Realität ist: der neue Digital-Guru Müller bringt’s nicht. Er hat’s auch in seinen vorherigen Stellen nicht wirklich gebracht; man sah ihn immer lieber gehen als kommen. Die von seinem vorherigen Arbeitgeber «Tagesspiegel» abgekupferte Idee «Der Verkehrsmonitor – Mehr als nur Neuigkeiten» wird’s garantiert nicht rumreissen.

Genauso wenig die neue CEO Jessica Peppel-Schulz. Die war nach einem «Sabbatical Break» von schlappen neun Monaten für 28 Monate CEO bei Conde Nast. Dem deutschen Ableger des Lifestyle-Konzerns. Das forderte sie so, dass sie sich neuerlich ins Sabbatical Break von gleich 10 Monaten begab – bis zum Stellenantritt am 1. Oktober bei Tamedia. Das gibt Hoffnung.

Was die Fähigkeiten des obersten Chefs betrifft, wollen wir uns nicht wiederholen.

Das ist das dritte und Fatale. Natürlich gibt es im Journalismus Herausforderungen zu bewältigen. Nachdem uns das Internet erst vorgestern aus heiterem Himmel angesprungen hat, sucht das Management noch nach Antworten. Verständlich.

Oder im Ernst: wer wirklich meint, er könne deutlich weniger Leistung, deutlich weniger Angebot für deutlich angehobene Preise erfolgreich verkaufen, der ist wohl mal mit dem Kopf in die Druckmaschine geraten.

Im Ernst: Der Niedergang des Qualitätsjournalismus im Hause Tamedia, im Gebäude Tx, ist nicht in erster Linie den Umständen geschuldet. Sondern dem krachenden Versagen des leitenden Managements. Wem jahrelang nur dumme Sprüche, Gedöns und haltlose Behauptungen («Digitalisierung!») einfallen, wem in Wirklichkeit nichts anderes als Zu-Tode-Sparen einfällt, wer damit den Leser für dumm verkaufen will («noch besser, noch näher»), der hat’s nicht anders verdient.

Dabei verdient sich die Teppichetage unverdient weiterhin dumm und krumm. Ausbaden müssen dieses einmalige Versagen die Mitarbeiter. Entweder werden sie gefeuert, oder sie gehen freiwillig. Oder sie resignieren. Wer bleibt, muss – weil er zu alt oder zu unfähig ist, woanders einen Job zu finden.

Widerspruch wagt keiner, denn hier sind die Manager mal clever. Sie geben zuerst die Zahl der Gefeuerten bekannt, dann werden die in den einzelnen Redaktionen über ihr Schicksal informiert. So traut sich keiner zu offenem Protest. Denn das könnte ja die Stelle gefährden.

So soll attraktiver Journalismus entstehen, dem Leser der Mund wässrig gemacht werden, dazu animiert, das Portemonnaie weit zu öffnen und die exorbitanten Abopreise zu bezahlen?

Da gibt es nur zwei Möglichkeiten, keine dritte. Entweder, die Führungscrew von Tamedia glaubt das wirklich. Dann haben sie allerdings ein Verhältnis zur Realität wie Kim Jong-un. Oder aber, in Wirklichkeit ist ihnen Journalismus schlichtweg scheissegal, wenn man damit keine Subventionen absaugen kann.

Man darf einmal raten, welche Variante es ist.

Kosmos: Stecker raus

Das Ende mit Schrecken eines schrecklichen Projekts.

Knapper geht’s kaum:

Die verlinkte Medienmitteilung hat den Charme des Unfertigen:

«Damit stellt die Kino-, Kultur- und Gastroinstitution an der Europaallee in Zürich den Betrieb per [ergänzen] ein. Der neue Verwaltungsrat sieht den Schritt als unausweichlich, das Unternehmen lässt sich nicht länger aufrechterhalten.»

Einer der neuen Verwaltungsräte, die das Schlamassel aufräumen sollten, das eine ganze Riege von selbstverliebten und unfähigen Vorgängern (und Vorgängerinnen) hinterlassen hatte, beklagt sich: «Die finanzielle Lage des KOSMOS wurde uns nicht transparent dargelegt

Wie schrieb ZACKBUM schon im Mai ganz richtig: Wenn vier Bestandteile zusammenkommen, dann kracht’s. Linke Gesinnung, Kultur, Subventionen und Geschäft.

Denn intrigieren kann man hier besser als wirtschaften. Als besonders hartnäckiger Stänkerer entpuppte sich der Filmemacher Samir, dessen wiederholte Putschversuche abgeschmettert wurden, der aber als Rache den für jeden Quatsch zu habenden Daniel Binswanger montierte, der in der «Republik» einen angeblichen Putschversuch rechter Kreise herbeifantasierte.

Dabei arbeitet die schreibende Schmachtlocke auch für ein Organ, dass das Thema Geld nicht wirklich im Griff hat. Wie sagte schon der Geburtshelfer des ganzen Projekts, Steff Fischer, ganz richtig: «Ein etwas tiefer liegendes Problem beim ‹Kosmos› ist, dass das grosse Geld von Erb-Linken stammt.»

Was er damit meinte: hier wird Kohle aus schlechtem Gewissen verlocht, an so profane Dinge wie Gewinn, Ertrag, Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben wird natürlich nicht gedacht. Deshalb ist dieser Bankrott auch eine Bankrotterklärung all derer, die feinsinnig kulturästhetische Locken auf der Glatze drehten, während schon längst Feuer im Dach war, die Stützbalken krachten und das Erdgeschoss unter Wasser stand.

Nun ist der Stecker rabiat rausgezogen worden, und es herrscht dröhnendes Schweigen bei den sonst so beredten und jeglichen eigenen Quatsch schönquatschenden Salonlinken.

Der Stecker wurde so rabiat rausgezogen, dass selbst die E-Mail-Adresse medien@cosmos.ch nicht mehr funktioniert. Es ist ein Notstopp in brutaler Manier; vor Nikolaus haben 71 Mitarbeiter erfahren, dass es eher traurige Weihnachten werden. Denn ab sofort ist die Arbeitslosenversicherung für sie zuständig.

Die beiden erst seit drei Monaten amtierenden Totengräber-VR nehmen kein Blatt vor den Mund: «Das Kosmos ist illiquid und hoffnungslos überschuldet», sagt Roberto Feusi der NZZ. Er und sein Kollege Valentin Diem hätten gleich nach Amtsübernahme ein externes Gutachten erstellen lassen, «das unter anderem massiv zu hohe Personal- und Warenkosten im Verhältnis zum Umsatz ergeben habe».

Natürlich kann man als VR nicht allzu schlecht über das vertretene Unternehmen sprechen. Aber die Worte Sauhaufen, Misswirtschaft, Wolkenkuckucksheim, keine Ahnung vom Geschäft, aus dem Ruder laufende Kosten sind nicht fehl am Platz.

Doch interne Querelen und Sprüche wie, dass die Gefahr bestehe, dass der kulturelle Aspekt zugunsten der Gastronomie «marginalisiert» werde, waren den Beteiligten wichtiger als ein Kassensturz. Nachdem der vorherige, rein weibliche Verwaltungsrat unter Führung von Monica Glisenti im Frühling geschlossen zurückgetreten war, dümpelte das Kosmos führungslos vor sich hin.

Kein Grund für Samir und Konsorten, sich nicht in erster Linie um Machtansprüche zu kümmern oder beleidigte Leberwurst zu spielen. Dabei hatten SBB und Aktionäre und Darlehensgeber schon mehrfach einiges Geld ans Bein gestrichen, um eine drohende Überschuldung zu vermeiden. Auch sie stehen nun vor einem kompletten Scherbenhaufen.

Denn das «Kosmos» ist nicht etwa von Rechten gekapert worden, wie Schwurbler Binswanger behauptete. Sondern zum ersten Mal seit vielen Jahren haben zwei Geschäftsleute den Laden analysiert, sind tödlich erschrocken und haben sofort die Konsequenzen gezogen.

Was man an Gejammer von Beteiligten wie Samir («habe den Untergang kommen sehen»), Patrick Frey («vom Investor-Standpunkt war es nicht mehr machbar») oder Monica Glisenti («gibt diesen Leuchtturm nicht mehr») zu hören ist, ist unerträglich. Ein Wort zu den Veranstaltern eines Filmfestivals, die nun vor verschlossenen Türen stehen? Ach was.

Ein Wort zu den 71 Angestellten, die von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts stehen? Vielleicht die Ankündigung eines freiwilligen Sozialplans, ein Zustupf, jetzt vor Weihnachten? Ein Beitrag gegen die Kälte des Kapitalismus, Solidarität mit den Lohnabhängigen, den Opfern des Kapitals? Gelebte Mitmenschlichkeit, von der doch so gerne gequatscht wird, bei einem Cafe Latte? Nichts von alledem. Die alternativen, linken, humanistischen, das Üble in der Welt beklagenden und das Gute fördernden Betreiber des Kosmos zeigen ihr wahres Gesicht: all das ist nur Gebrabbel. In Wirklichkeit, wenn’s mal darauf ankommt, sind den Erblinken die Schicksale der auf der Strasse stehenden Angestellten schlichtweg scheissegal.

Und wo sind all die, die ansonsten für die Rechte der Arbeiter die Faust erheben, gegen brutale Entlassungen polemisieren, sich über Rohheit und Gleichgültigkeit der Besitzer von Unternehmen beschweren? Sammelt Daniel Binswanger nun wenigstens mal nicht Kohle für die «Republik», sondern für die Gefeuerten? Dreht Samir einen Film über den Kosmos-Skandal? Macht Patrick Frey ein anklagendes Buch daraus?

Die Erblinken haben einiges Geld verlocht, was sie nicht sonderlich schmerzt. Sie werden allem und allen die Schuld für das Scheitern geben, nur nicht sich selbst. Die Konsequenzen ihrer Unfähigkeit müssen die Angestellten ausbaden. Solidarität, Kampf gegen Ausbeutung und brutalen Neoliberalismus – das findet natürlich nur ausserhalb des Kosmos statt. Und nur als Lippenbekenntnis.

Für all das gibt es leider nur ein Wort, beziehungsweise zwei: zum Kotzen.

Ohne Worte

«Der Bund» hat’s geschafft: ZACKBUM ist (fast) sprachlos.

Was hat denn der alte Profi Artur K. Vogel angestellt, womit hat er «gegen unsere Werte einer fairen und sachlichen Diskussionskultur» verstossen? Offenbar war sein Kommentar «ehrverletzend, beleidigend oder diskriminierend».

Empfindsame Seelen aufgepasst, hier kommt das Stück Unflat:

Die Kindersoldaten vom «Bund», die Journalisten-Imitatoren in ihren Verrichtungsboxen, hatten offenbar behauptet, ein gewisser Patrick Feuz sei vor zehn Jahren Chefredaktor des «Bund» gewesen.

Nun erdreistet sich ein Kommentarschreiber, dem zu widersprechen. Mit der dünnen Begründung, er selbst sei es gewesen. Da könnte ja jeder kommen. Und die nonchalante Bemerkung «Qualitätsjournalismus ...» hat diesem schrägen Vogel dann endgültig das Genick gebrochen.

Ironie auf Kosten hart recherchierender Journalisten? Denken wir kurz gemeinsam nach.

Ist das ehrverletzend? Welche journalistische Ehre sollte denn bei solchen Pfeifen verletzt werden?

Ist das beleidigend? Nun eine falsche Tatsachenbehauptung kann beleidigend sein, eine Richtigstellung niemals.

Ist das schliesslich diskriminierend? Nun ja, das Wort «Qualitäsjournalismus» diskriminiert tatsächlich all diejenigen, die den nicht betreiben. Also alle, die diese Falschmeldung ins Blatt rutschen liessen. Wobei noch erschwerend hinzukommt, dass sich der «Bund» hier nicht im Namen des damaligen Präsidenten von Kasachstan irrte. Sondern beim eigenen Chefredaktor. Nein, das richtigzustellen, das ist nicht diskriminierend.

Diesen Kommentar abzulehnen hingegen schon. Das ist tatsächlich ehrverletzend, denn Vogel verfügt über eine solche. Es ist auch beleidigend, denn ihm wird Gerechtigkeit verweigert. Und diskriminierend ist es sowieso, weil eine zwar richtige, aber unerwünschte Tatsache unterdrückt wird.

Eigentlich sollte sich die Redaktion selbst nun zensurieren und lieber leere Seiten produzieren als solchen Stuss. Der Unterschied wäre nur visuell merkbar; intellektuell eher weniger.

Jodeln für die Clans

Die Freiheitsjodler der grossen Medienkonzerne singen das hohe Lied auf das Medienpaket.

Meinungsvielfalt, das ist eines der Argumente, die von den Befürwortern des Medienpakets verwendet werden. Denn am 13. Februar wird darüber abgestimmt, ob die Schweizer Presselandschaft mit zusätzlich einer Milliarde Steuergelder gedüngt werden soll – oder nicht.

Überraschungsfrei sind die grossen Medienclans – Coninx-Supino (Tamedia), Wanner-Wanner (CH Media) und Ringier-Walder (Axel Springer Ringier) dafür. Das sei nötig, um die Medienvielfalt zu schützen und zu unterstützen.

Das ist der schöne Schein. Die Wahrheit dahinter ist: der Konzern Tamedia besitzt heute 15 Tageszeitungen. Vor 20 Jahren war es nur der «Tages-Anzeiger» plus ein wenig Anteil an «Luzerner» und «Berner Zeitung».

CH Media – nach der Fusion mit den NZZ-Regionalzeitungen – beschallt sogar mit insgesamt 21 Tageszeitungen die Schweizer Leser. Von Vielfalt kann da keine Rede mehr sein. Denn alle diese Zeitungen werden von zwei Zentralredaktionen bespielt. Also die gleiche Einheitssauce ergiesst sich in alle Kopfblätter.

 

Die halten sich dann jeweils noch eine Lokalredaktion und einen Chefredaktor, weil das halt so Brauch ist. Zu sagen hat der nix, und die Lokalredaktion arbeitet motiviert unter dem Damoklesschwert, dass nach der Sparrunde vor der Sparrunde ist.

3,3 Milliarden Gewinn, dafür eine Milliarde obendrauf?

Wie der Ktipp vorrechnet, haben die drei grossen Medienclans von 2011 bis 2020 einen Betriebsgewinn von netten 3,3 Milliarden Franken eingefahren (vor Steuern und Abschreibungen).

Ihr Problem ist also nicht, dass sich mit dem Modell Grossverlag kein Geld mehr verdienen liesse. Ihr Problem ist vielmehr, dass ein unfähiges Management verpasst hat, sich den neuen Herausforderungen des Internets zu stellen.

Rund 90 Prozent des Online-Werbekuchens werden in der Schweiz von Google, Facebook und Amazon abgefrühstückt. Für die Grossverlage bleiben nur kleine Krumen übrig. Selten hat eine Branche dermassen in einem Wandel der Technologie versagt. Selbst die Hersteller von Dampflokomotiven oder Pferdekutschen sind innovativer mit dem Aufkommen von Elektroloks und Autos umgegangen.

Alte digitale Herausforderungen

Gleichzeitig beherrschen die drei grossen Medienclans rund 80 Prozent des Pressemarkts in der Schweiz. Eine Monopolstellung haben und nicht mal die richtig ausnützen können – mehr Versagen ist nicht denkbar.

Die beiden Hauptargumente, um mehr Staatsbatzeli zu kassieren, sind Medienvielfalt und Hilfe bei der technologischen Bewältigung der neuen digitalen Herausforderungen.

Was drakonische Einsparungen, das Zusammenlegen von Redaktionen, das Ausschütten einer Einheitssauce aus Zentralredaktionen mit Medienvielfalt zu tun haben soll, ist völlig unerfindlich.

Wie man 25 Jahre lang das Internet verschnarchen kann, mit offenem, Mund dabei zuschauen, wie grosse US-Konzerne sich den Werbekuchen untereinander aufteilen, ist blamabel.

Nach dieser Vollklatsche staatliche Unterstützung erbetteln, um diesem angeblichen Innovationsdruck gewachsen zu sein, das ist schon nassforsch.

Jämmerliches Niveau

Auf welchem Niveau sich die Abstimmungskampagne der Verlegerclans abspielt, zeigt schon die die Webseite «Die Meinungsfreiheit» mit ihrem Begriff und Slogan «Demokratie braucht starke Medien».

Als ob es darum ginge, dass bei einer Ablehnung der Zusatzsubvention die Meinungsfreiheit gefährdet wäre. Als ob die Schweizer Demokratie starke, staatsunabhängige, pluralistische Medien hätte.

Noch lächerlicher machen sich die Befürworter mit ihrer Plakatkampagne mit einem Wilhelm Tell, der mit einer Zeitung (!) eine Mauer niederhaut, auf der «Fake News» steht. Dabei ist dieses Sujet selbst von A bis Z Fake News.

Wie ein durchgesickertes internes Strategiepapier der an dieser Schwachsinnskampagne beteiligten Werbeagenturen Farner und Rod belegt, geht es überhaupt nicht um den Kampf gegen Fake News: «In politischen Debatten sind nicht Fakten, sondern der gedankliche und emo­tionale Deutungsrahmen entschei­dend.»

Das ist zwar seit Gustave Le Bons «Psychologie der Massen» bekannt. Aber dennoch entlarvend als Kontrast zu den staatstragenden Aussagen der Sprachrohre der Verlegerclans.

Schein und Wirklichkeit

So sagt Tamedia-Boss Pietro Supino, ohne rot zu werden: «Der wichtigste Beitrag, den wir als Branche leisten können, ist die verlässliche Information der Bevölkerung über Fakten und Meinungen.»

Peter Wanner vom Wanner-Clan (CH Media) assistiert: «Eine Demokratie braucht Medien, die sich der Wahrheitsfindung verpflichtet fühlen

Das stimmt beides. Nur liefern diese Konzerne, von Ringier ganz zu schweigen, weder verlässliche Informationen, noch fühlen sie sich der Wahrheitsfindung verpflichtet. Sie wollen vielmehr die Regierungen unterstützen, wie Ringier-CEO Marc Walder unverblümt zu Protokoll gab.

Oder sie verlieren sich in absurden Kampagnen über das welterschütternde Problem, ob ein Tennisspieler in Australien Tennis spielen darf. Zum Skelett abgemagerte Redaktionen sind kaum mehr zu Hintergrundrecherche, zu Einordnung, Analyse und Schaffung eines Mehrwerts für den Leser in der Lage.

Kompensationsgesten

Ihren Bedeutungsverlust kompensieren sie mit meinungsstarken, aber haftungsfreien Kommentaren, Forderungen und Rechthabereien. Ihre zunehmende Unwichtigkeit im öffentlichen Diskurs kompensieren sie mit Ausflügen in die Betrachtung des eigenen Bauchnabels, der Beschreibung von erfundenen oder geklauten Leiden. Mit absurden Verkrampfungen über Gendersprache, Inklusion, Exklusion, Diskriminierung und anderen Themen, die den meisten Lesern völlig gleichgültig sind.

Die Medien sind selbstverschuldet in diese Krise geraten. Sie verstärken sie selbst durch die Unfähigkeit von Management und überlebenden Redaktionen.

Im Kapitalismus ist es ganz einfach: wenn es Nachfrage gibt, gibt es auch Angebot. Wenn es Bedarf an qualitativ hochstehender Information gibt, wird es Angebote geben. Wenn grosse Medienclans lieber in Kunstsammlungen, Yachten und Fahrzeugpark investierten, als Geld für Zukunftstechnologien auszugeben, dann sind ihre Firmen halt zum Untergang verurteilt.

Deswegen geht nicht die Demokratie zu Grunde. Dieses Argument hatten die Hersteller von Dampflokomotiven oder Pferdekutschen oder Textilien oder Stahlprodukten in der Schweiz nicht. Sie kreischten und jammerten auch, gingen dann unter. Weder sie noch ihre Produkte fehlen uns.

Wer ragt schon aus dem Einheitsbrei heraus

Niemand sollte den Medienclans und ihren Produkten eine Träne nachweinen. Entweder, sie schaffen den Turnaround aus eigener Kraft, oder sie sind obsolet geworden. Aber bevor sie eine weitere Milliarde Staatshilfe bekämen, sollten sie vielleicht zuerst ihre Yachten, Kunstsammlungen und den Fahrzeugpark verkaufen. Oder in den eigenen Sack greifen und etwas von den 3,3 Milliarden Franken Profit reinvestieren.

Oder mindestens die Redaktionen nicht weiter zu Tode sparen, mit der verlogenen Behauptung, dass das Kompetenz, Content und Informationsmehrwert sowie Meinungspluralismus stärke.

Die eigenen Leser, das Publikum, die Stimmbürger für dumm verkaufen, das war noch nie eine gute Idee.

Bösartigkeit ist die höchste Form der Anerkennung

Seit Dienstag ist ZACKBUM unablässigen Versuchen ausgesetzt, die Plattform zu hacken.

Wir nehmen’s als Kompliment. Von gefälschten IP-Adressen aus aller Welt (China, Europa, USA, Lateinamerika) aus wird versucht, sich Zugang als Administrator auf die Webseite ZACKBUM.ch zu verschaffen.

So schaut’s aus bei einem Stupid-Hack.

Im weiten Feld der schmutzigen Kriegführung ist das eine eher harmlose Variante. Eine gute Firewall wird damit fertig. Wir haben eine gute Firewall. Einen solchen Angriff kann nun nicht gerade der IT-affine Sprössling eines der vielen beleidigten Leberwürste starten, die sich von ZACKBUM schon verunglimpft fühlten.

Gerne und immer wieder wird gegen uns das Argument ins Feld geführt, dass wir zu polemisch, unanständig, kritisch, ausfällig, ja bösartig seien. Das ist alles Unsinn. Ermüdender Unsinn. Immer der Offenbarungseid, dass einem inhaltlich nichts einfällt. Kein Gegenargument, keine Erwiderung, einfach nur flatlining. So bezeichnet man auf Englisch den Zustand, wenn die Messung der Hirnaktivitäten eine flache, gerade Linie ergibt.

Flatlining ist leider überall

Zuletzt widerfuhr uns das an der wohl letzten Veranstaltung des Clubs der Zürcher Wirtschaftsjournalisten. Dort stellte sich Markus Somm einer Podiumsdiskussion und verriet nichts über die Performance seiner Internetplattform «Nebelspalter». Abozahlen, Klicks, Single Visitors, Werbung? Nichts.

ZACKBUM gestattete sich dann die höflich gestellte Frage, wieso der Verlagsleiter, CEO und Hersteller der IT-Insellösung für den «Nebelspalter» vor einiger Zeit nicht geruht habe, auf einen Katalog konkreter und naheliegender Fragen zu antworten, sondern es bei «kein Kommentar» bewenden liess. Ob die Fragen ehrenrührig waren oder nicht, kann man hier nachlesen.

Auch Markus Somm ging sofort in den ausweichenden Verteidigungsmodus, dass die Fragen dermassen polemisch und unanständig und aggressiv gestellt worden seien, dass man darauf gar nicht habe antworten können. Ein weiteres Armutszeugnis des modernen Journalismus.

Direkte Konfrontation möglichst vermeiden. Sich gegenseitig lobhudeln oder zumindest nicht zu sehr ins Gärtchen trampen. Austeilen ja, einstecken nein. Ausrufen ja, auf Fragen antworten, die Möglichkeit zur Stellungnahme ausnützen? Nein.

Konfliktfähig? Diskursfähig? Debattenfähig?

ZACKBUM gibt immer allen Kritisierten die Gelegenheit, auf unsere sachliche Kritik zu reagieren. Natürlich vor Erscheinen des Artikels. Oder auch danach. So sind wir wohl das einzige Medium der Schweiz, das mehrfach allen Unterzeichnern des Tagi-Protestschreibens (und auch alle Nicht-Unterzeichner) Gelegenheit gab, auf einen Fragenkatalog zu antworten. Reaktion: null.

Für journalistisch tätige Kritiker, die mit ziemlich massiven Anschuldigungen gegen ihren Arbeitgeber angetreten sind, ist das ein Armutszeugnis sondergleichen. Das gilt auch für andere öffentliche Personen, die weltmeisterlich austeilen, aber sich wie eine Mimose zusammenfalten, wenn es darum ginge, zu kritischen Fragen Stellung zu nehmen.

Was das alles mit dem Versuch zu tun hat, ZACKBUM zu sabotieren? Es kann natürlich sein, dass es zufällig einem Hacker, einem Black Hat aus Spass an der Tollerei eingefallen ist, mal ein wenig an ZACKBUM rumzupickeln.

Warum die Attacke, warum gerade jetzt?

Wir verbergen allerdings keine Geschäftsgeheimnisse oder einen Giftschrank an internen Dokumenten. Wir sind werbefrei und daher auch hier nicht anzupinkeln. Da wir von Anfang an mit Griffen unter die Gürtellinie rechneten, haben wir ein wenig in IT-Sicherheit investiert, was die Angreifer offenbar unterschätzten.

Wir selbst unterschätzen die weltweite Bedeutung von ZACKBUM keineswegs. Wir wissen aus gut unterrichteten Quellen, die vertraut mit diesen Abläufen sind, dass sich alle deutschsprachigen Regierungsmitglieder jeden Morgen im Medienbriefing zuerst die Artikel von ZACKBUM vorlegen lassen. Das gilt natürlich auch für alle Chefredaktoren, Verlagsmanager und Besitzer von Medienkonzernen. Wir respektieren den Wunsch nach Anonymität unserer Quellen.

Auf der anderen Seite wollen wir unsere Bedeutung doch nicht überschätzen. Was die Erklärung «Zufall» für den Angriff ausschliesst. Da es müssig ist, den Verursacher ausfindig zu machen (zumindest eher teuer), sagen wir ruhig: es schon mal mit einem Gegenargument versucht?

Statt solchen Pipifax zu unternehmen, zu finanzieren, wäre doch viel sinnvoller, sich zu einem Kommentar, zu einer Replik gar aufzuraffen. Da ist unsere Firewall sehr, sehr niedrig. Alles, was keinen juristischen Ärger gibt, alles, was nicht nur aus Beschimpfung oder persönlichen Angriffen besteht, wird gebracht. Denn bei uns hört Liberalität nicht dort auf, wo sie anfangen sollte: bei der Meinung des anderen. Und der erkenntnisfördernden Auseinandersetzung damit.