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«Baba News» sind Gaga News

Wie Ämter auf Hetzer reinfallen und der Steuerzahler blutet.

Der Migranten-Sender «Baba News» ist ganz nach dem Geschmack linker und gutmenschlicher Sesselfurzer. Ein Vorzeigeprojekt für Integration. Es gebe  einen «einmaligen Einblick in die Lebenswelt junger Migrantinnen und Migranten», jubelte die grüne Sozialdirektorin der Stadt Bern und schmiss den Machern einen «Sozialpreis» in der Höhe von 10’000 Franken nach.

Ein paar solcher «Einblicke» bereiten nun aber all den Amtsstellen Bauchweh, die «Baba News» mit Steuergeldern überschütteten. Denn die von der gleichen Berner Regierung angeordnete Bestrahlung des Zytgloggeturms mit der israelischen Fahne sei ein «Hohn» und ein «Schlag ins Gesicht» der Palästinenser, geiferte «Baba News».

Schon vorher waren die Macherinnen verhaltensauffällig geworden und posteten auf Instagram: «Wer von Relativierung spricht, wenn die israelische Besatzungs-, Kolonial- und Apartheidpolitik herangezogen wird, lebt in einem luftleeren Raum.»  Mit einem Podcast unter dem Titel «Bedingungslose Solidarität mit Israel widerspricht jeglichen demokratischen Grundsätzen», legten die beiden Macherinnen Albina Muhtari und und Merita Shabani noch einen drauf.

Schliesslich sei es «schrecklich», dass bei dem Angriff auf Israel Menschen gestorben seien, man müsse aber auch den «Siedlerkolonialismus» Israels als «Kontext» heranziehen.

Nach all diesen Ausrutschern gehen nun die Sesselfurzer auf Distanz, die zuvor noch des Lobes voll waren. Das Staatssekretariat für Migration will nicht mehr als Partner aufgeführt werden, die Eidgenössische Kommission für Rassismus waltet ihres Amtes und wirft dem Portal vor, es sei «einseitig und voreingenommen».

Das alles könnten die Macher locker wegstecken, wenn nicht auch die zuvor üppig sprudelnden Steuergelder versiegen würden. So beendet die Berner Integrationsdirektion die Zusammenarbeit und streicht 20’000 Franken Unterstützung. Auch in anderen Kantonen wollen Politiker zunächst einmal wissen, aus wie vielen Geldtöpfen «Baba News» unterstützt wird.

Die Verantwortlichen hingegen zeigen, dass sie von demokratischen Grundsätzen keine grosse Ahnung haben. Sie räumen immerhin ein, «dass es absolut legitim ist, diesen Inhalten nicht zuzustimmen». Da sind wir aber froh. Allerdings:

«Wenn es jedoch darum geht, dass deswegen Gelder gestrichen werden, erachten wir dies als problematisch und als einen Angriff auf die in unserer Bundesverfassung garantierte Medienfreiheit.»

Dass also Verwalter von Steuergeldern darauf achten, was sie damit unterstützen, sei ein Angriff auf die Medienfreiheit? Vielleicht sollten die «Baba»-Gaga-Leute sich zunächst mal mit dem Funktionieren der Schweizer Demokratie vertraut machen, bevor sie eine dicke Lippe zu Themen riskieren, von denen sie offenbar keine grosse Ahnung haben.

Wie bei der «Republik» oder «bajour» ist es auch bei «Baba News» so, dass solche Randgruppenveranstaltungen nur dank kräftigen Subventionen von Mäzenen oder Ämtern überhaupt überleben können.

So gibt «Baba News» offen zu, dass sie eigentlich «6000 Member, die uns monatlich mit 5 Franken unterstützen» bräuchten. Aktueller Stand: «116 Abonnent*innen, die uns auf regelmässiger Basis» etwas bezahlen. Fehlen also bloss noch 98 Prozent bis zum Ziel; das sollte doch zu schaffen sein.

Dass die Macherinnen islamisch unterfütterten Unsinn verzapfen, ist nicht das Problem; solange sie damit nicht gegen das Strafgesetz verstossen, dürfen sie sich ungeniert öffentlich zum Deppen machen. Dass aber ein solcher Murks mit Steuergeldern unterstützt wird, obwohl er offensichtlich selbst in der eigenen Zielgruppe nur auf sehr überschaubares Interesse stösst, ist ein Problem.

Es gibt hier einen Wildwuchs an Amtsstellen, die auf wohlgefüllten Geldtöpfe hocken und darüber nach der Devise «ist ja nicht mein Geld» verfügen. So lässt sich die Leiterin der «Eidgenössischen Fachstelle für Rassismusbekämpfung» im Tagi damit zitieren, dass das Online-Magazin unterstützt werde, «weil es eine «grosse Reichweite unter jungen migrantischen Menschen» habe und Themen aufgreife, die in anderen Medien wenig Platz fänden, schreibt Fachstellen-Leiterin Marianne Helfer. Die Arbeit von «Baba News» dürfe «nicht auf die umstrittenen Beiträge reduziert» werden».

Dann als Feigenblatt: «Die Kritik am Podcast nehme man aber ernst.» Aber nicht so ernst, dass die Leiterin an der Richtigkeit zweifelt, diese Meinungsschleuder in den letzten fünf Jahren mit sagenhaften 68’5000 Franken unterstützt zu haben. Das entspricht fast einem jährlichen Durchschnittseinkommen in der Schweiz.

Man darf hierzulande, das ist eben Meinungsfreiheit, sich bedingungslos auf die Seite der Hamas stellen und Solidaritätsaktionen mit Israel als «Hohn» oder einen «Schlag ins Gesicht» denunzieren. Solange man nicht selbst zu Gewalttaten aufruft. Dafür aber noch üppig Steuergelder kassieren und sich beschweren, wenn die teilweise abgestellt werden, das geht nicht.

Die «Republik» tief im Elend

Jeder «Untersuchungsbericht» macht’s noch schlimmer.

Es ist ein Bericht aus dem Gagaland: «Zwei der Betroffenen sollen zum Zeitpunkt der Vorfälle bei der Republik angestellt gewesen sein, ob auch heute noch ein Arbeits­verhältnis mit der Republik besteht, konnte die Republik nicht abschliessend beantworten. Die Vorwürfe wurden anonym erhoben, die Republik kennt die Identität der Betroffenen nicht.»

Die «Republik» untersucht also Vorwürfe von anonymen, angeblichen «Betroffenen». Gaga.

Darüber hinaus liess sie den «Anstellungsprozess der beschuldigten Person» untersuchen. Das habe ergeben, «dass die Republik eine Hinweis­geberin unangebracht und ohne Wertschätzung behandelt sowie keine geeigneten Massnahmen ergriffen hat, um künftige sexuelle Belästigungen im Arbeits­umfeld möglichst zu vermeiden». Unangebracht und ohne Wertschätzung. Gaga.

Interessanter dann der «Prozess nach der Meldung an die Geschäftsführung». Vielmehr der Nicht-Prozess, das gelähmte Zuwarten. Die GL habe prima gehandelt, «sich aber durch die rechtliche Beratung bei ihren Entscheidungen fehl­leiten» lassen. Gaga.

Nur zwei Wochen lang installierte die «Republik» eine «Meldeplattform». Da hätten «ca. 20 Personen 35 Meldungen abgegeben», also ein Paradies für Denunzianten. «Teilweise war ihnen (den externen Betreibern, Red.) die Identität bekannt, teilweise waren die Meldungen anonym. Sie erhielten aber auch Meldungen von Zeuginnen, die etwas selbst gesehen haben, oder denen etwas zugetragen wurde. Dadurch lassen sich auch anonyme Meldungen plausibilisieren.» Denunziationen auch vom Hörensagen. Gaga.

«Zum Schutz der meldenden Personen und da eine sofortige Trennung aufgrund des ausgewerteten Materials für die Arbeit­geberin alternativlos war, hat keine erneute Konfrontation des Beschuldigten mehr stattgefunden.» Bis heute für die GL anonyme Personen erheben Anschuldigungen. Auf der Meldeplattform gibt es weitere, teilweise anonyme Anschuldigungen. Und diese anonymen Denunzianten müssen dann «geschützt» werden? Dem Angeschuldigten wird das vorher zugesagte fundamentale Recht der Konfrontation verweigert? Das sei im merkelschen Sinne «alternativlos»? Gaga.

Aber es wird noch bedenklicher: «Eine sorgfältige Analyse aller Meldungen zeigt, dass die Republik AG von Anfang an mit personellen Konflikten, Führungs­kämpfen und verletzendem persönlichem Verhalten auf verschiedenen Ebene konfrontiert war.»

Hoppla. Das Magazin für die Besserung der Welt, die Heimat des erhobenen Zeigefingers, der Besserwisserei, der Verurteilung allen Fehlverhaltens bei anderen ist ein wahrer Intrigantenstadl, wo jeder jeden (und jede) in die Weichteile tritt?

Oder wie sagte die schreibende Schmachtlocke Daniel Binswanger noch im Februar dieses Jahres so schön wie peinlich: «Diese NZZ-Polemik ist vollkommen haltlos. Ich habe die Tamedia 2017 verlassen, um mich an der Gründung der Republik zu beteiligen – und ich kann Ihnen versichern, dass die Tamedia- und Republik-Betriebskultur nichts miteinander zu tun haben.» Die NZZ hatte beim Roshani-Skandal die Rolle der übrigen Medien (und auch die von einigen ehemaligen Tamedia– und inzwischen «Republik»-Redaktoren) scharf kritisiert; allerdings nicht die eigene, verfehlte Berichterstattung.

Übrigens kläffte damals auch der inzwischen fristlos Gefeuerte: «Ich habe das Magazin 2014 wegen Finn Canonica verlassen … Wenn die NZZ das heute für Republik-Bashing missbraucht, kann ich ihr auch nicht helfen. Ich war drei Jahre beim Magazin, 2011 bis 2014, und kann ehrlich gesagt nicht viel Gutes über die Zeit dort sagen. Dass ich schweigender Teil irgendeiner Kultur gewesen sein mag, ist, entschuldigen Sie den Ausdruck, geradezu lachhaft.»

Ob der Mann heute noch lacht?

Schon interessant, wie diese Herren damals noch auf dem hohen Ross ritten. Erinnert an den Kinderreim:

«Hoppe, hoppe Reiter.
Wenn er fällt, dann schreit er.
Fällt er ins grüne Gras,
macht er sich die Hosen nass.»

Sind das alles vielleicht Figuren, und die wollen moralische Instanz sein und die Demokratie retten. Gaga.

 

Wumms: Andreas Hugi

Da macht mal wieder einer den Bock zum Gärtner.

Hugi wählt gesalbte Worte im persoenlich-Blog. Er spricht von einem «Informationskrieg», der seit der Explosion beim Ali-Arab-Spital in Gaza tobe. Auf diese News hat die Welt bislang mit angehaltenem Atem gewartet.

Dafür stapelt er abgelutschte Wortbonbons aufeinander: «Informationsraum, Deutungshoheit, Narrative, Informationsdominanz». Die wenigen Leser, die er damit nicht ins Wachkoma versetzt hat, bekommen noch mitgeteilt, Hugi sei «CEO und Mitinhaber der Agentur furrerhugi. In der Schweizer Armee ist er Chef Kommunikation der Territorialdivision 2».

In einem Nachtrag verweist er dann noch auf einen Artikel in der «Republik», der zwar viel zu lang, aber tatsächlich – auch Lob muss mal sein – interessant und einordnend ist.

Nun ist «furrerhugi» eine der bedeutendsten PR- und Lobby-Agenturen der Schweiz, bestens vernetzt in Bern und eine der ersten Adressen, wenn man die öffentliche Meinung massieren, beeinflussen, in die richtige Richtung lenken will.

Als Chef Kommunikation der stolzen Schweizer Armee ist Hugi selbstverständlich auch nur der Wahrheit, nichts als de Wahrheit und der absolut unabhängigen Informationsvermittlung verpflichtet.

Nun tut er aber weder sich noch seiner Agentur einen Gefallen, wenn er solche Plattitüden aufeinanderstapelt, mit denen jeder Anfänger in einem PR-Kurs für Einfältige aus dem Raum gelacht würde. Aber letztlich beweist er eine Eigenschaft des Internets und der schnellen Informationsvermittlung, auf die er nicht hinweist: hier kann sich jeder öffentlich zum Deppen machen.

Binswanger, die Letzte

Kein Wort mehr über den Schwurbler, versprochen.

Daniel Binswanger ist ein grosser Schweiger. Wenn es um den Roshani-Skandal bei Tamedia geht. Dort könnte er als nicht mehr Lohnabhängiger vom «Magazin» als Augen- und Ohrenzeuge bestätigen oder dementieren, dass die gefeuerte Mitarbeiterin Anuschka Roshani von ihrem damaligen Chef vor versammelter Mannschaft verbal übel angegangen worden sei. Wie sie behauptet. Aber er schweigt.

Die «Republik» hat neben den üblichen Geld-, Steuer- und Leistungsproblemen auch noch einen saftigen Sexismus-Skandal. Anonyme Frauen behaupten, ein zunächst freigestellter, dann fristlos entlassener Mitarbeiter habe sie verbal sexuell belästigt. Auch dazu schweigt Binswanger als Co-Chefredaktor eisern.

Dafür meldet er sich unter dem Gaga-Titel «Wir sind alle Israelis» zum Nahen Osten zu Wort. Aber damit nicht genug. Neuerdings versucht er sich als Bettler in eigener Sache. Indem er eine Art Newsletter verfasst. Auch hier ist der Betreff schon ziemlich gaga: «Für die Infrastruktur der Demokratie».

Natürlich gibt Binswanger Unverständliches zum Besten: «Ohne Auseinandersetzung und lebendige Pluralität ist die Demokratie nichts anderes als die Diktatur der Mehrheit.» Das ist nun merkwürdig, denn wenn ZACKBUM die Grundregel der Demokratie richtig versteht, entscheidet in ihr die Mehrheit. Die dann aber allenfalls zur Diktatur werden kann. Während ZACKBUM meinte, eine Diktatur sei eine Herrschaftsform, in der die Mehrheit nichts zu sagen hat.

Aber schon kommt die schreibende Schmachtlocke zum lustigen Teil:

«Die Republik ist ein unabhängiges Medium. Wir bemühen uns um objektive Informationen, halten die Debatte in Gang, setzen uns ein für den öffentlichen Diskurs. Das geht nur dank einer lebendigen Community, die unser gemeinsames Magazin trägt. Bitte unterstützen auch Sie unsere Arbeit! Ohne Journalismus keine Demokratie

Wie unabhängig kann ein Medium sein, das es nur wegen dem dicken Portemonnaie der Gebrüder Meili noch gibt? Woran erkennt man das Bemühen um «objektive Information», und was ist das überhaupt? Selbst die Aussage «es ist jetzt fünf vor zwölf» kann kaum als objektive Information bezeichnet werden. Wie man im Anfängerkurs für angehende Journalisten lernen sollte, gibt es das nicht. Es gibt höchstens ausgewogene Information oder das Bemühen, ein möglichst realistisches Bild der Wirklichkeit zu beschreiben. Was nun nicht gerade die Stärke der einäugigen, in ihrer Gesinnungsblase unter Luftabschluss  miefenden Redaktion ist. Die sich stolz zu diesem und jenem bekennt, aber sicher nicht zur «objektiven Information».

Dann hat Binswanger noch einen richtigen Schenkelklopfer auf Lager: «Das Schweizer Parlament dürfte am Sonntag nach rechts rücken – und noch weiter rechts steht heute das Schweizer Mediensystem.»

Das Schweizer Mediensystem steht weiter rechts als das Parlament? Also alle an der Seite der NZZ, der «Weltwoche» gar? Oder im Dunstkreis der «Schweizerzeit»? Angeführt von SRF? Man wischt sich die Lachtränen aus den Augen. Aber Binswanger ist gnadenlos, bis sich der Leser am Boden wälzt und prustend abklopft und um Einhalt bettelt: «Unser Kampf gilt nicht den Klicks, sondern der Qualität.»

Aber dann kommt die kalte Dusche, der Leser trocknet die Tränen und ist verstimmt. Denn das alles ist nur die Ouvertüre zur nächsten Bettelaktion: «Wir können Ihnen helfen bei der Meinungsbildung. Und Sie können uns helfen, diesen Job auch in Zukunft noch zu machen

Mit Link zum Bezahlen, natürlich.

Die «Republik» kann bei der Meinungsbildung helfen, aus welchen Gründen man die SVP wählen könnte? Die FDP? Aus welchen Gründen man die SP, die Grünen, den Hamas-Freund Molina nicht wählen sollte? Ganz objektiv natürlich?

Gut, es war herausfordernd, nach den Lachnummern zuvor noch einen Burner draufzusetzen. ZACKBUM wischt sich zum Abschied nochmals die Lachtränen aus den Augen.

 

Inseln des Flachsinns

Ätsch, reingefallen. Mogelpackung.

In Wirklichkeit geht es um die Berichterstattung der «Republik» in den ersten sechs Tagen des Hamas-Massakers in Israel. Insgesamt hat das Qualitätsorgan in dieser Zeit ganze 15 Stücke veröffentlicht. Stücke, weil dazu auch das «Briefing aus Bern», der «7-Uhr-Newsletter» und die Selbstanpreisung des mageren Tagesausstosses gehören. An echten Artikeln sieht’s so aus:

Am 7. 10. rhabarbert Daniel Binswanger über das Thema Krankenkassen. Kann man spülen. Am gleichen Tag macht sich Theresa Hein quälend lange 20’000 A Gedanken über ihr Älterwerden. Welche Lebenszeit das den Leser kostet und wie alt der sich nach der Lektüre fühlt, darüber schreibt sie nichts. Israel? Hamas? War da was?

Selbst «Blick TV», das ja eigentlich komatös ist, stemmte am Samstag eine Sondersendung. Wer im Journalismus etwas auf sich hielt, versuchte mit mehr oder minder gelungenen Beiträgen auf dieses Massaker zu reagieren. Bei der «Republik» war’s aber wohl so: 55 Nasen sind natürlich viel zu wenig, um an einem Samstag in die Gänge zu kommen. Und dann war ja Sonntag, auch blöd. Und am Montag, nun ja, da begann man zu brüten, was man denn nun dazu wohl machen könne. So neben den schon ewig vorgesehenen Gähn-Artikeln.

Also erschienen rasend interessant 18’000 A über das «Geschäft mit Wahlprognosen». Gähnfaktor zehn. Aber dann, am 10. Oktober, Dienstag, immerhin, Trommelwirbel, «Die Barbarei der Hamas». Ah, Analyse, Hintergründe, Recherchiertes? I wo, «der Philosoph Daniel Strassberg erklärt, welche Gefühle der Angriff bei ihm auslöst». Wollen wir das wissen? Will jemand wissen, welche Gefühle das bei ZACKBUM auslöst? eben.

Dann 22’000 A über die möglichen Gefahren durch KI. Nun gut, nicht gerade brennend neu, aber immerhin. Allerdings: ist keine Eigenleistung der 55 «Republik»-Nasen, sondern eingekauft. Kann man ja auch nicht gelten lassen.

Dann spricht ein Mann darüber, wie er als junger Mann vergewaltigt wurde. Ist nicht schön für ihn, aber wollen wir das wissen? Eher nicht.

War’s das? Das war’s. Ist das ein Witz? Nun ja, vielleicht, aber ein schlechter. Vielleicht hat die «Republik» ja bis zum Erscheinen dieses Beitrages noch nachgelegt.

Roger Schawinski, quicklebendig wie ein Junger, wiederbelebte sein «Talk Radio».

Die ganze Welt schreibt, spricht, analysiert, behauptet, beschäftigt sich mit dem Überfall der Hamas auf Israel. Und die «Republik»? Veröffentlicht ein besinnliches Stück ihres Hofphilosophen, der tief in sich hineingehört hat. Und sonst: sonst nix. Nada, null.

Ist das peinlich? Das ist so peinlich, dass ZACKBUM nur noch in Ausnahmefällen diesen Totalflop einer Magazins in seiner Berichterstattung berücksichtigen wird. Auch Fremdschämen hat seine Grenzen.

Wumms: Daniel Binswanger

Der HiC der «Republik».

Es gibt den Commander in Chief, den Oberkommandierenden. Berühmtestes Beispiel war Fidel Castro, der Comandante en Jefe. Das war ein Monument von Mann.

Bei der «Republik» ist alles eine Nummer kleiner. Einige Nummern kleiner. Klitzeklein. Hier gibt es einen HiC. Das steht für Heuchler in Chief. Denn nichts anderes ist der Chefredaktor Daniel Binswanger.

Er gehörte zum Team des «Magazin» von Tamedia. Eine rachsüchtige Ex-Mitarbeiterin zog, nachdem sie gefeuert worden war, über ihren ehemaligen Chef dort her. Der habe sie auch vor der versammelten Redaktion erniedrigt, sei verbal übergriffig geworden.

Endlich mal eine Anschuldigung, die man problemlos verifizieren oder falsifizieren könnte. Denn es gab ja angeblich genug Augen- und Ohrenzeugen. Nur: die feigen Gutmenschen des «Magazin» waren nicht in der Lage, so viel Zivilcourage aufzubringen, um sich öffentlich zu äussern. Stimmen die Vorwürfe, stimmen sie nicht? Der nachgerutschte Chefredaktor Bruno Ziauddin? Verweist schmallippig an die Medienstelle des Hauses. Mikael Krogerus, Lebensgefährte der Kampffeministin Franziska Schutzbach, die nie zögert, Sexismus anzuprangern, wo er ist und nicht ist? Tiefes Schweigen. Und Daniel Binswanger, der über Jahre eine Kolumne schrieb, in der er unermüdlich der Welt gute Ratschläge erteilte und alles Böse, Diskriminierende, Sexistische streng verurteilte? Kein Ton.

Er bleibt sich treu. Denn er wechselte zur «Republik», wo er jede Woche genau das Gleiche wie beim «Magazin» macht. Und sonst nicht viel. Aber da das Blatt für alles Gute auf der Welt einen ziemlichen Verschleiss an Chefredaktoren hat, übernahm er auch diesen Posten geschmeidig.

Nun hat die «Republik» ein paar Probleme. Geldprobleme, Steuerprobleme, Klimalabor-Probleme, Payroll-Probleme, Probleme mit dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung. Ach, und ein Problem mit ihrem Star-Reporter, der gerade menschenfreundlich fristlos gefeuert wurde. Ohne dass er wusste, wer ihn eigentlich beschuldigt. Ohne dass er die versprochene Gelegenheit bekam, sich zu den Vorwürfen zu äussern.

Selten schräg ist auch: alle Denunziantinnen (Männer dürften nicht darunter sein) verstecken sich feige in ihrer Anonymität. Den Namen des Beschuldigten kennt eigentlich jeder, aber auch er wird nicht genannt. ZACKBUM respektiert das, findet es aber inzwischen ziemlich kindisch.

Das wären doch so zwei, drei Gründe, dass der nie um einen Ratschlag für die Welt verlegene Binswanger das mal in seiner Kolumne thematisieren könnte. So als Chefredaktor und Verantwortungsträger.

Doch nicht die schreibende Schmachtlocke. Stattdessen labert sie im Podcast «Demokratie-Check» über das ausgeleierte Thema «Was macht Fremdenhass zu einer politischen Waffe der Rechten?» Stattdessen:

Die Hütte brennt, der Dachstock droht einzustürzen, der Keller steht unter Wasser, die «Republik» steckt in einer existenzbedrohenden Krise, die diesmal nicht durch Geldmangel verursacht ist. Das Blatt der guten Lebensart versemmelt geradezu dramatisch und tragisch die Handhabung einer keinen Sexismus-Affäre. Der neue Verwaltungsrat zeigt gleich zu Beginn, dass er die Lage nicht im Griff hat und dem Problem nicht gewachsen ist.

Screenshot «Republik».

Ungeschicktere Medienmitteilungen als diejenigen, die von 55 angeblichen Kommunikationsprofis gebastelt werden, hat man nicht mehr gesehen, seit Pietro Supino den Roshani-Skandal in den Sand setzte.

Und Binswanger? Er folgt dem Beispiel von Constantin Seibt. Der kümmert sich eigentlich nur noch um den Faschismus in den USA. So von Zeit zu Zeit, wenn er Sprachdurchfall bekommt. Co-Chefredaktorin Bettina Hamilton-Irvine? Preist im idealen Moment einen neuen NL an. Die «Stabsstelle Chefredaktion»? Sagt komischerweise nix. Dominik Cavalli, «Head Human Resources»? Sagt zu dieser humanen Katastrophe nix. Sonia Cirillo, «Senior Controllerin», kontrolliert nix. Amanda Strub und Katharina Hemmer, die Co-Geschäftsführerinnen? Dürfen nix mehr sagen. Der Golden-Ager VR? Eiert.

In einer solch desolaten Lage wäre es doch die vornehmste Aufgabe des Commander in Chief, von der Kommandobrücke der eigenen Mannschaft aufmunternde Durchhalteparolen zuzurufen. Der Öffentlichkeit mit markigen Worten klarzumachen, dass die «Republik» alle Probleme in den Griff bekommt, noch besser wird, noch guter, noch humaner, noch vorbildlicher, noch transparenter.

Da könnte sich Binswanger ein Beispiel an der Edelfeder Ullrich Fichtner beim «Spiegel» nehmen. Den kostete der Relotius-Skandal zwar die schon zugesagte Stelle als Chefredakteur. Aber in einem Gewaltakt schrieb der die Relotius-Affäre so hin, dass es eine intellektuelle und schriftstellerische Freude war, ein solch raffiniertes Schönschreiben zu lesen. Eine perfekte Mischung aus Schuldeingeständnis, Erklärung, Berufung auf das Gute beim «Spiegel», Selbstgeisselung und ein Spürchen Kritik an den Kritikern. Ein Sahnestück.

Statt schwabbeln endlich mal schreiben. Statt die Welt, die Schweiz und alles Rechte und vor allem die SVP zu kritisieren, was ja wohlfeil ist, endlich mal ein intellektuell anspruchsvoller Versuch, die Kacke, in der die «Republik» steckt, golden anzumalen und zu parfümieren. Wäre eine echte Herausforderung. Aber davor versagen die Republikaner regelmässig.

Sie bleiben lieber im Mief der Selbstgerechtigkeit unter Luftabschluss unter sich. Kein schöner Anblick.

«Republik» ganz unten

 Feuern, ohne zu fragen: Genau so sollte man es nicht machen.

Was tut man, wenn man ein Organ der politischen Korrektheit ist, der inkludierenden Sprache, abhold jeglicher Unterdrückung, Feind des Sexismus, Kämpfer gegen übergriffige Männer und auch sonst alles Üble auf der Welt?

Was tut man, wenn man zwar spärlich, aber doch täglich gute Ratschläge gibt, die Welt besser machen möchte, die Demokratie retten, die Umwelt, den Menschen, die Gesellschaft? Wenn man immer mit dem strafenden Zeigefinger wackelt, üble Missstände bei anderen Medien anprangert, wo Frauen Übergriffigkeiten, sexuellem Missbrauch, verbalen Attacken, Machotum, gar Diskriminierung ausgesetzt sind?

Was macht man, wenn man selbst Opfer seiner selbst wird? Opfer, weil offenbar mehrere Mitarbeiterinnen – und auch eine der WoZ – Anschuldigungen gegen den Star-Reporter des Blatts der guten Denkungsart und korrekten Lebensführung erheben? Er habe sie verbal sexuell belästigt, lauten die Denunziationen. In einem Fall sei es sogar zu einem massiven sexuellen Übergriff gekommen, behauptet eine.

Problemlage der «Republik»: alle diese Anschuldigungen wurden nur anonymisiert an sie weitergereicht. Sie liegen teilweise viele Jahre zurück. Sie wurden zuvor nie erhoben. Es wurde niemals Anzeige erstattet. Allerdings: als die «Republik» den Star-Reporter bei der WoZ abwarb, soll es sogar den Versuch gegeben haben, sein angebliches verbal übergriffiges Verhalten zu thematisieren und zu einem Artikel zu verarbeiten. Das sei dann als nicht opportun abgewürgt worden.

Es gibt also – wie meistens bei der ungemein transparenten «Republik» – eine ganze Latte von ungeklärten und unbeantworteten Fragen in eine intransparente Dunkelkammer hinein.

  •  Wieso mussten sich die Denunziantinnen an die «Fachstelle für Gleichstellung» der Stadt Zürich wenden? Gab es etwa intern keine inzwischen überall übliche Anlaufstelle?
  • Diese informierte die Geschäftsführung und Chefredaktion Ende Juni mittels eines Dossiers über die Anschuldigungen. Wieso dauerte es bis zum 23. August, dass der eigene VR darüber informiert wurde?
  • Wieso dauerte es gleichlang, dass der Betroffene informiert – und sofort freigestellt wurde?
  • Wie ist es möglich, dass weder die «Republik» noch der Beschuldigte bis heute die Namen der Denunziantinnen kennen?
  • Was hat es mit diesem Vermerk «See only» auf diesem Dossier für eine Bewandtnis? Die Fachstelle sagt glasklar, dass sie ihn nicht angebracht habe. Die «Republik» sagt, dass er auf dem Dossier stand, als sie es bekam – und er  ihr so erklärt wurde, dass das bedeute, dass weder der Beschuldigte noch andere Stellen über den Inhalt des Dossiers informiert werden dürften.
  • Welche Rolle spielt die «Mittelsperson» Rena Zulauf, die inzwischen nicht mehr mit Klagen droht, wenn man sie so bezeichnet – allerdings auch keine Fragen beantwortet?
  • Wie ist es möglich, dass erst nach dem Aufplatzen dieser Affäre eine «Meldeplattform» von der «Republik» eingerichtet wurde?
  • Wieso übernahm erst Anfang September der VR der «Republik» die Federführung und gab – bei völlig unbekannten Personen – entsprechende externe Untersuchungen in Auftrag?
  • Wieso bekam der Beschuldigte keine Möglichkeit, seine Denunziantinnen direkt zu konfrontieren?
  • Noch Mitte September war noch im Plural von «allfälligen Beschuldigten» die Rede. Gibt es nun nur noch einen?

Als ob das der offenen Fragen noch nicht genug wären: Am 5. Oktober teilte die «Republik» in einem «Update» mit, dass sie sich vom «Beschuldigten» getrennt habe. Oder auf Deutsch: sie hat ihn nach der fristlosen Freistellung auch noch fristlos gefeuert.

Begründung: «Aufgrund der Ergebnisse einer Untersuchung unter externer Leitung wird das Arbeits­verhältnis mit sofortiger Wirkung aufgelöst

Welche Ergebnisse? Schweigen. Noch Mitte September hatte der VR-Präsident Michel Huissoud getönt: «Ende September werden allfällige Beschuldigte angehört, Sie werden dann Gelegenheit haben, sich zu all den Vorwürfen zu äussern.» Ein hohles Versprechen, jetzt heisst es:

«Da eine sofortige Trennung aufgrund des ausgewerteten Materials für uns als Arbeit­geberin alternativlos war, hat keine Konfrontation des Beschuldigten mehr stattgefunden.»

Das nannte man früher Geheimjustiz. Das nannte man früher Inquisition. Ein Angeschuldigter weiss nicht, wer ihn beschuldigt, er weiss nicht, wessen er genau beschuldigt wird, er kann die Beschuldiger nicht konfrontieren, er kann sich nicht wehren, und am Schluss wird er abgeurteilt, ohne dass ihm die zuvor zugesicherte Möglichkeit einer Stellungnahme gewährt wird.

Es ist bis heute völlig ungeklärt, ob die Vorwürfe zutreffen oder nicht. Das Einzige, was klar ist: es gab niemals – vor diesen gesammelten Anschuldigungen – aktenkundige Beschwerden. Es gab niemals eine Anzeige wegen eines angeblichen massiven sexuellen Übergriffs. Es ist zudem davon auszugehen, dass die meisten Anschuldigungen längst verjährt sind. Es konnte niemals ein unabhängiges Gericht entscheiden, ob sich der Angeschuldigte eines strafbaren Vergehens schuldig gemacht habe oder nicht.

Die «Republik» erreicht damit eine neue Stufe der verantwortungslosen Hetze. In den jüngsten Fällen Kevin Spacey oder Till Lindemann kolportierten die Medien nur fleissig Anschuldigungen von Frauen und Männern, die sich so ihre fünf Minuten Ruhm – oder erkleckliche Geldsummen – verschaffen wollten. Als das dann verröchelte, verfielen die Medien in tiefes Schweigen.

Hier aber masst sich eine Redaktion an (denn die Mitteilung über den Rausschmiss ist nicht einmal unterzeichnet), aufgrund von nur ihr bekannten Denunziationen einen Mitarbeiter fristlos zu feuern. Von Denunziationen, die zumindest zum Teil von Personen stammen, deren Namen weder dem Angeschuldigten, noch der Redaktion bekannt sind.

Das ist einfach unglaublich.

Dazu passt auch, dass nicht mehr wie bis anhin die angefragte Geschäftsleitung antwortet, sondern der VR-Präsident Huissoud persönlich. Allerdings knüpft er seine Antworten an inakzeptable Bedingungen, weshalb wir auf eine Wiedergabe verzichten.

Wenn das ihre Art von Gerechtigkeit, Justiz, von Anstand, korrektem Vorgehen, vom Wahren des Grundprinzips «im Zweifel für den Angeschuldigten» ist, wie sie die «Republik» gerne für allgemeinverbindlich erklären möchte, dann ist das eine wahre Horrorvorstellung.

Schliesslich möchten die Besserwisser von der «Republik», das tropft bei jedem ihrer Artikel aus jedem Buchstaben, der Gesellschaft vorschreiben, wie sie besser funktionieren würde, wie es gerechter auf dieser Welt zuginge. Wenn man nur auf die Schreiber dieses Organs mit ihrem schnarchlangem Geseier hören würde.

Spätestens nach dieser Affäre ist klar: ja nicht. Die grosse Erleichterung besteht nur darin: auf diese Weltverbesserer mit unerschütterlicher Überzeugung, das Gute und Richtige zu kennen, hört sowieso keiner. Ihre schrumpfende Schar von Unterstützern, die ihnen mit Abos und Almosen diese völlig überflüssige Tätigkeit ermöglichen, wird nach dem Steuerskandal (und seiner Handhabung) und diesem Sexismus-Skandal (und seiner Handhabung) zunehmend das Vertrauen verlieren, dass diese Leute wenigstens den eigenen Laden im Griff haben.

Und wenn sie das nicht schaffen, was sind dann ihre gesammelten guten Ratschläge, Forderungen, Empfehlungen und Kritiken für und an der ganze Welt wert?

Nichts.

 

Versteckspiel

Ist Anwältin Zulauf Mittelsperson oder nicht?

«Bitte nehmen Sie zu Kenntnis, dass ich Falschaussagen zu meiner Person mit einer Zivilklage beantworten werde.»

Eigentlich war der Anlass nicht sonderlich erheblich. ZACKBUM verfügte über Informationen, wer die ominöse «Mittelsperson» sei, die das Dossier von sich beschwerenden Frauen von dem Amt für Gleichstellung zur «Republik» getragen hatte. Und wie es sich im seriösen Journalismus gehört, wollten wir Rechtsanwältin Rena Zulauf Gelegenheit zur Stellungnahme geben.

Vor allem hätte uns interessiert, ob Zulauf hier mandatiert war und wie der Begriff «See only» auf dieses Dossier geriet. Schliesslich wollten wir noch wissen, ob Zulauf das Dossier an den SRF-Journalisten Salvador Atasoy weitergereicht habe.

Antwort: «Ihre Annahme und/oder die kolportierte Annahme ist falsch. Weder wurde mir ein Dossier von belästigten Damen zugespielt, noch habe ich dieses bzw. ein solches Salvador Atasoy weitergereicht.»

Da bekannt ist, dass Zulauf zwar nicht allzu häufig erfolgreich, aber gerne und schnell klagt, liessen wir es auf sich beruhen.

Nun ist es aber dem Chefredaktor Marcus Hebein des «Schweizer Journalist» gelungen, diese Behauptung rechtsfest zu machen. Also konfrontierte auch er die Anwältin damit. Ihre irritierende Antwort:

«Ich bin einigermassen irritiert, dass mich jemand bei Ihnen als Mittelsperson nennt, Sie mir aber nicht sagen, wer diese Person ist, und sich diese Person auch nicht mir gegenüber outet.» Und weiter: «Solcherlei ,Spiele‘ mache ich nicht mit; sie sind unlauter und haben mit korrektem Journalismus nichts zu tun. Schade!»

Nachdem sie hier offenbar darauf verzichtet, mit rechtlichen Schritten zu drohen, sollte man sie als diese «Mittelsperson» bezeichnen, will sie nun etwas, von dem sie wissen müsste, dass es absurd ist. Dass ein Journalist ihr gegenüber seine Quelle offenlege, bevor sie sich dazu äussere. Das bezeichnet der «Schweizer Journalist» zu Recht als «bizarr».

Auch Hebein hätte gerne gewusst, was es mit der «See only»-Klausel auf sich habe, von der die «Republik»-Chefetage behauptet, dass sie ihr wochenlang die Hände gebunden habe und sie zur Untätigkeit verdammte.

«Auch wären wir daran interessiert gewesen, welche „Forderungen“ denn die Anwältin an die „Republik“ im Zuge der Information über die Fälle gestellt habe, welche Schritte denn von der „Republik“- Leitung erwartet wurden», schreibt Hebein weiter.

Das sind tatsächlich entscheidende Fragen. Denn nicht nur der Fall selbst – mögliche sexuelle Belästigung von Mitarbeiterinnen der «Republik» durch einen prominenten Reporter –, sondern auch die Handhabung durch die «Republik»-Führung hat dazu beigetragen, dass das Online-Magazin der guten Denke und Lebensart in eine durchaus existenzbedrohende Krise geraten ist.

Dabei spielt Zulauf offensichtlich eine wichtige Rolle. Es ist auch nicht klar, ob sie nun die Anwältin der sich beschwerenden Frauen ist oder eben nur eine Botin, die sich so die Option offenhalten wollte, von der Botin zur Rechtsvertreterin zu werden.

Wäre das so, hätte Zulauf einen dicken Nagel in den Sargdeckel über der «Republik» eingeschlagen. Denn das Rumgeeier, bis dort die Teppichetage überhaupt in die Gänge kam, den Vorwürfen nachzugehen, lastet schwer auf deren Glaubwürdigkeit.

Bizarr ist allerdings, dass eine Medienanwältin meint, ein Vorgang, für den es zahlreiche Zeugen und Beteiligte gibt, liesse sich unter dem Deckel halten.

Mit Klagedrohungen ist sie schnell zur Hand, aber auf eine erneute Möglichkeit zur Stellungnahme reagierte sie diesmal nicht – schweigen.

Dabei wären Antworten auf diese Fragen durchaus von öffentlichem Interesse:

In der aktuellen Ausgabe des «Schweizer Journalist» werden Sie als die Mittelsperson identifiziert, die das Dossier an die «Republik» überbracht hat. Mir gegenüber hatten Sie das abgestritten und mit Klage gedroht.

Werden Sie nun gegen den «Schweizer Journalist» rechtlich vorgehen?

Wenn nicht, wieso haben Sie es bei mir mit Klagedrohung abgestritten, gegenüber Marcus Hebein dann nicht mehr?

Sie haben mit der Begründung, dass Sie zuerst die Quelle wissen wollten, jegliche weitere Stellungnahme gegenüber Hebein verweigert. Ist Ihnen der Begriff Quellenschutz nicht geläufig?

Dem «Schweizer Journalist» ist es gelungen, in einer Ihrer Rechtsschriften den ominösen Begriff «see only» aufzuspüren, der offenbar sehr ungebräuchlich ist. Also haben Sie diesen Begriff auf das Dossier gesetzt?

Das Amt für Gleichstellung hat mir schriftlich bestätigt, dass er nicht von ihm stammt, die «Republik», dass er auf dem Dossier stand, als es von der Mittelsperson Zulauf ausgehändigt wurde. Haben Sie eine Vermutung, wie er dorthin gekommen sein könnte?

 

«Republik» hektisch

Ein Update zum Skandal.

Am 6. September meldete sich der Verwaltungsrat der «Republik» mit der etwas merkwürdigen Mitteilung, dass er erst gegen Ende August über die seit Juni bekannten Vorwürfe gegen einen Mitarbeiter informiert worden sei. Nun werde aber durchgegriffen.

Am 1. September hatten sich Geschäftsleitung und Chefredaktion «erschüttert» gezeigt. Allerdings: «Zwei der Betroffenen sollen zum Zeitpunkt der Vorfälle bei der Republik angestellt gewesen sein, ob auch heute noch ein Arbeits­verhältnis mit der Republik besteht, können wir nicht abschliessend beantworten. Die Vorwürfe werden anonym erhoben, die Republik kennt die Identität der Betroffenen nicht.»

Ob das bis heute so ist, verrät das transparente Organ allerdings nicht. Nun hat mit geradezu unheimlicher Geschwindigkeit für «Republik»-Verhältnisse der VR nachgelegt. Er teilt in einem «Update» mit, dass er «diesen Montag, den 11. September, drei Untersuchungs­aufträge vergeben» habe.

Nämlich:

  1. «Die Installierung einer sicheren und anonymen Melde­plattform sowie

  2. die Untersuchung des Anstellungs­prozesses der beschuldigten Person»

Plus:

  1. «die Analyse des Prozesses nach der Meldung an die Geschäfts­führung

Plus: «Erste Ergebnisse als Grundlage für weitere Schritte werden vom Verwaltungsrat auf Ende September erwartet. Am Ende der Untersuchung werden allfällige Beschuldigte angehört.»

«Allfällige Beschuldigte», Plural. Neben dem Freigestellten könnte es also auch für Führungsfiguren eng werden. Allerdings sind die Beauftragten allesamt No-Names.

Zudem wird’s dann wieder typisch wirr:

«Ab sofort und bis zum 28. September steht eine sichere und anonyme Melde­plattform zur Verfügung.»

Danach nicht mehr? Und wieso die zweimalige Betonung, dass die Plattform sicher und anonym sei? Aber es wird noch wirrer:

«Ausserdem: Vergangene Woche hat der erste obligatorische Workshop «Schulung zum Schutz gegen Mobbing und Belästigungen» in der Republik statt­gefunden. Diese Massnahme ist nicht die einzige, die von Geschäfts­führung und Human Resources bereits Anfang dieses Jahres in die Wege geleitet wurde: Im Frühling 2023 wurde auch eine Weisung zum Schutz vor Diskriminierung, Mobbing und sexueller/sexistischer Belästigung erstellt sowie die Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich als externe Meldestelle eingesetzt.»

Bedeutet das nun, dass im Blatt der guten Denkungsart vor Frühling 2023 keine solche Meldestelle existierte, wie das inzwischen in eigentlich jedem Unternehmen der Fall ist? Und was heisst da Frühling? Der Sommer begann dieses Jahr am 21. Juni. Wurde diese Meldestelle aufgrund von Anschuldigungen «eingesetzt» oder benützten die ersten Mitarbeiterinnen gleich diese Meldestelle, nachdem sie zuvor keine Möglichkeit für Beschwerden über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz hatten?

Es ist schon phänomenal, wie die «Republik» Mal für Mal die Behandlung dieses für sie existenziell bedrohlichen Skandals kommunikativ in den Sand setzt. Offenbar ist es allen 55 Nasen plus VR nicht möglich, Mitteilungen zu formulieren, die klar und verständlich sind.

Ach, und wer die Mäzene des «Klimalabors» sind, wie es eigentlich beim Millionenproblem Steuervermeidung steht – da warten wir weiterhin auf Neuigkeiten, die «zu gegebener Zeit» eintrudeln sollen. Oder auch nicht.

Die Frage ist allerdings, ob vor der «gegebenen Zeit» die Lebenszeit der «Republik» bereits abgelaufen ist.

Und die Hetzer in den Medien?

Wegducken und so tun, als war da nix. Denn es ist ein Medienskandal.

Shelby Lynn hat ihre 15 Minuten Ruhm bekommen. Das schaffte sie mit einem Video, in dem sie ein paar blaue Flecken zeigte. Und erklärte, dass sie sich an deren Entstehen nicht erinnern könne, aber an einer After-Show-Party von Rammstein teilgenommen habe. Sie insinuierte zudem, dass man sie möglicherweise unter Drogen gesetzt habe. Dummerweise ergaben aber alle Drogentests im Nachhinein nichts.

Schliesslich reichte sie noch bei der Staatsanwaltschaft Vilnius eine Strafanzeige ein. Wie in solchen Fällen üblich, meldeten sich einige weitere Frauen, die unter dem Schutz der Anonymität Reportern weitere Geschichten von unerwünschter Anmache erzählten.

Besonders hervor tat sich die Youtuberin «Kayla Shyx», die aufgeregt wilde Storys verbreitete, die ihr angeblich zugetragen wurden oder die sie selbst erlebt haben wollte. Damit erhöhte sie ihre Einschaltquote gigantisch. Ihr wurde dann aber schnell der Stecker gezogen.

Das war die übliche verantwortungslose Keiferei auf den asozialen Medien. Das wurde ergänzt durch die inzwischen ebenfalls übliche verantwortungslose Hetzerei auch in seriösen Medien. Die NZZ sprach sogar von einem «Täter», löschte den Begriff dann aber schleunigst. «Blick» war nicht schnell genug und musste einen ganzen Artikel löschen, zu Kreuze kriechen und sogar ein liebedienerisches Interview mit dem Anwalt des Rammstein-Sängers veröffentlichen, wofür sich Mikrophonständer Reza Rafi hergab.

Das ehemalige Nachrichtenmagazin «Spiegel» widmete der Hysterie sogar eine Titelgeschichte. Sie kochte dann nochmal hoch, als vermeldet werden konnte, dass bei der Staatsanwaltschaft Berlin mehrere Anzeigen eingegangen seien. Endlich, denn alle anonymen und die wenigen angeblichen Opfer, die mit Namen hinstanden, hatten es allesamt unterlassen, zur Polizei zu gehen.

Es endete, wie es auch nicht allzu selten endet: keine Staatsanwaltschaft sah einen Anfangsverdacht, um Ermittlungen aufzunehmen.

Nun dreht Sänger Till Lindemann offenbar den Spiess um. Die Staatsanwaltschaft in Vilnius, weiss die deutsche «Bild», ermittelt gegen diese Shelley Lynn wegen des Verdachts auf Verleumdung.

Das wird wohl auch mit einer Einstellung enden. Denn die Dame hatte wohlweislich darauf verzichtet, Lindemann irgendwelcher Straftaten zu bezichtigen. Da sie behauptet, eigentlich pleite zu sein, ist zu hoffen, dass es keine zivilrechtlichen Ansprüche gegen sie geben wird.

Das gilt aber leider auch für alle Hetzer in den Medien, die sich wieder mal mit Vorverurteilungen überschlagen haben. Ein Amok im «Tages-Anzeiger» forderte sogar, dass die Berner Konzerte abgesagt werden müssten.

Es ist unerträglich, welchen Reputations- und Rufschaden verantwortungslose Journalisten verschulden können – haftungsfrei, uneinsichtig und unbelehrbar. Sogar heute noch schwurbeln Feinde des Rechtsstaats wie Marc Brupbacher herum: «Viele feiern Lindemann nun als unschuldig. Dabei hat keine einzige Frau Anklage erhoben. Warum nicht? Weil sie wissen, was sie erwartet hätte.»

Das ist zwar ziemlich wirr, soll aber wohl heissen, dass er in Wirklichkeit gar nicht so unschuldig sei, aber geschützt durch Macht und Geld. Das entscheiden inzwischen selbsternannte Scharfrichter in den Medien und scheuen auch so früh wie möglich nicht vor einer Namensnennung zurück. Denn erst das gibt ihrer schlaffen Story den gewünschten Pep.

Ganz anders sieht das aber aus, wenn es einen der Ihren erwischt. Obwohl ja inzwischen wohl jeder weiss, um wen es sich handelt, verschweigt die Journaille eisern den Namen eines Freigestellten, dem sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden.

Das ist zwar im Prinzip richtig, denn auch hier gilt – selten so gelacht – die Unschuldsvermutung. Was aber nicht gilt, ist die Vermutung, dass die Medienschaffenden wenigstens öffentlich bereuen könnten, wie sie sich wieder einmal vergaloppiert haben, auf effekthascherische Erzählungen anonymer Trittbrettfahrerinnen hereinfielen, das dem Leser als brandheisse, tiefenrecherchierte News verkauften.

In einem anderen Fall wurde der Name sowohl des Beschuldigten wie auch der Beschuldigerin von ihr selbst in die Öffentlichkeit gebracht. Dumm nur, dass sich fast alle Anschuldigungen nicht erhärten liessen. Dumm nur, dass Augen- und Ohrenzeugen ein Schweigeglübde abgelegt hatten, darunter der Chefredaktor der Gutmenschenpostille «Republik». Dumm nur, dass unfähige Journalistinnen immer wieder anonyme Zeugenaussagen heraustrompeten, dass alles noch viel schlimmer gewesen sein sollte.

Die Untersuchung gegen diese Lynn wird wohl eingestellt werden. Auch die ist durch die Art, mit der sie sich ihre 15 Minuten Ruhm abholte, stigmatisiert.

Was aber unerträglich wird, ist die Haftungsfreiheit all der Journalisten, die losgebelfert haben, heulend wie Jagdhunde Fährten erschnupperten und verbellten. Um dann kurz zu vermelden, dass da wohl doch nix dran war. Aber je nun, Musik und Groupies, Männerdominanz, Abhängigkeiten, man wisse es ja.

Dann ein paar verlogene Krokodilstränen verdrückt («sind wir vielleicht ein wenig zu weit gegangen? Antwort: nö»), und das war’s. Keine Entschuldigung, kein Gelöbnis der Besserung, keine neu eigenbauten Sicherungen.

Wetten, dass der nächste Fall Lindemann schon um die Ecke lauert, wenn die Missbräuche der katholischen Kirche abgefrühstückt sind?