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Der linke Sexismus-Sumpf

Alle sind entsetzt, niemand hat nix gewusst. Oder doch?

In der Paradedisziplin Heuchelei werden links der Mitte mal wieder Rekordversuche unternommen. Denn es liess sich nicht länger der Deckel draufhalten, dass ein wohlangesehenes Mitglied der stramm sexismusfeindlichen Redaktionen von WoZ und «Republik» das mehr so wie Hunter S. Thompson gesehen hat, Gonzo und so. Angeblich soll er ungeniert und schriftlich davon geträumt haben, wie es denn so wäre, wenn «crazy lips» ihm einen blasen würden.

Nun ist männliches (wie auch weibliches) Balzgesäusel für Aussenstehende selten etwas anderes als peinlich und häufig Anlass zum Fremdschämen. Aber richtig peinlich wird es hier aus einem ganz anderen Grund.

Denn bislang überbieten sich die beiden Redaktionen mit Entrüstung und «Erschütterung», wobei natürlich immer die Unschuldsvermutung zu beachten sei. Aber dass so etwas möglicherweise in ihrer Mitte geschehen konnte, unglaublich. Und niemand hat’s gemerkt. Niemand hat’s gewusst. Also die «Republik» monatelang schon, aber die durfte nix machen. Und die belästigten Frauen haben schamvoll geschwiegen. Offenbar trauten sie den angeblich vorhandenen Meldestellen so wenig wie die erregten Tamedia-Journalistinnen. Oder aber, es geht hier den angeblichen Opfern in erster Linie darum, den angeblichen Täter öffentlich fertigzumachen, im Nachhinein.

Daher kann die WoZ eine grosse Portion Betroffenheit ins Netz stellen: «Die WoZ ist erschüttert über das Fehlverhalten … Die damalige wie auch die aktuelle Redaktionsleitung und Geschäftsleitung hatten bis dahin keine Kenntnis von den Vorwürfen. Auch bei der internen Personalombudsstelle für Konfliktfälle sind dazu nie irgendwelche Hinweise eingegangen.» Es handle sich allerdings um einen Vorfall aus dem Jahr 2014, verrät die WoZ noch. Also vor fast zehn Jahren; längst verjährt, nie gemeldet. Aber offenbar gilt für das Organ der humanistischen Lebensart die Unschuldsvermutung nicht mehr; ein «angeblich» sucht man vor dem «Fehlverhalten» vergeblich.

Aber wie auch immer. Wie ZACKBUM aus mehr als einer vertrauenswürdigen Quelle weiss, hat der Vorfall durchaus noch Potenzial, sich zum richtigen Skandal aufzublasen (ähm, schon wieder falsches Bild). Nicht, dass neue, schreckliche Untaten ans Licht gekommen wären. Es ist noch schlimmer.

Mit dem Fall vertraute Quellen berichten ZACKBUM, dass eine «Republik»-Redaktorin (Name der Redaktion bekannt) vor einigen Jahren bereits dieses Thema im Zusammenhang mit diesem Journalisten (Name der Redaktion bekannt) recherchierte. Allerdings als der noch bei der WoZ angestellt war. Als die Redaktorin dann die ersten Ergebnisse, die nicht sehr schön waren, präsentierte, wurde ihr von oben (Namen bekannt) bedeutet, dass diese Story keine so gute Idee sei. Denn man arbeite daran, den Journalisten von der WoZ in den eigenen Laden rüberzuholen – was ja dann auch gelang. Und da sei Wühlen in seinem etwas unaufgeräumten Triebleben nicht erwünscht.

Worauf die Story – offensichtlich – nicht erschien. Die damalige Redaktorin dementiert auf Anfrage diese Story nicht, äussert sich aber auch nicht weiter dazu. Die aktuelle Geschäftsführung (die damals noch nicht am Gerät war) eiert etwas um den heissen Brei, stellt sich aber immerhin dem Problem. Sie sagt, «dass wir im Rahmen der anstehenden internen Untersuchung jeder Art von möglichen Fällen sexueller Belästigung nachgehen werden, sowie auch der Kultur, innerhalb dieser solche Fälle überhaupt vorkommen können».

Und auf die spezifische Frage, was diesen Fall betrifft: «Nach unserem aktuellen Wissensstand hat man sich bei der Anstellung von (Name der Redaktion bekannt) mit entsprechenden Gerüchten auseinandergesetzt – ob diese Auseinandersetzung genügend war, wird die interne Untersuchung klären müssen.»

Womit nun, das ist leider das richtige Sprachbild, die Kacke echt am Dampfen ist.

Transparente «Republik»

Es wird peinlich. Es wird schmutzig. Was für ein Versagen.

Die gute Nachricht: es ist kein Bettel-NL der «Republik». Die schlechte: «Gegen eine bei der Republik angestellte Person wurden von mehreren Personen anonym Vorwürfe der sexuellen Belästigung erhoben.»

Bis hierher ist es inzwischen im heutigen Redaktionszirkus Business as usual. 78 Tamedia-Frauen erhoben Vorwürfe und zählten über 60 Beispiele von Übergriffigkeiten und Diskriminierung auf. Blöd nur: alle anonymisiert, ohne genauere Zeit- oder Ortsangaben. Resultat: kein einziger dieser Vorwürfe konnte erhärtet werden. Aber die beiden Rädelsführerinnen des Protestschreibens holten sich ihre fünf Minuten Ruhm ab und schafften es sogar in «10 vor 10».

Der ehemalige Chefredaktor des «Magazin» wurde von einer rachsüchtigen, gefeuerten Mitarbeiterin öffentlich im «Spiegel» hingerichtet. Kein einziger ihrer Vorwürfe (ausser den berühmten Hakenkreuzchen) konnte bislang erhärtet werden.

Der Chefredaktor der deutschen «Bild». Der Sänger von Rammstein. Der Schauspieler Kevin Spacey. Der Oberchefredaktor der «Blick»-Familie. Der altgediente Ringier-Chefredaktor Werner de Schepper. Wer in die Nähe des Wortpaars «sexuelle Belästigung» kommt, sollte am besten auswandern.

Das soll nicht heissen, dass es keine sexuellen Belästigungen und Übergriffe gibt. Aber es gibt Trittbrettfahrerinnen wie Patrizia Laeri, der es nach über 20 Jahren einfällt, dass es einmal einen Kussversuch in Amtsräumen von SRF gegeben haben soll. Liess sich nach so langer Zeit nicht erhärten, nur: ihre Angaben waren so widersprüchlich, dass ihr Vorwurf abgetischt wurde. Nur: der angeblich Beteiligte verlor trotzdem seinen Job.

Nun also die «Republik», das Organ der guten Denkungsart, der sensiblen Verteidiger der Frauenrechte, der Feind von Sexismus, Machotum und männlicher Übergriffigkeit. Sie bekämpft den Faschismus, indem sie ihn mit ellenlangen Geseire von Constantin Seibt zum Selbstmord treiben will. Sie kümmert sich um Sprayer, die von Kampfhunden an ihrem Tun gehindert werden. Sie beklagt die Wohnungsnot, die Profitgier, und überhaupt alles, was nicht gut ist auf dieser Welt, und das ist eine ganze Menge.

Nun hat sie aber ein kitzliges Problem. Denn dass anonym Vorwürfe erhoben werden, ist inzwischen normal. Dass die untersucht werden müssen, auch. Aber es wäre ja nicht die «Republik», wenn’s hier nicht etwas anders wäre. Denn die Vorwürfe, es gibt nichts Klatschsüchtigeres als Journalisten, kursieren schon lange. Nun wurden sie offenbar offizialisiert. Aber: es gäbe da eine «Klausel», die es dem Organ der anständigen Lebensart verboten hätte, intern oder extern was zu machen. Die beschuldigte Person habe nicht konfrontiert werden können, überhaupt sei die Abklärung ganz schwierig.

Absurd, aber eben «Republik». Dann aber habe es eine Medienanfrage gegeben (nicht von ZACKBUM), das habe die Situation geändert: «Wir haben nun mit der beschuldigten Person geredet. Und sind überein gekommen, sie per sofort und für die Dauer einer Untersuchung der Vorwürfe freizustellen

Natürlich: «Wir nehmen derartige Fälle sehr ernst.» So ernst, dass man zuerst monatelang zuschaut, und dann kann man nix machen. Das ist nicht ernst, das ist lachhaft.

ZACKBUM hat die «Republik» angefragt, ob sie bestätigen könne, dass es sich bei der freigestellten Person um die handelt, deren Namen bereits die Spatzen von den Dächern pfeifen und deren Verhaltensauffälligkeit in dieser Beziehung innerhalb und ausserhalb der «Republik» schon lange bekannt ist.

Wir baten die «Republik» darum, diesmal nicht «zu gegebener Zeit» zu antworten, sondern in journalistisch sinnvoller Zeitspanne. Aber auch hier zeigt sich wieder einmal: Transparenz – das ist für die «Republik» nur ein Feigenblatt für Intransparenz. Aber immerhin, sie antwortete rasant. Der erste Teil ist Stehsatz:

«Aus Persönlichkeitsschutz machen wir momentan keine Aussagen zur Identität der beschuldigten Person. Es gilt die Unschuldsvermutung.»

Dann wird es etwas unübersichtlich:

«Nachdem wir über die Vorwürfe in Kenntnis gesetzt wurden, nahmen wir sofort den Dialog mit der Mittelsperson auf und begannen die Abklärungen, wie wir in diesem Fall auch im Sinne der Personen, die die Vorwürfe erhoben, vorgehen konnten. Es passierte also keineswegs monatelang nichts. Weswegen wir die beschuldigte Person nicht sofort nach Erhalt der Vorwürfe konfrontierten, schrieben wir ja bereits im Newsletter: Aufgrund der “see only”-Klausel war uns untersagt, alle Personen der Anlaufstellen zu informieren resp. intern oder extern über diese anonymen Vorwürfe zu reden. Diese Situation zusammen mit der Tatsache, dass eine beschuldigte Person die Möglichkeit haben muss, zu konkreten Vorwürfen in einem inhaltlichen und zeitlichen Kontext Stellung zu nehmen, machte eine Konfrontation der beschuldigten Person sehr schwierig. Nachdem sowohl die beschuldigte Person als auch wir eine Medienanfrage mit konkreten Fragen erhielten, konnten wir uns mit der beschuldigten Person zu den Vorwürfen in dieser Anfrage austauschen.»

Gut, man muss nicht alles verstehen, was die «Republik» so schreibt. Aber soweit das ZACKBUM versteht, dürfen also die internen Stellen bei der «Republik» solche Vorwürfe nur zur Kenntnis nehmen («see only»), aber sonst eigentlich nix machen. Aber wenn dann jemand von aussen kommt und fragt, ob es denn stimme, dass ein «Republik»-Journalist der Übergriffigkeit bezichtigt würde, darf plötzlich gehandelt, konfrontiert und freigestellt werden.

Ist denn diese Freistellung nicht bereits eine Vorverurteilung, so wie im Fall Dorer/«Blick»? Aber nein, sagt die «Republik», «die Freistellung erfolgt zum Schutz aller Beteiligten, auch der beschuldigten Person, während der Untersuchung der Situation». Der Vergleich wäre zu billig, das mit dem Begriff «Schutzhaft» zu vergleichen. Aber Freistellung als Schutz für den Beschuldigten? Damit er nicht weiter übergriffig werden kann? Come on.

Man fragt sich natürlich, was passiert wäre, hätte es diese «Medienanfrage» nicht gegeben. Und warum nennt die «Republik» nicht einfach den Namen des Reporters, den sowieso jeder kennt? Natürlich erhielt er auch hier die Gelegenheit zur Stellungnahme. Natürlich nahm er sie nicht wahr.

Recht forsch geht geht srf.ch die Sache an. Sie nennt (fast) Ross und Reiter (ähm, falsches Bild): ««Republik» stellt Journalisten frei – WOZ leitet Untersuchung ein». Ausser dem Namen ist hier eigentlich alles drin: «Er ist ein gefeierter Reporter. Einer, der sich mit den Mächtigen anlegt. Kritische Porträts schreibt, unbequeme Recherchen veröffentlicht. Er hat viele renommierte Preise gewonnen und schreibt für bekannte Publikationen

Ganze sechs Frauen hat srf.ch aufgetan, die Beschuldigungen äussern. Nur: alle wollen anonym bleiben, Anzeigen wurden nicht eingereicht. Immerhin ergreift der Beschuldigte hier, via Anwalt, die Gelegenheit zur Stellungnahme: «Ich habe erstmals durch SRF von gegen mich erhobenen Vorwürfen erfahren. Diese liegen zum Teil offenbar sehr lange zurück. Es wurde gegen mich deswegen nie ein Strafverfahren geführt. … Den Vorwurf eines massiven sexuellen Übergriffs weise ich jedoch vehement zurück

Er sagt, sie sagen, er bestreitet, sie bleiben anonym, es gibt keine Anzeige. Schwierige Ausgangslage, nur eines ist klar: der Beschuldigte sollte sich besser einen neuen Beruf suchen.

Die soziale Ächtung, die berufliche Vernichtung, die Stigmatisierung des «war da nicht mal was?», die ist nicht reparabel. Wer Ziel anonymer Anschuldigungen wird, ist immer Opfer. Unabhängig davon, ob er Täter war oder nicht. Die anonymen und auch nicht-anonymen Denunzianten hingegen gehen (fast) immer straffrei aus. Sie haben das halt so erinnert, empfunden, wahrgenommen. Und es sei ja ein bekanntes Phänomen, dass dann Männerbünde zusammenhielten und die Frau unglaubwürdig oder gar lächerlich machen wollten. Dabei besorgt sie das allzu häufig selbst.

Was – abgesehen von den unschuldigen Opfern der Denunziation – ein Hohn für all die Frauen (und auch Männer), ist, die tatsächlich Opfer eines echten, nicht erfundenen sexuellen Übergriffs wurden. Und die gibt es leider auch nicht zu selten.

Prima Klima

Der «Club» schafft sich ab.

Das geht so nur bei SRF. Wenn die Leiterin einer Sendung dank Verbandelung mit ihrem Chef unangreifbar ist (unkündbar ist man bei SRF sowieso, ausser man stiehlt silberne Löffel oder sagt etwas Böses über die Chefs), dann sinken Niveau und Einschaltquote dramatisch – ohne Konsequenzen.

Seit 2018 leitet Barbara Lüthi den «Club». Qualifikation: Frau vom Chef. Frau. Suchte neue Herausforderung. Resultat: Zuschauerdurchschnitt 2020 125’000. 2021 noch 101’000. 2022 klägliche 87’000. Ein Schwund von fast einem Drittel. Das führt nur beim Schweizer Farbfernsehen (oder beim «Blick») nicht zu dramatischen Konsequenzen.

Lüthi ist überfordert. Entweder grätscht sie hektisch bei ihr nicht passenden Meinungen rein, oder sie lässt ihr sympathische Meinungsträger ungeniert labern. Gerne macht sie auch Sendungen über Abwesende. So wurde der kantige SVP-Nationalrat Andreas Glarner durchgehechelt – er war nicht eingeladen, um sich allenfalls zu wehren.

Besonders peinlich wird es, wenn der eigene Sender zum Thema wird. Genauer die systematischen Fehlprognosen von SRF Meteo. Dass Thomas Bucheli dabei ist, das versteht sich von selbst. Dass die Nullnummer Elia Blülle vom klimaneutral inaktiven «Klimalabor» der «Republik» dabei ist: Gesinnungs-Gratis-PR. Reto Knutti hat seine Berufung als Klimawandel-Unke gefunden. Christof Appenzeller, Beamter und Direktor von Meteo Schweiz, neigt auch nicht zur Ausgewogenheit.

Also vier gegen eine. Denn richtig Contra gab eigentlich nur die NZZ-Journalistin Claudia Schwartz, die immerhin Bucheli mit hartnäckigem Nachfragen im wohltemperierten Studio etwas in Schwitzen und Rudern brachte. Obwohl sie, wie auch Lukas Rühli von «Avenir Suisse», nicht vom Fach ist.

Skandalös wurde die Sendung aber wieder durch eine Abwesenheit. Bekanntlich hat der Medienkritiker Kurt W. Zimmermann in der «Weltwoche» die ganze Debatte angestossen, indem er Bucheli & Co. mehrfach gravierende und systematische Fehlprognosen nachwies und sie mit viel besseren Vorhersagen der Konkurrenz verglich, womit das Argument «furchtbar kompliziert, verstehen nur Fachleute» flachfiel, obwohl es Bucheli gerne verwendet.

Als Sahnehäubchen verglich Zimmi dann noch die nächsten Fehlprognosen von SRF Meteo (bis zu 10 Grad zu hoch!) mit den Resultaten eines WeWo-Leserwettbewerbs im Vorhersagen. Die Leserschaft gewann haushoch. Also wäre es selbstverständlich gewesen, Zimmi (oder einen anderen Vertreter der WeWo) einzuladen. Oder deren Abwesenheit zumindest zu erwähnen oder gar zu erklären.

Aber doch nicht Lüthi. Die fand offenbar, dass Schwartz schon anstrengend genug werden könne. Und überhaupt, dem SVP-Schmuddelblatt «Weltwoche» eine Plattform geben? Niemals. Den nicht gerade auf den Mund gefallenen Zimmermann in der Sendung haben, wieder hektisch reingrätschen, gar lautstarke Duelle zwischen Moderatorin und Gast? Wieder mal offenkundig werden lassen, dass Lüthi trotz ganzer Vorbereitungscrew im Rücken nicht sattelfest ist, keine Autorität ausstrahlt, schnell einmal die Sendung nicht mehr im Griff hat? Niemals.

Hm, vielleicht wäre ja Jörg Kachelmann noch eine Möglichkeit gewesen. Ist immerhin vom Fach. Oder Thomas Matter, der als Initiant entschieden erfolgreicher ist als in seiner Funktion als DJ. Hat sich schliesslich auch über die Fehlprognosen aufgeregt. Angefragt, nicht gewollt? Aber nein; Zimmi sagt knapp «» auf die Frage, ob er wenigstens eingeladen wurde.

Dafür die Sendung weiter in die Bedeutungslosigkeit moderieren? Ungehindert und ungehemmt. Denn Lüthi weiss: ihr kann keiner.

Geldwerte Leistung?

Die «Republik» schwächelt. Gut, ist nix Neues.

Aber ZACKBUM hat auch eine Chronistenpflicht. Solange der «gegebene Zeitpunkt» noch nicht gekommen ist, im Sinne der behaupteten, aber nicht gelebten Transparenz bekanntzugeben, welche Stiftungen und Mäzene gerade mal wieder 250’000 Franken lockergemacht haben für das «Klimalabor», das noch nichts geleistet hat, schauen wir uns mal wieder den Wochenausstoss der Retter vor dem Faschismus an. Obwohl Constantin Seibt alles gibt (Folge zwei «Der Faschismus als Maschine», 42’191 A!), steht es doch schlecht im Kampf gegen den US-Faschismus. Denn dieses Stück ist schon genau einen Monat alt.

Zurück zum aktuellen Ausstoss. Der ist noch ärmlicher als sonst. Schlappe 16 Wortmeldungen bietet die «Republik»; also etwas mehr als 2 pro Tag. Das ist weniger als ZACKBUM, aber das sagten wir wohl auch schon …

Dafür haben wir allerdings nicht Texte, die auf 22’000 Anschlägen auf ein gravierendes gesellschaftliches Problem aufmerksam machen: «Die Polizei macht mit Hunden Jagd auf Sprayer». Das ist unerhört und muss mit einem angesprayten Kampfköter illustriert werden:

Der Anfang des ellenlangen Textriemens nimmt den Leser gleich rein: «Stellen Sie sich vor, ein Hund rennt auf Sie zu. Er wiegt 25 Kilo und kommt mit etwas Anlauf auf eine Geschwindigkeit von fast 50 Stunden­kilometern. Es ist ein Schäferhund, und er ist darauf trainiert, zuzubeissen.»

Wir stellen uns das lieber nicht vor und wenden uns schaudernd ab. Wobei: vielleicht würde das Vortragen dieses Artikels den Hund benommen machen und einschläfern. Schon mal probiert? Schliesslich lässt die «Republik» ja vorlesen.

Überhaupt hat es die «Republik» bei den wenigen Artikeln mit der Gefühlsmasche: «Eine Mutter ist am Ende ihrer Kräfte. Sie sagt: «Ich bemühe mich so, es für alle schön zu machen. Und niemand macht irgend­etwas schön für mich.» Ihr Sohn steht daneben, in der vom Kochen verwüsteten Küche, sieht sie an und nickt stumm.» So was nennt man gar nicht nett Sozialporno.

Nun müssen aber dem zahlenden Abonnenten doch die Tränen des Selbstmitleids kommen. Denn das waren bereits alle Artikel dieser Woche. Zwei. Dazu noch ein ellenlanges Interview über Feminismus, einmal Binswanger, einmal Gericht und das übliche Beigemüse mit Ankündigungen («7-Uhr-Newsletter», «Aus der Redaktion»), und so weiter.

Aber immerhin: es wird zurzeit nicht gebettelt.. Was ja auch erwähnenswert ist. Das kommt aber sicher «zu gegebener Zeit» wieder. Denn zurzeit zählt die «Republik» genau 28’856 Abonnenten. Nehmen wir an, dass alles vollzahlende Jahresabonnenten sind. Das wären dann 6,925 Millionen Einnahmen. Wie das mitsamt Rückstellung für Steuerbeschiss und einer faktisch nicht geschrumpften Payroll von 55 Festangestellten, 23 «regelmässigen» Mitarbeitern und einem Verwaltungsrat im Pensionsalter funktionieren soll? Der nächste Bettelaufruf wird’s zeigen.

 

 

Intransparente «Republik»

Grosse Klappe, wenig dahinter.

Wie gibt das sich ständig in Bettellaune befindende Blatt für die Rettung der Demokratie und die Bekämpfung des weltweiten Faschismus so schön auf seiner Homepage an:

«Wir legen alles offen: unsere Finanzen, Arbeitsweisen, Fehler, Löhne – weil wir überzeugt sind, dass Transparenz wichtig ist.»

Hört sich gut an, ist aber bloss Propaganda. Die letzte Bettelaktion betraf das «Klimalabor». Das ist so eine richtige «Republik»-Einrichtung. Drei Nasen werkeln seit mehr als einem Jahr daran, herauszufinden, was man denn mal machen könnte. Irgendwann diesen Herbst wollen sie dann das erste Ei legen, nicht nur gackern.

Aber vorher musste das «Klimalabor»  schon gerettet werden. Das war mit dem Kleckerbetrag von 250’000 Franken möglich. Der kam dann, wie immer kurz vor Torschluss, tatsächlich zusammen.

Die Triumphmeldung lautete: «Die Finanzierung des Klimalabors ist für ein weiteres Jahr gesichert. Wir werden das erste journalistische Produkt daraus im Spät­herbst lancieren.»

ZACKBUM schrieb damals: Nun mag man sich fragen, wer denn so bescheuert ist, Geld in ein Labor zu stecken, das höchstens an sich selbst herumlaboriert. Dass innert kurzer Zeit die Melkkühe von «Republik»-Fans so viel Kohle aufwerfen, ist ja unwahrscheinlich. Daher: der Dank gelte «diversen Stiftungen und Privatpersonen», behauptet die «Republik».

Natürlich nahm es Wunder, wer denn so bescheuert ist, hier Geld zu verlochen. Schmallippige Antwort der «Republik»: «Zu den Unterstützer*innen werden wir zu gegebener Zeit informieren.»

ZACKBUM fragte nach drei Wochen nach, ob denn nun der «gegebene Zeitpunkt» gekommen sei. Nachdem wir die obligate Ferienabwesenheitsmeldung kassierten, geruhte die Geschäftsleitung dann doch zu antworten.

Man muss es mit Humor nehmen: «Wir werden Sie informieren, sobald er sich ergibt.»

Das nennt man wahre Transparenz, wie sie die «Republik» bei anderen Firmen ultimativ einfordert, sich wortreich beklagt, wenn sie verweigert wird.

Allerdings regt ZACKBUM an, den breitspurigen Satz auf der Homepage zu ergänzen:

«Wir legen alles offen. Sobald es sich ergibt.»

 

Prima Klima

Labor gerettet, Transparenz im Eimer.

Es war wieder betteln à la «Republik». 250’000 Franken her, oder das Klimalabor muss schliessen, drei Nasen verlieren ihren Job. Das Problem war nur: welchen Job? Wäre das Klimalabor wirklich eines, hätte die Mannschaft ein Jahr damit vergeudet, Reagenzgläser von links nach rechts zu schieben, Mikroskope auf- und abzubauen, Pipetten ordentlich in Reihen zu legen und Petrischalen aufeinanderzustapeln. Denn produziert hat das Klimalabor – umweltfreundlich – eigentlich nix, nicht mal heisse Luft.

Im ersten PS des wie üblich ellenlangen NL dann die frohe Botschaft: «Die Finanzierung des Klimalabors ist für ein weiteres Jahr gesichert. Wir werden das erste journalistische Produkt daraus im Spät­herbst lancieren.» Das ist selbst für «Republik»-Verhältnisse brüllend komisch. Ein paar hunderttausend Franken später wird im Herbst das erste Projekt lanciert. Wahnsinn.

Nun mag man sich fragen, wer denn so bescheuert ist, Geld in ein Labor zu stecken, das höchstens an sich selbst herumlaboriert. Dass innert kurzer Zeit die Melkkühe von «Republik»-Fans so viel Kohle aufwerfen, ist ja unwahrscheinlich. Daher: der Dank gelte «diversen Stiftungen und Privatpersonen», behauptet die «Republik».

Das Organ will ja furchtbar transparent und offen sein. Sagt es zumindest. Aber auf die Anfrage des «Klein Report», welche diversen Stiftungen hier ihr Geld verlochen, kommt eine schmallippige Antwort: «Zu den Unterstützer*innen werden wir zu gegebener Zeit informieren.»

Das ist die dummdreiste Standardantwort, wenn nicht geantwortet wird. Sie würde von der «Republik» in der Luft zerrissen werden – stammte sie nicht von ihr selbst.

Aber das ist noch nicht alles vom Klimalabor. Damit sich Spender und Leser die Zeit vertreiben können, gibt es vom digitalen Magazin ein Print-Sonderheft «Klima». So als kleiner Beitrag zur Abholzung von Wäldern im Norden. Wer nun aber meint, hier seien neue Storys versammelt, irrt. Fast alles ist kalter Kaffee, klimafreundliches Rezyklieren von längst veröffentlichten Artikeln.

Brüllend komisch ist ein Ende April bereits digital erschienenes Interview mit drei Klimaklebern. Darunter der inzwischen berüchtigte Sprecher Max Voegtli. Der hier Klimarettendes absondert, um anschliessend in den Flieger nach Paris und dort in den Flieger nach Mexiko zu steigen. Ferien mit der Freundin. Inzwischen trägt er den Übernamen «Depp des Jahres». Selten so gelacht.

Ernster wird es, wenn sich der NL in Orwells Double Speak versucht. Zunächst ist ja über die Wahlen von vier Pensionären in den Vorstand der Genossenschaft zu berichten. Gratulation, sie kamen mit nordkoreanischen rund 99 Prozent Ja zu ihrem Amt. Was die «Republik» wohl zu einem solchen Wahlergebnis sagen würde – wäre es nicht ihr eigenes?

Ach, und dann wurde noch schnell eine «ausserordentliche Generalversammlung» abgehalten und die gleichen vier Rentner in den VR der «Republik» gewählt. Das gibt’s nicht mal in Nordkorea.

Dann wird’s richtig zynisch: «Zu unserem grossen Bedauern ist aber auch Zeit für Abschied.» Zunächst von der Präsidentin des VR und auch von einem gewissen Alfonso von Wunschheim, bei dem nicht mal das «von» echt zu sein scheint.

Dann wird übergeleitet zu «in der Crew»; es folgen von Krokodilstränen begleitet fünf Namen. Abgerundet mit einer Schleimspur: «Es ist traurig, dass das Wort «danken» nicht länger, farbiger, umfassender, umwerfender ist – dann würde es Euch gerechter werden. Wir danken und vermissen Euch!»

Statt «Zeit für Abschied» wäre die ehrliche und transparente Wahrheit: die «Republik» hat diese fünf gefeuert – plus weitere drei, wenn man dem Magazin noch ein Wort glauben darf, die hier nicht erwähnt werden.

Das untätige Klimalabor ist dank erbettelter 250’000 Franken «gerettet». Im Herbst wird es dann vielleicht mal irgend etwas laborieren. Woher die Kohle kommt? Pfeif auf Transparenz, zu «gegebenem Zeitpunkt» sagen wir mal was dazu. Vielleicht. Eine Rentnerband der Einfachheit halber in Genossenschaftsvorstand und VR der AG gewählt. Mit nordkoreanischem Ergebnis. 5 Gefeuerten nette Worte nachgeschleimt.

Das soll der aufrechte, transparente, unabhängige, die Demokratie rettende Stil sein? Da bleibt nur eine Frage: wieso merken die nicht, wie unvorstellbar lächerlich sie sich mit solchem Geschwafel machen?

Wumms: Simon Schmid

Das sinkende Schiff «Republik».

Chaos, Schulden, ungeklärte Verhältnisse in der Chefetage, Output nicht nennenswert, Arroganz und Selbstherrlichkeit ungeschmälert. Die «Republik» bietet ein Bild des Jammers, das nur die verbleibenden Macher und die schwindende Unterstützerschar nicht sehen wollen.

Constantin Seibt hat Sprachdurchfall, die schreibende Schmachtlocke ordnet einmal pro Woche die Welt – ohne dass das jemand zur Kenntnis nimmt. Das Netteste, was man über sie sagen kann: Die Leiche lebt noch.

Interna dringen, das muss man der Schrumpfcrew lassen, selten bis nie nach aussen. Aber es gibt andere Signale, an denen man den Zustand des Blatts messen kann. Zum Beispiel an Simon Schmid. Bis 2022 arbeitete er als Wirtschaftsjournalist bei der «Republik». Zuvor war er beim «Tages-Anzeiger», dann bei der «Handelszeitung». Er ist ein stiller Schaffer, der leise kommt und leise geht.

So ging er nach der x-ten Bettel- und Angeberrunde bei der «Republik» und wechselte zum «Beobachter». Um nun wieder zum Tagi heimzukehren. Dessen Wirtschaftsredaktion hatte unlängst einen Aderlass zu beklagen. Also ist Schmid sicher willkommen.

Er hat auch recht. Dass der Monatslohn pünktlich eintrifft, dafür bietet Tamedia entschieden mehr nachhaltig Gewähr als die «Republik». Die kann zwar immer wieder in die tiefen Taschen von zwei Millionären fassen oder aber immer wieder das Publikum zu Spenden auffordern. Aber irgendwann sagen sich selbst Millionäre, dass sie nicht weiter gutes Geld schlechtem hinterherwerfen wollen. Und die Spendenfreudigkeit des Publikums nimmt, trotz Selbstmorddrohungen, auch ab, wenn sich herausstellt, dass die «Republik» mutmasslich Steuern hinterzogen  hat.

Da ist es ein interessantes Signal, dass Schmid vom Tagi zur «Republik» wechselte – und nun wieder zurück beim Tagi angekommen ist. Natürlich still und ohne Aufsehen zu erregen.

Mehr Nordkorea für die «Republik»

Lasst das doch einfach mit den Wahlen.

Nordkorea kann auch mal Vorbild sein. Denn dort beträgt die Wahlbeteiligung gerne mal 100 Prozent, genauer 99,99 Prozent bei den letzten «Parlamentswahlen». Und es herrscht auch (fast) Einstimmigkeit bei den Resultaten.

So viel Wahlbeteiligung wird die «Republik» wohl nicht schaffen. Dafür ist die Urabstimmung etwas zu hektisch angesetzt. Per Newsletter vom 10. Juli ab dem 10. bis zum 20. Juli. In aller Eile muss ein neuer Vorstand der Genossenschaft gewählt werden. Denn seit dem Rücktritt von Roger de Weck – plötzlich und aus unbekannten Gründen – sassen da nur noch zwei Vorständler auf der Stange – die aber auch bekannt gegeben haben, dass sie so schnell wie möglich abtreten wollen.

Obwohl in Zürich beheimatet, ging die «Republik» das Problem dann sehr, sehr gemächlich, geradezu bernerisch an. Obwohl sie für über 100’000 Franken im Jahr «beraten» wird, fiel niemandem dabei auf, dass der Vorstand einer Genossenschaft aus mindestens drei Mitgliedern bestehen muss. Und nicht aus nur zwei. So was wäre Kim nie passiert.

Aber auch beim kleinen Steuerproblem in der Höhe von fast einer Million war es keinem der teuren «Berater» aufgefallen, dass da ein kleines Damaskus droht.

Also wurden Gremien gebildet, wichtig getan, viel gequatscht – und nichts geleistet. Business as usual bei der «Republik». Im gegenseitigen Bauchtreten, Intrigieren und Koalieren ging dann vergessen, dass es das Handelsregister schon ernst meint mit solchen Organisationsmängeln. Also mussten die «Republik»-Koryphäen, statt friedlich in den Sommerschlaf zu verfallen, urplötzlich eine Urabstimmung aus dem Ärmel schütteln. «Was keinen kleinen Aufwand bedeutet», vermelden sie stöhnend.

Es braucht nun aber gleichzeitig einen Genossenschaftsvorstand und einen Verwaltungsrat, denn eine AG hat die «Republik» ja auch noch, so als schnittige Holding. Himmels willen, alles auf einmal. Was tun? Nun, wenigstens einen fixen und festen Kandidaten hat die «Republik» aus dem Hut gezaubert. Und dazu noch drei weitere. Der Einfachheit halber gleich für die Genossenschaft und die AG. Das nennt man Good Governance at its best …

Der Einfachheit halber alles Pensionäre. Der Einfachheit halber kandidieren drei der vier mal nur bis zu den ordentlichen Wahlen im November. Sozusagen als Übergangslösung, um nicht zu sagen als Feigenblatt in der Not. Einschlägige Fachkenntnisse bezüglich Strategie und Einkommensgenerierung für ein notleidendes Medienorgan – bringt keiner mit.

Auch das wäre Kim niemals passiert. Nur einer habe bereits das «reguläre Bewerbungsverfahren durchlaufen», tut die «Republik» wichtig. «Die drei anderen stellen sich zur Verfügung, bis wir den Rekrutierungsprozess zu Ende geführt haben, mindestens bis zur nächsten Urabstimmung diesen Herbst», erzählt Co-Geschäftsführerin Katharina Hemmer auf Anfrage persoenlich.com.

Das Pipifax-Magazin tut so, als wäre die Besetzung dieser Positionen ungefähr so bedeutend wie die Wahlen in die «Kommission für Staatsangelegenheiten», wo in Nordkorea die Entscheidungen getroffen werden. Das wird aber dort jeweils sorgfältig vorbereitet und erfolgt keinesfalls im Galopp.

Also könnte die «Republik» von Kim und Nordkorea eigentlich noch einiges lernen. Abstimmungstechnisch weniger; da nur eine relative Mehrheit der Abstimmenden genügt, ohne dass Enthaltungen gezählt werden, kann man die Prognose wagen, dass alle vier Kandidaten gewählt werden. Also doch eine Ähnlichkeit mit Nordkorea. Immerhin.

Ähnlichkeit mit einer Witzzeichnung hat allerdings dieses Organigramm; ZACKBUM legt Wert auf die Feststellung, dass wir das nicht erfunden haben:

Wer’s nicht fassen kann: hier kann man sich mit dem Original vergnügen.

«TagesWoche», «bajour», «Kosmos», «Republik». All diese Projekte haben gemeinsam, dass sie absurd viel Geld verrösten – für absurd wenig Leistung. Bauchnabelschau, Selbstbestätigung im luftdichten Raum der Gesinnungsblase, «Expeditionen in die Wirklichkeit» sind in Wirklichkeit die Bestätigung vorgefasster Ansichten. Neues, Überraschendes, Anregendes, intellektuell Hochstehendes hat die «Republik» nicht zu bieten.

Inzwischen stolpert man bei banalsten organisatorischen Fragen über die eigenen Füsse. Der «Genossenschaftsrat» (man suche ihn oben im Wimmel-Organigramm) behauptet doch tatsächlich, ohne sich der völligen Lächerlichkeit seiner selbst oder dieser Aussage bewusst zu sein:

«Mit vereinten Kräften setzten wir uns innerhalb der Findungs­kommission dafür ein, für die gewünschten Profile passende Kandidatinnen zu finden. In der ersten Juniwoche stand dann aber fest, dass wir, trotz sehr qualifizierter Interessenten, mehr Zeit für eine sorgfältige Rekrutierung benötigen würden

Im nächsten Jahr, so ist die finster verkündete Absicht, sollen wieder 6,6 Millionen Franken ausgegeben werden. Verröstet, zum Fenster rausgeschmissen, zur Finanzierung der Selbstbespassung und -bespiegelung missbraucht werden.

Ein Steuerpuff, ein Organisationspuff wie bei Gosplan in den letzten Zügen, man sitzt in Gremien und schaut wichtig, man kriegt nicht mal eine stabile Chefredaktion hin, und vor allem: das Wichtigste, die Produktion von einen Kaufanreiz bietenden Leistungen – ist inexistent.

Oder Hand aufs Herz, wer kann sich an den letzten «Republik»-Artikel erinnern, der bereichernd war? Nicht ärgerlich, lächerlich, langfädig?

Will man die «Republik» mit einem Symbolbild darstellen, muss es das hier sein:

Das ist Ri Chun Hee, die über dreissig Jahre lang die Nachrichten im nordkoreanischen Staats-TV verlas. Kürzlich wurde sie, weil 75, in Pension geschickt. So alt wird die «Republik» nie werden. Sie existiert seit Januar 2018. In den fünfeinhalb Jahren ihrer Existenz hat sie geschätzte 35 Millionen Franken verpulvert. Sonderzuwendungen, Nothilfen, die Abwendung von Selbstmorddrohungen nicht mitgezählt.

Dafür gibt es nur ein Wort: Desaster. Oder: nach dem «Kosmos» ist vor der «Republik» …

Die «Republik» versemmelt’s

mal wieder. Nicht mal ihre Organisation haben die Cracks im Griff.

Mehr als 11’500 Anschläge Geeier und Mäandrieren braucht die «Republik» in ihrem neusten Newsletter, um den «Sehr geehrte Frau Verlegerin, Sehr geehrter Herr Verleger and everybody beyond!» zu beichten, dass sie nicht mal in der Lage ist, banalste Formvorschriften zu erfüllen.

Aber zuerst wird natürlich schwer angegeben: «Wir haben das Budget für das kommende Jahr auf 6,6 Millionen Franken gekürzt, uns wieder stärker aufs Kern­geschäft konzentriert, den publizistischen Fokus geschärft (auf: mehr Aktualität!), das Journal geschlossen, einen Fortsetzungs­roman und eine neue Kolumne gestartet, sicher­gestellt, dass es die «Republik» weiterhin zum Hören gibt, das Klima­labor weiter­entwickelt und entscheidende Schritte vorwärts­gemacht (nicht zuletzt bei der Finanzierung) – und eine neue Besetzung für die strategischen Gremien zusammen­gestellt.»

Das schafft nur die «Republik». Mit dem «Klimalabor» blöffen, aber keinen Ton dazu sagen, ob die jüngste Bettelaktion um 250’000 Franken bis August nun Erfolg gehabt habe oder nicht.

Nun ist bekanntlich die gesamte Führungsriege, zuvorderst der Kurzzeit-VR-Präsident Roger de Weck, zurückgetreten. Na und, dachte die «Republik» offenbar, so what. Aber:

«Bei der Erneuerung müssen wir allerdings schneller Posten besetzen, als wir es uns gewünscht hätten. Der Grund ist das Handels­register­amt: Bei Unter­besetzung von strategischen Gremien kennt es wenig Geduld. Und die Project R Genossenschaft befindet sich seit dem Rücktritt von Roger de Weck im Frühling in einem sogenannten Organisations­mangel – da ein Genossenschafts­vorstand aus mindestens drei Personen bestehen muss.»

So etwas springt natürlich die kompetente «Republik»-Führung mit x überflüssigen Positionen wie aus dem Nichts an. Wer kann das auch ahnen, sapperlot. Dann kommt die übliche Portion Gejammer:

«Das heisst, wir müssen die Gremien noch vor Ende Juli besetzen. Was keinen kleinen Aufwand bedeutet: für den Verwaltungsrat eine ausser­ordentliche General­versammlung, für die Project R Genossenschaft eine ausser­ordentliche Urabstimmung … Die Neubesetzung der strategischen Gremien ist kein einfacher Job … Zur Findung stellten wir intern ein breit abgestütztes Gremium zusammen … Die Zeit war ziemlich knapp … Sie kandidieren alle drei zunächst nur bis auf weiteres, was heisst: mindestens bis zur regulären Urabstimmung im November.»

Also Monate darüber gebrütet, wen man denn provisorisch bis zum kommenden November wählen könnte. Um dann gleich nochmals zu wählen. Neuster Gag der «Republik»: nach der Bettelaktion ist vor der Bettelaktion. Das hatten wir doch schon. Neu: Nach den Wahlen ist vor den Wahlen. Sagenhaft.

Nun geht’s holterdipolter: «Die Wahlurnen öffneten heute, am 10. Juli, Schlag Mitternacht. Die Wahlurnen schliessen am 20. Juli, Schlag Mitternacht.»

Dann noch das übliche PS bis PPPPPS.

Dass die «Republik» ihre Finanzen nicht im Griff hat, ist bekannt. Dass die «Republik» viel zu wenige, dafür viel zu lange Artikel veröffentlicht, ebenfalls. Dass sie ausschliesslich für ihre Gesinnungsblase schreibt und in der Öffentlichkeit nicht vorkommt, nix Neues. Dass das Selbstbewusstsein der Mitarbeiter umgekehrt proportional zu ihren Fähigkeiten entwickelt ist, auch. Aber dass die «Republik» sogar eine banale, bekannte, jedem Anfänger des Genossenschaftsrechts geläufige Tatsache erst vom Handelsregisteramt erklärt bekommen muss: wie peinlich ist das denn?

Wie soll man diesen Nasen denn eine Analyse, gar eine Kritik an anderen Firmen, an der Schweiz, an der Welt abnehmen, wenn die nicht mal den eigenen Saftladen im Griff haben?

Besonders bedrückend: Leute rausgeschmissen, viel zu viel Geld rausgeschmissen, beratungsresistent eine Expansion zur Implosion geführt, ein «Klimalabor» bemannt, das noch nichts gebacken hat und dennoch mal schnell 250’000 braucht, den Rücktritt kurz nach Antritt eines de Weck vermelden müssen – aber Anlass zur Selbstkritik? Aber nein, der neuste Newsletter kommt im üblichen arrogant schnöseligen Ton daher, im Gestus: kleine Probleme, aber wir haben’s schwer im Griff. Und machen uns sogar darüber lustig.

Zuerst wird Rilke zitiert (kleiner hat man’s halt nicht), dann kommt der Scherz: «Sagen wir, jemand fragt Sie heute Abend: «Was haben Sie heute getan?» Und Sie sagen: «Ich habe einen Organisations­mangel behoben.»» Zum Totlachen. Hoffentlich.

 

 

Seibt lebt!

Und schreibt. Und schreibt und schreibt. Oh je.

Man wusste nicht, ob man erleichtert oder besorgt sein sollte. Denn im Krisen-Organ «Republik» hatte sich Viel- und Langschreiber Constantin Seibt rar gemacht. Im ganzen Jahr 2023 ein Artikelchen. Bis jetzt.

Kein Wunder, dass die Welt immer mehr aus dem Leim ging, sich sogar die Weltachse um ein paar Zentimeter verschob, die Polarkappen schmelzen, der Klimawandel Urständ feiert, es in der Schweiz, in Europa, überall, vor allem aber in Russland, zugeht wie im hölzernen Himmel.

Denn es geht doch bekanntlich «um alles», wie Seibt nicht müde wurde zu betonen, bevor er verstummte. Aber hurra, er ist wieder da:

Und er ist ganz der Alte. Knapp 32’000 Anschläge, eigentlich für seine Verhältnisse ein schmalbrüstiges Werk. Aber nicht nur das. Es ist ein wirres Werk. Ein bedenklich dunkles Werk. Man ist sich bei Seibt ja gewohnt, dass er sich sprachlich mit der rechten Hand hinter dem linken Ohr kratzt, manchmal auch ungeniert in der Nase bohrt und eigentlich immer die Welt an sich selbst und seinen Befindlichkeiten spiegelt. Statt sich immer neue Titel auszudenken, würde auch ein einziger ausreichen:

Wie Seibt die Welt sieht und wie sie sein sollte.

Hier probiert es Seibt anhand des Furzaufstands eines Söldnerführers in Russland, der die ganze Medienmeute ins Hecheln und Hyperventilieren brachte, mit einem Einblick in die «Küche» des Journalismus. Auch für ihn gälte, wie für die Herstellung von Gesetzen oder Würsten, «dass man besser nicht dabei ist, wenn er gemacht wird».

Ein wahrer Satz, wenn es Seibt nur damit hätte bewenden lassen oder sich an den alten Spruch erinnert hätte: «si tacuisses, philosophus mansisses». Auf Wunsch liefern wir die Übersetzung nach.

Diese Unappetitlichkeit treffe vor allem auf die Berichterstattung darüber zu, was laufe «mit Putin und Prigoschin». Alles Gerichte, Pardon, Gerüchte, alles Lügen, ein «Dickicht aus Behauptungen». Aber nun kommt Seibt, die Machete.

Trotz des langem Messers verliert er sich – und den Leser – schon am Eingang zu seinem ellenlangen Artikel:

«Was tun? Natürlich können Sie nichts tun. Wer schweigt, bleibt weise. Aber genauso im Dunkeln. Sie können also auch versuchen, sich mit Vorsicht und Machete durch das Gestrüpp zu schlagen. Die Wirklichkeit ist schliesslich kein Sessel, sondern ein Weg.
Nur: Bei diesem Weg müssen Sie, falls Sie am Ende einen lesbaren Artikel wollen, an mehreren Gabelungen abzweigen. Normaler­weise gehört zum Job im Journalismus, das still zu tun. Nach bestem Wissen und Gewissen, aber still.»

Das ist nun schon sehr labyrinthisch, aber leider ist kein Faden der Ariadne vorhanden. Im Gegenteil sozusagen: «Im Fall von Jewgeni Prigoschin, Spitzname «Putins Koch», werden Sie nicht als Leserin, sondern als Lehrling mit am Herd stehen. Und die Entscheidungen treffen müssen, die sonst in aller Stille Ihre Leute in der Küche für Sie treffen.»

Hä? Was nun folgt, ist ein eklektischer, aber übergenauer Versuch der Darstellung des Kurzzeit-«Aufstands». Unterteilt in «1. Der Aufstand, 2. Der Deal, 3. Die Woche danach, 4. Die Abrechnung, 5. Prognosen, 6. Maskirowka».

Was in den Kapiteln steht? Eine wirre Wiedergabe von Ereignissen. Die allerdings längst bekannt sind und die niemand, nicht einmal der harte Seibt-Fan, in dieser Detailtreue nochmals lesen will. Oder ist es so, dass Seibt nun in seine expressionistische Phase eingetreten ist, sich so als kleiner Döblin sieht? Aber der konnte (siehe «Berlin Alexanderplatz») montieren. Seibt kann’s nicht.

Es gibt aber immerhin ein, zwei Lacher, allerdings erst gegen Schluss:

«Zu jedem brauchbaren analytischen Artikel gehört zumindest ein vager Ausblick. Ein Hauch von Prophezeiung – nicht als Hauptgang, sondern als Gewürz. Also:»

Das mag sein, aber wo ist hier der brauchbare oder gar analytische Artikel? Nun kommt noch ein richtiger Brüller:

«Klar, nichts zu schreiben und ein paar Jahre zu warten, wäre vielleicht weiser. Aber im Journalismus wird man nicht für Weisheit bezahlt.
Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, besteht darin, sich mit Vorsicht und Machete durch den Dschungel zu schlagen. Und zu hoffen, dass der Weg Richtung Wirklichkeit führt.
So weit zum aktuellen Stand des Irrtums. Danke für Ihre Mitarbeit daran. Ende Jahr werden wir – hier in der Republik – darauf zurück­kommen, wo Sie und wir richtig lagen – und wo nicht.»

Hat Seibt nun endlich fertig? Fast: «In einer früheren Version hatten wir die Geldmenge, mit der das russische Verteidigungs­ministerium die Söldnergruppe Wagner im Jahr 2022 unterstützt hat, falsch von Rubel in Franken umgerechnet. Die Zahl ist korrigiert, wir bedanken uns für den Hinweis aus der Verlegerschaft.»

Das ist wenigstens mal eine selbstkritische Analyse. Aber der Rest? Dieses ungeordnete Übereinandertapeln von Realitätsfetzen (oder deren Behauptung) soll die Hoffnung ausdrücken, den Weg «in Richtung Wahrheit» eingeschlagen zu haben?

Also wenn die «Wahrheit» so aussieht, wenn der Journalismus so auf den Hund kommt, dass er nur noch eine Kakophonie von Stimmen, Eindrücken, Behauptungen enthält, wenn Videos nicht beschrieben, sondern abgeschrieben werden, dann ist er am Ende.

Wenn eines der vielen Fazits lautet: «Was die Vermutung nahelegt, dass Präsident Putin wirklich kaum Ahnung hat, was in seinem Krieg tatsächlich passiert», dann liegt die Vermutung nahe, dass hier nur mit Wasser gekocht wird, in dieser Gerüchteküche.

Dann geht es wirklich um alles. Oder um nichts. Denn alles ist nichts, nichts ist alles. Oder so. Oder anders. Warten wir also auf Ende Jahr. Und hoffen, dass sich Seibt bis dahin wieder an sein Schweigegelübde hält. Oder dass bis dahin seine Plattform untergegangen ist.,