Schlagwortarchiv für: Philipp Loser

Früher – heute

Früher war nicht alles besser. Aber «Das Magazin» schon.

«Milde ausgedrückt, würde ich Impfgegner am liebsten auf den Mond schiessen. Sie müssen kolossale Egoisten sein.» Früher hätte ein Chefredaktor, der sein Editorial im «Magazin» für solch unanständiges Gerempel missbraucht, kräftig die Kappe gewaschen gekriegt und sich in der nächsten Ausgabe entschuldigen müssen.

Heute wird das Finn Canonica sicher nicht passieren, trotz rigoroser Qualitätskontrolle im Hause Tamedia.

Das hätte Daniel Binswanger in der «Republik» höchstens für ein Vorwort gereicht: 45’663 Anschläge druckt das «Magazin» zur Geschichte des Scheiterns des Rahmenabkommens. Warum? Darum, Christoph Lenz und Gebrauchskonzernjournalist Philipp Loser hatten halt Lust auf das Thema.

Langfädiger szenischer Einstieg mit Wetterbericht «Die letzten Wolkenfetzen einer Kaltfront hingen noch über Bern, …». Ein Flug der Staatssekretärin Livia Leu nach Brüssel, atemberaubend. Heutzutage darf auch dieses Selbstlob nie fehlen:

«Die Suche nach Antworten hat uns in den letzten Monaten zu rund zwanzig Parteipräsidenten, Aussenpolitikerinnen, Top-Diplomaten und Wirtschaftsvertreterinnen geführt.»

Unglaublich, da wurde vielleicht recherchiert. Und wird analysiert, zitiert, kritisiert. Immer wieder die Rolle der SVP erwähnt, sogar Gottseibeiuns Christoph Blocher hat einen Auftritt mit Zitat.

Der Anfang eines überlangen Artikels.

Nur: alle, wirklich alle kommen zu Wort, die mit dieser unendlichen Geschichte etwas zu tun hatten. Bloss die Partei oder ihre Exponenten, die wohl die entscheidende Rolle beim Versenken des Rahmenvertrags gespielt hat – nichts. Kein Wort, kein Gespräch.

Früher hätte man so einen Text den Autoren um die Ohren geschlagen. Um die Hälfte kürzen, und unbedingt Quotes der SVP einbauen, ihr Pfeifen. Und gibt’s eigentlich einen Aufhänger, so ein halbes Jahr nachher? Heutzutage wird der Text abgedruckt, trotz rigoroser Qualitätskontrolle im Hause Tamedia.

Ist doch mal was anderes als immer nur Fremdtexte übernehmen.

Qual der Wahl

So sad, würde Trump sagen. Wenn er die Kandidaten des «Schweizer Journalist» sehen könnte.

Pardon, der «Schweizer Journalist:in» natürlich. Wir von !ZACK:BUM* (nur echt mit Knacklaut) sind zwar empört. Dieser fehlgeleitete Doppelpunkt plus die Endung diskriminiert mindestens 162 der bislang aufgefundenen 164 Gender-Orientierungen. Insbesondere alles Non-Binäre, alle Transmenschen spüren den Schmerz.

Aber gut, darum soll es hier nicht gehen. Denn dieses Produkt, auf dessen Gratis-Zustellung wir bereits verzichtet haben, ruft zur Wahl der «Journalist:in» des Jahres. In vielen wunderbaren Kategorien.

Die Elendsverwalterinnen, Pardon, Sparmassnahminnen, Äxgüsi, die «Chefredaktorinnen» (wo bleibt hier der Doppelpunkt?) sind schon ganz aufgeregt:

«Wir haben in den letzten Wochen viele grossartige Nominiationen erhalten – es ist uns nicht leicht gefallen, uns auf 5 Kandidat:innen pro Kategorie zu beschränken.»

Gleichzeitig zeigen sie klare Kante: «Wir haben uns daher entschieden, dass jeder und jede nur in einer Kategorie nominiert sein kann – wer zum Beispiel als Journalist des Jahres nominiert ist, kann nicht auch noch Reporter des Jahres werden.»

Finden wir schade, ist irgendwie auch diskriminierend, ausgrenzend, diesem Ansatz fehlt es an Inklusion. Und überhaupt: wo bleibt hier die korrekte Falschschreibung? Müsste es nicht «Journalist:in», «Reporter:in» heissen? Ja, bitte? Wir erwarten Antworten! Aber gut, auf welche Kandidat:innen*!+ hat man sich denn beschränkt?

Schon die Auswahl stellt einen vor Qualen

Ach, wir wissen gar nicht, wen wir bei dieser Auswahl speziell erwähnen sollen. Es sind insgesamt 70 Nas*Innen, da wird die Personaldecke im links-alternativen Feuchtgebiet dünn.

Nun, die wichtigste Kategorie, wenn wir so vorprellen dürfen, ist wohl die des Journalisten des Jahres. Aber nicht nur hier werden eigentlich alle vorherigen Preisträger indirekt aufgefordert, ihre Auszeichnung zurückzugeben. Denn wer möchte sie schon mit Salome Müller (also bitte, DIE Müller, Verfasserin des Tagi-NL, Schönschreiberin von Schulaufsätzen und vor allem Initiatorin des Tamedia-Frauen-Protest-Aufschreis) teilen. Oder mit Larissa Rhyn (also bitte, DIE Rhyn, seit September 2021 TV-Bundeshausredaktorin von SRF, schon 2018 Praktikantin bei der «Tagesschau», anschliessend Volontärin bei der NZZ).

Das waren noch Zeiten, das waren noch Journalisten, das war noch eine Feier.

Noch schwieriger wird die Wahl des Chefredaktors des Jahres. Sollte es das «Kollektiv (Megafon)» werden, sind wir gespannt, wer den Preis entgegennähme – und ob die geschmackvolle Kopf-ab-Karikatur speziell gewürdigt würde. Andrea Fopp (also bitte, DIE Fopp, allen paar Dutzend Lesern von «bajour» bekannt) oder Jacqueline Krause-Blouin (also bitte, DIE Krause von der «Annabelle») wären natürlich auch valable Kandidaten und sogar Kandidatinnen. Wir könnten uns aber auch Mario Stäuble und Priska Amstutz vorstellen (also bitte, DIE ins dritte Glied zurückbeförderten Co-Chefredaktoren des Tagi).

Weiter im Panoptikum der Nicht-mal-Adabeis

Oder dann Naomi Gregoris, Lena Oppong oder Katja Fischer de Santi (also bitte, ZACKBUM hat auch noch nie von denen gehört) als Gesellschaftsjournalist des Jahres. Oder wie wär’s mit dem Autor eines Konzern-Konkurrenz-Niedermachartikels Philipp Loser als «Kolumne des Jahres»; er könnte Hanspeter Lebrument als Laudator einladen. Oder vielleicht Ina Bullwinkel, was aber den Laudator vor grössere Herausforderungen stellen würde: Ina who? Aber eigentlich sind das ja auch nicht Kolumnen, sondern Kolumnisten, aber das ist natürlich schon ein schwieriges Wort.

Schliesslich noch Andreas Tobler, der Freund von Theatermorden, als Kulturjournalist des Jahres oder Jürg Steiner als Lokaljournalist (Premiere, von der «Hauptstadt», die es noch gar nicht gibt). Aber Obama hat ja auch präventiv den Friedensnobelpreis gekriegt, wieso nicht.

Immerhin, Roger Schawinski könnte «Audiojournalist des Jahres» werden. Vorausgesetzt, er würde noch für «SRF» arbeiten, was er aber nicht tut.

Nun senken wir die Stimme zu einem konspirativen Flüstern, halten die Hand vor den Mund und mit der anderen die Nase zu. Denn wie um aller Göttinnen willen kommt DER auf die Liste der Politjournalisten des Jahres? Bevor wir seinen Namen aussprechen, versprechen wir, den Mund anschliessend mit Bimsstein zu reinigen und mit aufdringlichem Raumduft den Schwefelgeruch zu bekämpfen:

Wer seinen Augen nicht traut: ja, er ist’s, the one and only Christoph Mörgeli.

Es tut aber weh, dass es tatsächlich möglich ist, den schon letztes Jahr völlig abgewrackten Preis noch weiter ins Unterholz zu schlagen.

Zufälle gab’s aber auch; ob das an der Jury lag?

Schon damals hatten alle Wahlen Schlagseite

Schon die Wahl der Nachlassverwalterinnen des gescheiterten David Sieber hatte ein Geschmäckle.

Rückfragen nur bis zum Rücktritt.

ZACKBUM war schon beim letzten Mal so irritiert von der Kandidatenauswahl, dass wir ein eigenes Ranking durchführten und – was vom Preisträger geschätzt und vom Publikum applaudiert wurde, Roger Schawinski zum Journalisten des Jahres wählten.

Der wohl erfolgreichste Journalist der Schweiz mit einer beeindruckten Lebensleistung von Taten war nämlich noch nie gewürdigt worden. Aber gut, nun hat er die Chance, als «Audiojournalist» (für längst vergangenen TV-Journalismus, sähen, nicht hären) in die Kränze zu kommen.

Ist das peinlich, aber peinlich, oberpeinlich 

Ist das vielleicht peinlich. Schmerzlich peinlich, denn der Preis bedeutete früher mal was. Er wurde vom ersten Chefredaktor des «Schweizer Journalist», als auch der noch was war, auf die Landkarte gestemmt und zur Trademark gemacht. Aber was hochkommt, fällt auch wieder runter. Nicht von alleine, das macht es dann auch noch ärgerlich.

Heutzutage muss nur schon die Nominierung ein Gefühl auslösen, als würde man in ein nasses Handtuch beissen, während die Kreide über eine Wandtafel quietscht.

Wer etwas Anstand und Ehre im Leib hat, muss diese Preisfarce boykottieren.

Wir verleihen aber einen Trostpreis an den einzigen Journalisten, der sich sicherlich grämt, wieso er nirgends nominiert wurde. Komm her, Hansi Voigt, wir organisieren Ihnen Pascal Hollenstein als Laudator, und Jolanda Spiess-Hegglin wird Ihnen den Preis als unsäglichsten Heuchler und Hetzer des Jahres überreichen.

Noch ein kleiner Tipp für Ego-Shooter: wer den Link zur Wahl bekommen hat und keine Scham kennt, kann beliebig oft für sich selbst abstimmen …

Obduktion einer Ente

Der Wunsch war Vater des Gedankens: Ueli Maurer tritt ab. Oder doch nicht.

Im Biotop Bern passiert eigentlich nicht viel Aufregendes. 246 Parlamentarier und sieben Bundesräte tun wichtig und dies und das. Regieren, legislieren, intrigieren, lassen unter dem Siegel der Vertraulichkeit angeblich furchtbar heisse Informationen raustropfen.

Der erfahrene Bundeshausjournalist weiss zu unterscheiden. Besser: er wusste es. Aber in Zeiten, in denen ganze Horden von Redaktoren sich japsend mit gestohlenen Geschäftsunterlagen anfüttern lassen, ohne auch nur eine Sekunde über die Motive der Diebe nachzudenken, nimmt man jedes Gerücht gerne auf und serviert es brühwarm seinen Lesern.

Nach der alten Devise: nur die Story, die man selbst erfindet, hat man exklusiv. Einen Gerüchtebrei reinzwängen muss der Urheber überhaupt nicht, wenn das Servierte sowieso den Wünschen, Hoffnungen, Vorlieben des Breifresser entspricht.

Ist das nicht eine wunderschöne Ente?

Ideal dafür geeignet ist zum Beispiel: Ueli, der Treichler, tritt zurück. Denn spätestens seitdem sich der SVP-Bundesrat ein T-Shirt der «Freiheitstrychler» überstreifte, ist er zum liebsten Feind der Mainstream-Medien geworden.

Zunächst wird die Küche angeheizt

Also heizte am 30. September der zu CH Media gewechselte ehemalige NZZaS-Journalist Francesco Benini die Gerüchteküche ein:

«Erklärt Ueli Maurer am Freitag seinen Rücktritt?»

Damit nicht der Eindruck aufkommen könnte, dass das eine persönliche Ente von Benini ist, die er hier spazierenführt, fügt er hinzu: «Aufregung in Bundesbern».

Welch ein Bild. Rund ums Bundeshaus rennen aufgeregte Politiker auf und ab, in der Wandelhalle spielen sich hektische Szenen ab, der Mobilfunk kommt an seine Belastungsgrenzen, sämtliche Hinter- und Sitzungszimmer sind gefüllt, Krisenstäbe tagen ohne Unterlass.

Denn, Benini brütete das Entenei natürlich nicht selbst aus. Keinesfalls, schon «seit zwei Tagen» verbreite sich das Gerücht, unkt er, um zu beweisen, mit welch übermenschlicher Zurückhaltung er bislang mit diesem Primeur zuwartete. Da gibt es dann den «Nationalrat», der natürlich nicht namentlich genannt sein will. Und die Indizien, eigentlich schon eine Beweiskette. Der Mann wird im Dezember 71. Ist seit 12 Jahren in der Landesregierung.

Der Beleg: der Mediensprecher sagt nichts

Und, fast schon der Beweis, sein Mediensprecher will sich zu diesem Thema «nicht äussern». Alles klar, wir sind natürlich schon einen Schritt weiter: «Im Bundeshaus sprechen die Parlamentarierinnen und Parlamentarier bereits über mögliche Nachfolger Maurers.»

Denn was ist schon eine Ente gegen eine Entenfamilie. Die ersten Namen werden genannt, also eigentlich verbrannt. Die nächste, noch dickere Ente, die Benini watscheln lässt: Altmeister Blocher wolle Toni Brunner zu einer Kandidatur überreden.

Nach dieser Tat konnte sich Benini zurücklehnen, seine Entenschar wurde von aufgeregten Hühnern umflattert, also von den übrigen Medienschaffenden. Über 170 Treffer erzielt man im Medienarchiv SMD, wenn man mit den Stichworten Maurer + Rücktritt sucht.

Eine Ente kommt selten allein …

Beförderlich bei solchem Unsinn ist immer, dass die wenigen noch vorhandenen Blattmacher die wenigen noch vorhandenen Journalisten in ihren Verrichtungsboxen zu Höchstleistungen anspornen: was haben wir zusätzlich?

Es muss doch noch mehr dransein

Denn die reine Wiederholung bringt’s ja nicht. Entweder muss ein Knaller-Spruch her «Maurer: Kä Luscht?», das genügt dem «Blick». Tamedia muss weiter gehen, wohin? Richtig geraten, ins Gendern. Denn auch die Liste der Nachfolger wurde schon erstellt, aber Tamedia (wenn Philipp Loser an den Tasten ist, wird’s immer unfreiwillig komisch) kritisiert streng nach einem Blick zwischen die Beine: die möglichen Nachfolger sind «fast alles Männer». Tja, so ist halt die Machopartei SVP.

Nun hatte all das Geschnatter und Geflatter nur ein klitzekleines Problem. Der Freitag kam, der Freitag ging, und Maurer blieb einfach im Amt. Der Schlingel. Wie kann er nur. Unsere Qualitätsmedien hatten doch seinen Rücktritt verkündet und die Schar der Nachfolger aufgestellt, gebüschelt und zurechtgestutzt.

Also alles getan, was man einer vertrauenswürdigen, verantwortungsvollen Vierten Gewalt erwarten darf, die deshalb auch unbedingt mit einer Steuermilliarde abgefüttert werden muss. Ohne die könnte sie nicht mehr ihres Amtes walten, denn Quersubventionierung aus den sprudelnden Einnahmequellen der Medienclans von Tamedia, CH Media und Ringier, das ist natürlich nicht.

Schliesslich weiss doch der normale Leser und Abozahler gar nicht, wie kostspielig der Unterhalt von Yachten, Privatjets, Villen, Feriendomizilen und eines Fuhrparks ist. Wegen so einer kleinen Fake News – wenn sie nicht aus der Küche des pösen, pösen Putins stammt – sollte man doch kein Büro aufmachen.

Putzig, aber nur in der Badewanne.

Tiefflieger Loser

Niemand ist vor ihm sicher. Konkurrenten, Bundesräte, die Justiz. Wo bleibt das Qualitätsmanagement?

Tamedia ist furchtbar stolz darauf, dass angeblich die Qualität der Produkte streng und objektiv und unabhängig kontrolliert werde.

Dass diese «Qualitätssicherungsmassnahmen» vom ehemaligen Tagi-Chefredaktor Res Strehle verantwortet werden, dem wohl schlimmsten Wendehals der Schweizer Publizistik, was soll’s.

Dass der letzte Rapport zufällig dann erschien, als 78 Tamedia-Frauen sich wie wild über unerträgliche Zustände auf den Redaktionen beschwerten – und davon kein Sterbenswörtchen im Bericht stand, was soll’s.

Dass die Corona-Kreische Marc Brupbacher ungeniert Bundesräte und überhaupt alle, die ihm nicht passen, anrempeln kann («völlig übergeschnappt»), was soll’s.

Gnädig gegen sich selbst, hart gegen die Wahrheit.

Aber dann haben wir noch Philipp Loser. Die Allzweckwaffe des Hauses. Höchstens noch egalisiert von Andreas Tobler, dem Versteher von Mordaufrufen. Allerdings nur, wenn sie sich gegen Roger Köppel richten. Toblers neuer Schwerpunkt ist Frauenverstehen.  Beide sind immer gerne bereit, Konzernjournalismus zu betreiben. Tobler kläfft gegen Jonas Projer, wenn der Chefredaktor der NZZaS wird («widerspricht auch dem Qualitätsanspruch der «NZZ am Sonntag» – und der linksliberalen Positionierung des Blattes».)

Wohlgemerkt lange, bevor Projer sein Amt antrat. Da will auch Loser nicht hintanstehen. Der drosch schon so unfair und ungehemmt auf den Konkurrenten Hanspeter Lebrument ein («Über dem «Alten vom Berg» sollen «Geier kreisen», aus dem «Palast Lebrument» sei ein «MausoLöum» geworden»), dass das selbst die tiefliegende Latte der «unter jeder Sau»-Qualität bei Tamedia riss. Der Artikel wurde aus dem Archiv gespült, Loser musste zum «Alten vom Berg» kriechen und sich entschuldigen.

Wieso allerdings all den vielen Qualitätskontrolleuren vor Publikation nicht auffiel, was für ein Schmierenstück das war – und dass der Angerempelte nicht mal Gelegenheit erhalten hatte, Stellung zu nehmen –, nun Qualitätskontrolle ist nicht so einfach.

Nun ist die Schweizer Klassenjustiz fällig

Bei anderen schon, denn nun nimmt sich Loser die Justiz vor. «Gnädig gegen rechts, hart gegen links», behauptet er in seiner Kolumne, als wäre in der Schweiz die alte Klassenjustiz wiederauferstanden. Dass das in der Weimarer Republik kritisiert wurde, zum Beispiel von Carl von Ossjetzky, Kurt Tucholsky und Ernst Ottwalt, dazu würde Loser wohl sagen: Was ist denn die Weimarer Republik? Und wer waren denn die?

Er lamentiert über die Verfolgung von Sibel Arslan. Denn sie vereine «drei Feindbilder rechter Politik. Sie ist eine junge, unabhängige Frau. Sie hat einen Migrationshintergrund. Sie ist links».

Jung, unabhängig, links mit Migrationshintergrund.

Das mag so sein, aber was hat das mit «seltsamen Ermittlungen gegen eine Nationalrätin» zu tun? Alles das Gleiche, behauptet Loser. Das zeige sich «in den Kommentarspalten der Online-Medien», ebenso bei «unangebrachten Sprüchen von rechten Ratskollegen» und eben, in einer Untersuchung der Basler Staatsanwaltschaft. Denn die erdreistete sich, dem Parlament den Antrag auf Aufhebung der Immunität als Nationalrätin zu stellen. Ein nötiger Schritt, um allenfalls Einvernahmen durchführen zu können.

Denn es bestand der Anfangsverdacht, dass sie an einer unbewilligten Demonstration teilgenommen habe, behauptet Loser. Allerdings nicht als «Freiheitstrychlerin». Wenn bei solchen Demonstrationen nur schon «Ueli, Ueli» gerufen wird, bekommt Bundesrat Ueli Maurer gleich eine rein, dieser Zeusler, Zündler und Gefährder des Friedens im Lande.

Der Antrag gegen Arslan wurde abgelehnt, also könnte die Karawane weiterziehen. Zurück bleibt aber Beller Loser. Hart gegen links, blind gegen rechts, als Beleg kann Loser die Meinung eines Christian von Wartburg anführen: «Es darf keinen Moment auch nur den Anschein machen, dass eine so mächtige Behörde wie die Staatsanwaltschaft nicht streng nach Strafprozessordnung vorgeht.»

Ein Jurist und SP-Grossrat auf Stammtischniveau

Von Wartburg ist Grossrat für die Basler SP und «Präsident der parlamentarischen Oberaufsicht» in Basel. Nun ist er auch Jurist und sollte daher wissen, dass Anschuldigungen gegenüber Strafverfolgungsbehörden mit grosser Vorsicht und noch grösseren Belegen vorgebracht werden sollten.

Sonst herrscht Stammtischniveau. Die einen regen sich über angeblich zu hartes Vorgehen gegen Arslan auf. Die anderen beklagen, dass den illegalen Besetzern des Bundeshausplatzes nichts passierte, dass sogar Blockierer vor einem Eingang der CS dank edler Motive Freisprüche geschenkt werden.

Für Loser «bleibt allerdings ein banges Gefühl zurück nach einem Fall wie jenem in Basel». Er stellt sich und seinen Lesern die bange Frage: «Durchaus möglich, dass auch andere Strafverfolgungsbehörden der Schweiz politisierte Entscheidungen treffen. Ob es dort auch jemand bemerkt?»

Ob Loser etwas bemerkt? Arslan wurde nicht wegen Teilnahme an einer Demonstration strafrechtlich verfolgt, sondern wegen des Verdachts der Behinderung einer Amtshandlung. Ist etwas anderes. Loser führt kein einziges Beispiel für Kuscheljustiz gegen Rechte an. Kann er auch schlecht, denn bei Demonstrationen der Massnahmenkritiker kommt es regelmässig zu Verhaftungen und Anzeigen.

Was tut Loser also da? Er senkt das gesenkte Niveau von Tamedia noch weiter ab. Ohne dass eine Qualitätskontrolle eingreifen würde. Aber wer nach seinem Blattschuss aus dem Hinterhalt gegen einen missliebigen Konkurrenten offensichtlich weiter unkontrolliert eine Kolumne bestreiten darf, ist der lebende Beweis dafür, dass es gar nichts zu kontrollieren gibt. Mangels Qualität.

«Gnädig gegen rechts»? Leere Behauptung ohne ein einziges Beispiel. «Hart gegen links»? Soll denn die Staatsanwaltschaft nicht mehr einem Anfangsverdacht nachgehen, auch gegen eine Nationalrätin? Dummes Gequatsche ohne Sachverstand. Wird sicherlich im nächsten Qualitätsbericht als herausragendes Beispiel für eine Meinungskolumne gelobt werden.

Deutsche Fixierung auf Hitler

Der grosse Kanton im Norden ist mit seiner braunen Vergangenheit noch lange nicht fertig. Was geht das die Schweiz an?

Wer deutsche Informations- und Dokumentationskanäle anschaut, wundert sich. Jeden Abend, aber wirklich jeden, läuft auf mindestens einem eine Dokumentation zu Adolf Hitler. Sein Aufstieg, sein Antisemitismus, seine Kriegsführung, seine Reden, wie er beim sogenannten «Röhm-Putsch» einen Konkurrenten aus dem Weg räumte. Der Holocaust, die SS, seine Helfershelfer, «Hitler privat», «Hitlers Krankheiten».

Daraus schliesst man, dass die Zeit zwischen 1918 und 1945 für Deutschland weiterhin sehr präsent ist. Angebräuntes schon lange wieder salonfähig, Desperados bei Neonazi-Organisationen ihren Sinn im Leben finden, immer wieder neue Blasen aus diesem braunen Sumpf aufsteigen. Wie dichtete Bertolt Brecht seherisch: «Der Schoss ist fruchtbar noch, aus dem das kroch».

Nicht nur in Deutschland, aber vor allem dort, streift jede Schlacht unter Kommentatoren früher oder später das Thema Drittes Reich. Einen erinnert die Debatte, und sei es um Nistplätze für Störche, an diese dunkle Zeit, Wörter werden auf ihre Verseuchung durch die Nazi-Propaganda abgeklopft, Haltungen, Gesinnungen als eindeutig faschistisch denunziert.

Kaum vergangene Vergangenheit

Mangelhafte Aufarbeitung, Kollektivschuld, eine skandalöse und weitgehend ungesühnte Durchseuchung der deutschen Richterschaft mit Nazis und bald einmal Ex-Nazis, NSDAP-Mitglieder aller Orten, die eine neue Karriere machten nach dem Zweiten Weltkrieg, abgesehen von einer Handvoll Prozesse, ein sehr pfleglicher Umgang mit Nazi-Verbrechern. Schliesslich legten die USA das Niveau der Doppelmoral fest, indem sie nicht nur Wernher von Braun, ein opportunistischer Charakterlump, um seiner Raketenkenntnisse willen zum Chefentwickler ihres eigenen Raumfahrtprogramms machten.

Natürlich gab es auch grössere braune Flecken in der Schweizer Vergangenheit, aber Juden an der Grenze abzuweisen, war dann doch nicht ganz das Gleiche wie sie zu Millionen in Todesfabriken umzubringen. Dennoch strotzen vor allem die Kopfblätter von Tamedia zunehmend von Berichten aus braunen Zeiten.

Fast 100 Treffer ergibt eine Stichwortsuche zum Begriff Hitler alleine in Tamedia in den letzten 12 Monaten. 6500 sind es, wenn man die Suche auf den deutschen Sprachraum erweitert. Nichts ist zu abgelegen, um nicht den Schweizer Leser darüber zu informieren. So verbreitet sich Alexandra Förderl-Schmid, stellvertretende Chefredaktorin der «Süddeutschen» in München, auch bei Tamedia über eine neue Hitler-Biografie. Als gebürtige Österreicherin ist sie sicherlich dazu qualifiziert.

Nach dem Sohn nun auch noch der Vater

Nur ist Adolf Hitler auch biografisch wirklich abgegrast, also gibt’s eine neue Biografie über seinen Vater Alois Hitler. Denn in einem Estrich sind doch tatsächlich 31 Briefe aufgetaucht, die Hitlers Vater an einen Bekannten schrieb. Endlich die Gelegenheit, Überraschung, auch ihn als Antisemiten und Judenhasser zu porträtieren. Nur: wie gross ist das Interesse des Schweizer Lesers?

Und wird das auch nicht erlahmen, wenn endlich die von vielen Deutschen herbeigesehnte Biografie von Hitlers Schäferhunden erscheint?

Man kann natürlich sagen, dass solche Artikel immer noch besser sind als ein neuerlicher Amoklauf von Philipp Loser. Auf der anderen Seite wiederspiegelt Tamedia nicht nur in Bezug auf die Vergangenheit deutsche Ansichten und Positionen. Nehmen wir den Hotspot im Mittleren Osten, den Iran und seine Atompolitik.

Deutsche Sicht auf die ganze Welt, in Schweizer Tageszeitungen

Hier versucht die Schweiz, eine neutrale, bzw. vermittelnde Position einzunehmen. Das sieht natürlich Paul-Anton Krüger von der «Süddeutschen» entschieden anders. Mit dem Oberlehrer-Zeigefinger, unverzichtbares Requisit für jeden deutschen Journalisten, schreibt er: «Deswegen ist es richtig, jetzt alles daranzusetzen, den Vertrag trotz seiner Unzulänglichkeiten zu erhalten. In anderen Fragen sollten USA und Europäer massiv Druck auf den Iran machen.» Schön, dass Krüger weiss, was richtig ist. Nur übersieht er vielleicht, dass «die Europäer», die sonst eine bemerkenswert inexistente Aussenpolitik pflegen, das vielleicht tun sollten. Da die Schweiz aber nicht zu «diesen Europäern» gehört, die Auslandberichterstattung von Tamedia grösstenteils zur «Süddeutschen»  …

Neben der Biografie über Hitlers Vater thematisiert Kurt Pelda die Zunahme «antisemitischer Zwischenfälle» in der Schweiz. So verächtlich auch jede Schmiererei oder jedes brunzdumme Grölen von Nazi-Parolen ist: Pipifax, im Vergleich dazu, was in Deutschland inzwischen die Regel ist. Erschwerend kommt hinzu: Der Spezialist für die arabische Welt weicht auf solche Themen aus, weil die grossartige Plattform-Zeitung von Tamedia von seinen dezidierten Ansichten zur Burka-Initiative nichts wissen will und lieber dem kenntnisfreien Unter-Klein-Co-Chefredaktor Mario Stäuble einen bemerkenswert dümmlichen Leitartikel schreiben lässt, wieso die Initiative abzulehnen sei.

Schweine, die Schwein gehabt haben

Keine Lichtblicke, mal was Positives? Aber sicher doch, obwohl man diesen Artikel als feine Spitze gegen gleich zwei Religionen sehen kann, die den Verzehr von Schweinefleisch untersagen:

Wo die Herkunft eines täuschend ähnlichen Artikels keine Rolle spielt.

Richtig, da steht ziemlich prominent «sponsored». Haben also die Schweine zusammengelegt? Nicht ganz:

Feiner Unterschied zu redaktionellem Inhalt.

Versteht jemand dieses Geplauder? Was ist denn Commercial Publishing, die «Unit für Content Marketing»? Geht das auch auf Deutsch? Kein Problem: das ist die Abteilung von Tamedia, die im Auftrag von Werbetreibenden Inserateinhalte so herstellt, dass sie möglichst ähnlich wie ein redaktioneller Beitrag daherkommen. So verdient Tamedia nicht nur an der Publizierung des Inserats, sondern schon an seiner Herstellung. Um damit – what else – den qualitativ hochstehenden redaktionellen Content bezahlen zu können.

Da lachen die Hühner und kichern die Schweine.

 

Witze zum Totlachen

Der Tagi schmeisst sich kichernd weg, aber wer in fundamental-irren Ländern keine Burka trägt, wird gesteinigt.

Wenn Philipp Loser in die Tasten greift, bleibt keine Auge trocken. Öfter auch seins. Der Loser hat das wohl übelste Stück an Konzernjournalismus zu verantworten, das in den letzten Jahren erschien – und wieder gelöscht wurde.

Über dem «Alten vom Berg» sollen «Geier kreisen», aus dem «Palast Lebrument» sei ein «MausoLöum» geworden, kalauerte Loser, dass es dem Leser die Fussnägel hochrollte. Ein hübsches Stück Rufmord und Kreditschädigung am Somedia-Verleger und Patriarch Hanspeter Lebrument. «Auf der Strecke bleibt: Lebrument und seine Somedia.» Sie sei zu klein, um eine entscheidende Rolle zu spielen. Ob Loser mit dem Titel auf den auch so genannten mittelalterlichen Assassinenführer anspielen wollte, oder auf den Beatles Song «The Fool on the Hill»? Wahrscheinlich nicht, das gibt sein Bildungsniveau nicht her.

Ein sauberer Blattschuss, der allerdings schnell zum Rohrkrepierer wurde. Denn nicht nur, dass der Artikel über «Peter Lebrument» angekündigt wurde. Auch sonst wurde passend gemacht, was nicht ins Narrativ passte. Fürchterliche finanzielle Situation, alles knirsche und knacke im Somedia-Verlagshaus. Aber: keine einzige Zahl konnte Loser liefern, alle Anschuldigungen kamen von anonymen Quellen, als wär’s ein Stück der «Republik».

Als Sahnehäubchen konnte man Lebrument leider keine Stellungnahme anbieten, der sei unerreichbar in den Ferien gewesen. Sicherlich auch sein CEO, seine Familienmitglieder oder jeder andere, der dem Unsinn von Loser hätte widersprechen können. Der Artikel nahm schnell das erwartete Ende: Er wurde gelöscht; Loser musste persönlich bei Lebrument zu Kreuze kriechen.

Der inzwischen gelöschte frühere Missbrauch der «Seite Drei».

 

Aufarbeitung, Qualitätsstandards bei Tamedia?

Wie üblich versprach Tamedia damals, den «Fall intern aufzuarbeiten», weil so etwas natürlich nicht den «Qualitätsstandards des Hauses» entspreche. Spätestens heute kann man sagen: Aufarbeitung null, Qualitätsstandards weiterhin unterirdisch, Loser ungehindert am Gerät.

Diesmal hat er sich das Thema Burka-Initiative vorgenommen, unterstützt vom Gender-Sternchen Salome Müller. Man ahnt es: Das kann nur grauenhaft ins Gebüsch fahren. Eine ganze «Seite 3» verschwendet Tamedia für ein Stück unter dem Titel: «Ist alles nur ein Witz?» Eigentlich müsste es sich die Süddeutsche verbitten, dass dieses von ihr erfundene Gefäss dermassen zu Schanden geschrieben wird.

Scherz lass nach. Frauenquälen ist doch lustig, finden Loser und Müller.

Ein Witz? Gute Frage, wenn sie sich auf den folgenden Schmerztext bezöge. Allerdings wäre auch da die Antwort: nein, das ist überhaupt nicht witzig. Denn die beiden Tiefflieger fragen sich ernsthaft, ob die Initiative nicht schlichtweg ein Witz sei. Beziehungsweise, dass man ihr gar nicht anders als witzig begegnen könne, denn ernst nehmen, also wirklich, wer kommt den auf so eine absonderliche Idee?

Zwei renommierte «Satiriker» machen sich lustig, nein, lächerlich

Also was meinen ausgewählte Berufswitzler dazu? Der «Satiriker» Gabriel Vetter behauptet, dass er keine Witze darüber machen könne, «ich habe schliesslich auch meinen Berufsstolz». Der hindert ihn nicht daran, hier sein Versagen einzugestehen. Allerdings: Ich zwinge alle Leser, die ihn für einen Satiriker halten, sich diesen Auftritt bei «Deville» anzuschauen. Garantie: man bekommt sofort den gleichen Gesichtsausdruck wie Sibylle Berg, nämlich etwas zwischen peinlich berührt und «wie kann ich schnell und unauffällig verschwinden?»

Aber es gibt ja noch «seine Kollegin» Patti Basler. Die riskiert den Brüller «Next-Level Realsatire». Versteht zwar keiner, aber leider könne sie dieser «Pointe» als «Satirikerin» nichts hinzufügen. Dann tut sie es doch, hätte das aber lieber gelassen: «Eigentlich müsse man doch verbieten, dass Männer Frauen Kleidervorschriften machen dürfen. «Aber stattdessen will man Frauen verbieten, wie sie sich kleiden»», sagt sie völlig sinnbefreit.

Ein Professor für «Sozialpsychologie» an der Uni Zürich, der leider nichts mit Corona zu tun hat, ergreift die Gelegenheit, wenigstens ein, zwei Schwafelsätze unterzubringen: «Die Bildsprache der Initiative verfolge ein anderes Thema als der eigentliche Wortlaut.» Die armen Studenten.

Was halten die Tagi-Redaktoren von Mehrheitsentscheidungen? Nichts

Als Beweis, dass diese Initiative doch wirklich ein Witz sei, wird dann noch das Intellektuellen-Blatt «watson» zitiert, natürlich darf auch das Magazin der anonymen Quellen nicht fehlen, die «Republik». Am Schluss versucht das Autorenduo Infernal noch etwas Optimismus zu versprühen: «Eine Abstimmungsniederlage ist einfacher zu verdauen, wenn man den Inhalt der Initiative nie richtig ernst genommen hat

Abgesehen davon, dass das tief blicken lässt, was die beiden von demokratischen Mehrheitsentscheiden halten – nichts, wenn sie nicht damit einverstanden sind –, ist es eine Geschmacklosigkeit sondergleichen, diese Thematik als Anlass für schlechte Witze zu nehmen.

Sicher, der ins zweite Glied zurückgestutzte und verzwergte Co-Chefredaktor des Tagi hatte schon in einem «Leitartikel» die Marschroute vorgegeben: die Initiative sei abzulehnen. Und Loser ist es sich gewohnt, auf his master’s voice zu hören. Beiss den Lebrument, und er sagt wuff. Burka-Initiative ist SVP, blöd, kann man nicht ernst nehmen: Witz komm heraus, du bist umzingelt, folgt der Schreibbüttel der Anleitung.

Als Methode zur Arbeitsplatzsicherung könnte man das noch menschlich verstehen. Aber: Niemand bringt das ganze Elend dieser schmerzhaften Scherzparade besser auf den Punkt als Basler. Man wolle Frauen «verbieten, wie sie sich kleiden». Echt jetzt? Darf man so einen Schwachsinn im Tagi unwidersprochen sagen? Wo bleiben da die Qualitätsstandards?

Sollen wir das Banner des fanatisch-fundamentalistischen Islams tolerieren?

Ich war auch etwas hin und her gerissen, wie ich abstimmen soll. Passt das zu einer freiheitlichen Gesellschaft? Aber jeder, der dieses Argument ins Feld führt, übersieht, dass es niemals totale Freiheit geben kann. Erst Grenzen machen sie sozialverträglich. Zudem ist diese Art der Verhüllung von Frauen weder die Erfüllung religiöser Vorschriften, noch Ausdruck einer «freien Wahl». Wie Alice Schwarzer, die schon für die Rechte der Frauen kämpfte, als Loser noch in den Windeln lag und Müller nicht mal als Idee existierte, bringt es auf den Punkt: Das ist das Banner des fundamentalistischen Islam.

Wo er herrscht, setzt er diese mittelalterliche Absurdität mit drakonischen Mitteln durch. Mit Bestrafung, Schlägen, Steinigungen, Folter gegen Frauen, die sich eben nicht verbieten lassen wollen, wie sie sich kleiden möchten. Zum grossen Tort dieser religiösen Wahnsinnigen können sie ihre absurden Herrscherfantasien über Frauen als Stückgut, Eigentum und rechtloser Sklave, in der Schweiz nicht durchsetzen. Für Fanatiker wie Nicolas Blancho sind Steinigungen «für mich als Muslim ein Bestandteil, ein Wert meiner Religion». Schmerz- und scherzfrei begeben sich die Autoren in das Umfeld solcher Vollpfosten. Müller sollte man die Sternchen-Taste sperren; für Loser würde ich anregen, ihm endlich einen Maulkorb zu verpassen.

Denn einen Loser in seinem Lauf hält weder Nikab noch Burka auf. Im «Magazin» schreibt er sich gleich nochmal den Frust von der Seele, bei der Abstimmung höchstwahrscheinlich zu den Losern zu gehören. Duftmarken: «Direkte Demokratie im Nichts», «grundsätzlich absurd», «manchmal muss direkte Demokratie wie die Fasnacht funktionieren. Als Ventil. Als Triebabfuhr. Als «Zeichen».» Mit dieser Einstellung zu Demokratie könnte Loser problemlos unter einem fundamentalistischen Regime leben. Unvorstellbare Zustände bei Tamedia.