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Wieso darf Tobler noch schreiben?

Für einmal Kampagnenjournalismus auf ZACKBUM.

Die Schmierereien des Konzernjournalisten Philipp Loser werden hier aus hygienischen Gründen ignoriert. Wieso Covid-Amok Marc Brupbacher noch ein Gehalt bei Tamedia bezieht, ist unverständlich. Immerhin ist Undemokrat Denis von BurgJetzt muss Berset die Gegner endlich zur Impfung zwingen») verstummt.

Aber es erhebt sich verschärft die Frage, wieso es bei Andreas Tobler nicht schon längst für ein Schreibverbot reicht. Ein Auszug aus seinem Schreibstrafregister:

– Einen Mordaufruf gegen Roger Köppel verharmlost er zu einem wegen dessen Aussagen verständlichen «Theatermord».

– Er ranzt gegen den dunkelhäutigen Naidoo, dessen «Antisemitismus und die Homophobie» sollten weggemobbt werden, denn «Hass ist keine Meinung». Unkenntnis allerdings auch nicht.

– Proteste gegen «Cancel Culture» seien Meinungen von «rechtskonservativen Populisten gesetzten Alters».

Roger Schawinski warf Tobler Plagiat und unsaubere Zitiermethoden vor, verwendete dabei selbst unautorisierte Zitate des Autors. Als der ihm anbot, die Sache vor laufendem Mikrophon zu klären, kniff Tobler feige.

– Tobler feierte die Idee, dass die Bührle-Sammlung enteignet und dem Kunsthaus geschenkt werden sollte.

– Tobler forderte, dass Konzerte von Rammstein in der Schweiz gecancelt werden sollten, obwohl angeblich auch hier die «Unschuldsvermutung» gelte. Als sich alle Vorwürfe gegen den Sänger in Luft auflösten, schwieg Tobler feige.

– Tobler wirft dem Altbundesrat Blocher demagogisch ein «Doppelspiel» im Umgang mit angeblichen Rechtsradikalen vor, ohne diesen Anwurf auch nur im Ansatz zu belegen.

– In der Affäre Bührlesammlung schreibt Tobler der WoZ ab, mangels eigenen Recherchierfähigkeiten, das tut er auch bei «watson».

Der ewige Student (seit 2015 versucht er, an der Uni Bern zu promovieren) hat neben all diesen unangenehmen Angewohnheiten noch eine wirklich unappetitliche: er ist ein feiger Angstbeisser. Wird er von ZACKBUM um eine Stellungnahme angefragt, kneift er genauso wie bei Schawinski. Dafür keift er dann in seiner Gesinnungsblase auf Twitter: «Jesses, was ist denn das? Kann bitte mal jemand nachschauen, ob es dem Mann gut geht?» Dabei kriegt er Zustimmung von einer anderen Tamedia-Nullnummer: «Dem Mann scheint es wirklich nicht gut zu gehen», echot Philippe Reichen, der Amok-Korrespondent und Denunziant aus der Welschschweiz.

Worauf Tobler zurückholpert: «Wenn er Texte schreibt, kann man wenigstens davon ausgehen, dass seine Vitalfunktionen intakt sind.» Wenn man das nur auch von ihm behaupten könnte.

Was für ein Niveau eines angeblichen Kulturjournalisten, der in einem Ressort tätig ist, das mit kulturloser Abwesenheit in allen kulturellen Angelegenheiten glänzt. Aber vielleicht ist Tobler zu sehr mit seiner «geplanten Dissertation» beschäftigt, die «einen Beitrag zur Ästhetik und Geschichte des Gegenwartstheaters leisten» soll.

Um ZACKBUM zu zitieren: Wir können es wirklich kaum erwarten, welcher Plagiatsskandal sich da entwickeln wird.

Allerdings fragen wir uns zunehmend, wieso Pietro Supino nicht dafür sorgt, dass sich Tobler seiner akademischen Graduierung vollamtlich widmen kann. Der Tamedia-Leser – mit Ausnahme der wenigen Mitglieder in Toblers Gesinnungsblase – würde es ihm auf Knien danken. Denn der Mann ist eine echte Rufschädigung für den Medienkonzern.

Daher erhebt ZACKBUM als ceterum censeo (Tobler, nachschlagen) die Forderung: Schreibstopp für Tobler!

Journalismus schafft sich ab

Das kann kein Geschäftsmodell mehr sein.

Journalisten opinieren, räsonieren, analysieren, schätzen ein, meinen, fordern, wissen es besser. Das ist zwar manchmal mühsam, aber erlaubt.

Journalisten spielen sich als als Genderpäpstinnen wie Andreas Tobler, als Konzernbüttel wie Philipp Loser, als Kriegsgurgeln wie Georg Häsler, als Panikkreischen wie Marc Brupbacher oder als Stimme der Gutmenschen wie Reza Rafi auf. Das ist manchmal unerträglich, aber Ausschuss wird überall produziert.

Journalisten kreieren Narrative und Framings. Sie bestehen darauf, dass Donald Trumps Konkurrenten durchaus noch intakte Chancen hätten, genügend Delegiertenstimmen zu sammeln, um Kandidat der Republikaner in den Präsidentschaftswahlen zu werden. Damit wiederholen sie ihre Fehler bei den vorletzten Wahlen: am Schluss erklären zu müssen, wieso sie krachend danebenlagen. Journalisten sind nicht sehr lernfähig. Das ist extrem dumm. Dummheit existiert überall und ist bekanntlich lernbar.

Aber es gibt einen heiligen Gral im Journalismus, an dem man sich nur dann vergreift, wenn man sich abschaffen will. Es handelt sich um ein Einverständnis zwischen Journalist und Leser, das nicht mutwillig oder fahrlässig missbraucht werden darf.

Die einstmals auflagemässig grösste Zeitung der Welt hat dieses Prinzip sogar zu ihrem Titel gemacht. «Prawda», Wahrheit. Sie hatte versprochen, ihren Lesern nur die Wahrheit zu erzählen. Lenin und Trotzki kamen unabhängig voneinander auf die Idee, eine solche Zeitung zu publizieren. Ihr Herausgeber war der spätere langjährige Aussenminister der Sowjetunion Molotow. Er agierte im Hintergrund, offiziell gab es rund 40 Herausgeber, die von der zaristischen Zensur regelmässig verhaftet und zu drei Monaten Gefängnis verurteilt wurden. Sie waren sogenannte Sitzredakteure, dazu bereit, für anderen Strafen abzusitzen, die sie sich mit dem Verbreiten der Wahrheit einhandelten.

In ihren besten Zeiten hatte sie eine Auflage von über 10 Millionen Exemplaren. Allerdings verbreitete sie immer weniger die Wahrheit, immer mehr Lügen. Damit entkernte sie sich.

Nun kann man zu Recht fragen, was denn eigentlich die Wahrheit ist und wer zwischen Lüge und Wahrheit unterscheiden darf und die Autorität dafür hat. Niemand und jeder. Niemand ist im Besitz einer objektiven, einzig wahrhaftigen Wahrheit. Jeder glaubt an seine Wahrheiten, viele wollen wissen, dass sie die Wahrheit kennen.

Also ist alles relativ, alles erlaubt? Nein, eben nicht.

Denn es gibt eine unausgesprochene Vereinbarung zwischen Berichterstatter und Konsument. Der Konsument bezahlt normalerweise dafür (sei es entweder mit Geld oder seiner Aufmerksamkeit oder seinen Daten), dass er sich darauf verlassen kann, dass ihm in Berichten über Gegenden oder Ereignisse, die er nicht kennt, kein Bären aufgebunden wird.

Wird diese Geschäftsgrundlage aufgehoben, ist der Journalismus am Ende. Sein Tod tritt nicht sofort, aber auf Raten ein. Deshalb beschäftigten viele Redaktionen früher Mitarbeiter, die sich der sogenannten Dokumentation widmeten. Also alle Fakten und Tatsachenbehauptungen checkten, die in einem Artikel vorkamen. Sie taten das zum Schutz des Redaktors vor Irrtümern und zum Schutz des Konsumenten vor Falschinformationen.

Sie sind als eine der ersten Abteilungen den Sparmassnahmen zum Opfer gefallen. In der Schweiz existieren sie nicht mehr. Gelegentlich werden mit grossem Brimborium Journalisten beauftragt, einen sogenannten Faktencheck durchzuführen. Das ist aber nicht mehr das gleiche.

Im deutschen Sprachraum leistet sich der «Spiegel» noch die grösste Dokumentarabteilung. Darauf ist er besonders stolz und wird nicht müde, die vielen Stationen aufzuzählen, die ein Manuskript durchlaufen muss, bis es publiziert wird. Der Grossfälscher Class Relotius sprengte diese Reputation in die Luft. Ihm gelang es jahrelang unentdeckt, frei erfundene Reportagen zu publizieren, bei denen sogar nachprüfbare Angaben wie Distanzen oder örtliche Beschaffenheiten erschwindelt waren, um dem Spin der Story zu dienen. Nicht einmal das fiel den Faktencheckern des «Spiegel» auf.

Sie waren, mitsamt allen anderen Kontrollinstanzen, voreingenommen. Sie hatten das Interesse verloren, zu schreiben, was ist. Sie wollten beschreiben, wie es sein sollte. Wie es ihrer Meinung nach zu sein hatte. Sie machten den alten erkenntnistheoretischen Zirkelschluss: wenn ich mit einer vorgefassten Meinung an die Wirklichkeit herangehe, finde ich in der Wirklichkeit das, was ich zuvor hineingetragen habe. Oder noch schlimmer: wenn ich es nicht finde, erfinde ich es.

Das ist keine lässliche Sünde, sondern eine Todsünde. Dafür gibt es leider im Schweizer Journalismus immer mehr kleine und grosse Beispiele. Eine Aufzählung wäre endlos, aber es sind zwei Tendenzen zu erkennen. Am häufigsten betroffen davon ist Tamedia. Dort hat eine wahrhaftige Verluderung der Sitten stattgefunden.

Die Leser belehren und mit absurdem Genderwahn quälen zu wollen, das ist verkaufsschädigend, aber noch nicht tödlich. Den Lesern keine Reportagen, sondern die Wiedergabe vorgefasster Meinungen zu servieren, das ist dumm, aber noch nicht tödlich.

Sich immer wieder dabei ertappen zu lassen, dass die vorgefassten Meinungen so stark sind, dass die Wirklichkeit, wenn sie nicht passt, passend gemacht wird, das ist tödlich. Wenn ein Präsident eine Meinung vertritt, die dem Berichterstatter nicht passt, dann ist es dennoch seine Pflicht, sie dem Leser wiederzugeben. Denn dafür bezahlt er, weil er selbst weder am WEF anwesend ist, noch Zeit oder Lust hat, die ganze Rede im Wortlaut anzuhören.

Wenn aber schon im ersten und auch im letzten Satz des Berichts die Wirklichkeit, höflich ausgedrückt, umgebogen wird, dann fühlt sich der Leser zu recht verarscht, wenn er das entdeckt. Und glücklicherweise gibt es in der Schweiz noch so etwas wie eine Pressefreiheit, wo solche Verbiegungen aufgedeckt und denunziert werden können. Das unterscheidet die Schweiz von Russland und der Ukraine.

Berichterstattung, wenn sie etwas wert ist, sollte dazu dienen, dem Käufer und Konsumenten dabei zu helfen, die grosse, weite Welt und auch seine nähere Umgebung besser zu verstehen. Oder zu begreifen, dass vieles, was sich abspielt, komplex, widersprüchlich, unübersichtlich, nicht fassbar ist. Die beiden aktuellen Beispiele dafür sind der Ukrainekrieg oder der Krieg im Gazastreifen. Noch nie verfügten wir über dermassen viele Informationsquellen, noch nie waren wir so ungenügend informiert.

Daraus entstehen Verschwörungstheorien, das sei Absicht, Manipulation, Bevormundung, von finsteren Mächten orchestriert, um die öffentliche Meinung in ihrem Sinn zu beeinflussen. Aber die Wahrheit ist hier viel banaler. Natürlich gibt es Heerscharen von Spin Doctors, die sich diesen Versuchen widmen. Natürlich wird Selenskyj – im Gegensatz zu Putin – hochkarätig und sorgfältig beraten, wie er öffentlich aufzutreten hat. Vom gedrechselten Inhalt seiner Reden bis zu seiner Kleidung, seinem Gesichtsausdruck.

Aber das wäre durchschaubar, wenn man sich die Mühe machte. Wenn sich der 100. Todestag eines Welterschütterers wie Lenin jährt, um das zweite aktuelle Beispiel zu nehmen, dann wäre eine Würdigung, eine Auseinandersetzung auf Niveau mit seinen Taten geboten, vor allem in einem Intelligenz-Blatt wie der NZZ. Wenn stattdessen übelwollend die Krankheitsgeschichte seiner letzten Jahre ausgebreitet wird, ist das zwar kein Verstoss gegen das Wahrheitsgebot, aber so jämmerlich, dass der Leser sich auch fragt, wieso er dafür einen Haufen Geld zahlt.

Fazit: Journalismus, der die Übereinkunft mit seinen Konsumenten einseitig aufkündigt, schafft sich damit ab. Das ist nicht den Umständen geschuldet. Sondern selbstverschuldet. In der Schweiz steht Tamedia am nächsten vor diesem Abgrund, gefolgt vom «Blick».

Geheimpläne

Was ist ein Geheimnis, wenn es keins mehr ist?

Bundesratswahlen sind eigentlich stinklangweilig. Wenn es davor nicht jede Menge Hofintrigen, Geheimpläne, die sogenannte Nacht der langen Messer und im roten Bereich drehende Intriganten und Strippenzieher gäbe.

Da wird zurzeit herumgeboten, dass der Sitz von FDP-Bundesrat Cassis wackle, der Mitte-Politiker Pfister in den Bundesrat gewählt werden könnte, die beiden offiziellen Kandidaten für die Nachfolge von Berset nicht. Oder ein Grüner, der sich todesmutig aufgestellt hat, obwohl er keine Chance hat.

Dafür gebe es jede Menge Geheimpläne. Würden die enthüllt, kämen halt neue Geheimpläne zum Einsatz. Das schreibt nicht geheim, sondern öffentlich der Bundeshauskorrespondent des «Nebelspalter» in seinem «Bundeshaus-Briefing». Das wäre das übliche Gedöns von parteipolitischen Gestocher im Ungefähren.

Aber Dominik Feusi gibt eine interessante Verschwörungstheorie zum Besten. Interessant, weil Feusi nicht nur Parteipolitiker, sondern auch Journalisten darin verwickelt:

«Tamedia-Redaktor Philipp Loser besprach das Vorgehen mit der SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer. Besiegelt wurde der Deal mit einer innigen Umarmung im Eingang der St. Jakobshalle.
Philipp Loser soll von einem «Geheimplan» der SVP schreiben, wonach diese im ersten Wahlgang für den Sitz von Ignazio Cassis ihre 67 Stimmen Martin Candinas geben soll.»

Sinn der Übung, laut Feusi: So könne die SP der Mitte einen zweiten Bundesratssitz verschaffen, ohne eine Retourkutsche bezüglich Berset-Nachfolge befürchten zu müssen. Was machte dann Loser? «Was für die Behauptung noch fehlte, war die Beweisführung. Die Gelegenheit dazu ergab sich gestern Donnerstag: Alt-Bundesrat Christoph Blocher wurde gesehen, wie er in Bern vom Intercity aus Zürich in den Zug ins Wallis umstieg. Das reichte Loser für die Behauptung, die SVP-Spitze habe sich in Spiez zu einem geheimen Treffen versammelt, um das Vorgehen zu besprechen. Ausser Loser wurde auch Francesco Benini mit dem Gerücht bedient, damit es sowohl in den elf Tamedia-Blättern wie in den 18 CH Media Zeitungen erscheint. Dies bestätigen mehrere Personen, die von Loser und Benini mit dem Gerücht konfrontiert wurden.»

Da aber Feusi diesen Geheimplan enttarnt haben will, würden nun weder Loser noch Benini entsprechende Artikel schreiben, behauptet Feusi.

Was ist davon zu halten? Wenn es wirklich solche Kontakte, solche Abfütterungen und solche Pläne geben sollte, in die CH Media und Tamedia verwickelt wären, wäre das ein weiterer Sargnagel für die Glaubwürdigkeit der Massenmedien. Hat sich hingegen Feusi diese Story aus den Fingern gesogen, wäre es ein weiterer Sargnagel für den «Nebelspalter».

Wie es sich beim Stochern im Nebel gehört: Wir werden es wohl nie erfahren, was hier Fantasie und was Wirklichkeit ist.

 

Birrer ist peino

Wieso hält niemand sie davon ab, Kommentare zu schreiben?

Raphaela Birrer hat’s schon wieder getan. Oops. Es brauche gegen eine «politische Kultur der Intoleranz eine  Gegenbewegung der Vernunft».

Wunderbar, nur: von ihr wird die nicht angeführt. Denn dazu bräuchte es Vernunft. Um gleich am Anfang klarzumachen, von wem denn die Intoleranz ausgeht, sagt ein Bild mehr als tausend Worte:

Screenshot «Tages-Anzeiger».

Bei einer Corona-Demo in Winterthur hätten Demonstranten «einen Wagen mit ihren Feindbildern tapeziet (sic)».

Dann leitet Birrer mit dem persönlichen Erlebnis ein. Eine Nationalrätin habe ihr «neulich beim Mittagessen» von den Anfeindungen erzählt, denen sie ausgesetzt sei. Wow, Birrer luncht mit einer Nationalrätin. Leider: «Ihren Namen will sie nicht in den Medien lesen

Schade aber auch; ZACKBUM hat heute mit einem leitenden Mitarbeiter von Tamedia geluncht, nur will der seinen Namen auch nicht in den Medien lesen. Wahr oder erfunden?

Dann schwingt sich Birrer ins Abstrakte auf, und das kann bei ihr nie gutgehen: «Die Verhärtungen in den Parlamenten sind letztlich ein Abbild der Verhärtungen in der Gesellschaft, also des empörten Geschreis in den sozialen Medien, des immer gehässiger werdenden Umgangstons gegenüber Andersdenkenden.»

Da könnte sie als konkretes Beispiel den leitenden Tamedia-Mitarbeiter Marc Brupbacher erwähnen, der sowohl den Bundesrat («total übergeschnappt») wie auch Wähler in den sozialen Medien mit empörtem Geschrei beschimpft, die nicht in seinem Sinn abstimmen. Dafür musste er sich dann immerhin entschuldigen. Ein anderes naheliegenden Beispiel wäre Philipp Loser, der keine Gelegenheit auslässt, geradezu obsessiv seiner tiefen Abneigung gegen die SVP Ausdruck zu verleihen. Oder der antidemokratische Politchef Denis von Burg, der zu Pandemiezeiten völlig durchrastete und Zwangsmassnahmen gegen Ungeimpfte forderte: «Jetzt muss Berset die Gegner endlich zur Impfung zwingen», titelte er unwidersprochen. Und ist heute noch im Amt.

Statt also im eigenen Saftladen aufzuräumen, jammert Birrer: «Kräfte, die für einen nüchtern-pragmatischen Politstil stehen, gelten gemeinhin als sterbenslangweilig».

Genau deswegen versucht auch Tamedia, möglichst zugespitzt die Klimahölle, die unerträgliche Diskriminierung von Gendern, die SVP, die «Rechtskonservativen», die «Hetzer», die «Rassisten» gar, die unvorstellbar verblödeten und angebräunten Wähler der AfD (und ihrer Gesinnungsgenossen in der Schweiz) an den medialen Pranger zu nageln.

Selbst einigen Kommentarschreibern fällt auf, dass Birrer sich über etwas bitterlich beklagt, was sie selbst zumindest in ihrer Redaktion abstellen könnte.

Eine Kritik an der Polarisierung zu äussern, dabei den Beitrag des eigenen Ladens schlichtweg ignorieren, nicht den Hauch eines selbstkritischen Gedankens aufblitzen lassen – wie darf man das noch öffentlich bezeichnen, ohne als Frauendiskriminierer beschimpft zu werden?

Vielleicht als bar jeder Vernunft? Vielleicht als intellektuell tiefergelegten Kommentar als Rohrkrepierer? Vielleicht als Wortmeldung, die die ganze Fallhöhe zu Kommentaren in der NZZ deutlich macht?

Die (wenigen) verbliebenen Redakteure bei Tamedia, die noch einen fehlerfreien und geraden Satz formulieren können, der auf einem interessanten Gedanken aufbaut – die müssen durch die Hölle gehen.

Wumms: Philipp Loser

Die gute Nachricht: hiermit geben wir ihn auf.

Der Mann hat einen gesteigerten Nerv-Faktor. Das liegt wohl daran, dass er nicht nur dumm, sondern auch impertinent ist. Eine nicht zu seltenen Mischung. Er gibt nicht nur per du einem ehemaligen Bundesrat den Ratschlag, der solle doch wandern gehen.

Er ist nicht nur eine Mietmeinung, er ist nicht nur an Gutmenschentum schwer zu überbieten. Ausser, es bräuchte wie beim Roshani-Skandal etwas Zivilcourage, da schweigt er für einmal stille. Zudem ist er auch noch seltsam ideenleer. Deshalb nennt der die Kolumne, mit der wir uns von ihm verabschieden: «Die Schweiz ist das Loch im Donut». Das hat der genauso impertinente US-Botschafter in der Schweiz gesagt, damit füllt Loser seine eigene Leerstelle.

Loser darf immer weiter schreiben, eines der vielen Schwächezeichen der neuen Chefredaktorin. In seiner Kolumne fantasiert Loser einen vielfachen Druck auf die Schweiz zusammen. Sie solle ihren Rechtsstaat in die Tonne treten und bei einer Task Force mitmachen, die «überall auf der Welt russische Gelder beschlagnahmt». Sie solle mehr «für die Ukraine» tun, zum Beispiel mehr Waffen liefern oder Leopard-Panzer an Deutschland verkaufen, also ihr Waffenexportgesetz in die Tonne treten. Die USA gäben ihr zu verstehen, «dass man sich entscheiden müsse: USA oder China. West oder Ost».

Eine solche Forderung hat aber nur Loser bemerkt. Zudem tue die Schweiz das, was sie immer tue: «nichts». Und «droht jetzt hart zu scheitern», unkt Loser. Denn: «Es gibt keine kohärente Strategie, wie eine künftige Chinapolitik aussehen könnte. Es gibt keine Idee zur Rolle der Schweiz in Europa. Es gibt keine Vorstellung zur Weiterentwicklung unserer Neutralität. Es gibt nicht einmal einen anständigen Betrag für die humanitäre Hilfe in der Ukraine.»

Zu all diesen Themen gibt es zahlreiche und umfangreiche Überlegungen und Debatten. Die aber alle spurlos an Loser vorbeigerauscht sind. Das kommt halt davon, wenn man sich zuerst eine These bastelt und dann die Wirklichkeit darauf hinschreiben, hinbiegen will. Das geht nie gut. Das ist die letzte Steigerung von «schreiben, was ist» über «schreiben, wie es sein sollte» zu «schreiben, wie es nicht sein sollte».

Das ist nicht einfach dumm. Das ist nicht bloss uninspiriert. Das ist nicht mal mehr impertinent. Das ist auch nicht ärgerlich. Das ist einfach das Loch im Loch des Loches des Donuts. Da fehlen die Worte, also lassen wir’s hinkünftig.

Wumms: Philipp Loser

Der Mann leidet unter Grössenwahn.

Es ist die vornehmste Aufgabe machtloser Journalisten, ihren Latz überall reinzuhalten. Philipp Loser, der Konzernjournalist, die Mietmeinung, immer bereit, im Namen seines Herrn zuzubeissen, wenn der «fass» sagt, vertreibt sich die üppig bemessene Freizeit damit (wann lasen wir das letzte Mal einen recherchierten Artikel von ihm, und sei es auch nur, mit einem Ausflug in die weite Welt von Google?), unliebsamen Politikern ans Bein zu pinkeln.

Benetzt wurde diesmal Ueli Maurer. Zunächst könnte man meinen, Loser mache sich Sorgen um die Gesundheit des Alt-Bundesrats: «Ueli, geh bitte wandern». Abgesehen davon, dass Maurer wohl kaum zusammen mit Loser Schweine gehütet hat und deshalb sicherlich nicht per Du ist: was soll das?

Wie meist braucht Loser eine umständliche Einleitung, bis er zur Sache kommt. Also zu Maurer. Auch dem muss er zunächst irgendwelche angeblichen Fehltritte vorhalten, «Freiheitstrychler» und so, ausserdem habe Maurer «Transmenschen beleidigt», ist sich Loser sicher. Bloss weil der launig auf die blöde Frage antwortete, ob er lieber eine Frau oder einen Mann als Nachfolger habe, dass ihm das egal sei, solange es kein Es werde.

Aber das alles war ja noch harmlos im Vergleich dazu, dass Maurer doch tatsächlich die chinesische Botschaft in Bern besucht hat. Da muss Loser nun ganz streng werden: «Ueli Maurer handelte ohne Mandat des Bundesrats. Ueli Maurer handelte rücksichtslos. Er handelte undiplomatisch und naiv. Er wurde von den Chinesen am Nasenring vorgeführt.»

Wenn Loser statt Maurer Molina geschrieben hätte, und statt Chinesen Taiwaner, dann würde es sogar noch etwas Sinn machen. Dazu flötet er: «Es war kaum ein Zufall, dass die Chinesen das Foto just dann veröffentlichten, als der Nationalrat eine Annäherung an Taiwan beschloss.»

Da hat der tiefe Denker einmal recht, das war kein Zufall. Aber ansonsten:

«Bei seinem Abschied sagte Ueli Maurer, dass er nach so vielen Jahren als öffentliche Person endlich wieder «der normale Ueli» sein wolle. Wir wollen das auch. Ueli, bitte geh wandern».

Spätestens hier muss man sich fragen, ob Loser ein medizinisch diagnostizierbares Problem hat oder schlichtweg grössenwahnsinnig geworden ist. Beziehungsweise in Erkenntnis seiner völligen Machtlosigkeit und der totalen Unerheblichkeit seiner Meinung zu Formulierungen greift, die sich nun wirklich ausserhalb jedes Anstands bewegen.

Er duzt nassforsch den Alt-Bundesrat. Dann verwendet er den Pluralis Majestatis, wahrscheinlich ohne zu wissen, was das ist. Denn wer sollte denn das «wir» sein? Ausser Loser und Loser und nochmals Loser vielleicht? Und schliesslich die unverschämte Aufforderung: «geh wandern». Zuvor die despektierliche Behauptung, Maurer sei am Nasenring vorgeführt worden, wie ein Tanzbär.

Dass unter der Ägide von Raphaela Birrer eine solche unappetitliche Schmähkritik möglich ist, lässt weiterhin Schlimmes für die Zukunft von Tamedia befürchten.

Da wollen wir (!) uns doch für Einmal auf das Niveau von Loser begeben: Philipp, geh saufen, und lass die Finger von der Tastatur. Vorher und nachher.

Wumms: Philipp Loser

Sicher, die Wiederholung kann nerven. Aber der Mann nervt auch.

«Es geht je nach Quelle um 12’000 bis 12’500 Schuss. … Knapp zehn Minuten Krieg.»

Dieser Satz ist von einem dermassen abgründigen Zynismus, dass man Loser wirklich endlich die Lizenz zum schreibenden Scheitern entziehen sollte.

Denn er macht sich – wie meist als Letzter im Umzug – Gedanken zur Schweizer Neutralität. Originelles fällt ihm dazu nicht ein, dafür Altbekanntes. Plus das übliche Geseier von Autoren, denen rechtsstaatliche Prinzipien völlig schnurz sind. Statt die entsprechenden Artikel im glasklaren Gesetz über Rüstungsgüterexporte zu lesen, jammert Loser: «Was bedeutet die Schweizer Neutralität, wenn in Europa Krieg herrscht?» An dieser Frage sei das Schweizer Parlament in der Debatte gescheitert, behauptet Loser: «Dabei ging es, wie so oft im Parlament, aber nicht um grundsätzliche Erwägungen. Sondern um Formalien. Um rechtliche Details.»

Für Loser ist es offensichtlich ein blödes Detail, dass alle Abnehmer von Schweizer Rüstungsgütern versichern müssen, diese nicht an kriegführende Parteien weiterzuleiten. Pacta sunt servanda, wussten schon die alten Römer. Hat der junge Loser vergessen, wenn er es jemals wusste. Dafür probiert er einen Ausflug in die Vergangenheit: «So war es, als sich die Schweiz im Zweiten Weltkrieg auf ihre Neutralität berief und alle insgeheim wussten, dass es für die Achsenmächte ganz andere Gründe gab, unser Land zu verschonen (nicht nur schöne)

Das ist richtig, die Schweiz hat sich durchlaviert. Was Loser mit der Überheblichkeit des Nachgeborenen kritisiert. Das darf er, aber es wäre ihm gut angestanden, wenigstens andeutungsweise auszuführen, was die Schweiz denn seiner Meinung nach hätte tun sollen. Den Achsenmächten den Krieg erklären? Den Widerstand im nicht besetzten Frankreich mit Waffen beliefern? Sich solidarisch mit der Sowjetunion erklären und die in ihrem Kampf gegen ukrainische Faschisten, Kriegsverbrecher und Nazi-Kollaborateure wie Stepan Bandera unterstützen?

Die «kleinliche Debatte um die Panzermunition» zeige, «dass wir Schweizer schon immer versucht haben, alles zu bekommen.» Was soll die Schweiz denn sonst wollen? Weniger bekommen? Nichts bekommen? Statt eine «kleinliche Debatte» führen auf die eigenen Gesetze scheissen? Was hat Loser an Alternativen anzubieten?

Kritiken nachbeten, das kann jeder. Dazu braucht es null Gramm Gehirnschmalz. Sinnvolle, valable, durchdachte Alternativen auf die Kritik folgen lassen, das bräuchte eine eigene Denkleistung. Das ist nichts für Loser. Wahrscheinlich bekäme er dann Kopfweh. Oder schlimmer noch: er müsste einsehen, dass er ein ganz, ganz kleines Licht auf der grossen Torte der Intellektuellen ist.

Die «Magazin»-Memmen

Hat man so viel kollektive Feigheit schon jemals gesehen?

Bruno Ziauddin ist als Stellvertreter von Finn Canonica auf dessen Stuhl gerutscht. Bei der Gelegenheit verabschiedete er seinen Chef mit einer Eloge und vergass zu erwähnen, dass der gefeuert worden war. Als seine Mitarbeiterin Anuschka Roshani gefeuert wurde, blieb er stumm. Wenn man ihn heute fragt, was denn da abging, verweist er schmallippig auf die Medienstelle von Tamedia.

Im aktuellen Editorial sabbert er über Eltern mit Kindern und solche ohne. Und über einen Zahn Lumumbas, ein Thema, das ihn «aufgewühlt und ja: wütend gemacht» habe. Das Thema, ob sein ehemaliger Chef weggemobbt wurde oder jahrelang seine Mitarbeiterin quälte, das lässt Ziauddin aber öffentlich völlig kalt.

Dann haben wir den Kampffeministen und Fan inkludierender und nicht diskriminierender Sprache Philipp Loser. Schnell zur Hand, wenn es aus Gutmenschenperspektive etwas zu verbellen gilt, wenn es einen Konzernjournalisten braucht, der einen unliebsamen Konkurrenten so niederschreibt, dass der Artikel gelöscht werden muss und er selbst zu Kreuze kriechen. Bleibt stumm. Katja Früh: kein Wort. Kaltërina Latifi? Schreibt übers Duzen. Christian Seiler? Über «Sushi oder das Rätsel der Aale». Anita Blumer, «Autorin und Regisseurin»: über Kinder. Simona Pfister? Über Simone de Beauvoir. Eva Hirschi? Über «ein Tag im Leben». Max Küng? Hat sich verirrt.

Im Impressum sind neben Bruno Ziauddin und seiner stellvertretenden Quotenfrau Barbara Achermann drei  Redakteure aufgeführt, darunter Mikael Krogerus, der Partner der «feministischen Aktivistin» Franziska Schutzbach. Dazu sieben «redaktionelle Mitarbeiter». Diverse von ihnen sind Autoren im Verlag «Kein & Aber» des Gatten von Roshani, wie zum Beispiel Nina Kunz.

Es gibt kaum ein Unrecht auf der Welt, dass das «Magazin» noch nicht angeprangert hat. Sexuelle Übergriffe, Ausnützung von Machtpositionen, Diskriminierung, Anzüglichkeiten, #metoo, Frauen als Opfer von Machomännern: aber hallo, wo sich ein Thema an den Haaren herbeiziehen liess, da war das «Magazin». Und gab es keine Haare, drehte es Locken auf der Glatze.

Nun wogt seit über einem Monat eine Debatte, ob die Behauptungen von Roshani zutreffen, ihr ehemaliger Chef habe sie jahrelang gemobbt, diskriminiert und gedemütigt. Auch coram publico, also vor Zeugen, vor anderen Redaktionsmitgliedern.

Aber hat es ein einziges bislang geschafft, mit Namen hinzustehen und Zeugnis abzulegen? Nein. Es gibt nur anonyme Heckenschützen, die alles als «noch viel schlimmer» beschreiben. Wenn sie nicht von den jeweiligen Autoren der Konkurrenz erfunden wurden. Es gibt eine Recherche vom «Schweizer Journalist», der acht Mitarbeiter zitiert, die übereinstimmend sagen, dass sie solche Verhaltensweisen von Canonica nicht erlebt hätten, es kein Mobbung gegeben habe und das Klima auf der Redaktion gut gewesen sei. Aber auch sie machen das anonym.

Man habe sich nicht auf eine gemeinsame Erklärung einigen können, ist das sackschwache Pseudoargument aus der Dunkelheit des Schweigens. Herrscht da Schiss vor arbeitsrechtlichen Folgen? Nun, gratis aus der Anonymität wäffeln, das ist billig. Hinstehen und Konsequenzen gegenwärtigen, das bräuchte einen Funken Zivilcourage.

Nicht mal den bräuchten die schreibende Schmachtlocke Daniel Binswanger und der in anderen Zusammenhängen tief gründelnde Reporter Daniel Ryser. Aber auch sie haben ein Schweigegelübde abgelegt, ignorieren wie alle anderen Anfragen, als wären sie bereits im Kloster.

An alle diese Maulhelden und Memmen öffentlich die einfache Frage: Glaubt Ihr wirklich, angesichts dieses Verhaltens glaubt Euch noch irgend jemand Eure Ansichten über irgend etwas? Und Zusatzfrage: Schämt Ihr Euch denn gar nicht, wenn Ihr morgens in den Spiegel schaut?

 

Die NZZ und Köppel

Endlich mal ein Lob: was für ein Porträt.

ZACKBUM hatte schon fast aufgegeben, daran zu glauben, dass es im heutigen Elendsjournalismus noch möglich ist, ein beeindruckendes Porträt über eine Reizfigur, einen Konkurrenten zu schreiben.

Wenn da Konzernjournalist Philipp Loser ans Gerät geht, kommt nur Dreck heraus. Das gilt auch für Andreas Tobler oder gar die Scheuklappen-Schreiber der «Republik». Ob die sich an Lebrument oder an Projer vergreifen: es ist Elend und Dummschwätzerei, womit sie die flüchtenden Leser quälen.

Als müsste die NZZ nochmals unterstreichen, welche Abgründe inzwischen hier klaffen, hat sich Samuel Tanner an Roger Köppel versucht. Versuchung gelungen. Es ist keine unkritische Eloge geworden, aber auch kein wäffelnder Verriss. Es ist das geworden, was ein Porträt sein muss. Sein sollte: der Versuch, einem komplexen, in der Öffentlichkeit stehenden und durchaus konfliktiven Menschen auf 12’000 Anschlägen gerecht zu werden. «Porträt des Politikers, Publizisten, Pyrotechnikers», stabreimt die NZZ. Dafür ein erstes Bravo.

«Pyrotechniker», schon das kann man abschmecken, das hat Körper, Fülle und Abgang. Brandstifter steckt drin, aber eben veredelt, hier ist kein Zeusler am Werk, sondern ein eleganter Techniker des Feuers, des Feuerwerks.

Für ein gutes Porträt braucht es, daran erinnert die NZZ so nebenbei, eigentlich nur drei Dinge. Aufmerksame Beobachtung, Reflexion und informiert aus dem Vollen schöpfen können. Ach ja, und schreiben sollte man auch können, klug schreiben, verdichtet schreiben, analytisch und konzis. Also alles Ingredienzien, von denen die meisten übrigen Lohnabhängigen, die sich Journalisten schimpfen, nicht mal gehört haben. Oder wenn, dann haben sie’s schnell wieder vergessen.

Schon der Einstieg bei Tanner setzt die Tonhöhe: «Am Firmament von Roger Köppel gibt es einen Fixstern: die Faszination für Stärke.» Den ganzen Text hindurch bemüht sich Tanner, sein Objekt der Beobachtung zu charakterisieren: «Es ist eine Publizistik des absoluten Relativismus, die auch hinter einen Kriegsführer ein Aber setzt

Was angenehm auffällt: Der Autor des Porträts hält mit seiner Einschätzung des Porträtierten und Beobachteten nicht zurück. Aber die kleinen Details von Begegnungen, eine gemeinsame Autofahrt, die werden nicht wie bei Schmähporträts verwendet, um im Nachhinein fertigzumachen (so wie die Kleinschreiber der «Republik» aus einem zweistündigen Gespräch mit ihrem Feind, dem NZZaS-Chef Jonas Projer, nur ein Winzzitat und die Beobachtung, dass er eine teure Uhr trage, dem Leser präsentieren), diese Details werden hier verwendet, um Leben und Farbigkeit in eine Feinrasterung zu bringen:

«Die Frage, was ihn antreibe, findet Köppel uninteressant: «Immer diese Psychoanalyse», schreibt er in einer ersten SMS. Er ziehe Sachfragen vor, «die schweizerische Neutralität und deren Preisgabe», wie er es formuliert. «Dieser Objektträger-Journalismus, der mit zoologischer Verwunderung auf eine andere Meinung blickt, wie auf eine unbekannte Tierart, geht von falschen Prämissen aus.»»

Schon in einem solchen kleinen Absatz ist viel drin. Die Art der Unterhaltung auf allen Kanälen, Köppels verbaler Elan. Und vor allem: der Autor lässt das so stehen, tritt nicht mit der Überlegenheit dessen nach, der schliesslich den Porträtierten nachträglich fertigmachen kann, weil er das letzte Wort hat.

Wunderbar ist auch diese Einschätzung: «Roger Köppel ist immer auf der Suche nach der Hitze des Gefechts. Und wenn er sie nicht findet, entzündet er sich selbst.» Gefolgt von der Beschreibung, für die sich der NZZ-Autor ziemlich früh aus dem Bett quälen musste: «Mitten in der Nacht kommt er in die Redaktionsvilla der «Weltwoche» in Zollikon, und sofort findet er mit dem Kamera- auch den Zündknopf für seine morgendliche «Daily»-Sendung: «Die NZZ ist auf dem Nato-Trip!», sagt er in der Presseschau, um schnell nachzulegen. «Sie muss aufpassen, dass sie nicht zur Nahkampfwaffe der Nato wird! Sie überholt das Pentagon! Die Falken von der Falkenstrasse! Nomen est omen!» Er ist ein rhetorischer Pyrotechniker

Ein gutes Porträt kann man nur schreiben, wenn man einige Zeit Material gesammelt hat, den Porträtierten bei mehr als einer Gelegenheit beobachtete. Erst aus der Überfülle kann man verdichten, das macht auch jede gute Reportage aus: «Wenn er bei der SVP auftritt, wirkt es, als suche ein Hochgeschwindigkeitsmensch nach Haftung.» Besser kann man wohl das Verhältnis SVP-Nationalrat Köppel und SVP nicht beschreiben.

Bei einem solchen Niveau wartet man etwas bang auf die Schlusspointe. Kommt hier doch noch die Hinrichtung aus dem Hinterhalt? Jein. Das Resümee ist nicht ausgesprochen freundlich, aber nach dieser facettenreichen und durchdachten Darstellung davor erlaubt:

«Aber der Nonkonformist reagiert immer darauf, was die Konformen sagen – und wird zum Knecht des Mainstreams. So gesehen ist Roger Köppel, der Unruhegeist, ein Gefangener.»

Es gibt Porträts, aus denen selbst der Porträtierte noch etwas lernen kann. Das sind dann Sternstunden des Journalismus. Das hier ist eine davon, die in dunkler Nacht besonders hell leuchtet.

Und noch mal

Wem das Englisch vorkommt: wer immer das Gleiche macht …

«One trick pony» ist ein wunderbarer englischer Ausdruck für einen Menschen, der nur eine Sache draufhat. Die aber unermüdlich. Bestes Beispiel dafür ist Marc Brupbacher von Tamedia. Man fragt sich, wann der Mann noch dazukommt, die «Co-Leitung des Ressorts Daten & Interaktiv» wahrzunehmen.

Denn unermüdlich und ohne Rücksichten auf Verluste kümmert er sich um Corona. Ja, genau, diese Pandemie, die am Verschwinden ist. Aber nicht für Brupbacher. Er hat hier seine Lebensaufgabe gefunden. Man kann nur hoffen, dass er Tweets wie diesen mit Mundmaske und auf desinfizierter Tastatur schreibt:

Auch ein «one trick pony» ist natürlich Philipp Loser von Tamedia. Ist er nicht gerade als Konzernjournalist unterwegs, der Schmähkritiken über unliebsame Konkurrenten schreibt, wirft er sich nicht gerade für gendergerechtes Schreiben in die Bresche, kennt er nur ein Thema: die SVP.

Von Daniel Binswanger vernehmen wir hingegen Beunruhigendes: «Daniel Binswanger hat Ferien. Sein Wochen­kommentar fällt deshalb aus.» Damit will sich Binswanger wohl der Mehrheitsfraktion der «Republik»-Schreiber anschliessen, die ungern häufiger als einmal im Monat in die Tasten greift. Das schützt wohl vor einem Burn-out, trägt aber dazu bei, dass die «Republik» dieses Schicksal ereilt.

Daher kann er nicht seine Schindmähre zu Schanden reiten. Denn unermüdlich warnt er: «Im öffentlichen Diskurs wird die Demokratie vor allem durch Rassismus und Populismus bedroht.» Durch wen zum Beispiel? Überraschung, natürlich durch die SVP. Also ahnt Binswanger: «Es wird ein hässliches Wahl­jahr werden. Wir stehen erst am Anfang

Während er früher durchaus auf verschiedenen Klavieren zu spielen vermochte, verbiestert sich Frank A. Meyer auch immer mehr in einem Thema: Waffen und Ukraine. Wer nicht für Waffenlieferungen dorthin sei, natürlich auch aus Schweizer Produktion, ergreife Partei für Putin, behauptet der Irrwisch. Und wird nicht müde, über seinem Embonpoint aus dem Ohrensessel heraus Kriegerisches von sich zu geben.

Von allen vier Herrenreitern vermisst man aber klärende Worte zu Problemen, die viel näher liegen als die Ukraine. Wie war denn das nun genau mit der Standleitung zwischen Alain Berset und Marc Walder? Und wie ist das nun mit dem Sexismus bei Tamedia? Stimmt es, dass nun auch aus der betulichen «Schweizer Familie» Protestgeschrei zu vernehmen ist?

Da wäre doch Meyer bei Ringier echt gefordert. Oder Binswanger, Loser und Brupbacher bei Tamedia; die sollten doch Erfahrungen aus erster Hand haben.

Aber das ist eben das Problem eines one trick pony: es kann nur einen, auch wenn sich das Publikum gähnend abwendet.