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… aus den Löchern, Part II

Es war einmal, vor langer Zeit …

Der ewige Barde Bob Dylan dürfte wohl Rekordhalter sein. Er wurde vor zwei Jahren eingeklagt, dass er ein 12-jähriges Mädchen sexuell missbraucht haben soll. Vor inzwischen – 58 Jahren! Leider habe das vermeintliche Opfer solange gebraucht, um damit an die Öffentlichkeit gehen zu können.

Er löste damit Dustin Hofman ab, dem 2017 ebenfalls sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde. Der habe in den 1970er-Jahren stattgefunden.

Angesichts des Canonica-Skandals bei Tamedia sehen sich nun auch diverse Frauen genötigt, sich als Opfer sexueller Übergriffe zu outen. Teilweise mit Ansage. So twitterte Patrizia Laeri schon mal drohend: «Nun bricht nach diesem Text aber gerade so viel auf, dass ich nicht mehr verdrängen kann und will.»

Was kann und will sie nicht mehr verdrängen? Der «Financial Feminist» hat Schröckliches erlebt:

Nun hat das Qualitätsmedium «watson» bei Laeri nachgefragt, was denn dann passiert sei: «Gemeldet habe sie den Vorfall nie bei SRF, erzählt Laeri. «Ich war in Schockstarre und wusste nicht, an wen ich mich hätte wenden sollen.» Am nächsten Tag habe der Redaktor so getan, als sei nie etwas passiert.»

Aber es ist noch mehr Schlimmes passiert:

Damit immer noch nicht genug, die gesamte Frauschaft bei elleXX (nur echt mit 2 X) eruptiert lange verdrängte Traumata. So hat auch Samatha Taylor Krasses erdulden müssen:

Ganz schlimm ist es auch der elleXX Nadine Jürgensen ergangen:

Welch ein Unmensch, ein Macho, ein Sexist von Chef. Wie konnte er nur, und erst noch auf Englisch. Allerdings berührt diese neuentdeckte Sensibilität von Jürgensen doch etwas merkwürdig. An diesen nun wahrlich nicht sonderlich sexistischen Ausspruch erinnert sie sich, als regelmässige Kolumnistin im «Magazin» ist ihr aber niemals die «fäkalisierte» und sexistische Sprache des abartigen Ex-Chefredaktors aufgefallen?

All diese Denunziationen lange im Nachhinein haben etwas gemeinsam: sie erfolgen gegen anonymisierte Übeltäter. Welcher «Redaktor in Leitungsfunktionen» war’s wohl? Da dürfen sich nun einige Mitarbeiter von SRF als denunzierte Schweine vorkommen. Und welche «Redaktionsleiter» sollen denn angeblich etwas von «erschlafen» gebrabbelt haben?

Das zeichnete auch die mehr als 60 angeblichen Beispiele der erregten Tamedia-Frauen aus, die sie ihrem Protestbrief beifügten. Der zuerst intern an Geschäftsleitung und Chefredaktion gehen sollte, dann aber via Spiess-Hegglin an die Medien durchgestochen wurde. Alle Beispiele waren anonymisiert; jeder männliche Tamedia-Mitarbeiter stand unter Generalverdacht. Bis heute ist nicht bekannt, ob auch nur ein einziges Beispiel eines verbalen Übergriffs verifiziert werden konnte.

Eine der Initiantinnen, Salome Müller, bleibt sich treu und schreibt in der «Zeit» über den Fall Canonica – unter Verwendung anonymer Quellen. Wieso dieses Qualitätsorgan das trotz schreiendem Interessenkonflikt der Autorin zulässt, ist ein Rätsel.

Aber immerhin, wir haben diese Kolumnistin schon mehrfach scharf wegen eines unseligen Nazi-Vergleichs kritisiert, hier zeigt sie Haltung:

Auch Simone Meier stellt unbelegte Behauptungen auf, will sich aber nicht als Opfer outen, sondern schreibt cool, dass sie das kaum wahrgenommen habe.

Als in den USA die «#metoo»-Bewegung Fahrt aufnahm, gab es neben wahren und erschütternden Fällen von männlichen sexuellen Übergriffen auch jede Menge Trittbrettfahrerinnen, die mit erfundenen oder nicht verifizierbaren Behauptungen ein Stück öffentliche Aufmerksamkeit abschneiden wollten.

Das sei hier niemandem unterstellt. Aber lange her, nicht verortet, nach so langer Zeit auch nicht mehr überprüfbar, damals nicht gemeldet, das hat schon mehr als ein Geschmäckle.

Genauso interessant wie die nun an die Öffentlichkeit drängenden Opfer sind Stimmen, die schweigen. In erster Linie die Edelfedern und Bannerträger im Kampf gegen Sexismus, Diskriminierung, Männerherrschaft und üble Machos.

Dazu gehört die gesamte aktuelle und ehemalige Redaktion vom «Magazin». Zu mehr als anonymem Gewäffel reicht die Zivilcourage nicht: ««Es war alles noch viel schlimmer. Was nun publik wurde, ist lediglich die Spitze des Eisbergs», sagt ein ehemaliger «Magazin»-Journalist, der nicht namentlich genannt werden will

Was für elende Feiglinge. ZACKBUM bat unter anderen den Journalisten des Jahres Christof Gertsch, des Lobes voll über das «Magazin», Nina Kunz, Kampffeminist Philipp Loser, den langjährigen Kolumnisten und jetzigen Chefredaktor a.i. der «Republik» Daniel Binswanger um Stellungnahme zu naheliegenden Fragen. Aber kein einziges Mitglied dieser ehrenwerten Gesellschaft mochte etwas sagen.

Lediglich der nachgerutschte Chefredaktor Bruno Ziauddin verwies mailwendend auf die Medienstelle von Tamedia, die sich dann mit dem damals gültigen Stehsatz meldete.

Natürlich wäre eine Bestätigung der Vorwürfe Roshanis potenziell stellengefährdend, wenn einer mit Namen und konkreten Beispielen hinstehen würde. Aber könnte man das nicht von diesen Maulhelden in Sachen Kampf gegen Sexismus erwarten?

Es ist so, dass Anuschka Roshani sich von all diesen übrigen Denunziantinnen dadurch unterscheidet, dass sie konkret wird. Beispiele nennt und diese auch belegt. Dazu sagt, dass Finn Canonica sich auch coram publico einer «fäkalisierten» und sexualisierten Sprache bedient habe, auch andere Redaktionsmitglieder mit eigenen und fremden sexuellen Storys belästigt habe.

Entweder ist Roshani selbst reif für die Couch und erfindet das alles. Oder aber, sie sagt die Wahrheit. Was ganz besonders peinlich für Mikael Krogerus sein muss. Auch er schweigt verkniffen. Das Gleiche tut seine Lebensgefährtin Franziska Schutzbach. Diese «feministische Aktivistin» ist sonst immer zuvorderst und lautstark dabei, wenn es darum geht, unerträgliche sexistische und frauenverachtende Zustände zu kritisieren.

Hat ihr denn ihr Herzallerliebster niemals etwas von den Zuständen auf der «Magazin»-Redaktion erzählt? Hat sie ihn denn niemals nachdrücklich aufgefordert, das nicht länger zu dulden? Kam es ihr niemals selbst in den Sinn, hier öffentlich Anklage zu erheben? Auch Schutzbach wurde natürlich Gelegenheit gegeben, sich zu diesen Fragen zu äussern. Sie antwortete mit tiefem Schweigen.

Wenn es wahr ist, was Roshani beschreibt, ist es eine verdammte Schweinerei, was ihr geschah. Wenn es wahr ist, was Roshani als Reaktion der Führungscrew von Tamedia beschreibt, ist es eine verdammte Schweinerei, die personelle Konsequenzen haben sollte.

Unverständlich bleibt allerdings, wieso Roshani dieses gestörte Verhalten ihres Chefredaktors so viele Jahre erduldete. Unverständlich ist auch das Verhalten der übrigen Mitwisser. Ihnen war der Schoggi-Job, der für Schweizer Verhältnisse privilegierte Arbeitsplatz mit grossen Freiheiten wichtiger als Zivilcourage. Wenn es stimmt, was Roshani und inzwischen weitere anonyme Zeugen behaupten, zeigten diese Schwächlinge wohlfeil Maulaffen absonderndes Gutmenschentum, wenn es um die Kritik an angeblichen unerträglich sexistischen Zuständen anderswo ging.

Da wurden Seite um Seite im «Magazin», in der SoZ und überall gefüllt, um mit grösster Sensibilität die Männersprache zu denunzieren, Inklusion zu fordern, den Genderstern durchzustieren, weibliche Gleichberechtigung einzufordern. Man stelle sich nur vor: und diese gleichen Typen sassen stumm am Redaktionstisch, während der Chefredaktor seine Gummifrauenbrust massierte, übelste Sprüche abliess, primitivste sexuelle Anspielungen machte, über künstliche Befruchtung, kleine Schwänze, sexuelle Orientierungen, dazu mit eigenen Erlebnissen prahlte?

Das kann man sich eigentlich nicht vorstellen, dürfte aber so gewesen sein. Ist das ein widerliches, opportunistisches, heuchlerisches Pack. Wie die sich morgens im Spiegel anschauen können, ohne tieferot zu werden, ist ihr schmutziges Geheimnis.

Oder aber, es ist so wie der Ex-Chefredaktor behauptet. Alles gelogen von Roshani, die Redaktion sei wie eine Eins hinter ihm gestanden. Nur: wieso bezeugt das dann keiner von diesen Helden öffentlich?

Wie sagte schon Voltaire so richtig: «Écrasez l’infâme.» Es macht aber keinen Sinn, das zu übersetzen. Diese Typen verstehen das in keiner Sprache.

Ehrenwerte Gesellschaft

Gegen aussen hui, aber gegen innen?

Tamedia im Allgemeinen und «Das Magazin» im Besonderen sind der Hort des Gutmenschentums. Der politischen Korrektheit. Des Abscheus über jede Art der Diskriminierung, insbesondere des Sexismus. Hier werden Seiten mit Abhandlungen gefüllt, wie die deutsche Sprache nicht-sexistisch, inkludierend und nicht diskriminierend verwendet werden sollte.

Nun hat eine langjährige «Magazin»-Redakteurin erschreckende Einblicke in den widerlichen, sexistischen Alltag auf der Redaktion dort gegeben. Vorausgesetzt, ihre Darstellung stimmt, herrschte dort ein gestörter Chefredaktor, der Tourette-artig «ficken» sagte, ständig sexuelle Anspielungen machte, Frauen übelst abqualifizierte und brachiales Mobbing betrieb.

Vor aller Augen und Ohren. Daher hat sich ZACKBUM gestattet, einigen der möglichen Augen- und Ohrenzeugen ein paar Fragen zukommen zu lassen.

Zu den Empfängern gehört Daniel Binswanger. Die schreibende Schmachtlocke war lange Jahre Kolumnist beim «Magazin», bevor er als aktuell Chefredaktor a.i. bei der «Republik» amtet. Von ihm wollten wir zudem wissen, wie er bei seinem neuen Organ solche Zustände verhindert.

Dann schickten wir den Fragenkatalog an Christof Gertsch, Journalist des Jahres und redaktioneller Mitarbeiter, des Lobes voll über sein Organ. An Mikael Krogerus, «Magazin»-Redaktor und als Gatte von Franziska Schutzbach sicherlich besonders sensibilisiert für solche Fragen. Schliesslich an die beiden Kolumnisten Nina Kunz und Philipp Loser, der sich überall als Obergenderpapst geriert. Und schliesslich an Bruno Ziauddin, langjähriger Stellvertreter von Finn Canonica und nach dessen abruptem Abgang nachgerutscht auf den Chefsessel.

Da wir befürchten (und uns wünschen, widerlegt zu werden), dass keiner der Angeschriebenen die Eier in der Hose hat (Pardon, Frau Kunz), sich nicht hinter «redaktionsinterne Vorgänge» zu verstecken oder nicht «wenden Sie sich an die Medienstelle» zu schreiben (oder schlichtweg wie üblich und in der Tradition der 78 erregten Protestfrauen bei Tamedia überhaupt nicht zu antworten), veröffentlichen wir hier die Fragen:

Sie haben sicherlich die schweren Vorwürfe zur Kenntnis genommen, die die ehemalige und langjährige «Magazin»-Redaktorin Roshani im «Spiegel» erhebt.
Sie führt unter anderem aus, dass Canonica seine sexistischen Sprüche und Widerlichkeiten auch gerne coram publico geäussert habe.
Vorausgesetzt, Roshanis Darstellungen entsprechen der Wahrheit, und einiges scheint darauf hinzudeuten, sind Sie offensichtlich auch Zeuge gewesen.
Daher einige Fragen an Sie:
1. Waren Sie selbst auch von solchen Aussagen oder von Mobbing durch Canonica betroffen?
2. Wenn Sie Zeuge solcher Widerlichkeiten waren, wieso haben Sie das nicht schon vor Jahren an die Öffentlichkeit gebracht?
3. Haben Sie intern die entsprechenden Anlaufstellen informiert, und wenn ja, wie war deren Reaktion?
4. Canonica soll behauptet haben, er geniesse Protektion von oberster Stelle, insbesondere durch Pietro Supino. Hat er sich Ihnen gegenüber auch so geäussert?
5. Wie vereinbaren Sie Ihr eigenes Auftreten und Eintreten gegen aussen mit dem Tolerieren solcher unglaublicher Zustände in der Redaktion?
6. Hätten Sie, Herr Gertsch, als «Journalist des Jahres» nicht eine Plattform gehabt, auf der Sie solche Zustände hätten anprangern können? Wieso haben Sie das nicht getan?
7. Würden Sie das als verzeihliche Form der Arbeitsplatzsicherung bezeichnen?
8. Oder würden Sie die Darstellung von Roshani bestreiten?
Freundliche Grüsse
Wetten, dass ..?
Nein, wir raten ZACKBUM-Lesern davon ab, Wetten einzugehen, ob hier jemand Eier in der Hose hat. Chefredaktor Ziauddin reagierte immerhin mailwendend mit der Bitte, sich mit den Fragen doch an den Medienmenschen von Tamedia zu wenden. Wie erbärmlich das alles
PS: Natürlich hat der «Kommunikationsverantwortliche Tamedia» schnell in den Stehsatz gegriffen und das hier abgesondert (was wieder mal der Beweis ist, dass es schon Scheissjobs gibt):
«Tamedia hat die Vorwürfe von Frau Roshani sehr ernst genommen und akribisch prüfen lassen. Der Konflikt zwischen Frau Roshani und Herrn Canonica war Gegenstand einer von Tamedia in Auftrag gegebenen externen Untersuchung durch eine spezialisierte Kanzlei. Die Untersuchung des Falles ergab, dass sich die von Frau Roshani in diesem Zusammenhang geäusserten Vorwürfe zu einem grossen Teil nicht bestätigten. In einigen Punkten kam die Untersuchung sogar zu einem gegenteiligen Ergebnis – insbesondere was den Führungsstil und die Arbeitsatmosphäre unter der Leitung von Herrn Canonica betraf.
Eine Mitschuld von Frau Roshani an der für alle Beteiligten schwierigen Situation kann Tamedia weder ausschliessen noch bestätigen. Priorität hatte die Wiederherstellung einer unbelasteten Arbeitsatmosphäre.
Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes kann Tamedia keine weiteren Angaben zum Fall machen.»

Wumms: Philipp Loser

Was ist schlimmer als ein Loser mit Meinung?

Ein Loser ohne. Bei dem Titel erwartet man eigentlich eine Breitseite gegen die SVP von Loser: «9-Millionen-Schweiz: Wir reden schon wieder über Zuwanderung – aber diesmal anders».

Aber nun hat der Konzernjournalist neben dem stilvollen Umgang mit der deutschen Sprache auch noch seine Meinung verloren: «Von rechts lanciert, von den Medien befeuert, von links akzeptiert (zum Teil): Alle reden wieder über Zuwanderung. Diese Debatte ist eine historische Konstante in der Schweiz – mit ganz unterschiedlichen Ausprägungen.»

Er lässt Ecopop auftreten, den Freiburger Ökonom Reiner Eichenberger, natürlich ist ein Ausflug zu Schwarzenbach unvermeidlich, sicher wie das Amen in der Kirche ist ein Auftritt des «Politgeografen» Michael Hermann, wie immer mit einer qualifizierten Meinung: «Es sei eben alles immer auch eine Frage der Wahrnehmung.» Für eine solche Erkenntnis muss man schon studiert haben.

Immerhin steuert Hermann dann doch noch ein direktes Zitat zu Dichte- und Zuwanderungsdebatten bei: «Wenn man dann ganz lange darüber redet, dann beginnt es den Leuten Angst zu machen».

Dann darf noch die Co-Chefin der SP Schweiz, Mattea Meyer, faktenfrei Unsinn verzapfen: «Wenn Leute heute Mühe haben, eine bezahlbare Wohnung zu finden, dann ist das Folge der äusserst laschen Umsetzung des Mietrechts, das die unzulässig hohen Renditen der Vermieter unangetastet lässt – und nicht der Zuwanderung.»

Die Nettomietrendite in der Schweiz ist mit 4,6 Prozent seit Jahren ziemlich stabil, aber was kümmert so ein Detail. Dann darf auch noch Tobias Straumann was sagen, und schliesslich kommt Loser zu einem selten versöhnlichen Schluss: «Vielleicht. Vielleicht nicht. Man kann ja mal darüber reden.»

Man kann auch drüber schreiben. Muss man aber nicht.

Wumms: KI

Philipp Loser macht sich Gedanken über Intelligenz.

Die Vermutung liegt nahe, dass hiermit ein Widerspruch in sich selbst beschrieben ist. Loser und Intelligenz, das ist eine Paarung wie Nitro und Glyzerin.

Loser schlaumeiert nun nicht einfach allgemein über Intelligenz. Nein, nach einigen Wochen ist auch bei ihm angekommen, dass man seit einiger Zeit Gelegenheit hat, die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz GPT-3 in spielerischen Chats auszuloten. Mit beeindruckenden Ergebnissen. Die schon lang und breit und überall (auch auf ZACKBUM) beschrieben wurden.

Aber natürlich noch nicht von Loser. Der macht sich so seine Gedanken, wie er halt kann. Zunächst fragt er, wieso es «für Menschen eigentlich so schwierig» sei, «exponentielles Wachstum zu begreifen»? Mit Verlaub; dass es Loser nicht begreift, macht das noch nicht zu einer allgemeinen Schwäche.

Da hätte ihm der Einsatz von KI vielleicht geholfen, der Chatbot hat auch ein Programm, das darauf spezialisiert ist, komplexe Dinge simplifiziert darzustellen. Die Chance für Loser.

Aber er hat noch gewichtigere Fragen: «Wie verhält sich der Staat dazu, wenn Firmen ein Monopol auf eine möglicherweise bahnbrechende Technologie haben?» Erklären wir es ihm ganz einfach. Der Staat verhält sich dazu wie zur Situation, als Firmen ein Monopol auf die Entwicklung von Computern hatten. Oder des Internets. Der Staat macht nämlich nix. Ausser vielleicht ein paar Rahmenbedingungen festlegen.

Aber Loser hat noch mehr schlaue Fragen: «Was bedeutet eine echte künstliche Intelligenz für das Funktionieren unserer Demokratie? Was macht man mit all den Menschen, die tatsächlich ihren Job verlieren werden? Brauchen wir vielleicht doch ein Grundeinkommen

Diese Fragen von unterschiedlicher intellektueller Brillanz sind eigentlich wie geschaffen für eine sich langweilende KI. Das sieht Loser aber anders: Bei diesen Fragen helfe das Chatprogramm nicht weiter. «Es sind Fragen, die wir selber beantworten müssen, als demokratische Gesellschaft. Mit echter Intelligenz».

Aber sicher hilft das Chatprogramm da weiter, wieso auch nicht. Vielleicht scheitert es höchstens am Nachgrübeln darüber, was Loser eigentlich mit «echter Intelligenz» meint. Im Gegensatz zu künstlicher? Aha, aber dann wäre Loser zum Beispiel ein Besitzer echter Intelligenz? Das wäre dann aber doch allgemein bekannt …

Wumms: Philipp Loser

Ein Kleiner nähert sich grossen Fragen.

Konzernjournalist Philipp Loser gedenkt auf seine Art dem 6. Dezember 1992. So lange ist’s her, dass die Schweiz nein zum EWR sagte. Nicht zuletzt deswegen, weil der damalige Bundesrat Adolf Ogi sich einflüstern liess, dass es eine gute Idee sei, ein Ja als Vorstufe zum Beitritt in die damalige Europäische Gemeinschaft zu bezeichnen.

«Les neiges d’antan», würde François Villon dazu sagen, aber den kennt Loser nicht. Also nimmt er den Rapper Stress, den nicht viele kennen, der aus Wut über dieses Nein «Fuck Blocher» gerappt habe. So geschmackvoll sind Rapper halt, wenn sie links sind.

Seither sei auf jeden Fall die Schweiz gespalten zwischen Isolation und Öffnung, diagnostiziert Loser. Und beide Lager seien etwa gleich gross, fantasiert er. Weil er nicht mitbekommen haben will, dass sich die Befürworter eines EU-Beitritts inzwischen dermassen in der Minderheit befinden, dass sich selbst die SP – trotz Parteiprogramm – nicht traut, das offen zu fordern. Nur noch Vereine wie «Operation Libero» stehen dazu, aber die haben ja auch Sanija Ameti als Co-Präsidentin.

Loser meint, eine Konsequenz dieser Uralt-Abstimmung sei «die umfassende Lähmung in allen Fragen, die die Rolle der Schweiz in Europa betreffen».

Aber Loser weiss Abhilfe, wie diese Lähmung, die allerdings nur er verspürt, überwunden werden könnte. Indem man sich die grundlegende Frage stelle:

«Gehört die Schweiz zu Europa? Und wenn ja – wie

Gehört Loser zu den denkenden und schreibenden Menschen, und wenn ja – wie?

Das ist nun so bodenlos simpel, so über jedes Mass einfältig, so unsagbar blöd, dass jeder anständige Tamedia-Leser sein Geld zurückverlangen – und bekommen sollte.

Zwei Tiefflieger

Wie sich Journalisten auch lächerlich machen können.

Ein Thema haben wir bei der Aufzählung vergessen, wie Journalisten sich öffentlich und peinlich entblössen können. Wenn sie über kulturelle Erlebnisse berichten. Da trifft im schlimmsten Fall ein niedriger Horizont auf künstlerische Weiten. Ein tiefergelegter Geschmack auf anspruchsvolle Kost. Gerade haben wir zwei Beispiele dafür überlesen müssen. Wir wollten über beide Protagonisten nicht mehr schreiben. Aber eben …

Tamara Wernli, die zusammen mit Anabel Schunke in der «Weltwoche» das Gnadenbrot des Frauenbonus verspeist, hat einen Film gesehen. Sehen heisst nicht verstehen:

«Blonde» zeichnet als Literaturverfilmung das Leben eines der ersten weiblichen Superstars der Leinwand nach. Das findet Wernli gar nicht gut: «Der Film zeigt eine hilfsbedürftige und psychisch völlig labile Marilyn, die beinahe einen Vormund braucht und mit tränengefüllten Rehaugen von Szene zu Szene taumelt, von der Welt benutzt und missbraucht

Kann man so sehen, muss man nicht so sehen. Vielleicht könnte man sich auch bemühen, den Film zu verstehen. Aber Wernli will mit feministischem Besteck sezieren. Sie gesteht dem Regisseur Andrew Dominik zu, dass er fiktional «Figuren nach eigenem Empfinden interpretieren» könne. Tut er zwar nicht, denn er lehnt sich an eine fiktionale Biographie an. Das erspart ihm den Vorwurf nicht: «Aber was, fragt man sich, mag der Zweck sein hinter dieser einseitigen Darstellung des Kultstars als überfordertes Geschöpf ohne Talent, eigenen Ambitionen und Durchsetzungsvermögen

Keine Ahnung, welchen Film Wernli gesehen hat, «Blonde» kann’s kaum gewesen sein. Denn der ist cineastisch anspruchsvoll, vielleicht ein Mü zu lang, aber alleine die Todesszene ist hochstehend gefilmt, die verwischten Erinnerungen, die Verwechselungen von Realität und Trauma, das Leiden der Norma Jean an der Kunstfigur Monroe, ihre Begegnung mit Henry Miller. Augenfutter, würde Wolfram Knorr sagen.

Wernli hingegen kennt keine Scham und errötet nicht wie ihre Schuhe, während sie diesen Satz schreibt:

«Die Andeutung, die sich durch den ganzen Film zieht, dass sie eigentlich nie berühmt sein, sondern einfach nur ein normales Leben führen wollte, lässt mich als einstige aspiring actress mit Hollywood-Vergangenheit aber wirklich lachen.»

Da schweigt des Medienkritikers Höflichkeit, bloss: it’s hopeless, bei solchem Narzissmus.

Wir wollten, bei Gutenberg, den Namen hier nie mehr erwähnen. Aber wir müssen Erich Maria Remarque gegen Philipp Loser in Schutz nehmen. Zunächst gibt Loser damit an, dass er doch tatsächlich die «New York Times» liest. Bravo. Da könnte er lernen, wie Journalismus nicht in kurzen Hosen, sondern unter Erwachsenen so geht. Tut er aber nicht. Stattdessen dient ihm das nur als angeberische Einleitung hierzu: «Krieg ist Horror. War er schon immer. Niemand hat das so eindrücklich beschrieben wie Erich Maria Remarque in dem Roman «Im Westen nichts Neues», der vor fast hundert Jahren erschienen ist.»

Niemand? So eindrücklich? Wie bemerkte der unerbittliche Marcel Reich-Ranicki so richtig: der Roman zeuge von «ungewöhnlicher literarischer Begabung wie von provozierender Effekthascherei». Das Werk sei «klassische Gymnasiumslektüre», räumt Loser ein, womit er auch noch erwähnt hätte, dass er ein solches besuchte. Aber da kommt man eben nicht wirklich in Kontakt mit grosser Literatur.

Tolstoi «Krieg und Frieden», Wassili Grossman «Leben und Schicksal», John Dos Passos «Drei Soldaten», Arnold Zweig «Der Streit um den Soldaten Grischa», Louis-Ferdinand Céline «Kanonenfutter», Ludwig Renn «Krieg», Ernest Hemingway «Wem die Stunde schlägt», Thomas Pynchon «Die Enden der Parabel», Denis Johnson «Ein gerader Rauch». Ein Auszug aus der grossen Liste von wahrlich bedeutenden Kriegsromanen.

Aber Loser hat’s lieber einfach, das entspricht mehr seinem Pennäler-Gemüt und seinen intellektuellen Fähigkeiten. Die er so zum Ausdruck bringt:

«Man liest diese einfachen Sätze, die vor fast hundert Jahren geschrieben wurden, und denkt an die jungen Ukrainer, die in einem Krieg kämpfen, den sie nie wollten. An die jungen Russen, die in einen Krieg geschickt werden, den viele von ihnen nie wollten.»

Es gibt die Banalität des Bösen. Und es gibt die Banalität des Blöden. Man fragt sich, was schlimmer ist.

 

Loser labert

Wir müssen uns schon wieder mit dieser Schande des Journalismus befassen.

Konzernjournalist und Mietschreiber Philipp Loser hat zwei Themen. Artikel im Interesse seines Arbeitgebers schreiben – oder gegen die SVP poltern. Beides ist so unappetitlich wie vorhersehbar.

Leider wird ihm auch nach dem abrupten Abgang des «Magazin»-Chefredaktors Finn Canonica (wieso schreibt keiner bei Tamedia über die Gründe?) weiterhin eine Kolumne zur Verfügung gestellt. Dort lässt er sich «über rechte Putin-Versteher» aus. Schon alleine die Verwendung dieses Begriffs legt das Niveau auf Höhe Bordsteinkante. Wer etwas oder jemanden verstehen will, ist per Definition ein intelligenterer Mensch als derjenige, der nichts verstehen will.

Loser versteht nichts. Aber er raunt: «Verdeckte Kriegsführung, Destabilisierung der Gesellschaft, Propagandaschlachten, Manipulation, Sabotage.» Wäre Loser gebildeter, würde er sich sicher ans «Zivilverteidigungsbuch» erinnern. Dort tritt ein Adolf Wühler auf, der sich genau solchen Tätigkeiten widmet. Auch im Solde des Ostens, allerdings damals noch der kommunistischen UdSSR. Wovor rechte Kreise Angst hatten und warnten.

Heutzutage ist alles anders: «Dazu kommen: verquere Fake News, die von russischen Diplomaten auf sozialen Medien verbreitet werden. Ein russischer Verein, der den Krieg ausgerechnet im Umfeld des Eidgenössischen Schwingfestes propagierte und dafür jetzt die Lehrerlaubnis an Basler Schulen verloren hat. Russische Propaganda. Für all das braucht es Kräfte im Innern, die ein ungut wohlwollendes Verhältnis zu Russland und seinem Herrscher haben.»

Der intelligente Leser muss nicht zweimal raten, welche Kräfte Loser wohl meint: «Die Schweizer Russland-Versteher stehen weit rechts der Mitte und sind meist bei der SVP. Ihr Forum ist die «Weltwoche», wo Verleger und SVP-Nationalrat Roger Köppel den grössten Putin-Versteher von allen gibt.»

Diese Kräfte hätten, diagnostiziert Irrwisch Loser, «jede Orientierung verloren». Aber letztlich ist es wie zu Zeiten von Adolf Wühler: «Was für eine Gesellschaft zersetzend ist, kommt selten von aussen. Sondern von innen.» Wäre Loser gebildet, wüsste er, wer zuletzt von einer Zersetzung der Gesellschaft, von Schädlingen und Parasiten am gesunden Volkskörper gesprochen hat.

Laut Loser zersetzen also die SVP und Köppel die Schweizer Gesellschaft. Dass ein angeblicher Qualitätskonzern solches Gerüpel, die Verwendung dieses Vokabulars zulässt, ist ein weiteres Armutszeugnis.

Dummheit ginge ja noch

Aber abgefeimte Hinterfotzigkeit ist dann doch etwas anderes.

Es mag unfair erscheinen, immer auf das intellektuelle Leichtgewicht Philipp Loser einzudreschen, der ja so schwer an seiner Gesinnungsaufgabe trägt, so verzweifelt anderen ungefragt seine Ratschläge und Meinungen aufdrängt – wenn er nicht gerade als Konzernjournalist unterwegs ist.

Aber bei ihm denaturiert eben das ganze Elend des modernen Elendsjournalismus am elendiglichsten. Die Ausgangslage ist klar: es dürften happige Preiserhöhungen auf uns zukommen, was Strom und Heizung betrifft. Es sieht bislang nicht so aus, als ob der Bundesrat und in erster Linie die zuständige Bundesrätin Sommaruga den Ernst der Lage erfasst hätten – geschweige denn den Eindruck erwecken, einen Plan zu haben. Es droht möglicherweise ein Corona-Desaster im Energiebereich.

Auch Tamedia will seine Leser nicht über Gebühr erschrecken, ausserdem steht die eher linksgrün eingestellte Redaktion vor dem Problem, ob sie denn nun – wie die deutschen Grünen – AKW plötzlich toll finden soll oder gar das Loblied auf Kohlekraftwerke singen. Stattdessen versucht sie sich mit lachhaften Sparvorschlägen:

«Einfach ein paar Grad kühler und ein paar Minuten schneller duschen. Einfach das Wasser ausschalten, während man sich einseift.»

Das sind Stromsparvorschläge auf Kindergartenniveau. Aber durchaus ebenbürtig den Vorschlägen, die der Energieministerin eingefallen sind: «Zähne putzen und Hände waschen soll man mit kaltem Wasser. «Dadurch fliesst kein Warmwasser in die Leitung», heisst es auf der Website, «welches dort abkühlen würde, bevor es überhaupt den Hahn erreicht»», berichtet Tamedia, ohne vor Lachen loszuprusten.

Also hagelt es natürlich Kritik, logischerweise von der Partei am lautesten, die Sommaruga nicht gerade toll findet. Das ist nun der Einsatz für die Allzweckwaffe Loser. Für ihn ist die SVP deswegen «die Fertigmacherpartei». Nach in seiner üblichen Flughöhe – knapp über der Strassenmarkierung – vorgetragenem Geschimpfe kommt Loser zu einem ganz bitteren Schluss: «Das Treten nach Sommaruga und unsere fehlende Reaktion darauf zeigen einmal mehr, wie sehr die Volkspartei mit ihrem Erfolg und mit ihren Methoden die Grenze des Normalen verschoben hat

Ganz falsch. Das in einer einstmals führenden und ernstzunehmenden Tageszeitung (und dank Kopfblattprinzip nicht nur dort) ein solcher Unsinn erscheinen kann, zeigt, wie sehr im Journalismus die Grenzen des Normalen verschoben wurden.

Denn was wäre seine Aufgabe? Einordnung der Problemlage. Analyse der Situation. Wiedergabe von Lösungsmöglichkeiten. Kritik an mangelnden Reaktionen oder Aktionen. Und dann, aber erst dann, und nur vielleicht: ein Kommentar, eine Meinung. Das war früher einmal das Privileg des Chefredaktors, der einen Leitartikel verfasste. Normalerweise auf Niveau, intelligent, verbal herausgeputzt, als kleine Zierleiste der übrigen redaktionellen Leistung.

Aber heutzutage gibt es keine richtigen Chefredaktoren mehr. Nur noch Westentaschenausgaben wie beim Tagi und anderswo. Dafür darf jedes kleine Würstchen kommentieren, lamentieren, kritisieren. Ohne Niveau, aber mit Haltung. Ohne Sinn, aber mit Gesinnung. Ohne sprachliche Fähigkeiten, aber mit Gebrabbel.

Loser ist dabei nur das erbärmliche Schlusslicht einer ganzen Reihe von trüben Funzeln, die sich faktenschwach, aber meinungsstark auslassen dürfen. Als Trostpflaster dafür, dass sie ihr Leben in einer Verrichtungsbox fristen müssen. Recherche bedeutet, mit Google durchs Internet zu schweifen, und Hintergrundanalyse bedeutet, mehr als zwei fremdsprachige Zeitungen kopiert zu haben.

Es ist ja kein Zufall, dass man bei all diesen Maulhelden keine einzige Reportage, keinen einzigen Sachartikel erinnert. Nur unablässige Besserwisserei, unangenehm in den Ohren klingendes Gewäffel. Nicht zu vergessen eine bodenlose Heuchelei. Völlige  Blindheit gegenüber Sauereien im eigenen Haus. Da darf eine sogenannte Co-Chefredaktorin von einer Luxusreise im Eisbrecher mit Heli, U-Boot und Philippe-Starck-Möbeln schwärmen, einer wahren Dreckschleuder, während ein paar Seiten zuvor das Gletschersterben wegen Klimaerwärmung wortreich betrauert wird. Da wird von einer keiner journalistischen Selbstachtung mehr verpflichteten Auslandredaktion ein deutscher Kommentar eines Deutschen, der sich auf Deutschland bezieht, einfach so umoperiert, dass er in der Schweiz serviert werden kann.

Um nur zwei aktuelle unter Hunderten von betrüblichen Beispielen zu nennen. Kein einziger dieser feigen Lohnschreiber traut sich einmal, die bittere Wahrheit über die eigene Branche, über den eigenen Konzern zu formulieren. Wohlfeile Hymnen auf angebliche Meinungsfreiheit, auf den Podiumscharakter des Blatts, auf Verantwortung, Vierte Gewalt, wo man das Vertrauen des Lesers behalten, gewinnen, vertiefen wolle. Alles dummes Gequatsche, denn die Wahrheit ist doch:

Es gibt keine Branche in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte, die dermassen angesichts einer neuen Technologie versagt hat wie die Medienbranche. Bis heute stehen die wohlbezahlten Manager mit offenen Mündern da und lassen sich von wenigen Internet-Giganten die Werbebutter vom Brot nehmen. Sie verhalten sich so wie weiland der Droschenkutscher, der angesichts des Aufkommens von Automobilen beschloss, seinem Gaul das Futter zu rationieren und ihn kräftig zu peitschen.

Ausser sparen, sparen und nochmals einsparen ist diesen Nieten nichts eingefallen. Aber gar nichts. In den Redaktionen sind unerfahrene Kindersoldaten am Werk, die nach Leseminuten online gemessen werden. Inhalt, Qualität, Alleinstellungsmerkmal, Mehrwert: völlig unerheblich. Sie werden begleitet von Meinungsträgern, die ihren Oberen nach dem Mund schreiben und notfalls die eigene Leserschaft übel beschimpfen, wie in der Corona-Krise, wie bald einmal in der aufkommenden Energiekrise.

Die Umstände, die Tücke der Zeiten, das Unvermeidliche, das Alternativlose, die eigene Schuldlosigkeit? Nein. Dieses Gejammer wird von immer weniger Lesern goutiert. Das Publikum betrachtet den Trauerzug der Medien mit zunehmendem Abscheu; am Friedhof angekommen, werden die Grabreden ohne Publikum gehalten werden.

Schon jetzt sind es Meinungsmacher ohne Meinungsmacht, hat sich der öffentliche Diskurs längst zersplittert, ist auf unzählige Plattformen abgewandert, informiert sich ein zunehmender Prozentsatz vor allem jüngerer Menschen keine Sekunde mehr aus den traditionellen Medien. Schlicht und einfach, weil die sich selbst überflüssig machen.

Loser schimpft auf die SVP als Fertigmacherpartei. Dabei ist er selbst – und nicht nur er – ein Überflüssigmacherjournalist. Journalist, vom Ehrentitel zur abwertenden, abschätzigen Disqualifikation: ach so, oh je, ein Lohnschreiber, ein Mietmaul, ein Rechthaber, ein Nichtswisser. Ein Journalist halt.

Peinlich!

Es gibt Fehltritte, die über die normale Schmerzgrenze hinausgehen.

Es ist peinlich, wenn ausgerechnet in einer Reportage über einen Kleiderhersteller dessen makelloser Outfit so gelobt wird: «Wolfgang Grupp verkörpert den traditionellen Patron, wie man ihn sich vorstellt: massgeschneiderter Zweireiher, Hemd mit Bottom-down-Kragen, Krawatte und Einstecktuch.»

Bottom down? Unterseite nach unten? Da würde es den traditionellen Patron schütteln; ein Mitarbeiter, der Button-down-Hemden sprachlich vergeigt, würde bei ihm nicht mal die Probezeit überstehen. Aber im Journalismus ist inzwischen alles erlaubt, sogar in der NZZ

In Bild und Text peinlich ist der «Tages-Anzeiger». Nachdem Redaktor Huber die Co-Geschäftsfüherin der Lobbygruppe «Foraus» spätpubertär-peinlich anschmachten durfte, widmen sich Markus Häfliger und Philipp Loser nun genauso peinlich der oberpeinlichen Co-Präsidentin der Lobbygruppe «Operation Libero».

Sanija Ameti habe den «Ort selbst gewählt», unter dem Höllentor von Rodin macht sie es nicht; wenn der Künstler nicht schon längst verstorben wäre, müsste man ihm Schmerzensgeld zahlen. Denn Ameti entledigt sich ihrer potthässlichen Treter und hüpft Mal für Mal vom Podest, bis der Fotograf zufrieden ist über den Faltenwurf des Plisseerocks, die Position der Arme und den getragen-ernsten Gesichtsausdruck.

ZACKBUM ist gespannt, ob es menschenmöglich ist, ein peinlicheres Foto zu einem peinlicheren Interview zu stellen. Gut, die ukrainische Präsidentengattin hat da in der «Vogue» etwas vorgelegt, was nun schwer zu toppen ist. Aber der Fotograf Urs Jaudas, Häfliger und Loser geben sich wirklich Mühe.

Das Leben kann da Leben kosten, das wussten wir schon lange. Selbst so scheinbar harmlose Verrichtungen wie kochen, schlafen oder kauen bergen ungeahnte Todesgefahren. Aber der Blöd-«Blick» weiss noch einen draufzusetzen:

Wir warten auf die Fortsetzungen: Todesfalle Dusche. Überleben im Bett. Sterben beim Stuhlgang. Atmen kann das Leben kosten.

Journalisten müssen keine Hirsche bei der Beherrschung der deutschen Sprache sein. Inzwischen können sie sich auch ohne zu widersprechen jeden Gender-Unsinn erzählen lassen und drucken ihm im St. Galler «Tagblatt», ein Qualitätsprodukt aus dem Wanner-Konzern, sogar noch ab:

«Als Alternative verweise ich als Gleichstellungsbeauftragte gern auf geeignete Alternativen, inklusiv zu formulieren: sogenannte geschlechtsneutrale Formen. Partizipien im Plural wie «Mitarbeitende», «Studierende», abstrakte Bezeichnungen wie «das Mitglied», zusammengesetzte Wörter mit -kraft, -hilfe oder -person, ausserdem Relativ-und Passivsätze.»

Das trällert Rahel Fenini, «Co-Leiterin Abteilung Integration und Gleichstellung des Kantons St. Gallen». Wenn ein Berufsschreiber den Missbrauch des Partizips Präsens unwidersprochen hinnimmt, bei der Verwendung von «das Mitglied» nicht nachfragt, wie es denn dann mit der Exklusion von Männern bei «die Person» steht, dann ist Hopfen (männlich) und Malz (sächlich) verloren.

Kann eine Auflistung von Peinlichkeiten vollständig sein, wenn «watson» nicht vorkommt? Die Frage stellen heisst, sie beantworten:

Muss man sich das so vorstellen, dass sich ab einer gewissen Raumtemperatur das Hirn des Journalisten verflüssigt? Oder verdampft? Oder zwischen den Ohren ein Echoraum entsteht? Wir wissen es nicht.

 

 

«Hier läuft was falsch»

Woran merkt man, dass ein Thema erledigt ist?

Der intelligente ZACKBUM-Leser ahnt es: dann, wenn Philipp Loser noch seinen Senf dazugibt. Oder vielleicht eher seine Mayonnaise, denn seine Schreibe hat so etwas bräsig Fettes, Überflüssiges auch.

Der grosse Frauenheld, Pardon, Frauenversteher, Pardon, Kämpfer für die Gleichberechtigung, beklagt: «Gleichstellung? Jetzt grad nid!» Schwer zu sagen, welche Schweizer Dialekt hier durch besondere Frauenfeindlichkeit auffällt. Schon der erste Satz erschliesst sich in seinem Sinn dem Leser nicht wirklich: «Wir leben in einer aufgeklärten Gesellschaft, es ist das Jahr 2022, doch wenn Roger Köppel nach der Debatte über das neue Sexualstrafrecht im Ständerat twittert «Jede grosse Liebe beginnt mit einem Nein der Frau», dann sorgt die im Grunde unfassbare Aussage für nicht mehr als ein paar ironische Kommentare.»

Also wieso das Leben in einer aufgeklärten Gesellschaft im Gegensatz zu einer angeblich unfassbaren Aussage stehen soll, und wieso Loser all die fassungslosen und giftigen Kommentare übersieht, die Köppel provozierte, dazu auch die Cover-Story der neusten WeWo, das ist im Grunde unfassbar, zumindest unbegreiflich.

Wer sich bis zum Ende der Kolumne durchquält, erahnt, wieso Loser diesen rumpeligen Anfang gewählt hat; er wollte eine Klammer um sein Geschreibsel konstruieren: «Wir leben in einer aufgeklärten und modernen Gesellschaft, das Jahr ist 2022, aber im Bundeshaus machen sie eine Politik wie früher. Hier läuft etwas falsch.»

Also läuft nicht etwa nur Köppel, sondern das ganze Parlament falsch. Wobei eine «Politik wie früher» per Definition falsch ist, während wir alle aber in einer aufgeklärten und modernen Gesellschaft leben. Trotz des Parlaments. Trotz Köppel.

Aber sind wir so modern und aufgeklärt, dass wir auch Loser vertragen? Das, meine Damen und Herren, liebe Mitbürger draussen im Lande und drinnen in der Stube, das ist doch die Frage. Wollen wir es wirklich hinnehmen, dass solche Flachzangen wie der Konzernjournalist Loser dem «Magazin» noch die letzten Reste von Reputation klauen? Wer will denn für einen solchen unverständlichen Stuss auch noch etwas zahlen?