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Tx xen und sparen

Bei so vielen X Men könnte man ein X machen …

Wieso eigentlich immer nur bei den armen Indianern sparen? Das Potenzial ist überschaubar, der Betrag auch, ausserdem gibt das immer schlechte Stimmung.

Viel besser (und ertragreicher) wäre es doch, mal ganz oben mit Sparen anzufangen. ZACKBUM hat da ein paar Vorschläge.

Fangen wir mal beim Verwaltungsrat an. Da ist Dr. Pietro Supino, Präsident und Verleger. Wie wäre es, ihn zum Ehrenpräsidenten zu machen, der pro bono arbeitet? Sparpotenzial: sicher über eine Million. Dann hätten wir Claudia Coninx-Kaczynski, Mitglied des Vergütungsausschusses. Jemals etwas von ihr gehört? Andere Qualifikation als der erste Nachname? Also, Sparpotenzial bei 100 Prozent. Dr. Stephanie Caspar, «Partnerin des Private-Equity-Unternehmens Summa Equity». Das sollte sie doch eigentlich völlig auslasten, wieso noch VR bei Tx? Und schliesslich Pascale Bruderer, null Ahnung von Verlegen, einfach aus Verlegenheit eine Quotenfrau aus der SP. Weg damit.

Schon hätten wir den Betrag eingespart, den fast 50 Mitarbeiter mit ihrem Job bezahlen müssen. Aber damit ist das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft.

Wir haben noch die «Gruppenleitung». Da ist Dr. Pietro Supino Chairman & Publisher. Er trägt zwar auf dem Foto den gleichen grünen Pullover, aber diesmal darf er seine Titel auf Englisch benützen. Macht nix, you can take a leave. Dann hätten wir Daniel Mönch, «Chief Strategy Officer». Also ist er der Hauptverantwortliche für die gescheiterte Strategie. Sollte Konsequenzen haben. Dr. Ursula Nötzli, «Chief Communications & Sustainability Officer». Jemals etwas von ihr kommunikativ gehört? Und dann noch Nachhaltigkeit, das Ersatzwort für «unnötig».

Aber da ist noch Luft drin. Andreas Schaffner, CEO Tamedia. Hauptverantwortlicher für den dramatischen Niedergang. Geht dann sowieso mal. Wieso nicht jetzt? Schliesslich Davide Villa, CEO JobCloud. Braucht’s den für irgendwas?

Damit hätten wir schon viele Millionen eingespart, ohne dass es sonst wie spürbar wäre. Aber wir haben noch einen Wasserkopf, den man problemlos etwas entleeren könnte. Die Chefetage von Tamedia, Pardon «Tages-Anzeiger». Oder wie immer das heissen mag. Dass es eine Chefredaktorin und einen Stellvertreter braucht, wohlan. Vielleicht nicht diese, aber besser als nix. Hoffentlich. Aber was sollen hier Matthias Chapman und vor allem Kerstin Hasse? Raum- und Geldverschwendung.

Dann hätten wir noch, oberhalb der Ressortleiter, die «redaktionelle Steuerung». Abgesehen davon, dass hier Zurbriggen, Chapman und Hasse noch einen Zweitjob gefasst haben: braucht es da wirklich eine sechsköpfige «Printleitung»? Und wenn man diese 14 Nasen einsparen würde, käme man doch locker auf mindestens 3 Millionen Franken; Geld, das nicht einfach rausgeschmissen wird.

Dann wäre mal in einer ersten Runde das sinnvolle Sparpotenzial ausgeschöpft. Es gibt allerdings noch ein paar Häuptlinge mit vielen Federn und wenig Bedeutung. Mario Stäuble als Schweiz-Chef. Bloss, weil man seine Degradierung versüssen wollte? Wieso macht man mit ihm nicht das, was mit seiner ehemaligen Co-Chefredaktorin passierte? Projektleiter neue Märkte Antarktis, und dann tschüss?

Oder Christof Münger, Leiter Ausland, samt Enver Robelli, Stellvertreter. Der wird höchstens wach, wenn es gegen Djokovic was zu bellen gibt, Münger leitet eigentlich nix, sondern leidet darunter, dass alles von der «Süddeutschen Zeitung» angeliefert wird. Und um das ß durch ss zu ersetzen, dazu braucht es nun wirklich keine Leitung, weder eine lange, noch eine kurze.

Das «Recherchedesk». Wird meistens auffällig, wenn es um das Ausschlachten von Hehlerware geht, mit der es sich hemmungslos anfüttern lässt. Könnte man auch direkt aus München übernehmen; die Schweizer Beispiele (wie Gunter Sachs oder Jean-Claude Bastos) waren sowieso Vollflops.

Das liebe «Leben», das Sammelgefäss für Übriges und Randständiges. Das «Team Kultur» könnte gestrichen werden, ohne dass der Leser etwas davon merkt. Und bei «Daten & Interaktiv» hat der Co-Leiter Marc Brupbacher offensichtlich so viel Freizeit, um einen Hobbys und Sonderlichkeiten nachzugehen, dass er das doch auch als Privatier tun könnte.

Sonst noch was? Nun, da wäre der finanzielle Aspekt überschaubar, aber der Leser fühlte sich entschieden weniger gequält. Kahlschlag bei den Kolumnisten. Kathrin Bertschy, Markus Freitag, Kim de l’Horizon, Petra Ivanov, Cenk Korkmaz, Andri Silberschmidt. Peter Schneider als Ein-Mann-Orchester reicht völlig.

Die rückgratlose «Magazin»-Redaktion könnte ebenfalls eine Lücke hinterlassen, die sie vollständig ersetzt. Und dann hätten wir noch so tolle Funktionen wie «Chief Product Officer», Chief Revenue Officer, Head of Service, Head of Commerce Platforms und viele weitere Heads und «Teamleiter» ohne Team. Head off, oder will man da wirklich den «Blick» nachahmen?

Und last, but not least die Abteilung «Digital Technology». Das Projekt Aurora in den Sand gesetzt. Weder digital noch technologisch irgend etwas gebacken gekriegt. Vier Nullnummern, können weg.

ZACKBUM hat’s nicht im Einzelnen ausgerechnet, aber das ergäbe eine Einsparung, die weitere Sparrunden auf Jahre hinaus überflüssig machen würde. Und, um es im Management-Gequatsche auszudrücken, es wäre erst noch win-win. Denn es würden zudem massenhaft Fehlentscheidungen eingespart werden.

So sähe die Zukunft von Tx rosig und hoffnungsfroh aus. Leider ein schöner Traum.

Neid hat viele Töne

Mario Stäuble mag die SVP nicht.

Das ist zusammengefasst die Botschaft einer angeblichen «Glosse zum SVP-Wahlkampf». Ob Stäuble wohl weiss, was eine Glosse ist? Wenn ja, vermag er es gut zu verbergen. Der degradierte ehemalige Co-Chefredaktor Lokales vom «Tages-Anzeiger» musste sich zum Wahlkampfvideo der SVP äussern.

Wie in jedem Wahlkampf zeigen da die SVPler, angeführt von DJ Tommy, alias Thomas Matter, dass die Partei neben Verkniffenem und Schmallippigem auch zu selbstironischer Lockerheit in der Lage ist.

Wenn Bundespräsident Berset an der Street Parade in pinker Federboa teilnimmt und eine Bierdose an den Hut kriegt, dann ist das Tamedia keine böse Zeile wert. Wenn aber die ganze Mannschaft der SVP wie aus dem Feindbild von Stäuble ausgeschnitten zu einer Musik performt, die an «We are Family» erinnert, dann muss das Stäuble natürlich scheisse finden.

Gesteigert wird das nur durch die Dumpfpostille «watson»: «Damit du es nicht anhören musst: Das neue SVP-Tanzvideo in 13 Gifs.» Gesteigert wird das nur durch den angeblichen Humoristen «Karpi». Der wandte sich auf Twitter an den Komponisten Nile Rodgers mit der Behauptung, die SVP habe ihn doch sicher um Erlaubnis gefragt, «We are Family» verwenden zu dürfen. Dummerweise hat Rodgers noch nicht geantwortet.

Stäuble beginnt mit Einzelkritik: «Ems-Chemie-Chefin Magdalena Martullo-Blocher bewegt ihre Arme hin und her wie zwei Scheibenwischer.» Aber damit ist der satirische Muskel von Stäuble noch nicht erschlafft, er kann noch nachlegen: «Die Inszenierung sieht nach einer frühen Probe für die nächste Abendunterhaltung der Männerriege aus». Ist zwar Gefasel, hört sich aber irgendwie abwertend an, also hat’s Stäuble stehenlassen.

Er ist sich schmerzlich bewusst, dass das noch keine Glosse ist, nur Geholze. Also versucht er es auf einer abstrakteren Ebene. Der Clip sei ein Beispiel für die Entpolitisierung der Politik: «Weil man bei einem Segment des Publikums mit inhaltlichen Botschaften nicht mehr durchdringt, versucht man, gute Stimmung zu schaffen.»

Das ist geradezu unverschämt von der SVP. Aber Stäuble wird immer noch nicht den nagenden Verdacht los, dass er es der SVP noch nicht richtig gegeben hat. Also legt er nach: «Das Video lässt sich aber auch anders lesen: Keine andere Partei ist schambefreiter im Vortragen ihrer eigenen Botschaften.»

Das gälte für für «die harten Parolen wie «Ausländer raus!», für Beleidigungen an die Adresse der Freisinnigen – «das gilt aber auch für Matters Gute-Laune-Befehl». Befehl?

Den wenigen Lesern, die sich durch dieses Gestammel bis hierher gekämpft haben, gibt Stäuble dann noch ein letztes Rätsel mit auf den Weg: «Dass man dabei auch mal Minderheiten verunglimpft oder im Wahlsong einen Holperreim platziert? Gehört dazu. … Und ist der Ruf erst ruiniert, politisiert es sich ganz ungeniert.»

Das hingegen ist eine verblüffende Selbsterkenntnis. Oder auf Stäube übersetzt: ist der Journalist erst degradiert, lebt sich’s ungeniert.

Denn was uns Stäuble mit dieser angeblichen Glosse sagen will, was genau ihm an diesem Clip nicht passt (ausser, dass er von der SVP) ist, das bleibt sein süsses Geheimnis.

Wie schreibt er so  richtig: «Man fragt sich: Was ist noch geiler als geil? Noch steiler als steil? Das Ausfüllen der Wahlunterlagen? Antworten gibt es keine.»

Man wird den Verdacht nicht los, dass Stäuble meint, der Begriff Glosse sei die deutsche Übersetzung von Lippgloss. Oder komme von glotzen. Mit satirischem Sprachwitz hat das auf jeden Fall nichts zu tun.

Stäuble: und tschüss

Wir erweitern die Liste der Un-Personen. Um Mario Stäuble.

Wie die Herrin, so’s Gescherr. Reimt sich zwar nicht so, aber das, was Raphaela Birrer von sich gibt, tut’s auch nicht. Auf ihren Spuren wandelt Mario Stäuble, der abmontierte Co-Chefredaktor des «Tages-Anzeiger».

Er tut das, was alle hilflosen und einfallslosen Journalisten tun, die zu faul zum Recherchieren sind. Er kommentiert. Und wie: «Selenski legt die Heuchelei in der Schweizer Ukraine-Politik frei». Unglaublich, und wie schafft er das? Nun, sowohl der Präsident des Nationalrats wie die Präsidentin des Ständerats hätten Selenskyj vor und nach seiner Rede ihrer Solidarität versichert. Aber hinzugefügt: im Rahmen der Neutralität.

Da kommt Stäuble ins Vibrieren: «Solidarisch, aber neutral. Präsident Selenski ist in jenem Moment auf den Monitoren im Nationalratssaal noch nicht eingeblendet. Ob sich wohl Falten auf seiner Stirn gebildet haben? Wie sollen diese beiden Adjektive zueinander passen

Leider weiss Stäuble nichts Genaues über die Faltenbildung bei Selenskyj. Aber er weiss: «In den beiden kurzen Reden offenbarte sich die ganze Heuchelei der Schweizer Ukraine-Politik. Selenski hielt der Schweiz den Spiegel vor – allein durch seine virtuelle Präsenz.»

Der Mann spricht Dunkles und Unverständliches. Wieso soll der Hinweis auf die Schweizer Neutralität Heuchelei offenbaren? Wieso soll Selenskyj der Schweiz den Spiegel vorgehalten haben? Gaga.

Aber nun kommt Stäuble erst richtig in Fahrt: «Eine Partei, der die Souveränität des eigenen Landes heilig ist, verweigert dem höchsten Vertreter eines angegriffenen souveränen Rechtsstaats das Ohr.» Damit ist wohl die SVP gemeint, die nicht damit einverstanden war, dass zum ersten Mal in der modernen Geschichte der Schweiz ein Präsident, der in einen Krieg verwickelt ist, direkt zum Parlament sprechen darf.

Deren Absenz ist nicht etwa der anständige Ausdruck eines Protests, nein: «das ist feige». Welch ein Irrwisch; was soll denn daran feige sein?

Aber Stäuble hat noch nicht fertig. In einem wilden Gedankensprung wechselt er zu den «Hackerangriffen, welche diese Woche auf zahlreiche Schweizer Websites eingeprasselt sind». Nächster Schritt in die Absurd-Logik: «SVP-Vertreter argumentierten: Die Schweiz müsse sich eben auf die neutrale Vermittlerrolle beschränken, dann stelle man auch kein Angriffsziel dar.»

Aha, aber: «Dabei ist das Gegenteil der Fall. Die – vergleichsweise harmlosen – Cyberangriffe sind ein Beispiel dafür, wie sich Risiken heute manifestieren

Wir versuchen zu entwirren. Für Russland ist die Schweiz, nicht zuletzt, weil sie die Sanktionen ungeprüft übernimmt, nicht mehr neutral. Aber das nur nebenbei. Denn Stäuble hat immer noch nicht fertig. Nun kommt der Abschuss des Air-Malaysia-Flugs vom Juli 2014 dran. Was der mit der Schweiz und der Neutralität zu tun hat? Nun, in dem Flugzeug seien 192 Niederländer gesessen. Daher: «Heute gehören die Niederlande zu den offensivsten Staaten, was die Unterstützung der Ukraine betrifft.»

Allerdings sind die Niederlande, wenn wir uns nicht täuschen, nicht neutral und Mitglied in der NATO. Im Gegensatz zur Schweiz. Die hingegen sei «wenn es zu schärferen Angriffen auf die Schweizer Infrastruktur käme», auf «internationale Unterstützung angewiesen». Aha. «Und auf befreundete Staaten, die nicht schulterzuckend erwidern: Wir sind solidarisch. Aber leider auch neutral

Allerdings gibt es, wenn wir uns nicht täuschen, in Europa nur noch den Vatikan, Liechtenstein und Österreich, die sich für neutral erklären. Oder meint Stäuble etwa Andorra, die Mongolei, Turkmenistan oder Costa Rica? Ohne deren Hilfe wäre die Schweiz allerdings verloren.

Es ist Sonntag, das Wetter ist zu schön, um sich weiterhin mit einem solchen Ausbund von Unlogik, Unfähigkeit und blinder Angriffigkeit herumzuschlagen. Wir nehmen auch Stäuble auf die Liste der personae non gratae von ZACKBUM. Kein Wort mehr über ihn.

 

 

Mario Stäuble

Die Kommentare sind noch der Untergang von Tamedia.

«Die Unabhängigkeit der CS geopfert, die Stabilität des Finanzsystems gesichert.» Das habe der Bundesrat getan, behauptet der frischgebackene Inlandchef von Tamedia. Frisch degradiert zeigt er ungefähr so viel Sachkompetenz wie Finanzministerin Karin Keller Sutter.

Die hat gerade vom Nationalrat eine zwar nur symbolische, aber dennoch schallende Ohrfeige gekriegt. Denn die Volksvertreter lehnten das Notrecht-Gemurkse des Bundesrats ab. Damit bewiesen sie mehr Fachkenntnis als Bundesrat, Nationalbank, FINMA und Stäuble zusammen.

Denn jedem vernunftbegabtem Menschen muss es klar sein, dass die Lösung, eine strauchelnde Dinosaurierbank zu «retten», indem man sie in einen noch grösseren Dinosaurier transplantiert, grotesk schlecht ist. Dass das wieder per Notrecht in höchster Eile geschah, macht aus der Groteske eine Tragödie.

Was wird passieren, sollte die UBS – wie bereits zehn Jahre nach ihrer Gründung 1998 – wieder am Abgrund stehen und nur durch künstliche Beatmung mit Milliarden Staatsgeldern gerettet werden könnte? Das stellte damals 66 Milliarden ins Feuer. Bei der CS sind es bereits 259 Milliarden. Wie viele müssten es bei einer neuerlichen UBS-Rettung sein? Die Bank ist nun dreimal grösser als die CS, man rechne.

Also tat der Nationalrat das einzig Vernünftige, obwohl das folgenlos bleiben wird. Es ist ein Unding im Gemurkse, dass per Notrecht gefasste Beschlüsse alternativlos sind. Weder vom Parlament, noch vom Stimmvolk überprüft oder korrigiert werden können.

Aber statt diese naheliegenden Probleme zu thematisieren, kritisiert Stäuble, dass Parteipolitik betrieben worden sei: «Man spürt: Es ist Wahljahr.» Das hat was, aber dann müsste der kompetente Kommentator vielleicht kritisieren, dass die SP zunächst einem sinnvollen Vorschlag der SVP zur Lösung der «too big to fail»-Problematik zustimmte, dann aber aus rein parteitaktischen Gründen auf dem Absatz kehrt machte und ihn versenkte. Angeführt von der Schnellschwätzerin Jacqueline Badran.

Aber das will Stäuble seinem linksliberalen Publikum nicht zumuten. Stattdessen versteigt er sich zu einer absurden Behauptung: «Das Parlament sendet Signale des Misstrauens aus – wenige Wochen nachdem der Bund mit einem dreistelligen Milliardenbetrag einen Bank Run gestoppt hat. Mit ihrem Widerstand unterlaufen SP, Grüne und SVP die Strategie des Bundesrats, um jeden Preis Stabilität zu garantieren.»

Der Mann hat keine Ahnung. Der Bundesrat hat, wenn seine Behauptung stimmt, dass die CS alle Eigenkapitalvorschriften erfüllt und solvent gewesen sei, keineswegs einen Bank Run gestoppt. Er hat vielmehr einen Notverkauf der Bank erzwungen. Ob er damit Stabilität hergestellt hat, ist mehr als fraglich.

Aber Stäuble zeigt dem Parlament, wo der Hammer hängt: «Statt Lösungen zu debattieren, betreiben die Parteien Wahlkampf.»

Als Stammtischmeinung nach dem zweiten Halbeli durchaus akzeptabel. Als Kommentar des Inlandchefs des zweitgrössten Medienkonzerns der Schweiz inakzeptabel.

Die GV der CS hat immerhin die Vergütung der Geschäftsleitung der Krisenbank abgelehnt – Quittung für Unfähigkeit. Stäubles Kommentar steht hinter der Bezahlschranke bei Tamedia. Ist zwar nichts wert, kostet aber. Wäre es da nicht naheliegend, dass auch der Tamedia-Leser die Honorierung von solchem Unfug verweigern dürfte? So als Anregung Richtung Supino.

Desaster Meinungsseite

«Tages-Anzeiger» beim Tieftauchen.

Mehr Grauen auf einer Seite geht kaum. Zunächst der Leitartikel, geschrieben von Alexandra Föderl-Schmid:

Die stellvertretende Chefredaktorin der «Süddeutschen Zeitung» watscht gerne Regierungschefs ab. Nach einem etwas misslungenen Empfang für den Palästinenserführer Abbas war der deutsche Bundeskanzler Scholz dran: «Er verabschiedete Abbas sogar noch mit Handschlag – eine Geste, die völlig deplatziert war und für die er allein verantwortlich ist.» Dazu «inhaltlich zu wenig eingearbeitet», «Vertrauen erschüttert», «Beziehungen zwischen Deutschland und Israel in schwieriger Phase», «Gefahr, dass dem Eklat im Kanzleramt ein weiterer folgt». Interessierte den Schweizer Leser ungemein.

Nun nimmt sie sich Benjamin Netanyahu zur Brust. «Eskalation, … Eigennutz, … eigennützige Motive …». Das mag ja alles so sein, nur: wieso schreibt eine Österreicherin, die bei der SZ arbeitet, einen Leitartikel über Israel im Tagi? Der Konzern hat doch theoretisch noch eine Auslandredaktion. Oder ist Münger gerade mal wieder in den Ferien?

Dann meldet sich eine der neuen Kolumnisten zu Wort; das erkennt man an der schummerigen Farbgebung, die von Kim inspiriert zu sein scheint. Diesmal überschätzt die GLP-Nationalrätin Kathrin Bertschy vielleicht ein Mü ihre Bedeutung. Denn sie schreibt an «Lieber Emmanuel Macron». Sie schliesst staatstragend: «Und ich wünsche auch Ihnen, Monsieur le Président, dass Sie eine generationengerechte Altersvorsorge umsetzen können. Und es Ihnen vergönnt ist, die Bevölkerung wieder zu einen.» Zwei Schlusssätze, zweimal «und», na ja.

Bertschy sinniere «in ihrer Kolumne über politische Geistesblitze». Also war das einer, dem französischen Präsidenten ein paar Ratschläge zu geben, wie er seine Rentenreform besser über die Bühne bringe? Da müssen wir Bertschy allerdings möglichst sanft eine bittere Wahrheit näherbringen: ZACKBUM hat sich bis zum Schluss der ellenlange Kolumne durchgekämpft. Monsieur le Président wird nicht mal den Anfang lesen.

Damit ist die Meinungsseite schon fast voll, aber leider noch nicht ganz. Am rechten Rand hat’s noch etwas Platz für Mario Stäuble, der zur Abwechslung nicht über vegetarisches Geschnetzeltes in der «Kronenhalle» dilettiert:

Wahrscheinlich hat er sich gesagt: Wenn selbst Isabelle Jacobi darf, dann ist alles erlaubt. Dann darf doch auch der frisch degradierte Leiter Inland was zu einem Thema sagen, zu dem nun wirklich alle alles gesagt haben. Nur nicht so schlecht: «Nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse (CS) stauen sich die Fragen.» Hoffentlich halten die Staumauern das aus.

Welche Fragen wären denn im Stau? «Wie konnte es so weit kommen?» Das ist doch schon längst, auch im eigenen Blatt, mehrfach und kompetent beantwortet worden, nicht zuletzt von Arthur Rutishauser. Aber Stäuble steht da etwas auf dem Schlauch und hält das für einen Stau. «Haben die betroffenen Behörden die Gefahr verkannt?» Auch diese Frage ist längst beantwortet, das ist nur bei ihm im Stau steckengeblieben.

Mit dem nächsten Satz betritt Stäuble nicht gerade erkenntnisreiches Neuland: «Eigentlich ist heute schon klar: Der CS-Crash muss sorgfältig aufgearbeitet werden.» Das ist nun bereits seit 10 Tagen klar, aber wenn es Stäuble erst heute klargeworden ist …

Nun soll eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) aufklären. Das befürwortet Stäuble aus ganzem Herzen: «Es ist darum völlig richtig, dass nun das Parlament die Führung übernimmt.» Vielleicht muss Stäuble in seine neue Funktion noch etwas hineinwachsen; Inland ist nicht ganz das Gleiche wie die Zürcher Lokalberichterstattung.

Eine PUK ist keinesfalls das Parlament, sondern eine nach Parteiproporz zusammengesetzte Kommission. Aber noch fataler: zur langen Reihe abgelehnter Anträge auf die Einsetzung einer PUK gehört der Antrag des gleichen Büros des Nationalrats, eine PUK zur Aufklärung der Problematik UBS/Finanzkrise einzuberufen, aus dem Jahre 2010.

Wenn man die Aufklärung der «Mirage-Affäre» im Jahre 1964 mitzählt, gab es bislang ganze 4 solcher Untersuchungskommissionen. Dem stehen 23 abgelehnte Anträge gegenüber. Vielleicht sollte da ein Inlandchef noch etwas Hausaufgaben machen. Oder lieber über kulinarische Genüsse schreiben; beim vegetarischen Geschnetzelten drückte doch etwas der Erbsengeschmack durch, da geht noch was Besseres auf diesem Gebiet. So bietet die «Kronenhalle» auch ein «vegetarisches Tatar» an. Hm, schmatz.

Peinlich wie bei Bankers

Kann jemand Banker toppen? Aber sicher, zwei abgehalfterte Chefs von Tamedia.

«Ich wähle das Original: Geschnetzeltes «Kronenhalle» mit Rösti (61 Franken).» Kleines Ratespiel: wer ist das? Zweiter Tipp: «Ich bestelle ein Glas Champagner (23 Franken), Stäuble ein Rivella Rot (7.50 Franken). Wir stossen an. À la vie!»

Na also, geht doch: das ist der Bericht «Unseren Abschied als Co-Chefredaktion müssen wir hier feiern.» Man mag es Priska Amstutz und Mario Stäuble gönnen, auf Spesen in der «Kronenhalle» zu tafeln. Allerdings: wie sich herausstellt, ist Stäuble Vegetarier und offenbar Antialkoholiker. Was dann zur Verwirrung mit dem Rivella und zu Schlimmerem führt: ««Planted Geschnetzeltes «Kronenhalle» mit Rösti» (52 Franken)».

Dann wird auch noch gemeckert: «Die Kartoffeln knusprig, die Sauce sidefiin. Toll. Aber ja, der erbsige Geschmack der Fake-Fleisch-Happen drückt durch.» Mit «Kartoffeln meint der Banause offenbar die Rösti. Amstutz setzt ihre Serie schlechter Restaurantbeschreibungen erfolgreich fort: «Die Mousse au Chocolat mit Crème de la Gruyère trocknet das weinende Auge bei einem Abschied.»

Der Tränentrockner au der «Kronenhalle».

Hä? Hat sich die Dame die Schokomasse etwa ins Auge geschmiert? Aber es gibt wichtigere Fragen. Wer trocknet die Augen des Lesers? Wer entschädigt ihn für diese Qual? Wo kann man Schadenersatz fordern? Darf man nun auch auf Kosten des Hauses in der «Kronenhalle» speisen, wenn man verspricht, nichts darüber zu schreiben? Und ganz sicher kein Rivella zu einem vegetarischen Geschnetzleten zu saufen?

Und Hand aufs Herz, sind 23 Franken für einen Schluck Champagner und 61 Franken für ein paar geraffelte Kartoffeln mit wenig Fleisch an flacher Sauce nicht unverschämt?

Aber richtig bang wird es einem bei der Frage: Soll das ein Vorgeschmack auf zukünftiges Wirken von Amstutz und Stäuble geben?

Beschneidung des Penis,

Pardon: der Pressefreiheit. Was für ein Quatsch.

Der ehemalige Co-Chefredaktor vom «Tages-Anzeiger» frönt weiterhin seinem Lieblingszeitvertreib: «Kommentar zum Ende der Credit Suisse: Der Bundesrat beschneidet mit Notrecht die Pressefreiheit». Das ist ja ein Ding, und nur Mario Stäuble hat’s gemerkt.

Dass es sonst niemandem aufgefallen ist, kann aber auch daran liegen, dass sich Stäuble über Phantomschmerzen beschwert. Denn schon die Unterzeile macht ziemlich misstrauisch: «Die Regierung hält rund um den CS-Kollaps wichtige Dokumente zurück. Das untergräbt das Vertrauen in ihre Arbeit.»

Eiderdaus, das ist ja ein Ding. Denn: «Warum war es nicht möglich, das Ende der Credit Suisse abzuwenden? War der Bundesrat alert genug, oder hat er geschlafen? Und hat die Regierung seriös Alternativen geprüft, bevor sie die UBS drängte, ihre Erzfeindin zu übernehmen? Das sind wichtige Fragen von historischer Bedeutung.»

Aber diese historisch wichtigen Fragen kann zumindest Stäuble nicht beantworten. Warum? Darum: «Aber was hinter verschlossenen Türen konzipiert und besprochen wurde, liegt heute grossteils im Dunkeln.»

Das ist wirklich unverschämt vom Bundesrat. Normalerweise wird hinter verschlossenen Türen nur besprochen, was man anschliessend mit eingeschaltetem Megaphon vor der versammelten Presse verliest. Oder zumindest Stäuble aushändigt, weil der so treuherzig schauen kann.

Aber logisch stringent argumentieren kann er nicht. Nachdem er sich genügend darüber aufgeregt hat, dass verschlossene Türen verschlossen sind und was dahinter besprochen wird, geheim bleibt, räumt er ein: «Das Anliegen ist im Grundsatz nicht unberechtigt. Der Bundesrat muss vertraulich beraten und entscheiden können. Und die Credit-Suisse-Dossiers beim Bund sind voller hochsensibler Geschäftsgeheimnisse.»

Aber Stäuble scheint sich den Spruch der deutschen Aussenministerin mit der 360-Grad-Kehre zu eigen gemacht zu haben, denn am Schluss dreht er sich nochmal rum: «im Zuge des CS-Zusammenbruchs haben wir gelernt: Vertrauen ist alles. Der Bund sollte darum seine Geheimhaltetaktik überdenken.»

Wenn ZACKBUM den irrlichternden Stäuble richtig versteht: Historisch wichtige Fragen wollen beantwortet werden. Deshalb muss Licht hinter verschlossene Türen fallen. Dort wurde allerdings Vertrauliches besprochen, Geschäftsgeheimnisse auf den Tisch gelegt. Aber dennoch sollte das überdacht werden. Also sollte der Bund Vertrauliches veröffentlichen, inklusive Geschäftsgeheimnisse?

Das würde dann allerdings keine historisch wichtige Frage klären, sondern eine banale Antwort provozieren: dann wäre der Bund vollbescheuert. Sowohl historisch wie aktuell.

Die Kosmos-Skandale

Inzwischen ist klar: es gibt fünf Skandale um den Bankrott.

Skandal Nummer eins: Einzig und alleine Lukas Hässig vom Finanzblog «Inside Paradeplatz» recherchiert die nackten Zahlen, die hinter dem Konkurs der Kultur-Seifenblase «Kosmos» stehen. Sein Ergebnis ist niederschmetternd: «Kosmos war nur ein einziges Jahr in den schwarzen Zahlen».

Schon 2018, ein Jahr nach dem Start, machte das «Kosmos» happige 1,2 Millionen Franken Verlust. Alleine von Januar bis Ende Juni 2022 wurden es 1,5 Millionen Miese. Nur 2021 gab es mal knapp 400’000 Franken Gewinn. Allerdings nur durch Härtefall-Gelder und Darlehensverzicht. Also war das «Kosmos» von Anfang bis Ende eine Geldvernichtungsmaschine.

Skandal Nummer zwei: Statt diese Zahlen selbst zu recherchieren, lässt Tagi-Reserve-Co-Chefredaktor Mario Stäuble zwei der Mitgründer des «Kosmos» unwidersprochen Unsinn erzählen: «Fakt ist, 2017 bis 2020 florierte das Kosmos. (…) Unsere Umsätze stiegen stetig, der Trend zeigte aufwärts. Abwärts ging es erst im Jahr 2020, als wir abtraten.» Fakt ist, dass das blühender Bullshit ist. Fakt ist auch, dass es oberpeinlich ist, dass das angebliche Qualitätsorgan Tagi einen solchen Quatsch unwidersprochen abdruckt: ««Ja, das Haus war schon immer zu gross, die hatten keine Ahnung von Zahlen» –, aber das muss ich in aller Schärfe zurückweisen. Unsere Finanzen waren solide und mit den branchenüblichen Kennzahlen hinterlegt.» Wolkenkuckucksheim wäre noch eine milde Bemerkung dazu, wenn sich Stäuble auch nur ansatzweise vorbereitet hätte.

Mindestens so schlimm ist, dass die beiden Mitgründer Bruno Deckert und Martin Roth die Mitinitianten Samir und Steff Fischer anschwärzen dürfen, ohne dass die Gelegenheit hätten, sich dagegen zu wehren. Eigentlich müsste ein solches Interview, immerhin mit Beteiligung einer führenden Figur des Tagi, zu einer sofortigen Entlassung führen, dermassen peinlich ist diese journalistische Fehlleistung.

Die beiden Interviewpartner dürfen ohne Gegenwehr einen Blödsinn nach dem anderen verzapfen:

««Kosmos» ist als Marke nicht tot und könnte wie Phoenix aus der Asche aufsteigen.»

Skandal Nummer drei: statt diesem persönlichen Betroffenheitsgesülze und dem Verbreiten von einseitigen, falschen Behauptungen zu widersprechen, zeigt dieses Interview ein weiteres Mal, dass es sowohl den sonst so solidarisch-betroffenen Tagi-Journalisten wie diesen beiden Leidens- und Jammergestalten völlig wurst ist, das durch ihre Unfähigkeit 72 Mitarbeiter im Dezember auf der Strasse stehen und diverse Kleingewerbetreibende auf offenen Rechnungen sitzen bleiben. Das wird mit keinem Wort thematisiert.

Genauso egal ist es ihnen, dass letztlich der Steuerzahler für ihre geschäftliche Unfähigkeit aufkommen muss, sei es, indem der Staatsbetrieb SBB sich Millionen ans Bein streichen muss, sei es, dass ein Millionen-Covid-Kredit nicht zurückbezahlt wird, sei es, dass die Allgemeinheit via RAV die finanziellen Folgen dieser Verantwortungslosigkeit zu übernehmen hat.

ZACKBUM sagte es bereits, wir wiederholen es: zum Kotzen.

Der vierte Skandal besteht darin, dass auch hier die Revisionsstelle BDO bis zum Schluss keinen Anlass sah, die desolate Lage des «Kosmos» offen anzuprangern. BDO testiert ebenfalls die Bücher der Geldvernichtungsanstalt «Republik», die zudem möglicherweise Steuern in Millionenhöhe hinterzogen hat und dafür urplötzlich Rückstellungen von einer runden Million vornehmen musste. Zuvor war BDO nichts aufgefallen …

Der fünfte Skandal besteht darin, dass der vorletzte Frauen-Verwaltungsrat im Frühling dieses Jahres Knall auf Fall zurücktrat. Seine Präsidentin Monica Glisenti behauptet bis heute, dass er die Lage transparent und offen dargestellt habe. Dem widersprechen sowohl der nachfolgende Verwaltungsrat wie auch der offensichtlich blauäugige letzte Investor, der noch eine Million verpulverte. Beide sagen, dass man ihnen gegenüber die Lage beschönigt habe und Informationen vorenthalten worden seien. Daraus werden sich hoffentlich interessante Verantwortlichkeits- und Haftungsfragen ergeben. Auch bezüglich einigen cleveren Aktionären, die noch rechtzeitig vor dem Bankrott ihre Aktien dem nächsten Dummen verkauften.

Zu den Skandalen innerhalb des «Kosmos» gesellt sich nun eine Berichterstattung, die jeglichem journalistischem Qualitätsanspruch Hohn spricht. Die Angestellten des «Kosmos» stehen unverdient und ohne Schuld auf der Strasse. Die Interview-Genies Mario Stäuble und Silas Zindel vom Tagi hätten es verdient, sich zu ihnen zu gesellen.

Diese unerhörte Fehlleistung muss unbedingt in die Geschichte der bittersten Stunden des Qualitätsjournalismus eingehen.

 

 

Schrumpf-Skandal

Grauenhafte Zustände im Asylzentrum Zürich. Oder doch nicht.

Ein Skandal, wie gemacht für die Moralwächter von Tamedia. Eigentlich ein Skandal von ihnen gemacht. Denn im Thema war natürlich alles drin, was einen wohlmeinenden Moralpächter in Wallung bringt.

Organisation, die Menschen schikaniert»

Es geht um ein Asylantenheim, um die Zustände dort, um die Kritik von Mitarbeitern, um die Beschwerden von dort lebenden Asylsuchenden. Fertigmachen, kleinmachen, Selbstmordgedanken, nicht mal die primitivsten Menschenrechte werden gewährt oder eingehalten, schäumte Tamedia auf einer Doppelseite.

Der Co-Chefredaktor Mario Stäuble liess wie meist die Gelegenheit nicht aus, mit beiden Füssen in einen Fettnapf zu springen:

Keiner zu klein, Forderer zu sein:

So schlug Tamedia vor ziemlich genau einem Jahr zu. Nun musste aber vermeldet werden, dass eine vom Betreiber eingesetzte externe Untersuchungskommission ihre Ergebnisse bekanntgab. Würden die von Tamedia erhobenen oder kolportierten Vorwürfe auch nur zum Teil stimmen, wäre das sicherlich eine Hinrichtung, die Beschreibung eines Debakels. Garniert mit Forderungen nach sofortigen Massnahmen, um unhaltbare Zustände zu beenden.

Nun ja, zitieren wir die unbefangene NZZ, die auch über den Untersuchungsbericht einen Artikel verfasst hat:

Hoppla; daher kommt die Kommission zur Schlussfolgerung, es seien weder strukturelle noch personelle Anpassungen nötig. Ha, mag da nun der kritische Leser einwenden, wer zahlt, befiehlt, da wurde doch wohl ein Gefälligkeitsgutachten bei zugewandten Orten bestellt. Nicht wirklich, erklärt die NZZ:

«Die Studie erstellt hat das Beratungsunternehmen Res Publica Consulting; federführend war die frühere SP-Politikerin und Finanzvorsteherin von Winterthur, Yvonne Beutler. 21 Personen von AOZ, Stadt Zürich und Bund wurden intensiv befragt, es wurden Vergleiche mit anderen Asylzentren angestellt und Akten gewälzt. Auch eine breite Mitarbeiterumfrage floss in die Untersuchung ein.»

Also folgt hier Tamedia mit seinem Skandalisieren der Tradition der «Republik», die es zur Perfektion gebracht hat, einen Pipifax zum Skandal hochzuschreiben, dann schweigend oder sich finster gegen «Kläffer» verteidigend zuzuschauen, wie der Skandal wie ein angestochener Ballon zusammenschnurrt.

Aber von der Qualitätszeitung kann man nun sicher erwarten, dass sie den Bericht zum Anlass nimmt, selbstkritisch ihr Skandal-Geschrei von vor einem Jahr zu reflektieren. Allerdings lässt einen schon der Titel Übles ahnen:

Ob das die richtige Gewichtung der Darstellung eines Untersuchungsergebnisses ist, das schlicht und einfach nichts Gravierendes gefunden hat? Ist es nicht ein Hohn, wenn im Lead knapp bemerkt wird: «Nicht alles lief ideal.» Nicht alles? Also das meiste dann doch? Als hätte der Bericht nicht das Gegenteil belegt, werden eingangs nochmal die alten Vorwürfe rezykliert:

«Vor einem Jahr sagten ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, im BundesasylzentrumZürich (BAZ) eskaliere die Lage aufgrund mangelhafter Betreuungsstrukturen immer wieder. Sie berichteten von Massenprügeleien, regelmässigen Selbstverletzungen und einer hohen Kündigungsquote beim Personal.»

Dermassen eingestimmt, wird dem Leser nun doch das Ergebnis der Untersuchung präsentiert. «Vorneweg» entledigt sich Tamedia der ledigen Pflicht, das Ergebnis referieren zu müssen:

«Die Firma hat keine «schwerwiegenden Feststellungen gemacht, die auf systemische Mängel der Organisation hindeuten».»

Blöd aber auch. Das macht nix, denn: «Trotzdem bestätigt der Bericht im Wesentlichen die von den Mitarbeitenden erhobenen Vorwürfe.» Hm. Das ist nun merkwürdig. Keine grundlegenden Probleme gefunden, keinen Bedarf an struktureller oder personeller Veränderung entdeckt, aber dennoch «im Wesentlichen» die Vorwürfe bestätigt? Wie soll das gehen?

Fast 4500 Anschläge des insgesamt 6130 Buchstaben umfassenden Artikels verwendet Autorin Lisa Aeschlimann dann darauf, die (wenigen) Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge auszuwalzen. Sie muss offenbar für die Autoren des Skandalberichts vor einem Jahr die Kartoffeln aus dem Feuer holen. Martin Sturzenegger und Nicolas Fäs fühlen sich nicht bemüssigt, eine Stellungnahme abzugeben, wieso sie damals dermassen übertrieben haben. Ihre damaligen Kronzeugen sprachen von unhaltbaren Zuständen, Personalmangel, Überforderung und dadurch ausgelöster hoher Fluktuation; die meisten Angestellten wollten nix wie weg, wenn sie eine andere Stelle fänden.

Und das in einem Betrieb, in dem es «keine systemischen Mängel» gibt und deswegen auch keine strukturellen oder personellen Veränderungen nötig seien?

Haben denn die NZZ und Tamedia wirklich den gleichen Bericht gelesen? Welcher Zacken würde aus welcher Krone fallen, wenn Tamedia eingestünde, dass man halt wie heute üblich etwas zu viel Gas gegeben habe, jammernden Ex-Mitarbeitern zu viel Platz eingeräumt, ihre Aussagen nicht kritisch genug hinterfragt? Also schlichtweg für eine Knaller-Story die Scheinwerfer falsch eingestellt? Solche Aussagen wurden damals fett herausgehoben:

 

Gilt das nun eigentlich auch für Tamedia-Redaktoren?

 

 

 

Mario Stäuble in Erklärungsnot

Der Co-Chefredaktor des «Tages-Anzeigers» ist peinlich.

Seine Fähigkeit zur Qualitätskontrolle ist seit dem Fall Kevin Brühlmann stark zu bezweifeln. Seine Bedeutung als zurückgestufter Mit-Chefredaktor war noch nie beeindruckend.

Nun will Stäuble «In eigener Sache» der Leserschaft erklären, wieso in der Berichterstattung des Tagi zum Blutbad von Wallisellen der Name des Entführungsopfers vom Blatt als Scoop zuerst veröffentlicht wurde, um dann gestrichen zu werden. Der ganze Artikel wurde durch die verkniffene Ankündigung ersetzt:

Anschliessend erschien der Artikel wieder, allerdings abgewandelt:

Während die übrigen Medien, inklusive SDA oder NZZ, ungehemmt den Namen von Christoph Berger, Impfchef der Schweiz, nannten. Das möchte Stäuble nun erklären: «Warum wir den Namen des Entführten nennen». Damit verwirrt der elegante Schreiber allerdings, denn die Leserschaft ist ja wenn schon irritiert, wieso er genannt wurde, dann gestrichen, dann wieder genannt, während die Konkurrenz keine solchen Tänze aufführen musste.

Item, man habe bereits am Donnerstagabend den Namen des Opfers gekannt. Daraufhin trat die «erweiterte Chefredaktion zusammen, um unter Beteiligung unseres Hausanwalts die medienethischen und medienrechtlichen Aspekte des Falls zu diskutieren.» Darauf folgt das übliche Geeier. Abwägung, politische Dimension, sicherheitspolitische Fragen, also «sahen und sehen uns gegenüber unserer Leserschaft dazu verpflichtet».

So nebenbei erwähnt Stäuble, dass der Sprecher von Berger bei Kontaktnahme durch die Redaktion klargestellt hatte, «dass Herr Berger keine Berichterstattung über seine Person wünsche». Nun sollte eine «erweiterte Chefredaktion» nebst juristischer Verstärkung wissen, dass das Opfer eines Gewaltverbrechens das Recht hat, seine Namensnennung zu untersagen.

Also könnte es einen kompetenten Co-Chefredaktor nicht gross erstaunen, dass Berger dann zum Mittel der Superprovisorischen griff, als sich der Tagi nicht an diese Forderung hielt. Da Berger offenbar zu diesem Zeitpunkt nur vom Tagi kontaktiert worden war, ereilte auch nur den der Blitz des Verbots der Namensnennung. Nachdem sich dann, angesichts der übrigen Medien, Berger zu einer kurzen öffentlichen Stellungnahme veranlasst sah, fiel dann das superprovisorische Verbot.

Was also Stäuble eigentlich dem Leser erklären sollte: wir haben’s versemmelt. Wir haben den Namen rausgegrübelt, den Betroffenen damit konfrontiert. Soweit noch gut. Wenn der aber sagt, dass er seinen Namen nicht in den Medien lesen will, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Ihn vom Gegenteil überzeugen – oder das akzeptieren. Für Überzeugungsarbeit bräuchte es aber eine gewisse Eloquenz oder auch psychologische Fähigkeiten, was Stäuble offenbar abgeht. Also verstand man sich zur Fehlentscheidung: Opfer will nicht, Namen nennen wir trotzdem.

Was lernt der Leser daraus? Das Blatt wird von kompetenten journalistischen Hirschen gebastelt …