Die Kosmos-Skandale
Inzwischen ist klar: es gibt fünf Skandale um den Bankrott.
Skandal Nummer eins: Einzig und alleine Lukas Hässig vom Finanzblog «Inside Paradeplatz» recherchiert die nackten Zahlen, die hinter dem Konkurs der Kultur-Seifenblase «Kosmos» stehen. Sein Ergebnis ist niederschmetternd: «Kosmos war nur ein einziges Jahr in den schwarzen Zahlen».
Schon 2018, ein Jahr nach dem Start, machte das «Kosmos» happige 1,2 Millionen Franken Verlust. Alleine von Januar bis Ende Juni 2022 wurden es 1,5 Millionen Miese. Nur 2021 gab es mal knapp 400’000 Franken Gewinn. Allerdings nur durch Härtefall-Gelder und Darlehensverzicht. Also war das «Kosmos» von Anfang bis Ende eine Geldvernichtungsmaschine.
Skandal Nummer zwei: Statt diese Zahlen selbst zu recherchieren, lässt Tagi-Reserve-Co-Chefredaktor Mario Stäuble zwei der Mitgründer des «Kosmos» unwidersprochen Unsinn erzählen: «Fakt ist, 2017 bis 2020 florierte das Kosmos. (…) Unsere Umsätze stiegen stetig, der Trend zeigte aufwärts. Abwärts ging es erst im Jahr 2020, als wir abtraten.» Fakt ist, dass das blühender Bullshit ist. Fakt ist auch, dass es oberpeinlich ist, dass das angebliche Qualitätsorgan Tagi einen solchen Quatsch unwidersprochen abdruckt: ««Ja, das Haus war schon immer zu gross, die hatten keine Ahnung von Zahlen» –, aber das muss ich in aller Schärfe zurückweisen. Unsere Finanzen waren solide und mit den branchenüblichen Kennzahlen hinterlegt.» Wolkenkuckucksheim wäre noch eine milde Bemerkung dazu, wenn sich Stäuble auch nur ansatzweise vorbereitet hätte.
Mindestens so schlimm ist, dass die beiden Mitgründer Bruno Deckert und Martin Roth die Mitinitianten Samir und Steff Fischer anschwärzen dürfen, ohne dass die Gelegenheit hätten, sich dagegen zu wehren. Eigentlich müsste ein solches Interview, immerhin mit Beteiligung einer führenden Figur des Tagi, zu einer sofortigen Entlassung führen, dermassen peinlich ist diese journalistische Fehlleistung.
Die beiden Interviewpartner dürfen ohne Gegenwehr einen Blödsinn nach dem anderen verzapfen:
««Kosmos» ist als Marke nicht tot und könnte wie Phoenix aus der Asche aufsteigen.»
Skandal Nummer drei: statt diesem persönlichen Betroffenheitsgesülze und dem Verbreiten von einseitigen, falschen Behauptungen zu widersprechen, zeigt dieses Interview ein weiteres Mal, dass es sowohl den sonst so solidarisch-betroffenen Tagi-Journalisten wie diesen beiden Leidens- und Jammergestalten völlig wurst ist, das durch ihre Unfähigkeit 72 Mitarbeiter im Dezember auf der Strasse stehen und diverse Kleingewerbetreibende auf offenen Rechnungen sitzen bleiben. Das wird mit keinem Wort thematisiert.
Genauso egal ist es ihnen, dass letztlich der Steuerzahler für ihre geschäftliche Unfähigkeit aufkommen muss, sei es, indem der Staatsbetrieb SBB sich Millionen ans Bein streichen muss, sei es, dass ein Millionen-Covid-Kredit nicht zurückbezahlt wird, sei es, dass die Allgemeinheit via RAV die finanziellen Folgen dieser Verantwortungslosigkeit zu übernehmen hat.
ZACKBUM sagte es bereits, wir wiederholen es: zum Kotzen.
Der vierte Skandal besteht darin, dass auch hier die Revisionsstelle BDO bis zum Schluss keinen Anlass sah, die desolate Lage des «Kosmos» offen anzuprangern. BDO testiert ebenfalls die Bücher der Geldvernichtungsanstalt «Republik», die zudem möglicherweise Steuern in Millionenhöhe hinterzogen hat und dafür urplötzlich Rückstellungen von einer runden Million vornehmen musste. Zuvor war BDO nichts aufgefallen …
Der fünfte Skandal besteht darin, dass der vorletzte Frauen-Verwaltungsrat im Frühling dieses Jahres Knall auf Fall zurücktrat. Seine Präsidentin Monica Glisenti behauptet bis heute, dass er die Lage transparent und offen dargestellt habe. Dem widersprechen sowohl der nachfolgende Verwaltungsrat wie auch der offensichtlich blauäugige letzte Investor, der noch eine Million verpulverte. Beide sagen, dass man ihnen gegenüber die Lage beschönigt habe und Informationen vorenthalten worden seien. Daraus werden sich hoffentlich interessante Verantwortlichkeits- und Haftungsfragen ergeben. Auch bezüglich einigen cleveren Aktionären, die noch rechtzeitig vor dem Bankrott ihre Aktien dem nächsten Dummen verkauften.
Zu den Skandalen innerhalb des «Kosmos» gesellt sich nun eine Berichterstattung, die jeglichem journalistischem Qualitätsanspruch Hohn spricht. Die Angestellten des «Kosmos» stehen unverdient und ohne Schuld auf der Strasse. Die Interview-Genies Mario Stäuble und Silas Zindel vom Tagi hätten es verdient, sich zu ihnen zu gesellen.
Diese unerhörte Fehlleistung muss unbedingt in die Geschichte der bittersten Stunden des Qualitätsjournalismus eingehen.
Jaja, der Qualitätsanspruch, der lastet schwer auf der Führung. Wie will man den Schein von Qualität aufrecht erhalten, wenn unter der Motorhaube Inkompetenz, Faulheit, Selbstüberschätzung, Verlogenheit und Führungslosigkeit herrschen? Der Tagesanzeiger kann ja jeden Tag durch Taten den Beweis dafür erbringen, ob die Angestellten dem eigenen Anspruch gerecht werden oder nicht. Und die Leser können das auch beurteilen. Es hat ja einen Grund, warum die Zeitung dünner, die Bilder grösser, die Inserate und die Leserschaft weniger werden und die Reputation stetig sinkt. Das Gegenmittel zu alldem ist bekannt. Aber eben, der mangelnde Mut…
Alles schonungslos richtig gesagt René Zeyer. Co-Chef Mario Stäuble müsste jetzt endlich Nachliefern. Ganze Arbeit ist gefragt zum Wohle der Stadt Zürich.
Gibt es das investigative Team beim Tagesanzeiger nicht mehr, welches die Panama Papers herausgearbeitet hat?
Dieses Fiasko der Inkompetenz muss einen sehr hohen Stellenwert bekommen in der Aufarbeitung. Danke Herr Stäuble.