Peinlich wie bei Bankers
Kann jemand Banker toppen? Aber sicher, zwei abgehalfterte Chefs von Tamedia.
«Ich wähle das Original: Geschnetzeltes «Kronenhalle» mit Rösti (61 Franken).» Kleines Ratespiel: wer ist das? Zweiter Tipp: «Ich bestelle ein Glas Champagner (23 Franken), Stäuble ein Rivella Rot (7.50 Franken). Wir stossen an. À la vie!»
Na also, geht doch: das ist der Bericht «Unseren Abschied als Co-Chefredaktion müssen wir hier feiern.» Man mag es Priska Amstutz und Mario Stäuble gönnen, auf Spesen in der «Kronenhalle» zu tafeln. Allerdings: wie sich herausstellt, ist Stäuble Vegetarier und offenbar Antialkoholiker. Was dann zur Verwirrung mit dem Rivella und zu Schlimmerem führt: ««Planted Geschnetzeltes «Kronenhalle» mit Rösti» (52 Franken)».
Dann wird auch noch gemeckert: «Die Kartoffeln knusprig, die Sauce sidefiin. Toll. Aber ja, der erbsige Geschmack der Fake-Fleisch-Happen drückt durch.» Mit «Kartoffeln meint der Banause offenbar die Rösti. Amstutz setzt ihre Serie schlechter Restaurantbeschreibungen erfolgreich fort: «Die Mousse au Chocolat mit Crème de la Gruyère trocknet das weinende Auge bei einem Abschied.»
Der Tränentrockner au der «Kronenhalle».
Hä? Hat sich die Dame die Schokomasse etwa ins Auge geschmiert? Aber es gibt wichtigere Fragen. Wer trocknet die Augen des Lesers? Wer entschädigt ihn für diese Qual? Wo kann man Schadenersatz fordern? Darf man nun auch auf Kosten des Hauses in der «Kronenhalle» speisen, wenn man verspricht, nichts darüber zu schreiben? Und ganz sicher kein Rivella zu einem vegetarischen Geschnetzleten zu saufen?
Und Hand aufs Herz, sind 23 Franken für einen Schluck Champagner und 61 Franken für ein paar geraffelte Kartoffeln mit wenig Fleisch an flacher Sauce nicht unverschämt?
Aber richtig bang wird es einem bei der Frage: Soll das ein Vorgeschmack auf zukünftiges Wirken von Amstutz und Stäuble geben?
«Ein Adieu und ein gefälschtes Gericht». Schade sagt Stäuble nicht wirklich Adieu und von der «Chefin redaktionelle Innovation bei Tamedia» dürfte noch einiges drohen. Der Artikel ist Beispiel für Werdstrassen BlaBla und Nabelschau, füllt in der Printsausgabe immerhin mehr als 2/3 einer Seite! Die journalsitische Form von Publikumsbeschimpfung auch unter Frau Birrer weiterhin gewährleistet!