Schlagwortarchiv für: Frank A. Meyer

Rücktritt muss man können

Ein Vorbild aus dem fernen Neuseeland.

Die Premierministerin des Kiwi-Staates hat schon viele Zeichen gesetzt. Jüngste Regierungschefin der Welt, Mutterschaft, krisenerprobt, lässt sich ihre Jugend nicht stehlen. Alles wunderbar. Nun setzt Jacinda Ardern noch ein letztes Glanzlicht auf ihre Karriere.

«Habe nicht mehr genug im Tank», so begründet sie ihre überraschende Ankündigung, in einem Monat vom Amt zurückzutreten. Ohne Zwang, ohne Druck, einfach so, weil es für sie reicht.

Was für ein Zeichen vom anderen Ende der Welt. Welch ein Gegensatz zu den Sesselklebern in der Schweiz. Ein Bundesrat Berset, der schon längst hätte zurücktreten sollen, nach dermassen vielen privaten und politischen Flops. Ein CEO Walder, der für seinen Verlag längst zu einer Belastung geworden ist. Damit wir politisch korrekt bleiben, eine Ladina Heimgartner, die ausser vielen Titeln und der fleissigen Verwendung des Worts «Resilienz» nichts vorzuweisen hat.

Aber auch ein Pietro Supino, der Vielfachgescheiterte, dessen rücksichtsloser Sparkurs und dessen Aufteilung von Tamedia in unabhängige Profitcenter zwar den Besitzerclan freut, aber die DNA eines Medienkonzerns unwiederbringlich zerstört.

Der Wannerclan von CH Media regeneriert sich zwar aus sich selbst heraus, nimmt aber für die Inthronisierung eines nur mässig begabten Familienmitglieds den Abgang eines sehr begabten Managers in Kauf. Auch in Basel führte ein überforderter Hagemann die einstmals stolze «Basler Zeitung» fast in den Abgrund, statt rechtzeitig Amt und Würden an einen Begabteren abzugeben.

Auch Publizist Frank A. Meyer ruiniert die Reste seines Rufs mit wirren, widersprüchlichen und dumpfbackigen Kommentaren, einfach, weil man ihn lässt und niemand sich traut, ihm Einhalt zu gebieten,

Bevor der Leser fragt: natürlich ist das bei ZACKBUM ganz anders. Hier wird die Tätigkeit des Redaktors Zeyer durch den Verleger Zeyer genau kontrolliert, während der Herausgeber und Besitzer Zeyer täglich nach dem Rechten schaut. Bislang gilt hier: Redaktor Zeyer darf weitermachen. Auf Zusehen.

Künstliche oder keine Intelligenz?

Vor dieser Frage steht man bei der Sonntagslektüre.

ZACKBUM konnte der Versuchung nicht widerstehen. Denn wir wussten bei diesem Titel, dass sich Gieri Cavelty des Themas annehmen würde:

Sie warnen erstaunlicherweise nicht vor einem Editorial von Cavelty. Denn es ist ein wenig wie bei Loser und Künstliche Intelligenz: schwieriges, sehr schwieriges, eher einseitiges Verhältnis.

Zunächst erläutert Cavelty langfädig, was die neuste Entwicklung der Firma OpenAI (AI für Artificial Intelligence) denn so könne. Es ist schlichtweg ein Chatbot, der den Beweis antreten will, dass er den Turing-Test besteht. Was das ist, weiss Cavelty natürlich nicht, aber das macht ja nichts.

Das interessiert ihn auch nicht sonderlich, denn er hat eine andere Frage: «Wie wichtig ist KI fürs Militär?» Nun halte sich der Leser fest, schnaufe vor Überraschung tief durch und nehme überrascht zur Kenntnis: sehr wichtig.

Geben Sie zu, hätten Sie nie gedacht. Sehen Sie, deshalb erklärt es Ihnen Cavelty auch ganz langsam, so langsam halt, dass er seinen eigenen Gedanken noch knapp folgen kann. Das wäre es dann «mit der Unschuld unseres Sprachassistenten», warnt Cavelty. Nur: wen muss er davor warnen? Vielleicht sein eigenes Verlagshaus, das Software verwendet, die ideal zum Ausspionieren geeignet ist? Den Leser? Der hat KI noch nie für unschuldig gehalten.

Nun kommt noch der Stehsatz von Cavelty: «Die Politik wäre gefordert, Regeln und Standards zu formulieren, um jeglichen Missbrauch künstlicher Intelligenz zu verhindern.» Da muss man allerdings der Intelligenzbestie Cavelty entgegenhalten: Das geht gar nicht, Dummerchen. Das geht nirgends. Oder wie sollten Algorithmen verboten werden, die die USA verwenden, um angebliche Terroristen aufzuspüren und zu ermorden? Soll die Steuertechnik der dafür eingesetzten Drohnen verboten werden? Absurd.

Zweiter Bestandteil von Caveltys Stehsatz: «Die Schweiz spielt in dieser Debatte eine zwielichtige Rolle.» Natürlich, die spielt sie für ihn doch immer und überall. Denn einerseits sei der Bundesrat für ein Verbot von Killerrobotern, andererseits seien Schweizer Hochschulen «zugleich aber an der Entwicklung von KI-Systemen beteiligt, die für militärische Zwecke eingesetzt werden können». Wie fast alle Forschungen auf der Welt, die zudem überall stattfinden.

Was sollte die Schweiz also tun? Man braucht nicht die Hilfe von KI, um Caveltys Antwort vorherzusagen: «ein Zeichen setzen».

Es wäre eine friedliche Anwendung und zudem segensreich: lasst doch bitte, bitte in Zukunft GBT-3 die Editorials von Cavelty redigieren. Nein, bevor da dem Chatbot die Sicherungen durchbrennen und er anfängt, Bytes zu spucken: lasst ihn die Editorials schreiben. Der Leser würde es auf Knien danken.

By the way, ZACKBUM schaffte es noch knapp bis zum Titel «Neutral ist nicht neutral». Schon diese Aussage zeugt weder von künstlicher noch von echter Intelligenz. Es wird aber noch schlimmer:

«Wer der Ukraine militärisch nicht zu Hilfe eilt, obwohl er es könnte, der eilt Putin zu Hilfe: Wer die Ukraine schwächt, stärkt Russland

Hier erhebt sich Frage, ob wir ein gescheitertes Experiment erleben, nicht vorhandene Intelligenz durch künstliche zu ersetzen. Denn es ist – im Gegensatz zum Titel – ein verständlicher Satz. Ein ungeheuerlicher Satz. «Obwohl er es könnte» beinhaltet, dass dem widersprechende Gesetze bezüglich Kriegsmateriallieferungen und Grundsätze der Schweizer Neutralität einfach in den Kübel getreten werden sollen.

Keine Lieferung von Kriegsmaterial an Kriegsparteien? Pfeif drauf, meint Frank A. Meyer. Kein Re-Export via Drittländer, um diesen Taschenspielertrick zu unterbinden? Scheiss drauf, meint Frank A. Neutralität verbietet die Parteinahme mit Kriegsparteien, über die Forderung nach Einhaltung der Menschenrechte hinaus? Kotz drauf, meint Meyer.

Deutschland ist drauf und dran, seine fast gleichlautenden Gesetze in die Tonne zu treten. und ritzt damit, nein beschädigt damit sein wertvollstes Gut: den Rechtsstaat. Soll das die Schweiz wirklich nachahmen? Auch hier könnte KI segensreich wirken. Aber nur, wenn man sie ungestört machen lässt.

ZACKBUM will sich aus diesem Meer an Dummheit herausstrampeln und greift zur NZZamSonntag wie zum Strohhalm, der nicht mehr aus Plastic sein darf, wie die NZZ unnachahmlich schreibt (merke: eine Plastik ist ein Kunstwerk).

Aber:

Fangen wir oben links an. Die Schauspielerin Birgit Minichmayr wird von Anna Kardos hemmungslos angeschwärmt. Urs Gehringer von der WeWo verkörpert die männliche Ausgabe des Journalisten-Groupie, wenn er Herr und Frau Trump anschwärmt. Die NZZaS hat eine ganze Riege aufzubieten; Rafaela Roth schwärmt hemmungslos eine von Niederlagen gedeckelte Anwältin an («eine der geschicktesten Medienanwältinnen des Landes»), Kardos wiederholt das nun bei einer –mit Verlaub – nicht gerade zur ersten Garde gehörenden Schauspielerin. Um ihr Bedeutung zu verleihen, zählt Kardos unter anderem ihr Mitwirken an «Michael Hanekes Jahrhundertwerk «Das weisse Band»» auf. Jahrhundertwerk? Hand hoch, wer noch nie von dieser auf Schwarzweiss umgemechten und digital schwer nachbereiteten düsteren Landsage gehört hat. Hand hoch, wer sich an die (Neben)rolle von Minichmayr erinnert.

Daneben: «Die Haute Cuisine muss sich neu erfinden», auch so ein Stehsatz, der immer hervorgekommen wird, wenn mal wieder ein berühmtes Sternelokal schliesst. Das war beim «El Bulli» in Spanien so, nun ist das «Noma» in Kopenhagen Anlass zum Recycling. Wobei man bei beiden Restaurants sagen muss, dass für die meisten Gernesser weder Molekular- noch Naturholzküche besonders attraktiv erscheint.

Wenn wir schon bei Stehsatz sind: «Platznot im Schweinestall: Tierschutz klagt die Bauern an», da fällt einem beim Gähnen der Unterkiefer auf die Tischplatte. Und schliesslich, man kriegt ihn kaum wieder hoch, halluzinogene Pilze. Der Einzige, der dieses Thema unglaublich gut abhandeln konnte, war William S. BurroughsJunkie», «Auf der Suche nach Yage», «Nacked Lunch»), aber der ist schon ziemlich lange ziemlich tot.

Seither ist auch nicht viel passiert. Studien sagen dies und das, eher das. Ernsthafte Wissenschafter finden halluzinogene Pilze super, andere weniger. Und ein Hinweis auf LSD-Guru Timothy Leary darf nie fehlen, obwohl das eine künstlich hergestellte Droge ist. Mal wieder etwas Burroughs in die Debatte werfen, das gäbe vielleicht einen Kick. Dafür bräuchte es allerdings einen gewissen Bildungshintergrund … Aber eine KI würde das grossartig hinkriegen.

Ach, ebenfalls auf die Front hat es noch die Meinung von Wirtschaftredaktor Markus Städeli geschafft, der erklärt: «KI rebkombiniert Bestehendes. Nur Menschen sind in der Lage, etwas gänzlich Neues zu entwerfen.» Lustiger Ansatz, den er lustig vertieft: «Was Sie den KI-Schwurblern in Davos antworten können.» Wirklich spassig, nicht unlustig durchgeschrieben. Hätte eine KI vielleicht noch etwas schmissiger hingekriegt, aber wir wollen nicht meckern. Nur: bei allem Geschwurbel in Davos sollte die Grundthese schon stimmen. Der schöpferische Mensch im Gegensatz zur mechanisch-repetitiven KI? Sie könne nur rekombinieren, der Mensch alleine entwerfe «Neues»?

Da begibt sich Städeli auf ganz dünnes Eis, und er weiss es. Denn natürlich vermeidet er es, «Neues zu entwerfen» auch nur ansatzweise zu definieren. Dafür käme er wohl um den Begriff Kreativität nicht herum und wäre schnell in der Bredouille, dass Kreativität keinesfalls im luftleeren Raum nur bislang Ungehörtes, Ungesehenes, Ungedachtes, eben genuin «Neues» erschafft. Also ist das auf keinen Fall ein Unterscheidungsmerkmal, aber entspricht einer Vorstellung, die nun nicht gerade auf der Höhe der aktuellen KI ist. Das muss übrigens nicht nur Sprache betreffen; hier wurde von einer KI gefordert, sie solle ein farbiges Selbstporträt eines Roboters malen.

Nicht schlecht, oder:

Wollen wir nach diesem schöpferischen Kunstwerk wirklich noch weiter in der NZZaS wühlen? Eben. Wollen wir überhaupt einen Blick in die «SonntagsZeitung» werfen? Eben.

Splitter und Balken

Gewaltorgien in Berlin und anderswo: Kreide fressen.

Man muss biblisch werden, um diesen Märchenerzählungen gerecht zu werden: «Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?» (Matthäus 7,3)

Da hebt doch der stellvertretende Chefredaktor des Organs mit dem Regenrohr im Logo an: «Doch aus Angst vor dem Vorwurf der «Hetze» begnügt sich das Justemilieu mit dem marxistischen Klischee von den ausgebeuteten Modernisierungsverlierern.»

Zunächst mit Verlaub: «neues Justemilieu», wer hat’s erfunden? Genau, René Zeyer. Einfach for the record. Reza Rafi vom SoBli kritisiert, dass die Medien sich wieder einmal nicht getraut hätten, die Herkunft der überwältigenden Mehrheit der Chaoten und Gewalttäter zu benennen, die in der Silvesternacht in Berlin und anderswo gegen staatliche Hilfskräfte wie Sanitäter, Feuerwehrleute und auch Polizisten mit brutaler Wut vorgingen.

Er mokiert sich merkwürdig über die Berichterstattung von Radio SRF 1: «Mit sanfter Stimme berichtet der Moderator zur Primetime über die «Menschen» auf den Strassen der deutschen Hauptstadt, die sich zur Gewalt hinreissen liessen. Gut, dass es nicht Esel oder Schimpansen waren.»

Schliesslich warnt er: «Vom unehrlichen Umgang mit dieser Problematik und von der selektiven Berichterstattung darüber wird in der Schweiz auf Dauer nur eine Kraft profitieren: die SVP.»

Das ist ja aufrecht und tapfer, zudem ist die Kritik berechtigt. Rafi sieht also die Splitter im Auge der medialen Betrachter. Den Balken im eigenen hingegen übersieht er beim Kreidefressen. Oder hat er schon vergessen, dass das andere Blatt mit dem Regenrohr im Logo in drei Anläufen das Wort «Migranten» aus dem Titel der Berichterstattung kübelte? Von «Migranten» über «Migranten-Mob» zum politisch überkorrekt beschönigendem «Silvester-Mob». Hätte er das in seiner Kritik erwähnt, wäre sie um Welten glaubwürdiger geworden. So ist sie bloss dem allgemeinen Druck gehorchendes Geheuchel.

Kastratengesang aus der Dufourstrasse.

Wir wollten es eigentlich nie mehr tun, aber Frank A. Meyer bettelt geradezu darum, nochmal eingetopft zu werden.

Schnuppernase Meyer vor dem Brandenburger Tor.

Was müffelt denn in der Schweiz so stark, dass es dem Herrn mit der abgedunkelten Brille im fernen Berlin in die Nase sticht? «Schmutziges Geld, kriminelles Geld, kurzum Geld, Geld, Geld.»

Schlimm: «Daraus leitet die westliche Welt von Washington über Paris bis Berlin – neuerdings bis Kiew – das Schlüsselwort zur helvetischen Republik ab: Gier!»

Um die Kirche im Dorf zu lassen: Washington, echt jetzt? Die Kapitale des Landes, in dem die grössten Geldwaschmaschinen der Welt stehen, wo Drogenprofite im Milliardenbereich blütenweiss gemacht werden, wo die grössten Schwarzgeldbunker des Planeten unangetastet üble Gelder beherbergen? Paris oder Berlin, wo in Europa sich Geldwäscher wie im Paradies fühlen? Oder Kiew, die Hauptstadt des korruptesten Landes Europas?

Aber gut, Meyer ist Gast in Berlin, und bevor er in der «Paris Bar» oder im «Borchardt» keinen reservierten Platz mehr hat …

Aber der wirkliche intellektuelle Handstand mit anschliessendem Bauchplatscher kommt erst noch. Denn die Spur von reichen Russen führe nach St. Moritz, und Meyer wittert hier Unrat: «Sogar auf der schönsten Hochebene der Welt müffelt es also inzwischen nach Oligarchen

Oligarchen müffeln? Da scheint doch Handlungsbedarf im Bereich von kulturellem Rassismus vorhanden zu sein. Auf jeden Fall hoffen wir, dass ein frisch geduschter Meyer fortfährt: «Oligarchen, die in ihrer Heimat den Rechtsstaat bekämpfen, suchen das schützende Recht des Rechtsstaates Schweiz.»

Das ist nun eine Ansammlung von Widersprüchlichkeiten, die sich gewaschen hat. Oligarchen bekämpfen in Russland den Rechtsstaat? Wer zum Beispiel? Und gibt es also in Russland einen solchen? Das wäre den meisten Russen eher neu, der lupenreine Demokrat Putin wird sich hingegen bei Meyer persönlich bedanken (vorausgesetzt, der müffelt nicht). Und darf man nicht den Schutz des Rechtsstaats Schweiz suchen? Sollte der sich also seiner eigenen Prinzipien entledigen und für russische Reiche nicht gelten? Laut Meyer ja: «Weiterhin Gastgeber für Oligarchen spielen? Geht gar nicht

Ausgerechnet der «Citoyen» Meyer, der Loblieder auf die Schweizer Bundesverfassung und den mündigen Staatsbürger singt, will hier den Rechtsstaat Schweiz in die Tonne treten? Es reicht ihm wohl noch nicht, dass der Bundesrat als Exekutive Sanktionen fremder Länder in der Schweiz umsetzt, ohne Prüfung, ohne nachgewiesene Straftaten der Betroffenen Besitz beschlagnahmt, Einreiseverbote ausspricht, ohne dass dagegen ein Rechtsmittel möglich wäre?

Es ist ein naheliegender Stabreim, aber er hat ihn provoziert: Meyer müffelt. Nach Altherrenschweiss, wenn nicht nach Schlimmerem.

Fotoromanza mit Frank A.

Worüber er spricht? Egal.

Frank A. Meyer ist genial. Ideal. Einmalig. Unnachahmlich. Am besten ohne Ton zu ertragen. Dafür im Bild.

Weniger Beliebigkeit!

Mehr Relevanz!

Und Engagement!

Ich habe gesprochen.

Man beachte ausserdem: die Bücher (alle gelesen). Den Lehnsessel (selber ersessen). Die hochtoupierten Haare (neu). Das Pochettli (zusammen mit dem Hemd in einer Farbe, die die Natur nicht vorgesehen hat). Und schliesslich die sorgfältig über dem Embonpoint drapierte Krawatte.

Ach, worüber hat er gesprochen? Völlig egal.

Glotzen statt lesen

Wir blättern das Sonntags-Bilderbuch auf.

Es ist die Bilderpest. Nicht nur, dass die Umfänge der Sonntagsblätter seit Langem unter Schwindsucht leiden. Längst vorbei die Zeiten, als die «SonntagsZeitung» sogar Inserate und Beilagen ablehnen musste, weil sie sonst nicht mehr durch den Schlitz der Ausgabebox gepasst hätte. Vorbei. Die Dicke und die Box.

Nun könnte man sich bemühen, den geschrumpften Platz mit mehr Inhalt zu füllen. Also mehr Buchstaben, mehr Denke, mehr Analyse, mehr Schreibstärke. Aber das alles, vor allem die Denke, ist rationiert in den Medienhäusern. Krankgeschrumpft. Nehmen wir zuerst den Trendsetter für alles, was schlechter wird im Journalismus.

Ein SoZ-Interview mit dem wiederauferstandenen deutschen Impfpapst Drosten. Hier sagt er nochmal, was er gerade auf allen Kanälen sagt. Wieso dazu ein halbseitengrosses Ganzkörperfoto gestellt werden muss, das ungefähr so aussagekräftig ist wie das Interview? Zwei Platzhalter, wo früher der Platz mit Inhalt gefüllt wurde.

Geht’s noch schlimmer? Immer. Die Pest ist auch das sogenannte Symbolfoto. Es gibt keine reale Abbildung zur Bebilderung, also greift man in den extra dafür von Bildagenturen aufgebauten Fundus. Schon wieder eine halbe Seite gefüllt, und der Inhalt des darunterstehenden Textes ist bereits im Titel und Lead vollständig und ausreichend wiedergegeben. Statt eine Seite zu verschwenden, hätte es auch eine Kurzmeldung getan.

Auch reale Fotos können zu einem Symbolbild degenerieren. Statt den üblichen Panzer und einen länglichen Artikel hätte die SoZ auch eine knackige Kurzmeldung draus machen können. Schon wieder eine Seite für Wichtigeres freigemacht. Aber wenn das halt fehlt …

Wir kehren zum reinen, völlig überflüssigen Symbolbild zurück, mitsamt einer Frage, die sonst der absoluten Newsflaute vorbehalten ist.

Zwar ausnahmsweise ein echter Mensch auf echtem Foto, aber wieder zusammen mit dem ausreichend erklärenden Titel und Lead getretener Quark, der bekanntlich nur breit wird, nicht stark (Goethe, kann man googeln).

Und als krönender Abschluss noch das faszinierende Foto, wie Kartoffelmilch in ein Glas gegossen wird, ein Prozess, dem man noch nie so gebannt und von nahe beiwohnen durfte. Plus der ernüchternde Text: in der Schweiz kann man höchstens das Bild anglotzen, den Inhalt gibt’s gar nicht.

Wir freuten uns schon, eine neue Kampfgenossin gewonnen zu haben:

Allerdings hatten wir schon nach der ersten Folge leichte Zweifel, ob das was wird. Nun sind wir sicher: wird nix. Immerhin, Badran schreibt über sich selbst: «Meinung ohne Wissen». Oh, Pardon, natürlich nicht, denn beim Wissen hapert es zwar, aber Rechthaberei ist ihre Lieblingsbeschäftigung. Beginnt mit der kühnen Behauptung, gute Medienleute und Politiker hätten gemeinsam: «Sie sind der Wahrhaftigkeit verpflichtet.» Was meint also die nicht gute Politikerin und Medienkritikerin? Sie vergleicht munter Pensionskassen mit der AHV. Kapitalbildungsverfahren gegen Umlageverfahren? Äpfel, Birnen? Ach, ist doch egal. Es ist auch nicht einfach, der doch etwas sprunghaften Badran zu folgen, die mit einer kleinen Medienschelte beginnt, sich dann in den Untiefen des BVG und der AHV verliert, da und dort wäffelt, um dann in die Zielgerade zu biegen: «Es ist unser Job, für möglichst viele Menschen möglichst hohe Renten zum günstigsten Preis zu schaffen.» Renten zum günstigen Preis? Discount-Renten? Hohe Rente, aber billig? Schon wieder eine Kolumne, die man nicht lesen muss.

Leider macht auch die NZZaS den Trend mit: halber Text zum ganzen Preis. Möglichst hohe Informationsdichte im günstigen Angebot? Leider nein:

Fünf Profile, eine älterwerdende Frau, eine kühne Behauptung. Schon ist die Front (fast) gefüllt. Und der Leser not amused.

Eigentlich sollte auch in der Sonntagspresse bekannt sein, dass ein Interview mit dem Dampfplauderer Balthasar Glättli reine Platzverschwendung ist. Genau wie das Riesenfoto, auf dem er aus seinem Fundus mal wieder den Gestus «ich fasse mir wichtig an die Brille» hervorzieht. Peinlich.

Auch die NZZaS frönt der neuen Mode: Grosses Ganzkörperfoto zu heisser Luft nebendran. Warum nicht dem abgehalfterten Sergio Ermotti Gelegenheit geben, seine Nachfolger mit Ratschlägen zu nerven.

Selbst in die Hallen der Kultur dringt fotografischer Sauglattismus. Sagt eine überlebensgrosse Wiedergabe des Klingelschilds von Gurlitt irgend etwas aus? Ausser: verdammt, wir brauchen hier noch ein Foto?

Aber, die NZZaS weiss dann doch da und dort zu versöhnen: Während in der SoZ Badran das Gefäss Medienkritik ähnlich malträtiert wie in der NZZaS Aline Wanner und der schreibende Pensionär, gibt dann immerhin ein kenntnisreicher Essay etwas Stoff:

Zwar ebenfalls so massiv wie überflüssig illustriert, aber daneben hat es Denkstoff.

Das Stichwort für die denkstofffreie Zone am Sonntag:

Das ist eine Schlagzeile, die an Einfalt, Dummheit und Belanglosigkeit, zudem bar jedes Informationswerts, entweder einem durch Inzucht völlig degenerierten Adligen – oder dem «SonntagsBlick» einfallen kann. Er walzt dann das Thema, um das auch die übrigen Sonntagsblätter sehr dankbar waren, auf sagenhaften 15 Seiten aus.

Darunter ist allerdings ein Kuriosum, über das noch lange schallend gelacht werden kann:

Wir haben hier etwas wahrhaft Historisches. Frank A. Meyer verzichtet auf sein Foto (wir erinnern uns mit Schaudern: ein viel jüngerer Meyer mit dunkler Brille vor dem Brandenburger Tor, das nur mühsam Haltung bewahrt angesichts seines fliederfarbenen Jackets, während die Säulen deshalb nicht brechen, weil sie das undefinierbar bunte Pochettli nicht sehen müssen).

Meyer verzichtet auf sein Foto, stattdessen hat er eine Kinderkrakelzeichnung einer Figur hineingestellt, die auf den Strich geht – oder im Begriff ist, über ihn zu stolpern. Sie ist gesichtslos, aber Hut und Handtasche scheinen darauf hinzuweisen, dass es sich wohl um die Queen handeln soll. Die würde es ob dieser Verballhornung wohl bei einem «oh, really?» bewenden lassen, denn sie hat eigentlich alles mit Fassung getragen. Allerdings ist sie noch nicht unter der Erde, da sollte man ihr vielleicht noch mit Respekt begegnen.

Wer hat denn diesen hingezitterten und nachkolorierten Klecks zu verantworten? Ah, da steht der Name der Künstlerin, Lilith Frey. Was, der Name ist Ihnen unbekannt? Das ist DIE Lilith Frey. Ehemalige Moderedaktorin bei der «Schweizer Illustrierte». Dann die erste, letzte und einzige «Feuilleton-Chefin». Beim Blatt für die gebildeten Stände und lesenden Lastwagenfahrer, beim «Blick». Vor allem aber war und ist sie die Lebensgefährtin von Frank A. Meyer.

Nein, lieber Leser, das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass diese, nun ja, diese Illustration das Porträt Meyers ersetzte. Hier zählt einzig der künstlerische Ausdruck, die malerische Bedeutung des Werks. Sagt da etwa jemand, die Körperproportionen stimmten dann auch nicht? Also bitte, der Arm des Jünglings mit der roten Weste von Cézanne ist auch viel zu lang, meckert doch auch keiner. Höchstens darüber, von wem und wo der ausgestellt ist. Aber das wäre wieder ein anderes Thema.

Wir halten aber abschliessend fest: was ist noch schlimmer als eine Meyer-Kolumne mit einem Meyer-Foto? Wir konnten uns nichts vorstellen. Bis zu diesem Sonntag.

Das war der Tag des Herrn

Hilfe, mein Papagei onaniert: Es war aber kein herrlicher Tag.

Frank. A. Meyer hat ZACKBUM erhört. Letzten Sonntag fragten wir, ob er denn gecancelt sei. Jetzt ist er wieder da. Bedauerlich, wir sind schuld, tut uns so Leid.

Denn der Herr, der mit dunkler Brille, fliederfarbenem Jacket und undefinierbarem Pochettli vor dem Brandenburger Tor zu Berlin steht, macht sich mal wieder Sorgen um die Schweiz. Dazu benützt er das ewige Stilmittel der rhetorischen Frage: «Krieg zweier Welten! Zukunft Europas! Was hat das mit der Schweiz zu tun? Was hat die Schweiz damit zu tun?»

Wenn tief gegründelt werden muss, wird der leichte Bildungsrucksack geleert: «Ganz wie Geheimrat von Goethe sagte. In den Schlussversen seines Gedichts «Diner zu Koblenz im Sommer 1774» ….» Nein, auch dem Geheimrat ist nicht alles gelungen, muss man schon sagen. Aber von Meyer zitiert zu werden, das hat er nicht verdient.

Dem «früheren Spitzendiplomat und aussenpolitischen Denker Tim Guldimann» macht es hingegen nichts aus, zitiert zu werden. Das passiert ihm nämlich eher selten. So soll er gesagt haben: «Die historische Grundlage der schweizerischen Neutralität war das Interesse der europäischen Mächte am intakten Söldnermarkt und am freien Zugang zu den Alpenpässen.» Woraus Meyer messerscharf folgert: «Ernüchternder Schluss: Europa hat die Neutralität gewollt, wenn nicht erzwungen!»

Wie auch immer, was folgt denn daraus? Wir folgen mit Meyer wieder Guldimann: «Das frühere Interesse an der neutralen Sonderrolle ist aber bei unseren europäischen Partnern schon lange hinfällig geworden, vielmehr erwarten diese heute unsere Solidarität.»

Nun lässt Meyer noch historisches Wissen aufblitzen: «Es ist wahr, in den Kriegen des 20. Jahrhunderts hat der neutrale Sonderweg der Schweiz existenziell gedient.» Aber nach dem Zweiten Weltkrieg habe die Schweiz dann schrecklich versagt: «Sie weigerte sich, am gemeinsamen Tisch der Zukunftsgestalter Platz zu nehmen – und verzichtete darauf, eine wichtige, weil kluge, weil freiheitserprobte, weil kulturkonflikterfahrene Stimme zu sein; sie setzte sich an den Katzentisch.»

Am gemeinsamen Tisch der Zukunftsgestalter. Wen Meyer wohl damit meint? Etwa die Trümmer-EU, mit zukunftsgestaltenden Mitgliedern wie den Pleite-Griechen, den Chaos-Italienern, den lupenreinen Demokraten in Ungarn? Nun ja, stattdessen schwingt sich Meyer zu einem weiteren Philosophenwort auf, um die Schweiz zu beschreiben: «Bisher lebte sie nach dem Motto des Philosophen Arthur Schopenhauer: «Die Welt als Wille und Vorstellung». Als Schweizer Vorstellung auf der politischen Bühne eine peinliche Vorstellung!»

Nun, in seinem Opus Magnum wollte Schopenhauer eigentlich seine Überzeugung abhandeln: «Die Welt ist die Selbsterkenntnis des Willens.» 40 Jahre lang hatte er daran gearbeitet, und es ist eine Schande, dass er hier für eine billige Polemik herhalten muss. Denn die beiden Starkdenker Guldimann und Meyer wollen die Schweiz offensichtlich ihrer Neutralität entkleiden und stattdessen «Solidarität» walten lassen, was immer das sein mag. ZACKBUM schlägt vor, dass die beiden das doch unter sich ausmachen und Dichter und Denker wie Goethe oder Schopenhauer dabei aussen vor lassen.

Schliesslich sollte jeder, der im «SonntagsBlick» publiziert, die hauseigene Flughöhe beachten; statt Gschwurbel und Geschwülstel ist der SoBli doch wirklich hier mehr zu Hause:

Kurz: Behrami bricht sein Schweigen: gut. Meyer bricht seins: schlecht. Das gilt natürlich auch für Chefredaktor Gieri Cavelty. Der nölt: «Dennoch bleibt uns keine andere Wahl, als die Ukraine in ihrem Freiheitskampf entschiedener denn je zu unterstützen. Es geht darum, uns selbst und der Welt unmissverständlich klarzumachen, dass «der Westen» eben mehr ist als eine blosse Konsumgesellschaft. Dass es vielmehr Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind, die unser Staatswesen und unser friedliches Zusammenleben im Kern ausmachen. Und dass es das Mindeste ist, für diese Werte im Winter die Heizungen etwas runterzudrehen.»

ZACKBUM wusste es. Nach «Frieren für den Frieden» nun «Bibbern für die Demokratie». Wer heizt, hilft Putin. Bald einmal wird der SoBli zur grossen Aktion aufrufen: Kampf den Heizsündern. Den Warmduschern, den Gasfrevlern. Eidgenossen, werdet Eisgenossen. Frostbeulen sind schick. Körperhygiene wird überschätzt. Nehmt euch ein Beispiel: «echli stinke muess es».

Andere Putin-Helfer enttarnt der «Investigativ»-Journalist Fabian Eberhard. Wir erinnern uns, das ist der, der nicht einmal die Büroräumlichkeiten eines Satirikers und eines Internetradios findet. Stattdessen fotografiert er leere Zimmer und behauptet bis heute, dass das keine lachhaften Fake News seien. Aber nun ist er einem neuen «Propaganda-Eklat» auf der Spur:

Der Verein behaupte doch stinkfrech, das von Sperberaugen entdeckte «Z» auf der Bluse einer der Folklore-Damen sei einfach der Anfangsbuchstabe ihres Namens. Aber so lässt sich ein harter Recherchierknochen wie Eberhard nicht einseifen: «Von wegen! Der Verein wird von Putin-Anhängerinnen gesteuert.» Gnadenlos deckt Eberhard auf: «Mit den Kreml-Rockern machten N. und M. (zwei der Damen) auch bei anderen Gelegenheiten gemeinsame Sache. Etwa als sie im Mai zusammen das durch einen Farbanschlag verschmierte Suworow-Denkmal in der Schöllenenschlucht reinigten.»

Man stelle sich nur vor, diese Kriegstreiberinnen reinigten ein verschmiertes Denkmal. Wieso das noch nicht mit strengsten Strafen sanktioniert wurde? Aber Eberhard in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf: «Im kleinen Kreis macht auch N. keinen Hehl aus ihrer Gesinnung.» Der Beweis? «Wie Leute aus ihrem Umfeld erzählen». Aber dank Eberhard wird das nicht so weitergehen: «Die Kriegspropaganda am Schwingerfest hat das Erziehungsdepartement (Basels, Red.) nun aufgeschreckt.»

ZACKBUM hat allerdings aus persönlicher Betroffenheit eine Frage an das Recherchiergenie. Unser Name fängt auch mit Z an. Aber wir waren schon vor dem Ukrainekrieg da. Das gilt besonders für den Redaktor René Zeyer. Den gibt es schon länge als das aus der Sowjetunion hervorgegangene Russland. Aber bevor Eberhard gnadenlos recherchiert, geben wir freiwillig zu: Zeyer findet es schon seit vielen Jahren lustig, eine Gürtelschnalle zu tragen, auf der ein Z abgebildet ist. Dennoch versichern wir, weder an der Reinigung des Suwowow-Denkmals teilgenommen, noch Kontakte zu Kreml-Rockern noch Sympathien für Putin zu haben. Aber wir erwarten gerne die gnadenlose Recherche, wer wir in Wirklichkeit sind.

Wir fragen uns allerdings, das haben wir knallhart recherchiert, kann es Zufall sein, dass ausgerechnet vor der Schwachstrom-Kolumne von Meyer im SoBli dieses Inserat steht?

Das kann doch nur Absicht sein …

Aber nicht nur der SoBli hat sich dem knallharten Recherchierjournalismus verschrieben, Auch die «SonntagsZeitung» deckt auf. Letzte Woche erfreute sie uns mit der Eigenrecherche, dass man mit einem Eisbrecher sowohl durch die Arktis wie die Antarktis brechen kann. Dabei gemütlich in der Spa-Suite liegen, oder aber per U-Boot oder Helikopter Eisbären und anderes Getier in den Wahnsinn treiben.

Diesmal kehrt der Recherchierjournalismus in die Schweiz zurück und deckt auf:

Ist das zu fassen? Sie hat sogar in der Schweiz getanzt. Begleitet von Leibwächtern! Unverschämt, das. Aus irgendwelchen Unterlagen will die SoZ wissen, dass Putins Tochter eine ganze Reihe von Flügen nach Zürich buchte, Rückflug immer am nächsten Tag. Allerdings:

«Ob sie die Reisen tatsächlich machte, … ist unbekannt.»

Ja blöd aber auch, dann ist ja die kühne Behauptung im Lead «besuchte die Schweiz viel öfter, als bisher bekannt war», eine Alternative Wahrheit. Oder der ganze Artikel so stichhaltig, als sei er von Eberhard recherchiert.

Deckt die SoZ sonst noch etwas Weltbewegendes auf? Oh ja:

Also genauer gesagt, untersucht der Autor der «Süddeutschen Zeitung» diese weltbewegende Frage. Und da die Bordmittel der SoZ erschöpft waren, wird das halt im üblichen copy/paste-Verfahren ins Blatt gerückt.

Sozusagen geliehene Küsse in der SoZ, reines Fremdküssen, nicht mal zum Knutschen reicht es aus eigenen Kräften.

 

 

 

 

Sommer-Rubrik: GÄHN

Nichts eignet sich besser für eine Fortsetzung als die Sonntagspresse.

Woran merkt man, dass dem B-Team im Hitzestau wirklich nichts eingefallen ist? An einem solchen Cover:

Elefant tot, Pille out, hübsche Frau, Hitzestau.

Immerhin gibt der Chefredaktor auf Seite zwei dann gleich kontra, was sicherlich von ein paar Hitzköpfen als neue Querelen in der Redaktion interpretieren wird:

Aber es ist heiss genug, sie als Titelgeschichte zu verbraten.

Das hier hingegen ist endlich mal nicht-gähn, aber keine redaktionelle Leistung, sondern eine clevere Werbung:

Aber sogleich wird es wieder Doppelter-Ristretto-Gähn, wenn Felix Gähn Müller nun wirklich überhaupt nichts einfällt, womit er seine Medienkolumne füllen könnte. Aber was muss, das muss:

 

Als mildernden Umstand könnte man höchstens anführen, dass er sich im Niveau der Kolumne der sogenannten Kabarettistin Patti Basler anpassen wollte. Denn schlimmer als flach scherzen ist höchstens, pseudogelehrt scherzen: «Lasst uns mit emporgerecktem Kopf  die Troposphäre zurückerobern, als sei es das natürliche Habitat des Homo volans.» Hä? Kein Stress, einfach gähnen.

Was die NZZaS kann, kann der «SonntagsBlick» schon lange:

FDP-Chef sagt was, abgehalfterter Moderator sagt was, Pfadi macht was.

Geht noch mehr gähn? Oh ja, der stellvertretende Chefredaktor Reza Rafi sagt was; sein Chef hat hitzefrei, also darf er sich am Editorial vergreifen: «James Schwarzenbach machte Fremdenfeindlichkeit salonfähig, die Linken wollten den Staat entwaffnen, Christoph Blocher erfand das Feindbild Europa. Anti-Mainstream garantiert Aufmerksamkeit ebenso wie Aufschreie.» Was will uns Rafi damit sagen? Nichts, ausser eine Doppelspalte Einleitung zu diesem dünnen Schluss: «Im Vergleich dazu wirkt es eher harmlos, wenn der Schweizer FDP-Präsident Thierry Burkart sich im SonntagsBlick-Interview dafür ausspricht, dass der Bund alles tun soll, um die heimischen AKW möglichst lange – und sicher – am Leben zu lassen.»

Wir schleppen uns auch hier ins Ziel. Frank A. Meyer (nein lieber Leser, da müssen wir durch) hat wie immer mit seinem Kommentar die Hand am Puls der Zeit. Da gab es doch mal so eine Flugaffäre mit unserer Knutschkugel BR Berset. Dazu gibt es ein witziges Inserat und einen späten, wohl durch Hitzestau bedingten Nachruf von Meyer. Wir erwarten stehenden Applaus des Lesers, weil wir uns durch den ganzen Text gekämpft haben und nur die Schlusspointe gähnen lassen:

«Alain Berset fliegt hoch, fliegt auf die Nase – fliegt dem Kleingeist davon.»

Hä? Nicht grübeln, wer’s nicht versteht, ist ein Kleingeist.

Allerdings, ganz versteckt und wie nebenbei könnte der SoBli einen Knaller enthalten. Zu diesem Foto muss man wissen, dass beide Herren inzwischen Single sind und mehr oder minder zusammen wohnen; mehr sagen wir nicht, schliesslich ist das deren Privatangelegenheit:

Sieht nach echter Männerfreundschaft aus.

Kann die SoZ noch einen drauflegen im Gähnbereich? Zumindest das Bemühen ist erkennbar:

Bier wird teurer. Seit es Bier und Zeitungen gibt, der Sommerheuler.

Die SoZ schafft aber auch einen ärgerlichen Gähn. Am 20. Juli berichtete «Inside Paradeplatz»: «Leveraged Buyouts krachen – und die CS ist mitten drin».  Am 24. Juli vermeldet die SoZ: «Auf die Credit Suisse kommt ein neuer grosser Verlust zu. Tiefe Zinsen liessen das Geschäft der Banken mit fremdfinanzierten Firmenübernahmen florieren». Deutsch für Leveraged Buyouts. Immerhin wird IP so im Vorbeilaufen im SoZ-Artikel erwähnt. Dass man aber einfach umständlicher, ausführlicher und langweiliger nochmal über das gleiche Thema berichtet – lassen wir das und gähnen einfach ausgiebig.

Wenn man die Preiserhöhung beim Bier schon verballert hat, was kann man dann noch tun, um den Leser am Gähnen zu halten? Richtig, das war nun kein IQ-Test:

Wir holen den grossen Eistee-Test aus dem Kühlschrank und passen einfach auf, dass wir den Stehsatz vom letzten Jahr gut durchschütteln und eiskalt nochmal servieren.

Für alle tapferen Leser, die bis hierher durchgehalten haben: nächstes Wochenende ist dann noch 1. August zu allem Elend. Also wird das ein gesteigertes Gähn-Festival werden …

Hilfe, mein Papagei onaniert: Der Sonntags-Salat

Wöchentlich frisch serviert. Diesmal die SoZ und der SoBli.

Mit der NZZaS hat sich ZACKBUM gerade beschäftigt. Also geben wir dem zweiten Organ der gepflegten Nachdenke, des herrschaftsfreien Diskurses und der geistigen Höhenflüge die Ehre: wir sprechen natürlich vom «SonntagsBlick».

Und lassen sogar dessen Chefredaktor in Ruhe. Denn das Wochenblatt thematisiert, was uns allen unter den Nägeln brennt:

Für ganz Gwundrige: was ist wohl das süsse Geheimnis? Wer mehr als einen Rateversuch braucht, ist disqualifiziert. Aber viel wichtiger als eine Schwangerschaft, als die U-Haft für Bersets Medienchef Peter Lauener ist die schöne Idee, einen Streit vom Zaun zu brechen. Sollte das Gas knapp werden, wer kriegt mehr ab? Industrie oder Haushalte? Was wollt Ihr, frische Gipfeli oder warme Stuben?

Der SoBli fordert seine Leser zu seherischen Höchstleistungen auf:

ZACKBUM sagt ganz klar: ja. Im Winter ist es nicht unüblich, dass man friert. Vor allem im Freien und bei Temperaturen unter null Grad. Ausser natürlich, die Klimaerwärmung verhindert das.

Endlich. Der SoBli zeigt wieder einmal, was Boulevard von fein ziseslierter Analyse in Intelligenz-Blättern unterscheidet. Wobei der Titel sogar eine gewisse kulturelle Bildung durchblitzen lässt, denn er ist eine Anspielung auf den Romantitel «Herr der Fliegen». Hier geht’s dann unzimperlich zur Sache:

Soziopath, wütend, kindisch, plump, machtgierig, skrupellos, narzisstisch. Da stünden Boris Johnson sicher die Haare zu Berge, müsste er diese vernichtende Niedermache lesen. Schön, dass es der SoBli krachen lässt. Einziger Wermutstropfen: seine eigenen Schreiber sind bereits so «metoo»-gestrählt, auf Weichspüler geeicht, können vor Rücksichtnahme fast nicht mehr geradeaus laufen, dass es einen britischen Journalisten braucht, um Johnson fertigzumachen. Dass dessen Namen darauf hinweist, dass er nicht englischer, sondern irischer Herkunft ist, macht sein Rabaukentum verständlich.

Das war die Abteilung Hellebarde und Morgenstern, nun noch zum Meister des feinen Floretts, der geschmackvollen Anspielung. Nun ist es aber leider so, dass ihm ein anderer vor der Sonne steht. Denn obwohl er selbst begnadeter Welterklärer, Ratgeber und analytischer Einordner ist, steht da Erich Gysling, «ein weiser alter weisser Mann», im Scheinwerferlicht. Wird interviewt, befragt, in Funk, Fernsehen und auch im Print. Das weckert ungemein, also nimmt beleidigte Leberwurst Frank A. Meyer ein Kurzzitat unter die Lupe. Gysling sagte nämlich: «Der Westen glaubt, er stehe für gute Werte. Vielerorts sieht man das ganz anders.»

Ist das so, fragt Meyer rhetorisch, gibt es neben westlichen Werten auch andere, südliche, östliche zum Beispiel? Obwohl man den armen Gysling dort eher nicht verorten kann, schimpft Meyer drauflos: «Exakt darauf zielt die Infragestellung der westlichen Wertewelt durch die akademische Kulturlinke: Ihr marxistisches Fortschrittsprojekt ist gescheitert.» Nimm das, Gysling, du Kulturlinker mit gescheitertem Projekt.

Denn sind westliche Werte nur westliche Werte? Keinesfalls, behauptet Meyer, so sei beispielsweise der Kantsche Imperativ, also der Stehsatz von jedem, der sich das Mäntelchen eines philosophisch Gebildeten umhängen will, «ebenso universal wie die Erkenntnis, dass jeder Mensch als Gleicher geboren wird».

Wunderbare Formulierung, nur: als Kant diesen angeblich universal gültigen Imperativ formulierte, wäre es weder ihm noch den meisten Denkern seiner Zeit auch nur im Traum eingefallen, Frauen, Schwarze, fremde Völker im Allgemeinen als «Gleiche» anzusehen.

Aber statt sich um solche Kleinigkeiten zu kümmern, rauscht Meyer eine Baustelle weiter und wirft Kraut, Rüben, Gerübeltes und Gequirltes zusammen: «Mit der Idealisierung der «Edlen Wilden» aus dem «globalen Süden», die für jungfräuliche Reinheit stehen, tarnt die Rousseau-romantische Linke ihr reaktionäres Revoluzzertum und die Gegenaufklärung als hippe Rebellion gegen die verachtete Bürgerlichkeit.»

Nein, lieber Leser, weder aus poststrukturalistischer Sicht, noch unter Zuhilfenahme der Luhmannschen Systemtheorie, auch nicht mit Lacan oder Baudrillard, lässt sich das verstehen, selbst Sloterdijk würde sich vergeblich das zerzauste Haupthaar raufen – wir alle verstehen Meyer nicht.

Vielleicht versteht er auch sich selbst nicht, denn zum Schluss kommt es ihm in den Sinn, dass er doch eigentlich Gysling eine reinwürgen wollte. Also kommt er darauf zurück:

«Der hochverehrte Kollege Erich Gysling hat in besagtem Interview noch einen weiteren einprägsamen Satz formuliert: «Wir im Westen glauben immer, die ganze Welt ticke ungefähr so wie wir. Jetzt sehen wir: Das stimmt nicht.» Weil nicht die ganze Welt tickt wie wir, muss die westliche Welt – die offene Gesellschaft – auch für jene Menschen mitticken, die nicht so leben können, die nicht so leben dürfen wie wir. Die Freiheitsfahne flattert im Westen – aber sie flattert für alle.»

Hier verlassen wir den mittickenden Flattermann Meyer und wenden, leicht unfair, ein abgewandeltes Zitat auf ihn an. Denn er ist wohl der Meinung, am universalen westlichen Wesen müsse die Welt genesen. Aber die Zeiten dieser eurozentristischen Weltsicht sind, ausser bei einigen alten, weissen Männern, schon längst passé.

Als Absackerchen diesmal die «SonntagsZeitung». Beginnen wir mit einem bedenkenswerten Satz der Kriegsgurgel Arthur Rutishauser in seinem aktuellen Editorial:

«Würde der Westen die Ukraine fallenlassen und zu einem Diktatfrieden zwingen, nähmen wir die Kriegsverbrechen der Russen hin. … denn auch bei uns rufen Populisten wie Roger Köppel bereits dazu auf, möglichst rasch einen Frieden auszuhandeln, egal ob wir damit Putins Vorgehen legitimieren.»

Das ist so feine Demagogie, dass ZACKBUM sich fragt, ob Rutishauser das absichtlich so geschrieben hat – oder ob es Zufall war. Eigentlich niemand im «Westen», also zumindest in Westeuropa oder in den USA, was nicht ganz die ganze Welt ist, will die Ukraine «fallenlassen». Niemand will sie zu einem «Diktatfrieden zwingen». Nun kommt der Höhepunkt der Demagogie, er steckt in dem Wörtchen «denn». Damit wird ein kausaler Zusammenhang zwischen einer Forderung Köppels –möglichst schnell Frieden aushandeln – und einen die Kriegsverbrechen legitimierenden Diktatfrieden hergestellt.

Logische Schlussfolgerung: Köppel fordert einen Diktatfrieden, der die russischen Kriegsverbrechen hinnähme. Nicht schlecht für den Chefredaktor eines sogenannten Qualitätsmedienkonzerns.

Der ukrainische Ministerpräsident Denis Schmihal füllt in der SoZ problemlos die Lücke, die durch die Abberufung des ukrainischen Botschafters Melnyk entstand: «Die ganze zivilisierte Welt unterstützt uns.» Konkret unterstützen rund 35 Staaten die Ukraine. Damit will Schimhal offenbar sagen, dass die anderen 165 Staaten der Welt von unzivilisierten Wilden bewohnt oder regiert werden. Und ob sich der Regierungschef mit folgender Aussage noch im Streubereich einer realistischen Weltsicht befindet?

«Unsere Waffen schweigen erst, wenn wir das gesamte ukrainische Territorium zurückerobert haben.»

Das scheint doch, mit Verlaub, so wahnhaft wie der Glaube an einen deutschen Endsieg im Jahre 1944.

Aber, das sei erwähnt und gelobt, die SoZ bietet dem Gottseibeiuns Roger Köppel tatsächlich die Plattform eines grossen Interviews. Das auch der Chefredaktor höchstpersönlich führte. Wenn er allerdings in seinem Editorial so nachtreten muss, ist anzunehmen, dass er im Interview selbst sich den rhetorischen Fähigkeiten Köppel unterlegen fühlte.

Sonst nichts Nennenswertes. Höchstens, dass der «Gesellschaft»-Bund sich offenbar entschlossen hatte, einem Leitmotiv zu frönen. Denn durch faktisch alle Artikel mäandert sich das gleiche Wort. Sie handeln nämlich von Problemhunden, Problemkörpern, Problemgrillieren, Problemlieben und Problemportionen.

Schade, dass der Problembär fehlt.

Hitzegewitter

Wie das Klima, so die Medien.

Sommerloch oder Sommerhitze? Oder beides? ZACKBUM ist sich nicht sicher, wenn wir solche Nachrichten im «Blick» sehen:

Und das, nachdem der Bundesrat schon fröhlich gebechert hatte. Müssen wir hier mit dem Schlimmsten rechnen? Wird Bersets Sprecher seinen Posten behalten? Wir halten den Atem an und nehmen selber einen tiefen Schluck.

Dann haben wir den hier:

Da sitzt ein älterer Herr mit einem deutlich prononcierten, nun ja, Embonpoint bequem in seinem Lehnsessel vor sorgfältig hindrapierter Bibliothek, und fordert kriegslüstern «Waffen, Waffen, Waffen». Das brauche die Ukraine offenbar zuvorderst und in erster Linie. Ob der wohlbeleibte Herr Publizist wohl selbst Hand anlegen wird? Oder lässt Frank A. Meyer es bei Befehlen aus dem Sessel zu Berlin bewenden?

Auch Tamedia hat Unerhörtes zu vermelden:

Wollen wir uns das bildlich vorstellen? Oder lieber nicht.

Selbst die NZZ scheint etwas unter der Sommerhitze, dem Starkregen oder sogar Hagel zu leiden:

An diesem Titel stimmt nun genau – nichts. Es ist kein Urteil, spektakulär schon gar nicht, es waren keine sensationslüsterne, sondern höchstens persönlichkeitsverletzende Artikel. Gewinn herausgeben muss «Blick» ebenfalls nicht. Denn das Gericht hat lediglich entschieden, dass Ringier Zahlen zu liefern habe, mit denen sich dann allenfalls ein möglicher Gewinn berechnen liesse. Wobei die Auffassungen der Streitparteien naturgemäss sehr weit auseinanderliegen. Das Lager JSH geht von Hunderttausenden an Gewinn aus, Ringier rechnet eine knapp fünfstellige Zahl aus. Genaueres wird man in ein paar Jahren wissen. Aber eine saubere Leistung der NZZ.

Etwas dunkel bleibt der Sinn dieser Meldung aus dem St. Galler «Tagblatt»:

Wieso könnte das ein Scherz sein? Wieso ist es kein Scherz? Aber natürlich ist ein «falscher» Fussgängerstreifen illegal. Insbesondere, wenn er von Unbekannten angebracht wird.

Zum Schluss noch eine gute Nachricht und Entwarnung in Sachen Zappel-Leu:

CH Media konnte keinerlei Gezappel bei ihr feststellen. Allerdings traut man ihr dort einen Durchbruch zu. Muss aber vermelden, dass sie keinen erzielen konnte. Was mal wieder bedeutet, dass die EU die Koahäsionsmilliarde gerne kassiert, aber nicht mal Kleingeld herausgibt.

Ein Spätberufener

Frank A. Meyer gendert. Auch das noch.

Der Vor- und Nachdenker des Hauses Ringier knöpft sich in seiner aktuellen Kolumne Aline Trede vor, Fraktionschefin der Grünen im Bundeshaus: «drittens forderte sie einst einen Spritpreis von fünf Franken pro Liter und musste die betrübliche Erfahrung machen, dass dies «nicht mehrheitsfähig» ist.»

Meyer verteidigt hier freie Fahrt für freie Bürger; als passionierter Jaguarfahrer will er dieses Grundrecht nicht infrage stellen lassen. Und überhaupt: «Was stellen sich die grünen Giftspritzer gegen das genialste Gefährt der Gegenwart ihrerseits eigentlich vor

Aber all das verblasst etwas hinter dem ersten Wort dieses Satzes: «Arbeiter*innen können damit rasch die Kinder zur Schule fahren, wenn sie diese noch nicht dem Weg zum Tram oder der Fahrt im Tram anvertrauen wollen.»

Abgesehen davon, dass es schon fast rührend altmodisch ist, von Arbeitern zu schreiben, ist es erschreckend neudeutsch, von «Arbeiter*innen» zu berichten.

Wurde denn nicht schon genug, ausführlich, mit Engelszungen oder polemisch, sprachlich, linguistisch, logisch und mit allen dem Verstand gegebenen Mitteln erklärt, dass das Gender-Sternchen des Teufels ist? Eine unnötige, zwecklose, wirkungslose Vergewaltigung der deutschen Sprache, die sich dagegen leider nicht wehren kann?

Gerade hat doch die NZZaS mal wieder in einem fulminanten Kommentar das Nötige dazu gesagt. Und nun kommt Meyer:

Falsch. Entweder die Bundesratenden. Oder Bundesrat*in. Wenigstens BundesrätIn. Nur so geht das dann mit den Arbeiter*innen in Ordnung. Ein wenig Konsequenz muss auch im Alter sein.