Kleine Sternstunde

Tagi interviewt Duden-Chefredaktorin. Ein funkelnder Stern kommt heraus.

Eigentlich war das Interview ja nur als Begleitgeräusch zu der für viele Tagianer, Pardon, Tagi-Menschen, Tagi-Menschinnen, also Herrgott, Pardon Herrfrau, also Sie wissen, was gemeint ist, schreckliche Ergebnisse zeitigenden Meinungsumfrage gedacht.

Dem Volk, dem dummen, das unbedingt erzogen gehört, ist das Gendern furzegal. Es sagt kräftig nein zu Genderstern, Doppelpunkt, Binnen-I, Ausrufezeichen und anderen Verhunzungen der deutschen Sprache ohne Gewinn. Trotz unermüdlichen und anschwellenden Bemühungen, das zu ändern.

Nun sagt die Duden-Chefredaktorin Kathrin Kunkel-Razum einen wunderschönen Satz, für den man sie abknutschen möchte, wenn das nicht streng verboten wäre und mit langjähriger gesellschaftlicher Ächtung bestraft würde, was vielleicht schon beim Äussern des Gedankens anfängt.

Also es ist nicht ein Satz, sondern ein Gedankengang:

«Was ich an diesen Debatten wirklich als anstrengend empfinde, ist der Satz: «Es ist doch viel wichtiger, dass Frauen den gleichen Lohn haben.» Aber wie kommen wir da hin? Nur über die Sprache. Das gilt für die Lösung all unserer Probleme. Alles findet über die Sprache statt. Und diese muss präzise sein.»

Welch Déformation professionelle. Welch strahlende Dummheit liegt in dieser Fehlüberlegung. Sie hat etwas Kindisch-Kindliches, wischt man das Wort Ungeheuer weg, dann ist auch die Bedrohung weg. Noch schlimmer: die Lösung all unserer Probleme fände über die Sprache statt? Auch in der Ukraine? Bei Machtfragen? Die Lösung von Gewalt, Verbrechen und allem Übel der Welt liegt in der Sprache? Frauen erkämpfen sich gleichen Lohn über die Sprache?

Die 78 erregten Tamedia-Frauen mit ihren bis heute nicht in einem einzelnen Fall belegten Behauptungen von Diskriminierung und männlicher Dominanz: sie forderten dies und das, aber gleicher Lohn, die Wiedereröffnung der Kinderkrippe oder andere materielle Verbesserungen gehörten nicht dazu.

Weil eben auch für sie die Welt eine viel bessere ist, wenn Schulaufsatzschreiberinnen wie Salome Müller die Leser ihres NL mit einem «liebe LeserInnen*» quälen konnte. Das Sein bestimmt das Bewusstsein, das Materielle das Ideelle, so viel Marxismus muss dann schon noch sein, obwohl das unbestreitbar ein Mann war.

Aber wir danken der Duden-Chefredaktorin ausdrücklich. Knapper kann aus berufenem Mund der Grundlagenirrtum all dieser Sprachvergewaltiger nicht auf den Punkt gebracht werden.

Wumms: Aline Trede

Grün ist die neue Farbe der Heuchelei.

AKW? Ja, bitte. Kohlekraftwerke? Warum nicht. Seilschaften, Vetterliwirtschaft? Ach ja. Idiotische Rückgabe von Kunstwerke an ein gruseliges Königshaus in Nigeria? Aber ja.

Toleranz gegenüber anderen Meinungen? «Stoppt dieses Scheissbuch.» Das ist nicht etwa der Ausraster eines anonymen Amoks, sondern eine Äusserung der Fraktionschefin der Schweizer Grünen im Nationalrat. Einer Politikerin unwürdig, einer Nationalrätin unwürdig, müsste eigentlich mit einem Parteiausschlussverfahren von Aline Trede beantwortet werden. Wenn Anstand bei den Grünen noch etwas gälte, müsste sie zumindest als Vorsitzende zurücktreten.

Es geht aber noch schlimmer. Die Grünen, die Linken, sind ja an vorderster Front dabei, wenn es um den Klimaschutz geht. Besonders das Fliegen ist ihnen dabei ein Dorn im Auge. So forderte der SP-Genosse Cédric Wermuth schon mal, dass alle Flüge verboten werden sollten, die innerhalb Europas zu Zielen führten, die in weniger als «zehn bis zwölf Stunden mit dem Zug erreichbar sind». Nun ist Berlin in 8,5 Stunden von Bern aus bequem per Bahn erreichbar. Das hinderte Wermuth aber nicht daran, zusammen mit seinem Co-Vielschwätzer Fabian Molina für ein unscharfes Foto mit dem damaligen Wahlgewinner Olaf Scholz – nach Berlin zu fliegen.

Flugrekordhalter im Nationalrat ist übrigens ungeschlagen der SP-Genosse Andi Gross, auch ein grosser Kämpfer für Umweltschutz und Frieden.

Aber auch Trede ist nicht schlecht unterwegs, denn wenn etwas den anstrengenden Alltag eines Berufspolitikers versüsst, dann ist es das Parlamentarierreisli. Reise, muss man in diesem Fall sagen, denn Trede ist gerade in Brasilien und Uruguay unterwegs. Irgendwas in Sachen Umweltschutz, kann man natürlich nur vor Ort anschauen. Schliesslich wird die Reise ja vom Steuerzahler berappt.

Auch für Trede gilt das gute Politikerwort: was geht mich mein eigenes Geschwätze an. Denn auf ihrer Webseite verkündigt sie:

«Ich fliege nicht und finde, dass es in Europa für mich noch genug zu entdecken gibt.»

Vielleicht könnte man das leicht umformulieren: Ich fliege nicht, ausser, ich fliege doch. Es gibt in Europa noch genügend zu entdecken, aber in Brasilien und Uruguay halt auch.

Heuchelei ist grün. Wasser predigen und Wein saufen, das taten früher die Pfaffen. Heute sind’s die Grünen. Natürlich antwortete Trede nicht auf eine höfliche Anfrage.

Das Schweigen der Beiräte

Beiräte sind eine Zier. Bei «Netzcourage» eine Zierleiste.

Aufgrund zugespielter Chats und ungenierter Meinungsäusserungen hat «#hateleaks» die Abgründe der beiden Exponenten von «Netzcourage» ausgeleuchtet. Jolanda Spiess-Hegglin, Gründerin, Geschäftsführerin und Diktatorin, und «Hansi» Voigt, Strippenzieher, Einflüsterer und Vereinspräsident, wären als Duo infernal mit ihren Hetzkampagnen gegen eine missliebige Journalistin selber ein Fall für «Netzcourage». Wenn sie nicht der Fall «Netzcourage» wären.

Nun verfügt dieser famose Verein auch über einen illustren «Beirat». In ihm figurieren Sibylle Forrer. Christin, Pfarrerin, Sprecherin des «Wort zum Sonntag», gerne meldet sie sich zu diesem und jenem zu Worte. Cornelia Diethelm, Multitalent, Dozentin an der HWZ, Gründerin des «Centre for Digital Responsabilty», langjährige Verantwortliche für «Wirtschaftsethik» bei der Migros. Dann Claude Longchamp, der Mann mit der Fliege, Meinungsforscher und präsent auf allen Kanälen. Malte Polzin (ehem. CEO DeinDeal), und Martin Steiger, Anwalt und Spezialist für Internet-Rechtsfragen.

Alles ausgesprochen öffentlichkeitsaffine Gestalten, um es zurückhaltend zu formulieren. Sie alle wurden mit ausreichend Antwortfrist angefragt, ob sie angesichts der schweren Zweifel an der charakterlichen Eignung von JSH und Voigt für ihre Positionen an Rücktritt dächten, ob sie wenigstens interne Aufklärung und Aufarbeitung fordern.

Antworten: vier Mal verkniffenes Schweigen, kein Wort, nichts. Nur Steiger verstieg sich (Pardon) zu einer hübsch sophistischen Antwort: «Als Beiratsmitglied stehe ich dem Vorstand von #NetzCourage weiterhin mit meinem Fachwissen zur Verfügung: Der Vorstand fragt, ich gebe Rat. Meine Beiratstätigkeit erfolgt ausschliesslich gegenüber dem Vorstand und nicht gegenüber der Öffentlichkeit.»

ZACKBUM konstatiert wieder einmal: nicht nur JSH und Voigt sind gross im Austeilen, werden aber ganz klein, wenn man sie selbst etwas fragt. Auch diese Figuren im Beirat wollten sich einfach mit einem klingenden Titel (wir beraten etwas Gutes) schmücken, waren sich aber nicht über die Konsequenzen im Klaren, wenn sie sich mit der hasserfüllten Kämpferin gegen Hass im Internet und ihrem Adlatus Voigt einlassen.

Eigentlich müsste es jeden grausen, in einem solchen Beirat für Unrat zu sitzen. Aber offensichtlich sind diese Fünf unerschrocken genug, das einfach schweigend auszusitzen. Peinlich.

Newsblamage bei Hetzcourage

Erschreckendes über «Netzcourage». Die Mainstream-Medien schweigen.

In einer ganzen Serie hat Michèle Binswanger mit Hilfe eines Investigativteams Tausende von internen Äusserungen von Exponenten von «Netzcourage» ausgewertet. Ergebnis: Präsident Hansi Voigt und Gründerin und Geschäftsführerin Jolanda Spiess-Hegglin haben mit allen fiesen Tricks, «Drecksarbeit» und vielen Helfershelfern versucht, eine Buchpublikation zu verhindern und die Autorin so fertigzumachen, dass sie am besten «auswandern» sollte.

Ein Fall für «Netzcourage», der Fall von «Netzcourage». Das wäre eigentlich ein Anlass für die Mainstreammedien, die sonst jeden Furz einer angeblichen Diskriminierung einer Frau tief einatmen, breit zu berichten. Stattdessen: tiefes Schweigen im Blätterwald. Lediglich «20 Minuten» traute sich mit einer zerquälten Story an die Öffentlichkeit, die vor Konjunktiven und Möglichkeitsformen nur so strotzte.

Ringier? Will das Thema JSH weiträumig umfahren, solange der Prozess wegen Gewinnherausgabe läuft. Tamedia: hat lange Zähne, weil Binswanger dort in leitender Position tätig ist. NZZ? Will sich nach Ausflügen in den Themenbereich «Roshani/Canonica», die nicht sehr glücklich verliefen, lieber vornehm zurückhalten. CH Media? Will vielleicht ihren ehemaligen Leiter Publizistik, den JSH-Lautsprecher Pascal Hollenstein, schützen. Ob bei seinem abrupten Abgang Stillschweigen auch hierüber vereinbart wurde?

Natürlich schweigen wie gemeldet auch die Beiräte und natürlich JSH sowie Voigt auf entsprechende Anfragen.

Binswanger wurde am Mittwoch in Basel wegen Verleumdung verurteilt. Der Prozess drehte sich um einen einzigen Tweet, den Binswanger 2020 abgesetzt hatte und in dem sie JSH vorwarf, «einen Unschuldigen der Vergewaltigung zu bezichtigen». Das bewertete der Einzelrichter als «massiv ehrverletzend». Binswanger hat angekündigt, in Berufung zu gehen.

Darauf rauschte es im Blätterwald, die Mediendatenbank SMD zählt alleine am Tag des Urteils 47 Treffer. Eine fünfteilige Serie mit der Auswertung von Tausenden von Textnachrichten, die eindeutig belegen, wie hier eine hinterlistige Kampagne in Bewegung gesetzt wurde, um Binswanger unmöglich zu machen und die Publikation ihres geplanten Buchs mit allen Mitteln zu verhindern. Medienecho: nahe null. Vorläufiges, nicht rechtskräftiges Urteil wegen eines Tweets: grosses Kino.

Schäbiges Kino. Die meisten Medien, darunter auch «Blick» oder «Tages-Anzeiger», übernahmen einfach die SDA-Tickermeldung zum Prozess. Die NZZ, die bislang eisern geschwiegen hatte, nahm die Enthüllung der Hetzkampagne auf. Aber wie: «Veröffentlicht worden sind die Auszüge in mehreren Beiträgen auf einem Blog von Binswanger, wobei nicht klar ist, wer die Sache recherchiert und verfasst hat.» Das ist wohl nebensächlich, da es sich unter der Verantwortung von Binswanger abspielt, die Authentizität der Belege für diese Schmierenkampagne wäre wohl wichtiger zu erwähnen.

Immerhin räumt Daniel Gerny dann ein: «Die zitierten Chat-Wortmeldungen sind teilweise krass und lassen sich mitnichten mit Spiess-Hegglins Ansinnen vereinbaren, Hass im Netz zu bekämpfen.» Um sofort zu relativieren: «Allerdings ist vorderhand vieles unklar oder bleibt ohne Kontext und wird von den Betroffenen teilweise gar bestritten.» Wer die Dokumentation durchgelesen hat, fragt sich, was wohl Gerny angeschaut hat.

JSH selbst gibt sich abgeklärt und ruft alle Beteiligten zur Mässigung auf. Was im leichten Widerspruch zur Ankündigung ihrer Anwältin steht, dass die Veröffentlichung der Chatprotokolle neue Verfahren nach sich ziehen werde. Vielleicht sollten sich die beiden absprechen.

Schmerzlich peinlich ist aber, dass dieses Urteil auf einem Nebenschauplatz dermassen publizistische Aufmerksamkeit erregt – während der aktuelle Skandal einer nachgewiesenen Hetzkampagne keiner Erwähnung wert war. Ausser in der «Weltwoche» und in einigen wenigen, kleinen Plattformen.

Noch peinlicher ist es, dass alleine ein kleines Organ über diese Affäre so berichtet, wie es auch den sogenannten Qualitätsmedien anstünde: die «Jungfrau Zeitung». Seit 2020 nur noch als Internet-Ausgabe erhältlich, die sich aber laut eigenen Angaben der Aufmerksamkeit von 400’000 Nutzern erfreut. Ausgerechnet die kleine Gossweiler Medien AG, inzwischen in vierter Generation inhabergeführt, zeigt’s den vermeintlich Grossen, wie Berichterstattung geht.

Man kann die Auseinandersetzungen zwischen JSH und Binswanger als Zickenkrieg abtun, man kann sich gelangweilt abwenden. Aber man darf nicht übersehen, dass die Berichterstattung hierüber einen weiteren Tiefpunkt des medialen Schaffens der verbliebenen Rumpfredaktionen von Tamedia, CH Media und Ringier darstellt. Selbst die NZZ macht hier keine gute Falle, wie schon im Roshani-Skandal.

ZACKBUM bleibt dabei: dieses Zwischenurteil über einen einzigen Tweet ist erwähnenswert, aber Kurzfutter. Die Abgründe, die die fünfteilige Enthüllungsserie über die beiden Protagonisten von «Netzcourage» und ihre Helfershelfer aufzeigt, notabene eines Vereins, der auch mit Steuergeldern alimentiert wurde, wäre eine breite Berichterstattung wert gewesen. Aber auch diesen Teil des Handwerks – gewichten, einordnen, priorisieren – haben die überlebenden Redaktoren in ihren Verrichtungsboxen längst vergessen.

Tamedia bricht sich über die mangelnde Akzeptanz der Gendersprache einen ab, plädiert für mehr Sichtbarkeit. Hier wird eine Frau übel gemobbt, dazu noch eine eigene Mitarbeiterin, ausgerechnet von der hasserfüllten Kämpferin gegen Hass im Internet, samt Adlatus und Büttel – und das ist Tamedia weder einen Kommentar, noch eine Erwähnung wert? Aber ein juristischer Zwischenbescheid, das gibt immerhin ein copy and paste von der SDA. Das ist nun wirklich, um es im Tamedia-Stil zu sagen, zum K***.

Lachnummer Kovic

SRF und der Griff ins Klo. Oder wie der Bock zum Gärtner wird.

Haben wir gelacht. SRF engagiert den Tausendsassa Marko Kovic (bitte ik aussprechen) als Experten und Helfer für ausgewogene Berichterstattung.

Anlass, einige der vielen Sumpfblüten dieses letztlich ungebildeten, mit pseudowissenschaftlichen Versatzstücken hantierenden Narrativ-Clowns vorzuführen. Wir übernehmen keine Garantie gegen Überspannung des Zwerchfells.

SVP-Aeschi? «Rassistische Fantasien». Kovic zu Kurt PeldaWeltwoche»): «Im Ukraine-Krieg begeben sich auch Journalist*innen ohne ausreichende Vorkenntnisse und Kontakte in das Krisengebiet. Das ist für die Betroffenen gefährlich und führt zu oberflächlicher Berichterstattung.»

Kovic über das «Intellectual Dark Web»: «Von «alternativen» Kanälen wie YouTube und Podcasts über quasi-journalistische Meinungspublikationen wie die «Weltwoche» oder den «Schweizer Monat» bis hin zur Neuen Zürcher Zeitung.»

Kovic über seinen wissenschaftlichen Rucksack: «Mit Schamesröte im Gesicht muss ich gestehen: Frau Brodnigs Buch kenne ich noch gar nicht.»

Kovic zu einem SVP-Vorstoss: «Das ist schlicht ungefilterter, entmenschlichender Hass.»

Kovic als Denunziant ad personam: «Personen wie Milosz Matuschek, Gunnar Kaiser, Roger Köppel, Milena Preradovic, Tamara Wernli, Daniel Stricker, Henryk Broder und Plattformen wie «Die Achse des Guten», der «Nebelspalter», «Die Weltwoche», der «Schweizer Monat» bilden prominente Knotenpunkte im deutschsprachigen IDW.»

Kovic und das Schwurbeln: «Unter der gekünstelten Rationalitäts-Patina verbirgt sich nämlich nicht nur eine eigentliche, oft mit Sarkasmus und Häme zelebrierte Irrationalität, sondern auch eine konservativ-reaktionäre Weltsicht.»

Kovic und seine wissenschaftlich fundierte Meinung zu einer «Arena»-Sendung, in der auch kritische Stimmen zur Corona-Politik zu Wort kamen: «Auch der Kommunikationswissenschaftler Marko Ković findet, die SRF-Sendung sei «ziemlich in die Hose gegangen»». (Sorry, aber so wurde sein Nachname geschrieben.)

Kovic und seine Philippika über objektiven, ausgewogenen Journalismus: er ist gegen «neutrale, ausgewogene» oder gar «objektive» Berichterstattung. «Neutral» bedeute nämlich, «dass gesellschaftliche Missstände nicht aufgedeckt» würden. Denn neutraler Journalismus sei gar nicht neutral, «sondern zugunsten bestehender Machtverhältnisse verzerrt».

Jemand, der grundlegende Werke zu seinem Thema nicht kennt, jemand, der die NZZ als «quasi-journalistische Meinungspublikation» denunziert, jemand, der als Meinung zu einer Sendung wissenschaftlich von «in die Hose gegangen» schwafelt, jemand, der von «gekünstelter Rationalität-Patina» schwurbelt – vor allem aber jemand, der sich ganz klar gegen «neutralen Journalismus» ausspricht, ausgerechnet der soll neutralen Journalismus lehren?

Der Fuchs im Hühnerstall möchte nur die Federn glattstreichen. Der Bullterrier will nur spielen. Andreas Glarner gibt einen Kurs über multikulturelles Zusammenleben mit non-binären Asylsuchenden. Putin referiert über lupenreine Demokratien. Und Kovic, nein, das muss ein Witz sein.

PS: Auf die Frage, ob jemand, der sich klar gegen sogenannte «neutrale Berichterstattung» ausspricht, der geeignete Kursleiter sei, antwortet der verantwortliche Gerhard Bayard, Leiter Human Resources bei SRF, mit dem vorgestanzten Text: «Marko Kovic wird in diesem einstündigen Webinar nicht als politischer Meinungsträger auftreten, sondern als Sprachwissenschaftler, der sich intensiv mit dem Thema Bias auseinandersetzt. Marko Kovic ist sich allen Bias und Noises sehr bewusst und wird gerade deshalb ein spannendes Webinar liefern – als neutraler, analytischer Sprachwissenschaftler.»

«watson» für Dummies

Man kann auch mit einer einfachen Grafik alles in den Sand setzen …

ZACKBUM wusste zwar, dass in der Schweiz kein Deutsch gesprochen wird. In Österreich ebenfalls nicht. Aber auch nicht in Deutschland selbst? Dafür aber schwergewichtig in Frankreich, der Türkei, den USA und Brasilien? Dazu in Russland, Südafrika, Neuseeland oder Spanien?

Wer «watson» liest, wird jeden Tag schlauer. Oder so.

Die Linke und die Waffen

Waffenexporte sind pfui. Bührle und so. Ausser aber …

Eine vornehmste Aufgabe des Intellektuellen besteht darin, Locken auf der Glatze zu drehen. Sogar Glatzen auf der Locke. Also mit viel Hirnschmalz etwas hin- oder wegerklären, was für den Normal-Vernünftigen ein schreiender Widerspruch ist.

Paradebeispiel dafür die die grüne Energiepolitik. Wenn etwas noch schlimmer als AKW sei, dann Kohlekraftwerke. Dreckschleudern, Umweltverschmutzer, widerwärtig. Niemals würde ein Grüner dafür plädieren, Kohlekraftwerke weiter laufen zu lassen, gar neue zu bauen. Ausser, er ist grüner Wirtschaftsminister in Deutschland.

Wenn die SP mit den Grünen, überhaupt mit allen Linken und Alternativen etwas eint, dann ist es die Abscheu gegen Krieg. Ausser, man ist grüner deutscher Aussenminister und befürwortet den völkerrechtswidrigen Krieg gegen Serbien und die Abspaltung des Kosovo, obwohl auch Deutschland die territoriale Integrität Serbiens nach dem Zerfall Jugoslawiens garantierte. Und die Schweizer SP-Aussenministerin dafür sorgte, dass die Eidgenossen zu den ersten und bis heute wenigen Ländern gehört, die den Kosovo anerkennen.

Niemals würde ein grüner Minister seinen Staatssekretär entlassen, nur weil der mal einen Fehler gemacht hat. Ausser, er entlässt ihn, weil der einen Fehler gemacht hat. Es gäbe auch in der Schweiz genügend Beispiele für unsinnige und widersprüchliche Forderungen von Molina, Wermuth, Glättli, Arslan, Seiler Graf oder Schlatter.

Besonders peinlich ist aktuell das Eiern in der Frage «Waffenlieferungen an die Ukraine». Denn eigentlich sind Kriegsmaterialexporte des Teufels, die Schweizer Rüstungsindustrie profitiert von Leid und Tod auf der Welt, Bührle lässt grüssen, jede Verschärfung des Waffenexportgesetzes ist zu unterstützen, stopft hier die letzten Löcher.

In all diesen Fällen wird (vergeblich) viel Hirnschmalz, Rabulistik, Rhetorik, geradezu scholastische Umdeutung, Auslegung, Verbiegung und absurde Logik verschwendet, um am Schluss sagen zu können: die Erde ist doch eine Scheibe, und auch das Gegenteil vom Gegenteil ist wieder richtig. Je nachdem.

Blöd nur für all diese Schwurbler: die Kirche kann sich wenigstens auf das geoffenbarte Wort Gottes berufen, bei freibleibender Interpretation. Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt? Nun ja, also ausser, er kauft sich mit einem Ablass von dieser Sünde frei. Du sollst nicht töten? Im Prinzip niemals, besonders keine ungeborenen Kinder. Aber im Krieg, nun, wenn der Pfaffe die Kanone gesegnet hat, wenn der Papst die Kreuzritter mit «deus vult» (Gott will es) dazu aufstachelt, Jerusalem zu «befreien» und dafür in Blut zu waten, dann ist das etwas anderes.

Vor ähnlichen Problemen stehen Schweizer Grüne und SP-Genossen, wenn es um die strikte Einhaltung des Rüstungsexportgesetzes geht, um den entschlossenen Kampf gegen das Töten von Menschen mit Schweizer Waffen. Ausser …

Wenn man sich eher unter sich fühlt, wird man gesprächig. Daher ist ein Interview, das die beiden Sicherheitspolitikerinnen Priska Seiler Graf (SP) und Marionna Schlatter (Grüne) der WoZ gaben, herausragend komisch. Seiler Graf muss die Kehrtwende wegsalben, die die SP bei der Frage von Waffenexporten vollführte. Von strikt dagegen zu «im Prinzip nein, aber über Drittländer schon». Das sei, was sonst, «ein relativ schmerzhafter Prozess» gewesen. Denn natürlich bleiben Waffenexporte das, was dieselbe Seiler Graf noch im September 2021 anprangerte:

«Es kann nicht sein, dass der Bundesrat über die Hintertüre wieder Waffen in Länder wie die Ukraine oder die Türkei exportieren kann.»

Dumm gelaufen, da gilt natürlich das gute Politiker-Wort: Was geht mich mein dummes Geschwätze von gestern an, und hoffentlich erinnert sich niemand mehr an meine damalige Pressemitteilung. Denn nach vielen Schmerzen hat Seiler Graf nun ein geniales neues Argument gefunden: «Wir versuchen, eine extreme Aufweichung des Kriegsmaterialgesetzes zu verhindern

Augustinus jubelt im Himmel über diese geniale Verdrehung. Die SP ist nicht mehr strikt gegen Waffenexporte, sondern für ein bisschen, aber nur, damit es nicht zu viel wird. Grossartig. Und warum sollten eigentlich über Drittstaaten Waffen an die Ukraine geliefert werden? «Die Ukraine verteidigt unsere demokratischen Werte, da braucht es Unterstützung, nötigenfalls auch mit Waffen.»

Ach was, gehört auch zu den verteidigungswerten demokratischen Werten die korrupten Präsidialherrschaft in der Ukraine, in der oppositionelle Parteien verboten werden und eine Pressezensur wie in Russland herrscht, in der gerade ein Richter des obersten Gerichts wegen Annahme von Schmiergeld verhaftet wurde? Aber gut, Seiler Graf kann sich natürlich nicht enthalten, auch noch eine Spitze gegen die Schweizer Grünen abzuschiessen: «Die Grünen in Deutschland sehen das ja auch so.» Denn die tragen sogar Regierungsverantwortung dafür, dass unter klarem Rechtsbruch immer mehr und immer schwerere Waffen, inklusive Panzer (was kurz zuvor noch «ausgeschlossen» war), an die Ukraine geliefert werden.

Die Schweizer Grünen sind aber strikt dagegen. Was fällt da Schlatter Schlaues ein? «Deutschland ist Mitglied der Nato und damit Teil eines Militärbündnisses. Wenn ich in Deutschland in der Regierung wäre, würde ich auch anders entscheiden als hier in einem kleinen, neutralen Land.» Ach so, die Frage von Waffenlieferungen kann so oder so beantwortet werden. Je nach Grösse und so.

Wie meint Schlatter dann noch weise: «Der Krieg hat viele Linke in ein Dilemma gestürzt, das wir aushalten müssen.» Aber während es momentan nur Geeier im Dilemma geben kann, ein klares «Jein», ein «ja zu nein, aber auch ein nein zu ja, trallala», stimmt die grosse Perspektive noch, auf die sich beide Schwurbler (generisches Maskulin) einigen können: «Langfristig können wir diesen Teufelskreis nur mit globaler Abrüstung durchbrechen, besonders der Atomwaffen

Kurzfristig Waffenlieferungen für einen Krieg, was beide grundsätzlich befürworten, die eine will das nur nicht mit Schweizer Beteiligung. Aber langfristig werden wir dann alle Brüder (und Schwestern), Amen. Und da soll noch einer sagen, Politiker (generisches Maskulin) täten nichts gegen den zunehmenden Vertrauensverlust.

 

Gender-Resistenz

Mal wieder blöd gelaufen: Schweizer sprechen nicht politisch korrekt.

Man merkt das Naserümpfen dem Artikel im «Tages-Anzeiger» deutlich an. Ein Drittel aller befragten Schweizer sagen in einer Meinungsumfrage, dass sie das Wort Zigeuner gerne und häufig verwenden. Obwohl der abgewirtschaftete Duden es als «diskriminierend» brandmarkt. Dabei musste schon die inzwischen entsorgte Tagi-Mitarbeiterin Aleksandra Hiltmann erschüttert festhalten, dass sich der Sohn von Django Reinhard selbst und gerne als «Zigeuner» bezeichnet: «ist das richtige Wort für mich». Das störte etwas beim Aufregen über das Z*-Schnitzel (Sie wissen, was gemeint ist).

Schlimmer noch, auch das M-Wort, das der Tagi nie mehr ausschreiben will, sei im Schwange; Schweizer sagen immer noch (sensible Leser, Augen zu und durch) Mohrenkopf. Sie sagen auch Asylant, obwohl doch angeblich «Asylbewerber» richtig sei. Was aber auch wieder falsch ist, Ihr Tagi-Pfeifen. DER Asylbewerber, merkt Ihr was? Asylbewerbender* muss das heissen. Und wann schafft Ihr endlich DER «Tages-Anzeiger» ab, womit Ihr mehr als die Hälfte Eurer Lesenden diskriminiert, hä?

Aber es ist alles noch schlimmer, «Nur 18 Prozent geben an, dass die «Gleichstellung der Geschlechter» ein drängendes Problem» sei. Deshalb antworten 75 Prozent der Befragten mit einem knallharten, männlichen, diskriminierenden Nein auf die Frage, ob sie auf «eine gendergerechte Sprache» achten würden.

Raphaela Birrer, Ihr Rat ist gefragt. Eigentlich nicht, aber sie gibt ihn doch in Form eines «Leitartikels». DER Leitartikel? Aber gut, sie fängt gleich rätselhaft an: «Die gendergerechte Sprache ist in der Schweiz nicht mehrheitsfähig. Trotzdem wird sie immer breiter verwendet. Darüber sollten wir reden – statt das Feld der SVP zu überlassen.»

Natürlich tappt ZACKBUM hier in die Falle, Frau und Logik zu schreiben. Immerhin ist Logik weiblich. Aber wieso die gendergerechte Sprache nicht mehrheitsfähig sei, gleichzeitig «breiter» verwendet würde, wobei dieses Feld nicht der SVP überlassen werden dürfe (verwendet ausgerechnet die denn gendergerechte Sprache)?

Offenbar nein, denn zunächst bekommt der Provokateur «Glarner und Konsorten» eins in die Fresse: «Extremisten wie er vergiften das gesellschaftliche Klima.» Aha, die SVP bewirtschafte eben dieses Thema: «Denn es geht der Partei um viel mehr als um ein paar Gendersterne. Es geht ihr um Macht und kulturelle Dominanz. Die geänderten gesellschaftlichen Verhältnisse – die Gleichberechtigung der Frauen, die Akzeptanz nonbinärer Geschlechter – widerspiegeln sich heute in der Sprache. Frauen und transsexuelle Menschen sind dadurch sichtbarer geworden.»

Ach, die eigentlich nur in den Medien und an verpeilten Lehrstühlen für Genderfragen geführte Debatte über «inkludierende» Sprache, über Vergewaltigungen wie Gender-Stern, Binnen-I und ähnlichen Unfug, dem auch und gerade der Tagi frönt (gab es da nicht mal eine drei Seiten lange Abhandlung des Kampffeministen Andreas Tobler, sekundiert von Hiltmann, wie man richtig zu gendern habe?), sei eine versteckte Machtfrage? Was für ein Unsinn, obwohl das Wort maskulin ist.

Abgedriftete Professoren, Kultur- und Erblinke, selbsternannte Genderforscherinnen sorgen dafür, dass sich viele Leitmedien immer weiter von ihrem Publikum entfernen. Damit Leser (ja, auch Leserinnen) verlieren, die sich weder durch solche Unsinnstexte, noch durch Sprachverhunzungen quälen wollen und auch allergisch darauf reagieren, erzogen und belehrt zu werden, dass sie nicht mehr Mohr sagen dürfen, sondern nur noch «M-Wort». Auch nicht mehr Neger, sondern angewidert N-Wort. Nicht einmal mehr Schwarzer, sondern nur noch PoC.

Die Mehrheit der Bevölkerung hat eben ein feines Gespür dafür, dass solche Sprachzensur, solche Erziehungsmassnahmen, solche Listen von Unwörtern zutiefst faschistisch sind. Ausgrenzend im Namen des Kampfs gegen Ausgrenzung. Ungut im Sinne des Guten.

Was fällt nun der Chefredaktorin des meinungsstarken und bedeutenden Tamedia-Konzerns ein, der täglich weit über eine Million  Leser beschallt? «Dass sich die Sprache entwickelt, dass das Männliche nicht mehr als Norm gilt, ist grundsätzlich richtig.»

Galt das Männliche vorher als Norm? Interessant. Also, wie weiter?

«Die Deutungshoheit sollte weder bei (linken) Aktivisten noch bei einer (rechten) Partei liegen. Sondern in der Mitte der Gesellschaft. Führen wir also diese Diskussion – aber bitte mit Stil, Anstand und ohne ideologische Scheuklappen

Mit Anstand, aber ohne Scheuklappen? So vielleicht: SVP-«Programmchefin Esther Friedli hat das Thema als wilden Mix kulturkämpferischer, teilweise aus den USA importierter Parolen ins neue Parteiprogramm gehievt». Oder so: «Wenn Aufwiegler wie Glarner die Debatte pervertieren, können Menschen zu Schaden kommen. Glarner und Konsorten gehören von der eigenen Partei und der Wählerschaft gestoppt

Genau so stellen wir uns eine anständig und ohne Scheuklappen geführte Debatte vor. Woher Birrer zudem den Anspruch nimmt, aus der und für die «Mitte der Gesellschaft» zu sprechen, bleibt ihr süsses Geheimnis.

Vergleicht man dieses widersprüchliche Gestammel mit dem Essay von Birgit Schmid in der NZZ, dann wir einem wieder schmerzlich bewusst, in welchem intellektuellen Niedergang sich Tamedia befindet. Man muss da langsam von einem toxischen Betriebsklima sprechen. Denn es gibt ja noch ein paar intelligente Tagi-Redakteure. Deren Leidensfähigkeit aus Arbeitsplatzsicherung muss für die Leber immer ungesündere Auswirkungen haben.

Das gilt auch für «20 Minuten», den Veranstalter der Umfrage. Das Gratis-Blatt titelt doch tatsächlich so (nein, das ist kein Photoshop und keine Realsatire):

Nein, liebe vollbescheuerte Redaktion, die Mehrheit der Schweizer*Innen (wenn schon, gell?) sagt weiterhin Mohrenkopf, Zigeuner oder Asylant.

Und das hier könnte unter Verwendung anderer Bezeichnungen ohne Weiteres in jedem faschistischen Wörterbuch verpönter Begriffe stehen:

Liebe bescheuerte «20 Minuten»-Redaktion: das mit der Ableitung von «töricht» usw. ist ein Nebengleis, das der Kindersoldat in seiner Verrichtungsbox findet, wenn er mal «Herleitung Mohr» googelt. Immerhin fällt er nicht darauf rein, dass dann vielleicht auch die Mohrrübe (Deutsch für Karotte) abwertend sein könnte. Nein, Mohr kommt vom lateinischen Maurus (ausser, das Althochdeutsche hätte sich direkt im Griechischen bedient, was eine neue, aber falsche Theorie wäre).

Der Einfachheit halber bezeichnen sich Bürger von Serbien, Kroatien, usw. problemlos als Jugos, empfinden diesen Ausdruck (auf seine Verwendung und Betonung kommt es eben an) durchaus nicht als abwertend. Liebe bescheuerte «20 Minuten»-Redaktion: «Du Weisser», das kann je nach Kontext eine objektive Bezeichnung, ein Hinweis auf mangelnde Besonnung – oder ein Schimpfwort sein. Aber das entscheidet der Kontext, nicht das Wort (und schon gar nicht die Redaktion von «20 Minuten»).

Zigeuner, liebe bescheuerte «20 Minuten»-Redaktion, wird auch von Sinti, Roma, Fahrenden usw. gerne und problemlos selbst verwendet; wer’s nicht glaubt, kann gerne am jährliche Zürcher Zigeuner-Fest teilnehmen. Nein, das wird nicht von der SVP ausgerichtet und fand gerade mal wieder statt:

Und schliesslich noch Asylant. Wenn man der «Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus» glauben will, wäre das ein Ausdruck, den «rechtsstehende und fremdenfeindliche Organisationen» benutzen. Der «Duden», der auch nicht mehr ist, was er einmal war, versteigt sich zur Qualifizierung «oft abwertend». Was an «Asylsuchender» besser sein soll (abgesehen davon, dass es die weibliche Hälfte ausschliesst), erschliesst sich auch einem Dr. phil I der Germanistik nicht.

Nochmals zusammenfassend: macht nur so weiter. Mit solchem Blödsinn verliert ihr täglich immer mehr Leser und Käufer. Pardon, Lesende und Kaufende. Äh, Leser!Innen* und Kaufende***. Ach, verflixt, L*** und K***.

ZACKBUM hätte aber noch eine Frage aus persönlicher Betroffenheit an die Sprachpäpste von «20 Minuten»: Der Nachname des ZACKBUM-Redaktors René Zeyer fängt mit Z an. Z! Ukraine, Russland, Z. Wie soll er sich da verhalten? Einfach so tun, als wäre nichts? Seinen Nachnamen neu als Z-Wort bezeichnen? Mit Z*** unterschreiben? Hilfe!

 

 

Gruppentherapeutin Wanner

Keine zu klein, Beckmesser zu sein.

Von Aline Wanner, um gleich dem Sexismusvorwurf Schub zu geben, sind eigentlich keine beeindruckenden journalistischen Werke bekannt. So als «Redaktionsleiterin». Allerdings gebietet sie dort nur über drei Redakteure, Gruppendynamisches ist nicht bekannt.

Nun mäkelt sie etwas spät, aber immerhin, an der Recherche «Anuschka und Finn» herum: «Fragwürdige neue Details von Schawinski». So ein Titel ist schon mal fragwürdig, wenn er vom Text nicht gestützt wird. Er wird noch fragwürdiger, wenn der Text einer angeblichen «Medienkritik» auf die Kernaussagen und das Kernproblem mit keinem Wort eingeht.

Das besteht nämlich darin, wie Roger Schawinski ausführlich und begründet nachweist und aufzeigt, dass eine frustrierte Redaktorin noch Karriere machen und den Chefsessel des «Magazin» besteigen wollte. Der war aber besetzt, ihre «Initiativbewerbung» um den Posten wurde abgeschmettert. Darauf versuchte sie es erfolgreich mit Mobbing. Ihr Chef wurde entlassen, aber welche Tragödie, statt seine Nachfolgerin zu werden, wurde auch sie gefeuert. Sie hatte zu viele unwahre, falsche oder erfundene Behauptungen über ihn und das Arbeitsklima auf der Redaktion aufgestellt. Nach Ablauf der Kündigungsfrist holte sie zu einem Rache-Artikel in ihrem ehemaligen Organ «Spiegel» aus. Der Rufmord wurde von den übrigen Medien, weil ins «#metoo»-Narrativ passend, begeistert aufgenommen. Canonicas Ruf ist unrettbar ruiniert, er wurde sogar in die Nähe des verurteilten Straftäters Harvey Weinstein gerückt. Prozesse laufen, der «Spiegel» musste bereits diverse Behauptungen von Roshani löschen, das wird aber nichts daran ändern, dass hier ein Mensch fast vernichtet wurde.

Das alles hätte Wanner referieren können. Aber ihr passt halt die ganze Richtung bei Schawinski nicht. Statt also wenigstens die Kernpunkte seiner Recherche wiederzugeben, mäkelt sie an Nebensächlichkeiten rum. Das auch gerne mit reinen Behauptungen: «Es liegt allerdings in der Natur der Sache, dass auch in Schawinskis detailgetreuer Nacherzählung vieles unklar und unprüfbar bleibt.» Es liegt in der Natur dieses Arguments, dass man vielleicht ein einziges Beispiel anführen müsste.

Restlos argumentationsfrei behauptet Wanner dann: «Schawinski ­breitet berufliche und persönliche Details verschiedener Protagonisten zu Entlassungen, Liebesbeziehungen, ungewollter Kinderlosigkeit und Krankheiten aus. Ob es daran ein öffentliches Interesse gibt, ist mindestens hochgradig frag­würdig.»

Schliesslich wirft sich Wanner zur Hobbybetriebspsychologin auf und behauptet, in der «Magazin»-Redaktion seien «zu viele erwachsene Leute über zu viele Jahre in ungesunden Verhältnissen zueinander» gestanden.

Dann macht sie als Schlusspointe noch eine fiese, halbe Täter-Opfer-Umkehr: «Es ist das traurige Ergebnis einer dys­funktionalen Kultur, für die alle ­Betei­ligten eine gewisse Verantwortung tragen, je weiter oben sie in der Hierarchie sind, desto mehr.»

Auf Deutsch: Canonica als Chef trägt mehr Verantwortung als Roshani dafür, dass sie seine Position erobern und ihn wegmobben wollte. Um nach dem Scheitern mit einem Rache-Artikel einen Rufmord an ihm zu verüben. Wäre Canonica eine Frau und Roshani ein Mann, würde Wanner den gleichen Unsinn verzapfen? Ach, und der Oberverantwortliche für diese «dysfunktionale Kultur» wäre dann wohl Pietro Supino? Das wird ihn sicherlich freuen zu hören.

Diese Kolumne ist auf jeden Fall ein weiterer Beweis dafür, dass dieses Gefäss ersatzlos gestrichen werden sollte …

We are in awe!

Diskursive Vorbedingungen für stochastische Gewalt: Wenn Marko Kovic denkt, hält die Welt den Atem an.

Von Adrian Venetz
Ob Rousseau, Pestalozzi oder Piaget: Die Schweiz darf stolz auf eine Tradition grosser Denker zurückblicken. Tempi passati? Nein, auch in der Gegenwart finden wir solche Leuchttürme des Intellekts, denen Historiker dereinst mit grösster Ehrfurcht applaudieren werden.
Der derzeit hellste Leuchtturm ist unbestrittenermassen Marko Kovic. Sein jüngstes Exposé – das darf man jetzt schon behaupten – gehört zu den Meilensteinen des kultivierten Denkens. Kovic schreibt dies: «Die anhaltende Hetze gegen Gruppen, Veranstaltungen und Personen, die mit der LGBTQ-Community und mit Geschlechterfragen zu tun haben, sind nicht nur zynische rechte Publicity Stunts.
Die Hetze schafft diskursive Vorbedingungen für stochastische Gewalt
Lassen wir uns diesen Satz auf der Zunge zergehen: Die Hetze schafft diskursive Vorbedingungen für stochastische Gewalt. Bevor man auf die Knie geht und Kovic bittet, er möge uns weitere Häppchen hinwerfen aus der Tiefe seines Geistes, doppelt er nach: «Sowohl bei stochastischem Terror als auch bei stochastischer Gewalt ist die Prämisse nicht, dass jene, die Hass und Hetze verbreiten, aktiv Gewalt provozieren wollen. Das, was zu Gewalt führt, ist die Dämonisierung der Outgroup.»
Das aufgeklärte Publikum hält es kaum auf den Sitzen aus. Die Virtuosität, die Kovic in seinen Gedankengängen an den Tag legt, sucht ihresgleichen. Und wenn wir ganz still sind, hören wir Einstein aus dem Grabe schreien: «One cannot help but be in awe!» Im Gegensatz zu Kovic übersetzen wir das auch: «Man kann nicht anders, als voller Ehrfurcht sein.»
Gönnen wir uns noch sein Fazit als Höhepunkt, sozusagen das Ejakulat seines Geistes: «Rechtskonservative Kräfte im DACH-Raum haben praktisch 1:1 die reaktionäre Kulturkampf-Demagogie nach amerikanischem Vorbild übernommen. Damit haben sie den Boden der demokratischen Debatte verlassen und begünstigen stochastische Gewalt.»
Donnerwetter! Den Boden der Debatte verlassen hat hiermit auch Kovic. Er schwebt mit seinem stochastischen Scharfsinn über dem Pöbel. Dieser versteht vielleicht nicht immer, was Kovic doziert. Doch was kümmert das den Prämissenpapst? Seinen Platz in den Geschichtsbüchern hat der grosse Denker längst erobert.
Redaktionelle Ergänzung:
Für uns Tiefflieger wollen wir noch eine deutsche Übersetzung vom altgriechischen stochastikos liefern. Das spielt in der Mathematik eine gewisse Rolle, umgangssprachlich bedeutet es aber nicht mehr als «zufällig».
Lässt man also die Luft aus Kovic, lautet sein Satz: «Die Hetze schafft fortschreitende Vorbedingungen für zufällige Gewalt.» Ups.
PS: Es ist nur folgerichtig, dass das Schweizer Farbfernsehen diese Übergrösse engagiert, um seinen Mitarbeitern beizubringen, wie man politisch korrekt, Pardon, objektiv, ausgewogen und neutral berichtet. Oder zumindest so unverständlich, dass das Publikum mit offenem Mund in die Glotze glotzt.