Kleine Sternstunde
Tagi interviewt Duden-Chefredaktorin. Ein funkelnder Stern kommt heraus.
Eigentlich war das Interview ja nur als Begleitgeräusch zu der für viele Tagianer, Pardon, Tagi-Menschen, Tagi-Menschinnen, also Herrgott, Pardon Herrfrau, also Sie wissen, was gemeint ist, schreckliche Ergebnisse zeitigenden Meinungsumfrage gedacht.
Dem Volk, dem dummen, das unbedingt erzogen gehört, ist das Gendern furzegal. Es sagt kräftig nein zu Genderstern, Doppelpunkt, Binnen-I, Ausrufezeichen und anderen Verhunzungen der deutschen Sprache ohne Gewinn. Trotz unermüdlichen und anschwellenden Bemühungen, das zu ändern.
Nun sagt die Duden-Chefredaktorin Kathrin Kunkel-Razum einen wunderschönen Satz, für den man sie abknutschen möchte, wenn das nicht streng verboten wäre und mit langjähriger gesellschaftlicher Ächtung bestraft würde, was vielleicht schon beim Äussern des Gedankens anfängt.
Also es ist nicht ein Satz, sondern ein Gedankengang:
«Was ich an diesen Debatten wirklich als anstrengend empfinde, ist der Satz: «Es ist doch viel wichtiger, dass Frauen den gleichen Lohn haben.» Aber wie kommen wir da hin? Nur über die Sprache. Das gilt für die Lösung all unserer Probleme. Alles findet über die Sprache statt. Und diese muss präzise sein.»
Welch Déformation professionelle. Welch strahlende Dummheit liegt in dieser Fehlüberlegung. Sie hat etwas Kindisch-Kindliches, wischt man das Wort Ungeheuer weg, dann ist auch die Bedrohung weg. Noch schlimmer: die Lösung all unserer Probleme fände über die Sprache statt? Auch in der Ukraine? Bei Machtfragen? Die Lösung von Gewalt, Verbrechen und allem Übel der Welt liegt in der Sprache? Frauen erkämpfen sich gleichen Lohn über die Sprache?
Die 78 erregten Tamedia-Frauen mit ihren bis heute nicht in einem einzelnen Fall belegten Behauptungen von Diskriminierung und männlicher Dominanz: sie forderten dies und das, aber gleicher Lohn, die Wiedereröffnung der Kinderkrippe oder andere materielle Verbesserungen gehörten nicht dazu.
Weil eben auch für sie die Welt eine viel bessere ist, wenn Schulaufsatzschreiberinnen wie Salome Müller die Leser ihres NL mit einem «liebe LeserInnen*» quälen konnte. Das Sein bestimmt das Bewusstsein, das Materielle das Ideelle, so viel Marxismus muss dann schon noch sein, obwohl das unbestreitbar ein Mann war.
Aber wir danken der Duden-Chefredaktorin ausdrücklich. Knapper kann aus berufenem Mund der Grundlagenirrtum all dieser Sprachvergewaltiger nicht auf den Punkt gebracht werden.
Darum sind der Iran, Afghanistan ( Farsi/ Dari) und die Türkei ( Türkisch) auch so frauenfreundlich: es gibt kein böses, exkludierendes generisches Maskulinum und die Geschlechter sind in der Grammatik auch sonst kaum sichtbar.