Der Steuerstreit lebt noch

Die meisten liessen es bei einer SDA-Meldung bewenden. «Swiss Life zahlt Millionenbusse». Was steckt dahinter?

Flächendeckend, aber eher klein meldeten die übrig gebliebenen Schweizer Medien: «Swiss Life zahlt 77,4 Millionen Busse in den USA». In leichten Varianten, hier die der NZZ, schaffte es die SDA-Tickermeldung in unsere Qualitätsmedien.

Wer sich dafür überhaupt interessierte: Busse für die Verwendung von Versicherungswrappern zwecks Steuerhinterziehung. Ach ja, kalter Kaffee; rund 80 Millionen Dollar – nicht mal dreistellig? Weit weg von einer Milliarde? Also ob das CEO Patrick Frost oder VR-Präsident Rolf Dörig überhaupt zur Kenntnis genommen haben?

Grösster Lebensversicherungskonzern der Schweiz, Jahresumsatz 20 Milliarden Franken; lachhaft. Oder nicht?

Eher oder nicht. Ein Versicherungswrapper ist eine Mantel-Konstruktion. In diesen Mantel werden Vermögenswerte eines Kunden eingepackt. Eingewickelt. Das hat gleich mehrere Vorteile: Mit dieser Umwandlung verschwindet der Name des Kunden aus den Dateien seiner Bank, selbst bei einem neuerlichen Datenklau muss er keine Enttarnung befürchten.

Durch die Verpackung und Aufenthaltsdauer der Kohle erfolgt die Auszahlung sowieso steuerfrei. Und wenn man solche Mäntelchen in Liechtenstein, Luxemburg oder Singapur in den Wind hängt, dann fallen auch sonst keine nennenswerten Steuern an. Super Sache.

Wenn ein Konstrukt einen üblen Ruf bekommt, was tun?

Schon lange hat der Name Wrapper ein Geschmäckle. Nicht, weil es kein normales Substantiv wäre. Aber weil es für eine der letzten Methoden steht, wie man mit überschaubarem Aufwand seine Steuerpflichten, nun ja, optimieren kann. Nachdem vor allem die USA all diese Konstruktionen, inklusive des Missbrauchs des Schweizer Bankgeheimnisses, niedergemacht haben, wäre es vielleicht eine gute Idee gewesen, auch bei diesen Tarnkonstruktionen etwas zu unternehmen.

Gleicher Mantel, neuer Name …

Natürlich, sagte Swiss Life, der Platzhirsch unter den Anbietern, natürlich, sagten alle anderen, die dieses Steuerschlupfloch im Angebot haben. Da werden wir durchgreifen, konsequent. Keine Frage. Wie?  Nun, mit zwei alle Probleme lösenden Massnahmen. Schon seit geraumer Zeit lassen sich Versicherungen vom Kunden bestätigen, dass er nur versteuerte Gelder in diese Wrapper einzahlt.

Wichtiger noch: das Zeugs heisst schon länger «Private Placement Life Insurance». Nun ist doch alles bestens. Na ja. 2007 gab Swiss Life bekannt, die Drückerkolonnen von Carsten Maschmeyer zu kaufen, ihm also die AWD abzukaufen, für viel zu viel Geld abzunehmen. Ein Multimillionenflop. 2012 gab Swiss Life den übel beleumdeten Namen AWD auf und schrieb bei der AWD 600 Millionen ab.

Schlecht versichertes Risiko …

Am Tag der Bekanntgabe des Kaufs sackte der Aktienkurs von Swiss Life um 7,5 Prozent ab; was einem vernichteten Börsenwert von 800 Millionen entsprach. Als Swiss Life auch noch bekannt gab, gleichzeitig ein Viertel der Aktien von Maschmeyers MLP AG, einem Finanzdienstleister, übernommen zu haben, verloren die Aktien des Versicherers innert zwei Tagen über 12 Prozent. Noch mal 1,2 Milliarden vom Handelswert verröstet.

Kommt da noch was nach bei den Ummantelungen?

Aus all diesen Gründen ist eine Minibusse wegen Ummantelung doch Peanuts. Eher nein. Noch 2005 lagen bei der Swiss Life in Liechtenstein lediglich 143 Millionen Euro in solchen Versicherungsmänteln, das stieg im Verlauf der Jahre auf über 9 Milliarden Euro. Liechtenstein? Dort gibt’s keine Verrechnungssteuer. Wieso der rasante Anstieg? Nun, natürlich kann das auch Ausdruck eines zunehmenden Bedürfnisses nach Lebensversicherungen sein.

Oder vielleicht eines zunehmenden Bedürfnisses, einigermassen sicher Steuern zu hinterziehen. Inzwischen hat Liechtenstein einiges unternommen, um diese Rufschädigung wegzukriegen. Aber es bleibt doch die Peanuts-Busse, ein Klacks. Schon, dabei ging es aber nur an einem US-Bezirksgericht zur Verhandlung und Sache.

Wenn wir grosszügig annehmen, dass vor der Verjährungsfrist ungefähr die Hälfte der 9 Milliarden Schwarzgelder sind, davon wiederum die Hälfte US-Steuerpflichtigen gehört, kommen wir auf immerhin noch 2,25 Milliarden Schwarzgeld. Und Beihilfe zum Verstecken.

Da werden keineswegs solche Mini-Bussen ausgeschenkt. Da kann Swiss Life gerne die UBS oder die CS fragen. Denn das Geheimnis unter dem Mantel ist noch längst nicht völlig enthüllt. Und ein paar Hintergrundinformationen hätten dem Schweizer Wirtschaftsjournalismus gut angestanden.

Schöne Zahlen der Verpackungsindustrie weltweit

Schon alleine eine Zahl hätte den Lesern die Dimension des Problems bewusst gemacht. Weltweit beträgt der Umsatz der Verpackungsindustrie schöne 100 Milliarden Dollar. Potenzial bis locker 500 Milliarden Umsatz. Sollte da jemand widerstehen wollen?

Die Rechnung ist einfach: Ertrag gegen Aufwand. Ist der Ertrag deutlich höher als der Aufwand (inkl. Bussen und Reputationsschaden), dann kann es ja keinen Grund für Swiss Life geben, die Finger davon zu lassen. Bis die USA dann mal ganz kräftig draufhauen.

 

 

 

 

Noch ein Rohner …

Der eine geht (endlich), der andere kommt wieder: Marcel Rohner is back. Leider.

Marcel Ospel ist tot. Und blieb nach dem UBS-Desaster schön in der Versenkung. Basler Fasnacht, gelegentliche Besuche in der Zürcher «Kronenhalle» (wo er nicht ausgebuht, sondern applaudiert wurde), das war’s.

Peter Wuffli, die Pfeife, die 2007 nicht ganz freiwillig als CEO der UBS zurücktreten musste. Vor der Finanzkrise hatte er es bereits geschafft, mit der Pleite des US Hedgefonds Dillon Read ein erstes Zeichen für kommendes Unheil zu setzen. Das natürlich auch nicht Schicksal, sondern zu grossen Teilen bei den beiden Schweizer Grossbanken hausgemacht war.

Dann war etwas Ruhe, schliesslich tauchte er lächelnd als Präsident des VR der Partners Group wieder aus der Versenkung auf. Ach, und 2010 veröffentlichte er das Buch: Liberale Ethik. Orientierungsversuch im Zeitalter der Globalisierung. Unlesbar, ungeniessbar, aber Ethik ist immer gut im Titel.

Auf und nieder mit ewig gleichen Figuren

Peter Kurer, eine weitere Pfeife, hinterliess einen bleibenden Eindruck, weil er immer wieder von «das Schlimmste hinter uns, gut aufgestellt» zu «stehen vor dem Abgrund» wechseln musste. Bis er dann auch ausgewechselt wurde. Längere Ruhephase, dann tauchte er als VR-Präsident des Telecom-Unternehmens Sunrise wieder auf.

Da blamierte er sich ein weiteres Mal, als er ums Verrecken den Ankauf von UPC Schweiz durchstieren wollte. Gegen den Ratschlag aller Fachleute, gegen den Widerstand seiner Grossaktionäre. Das Hallenstadion war schon für die ausserordentliche GV angemietet, alles vorbereitet, als Kurer im letzten Moment auf die Notbremse trat. Es war ihm klargeworden, dass er wohl keine Stimmenmehrheit für dieses geplante Millionengrab bekommen hätte.

Diese Peinlichkeit wollte er sich ersparen, also nix GV. Der ganze Spass dürfte Sunrise rund 120 Millionen Franken gekostet haben. Dann trat Kurer nach verrichteter Tat auch dort zurück, und schliesslich kaufte UPC Sunrise.

Würden Sie diesem Mann eine Bank abkaufen?

Marcel Rohner, der Ziehsohn von seinem Vornamensvetters Ospel, wurde 2007 UBS-Chef. Gut zwei Jahre später war’s das dann, die historischen 60-Milliardenrettung der Bank durch den Bund überlebte er nicht. Es war ihm offenbar nicht gelungen, sich einen Überblick über den wahren Zustand der UBS zu verschaffen.

Wuffli, Rohner, und dann kam Oswald Grübel und räumte auf. Auch Rohner machte auf low profile, wurde VR bei SVP-Giezendanner und bei der UBP, einer der letzten (noch) überlebenden Privatbanken. Über seine Immobilienbude ist er zudem mit 5 Prozent an der «Helvetischen Bank» des SVP-Nationalrats Thomas Matter beteiligt – und sitzt auch dort im VR.

Nun ist Rohner als nächster Präsident der Bankiervereinigung gewählt worden. Das sorgt für leises Rauschen im Blätterwald. Die Zeitung mit dem Regenrohr im Titel macht sich gleich Sorgen: «Trimmt Rohner die Banken auf Anti-EU-Kurs?» Schliesslich sitze er mit SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi in SVP-Matters Bank. Die sind vehement gegen das Rahmenabkommen, die Schweizerische Bankiervereinigung ist dafür. Bislang.

Dann ist noch eine ganz bedeutende Machtfigur fürs Rahmenabkommen. Ringiers Hausgespenst Frank A Meyer. Da weiss der «Blick» natürlich, welche Farbe das Wasser haben muss, das er durch das Rohr auf Rohner giesst.

Laue Lüftchen aus den Medien

Eher unentschieden ist der «Tages-Anzeiger»: «Einst bei der UBS abgesägt, bald an der Spitze des wichtigsten Bankenverbands», titelt er. Der Tagi zeigt einmal mehr: tiefe Kenntnisse und intelligente Analyse, das ist seine Sache nicht. Und die NZZ? Die hat sich schnell festgelegt: «Der finanziell unabhängige, meinungsstarke und liberale Schweizer bringt somit nicht nur viel Sachverstand und eigene Erfahrung aus allen Zweigen der Branche mit.»

Somit hat die NZZ dieser Wahl ihren Segen erteilt; damit dabei nix stört, wird die SVP-Connection von Rohner erst gar nicht erwähnt. Das tut zwar CH Media, aber auch dort wird ein Lobeslied auf den gefallenen, sich dann aber wieder hocharbeitenden Ex-Banker und Immobilienlöwe Rohner gesungen.

Das waren noch Zeiten …

Nur – wie meist – «Inside Paradeplatz»  stört den Jubelchor mit ein paar handfesten und fundierten Hinweisen; so eben darauf, dass Rohner nicht nur im VR von Matters Bank sitzt, sondern auch an ihr beteiligt ist. Was den übrigen Recherchiergenies offenbar entging.

Hinzuzufügen wäre noch, dass die einstmals so mächtige Bankiervereinigung – darin all den gefallenen Starbankern nicht unähnlich – längst an Bedeutung und Grösse verloren hat. Raiffeisen ist bereits ausgetreten, der Spalt zwischen den beiden Grossbanken, den Kantonalbanken und Kleinbanken wird immer grösser, da UBS und CS natürlich ganz andere Interessen haben als beispielsweise eine Regionalbank.

Das Bankgeheimnis muss auch nicht mehr verteidigt werden, weil Rohner, Rohner & Co. dafür gesorgt haben, dass es aufgegeben werden musste. Also ist bei Rohners Wahl überhaupt nicht wichtig, ob er nun die Haltung zum Rahmenvertrag beibehalten wird – oder nicht. Einzig interessant wäre die Frage: Ist er als Totengräber der Vereinigung gewählt worden? Weiss er das? Ist er einfach als Schuldiger ausgeguckt, wenn weitere Bankenverbände austreten werden?

Aber eben, da müsste man ja etwas nachdenken und recherchieren. Also ist das kein Thema in den Medien.

Das waren noch Zeiten …

Watsinn!

Wir wollten nicht. Aber wir müssen. Hier ist nichts Fake, alles erschütternd echt; in dieser Reihenfolge aufgefunden.

Was das Artikelbild soll? Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Aber daher ist’s zur Einstimmung bestens geeignet.

Das glaubt keiner, aber das sind nun Auszüge aus einem Organ mit bald einmal staatlichen Subventionen. Dieser Blödelhaufen kriegt auch Unterstützung durch einen Verein, der das Geld einer Milliardärin verschleudert. Und weil das mit «bajour» alleine nicht möglich ist …

Aber lassen wir nackte, eigentlich reine, weil so ungehemmte Beknacktheit sprechen. Wir bitten zuvor das Publikum, sich nicht zu fest und fassungslos auf die Stirn zu schlagen. Da muss man jetzt einfach durch:

Alkohol kann eine Lösung sein, wissen wir seit dem Oscar-Gewinner «Drunk». Aber hier hilft nicht mal ein Vollrausch samt Ausnüchterungszelle.

Wir dachten schon, der Tauchgang sei grundlos. Sozusagen nach dem Grund suchend, gründelnd. Aber ein von t-online, dem Portal der tiefen Denke und der massgeblichen Wirtschaftsberichterstattung, kopierter Flach- und Plattmacher verzapft hier, was Anleger garantiert nicht wissen müssen.

Es wurde kurz ernst, aber hier wird mit Sauglattismus ein Scherz auf den Bildschirm geprügelt, damit fremdschämen mal wieder Sinn macht.

Hier hingegen fragt man sich, ob das schlichtweg verboten blöd, absolut gaga oder eben ein Beitrag zu Dada ist.

Damit wollten wir eigentlich schliessen, aber dann kam noch das hier:

Wer danach noch glaubt, dass der durchschnittliche IQ der «watson»-Macher liege über 100, der muss selbst zum Arzt.

Das Alien komme über Obrist

HR Giger ist tot. Das ist in dem Sinn gut für ihn, dass er das «Magazin» nicht mehr lesen muss.

Manchmal tun auch kürzere Texte länger weh. Die «Republik» braucht immerhin mindestens 15’000, eher 25’000 Anschläge, damit sich beim Leser das Gefühl einstellt, in ein nasses Handtuch zu beissen.

Hans Ulrich Obrist reichen schon 2662 Buchstaben, damit es einem den übrigen Tag übel ist. Dabei soll er doch einer der einflussreichsten Kuratoren im Kunstbereich sein. Aber, Hand aufs Herz, würden Sie diesem Mann dieses Buch abkaufen?

Endlich. Die Fortsetzung von «A Brief History of Curating».

Wer noch mehr will: Obrist hat auch noch «Kuratieren!» im Angebot, für Deutschsprecher. Oder wie wäre es mit «Everything you always wanted to know about curating»? Gerüchte besagen, dass Obrist an «Curating, the Beginnings», «Curator returns», «Curator, Reloaded» und an «Curator, the Making of» arbeitet. Patrick Frey plane bereits eine hochwertige und hochpreisige Gesamtausgabe.

Vielleicht hat Obrist nur sein sonst viel höheres Niveau für Tamedia niedriger gelegt.

Beim «Horror-Giger» ist Etikettenschwindel. Es ist beim «Horror-Obrist».

Schon hier stimmt mal genau nichts. Man kann HR Giger als vieles bezeichnen, aber ganz sicher nicht als den «Salvador Dalí der Schweiz». Das ist ungefähr so bescheuert, wie wenn man Greta Thunberg als «Heidi des Nordens» verkaufen möchte. Aber eigentlich geht es – ein Schuss ins eigene Knie für jeden Kurator – Obrist nicht um den genialen Künstler – sondern um sich selbst. «Wenige Monate vor seinem Tod habe ich ihn gemeinsam mit Patrick Frey besucht und ein Interview mit Giger aufgezeichnet.»

Das könnte Giger den Rest gegeben haben. Aber nun ist Obrist voll in Fahrt, Versuche, Gigers Kunst zu erklären, seine Motive, sein Ringen, sein Abgründe? I wo, da gibt es wichtigere Befindlichkeiten: «Es war mein zweiter Besuch bei ihm, nachdem der erste, dreissig Jahre zuvor, für mich ein wenig panisch verlaufen war.»

Wieso über Giger schreiben? Obrist ist doch viel beängstigender

Das ist ja spannender als der erste, unerreichte Alien-Film. Als damals der Taxifahrer dann noch sagte, dass man sich nun der Gegend nähere, wo «der Horror-Giger» wohne, da gesteht der Bauchnabelbetrachter Obrist, «dass ich plötzlich Angst bekam». Leider hatte die Giger nicht vor ihm und öffnete seine Türe.

Nun ist es Zeit für Obrist, Weltläufigkeit sprühen zu lassen: «In Tokio ist Giger eine Bar gewidmet.» Nicht nur das:

«In Geschäften und Arztpraxen begegnen einem Gigers Werke als Poster in schöner Regelmässigkeit.»

Ist ja aber auch. Da muss man schon das Auge des wichtigen Kunstvermittlers haben, um das zu beobachten. Dass es in Chur eine von Giger eingerichtete Bar gibt, in Gruyière nicht nur Käse, sondern auch ein Giger-Museum, das wäre sicherlich zu banal, um es zu erwähnen.

Dafür aber das schweineteure Buch «Alien Tagebücher», das aufgebrezelt in der «Edition Patrick Frey» erschienen ist. Kostet schlappe 111 Franken und bietet dafür so viel Hintergrund zum ersten Alien-Film, den man gar nicht so genau wissen möchte. Da gibt es viel bessere – und viel billigere – Einführungen in Gigers Werk und Welten.

Giger, der Künstler, seine Motive, seine vielen verschiedenen Welten?

Abgesehen davon, lieber Kunstüberflieger mit Bruchlandung, HR Giger war nun überhaupt nicht nur Alien, nicht nur Monstermaler. Er war vieles mehr, was eine ernsthafte Beschäftigung mit ihm verdient hätte. Nur schon aus Respekt. Vielleicht sollte Obrist das nächste Mal nicht einen toten Künstler missbrauchen, um über sich selbst zu schreiben.

Zudem noch mit fantasievoller Ausschmückung: «Sein Angebot, den Garten zu besichtigen, nahm ich dankbar an, doch weil er dort eine Art Geisterbahn installiert hatte, kam ich klopfenden Herzens schnell wieder zurück.» Das Züglein im Garten eine Geisterbahn? Das ist nicht künstlerische Freiheit, das ist schlicht Fake News.

 

 

 

 

 

 

Ex-Press XXXVIII

Blasen aus dem Mediensumpf.

Eigentlich ist gestern Auffahrt gewesen. Besinnung, jubelndes Gedenken, dass der Gottessohn endlich wieder zu seinem Vater durfte. Aber die Medienlandschaft in der Schweiz sieht das alles viel, viel prosaischer. Wir haben eine kleine Fotoromanza zusammengestellt, mit jeweils repräsentativen Beiträgen aus den grossen Medienplattformen.

Ist das eine neue Eskalationsstufe bei Tamedia? Nein, das nicht. Aber ein weiterer Beweis dafür, wie egoistisch, unsensibel, einfach schweinisch Männer sind. Wir überlassen es unseren Lesern, ob sie wissen wollen, was die «Blick»-Sexberaterin hier empfohlen hat. Um die Hemmschwelle für Männer zu senken: nein, nicht kräftig reinbeissen.

Ob das aber nicht eine Fake News des Organs mit dem Regenrohr im Titel ist? Die «Taskforce», unsere Task Force to the Bundesrat, ist guten Mutes? Das ist das erste Mal, seit es sie gibt. Dann wird sicher alles gut. Endlich.

Im Gegensatz zu Bambel-Pimmel und sich zurückziehendem Virus (wenn das nur nicht ein taktischer Rückzug ist) dürfte dieser von Tamedia (und nicht nur von diesem Verlag) enthüllte «Geheimplan» die Einschaltquote der Leser senkrecht in den Keller treiben. Deal, no Deal, no, no, nooo.

Von schrägen Gewohnheiten weiss CH Media zu berichten. Aber immerhin, statt entrüsteter Ablehnung der Versuch eines einfühlsamen Porträt; was steckt hinter der maskenlosen Maske?

Die NZZ hingegen bleibt sich ihrer neuen Gewohnheit treu, im Titel eigentlich schon alles sagen zu wollen. Falls das gelingt, macht sich damit der anschliessende Text von selbst überflüssig – ausser für Alzheimerkranke.

Ein besonderes Schnäppchen zum Qualitätsjournalismus aus dem Hause Wanner trägt das «St. Galler Tagblatt» heim. Dieses Fake- Inserat ist durch alle Kontrollen bei CH Medien geschlüpft. In letzter Zeit häufen sich wieder solche Belästigungen der Leser. Weil sich von Google Ads Anzeigen aufspielen zu lassen, entschieden billiger ist als selbst zu akquirieren. Und wenn man schon beim Sparen ist, wieso da einen Filter einbauen? Das würde wieder in Aufwand ausarten, und das scheut der moderne Journalismus abgrundtief.

Nicht mehr von rasender Aktualität getrieben, versenkt sich die NZZ nochmal in den äusserlichen Zustand der Häuser in Zürichs Altstadt. Denn da und dort wagt es doch ein selbstvergessener Bürger, sich mit anderen zusammenzuballen, und sofort in unergiebige Diskussionen einzutreten, ob Schwarze an Häuserwänden weiterexistieren dürfen oder nicht. Woher diese Obsession mit dem Wort Mohr? Dem geht das Blatt für die gehobenen intellektuellen Stände dann nach, wo’s sowieso schon zu spät ist.

Zurück zu wirklich wichtigen Fragen. Nau.ch hat entdeckt, dass Frauen inzwischen anders monden. Behauptet eine Untersuchung. Und wenn die Nachrichtenlage wirklich erschütternd flau ist, erkennt der geübte Leser einen Füllstoff sofort.

Ganz anders «watson». Stramm nutzerfreundlich ausgerichtet, verunsichert es den Leser durch das Foto einer vollen Autobahn. Das war früher mal so, meint «watson», das eigentlich nichts von zu häufigen Updates hält. denn inzwischen hat sich der freie Autofahrer die Autobahn zurückerobert. Und wundert sich wie jedes Jahr, wieso er nicht der einzige ist.

 

 

 

 

Keule Kurzarbeit: falsch abgebogen

Wenn Medien an mehr als einem Staatstropf hängen, wird’s ganz düster.

Mit lautem Gejammer und Gequengel, mit der Verwandlung in sehr obrigkeitshörige Verlautbarungsorgane kassieren die Schweizer Medien immer mehr Staatsknete. In Form von Subventionierung – und in Form von Kurzarbeitsunterstützung.

Wieso beispielsweise der Gebührenfunk SRG nebst obligatorischen Abgaben auch noch Kurzarbeitsgelder erhält, gehört zu den befremdlicheren Massnahmen im Kampf gegen die Pandemie. Natürlich bekommen auch die grossen privaten Medienkonzerne Kurzarbeitsgelder.

So mutig sie sonst immer für Transparenz in allen Lebenslagen sind; ausser ZACKBUM hat sich kein anderes Medium gross dafür interessiert, wer wie viel und warum abkassiert. Bei aller Konkurrenz zwischen den überlebenden Vier, weder das Wanner-Imperium, noch Tamedia, weder Ringier noch NZZ haben grosse Lust, auf diesem Gebiet dem anderen an den Karren zu fahren.

Wie geht das mit Kurzarbeit im Journalismus?

Denn gerade im Journalismus ist Kurzarbeit so eine Sache. Das Prinzip ist zwar klar. Wenn ein mit einem Pensum von 40 Wochenstunden angestellter Redaktor auf 80 Prozent Kurzarbeit runtergestuhlt wird, muss er nach 5 Arbeitsstunden den Griffel fallen lassen und nach Hause gehen.

Das mag in der Erbsenzählerei und anderen eher eintönigen Berufen kein Problem darstellen. Wobei natürlich überall die latente Gefahr lauert, dass der Arbeitgeber mit seinem Mitarbeiter eine bilaterale Vereinbarung trifft. Offiziell ist nach 5 Stunden Schluss, inoffiziell wird ganz normal weitergearbeitet. Das ist reiner Beschiss und strafbar. Aber wie nachweisbar?

Im Journalismus kommt noch erschwerend hinzu, dass normalerweise kein Stückgut abgeliefert wird. Es ist vielfach unvorhersehbar, wann eine Recherche zum Abschluss kommt. Es ist kaum vorstellbar, dass der Redaktor fast am Ziel ist, auf die Uhr schaut und sagt: oh, blöd, bin schon fünf Minuten über meinem Pensum, da geht’s dann erst nächste Woche weiter.

Andererseits ist es in der so klatschsüchtigen Branche fast unmöglich, flächendeckend solche Betrugsmodelle durchzuziehen. Wie genau allerdings die Abgrenzung zwischen erlaubter Arbeitszeit und zumindest einer Grauzone funktioniert, nun ja. Deshalb sind auch die Fälle eher selten, dass ein Medium einem anderen in die Suppe spucken will und es die Konkurrenz mit Missbrauchsvorwürfen attackiert.

Wenn es einen Flop zu landen gilt, ist die «Republik» zur Stelle

Die Ausnahme von der Regel ist natürlich die «Republik». Die pinkelte in einer ihrer grossen «Recherchen» das Newsportal nau.ch an. Das war im Juli 2020, das Verleumdungsportal unterstellte dem ganz nach vorne vorstossenden neuen News-Portal, es habe zu «mutmasslich unerlaubte Handlungen motiviert». Was man halt so schreibt, damit der Hausanwalt zwar mit dem Kopf wackelt, die – Überraschung – nur durch anonyme Denunzianten belegte Behauptung aber durchwinkt. Die «Republik» warf nau.ch vor, dass es seine Mitarbeiter dazu «motivierte», als Komplizen bei einem Beschiss bezüglich Kurzarbeit mitzumachen. Aber, sonst wär’s ja nicht die «Republik», auch dieser «Skandal» implodierte. Verröchelte. Wie immer erwiesen sich die Behauptungen ehemaliger Mitarbeiter, die nicht friedlich geschieden waren, als völlig haltlos. Wieso es den Verlegern der «Republik» noch nicht aufgefallen ist, dass bis heute alle, ausnahmslos alle dieser «Skandale» implodierten? Niemals mehr als ein weiterer verzweifelter Versuch waren, nach Aufmerksamkeit zu gieren, um dann auf das schnelle Vergessen zu hoffen?

Jetzt auch noch «Inside Paradeplatz»?

Überraschenderweise macht neuerdings auch «Inside Paradeplatz» bei diesem Dreckwerfen mit. Ein noch nie in Erscheinung getretener Lukas Elser, Redaktor bei den «Zürcher Oberland Medien», packt den Zweihänder gegen «20 Minuten» aus:

«Die Medienriesen machen gerne die Hand auf, wenn es um staatliche Subventionen geht. Dabei ist zweifelhaft, ob man sich in Sachen Kurzarbeit korrekt verhält.»

Eher peinlich ist dann, dass Elser nicht so sicher ist, mit welcher Prozentzahl da Aktionariat wann einer Dividendenausschüttung zugestimmt habe. Schon kurz nach Publikation dieses Sammelsuriums von Behauptungen, Unterstellungen und Andeutungen musste IP nach kräftigem Räuspern des Geschäftsführeres von «20 Minuten» recht Federn lassen und die meisten der Behauptungen abtemperieren, korrigieren oder windelweich umformulieren.

In schlechtester «Republik»-Manier arbeitet auch Elser mit einem «Insider»: «Die erlaubte Arbeitszeit wurde regelmässig überschritten. Zahlreiche Teams arbeiteten deutlich mehr, teilweise 100 Prozent oder sogar darüber, weil Corona Stoff zuhauf lieferte», behauptet der. Was halt eine anonyme Quelle so plappert. Nicht nachprüfbar, aber mal rufschädigend. In solchen Fällen könnte es ungemein helfen, einen Verantwortlichen um Stellung zu bitten. Das unterlässt der wohl noch die Grundlagen des Artikelschreibens üben müssende Redaktor wohlweisslich. Er gibt Marcel Kohler zwar Gelegenheit, ein dem in den Mund gelegtes Quote zu bestreiten.

Thesenjournalismus mit Scheuklappen

Aber der Geschäftsführer von «20 Minuten» hätte sicher auch gerne einiges Weitere richtiggestellt – wenn das dem Thesenjournalismus von Elser nicht um Wege gestanden wäre. Deshalb geben wir Kohler hier gerne Gelegenheit, auf unsere Fragen zu replizieren.

«Der Artikel, der heute auf Inside Paradeplatz publiziert wurde, enthält offensichtliche Fehler.

Im Jahr 2020 (April bis Dezember) hat das Unternehmen insgesamt, also Verlag und Redaktion zusammen, rund 20 Prozent Kurzarbeitsentschädigung bezogen. Die Redaktion lag durchschnittlich deutlich tiefer, weil es aufgrund von Corona ein hohes Informationsbedürfnis bei unseren Nutzer*innen gab. Die Kurzarbeit wurde gestaffelt organisiert, dh. es gab einen prozentual höheren Anteil Kurzarbeit im Verlag sowie bei den Ressorts, bei denen es aufgrund der Corona-Massnahmen weniger zu berichten gab, wie beispielsweise den Lokalressorts oder bei der Eventberichterstattung. Während der ganzen Phase der Kurzarbeit hat 20 Minuten den Lohn aller Mitarbeitenden auf 100 Prozent ausgeglichen.»

Damit wäre der Mist geführt. Es kommt noch hinzu, dass es sicherlich nicht gelungen wäre, flächendeckend bei der Kurzarbeit zu bescheissen. Der nächste im Unfrieden gegangene Redaktor würde dann das Gleiche herumtrompeten wie dieser anonyme Denunziant. Nur wäre das dann auch belegbar.

Richtig schmutzig wird aber das Geschäft von Elser mit dieser Fiesigkeit: «Als die «Republik» im Sommer über Kurzarbeits-Verletzungen beim Nachrichtenportal Nau.ch berichtet habe, sei bei den Verantwortlichen von 20 Minuten Nervosität ausgebrochen», soll der «Insider» behauptet haben.

Mit Scheuklappen und Untergriffen

Wenn Elser ihn nicht erfunden hat, mag das so sein. Allerdings wäre es redlich gewesen, wenn Elser darauf hingewiesen hätte, dass die «Republik» damals, genau wie Elser, lediglich anonyme Denunziationen kolportiert hatte, keinesfalls über laut Elser «Kurzarbeits-Verletzungen berichtete». Denn es gab sie nicht.

Aber Elser will nicht lockerlassen: «Der Fall von Nau.ch soll derweil vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) untersucht worden sein.» Das ist nun wieder echter Schweinejournalismus, leider ausserhalb der «Republik» und auf IP. Der widerliche Gebrauch des Modalverbs «soll», die Behauptung einer Untersuchung, die als Indiz für unrechtmässiges Verhalten dienen soll. Ob sie stattgefunden hat oder nicht, ist nicht bekannt.

Bekannt wäre aber geworden, wenn das Seco tatsächlich auf Missstände gestossen wäre. In einem anständigen Journalismus ginge so etwas nicht. Das ist Schmiere; das ist wie: Ein «Insider» wirft Lukas Hässig vor, dass der beschissen haben soll. Anscheinend habe sogar das Seco eine Untersuchung durchgeführt. Resultat noch offen, aber wo Rauch ist, ist sicher auch Feuer.

Was Elser dazu motiviert hat, diese unbelegten Verleumdungen rauszupusten, der Gerechtigkeit halber noch ergänzt mit einem ähnlichen Anwurf Richtung Ringier? Man weiss es nicht, man will es angesichts dieser kläglichen Leistung auch gar nicht wissen.

Aber lieber Lukas Hässig, lass dir von solchen Tieffliegern nicht das Renommee deiner Plattform beschädigen. Dafür hast du zu lange und zu hart gearbeitet.

 

 

Ein «Blick»-Titel und seine Geschichte

Fünfte Lieferung. Hier werden Fundstücke obduziert, um ihre Todesursache zu finden. Diesmal Rezykeltes.

Seit der «Blick» ein Regenrohr im Titel hat, ist es ihm wohl bewusst geworden, dass da ja eigentlich auch immer das gleiche Wasser durchfliesst. Wieso diese Erkenntnis nicht auf die Titelei anwenden. Ist sowieso immer so mühsam. Copy/paste, dann bis zur Unverständlichkeit kürzen. Ist es ein grosses Thema, noch das Interview mit dem Experten dazustellen («es könnte ohne weiteres sein, vorausgesetzt, dass, wenn nicht …»), irgendein Foto aus dem Fundus, voilà. Aber, verflixt, ein Titel muss ja auch noch drüber.

Früher, ja früher machte das der sogenannte Produzent, und der Artikel selbst kam auch noch ins Rewrite, wurde also von holperig-unlesbar in geglättet knapp lesbar verwandelt. Aber eben, das waren noch Zeiten.

Nun hat das Regenrohr den gleichen Titel mehrfach in die Tonne getreten. Schliesslich: wenn man mal einen hat, kann man den doch immer wieder ins Regenrohr giessen. Über die ersten zwei Versuche berichteten wir bereits:

Echter Nutzwert mit «Blick»

Problem gelöst. Passt der Artikel nicht zum Titel, muss einer von beiden weichen. Artikel umfangreich und schwierig, Titel leicht und einfach. Klare Sache.

Titel gut, Foto gut, nur: Text passt nicht. Also Text bleibt, Foto bleibt, Titel muss weichen.

Aber Titel halt doch gut, deshalb rezykelt, kann man doch immer wieder brauchen. Vor allem, da man ja auch immer wieder die gleiche Sauce in Bytes verwandelt.

Neues Foto, alter Titel. Alter Text, neu gesprochen. Endlich ist der «B∫ick» auf den Geschmack gekommen. Restaurants (das waren mal so Gaststätten, wo man sich nicht nur draussen den Hintern abfrieren musste) haben das schon lange gemacht. Menü eins bis drei, inzwischen auch vegi, vegan, laktosefrei.

Bedarf abschätzen, nach dem Mittagsservice Übriggebliebens abends etwas aufgebrezelt nochmal servieren. Bleibt immer noch was, dann kommt in die Schweinetonne, was vom Tisch zurückgeht. Aber der Rest wird gewolft, geschnetzelt, geschnitzelt, in einen grossen Topf geworfen. Dann wird entweder eine Suppe oder ein Fonds draus. Denn wegschmeissen, das wäre eine Schande. So sieht’s der «Blick» inzwischen auch.

Nun, von einer ewig rezyklierten Botschaft müssen wir Abschied nehmen. Langsam, damit der Trennungsschmerz uns nicht übermannt:

Aber mit dem Sternchenuntergang will es Müller natürlich nicht bewenden lassen:

Mit dieser Frage gibt Salome Müller natürlich einen feinen Hinweis auf die eigentlichen Gründe ihrer «Kündigung». Nicht nur die vergeblich kritisierte Machodröhnung auf allen Tamedia-Redaktionen hat ihr den Dutt gelupft. Tief im Mai stellt der sparsame Arbeitgeber garantiert die Heizung ab. Und da wegen Home Office nur noch wenige im Glashaus an der Werdstrasse sitzen, heizen auch die Compis nicht wirklich. Also ist es garantiert unter 21 Grad, und diese Schwelle ist bekanntlich als sexistisches Attentat auf die Motivation und Produktivität der Frau enttarnt.

Damen werden dämlich, Herren herrlich

Während durch Bibbern Frauen zusätzlich dämlich werden, ziehen sich harte Männer die Handschuhe an und schreiben herrliche Texte. Allerdings, beim Tagi und so wird die Atmosphäre sicherlich noch künstlich erwärmt. Mit den üblichen Schweinesprüchen. «Darf ich deine Wolldecke sein?» –

«Ich liebe kalte Füsse.»

«Wenn ich dir in den Nacken blase, wird’s dir gleich heiss.» – «Stell dich nicht so an, der Griff auf deinen Kratzpullover war auch für mich enttäuschend.»

Nun, eine starke Stimme des Protests dagegen wird bald verstummen. Werden wir an dem Tag, an dem Müller geht, wenigstens ein gemeinsames BH-Verbrennen der zurückgebliebenen Tamedia-Journalistinnen erleben dürfen? Aber Autopsien können sich leider nie auf Zukünftiges beziehen. Allerdings, wenn man schon vorher weiss, woran der Patient sterben wird …

Kleine Ehre für ZACKBUM

Es gibt ja noch ein anderes Medienmagazin. Der/die/das/divers «Schweizer Journalist:in».

Eigentlich wollten wir über ein Organ, das von Eugendorf (Österreich) aus über die Schweizer Medienszene berichtet, nichts mehr sagen. Auch nichts über die beiden neuen Spar-Chefredaktorinnen, das wäre uns sicher wieder als frauenfeindlich ausgelegt worden.

Schon alleine Cover und Rückseite passen für einmal zusammen. Vorne «Neustart radikal», also Rakete gezündet und ab nach unten, hinten «Haltung zeigen, watson lesen», also mit einem Strich im Gesicht zeigen, dass man furzdoof ist.

Der schwache Mann gesteht’s, einer Provokation hätte er noch widerstehen können. Aber zwei, drei, viele? Das ist zu viel. Die erste: die «Diversity-Expertin Esther-Mirjam de Boer» hat eine originelle Idee.

Wir geben sie in den Worten des Qualitätsjournalisten Jeremias Schulthess wider:

«De Boer glaubt, dass in diesen Situationen eine «kulturelle Sanierung» nötig sei. Die Quellen des Gifts müssten erkannt und sanktioniert werden. Das heisst zum Beispiel: Führungskräfte, die seit Jahren Unfrieden schüren, Ungleichheiten pflegen und Neuerungen blockieren, müssen das Unternehmen verlassen. Erst dann seien echte Veränderungen möglich.»

Das ist eine interessante Auffassung. Quellen des Gifts samt Sanierung, das nannte man im Kommunismus die Säuberung von Konterrevolutionären, im Faschismus die Ausmerzung von jüdischen Verunreinigungen im arischen Volkskörper.

Toxische Mischung im «Schweizer Journalist»

Im «Schweizer Journalist» hingegen, wir halten gerne an einer deutschen und verständlichen Bezeichnung fest, entsteht nun aber eine toxische Mischung, wenn der «Fairmedia»-Geschäftsführer und journalistische Bruchpilot Schulthess zusammen mit de Boer Schweinejournalismus vorführt.

Der Geschäftsführer dieser Gurkentruppe Schulthess ist unseren Lesern einschlägig bekannt; aber wer ist de Boer? Sie sei eine «Diversity-Expertin», ein Titel, der so wenig geschützt und nichtssagend ist wie Kuchen-Expertin. Sie gründete und leitet das «Beratungsunternehmen UR Management» über das wenig in Erfahrung zu bringen ist, da es sich nicht mal eine Webseite leistet. Ganz anders die «GetDiversity GmbH». Hier surft de Boer auf der Genderwelle und vermittelt Verwältungsrätinnen. Damit nicht ausgelastet, führt de Boer auch noch eine eigene Webseite, auf der sie sich anpreist und gleich eine ganze Latte von «mögliche Arten der Zusammenarbeit mit Esther-Mirjam de Boer» aufzählt.

Also halt eine Vermittlerin und Selbstvermarkterin mit USP Diversity. Ist nichts Schlimmes, ist aber auch keinerlei Qualifikation, um die Entsorgung von angeblich «toxischen Personen» zu empfehlen. Was steht sonst noch in der Coverstory? Nicht Nennenswertes; ausser, dass der Autor angeblich mit «17 Journalisten und Branchenkennern» gesprochen habe. Verflixt auch eins, alle natürlich nur anonym zitierbar. Eben, Schweinejournalismus à la «Republik».

Wahre Diversity strahlt auch der übrige Heftinhalt aus. Ein grosses Interview mit Anja Reschke. Anja who? Also bitte, die Chefin «Dokumentation und Kultur» beim NDR (der nördliche Ableger der ARD) und Moderatorin von «Panorama». Damit sei sie «zum Gesicht von Haltung und Moral» geworden, schmachtet die neue Hälfte der Chefreaktion des SJ.

Dummerweise einen Riesenfälschungsskandal an der Backe

Dummerweise hat Reschke gerade ihren eigenen Relotius-Skandal im Haus. Der vom NDR finanzierte «Dokumentarfilm Lovemobil» über Prostitution stellte sich als Fake heraus. Prostituierte waren Schauspielerinnen, ein besonders schlimmer Zuhälter in Wirklichkeit Hausmeister. Peinlich. Rückgabe von Preisen, Löschung des Films aus den Archiven. Kritikfähigkeit beim «Gesicht» Reschke? Null. Wenn nun alle so schlau sein wollten und fänden, man hätte das sehen müssen, typische Besserwisser im Nachhinein.

Eine Nachfrage beim «Zuhälter» eines Alternativmediums genügte, um den als harmlosen Hausmeister zu enttarnen? «Ich möchte jetzt nicht allen Autoren mit Misstrauen begegnen.»

Das erstaunte Gesicht von Haltung und Moral …

Sonst noch was? Ach ja, ein Streichel-Interview mit der sich schon kräftig lächerlich gemacht habenden Leiterin der «Tamedia-Literaturredaktion».

Also Gesinnungs- und Haltungsjournalismus der übelsten (und schlechtesten) Sorte, allen gegenteiligen Beteuerungen der neuen Chefredaktorinnen zum Trotz. Das reisst dann ein launiger Bericht über ZACKBUM auch nicht raus. «Nur noch einer zerreisst sich das Maul», ist er betitelt. Man könnte hier schon den Verdacht haben: es geht ausnahmsweise um einen Mann. Stimmt. Die Autorin hatte – Überraschung – eine These, die sie sich auch durch noch so langes und gutes Zureden nicht austreiben liess.

 

Das Therapieorgan für Männer mit Frauenproblemen

ZACKBUM scheine «nur noch einen Zweck» zu haben: «Frauen zu beleidigen. Ob Zeyer hier ein tiefer liegendes Problem hat?» Als Beleg dafür führt die Autorin die leicht obsessive Verfolgung von Patrizia Laeri auf ZACKBUM an. Dummerweise ist dafür aber einer der beiden abgesprungenen Autoren verantwortlich, nicht Zeyer. Aber der sei in Schlagzeilen wie dieser «ausgeartet»: «Manche Frauen haben nicht nur beim Parkieren Mühe». Mea culpa, Ironie ist nie eine gute Idee.

Selbst auf die Gefahr hin, hier ein tiefergelegtes Problem mit Frauen zu outen: Ich glaube nicht, dass sich insgesamt 826 Artikel, davon 468 von Zeyer, so korrekt zusammenfassen lassen. Zumal ich im Gespräch mit der Autorin auch eine ganze Reihe von männlichen Journalisten namentlich nannte, die nicht gerade in Feierlaune geraten, wenn sie sich an Artikel über sie auf ZACKBUM erinnern.

Dazu Primeurs, Recherchen, immer und ausschliesslich faktenbasierte Kritiken, ein wohltuender Unterschied zu belegfreien Behauptungen wie: «ZACKBUM hat sich auf die Fahne geschrieben, alles in der Medienbranche durchzuhecheln, was nicht so tickt wie seine Autoren.» Was nun, mit Verlaub, reiner Schwachsinn und mit vielen Lobesartikeln oder Nachrufen widerlegt werden könnte. Sagen wir mal so: eine solche dünne Suppe, voreingenommen und verzweifelt bemüht, eine These durchzukämpfen, hätte Bettina Zanni bei «20 Minuten» niemals ins Blatt schütten dürfen.

Aber macht nix, man kann ja noch dazulernen. Beim SJ scheint das allerdings hoffnungslos zu sein. Deshalb haben wir eine gute Nachricht ganz am Schluss: Es ist selbst aus Berichterstatterpflicht nicht mehr einsichtig, wieso wir auf zukünftige Ausgaben, wenn es die denn geben wird, eingegangen werden sollte. Das Leben ist dafür zu kurz, und es gibt genügend Dinge und Lesestoff, die entschieden mehr Spass machen.

Lausig gelayoutet, mit Verlaub.

Werbung, tiefergelegt. Lowered

«Kauf mich, ich bin gut und günstig.» Wenn’s mehr sein soll, wird’s armselig und englisch.

Die neue Werbekampagne von Tally Weijl setzt einen schönen Tiefpunkt für alles: «#fuckexpectations» heisst der Claim des Klamottenherstellers. Damit sollen junge Frauen motiviert werden, «sich von niemandem vorschreiben zu lassen, was man zu tun, zu sagen oder zu tragen hat», schwurbelt Rod Kommunikation, die diesen Kopfschuss zu verantworten hat.

Schon wieder ein Kunde, der von seiner eigenen Werbeagentur aufs Kreuz gelegt wurde. Rebellion gegen Erwartungen, so geht der Stuss weiter. Womit also Tally Weijl damit wirbt, dass man entweder diesen Klamotten den Stinkefinger zeigt – oder ernsthaft meint, durch ihren Kauf ein rebellisches Signal gegen Rollenbilder zu setzen.

Da wollen wir mal hoffen, dass die Protestfrauen von Tamedia – mangels anderer Resonanz auf ihr längst abgelaufenes Ultimatum – nicht alle in Tally Weijl rumlaufen werden.

Bezüglich «fuck» kann noch gesteigert werden

Kann man solchen Schwachsinn noch steigern? Nun, wenn man die Stichworte Corine Mauch, Belästigung, Verschwendung von Steuergeldern mixt, einmal schüttelt, dann kommt heraus: «Zürich schaut hin». Die neue Plattform, sozusagen die Ergänzung zu netzpigcock.ch. Denunziation, leicht gemacht. Anonym, praktisch, auch für Analphabeten geeignet. Jeder kann mitmachen, kostet nichts, tut nicht weh. Ist aber vollbescheuert.

 

Mit idiotensicherer Gebrauchsanweisung:

Auch «Zalando» ist immer vorne dabei, wenn es um Kampagnen im Stil von «schrei vor Glück» geht. Dabei ist eine gewisse Schmerzfreiheit unabdingbar:

Das erinnert etwas an den grossartigen Werbespruch der Parfümeriekette Douglas: «Come in and find out». Was bösartig übersetzt wurde mit: Komm rein und finde den Ausgang. Immerhin, die Zürcher Denunziantenplattform handelt ihr Anliegen auf Deutsch ab. Aber so etwa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, und das ist schon ziemlich lange her, haben die meisten Werbeagenturen bis heute nicht kapiert: die Mehrheit der Konsumenten im deutschen Sprachraum spricht Deutsch.

Werbung auf Englisch für Deutschsprachige funktioniert nicht

Seit vielen vielen Jahren belegen entsprechende Untersuchungen, dass rund Zweidrittel der angepeilten Käufer eingestehen, Claims auf Englisch nicht richtig zu kapieren. Weniger als 30 Prozent behaupten, das Anliegen des Werbers auf Englisch richtig zu verstehen. Wer meint, dass das halt nach unten gezogen werde durch die Teilnahme von älteren Säcken: auch bei der Altersgruppe von 18 bis 40 behauptet nur die Hälfte, wenigstens «ungefähr» oder sogar genau zu verstehen, was zum Beispiel «totally you» uns sagen will.

Es spricht natürlich für die Eloquenz der Werber, dass sie nach wie vor, mit oder ohne Begleitung eines in strengem Schwarz gekleideten AD, arglosen Kunden einen neuen englischen Werbespruch aufs Auge drücken können. «Just do it» sei doch einfach knalliger als «tu’s einfach». Und wo sich jeder gehobene Hauswart «Facility Manager» nennen lässt, kann das doch nicht ganz falsch sein.

Doch, ist es aber. Es ist völlig bescheuert, schon von Anfang an sich von mindestens der Hälfte der potenziellen Zielgruppe zu verabschieden. Völlig realitätsfern ist auch, mit den nun endgültig ausgelutschten Begriffen Rebellion oder holprigen englischen Sprüchen zu werben. Vielleicht ein Wort dazu, wie die Produkte von Tally Weijl oder Zalando oder auch von H&M oder Zara hergestellt werden? Ist doch überhaupt nicht megakrass und voll easy, wenn beim Einsturz eines Sklaven-Sweatshops in Bangladesh herauskommt, dass dort auch Klamotten für diese Anbieter hergestellt wurden.

Vielleicht fällt es einigen Kunden auch auf, dass alles Gelaber über Rebellion, Individualität, Einzigartigkeit ziemlich hohl wird, wenn man auf dem Zettelchen liest «made in China». Was nicht bedeuten muss, dass «made in Italy» oder «made in Peru» oder «made in Brasil» unbedingt besser ist.

Aber wie für eine gute Kampfscheidung braucht es auch hier immer zwei. Den Werber, der mit dem ewig gleichen Besteck grösser Budgets aus dem Kunden rausschneiden will. Und den Kunden, der ihm das erlaubt, auch wenn er wissen müsste, dass es schwachsinnig ist.

Es braucht immer zwei, um Geld zum Fenster hinauszuwerfen

Immerhin kann sich der angepeilte Konsument dieser Werbefalle einfach entziehen. Wer nicht mal kapiert, was er kaufen soll und warum, der spart ungemein. Besonders nassforsch wird’s allerdings, wenn man am normalerweise heiligen Logo eines Medienorgans rumschrauben darf. Auch hier trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. Hier herrscht Mut zur Hässlichkeit, aber das Wissen, dass jede «Modernisierung» ein Verbrechen wäre; teuer und fatal:

Ungefähr so intelligent wie der nach vielen Jahren erfolgreiche Versuch, den unsterblichen Marlboro-Cowboy zu x-en. Vorher hob ihn höchstens der Lungenkrebs aus dem Sattel. Aber wenn eine neue Verantwortliche, die noch nie etwas gebacken kriegte in ihrer Karriere, ein Zeichen setzen will, dann darf am bewährten, ikonischen «Blick»-Logo rumgefummelt werden. Dass dann neu mit Regenrohr, sinnlosem Strich und als separierte Kästchen wieder auferstehen darf.

Es spricht für den Werber Frank Bodin, dass er damit die nächste Bruchlandung sicherlich verhindert hat und seine neuste Metamorphose Bodin.Consulting ein Weilchen weiterleben wird. Sein fürstliches Honorar hat er schon alleine damit verdient, dass er es geschafft hat, ein paar erwachsenen Personen bei Ringier diesen Pfusch als neues Ei des Kolumbus zu verkaufen.

Nun hängt es allerdings alleine vom «face value», vom «feedback» ab, natürlich aus der «community», wann dieses Geld abgeschrieben und das alte Logo wieder hervorgeholt wird.

Am deutschen Wesen …

Ein Scherz eines überaus erfolgreichen und beliebten Oberbürgermeisters. Übelste Beschimpfungen, völlig belegfrei. Wir warten auf den Schweizer Nachzug.

… soll die Welt genesen. Davon sind inzwischen auch die deutschen Grünen zutiefst überzeugt. Welchen Weg nach unten haben die zurückgelegt. Seit Claudia Roth noch als kleine Sekretärin (durfte man damals so sagen) in einem Bundestagsbüro sass, als die Grünen zum ersten Mal Abgeordnete wurden.

Ich schrieb die ironische und vieles vorausahnende Reportage darüber, Claudia gratulierte: «Wie ein Hubschrauber mit zwei gegenläufigen Rotoren, und immer der erhobene Zeigefinger, genau, so sind sie, danke.» Heute würden sie ohne zu zögern das Wort Grün durch Hellbraun oder Pissgelb ersetzen, wenn das die Chance vergrösserte, Bundeskanzlerin zu werden. Ein Blasenschwätzer wie Parteichef Robert Habeck, gegen den sogar Joschka Fischer ein Ausbund von Prinzipientreue war, eine machtgierige, alle ihre vielen Schwächen in weibliche Waffen verwandelnde Annalena Baerbock, das Dreamteam für den zutiefst verlogenen urbanen Heuchler.

Oberbürgermeister, Grüner, erfolgreich? Na und, Rassist

Da zeigt eine erfolgreiche Galionsfigur der Grünen, der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer ein weiteres Mal, dass man die Finger von Twitter lassen sollte. Genauso, wie man in der freien Rede manchmal stolpert, stockt, Slalom spricht, sogar Unsinn, ist es auch bei diesem keifenden Sumpf. Das Parteiausschlussverfahren sei «unvermeidlich» donnert da Habeck, Palmer habe «rassistische und beleidigende Sätze» gepostet. Im Zeichen der Mitmenschlichkeit und Toleranz, aus Respekt vor einem grünen Kollegen, der im Gegensatz zu ihr schon einige Jahre Verantwortung trägt, und das gut, hatte Baerbock bereits die potenzielle Gefährdung ihrer Kanzlerkandidatur erkannt und zuerst Palmers Rausschmiss gefordert.

Verantwortung, Erfolg? Na und, Palmer muss weg.

Wegen welcher Sätze? Ist doch völlig egal; zwar hat Palmer nicht das Wort Auschwitz verwendet, aber er ist halt Rassist, wussten wir doch. Eigentlich müsste diese Partei ein errötendes Rot zur Leitfarbe ernennen. Aber da sind die Grünen abgehärteter als ein Bürogummibaum. Rot werden, niemals. Wer deren Sprechblasen betritt, ist in einer schamfreien Zone.

Es geht aber noch schlimmer

Noch schlimmer erwischte es den ehemaligen Verfassungsschutz-Präsidenten Hans-Georg Maassen. Man erinnert sich noch? Seine Zweifel an der Authentizität eines Videos, das angeblich die Hatz auf Ausländer nach einem Mord in Chemnitz belegen sollte, kosteten ihn das Amt. Dass er, wie nachträglich bewiesen wurde, damit völlig recht hatte, was soll’s.

Der Plattform achgut.de gelang es, die Autorin des Kurzvideos zu sprechen, die die Zweifel von Maassen vollständig bestätigte. Aber achgut, Zweifel an der Wahrhaftigkeit einer Gruppe namens Antifa Zeckenbiss, wo kämen wir da hin. Ist es vermessen, an die damals schon gefährlich kontaminierten Hassblasen der Linken zu erinnern? Nur, weil’s ein eignes Werk ist? Wenn es gut gealtert ist, wohl nicht.

Nun tritt Maassen als Bundestagskandidat für die CDU an. Das sorgt für Hallo, und wenn etwas für Hallo sorgt, dann muss es in die Talkshow. Obligatorisch. Da sass dann der CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet und musste sich von der «Fridays for Future-Aktivistin» Luisa Neubauer vor laufender Kamera bei Anne Will anhören: «Sie legitimieren rassistische, antisemitische, identitäre und übrigens auch wissenschaftsleugnerische Inhalte, verkörpert durch Hans-Georg Maaßen.» Der verbreite Inhalte antisemitischer Blogs.

Das erinnert nun stark – nein, nicht an Auschwitz – an frühere Vorwürfe, dass der linke Politiker doch von Moskau gesteuert, wenn nicht bezahlt sei, antikapitalistisch den Umsturz der Gesellschaftsordnung anstrebe, und, wenn alt genug, schon zu Zeiten des Hitler-Faschismus als landesverräterischer Widerstandskämpfer tätig gewesen sei. Das musste sich zum Beispiel der Friedensnobelpreisträger Willy Brandt anhören, von Herbert Wehner ganz zu schweigen.

Der Widerstandskämpfer und Kommunist Herbert Wehner.
Würde heute weder bei den Grünen noch in die SPD aufgenommen.

Aber dumme, geschichtsvergessene Pöbler wie Neubauer holzen heute in diesem Ungeist weiter, einfach spiegelverkehrt. Laschet forderte nach dieser Schmähung eines Abwesenden Belege für solch grobe Anschuldigungen. Die blieb Neubauer während und nach der Sendung schuldig. Dafür bemühte sich Moderatorin Will darum: «Schauen wir uns an, versuchen wir zu belegen», sagte sie in der Sendung.

Der Beweis: Antisemitismus und anderen Hetze

Um nachher Threats zu teilen, in denen beispielsweise die Hetzgruppe «Union-Watch», die sich mit der CDU/CSU aus «einer politisch linken Sichtweise beschäftigt», «Belege» für die haltlosen Verleumdungen Neubauers anführen will: «Ob ex-Verfassungsschutz-Chef Maassen ein Antisemit *ist*, kann man nicht rechtssicher feststellen. Was jedoch gesichert ist: er verbreitet regelmäßig und seit Längerem Antisemitismus und andere Hetze.»

Wie das? Nun, Maassen verwende beispielsweise Begriffe wie «Globalisten» das sei in der rechten Szene eine Chiffre für Juden. Dann auch noch «sozialistische Umerziehung» oder gar «Politikerkaste». Schlagende Beweise, was will man mehr?

Man will diesem immer weiter galoppierenden Hirnmüll Einhalt gebieten. Dieser Manie, in Ermangelung von Argumenten sprachpolizeiliche Ermittlungen anzustellen. Auch dafür ist das Wort Auschwitz nicht angebracht. Aber der Verweis auf die Nazi-Tradition der Sprachreinigung, der Ausmerzung jüdischer, bolschewistischer Sprachverunreinigungen, der ist mehr als angebracht.

Was wohl Kermit, der Frosch, über die Grünen denkt?

Wer hier in der Schweiz denkt: die Deutschen spinnen halt, der kennt unsere linken Sprachreiniger und Gesinnungsverurteiler schlecht. Auch denen mangelt es an Argumenten, weshalb sie nicht auf Aussagen, sondern auf angeblich dahinter stehende Gesinnung zielen, auf den Menschen. Und selbst Adolf Muschg den Mund verbieten wollen, rotglühend erzürnen, wenn der es sich leisten kann, auf dieses kultur- und kenntnislose Gewäffel, selbst von einer diesen Begriff verunzierenden Literaturchefin, so zu reagieren:

«Ich nehme nichts zurück.»

Um das zu bringen, war das Schweizer Farbfernsehen, das sich bereits in den Staub geworfen hatte, zu feige. Es forderte Muschg zwar zu einer Stellungnahme auf, der machte sich dann über sich selbst lustig, wie er hatte denken können, das seine sofort abgelieferte Erklärung auch gebracht würde. Das musste dann die «Weltwoche» erledigen, dieses rechte Hetz- und Lügenblatt. Während alle aufrechten, dem Humanismus und der Wahrheit verpflichteten Organe über Muschg wohlfeil herfielen. Wobei sich’s im Zwergenreich am besten schimpfen lässt, wenn der Normalwüchsige abwesend ist.