Vom Kritiker zum Leibwächter

Vierte Gewalt, unbestechlich, gerecht, kritisch? War mal, ist nicht mehr. Höchstens anders.

Um es zu sagen, wie es ist: die Massenmedien sind – nicht nur – aber vor allem – in der Schweiz auf den Hund gekommen. Das kommt halt davon, wenn man es drei Familienclans überlässt, die Medienszene immer mehr zu beherrschen und schliesslich zu einem Duopol zu degenerieren.

Mit sauber getrennten Gärtchen; wo CH Media regiert, ist Tamedia still, und umgekehrt. Dann gibt’s noch Ringier als nicht mehr so wichtigen, überregionalen Dritten, und die NZZ for the happy few.

Plus eine Latte von Spartenblättern, von Bedienern ihrer Klientel in der miefig riechenden Gesinnungsblase, wo Haltung fast alles, Analyse und Nachdenken fast nichts ist. Gibt es Lichtblicke? Natürlich, jede Menge eigentlich. Während die dummen und verfetteten Medienmanager bis heute noch keine sinnvolle Antwort auf das Internet gefunden haben, spriessen dort natürlich kreative Neupflanzen aus allen Bytes.

Gegenmassnahmen durchaus schräger als erwartet

Allerdings meistens mit sehr überschaubarer Einschaltquote. Aber es gibt auch Versuche, in die Breite zu wirken. Um nicht im Ungefähren zu bleiben, nehmen wir die Ostschweiz. Genau, alles im Einzugsgebiet eines Dialekts, der zu Recht als praktisches Verhütungsmittel angesehen werden kann.

So einfach holt man als Zürcher Sympathiepunkte im Wilden Osten der Schweiz. Nun braucht es nur noch eine kurze Packungsbeilage. Der Autor dieses Artikels publiziert regelmässig in «Die Ostschweiz». Die meisten Zahlen, die hier folgen, hat er überprüft, aber im Wesentlichen geklaut. Aus der «Ostschweiz», woher sonst.

Letzte Packungsbeilage: die Bande zur «Ostschweiz» verfestigten sich, als das «St. Galler Tagblatt» zwar mutig genug war, auf einer Doppelseite einen Artikel von mir über den in St. Gallen residierenden Sherkati-Clan zu veröffentlichen. Aber nicht mutig genug, einem von denen ausgesandten Büttel zu widerstehen, der zwar keinen einzigen sachlichen Fehler bemeckern konnte (ausser einem Dreher von Nach- und Vorname), aber natürlich mit Gewitter, Sturm und auch Hagel drohte.

Also verschwand der Artikel aus dem Netz, um in «Die Ostschweiz» wiederbelebt zu werden.

Die hatte keinen Schiss – und es passierte natürlich auch nix. Das die Ouvertüre.

Als reitender Bote hat’s der Mainstream schwer

Denn «Die Ostschweiz» klopft sich etwas auf die Schulter. Da erledigt ihr VR-Präsident Peter Weigelt persönlich.

«15. April: 46’000 Single Visitors an einem Tag. Rekord bislang.»

Es geht also offenbar, ein reines Internet-Newsmedium mit Tentakeln in die Realität wie ein Magazin zu lancieren. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, aber stetig.

Er hält aber nicht nur Nabelschau, sondern exemplifiziert die Misere der Medien in der Schweiz an ein paar einfachen Zahlen. «Alle vier grossen Medienkonzerne haben mit Blick auf massive staatliche Beihilfen – sprich Subventionen – ihre Aufgabe als 4. Gewalt im Staat aufgegeben. Sie haben sich zu reinen «Verlautbarungs-Medien» gewandelt», sagt VRP Weigelt.

Er untermauert das dann mit Zahlen. Zusammen mit der Posttaxenverbilligung, dem reduzierten Mehrwertsteuersatz und weiteren Vergünstigungen flossen den Tagblatt-Medien damit allein 2020 insgesamt über 10 Mio. Franken an staatlichen Unterstützungsbeiträgen zu. Also elektronische und Printmedien zusammengezählt.

In Zukunft sollen, nach den letzte Beschlüssen des Parlaments insgesamt jährlich rund 400 Millionen Franken an die Medien verteilt werden. Plus die 1,4 Milliarden Franken, die durch Radio- und TV-Gebühren in den staatsfernen Kleinstkonzern SRG fliessen. Wovon ein Bruchteil als Zückerchen an die Medienkonzerne abgegeben wird, die keine Mühe damit bekunden, ihre Meinung je nach Wetter- und Subventionslage anzupassen.

Auch andere Zeitungen sagten schon, sie seien unabhängig und staatsfern

Die Corona-Politik des Bundesrats ist nun wirklich echt unfähig? Dieser Kantonsrat muss weg? Wie kann der Nationalrat nur? Wären alles ganz schlechte Storyideen für einen subventionierten Konzern.

Nicht nur Kunst geht nach Brot. Es ist eine absurde Annahme, dass staatlich subventionierte Medien so kritisch bleiben wie staatlich nicht subventionierte Medien. Das ist so bescheuert, wie wenn die Parteizeitungen «Prawda» oder «Neues Deutschland» behauptet hätten, unabhängig von ihrer völligen Abhängigkeit vom Staat Berichterstattung zu betreiben. Nur und alleine der Wahrheitsfindung verpflichtet.

Ach, das haben die behauptet? Tja, da gab es aber nicht viele Leser, die das auch geglaubt haben.

 

 

Ein Medienanwalt in eigener Sache

Das mit der Pressefreiheit ist für Daniel Glasl nicht so sehr in Stein gemeisselt.

Rechtsanwalt Glasl hat sich einen Ruf als energischer Verteidiger von Medienopfern erarbeitet. Wie den meisten Anwälte ist ihm dabei die wahre Reputation des Klienten ziemlich egal.

Die «Weltwoche» unterstellte zwei Uni-Historikern eine Liaison und deshalb eine Art von Beziehungskorruption. Daniel Glasl als Vertreter der beiden jedenfalls nachmaligen Turteltauben sieht darin eine Persönlichkeitsverletzung. Auch Carl Hirschmann, der verzogene Millionärserbe, von Beruf vor allem Sohn, gehörte zu Glasls Mandanten. Was den armen Tamedia-Konzern teuer zu stehen kam.

Schon anlässlich jenes Falles giftete Glasl gegen den Bannerträger des Boulevard, Matthias Schwaibold, der ein Urteil zugunsten von Hirschmann kritisiert hatte. Der Disput verblieb im exklusiven Leserkreis der einzigen medienrechtlichen Fachzeitschrift.

Nun geht’s um die Pressefreiheit

Kein Wunder, dass er sich nun auf einer grösseren Plattform aus anderem Anlass, aber in gleicher Rollenverteilung abspielt. Schwaibold hatte als einer der Ersten darauf hingewiesen, dass die geplante Streichung des Wortes «besonders» in Artikel 266 der Zivilprozessordnung einen weiteren Schlag gegen die Pressefreiheit darstellt. Denn damit werden Massnahmen gegen Medien noch einfacher, auch und gerade die superprovisorischen Massnahmen. Was Schwaibold als Zensurgefahr kritisierte.

Wogegen Glasl aktuell in der NZZ als die obere Instanz für Medien- und Rechtsfragen auftritt. Sich als Leiter der Fachgruppe Medienrecht des Anwaltsverbands präsentierend und damit quasi höhere Legitimation erheischend. Der zuvor in der NZZ publizierte Gastbeitrag Schwaibolds rufe «nach einer korrigierenden Einordnung». Diesen Ruf hat zwar ausser Glasl niemand gehört, aber kein Grund zu schade, mit einer Replik auch etwas mediales Licht auf sich zu lenken.

Die Streichung des Wörtchens «besonders» sei völlig richtig, meint Glasl. Und glasklar daher das Ergebnis seiner korrigierenden Einordnung: «Die geplante Gesetzesänderung ist geboten und angemessen. Die Zensur bleibt verboten, und nichts wird zu Makulatur.» Auch dann, wenn ein geplanter Beitrag schon superprovisorisch vor Erscheinen (und ohne Anhörung des Medienunternehmens!) verboten werden könne, wofür schon ein schwerer und nicht erst ein «besonders schwerer» Schaden ausreichen soll.

Bevor wir aufatmen, welcher Einordnungsprozess geht denn dem voraus? «Wer behauptet, eine «superprovisorische Massnahme gegen periodisch erscheinende Medien» sei ein Akt der Zensur, vergisst, «dass die Medien eine Verantwortung für die Einhaltung des Rechts haben». Was nirgendwo steht und ausser Glasl vermutlich auch nur andere Medienopferanwälte behaupten.

Drohende weitere Rechtsverletzungen werden erwähnt

Mehr noch: Die Medien seien durch die nur auf sie gemünzte Verwendung des Wortes «besonders schwer» privilegiert – in anderen Zusammenhängen genügen für vorsorgliche Massnahmen «bereits die Annahme eines schweren Nachteils». Bloss geht es in «anderen Zusammenhängen» nicht um Grundrechte wie Meinungs- und Medienfreiheit, und zu deren Schutz war das «besonders» denn auch mit Bedacht 1985 zum Gesetz gemacht.

Dass ausserdem die «drohende Rechtsverletzung» auch noch zu «bestehender oder drohender Rechtsverletzung» erweitert werden soll, erwähnt Glasl zwar. Welche Auswirkungen diese doppelte Änderung aber haben würde, lässt er lieber unter den Tisch fallen. Wie viel einfacher wird doch die Abwägung von Persönlichkeitsrechten und des Informationsauftrags der Medien sein, wenn sie kein Sonderfall mehr sind, weil das «besonders» nicht mehr stört. Was sehr wohl auch eine Bremse gegen die Superprovisiorien ist: Denn wer am Artikel 266 etwas ändert, erweitert damit auch den Anwendungsbereich des Artikels 265, was Glasl zu verschleiern sucht.

Weshalb wir den Positionsbezug von Glasl etwas einordnen wollen. Als Vertreter von «Medienopfern» zieht er für vorzugsweise gut betuchte Mandanten in die Schlacht. Und was vereinfacht seine entsagungsvolle Schwerstarbeit mehr als die völlig neutral und objektiv von ihm befürwortete Streichung eines hinderlichen Wortes?

 

 

 

 

Vincenz? Da war doch mal was?

Es gibt News vom Fall Vincenz. Die News ist: es gibt keine. Also schon eine kleine.

Auch hier sorgt das Medienelend für schwere Belästigungen des Lesers. Wenn früher ein Redaktor mit so einer Story aufgeschlagen wäre, hätte spätestens der Chefredaktor gefragt: Und was ist genau die Story, dass wir daraus nicht einfach eine zweizeilige Meldung machen?

Wenn da der Journalist ins Stottern geraten wäre und dies und das gemurmelt hätte, wäre er aus dem Chefbüro gewedelt worden, und der Chef hätte den zuständigen Ressorleiter angerufen und ungespitzt in den Boden gerammt; wie es dem nur einfallen könne, so einen Text bis zu ihm durchzuwinken.

Im aktuellen Fall kommt allerdings noch zum Ausmelken jedes Newspfropfens hinzu, dass der Oberchefredaktor Arthur Rutishauser höchstpersönlich der Autor der zum Artikel aufgepumpten Meldung ist.

Im Titel ist bereits alles gesagt: Fall Vincenz kommt im Januar vor Gericht.

Im Januar 2022. Für Vorfälle, die bis ins Jahr 2007 zurückreichen. Wo selbst die als Hilfsanklage in höchster Not aus dem Hut gezauberten Anschuldigungen wegen Spesenbetrugs an der Verjährungsgrenze schrammen.

Wer hat Rutishauser angefüttert?

Während bezüglich der Schweinerei, dass die endlich nach vielen Jahren fertiggestellte Anklageschrift eher schneller bei den Medien waren als beim zuständigen Gericht, weiter nichts bekannt ist, wie es mit der Erforschung der Quelle steht. Obwohl ja der Kreis der Verdächtigen, die diese vertrauliche Dokument weitergegeben haben könnten, sehr, sehr überschaubar ist.

Es dürfte sich zudem um die gleiche Quelle handeln, die Rutishauser über die Jahre hinweg immer wieder mit pikanten Details anfütterte. Aber die gesamte Anklageschrift leaken, das ist schon besonders übel.

Aber statt ein Wort darüber zu verlieren, dass nun auch noch der Gerichtstermin ganze 15 Monate nach Einreichen der Anklage erfolgt, rollt Rutishauser nochmals die «schwer wiegenden Vorwürfe» auf. Als ob das Ansetzen eines Termins dafür wirklich genügend Anlass böte.

Gegen Ende macht Rutishauser dann nochmal einen Trommelwirbel: «Im Zentrum des Prozesses wird die Frage stehen, ob Vincenz und Stocker noch einmal ins Gefängnis müssen.» Und der juristische Laie meint, im Zentrum des Prozesses sollte stehen, ob Vincenz und den Mitangeklagten über jeden vernünftigen Zweifel erhaben rechtswidriges Tun nachgewiesen werden kann.

Am Schluss noch ein Höhepunkt

Aber den richtigen Knaller leistet sich Rutishauser mit seiner Schlusspointe:

«So schwer die Vorwürfe auch sind: Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Zur Erinnerung: Beim Swissair-Prozess war die Anklage auch ernsthaft, aber am Schluss gingen alle Angeklagten straffrei aus.»

Auch ernsthaft? Wer die beiden Anklagen vergleicht, kann bei dieser Bemerkung aber nicht ernst bleiben. Swissair war wirklich ein Riesending, das hier ist der verzweifelte Versuch eines bislang erfolglosen Staatsanwalts, gegen Ende seiner Karriere noch einmal Erfolg zu haben.

Lachschlager Unschuldsvermutung

Der lauteste Lachschlager ist das mit der Unschuldsvermutung. Nein, die gilt nun ganz sicher nicht mehr, und der Autor dieses Stücks hat daran einen sehr grossen Anteil …

Deshalb spielt es eigentlich keine grosse Rolle mehr, wann der Prozess stattfindet. Mit welchem Urteil er enden wird. Die Unschuldsvermutung ist schon längst ermordet, gevierteilt, gepfählt und auf den Schindanger geworfen worden. Die Reputation, die Lebensleistung, die Intimsphäre von Vincenz zerstört. Das alles ist nicht mehr heilbar.

 

Ultra-kurz winseln

Die Gräben sind ausgehoben, die Kampfhandlungen eröffnet. Wird UKW gerettet oder ist’s eine Dampflock fürs Museum?

Das nennt man eine Kampagne wie aus dem Bilderbuch. Wer hat’s erfunden? Diesmal zweifellos Roger Schawinski. Seine Petition «Rettet UKW» hat in kurzer Zeit mehr als 20’000 Unterschriften gesammelt.

Als Multiplikatoren hat er im Wesentlichen sein «Radio 1», durfte einige Gastauftritte in den Mainstream-Medien wie NZZaS absolvieren – und wurde ansonsten so angehässelt wie in seinen besten Zeiten.

«Unsinnige Lösung eines nicht-existierenden Problems», keilt «Blick».

Das ist die eigensinnige Lösung eines nicht-existierenden Problems …

Mit Arroganz versuchte es Florian Wanner, von Beruf Sohn und «Leiter Radio» bei CH Media: «Ich musste schmunzeln und war nicht überrascht. Es ist eine schöne Geschichte für ihn. Er war der Erste unter den Privaten – und möchte offensichtlich auch der Letzte sein.»

Auch die NZZ ist nach längerem Nachdenken zu einer Position gekommen: «UKW-Abschaltung: Roger Schawinski zieht in eine Schlacht, die längst geschlagen ist.» Auch hier wird mit «Nostalgie»* gearbeitet, und «Entgegen der landläufigen Meinung ist die UKW-Abschaltung keine Schnapsidee weltfremder Beamter.» Auch dem Blatt der tiefen Denker fällt kein platter Vergleich als dieser ein, um Schawinskis Forderung  nach Fortsetzung der staattlichen UKW-Unterstützung (ein Klacks gegen die Multimillionen, die in die zum Untergang verurteilte DAB+-Technologie verbraten wurden) sei «absurd». «Das wäre vergleichbar mit der Förderung von Dampflokomotiven nach der Elektrifizierung der Eisenbahn.»

Bedenklich, wenn auch der NZZ nichts Besseres als dieser ausgelutschte Vergleich einfällt.

Flache Slogans statt Recherchen

Mit flachen Slogans probiert es Nik Lüthi in der «Medienwoche»: «Radio-Zukunft liegt nicht in der Vergangenheit». Sagt nichts aus, ist flachsinnig, aber hört sich irgendwie gut an.

Auch viele Schawi-Hasser kommen natürlich aus den Löchern, so wie der Radio-Bankrotteur Giuseppe Scaglione. Dass er’s nicht kann, hat er unter Beweis gestellt; aber ein gutes Selbstbewusstsein rette über vieles hinweg: «UKW ist Vergangenheit. Das ist eigentlich jedem halbwegs vernünftigen Menschen klar. Offenbar fällt Schawinski in seinem Alter nicht Besseres mehr ein, als an einer Uralttechnologie festzuhalten. Er führt ein Scheingefecht mit populistischen Slogans. Schawinski kommt halt noch aus einer Zeit, in der man Radio praktisch ohne Konkurrenz machen konnte.»

Während Scaglione aus einer Zeit kommt, in der man einen krachenden Bankrott mit einem Radio hinlegen kann und trotzdem das Gefühl hat, man hätte Ahnung vom Radiomachen.

Auch hier zeichnet die Debatte zunächst eine ärgerliche Unredlichkeit aus. Dass eigentlich alle privaten Radiomacher der Abschaltung der UKW-Frequenzen zustimmten, weil sie sich damit eine stillschweigende Verlängerung ihrer Lizenzen erkauften – Schwamm drüber.

Dass also ihre Zustimmung in letzter Linie keineswegs aus wohlüberlegter Strategie und den Glauben in die Zukunft erwuchs. Sondern wie meist bei Managern, die von ihrem Medien oder Kerngeschäft nicht die geringste Ahnung haben, aus oberflächlichen Profitüberlegungen. Dass damals Schawinski als Einziger sein Einverständnis verweigerte – na und, dachten diese Kurzdenker, ist halt schon immer ein Querulant gewesen.

Schwachbrüstige Gegenargumente

Das rächt sich nun aber schwer, denn während Schawinskis Kampagne Fahrt aufnimmt, mussten eilig ein paar Gegenargumente zusammengenagelt werden. Und so schwach sind auch bislang.

Im Wesentlichen gibt es die unanständige persönliche Ebene: ein alter Sack, der als Rebell begann, will in einem Egotrip im Herbst seiner Karriere nochmal den Nonkonformisten raushängen lassen.

Das ist Festhalten an der Steinzeit, während die Musik in der Zukunft und im Internet spielt. Bei diesem Argument fällt niemandem der Widerspruch auf, wieso dann auch wieder alle Privat-Radiobetreiber zuerst DAB und dann mit DAB+ einverstanden waren.

Streng nach argumentativen Notstand riecht auch die Behauptung, dass der Weiterbetrieb von UKW halt zu teuer sei. Das brächte die Privat-Radios an den Rand des Bankrotts, wenn sie weiterhin UKW, DAB+ und erst noch Internet-Streaming anbieten müssten.

Hier ist das Problem, dass niemand diese angeblich exorbitanten Kosten quantifizieren mag. Einzig Schawinski legt seine Kosten offen, die rund 1 Prozent des Gesamtbudgets ausmachten, also vernachlässigbar seien. Abgesehen davon, dass die Infrastrukturkosten längst amortisiert seien und alleine die Abschaltung überflüssiger UKW-Stationen genügend Einsparungen bewirkten, wenn’s hier wirklich ums Geld ginge.

Schliesslich versucht man noch, aus der Unterstützung seitens SVP-Aeschi Profit zu schlagen; mit wem sich Schawinski da eingelassen habe. Dass auch «Mitte»-Pfister in die gleiche Kerbe haut, das wird als nicht so toll zu Thesenjournalismus gehörend ausgeblendet.

Zwischenbilanz: Mehrfach zu null für Schawi

Also lautet die Zwischenbilanz aus publizistischer Sicht: Schawinski führt wie aus dem Lehrbuch vor, wie man mit wenige Geld, aber ausreichend Grips eine Kampagne aus dem Boden stampfen kann. Dabei hilft ihm auch, dass wenigstens er weiss, wovon er spricht.

Auf der Gegenseite wird geheuchelt, dass sich die Wellen biegen. Warum verteidigen die grossen Verlagshäuser die Abschaltung? Weil sie nach sorgfältiger Tiefenanalyse zum Schluss gekommen sind, dass das richtig sei? Nun, wer an den Weihnachtsmann glaubt und an Märchen, der mag auch das glauben.

An inhaltlichen Gegenargumenten wurde auch nach der ersten Schrecksekunde nichts Nennenswertes aufgefahren. Alter Sack, Selbstdarsteller, Nostalgiker, aus geschäftspolitischen Erwägung bezüglich Kosteneinsparung unvermeidlich. Ohne dass bislang auch nur der Hauch einer untermauernden Zahlen geliefert wurde.

Wenn das so weitergeht, wird Schawinski wegen des Drives, den er immer noch hat gewinnen – und dank der abgründigen Unfähigkeit seiner Gegner.

 

*Anm. der Redaktion. Stefan Häberli, der Autor des NZZ-Kommentars, findet diese Darstellung etwas verkürzt. Er hat geschrieben: «Der Widerstand dürfte auch von Nostalgie getrieben sein.» Und die Absurdität der Position Schawinskis zeige sich seiner Meinung nach darin, dass der Staat, nachdem er zwecks Abschaltung von UKW rund 85 Millionen in DAB gesteckt habe, nun laut Schawinski dennoch UKW weiter subventionieren solle.

Da das zudem freundlich formuliert vorgetragen wurde, sind wir gerne bereit, diese Präzisierung anzufügen.

Hilfe, mein Papagei onaniert IX

Hier sammeln wir bescheuerte, nachplappernde und ewig die gleiche Leier wiederholende Duftmarken aus Schweizer Medien. Subjektiv, aber völlig unparteiisch. Heute: Wenig Leistung für viel Geld

Die «Sonntagszeitung» vermeldet stolz: «Bank wusste, dass Versicherungsschutz endet». Damit ist gemeint, dass die CS frühzeitig darüber informiert war, dass eine grosse Versicherung die Absicherung der Greensill-Fonds offiziell und fristgerecht Monate vor dem Zusammenbruch gekündigt hatte. Und die CS nicht erst wie behauptet eine Woche vor dem Desaster davon erfuhr.

Das «erklären zwei voneinander unabhängige Personen mit Kenntnis der Vorgänge», tut die SoZ geheimnisvoll, als sei ihr ein kleines Recherchierkunststück gelungen.

Ist aber mal wieder ein eher peinliche Flop. Denn erstens hat diese «neue Information» eine tatsächlich mit Kenntnis ausgestattete Person bereits in aller Öffentlichkeit bekannt gegeben: nämlich der Besitzer und Namensgeber der zusammengekrachten Fonds – in einem Interview.

Dieses Interview von Lex Greenshill wiederum hat «Inside Paradeplatz» am 14. Mai genüsslich aufgenommen. Aber das alles ist doch kein Grund für SoZ, nicht etwas angeberisch zu tun und am 16. Mai von einer «News» zu sprechen. Die aber ungefähr so neu ist wie die Meldung: gestern hat es geregnet.

Reflex-Kommentare aller Orten

Oder so neu wie Markus Somms Stehsatz-Kommentar: «Israel hat jedes Recht, sich zu verteidigen». Dieser Uralt-Kommentar, der stark nach ungewaschenen und eingeschlafenen Füssen müffelt, wäre nicht der Rede wert, wenn Somm ihn nicht in bester faschistischer Demagogie weiterentwickelte:

«Den neuen Antisemiten entlarven Sie, wenn Sie mit ihm über Israel reden.»

Und wie entlarvt man den «neuen Antisemiten»? Wenn sich einer kritisch über Israel äussert. Früher hätte man gesagt: «Den Volksschädling entlarven Sie, wenn Sie mit ihm über das Dritte Reich reden». Dass sich der Chefredaktor des «Nebelspalter» einen dermassen groben Ausrutscher leistet, ist wohl nur mit der gequälten Seelenlandschaft eines mehrfachen Renegaten zu erklären.

Denn heftige Verfechter einer Ideologie, die dann plötzlich ein Erweckungserlebnis haben und auf dem Absatz kehrt machen, sind immer suspekt. Weil sie sich gegen Vorwürfe wehren müssen, bei denen man ihnen frühere Positionen um die Ohren schlägt. Diese «ich bereue, ich habe es eingesehen, heute sehe ich das Licht»-Apologien sind schmerzhaft und peinlich.

Zudem scheint im Falle Israels bei Somm so ziemlich alles zusammenzuschiessen, was zu Kurzschlüssen führt. Die Begeisterung für Kibbuz und Heimat der Juden, das gequälte Verhältnis der Linken zu den Palästinensern, und die Eifrigkeit eines Renegaten, der viel linientreuer sein muss als ein nicht gewendeter Anhänger. Dem zuschauen zu müssen, ist kein schöner Anblick.

Da ruft einer «Doppelmoral», der doch mit sich selbst gedoppelt ist.

Money for nothing, dudel, dudeldei

Blicken wir doch mal wieder auf das Schaffen der «Republik». In letzter Zeit nicht mehr «Skandal» geschrien, daher nicht wieder selber zum Skandal geworden, weil sich halt mit anonymen Quellen und schludriger, einäugiger Recherche weder Staat noch «Republik» machen lässt.

Was bietet sie also an diesem Auffahrtssonntag? 50 Nasen, 6 Millionen Budget, das vorne und hinten nicht reicht, da sind wir mal gespannt. Und bleiben es auch, denn der Output am 16. Mai ist – null. Nada, nix. Nicht mal ein Dank an die «Verleger», Mäzene und Spender, dass sie es freundlicherweise so vielen tapferen Arbeitern im Weinberg der Demokratierettung erlaubt habe, einfach mal kollektiv die Füsse hochzulegen.

Das kann natürlich aus Erschöpfung über eine unglaubliche Leistung am Samstag geschehen sein. Nun ja, dieser Tag glänzte mit immerhin 4 Stücken. Da jeder Tag «Republik» rund 17’000 Franken kostet, müssen das ja vier Hochkaräter gewesen sein. Kann man so sehen, wenn man eine rosarote «Republik»-Brille trägt. Denn ein «Artikel» ist die übliche laberige Inhaltszusammenfassung an die «Ladies and Gentlemen and everybody beyond». Das sind 11’000 Anschläge über die anderen drei Stücke des Tages. 5500 Anschläge braucht der übliche Kunst-Artikel am Samstag. Ob das wirklich 5700 Franken wert ist, wenn man das Inhaltsverzeichnis nicht als journalistische Leistung zählt?

Aber es geht natürlich schlimmer; Auftritt Binswanger

Wie immer und verschärft stellt sich die Frage bei der schreibenden Schmachtlocke. Diesmal outet sich Daniel Binswanger zu all seinen weiteren Fähigkeiten hinzu als Spezialist in Patent-Fragen: «Wie viel Profit ist hoch genug?» Er sieht wie meist das Grosse und Ganze, Big Pharma, US-Präsident Biden, Impfstoffe, Welt, Wahnsinn. 10’000 Anschläge. Die aber leider am Stück oder einzeln keinen Rappen wert sind.

Zudem: Wahrscheinlich hing ihm mal wieder eine Strähne vor dem Auge, als er den Titel komponierte. Profit, hoch genug? Der hohe Profit im Gegensatz zum niedrigergelegten? Ist ein 2 Meter hoher Profit hoch geug? Oder fängt das erst bei 3,5 Meter an? Aber etwas Gutes hat so ein Titel: der nicht sonderlich gewitzte Leser weiss: wer sich schon da ins Gebüsch fährt, bei dem kommt nichts Besseres hinterher. Also muss man den Quatsch gar nicht lesen.

Dieses Stichwort kann nur zu einem führen. Genau. Seine erst spät entdeckte Krankheit konnte Constantin Seibt mal wieder nicht davon abhalten, ganz kräftig in die Tasten zu greifen. Und nicht mehr aufzuhören, bis 26’000 neue Buchstaben das Licht der Welt erblickt hatten. Inkl. Abstände. Aber, das scheint eine neu, begrüssenswerte Leserhilfe zu sein, auch Seibt fängt etwas eigen an:

«Nicht von dieser Welt. War der 14. Oktober 2017 ein ziemlich normaler Tag, der wichtigste Tag der Geschichte – oder der Anfang vom Ende der Menschheit? Oder anders gefragt: Was zur Hölle ist Oumuamua?»

Spätestens die letzte Frage überzeugt auch hier den gewitzten Leser: lass es, ein wenig Ufo, ein wenig Weltraumlatein, wozu, wofür, warum? Auch diese Fragen wird Seibt mit ins Grab nehmen.

Welche Orientierungshilfen liefert diesmal der «SonntagsBlick»? Zunächst einmal vier Seiten zur rasend originellen Idee, dass man auf Gesichtsmasken doch auch was draufdrucken könnte.

Aber Frank A. Meyer rettet sicher, labt mit geistiger Erbauung? Na ja:

«Wer sich bemüssigt fühlt, empörte Kritik an der israelischen Politik zu üben, der setze sich in Zürich, Paris, Berlin, London oder New York vor ein Café und stelle sich vor – eine Hamas-Rakete schlägt ein. Und noch eine und noch eine und noch eine. Er stelle sich ferner vor, Gewalt und Hass bedrohten sein Land seit drei Generationen.»

Das ist zwar ein Mü intelligenter argumentiert als Markus Somm in der SoZ. Aber: Was soll dem bemüssigten Kritiker dies Vorstellung sagen? Dass er, statt Kritik an Israel zu üben, besser die Schnauze halten sollte?

 

 

 

 

Minenfeld Israel

Linke winden sich, die Tempelwächter des Staates Israel verbellen jede Kritik an seinen Taten.

Alle israelfreundlichen Kreise, aus welchen Motiven auch immer, versuchen nicht ohne Erfolg, jede Kritik an Handlungen dieses Staates durch Denunziation zum Schweigen zu bringen.

Als die US-Politwissenschaftler John J. Mearsheimer und Stephen M. Walt 2006 die Untersuchung veröffentlichten: «Die Israel-Lobby und die US-Aussenpolitik», wurden sie niedergeschrien und niedergemacht.

Denn ihr These lautete, dass die weitgehend vorbehaltlose Unterstützung Israels durch die USA den Interessen der Vereinigten Staaten zuwiderlaufe und letztendlich beiden Staaten schade.

Den Artikel hatte «Atlantic Monthly» 2002 in Auftrag gegeben – und verweigerte den Abdruck. Erst 2006 wurde er in der «London Review of Books» publiziert. Eine erweiterte Fassung als Buch.

Es ist ein streng wissenschaftlicher Text, der mit der üblichen Methodik der Politwissenschaften dieses Verhältnis umfangreich dokumentiert darstellt. Und zu dieser These kommt.

Die englische Ausgabe ist noch lieferbar, die im Campus-Verlag erschienene deutsche Version nicht mehr. Das muss nun nicht den langen Arm der Israel-Lobby in Deutschland belegen, und die These der Wissenschaftler ist eine diskutable Position.

Spielen auf der Denunziations-Klaviatur

Die aber fast überhaupt nicht diskutiert wurde, sondern die beiden Wissenschaftler wurden aufs übelste beschimpft, ihnen wurde die übliche Klaviatur von Antisemit bis Anti-Zionist vorgespielt.

Genau gleich verhalten sich aktuell viele Meinungsbildner auch in den Schweizer Medien. Es geht dabei gar nicht darum, Partei zu ergreifen oder sich für eine der beiden Seiten im wiederaufgeflammten Krieg zwischen Palästinensern und dem israelischen Staat zu entscheiden. Und nur die Greueltaten der jeweils anderen Seite zu beklagen.

Eigentlich wäre hier, wenn das überhaupt möglich ist, Analyse und Erklärung gefordert. Ziemlich alleine auf weiter Flur steht zurzeit die NZZaS. Sie weist völlig zu Recht darauf hin:

«Der Auslöser für die Gewalt war die drohende Wegweisung palästinensischer Familien in Ostjerusalem. Ihre Häuser stehen auf Land, das einst Juden gehört hatte, bevor Jordanien Ostjerusalem nach dem israelisch-arabischen Krieg 1948 besetzte. Israel erlaubt den Erben dieser Eigentümer, ihren Besitz zurückzufordern. Palästinensern wird jedoch umgekehrt dieses Recht für ihre früheren Häuser in Westjerusalem, aus denen sie vertrieben wurden, nicht gewährt.»

Das war der Auslöser, der entweder überhaupt nicht oder nur am Rande erwähnt wird.

Barbarei und  Greueltaten gegen berechtigte Gegenwehr

Das zeugt einfach vom üblichen unterirdischen Kenntnisniveau der meisten Journalisten. Wer sich aber darin erschöpft, «gerechtfertigte Gegenwehr» zu erklären und zu verteidigen, treibt einen weiteren Sargnagel in das Ansehen des Journalismus. Denn eigentlich sollte er auch hier leisten: beschreiben, was sich dort abspielt. Versuchen, diese Ereignisse verständlich zu machen, analysieren, einordnen.

Vielleicht auch darauf hinzuweisen, dass der Konflikt existiert, existierte, weiter existieren wird, wenn keine Lösung dafür gefunden wird. Welche Methoden welcher Seite abscheulich, welche gerechtfertigte Notwehr, welche barbarisch, welche zivilisiert sind, das einzuordnen traue ich mir nicht zu.

Andere Art, die Analyse von Adolf Muschg zu bestätigen

Aber das Urteil schon, dass hier in einer Art negativer Dialektik die Argumentation gegen die Verwendung des Wortes «Auschwitz» durch Adolf Muschg durchexerziert wird. Denn auch hier wird sofort klargestellt, wes Geistes Kind jemand sei, der nicht eindeutig für Israel Partei ergreift. Der negiere die historische Schuld, sei deshalb nicht nur als Palästinenserfreund und damit auch gleich Anhänger von blutrünstigen Terrorgruppen zu denunzieren, sondern in enger Umarmung mit Rechtradialen, Holocaust-Leugner und ähnlichem Abschaum.

Dabei ist auch diese Debatte wieder ein Beleg für die Richtigkeit der Analyse von Muschg. Ausgrenzung und Stigmatisierung Andersdenkender, völlige Unfähigkeit zur Selbstrefelexion, weil man unter dem Gewicht der eigenen moralischen Überlegenheit kaum mehr laufen kann. Das sind Denkmuster, die zumindest unter Totalitarismus-Verdacht stehen. Und die absolute Überzeugung der Richtigkeit der eigenen Positionen, der Befähigung, moralisch und ethisch alles abkanzeln zu dürfen und müssen, das diesem Weltbild in der Weltblase nicht passt, das ist nun tatsächlich die road to Auschwitz.

Wundertüte «B∫ick»

Alles ist relativ. Im Vergleich zu «watson» ist die Zeitung mit dem Regenrohr ein Intelligenzblatt. Andererseits …

Auch hier wollen wir den Blick aufs Gesamtbild (Achtung, Kalauer) für sich selbst sprechen lassen.

Das nennt man wohl ein buntes Allerlei zum Thema Corona. Etwas drohender Trommelwirbel, gemischt mit Altbackenem (verödende Innenstädte), einem Sprutz Politiker, der mal wieder in die Medien möchte und daher irgend was fordert; nicht immer Tadel aus dem Ausland zur Schweiz, auch mal Lob. Und natürlich abgeschmeckt mit dem «Aufreger». Chaos, Behörden, Wahnsinn.

Nun müssen wir sensiblere Leser (das gilt für alle Geschlechter, Altersklassen, Hautfarben und sexuelle Orientierungen, sowie Migrations- oder Urschweizer Hintergrund) auffordern, darüber hinweg zu blicken:

Die Grenzen zieht sie auch klar. Die fünffache Mutter erklärt im Interview mit RTL, wo dabei ihre Grenzen liegen. «Die Möppis zeigen okay, aber die Monika zulassen. Das geht nicht.» Wir haben dazu gleich drei Fragen:

  1. Wer ist Danni Büchner?
  2. Wie viel muss man zahlen, dass sie das nicht tut?
  3. Was will sie uns mit «Monika zulassen» sagen?

Das entsteht, wenn der Blattmacher insistiert und insistiert: Wir brauchen noch eine Story mit Nutzwert. Aber auch für Blödis. Nein, ja nicht Corona. Irgendwas, was jeden interessiert. Strassenverkehr? Sehr gut, dann einfach mal machen, will dann nur noch das Resultat sehen. Übrigens, wer kann – natürlich ohne Lektüre dieses Aufklärungsstücks – fünf Fehler aufzählen? Ja, bitte?

Wir finden, diese beiden Meldungen haben einen inneren Zusammenhang. Unsere Immobilien, teurer, reiche Ausländer. Sagt Christian Dorer. Schön, dass man sich seinen Kommentar dann gar nicht antun muss. Kapiert. Rechts hingegen, das ist ein Lenovo. Das wiederum ist eine chinesische Marke. Schlappe 50 Milliarden Dollar Umsatz, kaufte mal schnell grosse Teile von IBM, Motorola, und so weiter. Damit verdient Lenovo happig Geld. Macht Gewinn. Macht ihre Aktionäre froh. Die sind dann reiche Ausländer. Der Kreis zur Beschwerde Dorers schliesst sich. Aber: er fäustelt dagegen, rechts sorgt sein «Blick» dafür, dass es Lenovo noch besser geht …

Das hier nennt man den klassischen Nachzug. Ein Hundeschicksal, jöh, vor zwei Jahren im Kino (das sind so diese Lichtspielanstalten, in denen vor vielen Zuschauern, aber googelt es Euch doch). «Heute» im SRF, das nennt man den Aufhänger für einen Nachzug. Was Streuner Cody (Bildmitte) davon hält, entzieht sich aber den Kenntnissen des Hern rechts und auch links von ihm. Aber jöh ist immer, unter allen Umständen, auf jeden Fall im Boulevard-Journalismus gut. Jöh mit Tieren ist sehr gut. Jöh mit Hunden besser. Jöh mit Hunden und Happyend, eigentlich nicht zu schlagen.

Selbst für geübte Künstler in Übergängen wird’s hier ganz schwierig. Das ist nämlich eine Story, für die man den «Blick» über den Kopf streichen und abknutschen möchte. Gut, sie ist nicht auf dem Zürcher Mist gewachsen, aber immerhin musste man an der Dufourstrasse auf die Idee kommen, die Reportage des polnischen «Blick»-Partners Onet aufzunehmen.

Dieser Mann hat nämlich einen unvergleichlichen, einmaligen unfassbaren Mut bewiesen. Witold Pilecki tat in seinem leider viel zu kurzen Leben unvergleichlich mehr als die vor Kurzem hochgejubelte Widerstandsgruppe «Weisse Rose» mitsamt Sophie Scholl. Alleine deshalb muss seine Geschichte erzählt werden. Immer wieder. Pilecki wurde 1901 geboren, gründete im Zweiten Weltkrieg eine Widerstandsbewegung, kämpfte in der polnischen Untergrundarmee – und ging freiwillig ins KZ Auschwitz, um die Alliierten und die Welt über die dort begangenen Greueltaten zu informieren. Während seines Aufenthalts versuchte er, den Widerstand der Insassen zu organisieren. Als das keine Früchte trug und auch die Alliierten offensichtlich nicht daran interessiert waren, diese Vernichtungsmaschine zu zerstören, floh Pilecki 1943 aus dem KZ.

Anschliessend beteiligte er sich am Warschauer Aufstand gegen die Nazi-Besetzer, der in einem Gemetzel und Blutbad endete. Nach dem Sieg über den Hitler-Faschismus und der Befreiung Polens durch die Rote Armee hätte er alle Ehren der Welt verdient. Hätte er zur Legende für unvorstellbare Tapferkeit werden müssen, für unbedingte Hingabe und eine Todesverachtung im Kampf gegen das Böse, die unfassbar war.

Stattdessen wurde er 1948 wegen «Spionage» erschossen. Ein weiteres Opfer stalinistischer Greueltaten, dessen Paranoia und Mordlust. Ein Mann geht freiwillig ins KZ, überlebt das, kämpft unermüdlich weiter gegen die Faschisten – und wird dafür von den Kommunisten erschossen.

Schrecklich.

Witold Pilecki. Links als polnischer Offizier, rechts als KZ-Häftling.

Aber, wir sind gerecht: alleine für diese Story darf der «Blick» nun eine Weile Dummheiten über Dummheiten stapeln. ZACKBUM verzeiht.

 

 

 

 

Der Steuerstreit lebt noch

Die meisten liessen es bei einer SDA-Meldung bewenden. «Swiss Life zahlt Millionenbusse». Was steckt dahinter?

Flächendeckend, aber eher klein meldeten die übrig gebliebenen Schweizer Medien: «Swiss Life zahlt 77,4 Millionen Busse in den USA». In leichten Varianten, hier die der NZZ, schaffte es die SDA-Tickermeldung in unsere Qualitätsmedien.

Wer sich dafür überhaupt interessierte: Busse für die Verwendung von Versicherungswrappern zwecks Steuerhinterziehung. Ach ja, kalter Kaffee; rund 80 Millionen Dollar – nicht mal dreistellig? Weit weg von einer Milliarde? Also ob das CEO Patrick Frost oder VR-Präsident Rolf Dörig überhaupt zur Kenntnis genommen haben?

Grösster Lebensversicherungskonzern der Schweiz, Jahresumsatz 20 Milliarden Franken; lachhaft. Oder nicht?

Eher oder nicht. Ein Versicherungswrapper ist eine Mantel-Konstruktion. In diesen Mantel werden Vermögenswerte eines Kunden eingepackt. Eingewickelt. Das hat gleich mehrere Vorteile: Mit dieser Umwandlung verschwindet der Name des Kunden aus den Dateien seiner Bank, selbst bei einem neuerlichen Datenklau muss er keine Enttarnung befürchten.

Durch die Verpackung und Aufenthaltsdauer der Kohle erfolgt die Auszahlung sowieso steuerfrei. Und wenn man solche Mäntelchen in Liechtenstein, Luxemburg oder Singapur in den Wind hängt, dann fallen auch sonst keine nennenswerten Steuern an. Super Sache.

Wenn ein Konstrukt einen üblen Ruf bekommt, was tun?

Schon lange hat der Name Wrapper ein Geschmäckle. Nicht, weil es kein normales Substantiv wäre. Aber weil es für eine der letzten Methoden steht, wie man mit überschaubarem Aufwand seine Steuerpflichten, nun ja, optimieren kann. Nachdem vor allem die USA all diese Konstruktionen, inklusive des Missbrauchs des Schweizer Bankgeheimnisses, niedergemacht haben, wäre es vielleicht eine gute Idee gewesen, auch bei diesen Tarnkonstruktionen etwas zu unternehmen.

Gleicher Mantel, neuer Name …

Natürlich, sagte Swiss Life, der Platzhirsch unter den Anbietern, natürlich, sagten alle anderen, die dieses Steuerschlupfloch im Angebot haben. Da werden wir durchgreifen, konsequent. Keine Frage. Wie?  Nun, mit zwei alle Probleme lösenden Massnahmen. Schon seit geraumer Zeit lassen sich Versicherungen vom Kunden bestätigen, dass er nur versteuerte Gelder in diese Wrapper einzahlt.

Wichtiger noch: das Zeugs heisst schon länger «Private Placement Life Insurance». Nun ist doch alles bestens. Na ja. 2007 gab Swiss Life bekannt, die Drückerkolonnen von Carsten Maschmeyer zu kaufen, ihm also die AWD abzukaufen, für viel zu viel Geld abzunehmen. Ein Multimillionenflop. 2012 gab Swiss Life den übel beleumdeten Namen AWD auf und schrieb bei der AWD 600 Millionen ab.

Schlecht versichertes Risiko …

Am Tag der Bekanntgabe des Kaufs sackte der Aktienkurs von Swiss Life um 7,5 Prozent ab; was einem vernichteten Börsenwert von 800 Millionen entsprach. Als Swiss Life auch noch bekannt gab, gleichzeitig ein Viertel der Aktien von Maschmeyers MLP AG, einem Finanzdienstleister, übernommen zu haben, verloren die Aktien des Versicherers innert zwei Tagen über 12 Prozent. Noch mal 1,2 Milliarden vom Handelswert verröstet.

Kommt da noch was nach bei den Ummantelungen?

Aus all diesen Gründen ist eine Minibusse wegen Ummantelung doch Peanuts. Eher nein. Noch 2005 lagen bei der Swiss Life in Liechtenstein lediglich 143 Millionen Euro in solchen Versicherungsmänteln, das stieg im Verlauf der Jahre auf über 9 Milliarden Euro. Liechtenstein? Dort gibt’s keine Verrechnungssteuer. Wieso der rasante Anstieg? Nun, natürlich kann das auch Ausdruck eines zunehmenden Bedürfnisses nach Lebensversicherungen sein.

Oder vielleicht eines zunehmenden Bedürfnisses, einigermassen sicher Steuern zu hinterziehen. Inzwischen hat Liechtenstein einiges unternommen, um diese Rufschädigung wegzukriegen. Aber es bleibt doch die Peanuts-Busse, ein Klacks. Schon, dabei ging es aber nur an einem US-Bezirksgericht zur Verhandlung und Sache.

Wenn wir grosszügig annehmen, dass vor der Verjährungsfrist ungefähr die Hälfte der 9 Milliarden Schwarzgelder sind, davon wiederum die Hälfte US-Steuerpflichtigen gehört, kommen wir auf immerhin noch 2,25 Milliarden Schwarzgeld. Und Beihilfe zum Verstecken.

Da werden keineswegs solche Mini-Bussen ausgeschenkt. Da kann Swiss Life gerne die UBS oder die CS fragen. Denn das Geheimnis unter dem Mantel ist noch längst nicht völlig enthüllt. Und ein paar Hintergrundinformationen hätten dem Schweizer Wirtschaftsjournalismus gut angestanden.

Schöne Zahlen der Verpackungsindustrie weltweit

Schon alleine eine Zahl hätte den Lesern die Dimension des Problems bewusst gemacht. Weltweit beträgt der Umsatz der Verpackungsindustrie schöne 100 Milliarden Dollar. Potenzial bis locker 500 Milliarden Umsatz. Sollte da jemand widerstehen wollen?

Die Rechnung ist einfach: Ertrag gegen Aufwand. Ist der Ertrag deutlich höher als der Aufwand (inkl. Bussen und Reputationsschaden), dann kann es ja keinen Grund für Swiss Life geben, die Finger davon zu lassen. Bis die USA dann mal ganz kräftig draufhauen.

 

 

 

 

Noch ein Rohner …

Der eine geht (endlich), der andere kommt wieder: Marcel Rohner is back. Leider.

Marcel Ospel ist tot. Und blieb nach dem UBS-Desaster schön in der Versenkung. Basler Fasnacht, gelegentliche Besuche in der Zürcher «Kronenhalle» (wo er nicht ausgebuht, sondern applaudiert wurde), das war’s.

Peter Wuffli, die Pfeife, die 2007 nicht ganz freiwillig als CEO der UBS zurücktreten musste. Vor der Finanzkrise hatte er es bereits geschafft, mit der Pleite des US Hedgefonds Dillon Read ein erstes Zeichen für kommendes Unheil zu setzen. Das natürlich auch nicht Schicksal, sondern zu grossen Teilen bei den beiden Schweizer Grossbanken hausgemacht war.

Dann war etwas Ruhe, schliesslich tauchte er lächelnd als Präsident des VR der Partners Group wieder aus der Versenkung auf. Ach, und 2010 veröffentlichte er das Buch: Liberale Ethik. Orientierungsversuch im Zeitalter der Globalisierung. Unlesbar, ungeniessbar, aber Ethik ist immer gut im Titel.

Auf und nieder mit ewig gleichen Figuren

Peter Kurer, eine weitere Pfeife, hinterliess einen bleibenden Eindruck, weil er immer wieder von «das Schlimmste hinter uns, gut aufgestellt» zu «stehen vor dem Abgrund» wechseln musste. Bis er dann auch ausgewechselt wurde. Längere Ruhephase, dann tauchte er als VR-Präsident des Telecom-Unternehmens Sunrise wieder auf.

Da blamierte er sich ein weiteres Mal, als er ums Verrecken den Ankauf von UPC Schweiz durchstieren wollte. Gegen den Ratschlag aller Fachleute, gegen den Widerstand seiner Grossaktionäre. Das Hallenstadion war schon für die ausserordentliche GV angemietet, alles vorbereitet, als Kurer im letzten Moment auf die Notbremse trat. Es war ihm klargeworden, dass er wohl keine Stimmenmehrheit für dieses geplante Millionengrab bekommen hätte.

Diese Peinlichkeit wollte er sich ersparen, also nix GV. Der ganze Spass dürfte Sunrise rund 120 Millionen Franken gekostet haben. Dann trat Kurer nach verrichteter Tat auch dort zurück, und schliesslich kaufte UPC Sunrise.

Würden Sie diesem Mann eine Bank abkaufen?

Marcel Rohner, der Ziehsohn von seinem Vornamensvetters Ospel, wurde 2007 UBS-Chef. Gut zwei Jahre später war’s das dann, die historischen 60-Milliardenrettung der Bank durch den Bund überlebte er nicht. Es war ihm offenbar nicht gelungen, sich einen Überblick über den wahren Zustand der UBS zu verschaffen.

Wuffli, Rohner, und dann kam Oswald Grübel und räumte auf. Auch Rohner machte auf low profile, wurde VR bei SVP-Giezendanner und bei der UBP, einer der letzten (noch) überlebenden Privatbanken. Über seine Immobilienbude ist er zudem mit 5 Prozent an der «Helvetischen Bank» des SVP-Nationalrats Thomas Matter beteiligt – und sitzt auch dort im VR.

Nun ist Rohner als nächster Präsident der Bankiervereinigung gewählt worden. Das sorgt für leises Rauschen im Blätterwald. Die Zeitung mit dem Regenrohr im Titel macht sich gleich Sorgen: «Trimmt Rohner die Banken auf Anti-EU-Kurs?» Schliesslich sitze er mit SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi in SVP-Matters Bank. Die sind vehement gegen das Rahmenabkommen, die Schweizerische Bankiervereinigung ist dafür. Bislang.

Dann ist noch eine ganz bedeutende Machtfigur fürs Rahmenabkommen. Ringiers Hausgespenst Frank A Meyer. Da weiss der «Blick» natürlich, welche Farbe das Wasser haben muss, das er durch das Rohr auf Rohner giesst.

Laue Lüftchen aus den Medien

Eher unentschieden ist der «Tages-Anzeiger»: «Einst bei der UBS abgesägt, bald an der Spitze des wichtigsten Bankenverbands», titelt er. Der Tagi zeigt einmal mehr: tiefe Kenntnisse und intelligente Analyse, das ist seine Sache nicht. Und die NZZ? Die hat sich schnell festgelegt: «Der finanziell unabhängige, meinungsstarke und liberale Schweizer bringt somit nicht nur viel Sachverstand und eigene Erfahrung aus allen Zweigen der Branche mit.»

Somit hat die NZZ dieser Wahl ihren Segen erteilt; damit dabei nix stört, wird die SVP-Connection von Rohner erst gar nicht erwähnt. Das tut zwar CH Media, aber auch dort wird ein Lobeslied auf den gefallenen, sich dann aber wieder hocharbeitenden Ex-Banker und Immobilienlöwe Rohner gesungen.

Das waren noch Zeiten …

Nur – wie meist – «Inside Paradeplatz»  stört den Jubelchor mit ein paar handfesten und fundierten Hinweisen; so eben darauf, dass Rohner nicht nur im VR von Matters Bank sitzt, sondern auch an ihr beteiligt ist. Was den übrigen Recherchiergenies offenbar entging.

Hinzuzufügen wäre noch, dass die einstmals so mächtige Bankiervereinigung – darin all den gefallenen Starbankern nicht unähnlich – längst an Bedeutung und Grösse verloren hat. Raiffeisen ist bereits ausgetreten, der Spalt zwischen den beiden Grossbanken, den Kantonalbanken und Kleinbanken wird immer grösser, da UBS und CS natürlich ganz andere Interessen haben als beispielsweise eine Regionalbank.

Das Bankgeheimnis muss auch nicht mehr verteidigt werden, weil Rohner, Rohner & Co. dafür gesorgt haben, dass es aufgegeben werden musste. Also ist bei Rohners Wahl überhaupt nicht wichtig, ob er nun die Haltung zum Rahmenvertrag beibehalten wird – oder nicht. Einzig interessant wäre die Frage: Ist er als Totengräber der Vereinigung gewählt worden? Weiss er das? Ist er einfach als Schuldiger ausgeguckt, wenn weitere Bankenverbände austreten werden?

Aber eben, da müsste man ja etwas nachdenken und recherchieren. Also ist das kein Thema in den Medien.

Das waren noch Zeiten …

Watsinn!

Wir wollten nicht. Aber wir müssen. Hier ist nichts Fake, alles erschütternd echt; in dieser Reihenfolge aufgefunden.

Was das Artikelbild soll? Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Aber daher ist’s zur Einstimmung bestens geeignet.

Das glaubt keiner, aber das sind nun Auszüge aus einem Organ mit bald einmal staatlichen Subventionen. Dieser Blödelhaufen kriegt auch Unterstützung durch einen Verein, der das Geld einer Milliardärin verschleudert. Und weil das mit «bajour» alleine nicht möglich ist …

Aber lassen wir nackte, eigentlich reine, weil so ungehemmte Beknacktheit sprechen. Wir bitten zuvor das Publikum, sich nicht zu fest und fassungslos auf die Stirn zu schlagen. Da muss man jetzt einfach durch:

Alkohol kann eine Lösung sein, wissen wir seit dem Oscar-Gewinner «Drunk». Aber hier hilft nicht mal ein Vollrausch samt Ausnüchterungszelle.

Wir dachten schon, der Tauchgang sei grundlos. Sozusagen nach dem Grund suchend, gründelnd. Aber ein von t-online, dem Portal der tiefen Denke und der massgeblichen Wirtschaftsberichterstattung, kopierter Flach- und Plattmacher verzapft hier, was Anleger garantiert nicht wissen müssen.

Es wurde kurz ernst, aber hier wird mit Sauglattismus ein Scherz auf den Bildschirm geprügelt, damit fremdschämen mal wieder Sinn macht.

Hier hingegen fragt man sich, ob das schlichtweg verboten blöd, absolut gaga oder eben ein Beitrag zu Dada ist.

Damit wollten wir eigentlich schliessen, aber dann kam noch das hier:

Wer danach noch glaubt, dass der durchschnittliche IQ der «watson»-Macher liege über 100, der muss selbst zum Arzt.