Leistungsabfrage

Salome Müller, bald Ex-Tamedia, und Aleksandra Hiltmann: was leisten die eigentlich?

Die beiden haben sich etwas geleistet. Einen gelungenen Versuch, mit bislang völlig unbelegten Behauptungen den Ruf ihres Arbeitgebers zu bekleckern. Unerträgliche Zustände, triefend vor Sexismus, Frauendiskriminierung, demotivierend, gravierend, in die Flucht treibend.

So ihr vernichtendes Fazit in einem Protestschreiben, das sie pünktlich zum Tag der Frau vor drei Monaten auf die Rampe schoben und durch Jolanda Spiess-Hegglin in die Öffentlichkeit schieben liessen. Ohne dass das alle Unterzeichnerinnen gewusst oder gar gebilligt hätten.

Tamedia eierte (Pardon) eine Weile rum, um dann markig zu verkünden, dass nun das Bestreben sei, auf allen Hierarchiestufen 40 Prozent Frauenanteil zu etablieren. Seither wird gemunkelt, dass sich im Geheimen Männerverteidigungsgruppen bilden, die konspirativ ihren Überlebenskampf vorbereiten.

Weil man von den beiden Rädelsführerinnen nach ihrem Auftritt bei «10 vor 10» nicht mehr viel hörte: was tun die eigentlich sonst so? Stehen doch bei Tamedia, diesem Schweinebackenkonzern, auf der Gehaltsliste und verdienen ziemlich gut, sowie sicher und mit Fringe Benefits sowie generösen Fortbildungsmöglichkeiten.

Leistung in einem Mondzyklus gemessen

Also, neben motzen, fordern und leiden, wie sieht denn die Leistungsbilanz aus? Nehmen wir einen Mondzyklus, moderner formuliert: den Ausstoss in den letzten 30 Tagen. Wir schicken voraus, dass beide Journalistinnen den Verlag zusammen so rund 20’000 Franken gekostet haben dürften. Lohn, Lohnnebenleistungen, Sozialversicherungen, Arbeitsplatz plus Infrastruktur.

Wir nehmen auch hin, dass ZACKBUM hier mal wieder typisch männliches Leistungsbewusstsein, Konkurrenzdenken, Längenvergleich usw. an den Tag legt; also all das, was sensible Frauen so hassen. Zu Recht, kann man bei diesen beiden Grossschriftstellerinnen nur sagen. Ganz knapp die Nase vorn hat in diesem Zeitraum – Aleksandra Hiltmann. Sie hat einen Output von ganzen zehn Wortmeldungen. Grob unterteilt in 3 Kommentare und 7 Artikel, worunter auch Interviews fallen.

Also jeden dritten Tag durfte man etwas von Hiltmann lesen. Wir hier bei ZACKBUM.ch halten es umgekehrt; jeden Tag drei Stücke. Dafür unbezahlt. Aber eben, blödes Machogetue. Ausserdem kommt es doch auf den Inhalt, nicht die Menge an. Nun ja, eine einfühlsame Kolumne über ihren «Impfarm», ein Stück über die Unsichtbarkeit von Menstruationsblut in der Öffentlichkeit, das setzt natürlich ein Niveau, zu dem wir hier nichtmal hinaufblicken können. Oder hinab? Egal, Output 10.

Im Schlafwagen durch den Journalismus

Salome Müller bringt es in der gleichen Periode, also in einem Monat, Pardon, auf ganze 8 Stück. 1 Kommentar, 5 Artikel und zweimal ist sie als Mitautorin erwähnt. Also alle vier Tage wurde die Welt besser, weil sich Müller zu ihr äusserte. Ist ja auch nicht nix. Aber auch nicht viel mehr.

Kassensturz: 1111 Franken liess sich Tamedia jedes Werk der beiden Damen kosten. Ein teurer Spass, eigentlich, viel Spass hat’s auch nicht gemacht. Nicht mal den Autorinnen, denn sie mussten ja ihr Werk weiterhin unter frauenunwürdigen Zuständen verrichten, demotiviert, belästigt, ohne Anstand behandelt.

Aber immerhin, Müller hat sich – völlig freiwillig – für die Freiheit entschieden, den Ausbruch, den Aufbruch. Zukünftig müssen sich die triebhaften Machomänner von Tamedia ein anderes Objekt ihrer unsauberen und unanständigen Gedanken suchen. Denn Müller wird demnächst eine Lücke hinterlassen, die sie nicht nur vollständig und unmerklich ersetzt. Sondern es geht jetzt schon ein Aufatmen durch die Reihen. Der Männer, selbstverständlich. Aber auch der Leser, die nicht mehr länger mit Gendersternchen und ähnlichem Unsinn belästigt werden.

Vorsicht! Der Mann hört Stimmen

Lukas Bärfuss muss seine Medikamente abgesetzt haben. Seither flüstert es um ihn herum.

Diese Fehleinschätzung könnte von Nora Zukker sein: «Er ist der wichtigste zeitgenössische Schweizer Schriftsteller», trötet der «SonntagsBlick». Und erweist sich damit einmal mehr als das Blatt der Armen im Geiste; der Ungebildeten, Unfähigen und Möchtegerns.

Letzthin hat der SoBli eine unselige Vorliebe für letztklassige Schriftsteller entwickelt. Da wäre mal der «Zürcher Schriftsteller Thomas Meyer». Der nimmt angeblich «Stellung zu Lebensfragen». Duftnote:

«Mein neuer Freund furzt ständig. Nicht vor anderen Leuten, aber wenn wir zu zweit zu Hause sind. Ich finde das eklig. Er meint, das sei doch natürlich. Und er fühle sich halt wohl mit mir. Was soll ich tun?»

Der nötige Beweis, dass das nicht rabenschwarze Satire ist …

Das wollen wir eigentlich nicht wissen und eilen mit zugehaltener Nase zum nächsten Weltenlenker im SoBli. Richtig, da kann es nur einen geben:

«Wie im Strassenverkehr: Wer verkehrt fährt, ist auf die Vernunft der anderen angewiesen. Wer ist hier Geisterfahrer – die Schweiz oder die 27 EU-Nationen?» Mit diesem schiefen Bild fordert auch Frank. A. Meyer die Dichterkrone in der aktuellen Ausgabe des SoBli. Aber, leider, leider, sie bleibt ihm – genau wie die Anerkennung in intellektuellen Kreisen – verwehrt.

Quadriga, Lächeln, unmögliche Jacketfarbe: der Geisterfahrer im Bild. Ähm, im «Blick».

Denn unschlagbar meldet sich mal wieder der wichtigste Schriftsteller der Schweiz mit «einem Essay» zu Wort. Hier verlassen wir allerdings schnell den Bereich von Spass und Tollerei. Betreten stattdessen den dunklen Grenzbezirk zwischen fehlendem Genie und dräuendem Wahnsinn.

Offenbar ist es dem SoBli noch nicht aufgefallen, dass der Titel Schriftsteller nicht durch das Verfassen von sortierten Buchstaben verdient wird. Auch nicht dadurch, dass der wirkliche Schriftsteller Georg Büchner Opfer einer Massenvergewaltigung durch eine Jury wird, die in völliger Umnachtung nicht die Fähigkeiten, sondern die Gesinnung von Lukas Bärfuss mit dem gleichnamigen Preis entwürdigt hat.

Nichts. Ausser der hier Abgebildete ist der Nachbar …

Seither arbeitet Bärfuss daran, mit weiteren Sprachverbrechen die Jury inständig zu bitten, sich diese Fehlentscheidung doch nochmal zu überlegen. Der neuste Versuch: Der Essay «Das Flüstern». Schon der erste Satz beinhaltet eigentlich alles, was es braucht, um den Autor als Dumpfschwätzer zu entlarven:

«Ein Flüstern geht durch dieses Land, die Schweiz, und es wird lauter mit jedem Tag.»

Dürfen wir vorstellen: der gehende Flüsterer. Wer ihm begegnet, neige sein Haupt – oder wende sich mit Grausen ab. «Durch dieses Land, die Schweiz», dieses nachgeschobene, nachgestellte, verstellte Substantiv soll Dichterschwere und tiefes Grübeln simulieren. Löst allerdings nur den ersten Lachreflex aus. Der dann in immer lauteres Kichern übergeht. Denn erstens probiert Bärfuss diesen Manierismus (Nora Zukker, das ist eine Stilart im, ach nö, forget it) nochmal aus «wird lauter mit jedem Tag». Zweitens; wenn ein Geflüster immer lauter wird, was wird es dann?

Psychogene Taubheit? Schwerhörigkeit? Oder Schlimmeres?

«Anschwellender Bocksgesang» nannte das mal Botho Strauss (Nora Z..., aber wozu). Das war immerhin mal ein Dichterwort, hier ist es nur das Wort eines Leichtmatrosen des Gedankens, der nicht mal ein Sprachbild hinkriegt, ohne sich dabei lächerlich zu machen. Aber er ist so stolz auf diesen Einfall, diesen Durchfall, so verliebt darin, in dieses Wort, das nachgestellte, das bedeutungsschwangere, das aber in ständiger Fehlgeburt durch das Essay geistert, dass er davon nicht lassen kann. «Das Flüstern geht auch durch die Umweltverbände», «wir hören dieses Flüstern, wenn es um unsere Gesundheit geht». Nein, Lukas Bärfuss, nein, wer dieses Flüstern hört, ist nicht gesund, hat zumindest einen Gehörschaden. Ist es F44.6 (psychogene Taubheit), ist es F80.2 (Worttaubheit), ist es Schwerhörigkeit, autistisches Verhalten? Das müsste einer Differenzialdiagnose überlassen werden, aber ich bin zwar promoviert, ein Doktor, aber Mediziner, das bin ich nicht.

Grimmig, so schaut der Dichter auch hier, in diesem Foto.

Aber, wie weiter, geht es, mit dem Dichter, mit Bärfuss? «Selbst in den Gewerkschaften setzt langsam das Flüstern ein». Oh, liebe Gewerkschafter, stellt endlich die Megaphone ab, lauscht stattdessen auf das einsetzende, umhergehende, anschwellende Flüstern in euch. Denn «das Flüstern» wird eigentlich überall «lauter». Aber was flüstert es denn? Nun, zum Beispiel: «Migration ist nicht zuerst ein Schaden, nicht zuerst ein Problem.» Stimmt; das unterscheidet Migration vom Dichterwort eines Bärfuss.

«Bei jenen, die sich an die Neunzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts erinnern, wird das Flüstern bisweilen zum lauten Rufen»; meiner Treu, das wird ja nun eine Apotheose, Aristophanes lässt grüssen (Lukas Bärfuss, das war ein griechischer, aber lassen Sie sich das vielleicht von Nora Zukker erklären).

Achtung, Durchzug! Fenster schliessen

Denn nun legt Bärfuss auf den Tisch die Karten, als hätte er umzustellen gelernt die Worte vom alten Jedi-Meister Yoda, dieser Muppetshow-Puppe aus War Stars: «Sollten wir nicht einmal erfahren, was mit unseren Volksrechten, was mit unseren Sozialwerken, was mit unseren Institutionen, mit unserer Wirtschaft, Bildung und mit unserer Kultur geschehen würde, wenn die Schweiz – ja, wenn die Schweiz Mitglied würde in der Europäischen Union? Wäre es nicht an der Zeit, sich von allen Ängsten zu befreien, die stereotypen Vorwürfe des Landesverrats zu ignorieren»?

Die Zeit ist jetzt, der Ort ist hier: «Es öffnet sich gerade ein Fenster, es wird sich wieder schliessen, wenn ihr nicht dafür sorgt, dass dieses Flüstern eine Stimme bekommt, eine laute, in den Betrieben, den Schulen, den Wohngemeinschaften und den Einfamilienhäusern, in den Universitäten und den Hochschulen, eine Stimme ganz angstfrei und mutig:

die Schweiz als 27. Mitglied der Europäischen Union!»

Kommet herbei, ihr Menschen in diesem Land, der Schweiz, findet zum gemeinsamen Flüstern, zur Stimme, besinnt euch auf Mut und Angstfreiheit, «verpasst nicht noch einmal die Chance».

Ich aber erhebe die Stimme, die meine, vom Flüstern zum lauten ängstlichen, todesmutigen Ruf: wer kann Bärfuss heilen? Wer kann ihm vorher verbieten, die deutsche Sprache weiter zu schänden? Ist denn der SoBli nicht schon mit zwei anderen Schriftsetzern geschlagen, braucht es da wirklich noch einen dritten im Bunde? Ich weiss, den beigestellten Fotos von Bärfuss muss man entnehmen, dass er sich dagegen wehren würde, gegen das, mit diesen Metzgerhänden, den seinen, diesem grimmigen Blick im Antlitz, dem unrasierten. Aber um unser aller geistiger Gesundheit willen: stellt den Mann endlich ab! Bitte. Er soll doch einen zweiten Dichterwohnsitz in Paris haben. Die Franzosen halten das aus, bestimmt. Wir aber, wir nicht.

Tagi: minus ein Abonnent

Hier werden Fundstücke obduziert, um ihre Todesursache zu finden. Heute eine Abokündigung und ihre Geschichte

Es ist immer wieder der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. K.L.* war 50 Jahre lang Abonnent und Leser des «Tages-Anzeiger». Das ist dann mehr als Gewohnheit, das ist schon Symbiose.

Wenn man sich aufrecht Mühe gibt, immer wieder Anlauf nimmt, auch treue Leser mit unglaublichem Schrott zu bedienen, dann reicht es dem geduldigen und treuen Schweizer:

«Aber irgendwann erträgt man gewisse Dinge einfach nicht mehr»,

schreibt K.L. an ZACKBUM.ch.

Als Erklärung dafür, wieso er sein Abo gekündigt hat. Die «gewissen Dinge» waren in diesem Fall ein Artikel auf Seite 10 des Tagi vom 7. Juni 2021. Unter dem irreführenden Rubrum «Hintergrund» wird hier eine Seite (also zwei Drittel, das andere Drittel ist ein aussageloses Riesenfoto) auf diese Behauptung verschwendet:

«Weisse Männer haben ausgedient».

Autor des Schmarrn, wie man in Bayern sagt, ist Christian Zaschke. Nach zehn Jahren Sportredaktor stieg er zum «politischen Korrespondenten» der «Süddeutschen Zeitung» in London auf, seit 2017 ist er «Korrespondent in New York». Das kann New York wegstecken, der Leser des Tagi verträgt’s weniger. Der Originaltitel über diesen Beitrag lautet übrigens «Geht doch». Aber da die sich immer noch in ihren Verrichtungsboxen stapelnden Tagi-Redaktoren auch Signale senden wollen, dass man sie dann im Fall ja nicht einsparen sollte, entstand dann der Schwachsinnstitel in Zürich.

Schon wieder ein neuer Trend entdeckt

Vielleicht haben da die Protestfrauen des Tagi auch ihre unselige Rolle gespielt. Auf jeden Fall behandelt das Stück die Behauptung, dass es in den USA einen «neuen Trend» gebe: «Immer mehr Frauen führen grosse Medienhäuser an». Für den Tieferleger Tobler reichen anderthalb Beispiele, um einen Trend auszurufen. Da legt Zaschke schon mehr drauf.

Aufhänger für sein Gesülze ist die Wahl von Sally Buzbee zur neuen Chefredaktorin der «Washington Post». Buzbee war zuvor Chefin von AP; und die Associated Press ist mit rund 4000 Mitarbeitern die wohl grösste Nachrichtenagentur der Welt. Da könnte man ihren Wechsel zur WaPo eigentlich fast als Abstieg bezeichnen. Und wieso soll das so bemerkenswert sein, dass via SZ eine ganze Seite beim nichtsahnenden, aber ständig gequälten Tagi-Leser landet?

Zaschke sieht das Problem und versucht, es aus dem Weg zu räumen: Das sei berichtenswert, «weil die Zeitung – zumindest in den höheren Etagen – als ziemliches Männerblatt galt». Das ist mal wieder eine Recherchier-Höchstleistung, für die der Leser gerne 581 Fränkli im Jahr (mit SoZ dann 751.-) zahlt.

Zaschke ist im Schreibrausch und gibt weitere Perlen seiner Recherche preis: ein ehemaliger Post-Mitarbeiter (diese «Republik»-Unart setzt sich immer mehr durch) habe mit Mitarbeitern der WaPo gesprochen, die ihm das bestätigten – anonym, versteht sich. Unter den immer noch existierenden Hunderten von Medienprodukten in den USA gibt es tatsächlich ein paar weitere, bei denen Frauen als Chefredaktor amtieren.

Na und? Bevor hier ZACKBUM.ch wieder dem Ruf nachlebt, ein Hort von frauenverachtenden Turbomachos zu sein, zitieren wir schnell die Wissenschaftlerin, die Zeschke nun dafür missbraucht, seinen Artikel mit Bedeutung aufzupumpen. Im US-Journalismus habe es schon immer das Streben nach Objektivität gegeben. Aber die «Medienkritikerin und Feministin Jennifer Pozner» weiss: «Nur: Welche Objektivität ist das? Es ist die Objektivität des weissen Mannes mit gutem Einkommen.»

So sieht der typische männliche Chefredaktor in den USA aus.

So von weissem Mann zu weissem Mann …

Ach dann, und was ändern Frauen daran? «Je mehr Frauen auf den entscheidenden Posten sitzen», sagt Pozner, «desto weiter wird die Perspektive.» Nun, Buzbee ist eine weisse Frau mit gutem Einkommen …

Dazu zählt Zaschke noch ein paar farbige Frauen mit gutem Einkommen auf. Aber immerhin, solche Unsitten können dann wohl abgestellt werden, beziehungsweise wurden schon abgestellt, bzw. solche Machotypen wurden bereits entlassen: Matt Lauer von NBC News, der an seinem Schreibtisch einen Schalter gehabt haben soll, mit dem er die Bürotür verriegeln konnte. «Unfassbar», sagt Pozner, «wie der Bösewicht in einem James-Bond-Film.»»

Kleines Problem: Jeder weiss, dass der Bösewicht bei James Bond eine fiktive Figur ist. Unfassbar ist hier allerdings, dass mit «gehabt haben soll» schlichtweg Kolportage-, Gerüchte-Journalismus betrieben wird. Also keinerlei Bemühen nach Objektivität erkennbar ist, obwohl Zaschke ein weisser Mann ohne gutes Einkommen ist.

Eine Tagi-Seite, beruhend auf einem Stellenwechsel einer Frau, garniert mit Konjunktiven, Unterstellungen, Behauptungen, anonymen Aussagen und der Meinung einer feministischen «Medienkritikerin», die sich brav mit einem starken Quote vernehmen lässt, wenn sie von Zaschke mit einem Ondit konfrontiert wird.

Immerhin, im Vergleich zu einer Seite 3 von Tobler ist das hier schon etwas gehobener. Aber von Journalismus, der ohne rot zu werden dafür Geld verlangen kann, ist das noch weit, aber sehr weit entfernt. Ungefähr so weit wie eine Leser-Blatt-Bindung durch einen solchen Schmarrn.

*Name der real existierenden Person der Redaktion bekannt.

Wenn dir dein eigener Vertreter in den Fuss schiesst

Jürg Bachmann ist Präsident des Verbandes Schweizer Privatradios. Ohne ihn wären die besser dran.

Bachmann hat mitgekungelt, als sich die Privatradios mit der Zusage, dass sie sich nicht nochmals um die eigentlich fällige Neuvergabe der Funklizenzen bemühen müssten, ihre Zusage zum Abschalten der UKW-Ausstrahlung abhandeln liessen.

Schien damals eine gute Idee, denn die grossen Verlage waren dermassen unfähig, dass einer zwischenzeitlich die Lizenz für seine Privatradio-Station verlor; zu schlampig das Gesuch abgefasst.

Also lieber nicht noch mal, und nachdem schon mit DAB und DAB+ Millionen in den Sand gesetzt worden waren, könnte man doch nun ganz aufs Internet setzen. Aber schon damals hatte es einen gegeben, der dieser Kungelei nicht zustimmte. Genau, Roger Schawinski.

Ach, der schon wieder, dachten die anderen grauen Mäuse, die Radio-Manager, die vielleicht eine Ahnung von einer Finanzflussplanung haben (was nicht heisst, dass sie sie auch beherrschen), aber null Interesse an diesem Medium. Radiowellen, Druckerschwärze, TV-Übertragung, Verkauf von Windeln, Konzerten, Kaffeemaschinen: alles das Gleiche, kann alles gemanagt und in den Sand gesetzt werden.

Ach, der schon wieder, dachten Schawinskis Gegner Mal um Mal

Ach, der schon wieder, dachten diese Kurzdenker, als Schawinski seine Petition «Rettet UKW» startete. Will im Herbst seines Lebens noch ein wenig Stunk machen, bevor er endgültig abtritt, der alte Sack. Gar nicht erst ignorieren, hat keine Chance, blöder Querulant, könnte doch einfach mal die Schnauze halten.

Der einzig wegen seines Berufs Sohn zur Position des Chefs der grössten Ansammlung von Privat-Radiostationen gekommene Wanner-Filius schmunzelte über Schawinski, Bachmann sah keine Chance, dass da noch etwas geändert werden könne.

Das enthält eine Anzahl von Fehlern, die eigentlich in jeder Organisation, wo Amt noch irgendwas mit Verantwortlichkeit und Kompetenz zu tun hat, zum sofortigen Abgang – freiwillig oder unfreiwillig – von Bachmann führen müsste. Der war nämlich zudem etwas absorbiert, um sich sein neustes Hütchen – Präsident von Kommunikation Schweiz, dem Dachverband Schweizer Werbung – auf dem Haupt zurechtzurücken.

Also beschränkte sich seine öffentliche Gegenwehr gegen die Attacke von Schawinski auf ein hingeknödeltes Gefälligkeits-Interview bei Tamedia, bei dem er weiterhin UKW «keine Chance» gab. Währenddessen übersprang Schawinskis Unterschriftensammlung locker die Grenze von 50’000. Bei einem seiner vielen Auftritte in einer Debatte bei «Tele Züri» (wer hat’s erfunden?) ergab die anschliessende Publikumsbefragung geradezu nordkoreanische Zustimmung zu seiner Position; der Chefredaktor der in die Bedeutungslosigkeit abgeschwirrten «Medienwoche» hatte mit seiner «schaltet es ab»-Position keine Chance.

Schlag auf Schlag, so macht man das

Nun ist Schawinski der nächste Coup gelungen. Selbst die für den damaligen Entscheid verantwortliche Medienministerin, die Ex-Bundesrätin Doris Leuthard, ist inzwischen für einen Marschhalt, räumt ein, dass man damals falsch entschieden habe. Immer mehr Politiker springen auf den rollenden Zug auf, während Schawinski vorne für Dampf im Kessel sorgt. Denn er hat mindestens drei Vorteile gegenüber dieser Riege von Verwaltern. Er ist mit Herzblut dabei. Er weiss, wovon er spricht. Er ist nicht irgendwer, sondern hat durchaus seine Verbindungen. Und er hasst es bis ins höhere Alter, zu verlieren.

Bachmann? Der hat keine dieser Eigenschaften, inzwischen drückt er sich einfach etwas vorsichtiger aus, wenn er gefragt wird, ob die Abschaltung des UKW-Netzes noch realistisch sei: «Es wäre jedenfalls vernünftig», behauptet er in einem Interview auf persoenlich.com. Warum wäre es das? «Weil über die Hälfte der Autos mit DAB+-Empfangsgeräten ausgerüstet» sei. Womit er um die offizielle Zahl, dass mehr als die Hälfte aller Autofahrer unterwegs UKW hört, herumkurvt.

Dazu gar nicht merkt, wie bescheuert diese Behauptung ist, da ja auch DAB+ nicht die Zukunft darstellt. Der zunehmende Gegenwind auf allen Ebenen? Ach, «zu wenig Interesse an den Fakten», da liessen sich alle «von einer emotionalen Welle mitreissen». Na, dann mal die Fakten auf den Tisch, was spricht nun gegen die Fortsetzung der UKW-Ausstrahlung?

«Es würde viel Geld kosten.»

Was Bachmann auch nicht mitgekriegt hat: dieses erste Argument, das hilflos aus dem Ärmel geschüttelt wurde, konnte nie mit Zahlen untermauert werden.

Das Bettlakengespenst Bachmann

Einzig Schawinski hat die Zahlen für sein «Radio 1» auf den Tisch gelegt: Im Promillebereich, vernachlässigbar, kein Problem. Dagegen Bachmann, der sich mangels anderer Argumente hinter einen Vorhang stellt, hineinbläst und «buhu» sagt. In der vergeblichen Hoffnung, dass «kostet eine Stange Geld» schon irgendwie verfangen könnte.

Nun wünscht man Schawinski wenigstens valable Gegner; es kann ja keinen Spass machen, auf einem Kartoffelsack rumzutrampeln. Daher mit aller gebotenen Neutralität, da ZACKBUM (noch) keine private Radiostation betreibt: Lieber Verband, zieht doch nicht bei UKW, sondern bei Bachmann den Stecker raus und sucht Euch einen Präsidenten, der wenigstens so tut, als sei er nicht scheintot. Und zur allgemeinen Beförderung der Debatte es vielleicht mal mit einem Gegenargument mit Hand und Fuss probiert.

Dann kann sich Bachmann vollamtlich seinem nächsten Versuch widmen, dem Dachverband der Schweizer Werbung das Dach wegfliegen zu lassen.

Der Sprachverbrecher; erste Lieferung

Wir fangen mit der neuen Kolumne oben an. Erste Figur am Pranger: der Duden.

Fast jede Sprache hat eine oberste Instanz. Mit Energie, Lust an Fitzelkram und philologischem Eifer kümmert man sich um das Korrekte in der Sprache. Kaum wo ist das so wichtig wie auf Deutsch. Denn der Deutsche mag’s korrekt, ordentlich, aufgeräumt. Gerne lässt er sich auch von Autoritäten führen, belehren, anleiten.

Auch wenn es andere Sprachgremien gibt, behält der Duden seinen Stellenwert als «im Zweifel sagt er, wie’s korrekt ist». Das Argument «so steht’s im Duden» beendete lange Jahre jede Debatte. Seit der Duden aber einigen Idiotien der sogenannten neuen Rechtschreibung nachlebte, ist seine einstmals unangefochtene Autorität angeknackst.

Immerhin ruderte er bei den schlimmsten Auswüchsen wieder zurück. Nun aber kommt auch er in den Genderwahnsinn hinein und vergisst darüber die Verteidigung sprachlicher Regeln, als wäre Deutsch etwas für zügellosen Wildwest.

Natürlich macht es einen Sprachteilhaber nicht unbedingt zum Deppen, wenn er «nähmlich» schreibt. Natürlich gäbe es sogar Gründe dafür, es so zu schreiben. Aber dagegen steht das Normative in der Sprache, das Regelhafte, die Übereinkunft zwecks besserer Kommunikation.

Dagegen steht auch die freie Debatte, Logik, Argument, eine ganze Wissenschaft, die sich darum bemüht, die deutsche Sprache weder in ein Korsett des «sagte Goethe schon so, dabei bleibt’s» zu zwängen, noch ein «hey Monn, was guckst du»-Kanakendeutsch abgleiten zu lassen. Wer nun schon aufheult und Kanake bemängelt, ist zwar im neuen Geist des Duden unterwegs, hat aber keine Ahnung.

Denn auch der Duden will dem schwachen Geschlecht durch sprachliche Schwachheiten unter die Arme greifen. Nur sprachlich, versteht sich. Neben viel Geschwurbel über und gegen das generische Maskulin hat das Munterlexikon der Muttersprache (ist das vielleicht ein diskriminierender Ausdruck, aber da meckert keiner) neue Wörter für erlaubt erklärt.

Nur zwei Beispiele, dafür bekommt der Duden von uns die erste Auszeichnung als Sprachverbrecher:

Die Gästin, die Bösewichtin

Wie schreibt Michael Hierholzer in der FAZ so richtig:

«Nach 1945 erlitt die deutsche Philologie einen immensen Bedeutungsverlust, von dem sie sich erst wieder erholte, als sie jahrelang an der Rechtschreibung herumpfuschen durfte. Das Ergebnis blieb nach vielen Pleiten und Pannen dürftig.»

Aber keiner zu klein, diskriminierungsfrei zu sein. Mit Sternchen, Binnen-I, Verdoppeltem, Knacklaut, Pause in der Aussprache, schriftliche Anschläge auf die deutsche Sprache.

Statt sich um dringend nötige Verbesserung der Sprachbeherrschung zu kümmern …

Dass die meisten Schweizer Journalisten ziemlich nah am Abgrund stünden, wenn es kein Korrekturprogramm in jeder besseren Textverarbeitung geben würde, ist so bedauerlich wie bekannt. Obwohl alle jüngsten Meinungsumfragen zeigen, dass selbst in linksgrünen Kreisen das zwanghafte Gendern der Sprache inzwischen nervt, klappert der Duden nun hinterher. Hat sich in den Kopf gesetzt, der weiblichen Unterdrückung in der Sprache, der Ausgrenzung so vieler, dem alltäglichen und dem feiertäglichen Sexismus in der Sprache dem Kampf anzusagen.

Wer Wörter wie Gästin in die ehemals heiligen Hallen des Duden lässt, hat sich den Titel «Sprachverbrecher der Woche» unredlich verdient. Das gibt’s auch in konkret:

Ilka Peschek, Kathrin Kunkel-Razun, Laura Neuhaus fingern am Duden rum.

Dieses «Kernteam», dieses Trio Infernale der deutschen Sprache muss sich hoffentlich wenn nicht in diesem Leben, dann im nächsten vor dem zürnenden Sprachgott verantworten. Der möge sie dazu verurteilen, sich Jahr lang (Hölderlin; Nora Zukker, das war ein deutscher Dichter, der, aber nun ja) mit gendergerechten Texten zudecken zu müssen.

Haltet ein, kehret um, bitte. Bedenkt das Dichterwort aus Hyperions Schicksalslied:

 

Doch uns ist gegeben,
Auf keiner Stätte zu ruhn,
Es schwinden, es fallen
Die leidenden Menschen
Blindlings von einer
Stunde zur andern,
Wie Wasser von Klippe
Zu Klippe geworfen,
Jahr lang ins Ungewisse hinab.

Das, hochverehrte vom Genderwahn umnachtete Männer und Frauen, das ist Dichtkunst. Danach sollte man streben, nicht nach einer Massenvergewaltigung der deutschen Sprache.

Die Pimmel-Muschi-Zensur

Schreckliches Kirchenregiment. Zensur, Schutz vor Schmutz, Besserung. Schön, dass diese Zeiten vorbei sind.

Das menschliche (und auch tierische) Geschlechtsorgan wollte künstlerisch gewürdigt werden. Aber schnell senkte die Kirche den Mantel der Scham über zu freizügige Darstellungen aus der Antike.

Zeitgenössische Maler hielten sich freiwillig an diese Zensur, selbst wenn das wie bei Cranach dem künstlerischen Anliegen nicht gerade beförderlich war:

Michelangelos Jüngstes Gericht mit weitgehend unbekleideten Figuren schuf sogar das neue Genre des «Hosenmalers»; also von Erfüllungsgehilfen, die fleissig übermalten, was zu offenkundig war (siehe Titelbild).

 

Zweimal die Maja von Goya. War es die Gräfin von Alba?

Die nackte Version, wohl zwischen 1795 bis 1800 entstanden, kostete dem Malergenie Goya den Titel des Hofmalers. Aber immerhin überlebte er, während das Gemälde verschwand und erst 1900 das erste Mal öffentlich ausgestellt wurde.

Neben dem Hosenmaler gab es auch den Feigenblattankleber. Bei allzu vielen Skulpturen aus der Antike waren die Geschlechtsorgane in aller Offenheit Bestandteil des (nackten) menschlichen Körpers. Das musste weg, bzw. bedeckt werden; wie bei der Laocoon-Gruppe:

Solcher Schweinskram hingegen war den Sittenwächtern immer ein Grauen:

Uralte Darstellung des Satyrs; Beardsley, der in seinem kurzen Leben über 1000 Werke schuf, Tomi Ungerer, HR Giger, Schiele. 

Endlich mal ein Vorwand, auf ZACKBUM obszöne Dinge zu zeigen? Natürlich, das auch. Aber in erster Linie: Wenn wir diese Zensur an Kunstwerken auf die Sprache übersetzen, wo sind wir dann? Richtig, im aufgeklärten 21. Jahrhundert. An Zürcher Traditionshäusern, die so Jahrhunderte überlebten und den Zeitgeist darstellen, der bei ihrem Bau herrschte, sollen angeblich rassistische Wörter und Illustrationen weggespitzt werden. Alleine wenn das Wort «Neger» vorkommt, wollen selbsternannte Zensurbehörden eingreifen.

Alles, was in der Schweiz (die bekanntlich niemals Kolonien hatte) nach Sklaverei oder Ausbeutung von Eingeborenen aussieht, soll verschwinden – oder gebrandmarkt werden. Jede Sprachverwendung, die als Männersprache die Unterdrückung der Frau beinhaltet, soll ausgemerzt werden. Nicht die wahren Schweinereien, die jeden Tag auf dieser Welt passieren, sollen bekämpft werden. Viel zu anstrengend. Einfacher, sich ein fremdes Leiden zu leihen, sich darin wie in einem Nessoshemd zu quälen (Nora Zukker, das ist der Sage nach Herakles, aber lassen wir das).

Was für die Kunst gilt, gilt auch für die Sprache

Natürlich galt das auch für Literatur; de Sades Werke, der Index der verbotenen Bücher, bis Mitte letztes Jahrhundert nachgeführt. Und natürlich der Sprachreinigungswahn der deutschen Nazis, das Ausmerzen alles Nicht-Arischen, Dichter unbekannt, Dichter verbrannt. Immer, wenn man meint, solchen finsteren Zeiten entronnen zu sein, brechen die nächsten über einen herein.

Wer Neger sagt, ist Rassist. Wer Schwarzer sagt, ist rein und gut. Der Genderwahn hat Ausmasse erreicht, die dem hysterischen Glaubensmob des Mittelalters nur darin nachstehen, dass seine Vertreter zu ihrem heimlichen Bedauern nicht mit Feuer und Schwert, mit Streckbank und flüssigem Blei gegen Böse und Schlechte vorgehen können.

Es geht vorbei, sicher. Aber jedesmal muss ein solcher Anschlag aufs freie Denken, auf die unzensierte Debatte, immer geführt unter dem Deckmäntelchen der guten und reinen Absichten, niedergekämpft werden. Deshalb werden wir hier eine neue wöchentliche Kolumne einführen. Der Titel wird sein:

«Sprachverbrecher der Woche».

Es werden natürlich Namen genannt. Denn wir hier pflegen das offene Wort, den Schlagabtausch ohne Harnisch und mit offenem Visier.

Trump gefährdet die öffentliche Ordnung

Das mag vielleicht sein. Aber dürfen nun Privatkonzerne Recht sprechen und Urteile fällen?

Ex-Präsident Donald Trump wird bis Januar 2023 keinen Zugang zu Facebook oder Instagram haben. Von Twitter ist er bereits lebenslänglich verbannt. Auch YouTube hat sich diesem Bann angeschlossen. Als diese Massnahmen zuerst im Zusammenhang mit der schändlichen Erstürmung des US-Kapitols bekannt gegeben wurden, passierten zwei Dinge.

Vom linken Mainstream wurden diese Zensurmasnahmen freudig begrüsst. Nur wenige Kommentatoren wagten es, sie als bedenklich und fragwürdig zu kritisieren. Nicht aus Sympathie für den notorischen Lügner Trump. Sondern weil es gefährlich ist, wenn solche Entscheide privater Gerichtsbarkeit überlassen werden.

Mit dem zunehmenden Bedeutungsverlusts Trumps, der wie der Politik-Irrwisch Steve Bannon wohl kaum ein Comeback feiern wird, liess zweitens das Interesse an der Debatte über solch eine Zensur aus privater Hand nach.

Zensur, also das Verbot bestimmter Inhalte, Publikationen, Meinungsäusserungen, diese Entscheidung war in modernen, zivilisierten Staaten ausschliesslich Staatsbehörden überlassen. Gegen die sich der Betroffene auf dem Rechtsweg wehren kann.

Wer entscheidet über Zensurmassnahmen?

Facebook, Twitter und Instagram sind dermassen weitverbreitet, dass es gerade für auf den Kontakt mit den Massen angewiesene Politiker einer schweren Strafe gleichkommt, diese Plattformen nicht mehr benützen zu können.

Das habe sich Trump selbst eingebrockt, mit seiner unverhohlenen anfänglichen Sympathie für den Abschaum, der den Sitz der US-Demokratie stürmte? Es geht doch nicht darum, dass diese Mann einen Sympathiewettbewerb gewinnen müsste.

Es geht darum, dass diese Verlängerung des Entscheids von Facebook (und damit Instagram), plus die Entscheide von Google oder Twitter aufgrund der Einschätzungen von Dunkelkammern gefällt werden. Bei Facebook heisst das «Oversight Board». Die hier versammelten Entscheidungsträger urteilen intransparent und nach Gusto, selbst Mark Zuckerberg muss sich diesen Entscheiden beugen.

Nur noch Berichterstatterpflicht in Schweizer Medien

Die Verlängerung wurde in den Schweizer Medienkonzernen als Meldung abgehandelt. Entweder, indem die SDA-Meldung übernommen wurde, oder – bei CH Media und der NZZ – eigene Korrespondeten so neutral wie möglich darüber berichteten. Ohne jede kritische Distanz, ohne wenigstens kurz darauf hinzuweisen, dass wohl die Mehrheit der Öffentlichkeit mit dieser zensur durchaus einverstanden ist, weil es sich um Trump handelt.

Wir müssten uns die Ohren zuhalten, würde das Barack Obama, Bill Clinton oder Jimmy Carter passieren. Die sind auch keine Gefahr für die öffentliche Ordnung? Mag sein, aber wer entscheidet das? Das ist die entscheidende, zentrale Frage. Um die sich offensichtlich «Blick», Tamedia, CH Media und auch die NZZ drücken wollen.

Einfach berichten, ja nicht werten. Überhaupt nicht die Debatte weiterführen, ob es wirklich eine gute Idee ist, US-Multimilliardären – oder von denen eingesetzten Gerichtshöfen – Entscheidungen von solcher Tragweite zu überlassen. Was Trump vor und während des Angriffs einer Meute aufs Kapitol alles gesagt oder verbreitet hat, ist übel und eines US-Präsidenten unwürdig.

Aber nochmal, ein offensichtlich verhaltensgestörte Mark Zuckerberg, ein mindestens so merkwürdiger Boss von Twitter, von den Google-Chefs ganz zu schweigen, nun soll es in deren Macht liegen, jemanden einen sozialen Tod sterben zu lassen?

Jetzt herrscht in der Schweiz offenbar die stillschweigende Übereinkunft: kein Büro aufmachen deswegen. Es trifft doch den Richtigen. Was mal wieder (fast) alle übersehen: Es trifft zuerst immer die Richtigen. Bis es dann nicht mehr die Richtigen trifft.

Aber dann ist Protest normalerweise vergeblich und zu spät.

Ex-Press XL

Blasen aus dem Mediensumpf.

Diesmal nicht anhand unerschrockener Griffe in diesen Sumpf, sondern als Potpourri (weniger) guter und (viel) schlechter Nachrichten. Wohlriechend ist dabei wirklich nicht alles (Nora Zukker, das ist eine Anspielung auf den Sinn des Wortes, aber der lässt sich googeln).

Zunächst schlechte Nachrichten für die «Schweizer Illustrierte». Sie wollte natürlich auch an die Geldtöpfe des Bundes in Sachen Covid-19. Reichte ein entsprechendes Gesuch vor knapp einem Jahr ein, dann mahlten die Mühlen und mahlten und mahlten.

Bis nun das Bundesverwaltungsgericht entschied, dass die SI keine Kohle aus diesem Topf kriegt. Denn sie erfülle die Kriterien dafür nicht. Verlangt sind aktuelle Nachrichten und eine breite Themenpalette.

Sternchengeburtstage, Berichte über den Zustand von Unterleib, Gesichtsstraffung oder Liebes-Aus, natürlich auch Liebesrausch, vermögen diese Bedingungen nicht zu erfüllen. Auch die ewige Nummer «XY zeigt zum ersten Mal ZZ», wobei ZZ ein Baby, ein Haustier, ein neuer Lover oder ein neues Haus sein kann, trägt offensichtlich nicht wesentlich zum Informationsauftrag bei.

Eigentlich unverständlich, bei diesem geballten Gehalt von News:

Gutes Selbstmarketing ist die halbe Miete, heutzutage. Das weiss auch Florian Imbach, der nach knapp sechs Jahren bei der «Rundschau» woseliwo gelandet ist? Genau, bei der Bundesverwaltung.

Damit ihm nicht das Gleiche passiert wie Putzfrauen, Pardon. Raumpflegerinnen, Pardon, Facility Manager*Innen, deren Stellenwechsel auf Agenturen nicht immer mit der nötigen Akkuratesse bei persoenlich.com nachverfolgt wird, hat sich Imbach noch was Tolles einfallen lassen, was ihm einen Jubelartikel mit grossem Foto einbringt:

Da korrigieren wir uns gerne; vorgestern schrieben wir noch, dass Roger Schawinskis Petition «Rettet UKW» mehr als 48’000 Unterschriften gesammelt habe. Nun sind bereits die 50’000 überschritten, und selbst die für den damaligen Entscheid verantwortliche Alt-Bundesrätin Doris Leuthard spricht sich inzwischen klar für einen «Marschhalt» beim Abschalten aus. Das kratzt aber Jürg Bachmann, den Präsidenten des Verbandes Schweizer Privatradios, überhaupt nicht. er holpert eine schriftliche Stellungnahme für Tamedia raus: «Ich habe die Aussagen von Doris Leuthard gelesen, aber keine neuen Gedanken gefunden, die für eine Abweichung vom vorgesehenen Plan sprechen würden.»

Vielleicht sollte sich der Verband ernsthaft überlegen, einen geistig etwas agileren Präsidenten zu ernennen und den hier abzuschalten. So wird das nämlich nix mit dem Abschalten.

Endlich, money for free im Journalismus? Da gibt es «Le Pacte», und hier wird Geld wie mit dem Füllhorn ausgeschüttet. Für «journalistische Projekte», in erster Linie von halb- oder ganz freien Journalisten. Bis zu 15’000 Franken werden lockergemacht, wenn der Vorschlag die Zustimmung der Jury findet. 225’000 Franken sollen zur Verfügung stehen. Wunderbar.

Wunderbar? Nun, an dieser Hürde dürften schon mal die meisten Bewerber scheitern, denn sie müssen begründen, «inwiefern das Projekt der allgemein anerkannten Definition von Investigativjournalismus entspricht». Tja, liebe Relotius-Klone und Liebhaber von anonymen Denunziationen mittels angeblicher «Quellen»: das wird dann nix.

Ausserdem entscheidet eine knallharte «Fachjury» von ausgewiesenen Könnern und Kennern über die Vergabe. Echt jetzt. Auf Deutsch gehören zu ihr:

  • Der mehrfache Bruchpilot David Sieber, der zuletzt den «Schweizer Journalist» in den Boden rammte
  • Albina Muhtari, Chefredaktorin «baba news»
  • Adrienne Fichter, Redaktorin «Republik»
  • Marcel Hänggi, Journalist, schreibt «Bücher und Texte für Museen und hält Vorträge, Hühner und Schafe»
  • Alexandra Stark, freie Journalistin
  • Elvira Wiegers, «Vertreterin der Zivilgesellschaft», dazu befähigt als Nationalratskandidatin der AL
  • Nikki Böhler, ebenfalls Vertreterin, dazu Geschäftsführerin bei opendata.ch
  • Giulia Meier, ebenfalls Vertreterin, Staatsangestellte in Bern und zuständig für «Theater, Tanz, Literatur»

Vielleicht müssen wir darauf aufmerksam machen, dass das KEINE Satire ist. Nun ist es auch so, dass der Vorstand von «Le Pacte» aus nicht bekannten Mitgliedern besteht, die vor allem eine Gewerkschaftskarriere hinter sich haben, vielleicht mit Ausnahme von Jean-François Tanda.

Dieses Gerümpelturnier soll dann über die Vergabe von fast einer Viertelmillion entscheiden. Ganz objektiv und kompetent. Glaubt jemand, dass dieser Haufen einen Antrag von ZACKBUM oder von René Zeyer wohlwollend prüfen und befürworten würde? Wohl nicht mal, wenn er von Hühnern und Schafen begleitet wäre oder als Foxtrott auf offener Bühne dargeboten würde.

 

In eigener Sache

Hier spricht die Redaktionsleitung. Zwei wichtige Mitteilungen. Weltexklusiv. Nur auf ZACKBUM.ch

Packungsbeilage: Wer die Ankündigung des Endes von ZACKBUM.ch erwartet oder erhofft: schleich di, wie der Bayer so richtig sagt. Wird nicht geschehen.

I

Am 8. Mai, also vor knapp einem Monat, machte unser Mitarbeiter Adrian Venetz ein Angebot zur Güte. Er bastelte dafür extra eine Webseite, lobte sogar eine Belohnung aus und wollte nur das hier:

«Ich möchte Jolanda Spiess-Hegglin und Andreas Glarner Folgendes beliebt machen:

  • Beide sind während zwei Wochen mucksmäuschenstill auf Twitter. Sie verteilen keine Herzchen, sie retweeten nicht, sie kläffen nicht.
  • Sie treten stattdessen auf der neutralen Plattform jolandreas.ch in einen Dialog. Ein digitaler Briefwechsel. Durchaus pointiert, aber anständig. Beide schreiben in diesen zwei Wochen mindestens zehn Beiträge mit je mindestens 300 Wörtern. Sie beleidigen sich nicht, sondern legen ihre Standpunkte dar und gehen auf die Standpunkte ihres Gegenübers ein. Sie verhalten sich wie zwei vernünftige Menschen. Sie beweisen, dass sie mehr können als kläffen.
  • Auf jolandreas.ch  kommen nur diese zwei Personen zu Wort. Ihre Beiträge werden nicht kommentiert. Es werden keine Daumen nach unten verteilt, keine Herzchen gesammelt. Das Publikum hält einfach die Schnauze.»

Als zusätzliches Zückerchen legte er noch obendrauf: «Halten sich die beiden an die oben aufgeführten Spielregeln, spende ich je 300 Franken an eine von ihnen ausgewählte wohltätige Institution. Ich bin finanziell alles andere als auf Rosen gebettet, 600 Stutz sind verdammt viel Geld für mich.»

Das war wohl einer der interessantesten Beiträge, die jemals auf ZACKBUM.ch erschienen sind. Venetz wollte austesten, ob Jolanda Spiess-Hegglin und Andreas Glarner tatsächlich dialogfähig sind, neben der Dauererregungsbewirtschaftung der asozialen Medien in kontrollierter und geschützter Umgebung eine Auseinandersetzung mit Argumenten führen könnten.

Am 11. Mai hätte der erste Beitrag eintreffen sollen; egal, von wem. Wie von uns befürchtet, passierte nichts. Dialog, Debatte, heraus aus den Schützengräben von Twitter, Facebook, Instagram & Co.? Geradezu hellseherisch schrieb Venetz:

«Es ist wie in Kafkas Parabel «Auf der Galerie»: Glarner und Spiess-Hegglin werden von all den Dampfhämmern auf Twitter durch die Manege gejagt, führen brav ihre Kunststückchen auf, unterhalten ihr johlendes Publikum. Sie kommen nicht zur Ruhe.»

Es geht beiden nicht um Dialog, Debatte, Diskussion. Bedauerlich, aber nicht überrschend. Seither ist einzig Venetz etwas verstummt. In seinem Fall ist das bedauerlich.

II

Nun greifen wir dorthin, wo das wichtigste Körperteil des Menschen sitzt. Nein, liebe Männer, nicht das. Nein, der Pass ist’s auch nicht. Es ist natürlich das Portemonnaie. ZACKBUM erfreut sich einer dermassen fantastischen Leserschaft (schleim, schleim), dass immer wieder in Kommentaren oder direkt die Frage gestellt wird, wie man dafür zahlen könnte. Es werden Spenden, regelmässige Beiträge, Überweisungen in Aussicht gestellt. Auch gute Ratschläge erteilt, ob wir bspw. Substack kennen würden. Ja, tun wir.

Diese über das übliche «nur weiter so, gebt allen Saures» hinausgehenden Bekundungen von Sympathie und Wertschätzung im wahrsten Sinne des Wortes berühren uns. Motivieren uns, mit dieser Pro-bono-Tätigkeit für das Überleben des Journalismus fortzufahren.

Niemand muss mit unseren Ansichten einverstanden sein. Niemand konnte bislang einen einzigen Fehler bemeckern (ausser der gelegentlichen Falschschreibung von Namen, unsere Achillesferse). Jeder kann mitspielen (wenn er kann). Jeder hat die Möglichkeit zur Stellungnahme, wird darum angefragt.

ZACKBUM hätte beim Start am 25. Juli 2020 nie gedacht, dass es inzwischen die einzige unabhängige und ernstzunehmende medienkritische Plattform ist. In den ersten Monaten 2021 waren weitere Ausbauschrite geplant. Podcasts, Videocasts, mehr Interviews, Text to Speech, plus ein paar Überraschungen. Stattdessen schrumpfte die Mannschaft deutlich, nun gibt es noch einen Herausgeber mit (wenigen) Helfern.

Aber diese Krise ist überstanden; Stillstand ist Rückschritt, nachhaltig, zukunftsfähig, Blabla. Um diese finanziellen Angebote seriös einzutopfen, dachten wir zuerst an die Gründung eines Vereins. Als wir noch zu dritt waren. Das fällt nun weg, da immer wieder Anfragen hereinkommen, wo denn das Kässeli stünde, verkünden wir hiermit: bis Ende Juni werden wir eine Lösung für den Wunsch präsentieren, uns Geld zu geben.

Ehrenwort, beim Teutates. Wäre doch gelacht, wenn wir nicht auch eine Million zusammenkriegen würden. Oder doch nicht, denn wir werden niemals betteln oder winseln, und auch niemals mit Entleibung drohen.

Aber wir werden den Weg freimachen, damit der Rubel rollt. Dankeschön.

Tobler, der Frauenversteher

Ob Andreas Tobler früher Automechaniker war? Vom Tieferlegen hat er viel Ahnung.

Die Seite 3 der «Süddeutschen Zeitung» war mal eine Institution. Anfang der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts erfunden, erschienen hier ohne Unterlass grosse Reportagen, vertiefende Stücke, mit einem Wort: die Anstrengung, Qualitätsjournalismus zu machen.

Im Rahmen der Spar- und Schrumpfmassnahmen bei Tamedia wurde diese Seite 3 auch bei den hiesigen Tageszeitungen eingeführt. Und zu Schanden geritten. Der neuste Anschlag auf eine ehrwürdige Tradition stammt vom bereits mehrfach einschlägig aufgefallenen Andreas Tobler. Auch so ein ungeheuerlicher Heuchler vor dem Herrn.

Als es um einen «künstlerischen» Mordaufruf gegen Roger Köppel ging, zeigte Tobler sehr viel Verständnis dafür. Feige wie solche Wadenbeisser meistens sind, wollte er zu einem ausführlichen Fragenkatalog von mir keine Stellung nehmen und schwieg verbissen. Überhaupt zeichnet er sich durch fehlendes Rückgrat, aber reichlich Feigheit aus. Wird er kritisiert, belfert er ein wenig auf Twitter herum; wird er auch dort ertappt, trollt er sich.

Tobler und Qualitätsanspruch: das ist wie Nitro und Glycerin

Braucht es Konzernjournalismus und Philipp Loser ist gerade unabkömmlich, springt Tobler gerne in die Bresche und hackt auf Jonas Projer ein:

«Als jetziger Chefredaktor bei einem Boulevardmedium wie Blick TV widerspricht Projer auch dem Qualitätsanspruch der «NZZ am Sonntag» – und der linksliberalen Positionierung des Blattes

Wohlgemerkt bevor der auch nur eine Andeutung machte, wie er die NZZaS gestalten will. Beim Wort Qualitätsanspruch im Zusammenhang mit Tobler hat man allerdings das Gefühl, hier spräche ein Blinder übers Farbfernsehen. Den Vogel an Arbeitsplatzsicherung und Lächerlichkeit schoss Tobler aber mit einem Dreiseiter über das richtige Gendern im Hause Tamedia ab. An der Seite der Protest-Rädelsführerin Aleksandra Hiltmann erklärte er  einfühlsam, wie das Inkludieren aller Randgruppen inklusive Frauen sprachlich stattzufinden habe. Als Muntermacher und zum Trainieren der Lachmuskeln unerreicht.

Ein wenig Künstlermord bei Köppel, das findet Tobler verständlich, fast verdient, kommt halt davon. Aber ganz anders sieht er das bei den «Frauenbeschimpfern». Da gerät Tobler in künstliche Rage, wenn ein Idiot in einem Livestream den unappetitlichen Spruch reisst, dass eine Frau ziemlich viele Männer oral befriedigt haben müsse, damit sie viele Preise für ihre Arbeit erhalten habe.

An Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten, der Angriff richtet sich zudem nicht gegen eine Redaktorin der «Weltwoche», sondern gegen die Journalistin Patrizia Laeri. Offenbar im Zusammenhang mit der Debatte über die Zukunftsfähigkeit der auf der Blockchain-Technologie aufgebauten Kryptowährung Bitcoin. Da hatte Laeri anscheinend einen kritischen Beitrag der BBC geteilt, was ihr den Zorn eines gewissen SunnyDecree einbrachte.

Laeri betrachtet in ihrem Dok-Film verträumt Hansi Voigt beim Abschneiden von Pfefferminzblättern.
Was das mit dem Thema zu tun hat? Laeri fragen.

Den Amok enttarnt Tobler als den Schweizer Marco B., der anscheinend über eine grössere Fangemeinde in den asozialen Medien verfügt und – wie man sich auf seinem YouTube-Kanal vergewissern kann – entschieden schneller spricht als denkt. Es ist ja auch unfair, wegen eines Wirtschaftsthemas auf Laeri loszugehen; die hat gerade in ihrem Filmchen über Spiess-Hegglin & Co. unter Beweis gestellt, dass sie nicht einmal den Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn kennt.

Ein Beispiel, zwei Beispiele, eine Welle

Nun wäre ja eine Attacke eines Halbschlauen gegen Laeri noch nicht ganz dem Niveau der Seite 3 angemessen. Also darf Laeri jammern:

«Früher waren es ältere Herren, die mich in E-Mails und Briefe beleidigten, heute sind es die Krypto-Jünger, die mich attackieren.»

Das sei allgemein eine Unsitte, assistiert Tobler, vor allem im Zusammenhang mit Kritiken an Bitcoin. Nun weiss aber selbst er, dass ein Beispiel nicht wirklich für eine Welle reicht. Also zerrt er noch Dorothea Baur, Beraterin für Nachhaltigkeit im Tech-Bereich, herbei. Die fühlt sich auch umzingelt von Krypto-Jüngern, die sie attackierten, wenn sie etwas Kritisches zum Energieverbrauch beim Herstellen der Kryptowährung poste.

Damit sind es schon zwei Beispiele. Eigentlich bräuchte es drei, aber schliesslich heisst es schon Seite 3, also was soll’s, sagt sich Tobler. Leider wird er auch auf diese Frage nicht antworten, daher bemühen wir uns erst gar nicht. Berechtigt ist sie schon: wieso verschwendet Tobler ausgerechnet jetzt eine ganze Seite, um Laeri die Chance zu geben, sich als sexistisch verfolgtes Opfer zu gebärden?

Solche primitiven Anrempeleien sind ja leider in vielen Gebieten der immer übler riechenden sogenannten sozialen Medien üblich geworden. Zudem ist der Rülpser von SunnyDecree tatsächlich widerlich. Aber es scheint sich um einen einmaligen Ausrutscher gegenüber Laeri zu handeln, offenbar hatte Tobler Mühe, auch nur ein zweites Opfer aufzutreiben, um das zu einer allgemeinen Tendenz hochzuzwirbeln:

«Doch die Ausfälligkeit des 32-jährigen Youtubers ist kein Einzelfall. Sein Ausraster ist vielmehr symptomatisch für einen Teil der Bitcoin-Szene, der sich wiederholt in aggressivem Verhalten ergeht, wenn Kryptowährungen kritisiert werden. Vor allem gegenüber Frauen.»

Tja, ein solcher Aufschwung ins Allgemeine müsste eigentlich von so etwas wie einer empirischen Untersuchung, vielleicht gar einer wissenschaftlichen Arbeit gestützt werden. So war das jedenfalls früher, und da hätte ein Tobler keinesfalls eine Seite drei vollschmieren dürfen, sondern höchstens ab und an die Aschenbecher bei Themensitzungen leeren.

Mordaufruf, na und? Frauen beschimpfen? Niemals

Also, einen Mordaufruf gegen Köppel findet Tobler künstlerisch ganz okay. Aus einem einzigen Beispiel eines verbal Entgleisten macht er hingegen eine ganze Welle von «Frauenbeschimpfern», mit viel Mühe zerrt er noch ein zweites Beispiel aus dem Hut, ohne dass es da konkret würde.

Warum macht er das? Laeri ist gerade mit ihrem Versuch, eine Drei-Frauen-Wirtschafts-Talkrunde auf YouTube zu installieren, kräftig auf die Schnauze gefallen. Ihr sogenannter Dok-Film könnte die goldene Himbeere, die saure Zitrone und den Preis der am dichtesten fliegenden faulen Eier abräumen, so schlecht ist der. Da kommt natürlich eine Opferinszenierung gerade recht, um einer absaufenden Karriere vielleicht einen Rettungsring zuzuwerfen. Da Tobler noch nie ein Recherche-Held war, ist davon auszugehen, dass ihm Laeri diese heisse Exklusivstory steckte.

Soweit, so schlecht. Aber wo sind auch hier die Kontrollinstanzen, die verhindern, dass ein solcher Schwachsinn ins Blatt kommt?