Vorsicht! Der Mann hört Stimmen
Lukas Bärfuss muss seine Medikamente abgesetzt haben. Seither flüstert es um ihn herum.
Diese Fehleinschätzung könnte von Nora Zukker sein: «Er ist der wichtigste zeitgenössische Schweizer Schriftsteller», trötet der «SonntagsBlick». Und erweist sich damit einmal mehr als das Blatt der Armen im Geiste; der Ungebildeten, Unfähigen und Möchtegerns.
Letzthin hat der SoBli eine unselige Vorliebe für letztklassige Schriftsteller entwickelt. Da wäre mal der «Zürcher Schriftsteller Thomas Meyer». Der nimmt angeblich «Stellung zu Lebensfragen». Duftnote:
«Mein neuer Freund furzt ständig. Nicht vor anderen Leuten, aber wenn wir zu zweit zu Hause sind. Ich finde das eklig. Er meint, das sei doch natürlich. Und er fühle sich halt wohl mit mir. Was soll ich tun?»
Der nötige Beweis, dass das nicht rabenschwarze Satire ist …
Das wollen wir eigentlich nicht wissen und eilen mit zugehaltener Nase zum nächsten Weltenlenker im SoBli. Richtig, da kann es nur einen geben:
«Wie im Strassenverkehr: Wer verkehrt fährt, ist auf die Vernunft der anderen angewiesen. Wer ist hier Geisterfahrer – die Schweiz oder die 27 EU-Nationen?» Mit diesem schiefen Bild fordert auch Frank. A. Meyer die Dichterkrone in der aktuellen Ausgabe des SoBli. Aber, leider, leider, sie bleibt ihm – genau wie die Anerkennung in intellektuellen Kreisen – verwehrt.
Quadriga, Lächeln, unmögliche Jacketfarbe: der Geisterfahrer im Bild. Ähm, im «Blick».
Denn unschlagbar meldet sich mal wieder der wichtigste Schriftsteller der Schweiz mit «einem Essay» zu Wort. Hier verlassen wir allerdings schnell den Bereich von Spass und Tollerei. Betreten stattdessen den dunklen Grenzbezirk zwischen fehlendem Genie und dräuendem Wahnsinn.
Offenbar ist es dem SoBli noch nicht aufgefallen, dass der Titel Schriftsteller nicht durch das Verfassen von sortierten Buchstaben verdient wird. Auch nicht dadurch, dass der wirkliche Schriftsteller Georg Büchner Opfer einer Massenvergewaltigung durch eine Jury wird, die in völliger Umnachtung nicht die Fähigkeiten, sondern die Gesinnung von Lukas Bärfuss mit dem gleichnamigen Preis entwürdigt hat.
Nichts. Ausser der hier Abgebildete ist der Nachbar …
Seither arbeitet Bärfuss daran, mit weiteren Sprachverbrechen die Jury inständig zu bitten, sich diese Fehlentscheidung doch nochmal zu überlegen. Der neuste Versuch: Der Essay «Das Flüstern». Schon der erste Satz beinhaltet eigentlich alles, was es braucht, um den Autor als Dumpfschwätzer zu entlarven:
«Ein Flüstern geht durch dieses Land, die Schweiz, und es wird lauter mit jedem Tag.»
Dürfen wir vorstellen: der gehende Flüsterer. Wer ihm begegnet, neige sein Haupt – oder wende sich mit Grausen ab. «Durch dieses Land, die Schweiz», dieses nachgeschobene, nachgestellte, verstellte Substantiv soll Dichterschwere und tiefes Grübeln simulieren. Löst allerdings nur den ersten Lachreflex aus. Der dann in immer lauteres Kichern übergeht. Denn erstens probiert Bärfuss diesen Manierismus (Nora Zukker, das ist eine Stilart im, ach nö, forget it) nochmal aus «wird lauter mit jedem Tag». Zweitens; wenn ein Geflüster immer lauter wird, was wird es dann?
Psychogene Taubheit? Schwerhörigkeit? Oder Schlimmeres?
«Anschwellender Bocksgesang» nannte das mal Botho Strauss (Nora Z..., aber wozu). Das war immerhin mal ein Dichterwort, hier ist es nur das Wort eines Leichtmatrosen des Gedankens, der nicht mal ein Sprachbild hinkriegt, ohne sich dabei lächerlich zu machen. Aber er ist so stolz auf diesen Einfall, diesen Durchfall, so verliebt darin, in dieses Wort, das nachgestellte, das bedeutungsschwangere, das aber in ständiger Fehlgeburt durch das Essay geistert, dass er davon nicht lassen kann. «Das Flüstern geht auch durch die Umweltverbände», «wir hören dieses Flüstern, wenn es um unsere Gesundheit geht». Nein, Lukas Bärfuss, nein, wer dieses Flüstern hört, ist nicht gesund, hat zumindest einen Gehörschaden. Ist es F44.6 (psychogene Taubheit), ist es F80.2 (Worttaubheit), ist es Schwerhörigkeit, autistisches Verhalten? Das müsste einer Differenzialdiagnose überlassen werden, aber ich bin zwar promoviert, ein Doktor, aber Mediziner, das bin ich nicht.
Grimmig, so schaut der Dichter auch hier, in diesem Foto.
Aber, wie weiter, geht es, mit dem Dichter, mit Bärfuss? «Selbst in den Gewerkschaften setzt langsam das Flüstern ein». Oh, liebe Gewerkschafter, stellt endlich die Megaphone ab, lauscht stattdessen auf das einsetzende, umhergehende, anschwellende Flüstern in euch. Denn «das Flüstern» wird eigentlich überall «lauter». Aber was flüstert es denn? Nun, zum Beispiel: «Migration ist nicht zuerst ein Schaden, nicht zuerst ein Problem.» Stimmt; das unterscheidet Migration vom Dichterwort eines Bärfuss.
«Bei jenen, die sich an die Neunzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts erinnern, wird das Flüstern bisweilen zum lauten Rufen»; meiner Treu, das wird ja nun eine Apotheose, Aristophanes lässt grüssen (Lukas Bärfuss, das war ein griechischer, aber lassen Sie sich das vielleicht von Nora Zukker erklären).
Achtung, Durchzug! Fenster schliessen
Denn nun legt Bärfuss auf den Tisch die Karten, als hätte er umzustellen gelernt die Worte vom alten Jedi-Meister Yoda, dieser Muppetshow-Puppe aus War Stars: «Sollten wir nicht einmal erfahren, was mit unseren Volksrechten, was mit unseren Sozialwerken, was mit unseren Institutionen, mit unserer Wirtschaft, Bildung und mit unserer Kultur geschehen würde, wenn die Schweiz – ja, wenn die Schweiz Mitglied würde in der Europäischen Union? Wäre es nicht an der Zeit, sich von allen Ängsten zu befreien, die stereotypen Vorwürfe des Landesverrats zu ignorieren»?
Die Zeit ist jetzt, der Ort ist hier: «Es öffnet sich gerade ein Fenster, es wird sich wieder schliessen, wenn ihr nicht dafür sorgt, dass dieses Flüstern eine Stimme bekommt, eine laute, in den Betrieben, den Schulen, den Wohngemeinschaften und den Einfamilienhäusern, in den Universitäten und den Hochschulen, eine Stimme ganz angstfrei und mutig:
die Schweiz als 27. Mitglied der Europäischen Union!»
Kommet herbei, ihr Menschen in diesem Land, der Schweiz, findet zum gemeinsamen Flüstern, zur Stimme, besinnt euch auf Mut und Angstfreiheit, «verpasst nicht noch einmal die Chance».
Ich aber erhebe die Stimme, die meine, vom Flüstern zum lauten ängstlichen, todesmutigen Ruf: wer kann Bärfuss heilen? Wer kann ihm vorher verbieten, die deutsche Sprache weiter zu schänden? Ist denn der SoBli nicht schon mit zwei anderen Schriftsetzern geschlagen, braucht es da wirklich noch einen dritten im Bunde? Ich weiss, den beigestellten Fotos von Bärfuss muss man entnehmen, dass er sich dagegen wehren würde, gegen das, mit diesen Metzgerhänden, den seinen, diesem grimmigen Blick im Antlitz, dem unrasierten. Aber um unser aller geistiger Gesundheit willen: stellt den Mann endlich ab! Bitte. Er soll doch einen zweiten Dichterwohnsitz in Paris haben. Die Franzosen halten das aus, bestimmt. Wir aber, wir nicht.
Lukas Bärfuss bin ich damals in Bern, ein, zwei Mal über den Weg gelaufen. Der düstere Blick, der offenbar noch heute sein Markenzeichen ist, blieb mir für immer in Erinnerung. Ein Blick der sagt: J’accuse. Ein Blick der sagt: Wir sind Opfer, aber wir werden uns wehren. Ein Blick der sagt: ich habe dich durchschaut, du Verkörperung des Bösen. So bin ich natürlich nicht erstaunt, dass der Mann mit dem Blick nun beim Blick, als eine Art neue Oberpriester sogar beim Sonntagsblick, auf uns blickt und uns böse Menschen durchschaut, die unsere Studenten vom erfolgreichen europäischen studieren abhalten, die mit unseren symptomlosen Corona-Kindern unsere Grosseltern töten wollen und die darauf hoffen, dass Trump die Berner Altstadt schleifen lässt, um auf dem Gelände einen Golfplatz zu bauen!
Kaum auszuhalten…nach der Lektüre dieses Artikels wollte ich mich als bisher nicht besonders Bärfuss-affiner Leser versichern, dass es sich bei diesem Geschreibsel im SoBli nicht um einen einmaligen Ausrutscher gehandelt hat…und finde – oh Wunder – gleich einen Link auf einen Bärfuss-Kommentar im Bli ohne So, Ausgabe vom 12.03.2021, mit dem Header «Überheblichkeit ist tödlich». Da stellt sich mir doch spontan die Frage «warum lebt der Herr noch?»…aber lassen wir das…Herr Bärfuss ergiesst sich hier verbal über unzählige Zeilen und erhebt sich als Moralapostel über das niedere Fussvolk, will gleichzeitig jedoch Demut predigen…(IRONIE ON) ein Tor soll sein, wer darin einen Widerspruch sehen will (IRONIE OFF). Die Bodenhaftung verliert der Autor jedoch spätestens, wenn er von Tausenden verlorenen Müttern, Vätern, Brüdern, Schwestern, Söhnen und Töchtern spricht – ein kurzer Blick auf die Todesfallstatistiken des BFS hätte Herrn Bärfuss diesen Satz möglicherweise etwas umformulieren lassen – auch wenn der dramaturgische Effekt dann bedauerlicherweise dahin gewesen wäre. Ganz zum Schluss noch dieses: George Lucas und neuerdings auch J.J. Abrams scheinen es Herrn Bärfuss mit den Star Wars Geschichten und insbesondere mit dem süssen Yoda tatsächlich angetan zu haben – das heitere Wortjonglieren konnte er auch hier nicht lassen. Auf die Nennung der Passage verzichte ich an dieser Stelle mit voller Absicht – wer Lust hat kann dies selber frei nach dem Motto «Fröhliches Yoda-Raten mit Luki» im beschriebenen Artikel tun – viel Spass!
So, das war mein erster Kommentar auf zackbum.ch und vielleicht darf ich ja wieder mal 🙂
Da kann ich nur Marcel Reich-Ranicki zitieren:
«Die Deutlichkeit ist, davon bin ich überzeugt, die Höflichkeit der Kritiker.“
Zum Geisterfahrer:
Zutreffende Zwischenüberschrift!
Wenn diesem „grossen Helden» etwas nicht passt dann plädiert der sehr schnell auch für das allerletzte Mittel, Bomber starten und mit Brachialgewalt draufhauen.
Vormals bezeichnete man so Helden auch als elende Kriegshetzer.
Das so Helden vornehm auf einen Platz an der Front verzichten, ist eine Sache für sich Respekt und Glaubwürdigkeit erheischt Das NICHT.
So ein Grosskotz ist nicht würdig zb. einem Peter Scholl Latour (innzwischen Verschieden) auch nur die Schuhe zu putzen.
Man hofft bei Lukas Bärfuss, dass alles nur eine Verarschung des Publikums ist und er sich darüber krumm lacht. Dass der lächerliche vergrämte Gesichtsausdruck vor dem Schlafzimmerspiegel eingeübt ist. Doch vermutlich wird diese Hoffnung vergeblich sein. Bärfuss muss tatsächlich seine Medikamente abgesetzt haben. Zum Vorschein kommt der grösste schriftstellerische Wichtigtuer den die Schweiz jemals erlebt hat.
Die Wortmeldungen von Lukas Bärfuss immer sehr lapidar. Vermisse deshalb die umwerfend klugen, amüsanten Kolumnen eines Peter Bichsel sehr.
Seine Beobachtungsgabe und seine Fantasie wird Bärfuss nie erreichen können. Oberfläche bleibt Oberfläche; Selbstüberschätzung auch.
«lapidar» ist bestimmt nicht das richtige Wort im Umgang mit Bärfuss, Frau Maier.
Der Lapidarstil wird in der Regel als im positiven Sinne nüchtern und objektiv empfunden, als stilistische Tugend. Auch «kurz und bündig» und «in groben Zügen» steht für den Begriff «lapidar».
«läppisch» scheint mir passender zu sein im Umgang mit Bärfuss. Steht für «kindisch, albern und unbedeutend».
Auch ich vermisse die Kolumnen eines Peter Bichsel sehr; damals regelmässig in der Schweizer Illustrierten bis im Dezember 2014.
https://www.schweizer-illustrierte.ch/gesellschaft/notabene/peter-bichsel-ein-tisch-ist-ein-tisch-letzte-kolumne-abschied
»Die Geschichte bewegt sich nicht im Ochsengang, nicht in einem gleichmäßigen Trott. Sie gleicht eher den wilden Sprüngen eines Pferdes, das nach Tagen im Stall wieder auf die Weide gelassen wird«,
auch vom Möchtegern-Marlboro-Mann und Schriftsteller Bärfuss. So-Bli-Leser blättern beim Geschwurbel von Bärfuss weiter. Er sollte mit Thomas Meyer zusammen die Lebensberatung in der Zeitung machen.
Beim furzenden Freund würde Bärfuss dann Flüsterfürze empfehlen, leiser aber immer noch stinkend, immerhin!
Bärfuss ist das kulturelle Feigenblatt für den So-Bli, auf einem Haufen Mist macht sich eine Blume prächtig!