Was ist denn hier los?
Das Magazin mit dem langen Namen schlingert vor sich hin.
Auf dem Cover tut das «NZZ am Sonntag Magazin» so, als sei es der kleine (oder grosse) Bruder vom Tamedia «Magazin». Die verschneite Foto einer Reportage über den CEO der Jungfraubahnen, als Beigemüse Fanny Ardant, «Ikone des französischen Kinos». Schwein gehabt, dass sie nicht Gérard Depardieu genommen hatten, die andere Ikone. Und Kate Moss wird 50, was ansonsten eher spurlos an uns vorüberging.
Ein Inhaltsverzeichnis mit der News, dass Frauen keine Röcke mehr tragen. Dafür Hosen. Strumpfhosen. Wow. Nach der Geistreichelei von Christoph Zürcher dann eine recht banale «Selbstbetrachtung» mit einer Kuratorin.
Das Herzstück, sieben Seiten über Urs Kessler. Eine unspektakuläre Abarbeitung einer etwas speziellen Karriere. Irgendwie so blass wie die Fotos, die den Text begleiten.
Dann eine Hammerstory, «Da fehlt doch was». Eben die Hose. Der Beweis: «Die Schauspielerin Paige deSorbo ohne Hosen an einem Event in Las Vegas». Paige who? An was für einem Event? Ach, und dann gibt es als Beweis noch ein Schwarzweissfoto von Edie Sedgwick. Edie who? Na, «bekannt als das Mädchen mit den Strumpfhosen». Devise: Trend, kommt heraus, du bist umzingelt.
Schliesslich weiss die französische Filmikone Fanny Ardant: «Sich als ältere Frau in einen jüngeren Mann zu verlieben, ist heute eines der letzten Tabus.» Wirklich wahr? Sagen wir mal so, sich so fotografieren zu lassen, das braucht tatsächlich Mut:
Was lässt sich zum Interview sagen? Die Autorin habe schon viele Stars getroffen. «Aber das Treffen mit Ardant war eines der unvergesslichsten.» Wahnsinn.
Und schon sind wir bei ZACKBUMs Lieblingsgefäss «Bellevue». Gratiswerbung für eine englische Bettwäsche- und Pyjama-Firma. Was man auf dem Bild sieht, kostet zusammen bloss rund 1000 Franken. Dann die Wimmelseite «was auf dem Schreibtisch landete und nicht in den Papierkorb wanderte». Darunter ein Toastständer aus Keramik. Wer um Himmels willen braucht einen Toastständer? Aus Keramik? Für 150 Franken?
Und wer braucht einen «Zitrusfrüchtesalat mit Fenchel und Oliven»? Und wer braucht eine «kleine oder grosse kulinarische Reise» für 255 oder 295 Franken auf dem Sonnenberg in Zürich? Ausser, er muss sie nicht selbst bezahlen. Braucht man Lebenshilfe beim Thema «Wie umgehen bei Büroklatsch»? Will man all die Möchtegerns bei der «Eröffnung des «Mandarin Oriental Savoy»» sehen?
Und will man die Gratulation von Andrea Bornhauser zum 50. des verblühten ehemaligen Topmodells Kate Moss lesen, dessen Heroin-Chick vielleicht in den 90ern shocking war, aber heute nicht mal mehr als Erinnerung taugt?
Nein, will man nicht. Daher stellt ZACKBUM die Lektüre ein und hofft, dass das Gleiche dem Magazin passiert.
Kate Moss war und ist rattenscharf. Und das als Engländerin! Das ist immer einen Beitrag wert; was sage ich: zwei.
Das ist doch mal ein richtig guter Kommentar.