Darf’s etwas weniger sein?

NZZamSonntag und ihr Magazin dümpeln unter neuer Leitung.

Vielleicht ist der Stossseufzer über dem Titel des «NZZ am Sonntag Magazin» ernst gemeint: «Bringt uns die Chefs zurück!».

Zwar hat die NZZaS inzwischen fast mehr Häuptlinge als Indianer. Das Resultat ist aber nicht wirklich eine Friedenspfeife wert; der Leser fühlt sich eher an den Marterpfahl gebunden.

Fangen wir mit der grossen Folter an, dem Magazin. Kann man so ein Cover wirklich ernst meinen?

ZACKBUM liest auch nicht zum Spass, muss sich das aber schöntrinken. Als überzeugte Kampffeministen fragen wir uns einleitend, ob so eine Werbung noch geht:

Aber gut, heutzutage muss jede Redaktion schauen, wo das Geld herkommt. Aber gleich mit Kleingeld klimpern und eine Idee der Konkurrenz rezyklieren, gehört sich das heutzutage auch, lieber Herr Christoph Zürcher?

Trump, Milet, Wilders, Johnson, wie oft werden deren Frisuren wohl noch durchgehechelt? Und braucht es wirklich zwei Nasen, um Weinnase Peter Keller zum x-ten Mal Antworten über alles, «was man über vergärten Traubensaft wissen muss», zu entlocken? Und gibt es denn keinen Redigator bei der NZZ, der diese Krampfumschreibung für Wein streicht?

Gut, wahrscheinlich traut sich Beat Balzli vor Weihnachten nicht, das Magazin zu spülen. Aber fürs nächste Jahr besteht doch wohl Hoffnung.

Immerhin, die Front kommt viel aufgeräumter daher als vorher, wo irgend ein bis auf die Unterhose schwarz gekleideter AD die hirnrissige Idee hatte, an bester Stelle einen Weissraum einzurichten:

Sechs Anrisse, darunter eine hübsche Illustration zur Bauernmacht, dazu vier Artikelstarts. Nicht schlecht. Bloss das Zitat könnte man sich entweder sparen oder halt etwas Kräftigeres als das Gedöns von Gordana Mijuk  («Dubai steht für …») finden.

Dass Balzli in seinem Editorial sein Lieblingssteckenpferd reitet, das Banking, nun ja, er fängt ja erst an, eine Sonntagszeitung zu machen. Wieso er eigentlich zu diesem Job kam (ursprünglich war er bei der NZZ für Deutschland vorgesehen), muss noch enträtselt werden. Genauer: wer im letzten Moment absagte.

Dass die Bauern in der politischen Schweiz über eine noch schlagkräftigere Lobby als Pharma und Finanzen verfügen, ist nun auch eine Erkenntnis, die dem Wetterbericht von gestern ähnelt.

Leider pflegt dann die NZZaS die Unsitte, jemanden, der ihr nicht passt, mit einem demagogischen Bild eins in die Fresse zu hauen. Erstaunlich, auf welch primitives Niveau die alte Tante immer wieder sinken kann:

Es mag viele Gründe geben, die AfD oder ihre Protagonisten nicht zu mögen. Aber deswegen jeglichen journalistischen Anstand zu verlieren, das geht dann auch nicht.

Ziemlich lustig hingegen ist der Versuch der NZZaS, die Aussage von Bundesrätin Baume-Schneider zu stützen, dass die Schweiz ohne weiteres 12 Millionen Einwohner haben könne. Wie das? Nun, von Japan lernen, empfiehlt Felix Lill aus Tokio. Schliesslich beherberge dieser «grösste Ballungsraum der Welt auf deutlich weniger Raum als die Schweiz gut viermal so viele Menschen», nämlich 37 Millionen.

Die Tipps gehören aber eher in die Sendung «Es darf gelacht werden». Waschsalons sparen den Platz für eine «sperrige Waschmaschine», als ob in der Schweiz viele Mieter darüber verfügen würden. Sauglatt ist auch der Hinweis, dass «billige Schnellrestaurants» die «eigene, enge Küche entlasten» können. Liebes-Hotels gäben «Raum für jeden Fetisch». Dazu Wohnungen ohne Bad, zu Fuss einkaufen, schliesslich die «letzte Ruhe im Urnenturm». Wieso die NZZaS – vorausgesetzt, sie will einen gewissen Qualitätsanspruch behalten – diesem «International Journalist» ihre Spalten öffnet, der aus «mehr als 40 Ländern» berichtet haben will, bleibt schleierhaft. Ausser als Sparmassnahme.

Unter diese Rubrik fällt wohl auch «Corona, willkommen zurück!» Pädagogisch wertvoll, sonst aber schnarchlangweilig ist die Reportage, wie denn Videos aus Nahost auf Jugendliche wirken. Aber, es gibt Lichtblicke. So die Reportage über einen zwielichtigen iranischen Vertrauensanwalt der dortigen Schweizer Botschaft.

Gleich um die Rettung der Demokratie («Republik», aufgepasst) kümmert sich Alain Zucker. Wie? Er interviewt den Politologen (who the fuck is) Daniel Ziblatt. Der sei «Politikprofessor an der Harvard University». Allerdings gehört er nicht zu den genau 25 University Professors, ein Ehrentitel dort. Sondern zu den über 2000 dort Lehrenden oder Forschenden. Auch dieses Interview, immerhin ein Service am Leser, hat einen Titel, der es einem leicht macht, auf die Lektüre zu verzichten: «Reiche Demokratien sterben nicht».

Sterbenslangweilig ist dann die Seite «Report und Debatte». Beides findet dort nicht statt. Sondern Schnarchkolumnen vom selbst bei Tamedia abgehalfterten Michael Hermann, der nichts Eigenes zustande bringenden Aline Wanner und vom sich selber rezyklierenden Rolf Dobelli. Einwandfrei der Tiefpunkt des Blatts.

Interessant wird es dann im Wirtschaftsteil. Dort bekommt Iqbal Khan von der UBS Gelegenheit, sich von allen Sünden reinzuwaschen, Lobeshymnen auf seinen Chef Ermotti zu singen und sich so in die Pole Position für dessen Nachfolge zu bringen. Das nennt man Beziehungspflege à la NZZ. Muss es aber sein, selbst solche Flachheiten ohne kritische Nachfrage hinzunehmen? «Die Grösse der UBS sorgt für mehr Stabilität». Wie schon der Kapitän der Titanic sagte.

In der Kultur setzt man auf sichere Werte. Ein Interview mit Christoph Waltz, dessen Schauspielkunst an diejenige von Arnold Schwarzenegger erinnert. Beide kommen mit zwei, maximal drei Gesichtsausdrücken durchs Leben. Und thanks God it’s Christmas. Zeit, «Unsere Besten 2023» auszupacken, das Recycling-Angebot für die Alzheimer-Kranken unter den Lesern.

Dann noch «Die Summe all …», irgendwie soll der Titel weitergehen, aber das hat ZACKBUM nicht ausgehalten.

 

 

4 Kommentare
  1. Peter Bitterli
    Peter Bitterli sagte:

    Endlich deutet mal jemand an, was für ein grottenschlechter Schauspieler und dazu masslos eitler Dampfplauderer dieser Christoph Waltz doch ist. Ganz herzlichen Dank auch!

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  2. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    «Mit Umfragen gedopt» – ein typisch niederträchtiger Hetzartikel von Silke Mertins gegen eine Partei, die den links-diktatorischen Mainstream herausfordert. Dieses Mal wird in Bild und Text Maximilian Krah hässlich dargestellt, nächstes Mal dann wieder die Wähler. So geht Hass und Hetze.

    «Reiche Demokratien sterben nicht» bläst ins gleiche Horn. Das Interview, geführt vom weltanschaulich gleichgeschalteten Alain Zucker, ein totaler Schwachsinn, der die Marke NZZ beschämt.

    Fehlt bloss noch ein typischer Wutartikel von Bettina Schulz, wie saudumm doch die Briten gewesen seien, gegen den antidemokratischen Zentralismus der EU und für Eigenständigkeit und den Brexit zu stimmen. Aber das kommt bestimmt wieder.

    Herr Balzli, falls Sie das hier lesen: Misten Sie endlich diesen Saustall aus!

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